No. 56
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. Juli
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 56 Seite 1]

Der Willkommengruß der Londoner City an das deutsche Kaiserliche Paar, der weithin sichtbar bei einem großen Blumenbaldachin winkte, lautete, genau von der Tgl. Rdsch. abgeschrieben: "Möge ihr freundlicher Besuch vester knüpfen die Ver Wandschaft!" Für diejenigen, die lieber gutes Englisch lesen, ist die freie Uebersetzung auf der anderen Seite des Riesenbanners zu lesen. Sie sagt uns, was die Herren von der City mit der "vestern Ver Wandschaft" meinen, indem sie dem Kaiserpaare entgegenwinkt: "May your visit cement our friendly relations!"
I. M. die deutsche Kaiserin hat am Mittwoch Vormittag, nachdem sie sich in einem Sonderzug von Felixstowe nach Schloß Windsor begeben hatte, dort "ihren Stolz", die kaiserlichen Prinzen vorgestellt. Am Nachmittag ist die Kaiserin mit den Prinzen wieder nach Felixstowe zurückgekehrt. Die kaiserliche Familie lebt dort sehr einfach, die Prinzen bewegen sich viel in freier Luft am Strand.
In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag ist die "Hohenzollern" in den Hafen von Bergen eingelaufen. S. M. der Kaiser ist während des Donnerstags an Bord geblieben und hat Vorträge des Militär= und Marinekabinetts entgegengenommen und die Geschäfte für den am Abend abgehenden Kourier erledigt. Es ist auch bei der jetzigen Nordlandsreise des Kaisers ein regelmäßiger Nachrichtendienst zwischen Berlin und dem jeweiligen kaiserlichen Aufenthaltsort eingerichtet worden. Die Kourire treffen täglich von Berlin bezw. von Norwegen in Hamburg zusammen und wechseln dort ihre Schriftstücke aus Um 5 Uhr abends hat der Kaiser eine Fahrt nach dem Landsitz des deutschen Konsuls Mohr unternommen und ist daselbst zum Thee geblieben. Nach der Rückkehr des Kaisers an Bord hat die "Hohenzollern" gegen 7 Uhr Bergen verlassen, um zunächst nach Bodoe zu gehen.
Die Londoner Polizei und besonders das Detektivbureau in Skotland Yard hat, wie die "Allg. Engl. Corresp." sagt, eine aufreibende Woche hinter sich. Die anarchistischen Maulhelden hatten seit Wochen damit geprahlt, daß sie den deutschen Kaiser während seines Aufenthaltes in London gröblich insultiren würden. Die Polizei hatte deshalb ein aufmerksames Auge auf die Gesellen und war jeden Augenblick bereit, erforderlichen Falls den Mißbrauch der englischen Gastfreundschaft und eine Beleidigung des Gastes der Nation energisch zu ahnden. Auch in Hatfield fehlte es während des kaiserlichen Besuches nicht an Londoner Geheimpolizisten. Hatte doch das Publikum freien Zutritt zu dem Park, in welchem sich der Kaiser aufs ungezwungenste bewegte. Die anarchistischen "Kundgebungen" sind gottlob auf ein Minimum beschränkt geblieben und so spurlos in dem Jubel der englischen Massen untergegangen, daß sie ihren Zweck, Aergerniß hervorzurufen, gründlich verfehlt haben.
Der Besuch des deutschen Kaisers in England hat in Petersburg und Moskau großen Zorn, und was man bei kleineren Staaten Beunruhigung nennen würde, hervorgerufen. Die den Regierungskreisen nahe stehende Moskauer Zeitung bringt aus diesem Anlaß einen scharfen Leitartikel, in welchem sie ausführt, Deutschland wünsche, England seiner Flotte wegen in den Dreibund hineinzuziehen. Denn wenn die italienischen Küsten von einer englischen Flotte beschützt würden, so brauche Deutschland kein Armeecorps in die Alpen zu entsenden. In gleicher Weise würde ein zweites Armeecorps durch den englischen Schutz der Nordseeküsten erspart. Dieser Gewinn würde Deutschland in den Stand setzen, eine größere Truppenmacht zu einem Angriff auf Rußland zu konzentrieren. Das Blatt meint, die englische Regierung wäre geneigt, dem Dreibunde beizutreten, wenn sie sich nicht vor der Stimme der öffentlichen Meinung fürchtete.
Die "N. Fr. Pr." meldet aus Wien: Dem Vernehmen nach wurde am Mittwoch in Hatfield ein Protokoll ausgefertigt, das die Gleichheit der Interessen des Dreibundes mit jenen Englands feststellt.
Vom Kaiser=Besuch in London wird nachträglich folgender ergötzlicher Vorfall mitgetheilt: Vor dem Kaiser konzertierte am Sonntag in Hatfield Signor Paolo Tosti. Als er den Dirigentenstab erhob und das Zeichen zum Beginn der ersten Konzert=Nummer gab, hat ihm wohl niemand angemerkt, welch' sorgenvolle Stunden er bis dahin überstanden hatte. Gerade, als er mit seiner Kapelle Sich in Hatfield zum Essen niedersetzte, entdeckte Signor Tosti, daß er den Handkoffer vergessen hatte, in welchem sich die Programme, die Noten und sein Dirigentenanzug befanden. Ein Telegramm nach dem andern wurde nach London geschickt, damit alle diese durchaus nöthigen Requisiten noch zeitig genug in Hatfield anlangten, möchte es kosten, was es wolle. Eine Sonderlokomotive brachte endlich noch eben früh genug den ersehnten Koffer, ohne dessen werthvollen Inhalt die Gäste des Marquis von Salisbury um die Gabe der Musen gekommen wären.
Der übliche Zarenbesuch in Berlin wird wiederum am politischen Horizont sichtbar. Diesmal ist es die "Kreuz=Zeitung", die einen Besuch des Zaren für diesen Herbst in Berlin ankündigt Die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" aber sagt, daß in Hofkreisen in Berlin absolut nichts von einer Absicht des Zaren, nach Berlin zu kommen, bekannt sei.
Wie aus Kiel gemeldet wird, ging Prinz Heinrich mit der Yacht "Irene" bei der am 15. d. M. stattgefundenen Regatta in der ersten Classe als erster durchs Ziel. In der dritten Classe gewann Professor Busley den ersten Preis.
Fürst Bismarck ist mit seiner Gemahlin am Donnerstag Mittag von Friedrichsruh zunächst nach Schönhausen abgereist und wird sich von dort dann in einigen Tagen nach Kissingen begeben. Die Fürstin, die sich etwas geschwächt fühlt, ist im Rollstuhl zu dem vor dem Schloßthor haltenden Salonwagen des Zuges gefahren worden. Fürst Bismarck, der sehr wohl aussah, dankte aus dem Salonwagen auf die Grüße des Publikums mit den Worten: "Auf Wiedersehen in drei Monaten!" Nach 2-3 wöchentlichem Aufenthalt in Kissingen soll dann zunächst Varzin besucht werden.
Der Kriegsminister von Kaltenborn=Stachau

[ => Original lesen: 1891 Nr. 56 Seite 2]

begab sich am Freitag zur Vornahme von Besichtigungen nach Mörchingen, Dienze, Saarburg und Zabern und reist von Metz aus nach Straßburg weiter.
Der preußische Kultusminister hat jetzt, wie die "Post" mittheilt, die Professoren v. Bergmann und Hahn in Berlin angewiesen, sich der gegen sie erhobenen Anklage des Assessors Dr. Leidig gegenüber, Krebsübertragungen bei Patienten zu wissenschaftlichen Zwecken vorgenommen zu haben, zu rechtfertigen.
Das Neueste auf militärischem Gebiet ist, daß unsere Kavallerie andere Säbel erhalten soll. Vor der Hand werden noch Versuche gemacht. Beim 2. Garde=Ulanen=Regiment sind seit einiger Zeit solche neue Säbel in Gebrauch. Sie haben eine Länge etwa wie die Faschinenmesser der Infanterie, find jedoch leichter als diese; nach vorn in eine gerade Spitze auslaufend, sollen diese Säbel als Stoßwaffe dienen und am Sattel angeschnallt getragen werden.
Die Befestigungswerke von Belfort sollen erheblich verstärkt werden. Kriegsminister Freycinet, von Haus aus Ingenieur, arbeitete selbst einen bezüglichen Plan aus.
Das Journal "Piccolo" enthält eine römische Depesche wegen einer Aufdeckung neuer Verluste bei der Verwaltung des Peterspfennigs. Der Fehlbetrag soll angeblich 30 Millionen sein.
Die portugiesische Regierung hat den Eingangszoll für Getreide auf 7 Reis per Kilo herabgesetzt.


- Neustrelitz, 16. Juli. II. KK. HH. der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin sind heute Vormittag von den Vermählungsfeierlichkeiten in London hierher zurückgekehrt.
- Fürst Bismarcks Dreibund=Wein. In einem Bericht, der vor einigen Tagen durch die Blätter gegangen ist, war mitgetheilt worden, daß Fürst Bismarck nach Schluß des Ständchens, das ihm die Capelle des badischen Leib=Grenadier=Regiments in Friedrichsruh gebracht hatte, dem Dirigenten desselben ein Glas italienischen Traubensaftes vorgesetzt, den er bei der letzten Anwesenheit des Ministers Crispi mit diesem getrunken und wozu er bemerkt habe: "Das ist der Dreibund=Wein." Hierzu wird der "Täglichen Rundschau" von jemandem, der diesen Wein ebenfalls im Friedrichsruher Schloß zu schmecken bekommen und dabei einiges über ihn erfahren hat, mitgetheilt, daß es sich um einen Wein handelt, den Fürst Bismarck vor Jahresfrist in größerer Quantität von Crispi als Geschenk erhalten hat. Es ist Syrakuser in mehreren vorzüglichen Sorten, darunter "Albanello", der sich des besonderen Beifalls des Fürsten erfreut. Crispi ist selbst ein großer Weinbergbesitzer und der von ihm dem Fürsten Bismarck dedizirte Wein, ganz hervorragend in Geschmack, Reinheit und Blume, kommt den herben südländischen Weinen, z. B. den herben Chateau Yquem oder dem alten Ungar nahe.
- 74 000 Reichsrentner hat man in den ersten fünf Monaten nach Inkrafttreten des Alters= und Invalidenversicherungs=Gesetzes im deutschen Reiche ermittelt, was erheblich mehr sind, als ursprünglich angenommen war.
- Die Toiletten=Lieferanten der deutschen Kaiserinnen. Wo läßt die Kaiserin Auguste Victoria ihre Kleider und Mäntel arbeiten? Ueber diese sicherlich die Leserinnen interessirenden Frage giebt die Zeitschrift "Konfektionär" folgende Auskunft: Kleider läßt die Kaiserin bei dem Hause Mare&231;on in Wien, ferner bei Frau Philipp in Berlin arbeiten. Die Mäntel liefern die Berliner Firmen V. Manheimer und I. Sobersky, Verschiedenes wird auch im Modebarzar Gerson & C. gekauft. Die Hüte werden von Gestel, Jägerstraße, bezogen, bisweilen auch von Pétrus, Unter den Linden. Die Kaiserin Friedrich läßt hauptsächlich in Berlin bei Geschwister Frischeisen arbeiten, gelegentliche Einkäufe werden auch bei anderen Firmen gemacht. So z. B. Redfer, in Paris und London, Kleider und Mäntel für die Kaiserin Friedrich.
- Die Roggen=Ernte hat in Berlins Umgebung bereits begonnen. Am Montag wurde "der erste Schnitt" auf der Lichtenberger Feldmark gemacht. In weiterer Entfernung sah man bereits gemähten Roggen in Garben aufgestellt.
- In Rottweil preßte ein 9 Jahre altes Mädchen einen kleine Knaben, den es nicht länger beaufsichtigen wollte, so lange mit dem Kopfe in einem Kübel mit Teig, bis derselbe erstickt war.
- Nach amtlichen Ermittelungen beträgt der durch das Unwetter am 1. d. M. im Landkreise Essen angerichtete Schaden annähernd 2 Millionen Mark.
- Kürzlich ertrank bei den Uebungen, welche eine Abtheilung des Bonner Husaren=Regiments in der Sieggegend machte, ein Husar beim Passiren des Siegflusses.
- Zur Ausstellung des heiligen Rockes in Trier haben, wie die "Köln. Volksztg." meldet, über 800 Trier Bürger die Konzession zum Betriebe einer Gastwirthschaft nachgesucht. Die Märkte sollen fortan täglich abgehalten werden; die Pferdebahn legt ein zweites Geleise. Dagegen soll sich nach der "Magdeb. Ztg." zu der Ehrenwache Trierischer Bürger bei dem heiligen Rock die nöthige Anzahl noch nicht gefunden haben.
- Wie der "Fränkische Courier" meldet, soll der Dichter Oskar v. Redwitz keines natürlichen Todes gestorben sein; er soll vielmehr in einem unbewachten Augenblick Hand an sich selbst gelegt haben.
- Die fürchterliche, schon kurz gemeldete Tragödie auf dem Rittergut Schrien bei Glogau ist um so trauriger, als dem Mörder die Sorge um seine und seiner Familie Existenz die Mordwaffe in die Hand gedrückt hat. Der "Frankfurter Zeitung" wird des näheren folgendes gemeldet: Gutsherr des nicht weit von Glogau gelegenen Dorfes Schrien ist der Kreisdeputierte Lucanus, der den seit Jahren bei ihm in Dienst befindliche Kutscher Trost, weil dieser fast erblindet war und seine Arbeit als Roßlenker nicht mehr in zufriedenstellender Weise versehen konnte, entlassen hatte. Der arme Kutscher war unglücklich über die Kündigung und beschloß, da er keinen Ausweg zu finden glaubte, um den Nahrungssorgen zu entgehen, sich und seine aus 5 Köpfen bestehende Familie zu tödten. Nachts um 1 Uhr führte er die That aus. Er begab sich zunächst an das Bett seiner Frau, um diese mit einem sechsläufigen Revolver zu erschießen. Glücklicher Weise ging die Kugel insofern fehl, als sie nicht, wie dies in der Absicht des Mörders lag, die Schläfe traf, sondern ihren Weg dicht vor der Oeffnung der rechten Ohrmuschel in den Kopf nahm. Anfangs glaubte Frau Trost, der Knall rühre von einem über Schrien heraufgezogenen Gewitter her, sie versuchte sich aufzurichten, sank aber bewußtlos in die Kissen zurück. Durch den Schuß war eins der schlafenden Kinder erwacht, stellte sich im Bettchen auf und fragte den Vater nach der Ursache des Geräusches, als eine zweite aus dem Revolver abgefeuerte Kugel das arme Wesen niederstreckte. Bald darauf tödtete Trost noch zwei seiner Kinder, während das vierte, welches im Bett der Mutter lag und von dem Mörder nicht beobachtet worden war, dem Tode nicht entging. Die grausige That war vollbracht. Trost warf nun die Schußwaffe in die Stube und verließ diese, gefolgt von seiner schwerverwundeten Ehefrau, die inzwischen die Besinnung wieder erlangt hatte; er verschloß jedoch von Außen die Thür. Zum zweiten Mal ohnmächtig stürzte die beklagenswerthe Frau zu Boden und blieb bis zum Morgen vor der Stubenthür liegen. Der Besitzer von Schrien, Herr Lucanus, erschien bereits in der Frühe bei Trost, um diesem eigenhändig seine Entlassung zu überreichen. Da der Gutsherr die Hausthür verschlossen fand, begab er sich durch die Hinterthür in das Wohnzimmer der Trost'schen Eheleute. Ein entsetzlicher Anblick bot sich hier seinen Augen: auf dem Bett, das Gesicht durch geronnenes Blut bis zur Unkenntlichkeit entstellt, lag die noch immer besinnungslose Frau Trost, in den Betten, inmitten großer Blutlachen, lagen die drei Kinder. Sogleich forschte man nach dem Mörder und fand ihn erhängt auf dem Boden des Hauses vor.
- In dem Schaftgottschen Forst bei Rabishau in Schlesien wurde ein Revierjäger von Wilddieben erschossen.
- Ihren hundertsten Geburtstag feierte am 15. ds. Mts. in ziemlicher Rüstigkeit zu Wilmersdorf, Poststation Arensdorf, Kreis Lebus, eine Wittwe Mielens. Sie geht regelmäßig zur Kirche und liest ohne Brille. Sie verheirathete sich schon im 20. Lebensjahre und lebte mit ihrem Manne in

[ => Original lesen: 1891 Nr. 56 Seite 3]

50 Jahre dauernder Ehe. Als er starb, hatte sie neun Kinder.
- Nach einer in Wien eingetroffenen Meldung aus Mekka sind dort bis zum 13. Juli 33 Cholerafälle konstatirt worden.
- Die größte, bisher von Amerika nach Europa expedirte Post ging am vorigen Sonnabend von Newyork ab, 750 000 Briefe wurden auf sieben verschiedenen Linien versandt.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die beantragte Mortification des über die ad Fol. VIII der zweiten Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über die früher der Frau Wigger, Marie geb. Bohnhoff, jetzt dem Hauswirth H. Siebenmark=Falkenhagen gehörigen, zu Schönberg belegenen Grundstücke, als: das an der Siemzer Straße sub Nr. 89 belegene Wohnhaus c. p. und das im Schlauencamp am Retelsdorfer Wege belegene Ackerstück von 213 []R. Größe, für den Hauswirth Johann Wigger in Gr. Bünsdorf und den Hauswirth Joachim Bohnhoff in Kl. Bünsdorf in Höhe von 6900 M. eingetragenen Cautionsforderung unter dem 20. Mai 1882 ausgefertigten Hypothekenscheins wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Präclusiv=Abschied erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 18. Juli 1891.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Kommission macht hierdurch auf die Bestimmungen in den §&ect; 89 und 91 der Wehrordnung vom 22. November 1888, betreffend die Nachsuchung der Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Militärdienste und den Nachweis der dazu erforderlichen wissenschaftlichen Befähigung mit dem Bemerken aufmerksam, daß die Herbstprüfungen in der zweiten Hälfte des Monats September stattfinden werden, und daß Gesuche um Zulassung zu dieser Prüfung bis zum 1. August d. J. angebracht werden müssen.
Schwerin, den 10. Juli 1891.

Großherzogl. Mecklenb. Prüfungs=Kommission für Einjährig=Freiwillige.


Auctions=Anzeige.

In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Büdners und Tischlermeisters Johann Jahns zu Cronscamp werde ich am

Sonnabend, den 25. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

sämmtliche Sachen des Gemeinschuldners in Cronscamp an Ort und Stelle in öffentlicher Auction verkaufen lassen. Es kommen zum Verkauf:

1 Schwein, 5 Gänse, Kleeheu, Roggen, Mengekorn und Gerste auf dem Halm, Kartoffeln, 1 Milchschrank, 1 Kleiderschrank, mehrere Tische u. Stühle, 1 Sopha, 1 Uhr, 2 vollständige Betten mit Bettstellen, ca. 150 angefangene Kiepen, div. Haus= und Küchengeräth, 1 Hobelbank, vollständiges Tischlerhandwerkzeug, Bretter, Nutzholz, Brennholz etc. etc.
Die Auction beginnt in dem Hause des Gemeinschuldners.
Schönberg, den 20. Juli 1891.

                                                    Der Koncursverwalter
                                                    H. Fölsch. Rechtsanwalt.


Zwangsverkauf.

Vor dem Hause Siemzerstraße Nr. 177 werde ich am Mittwoch, den 22. d. M., Mittags 12 Uhr 1 Eckschrank und 1 Klapptisch öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkaufen.
Schönberg, den 16. Juli 1891.

                                                     Wienck,Landvogtei=Pedell.


Bekanntmachung.

Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum halben Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beitrage fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, d. 20. Juli 1891.

Die Armenbehörde.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung

am Sonntag, den 26. Juli 1891, Nachmittags 4 Uhr, im Vereinslocal.
                        Tagesordnung.
1. Abänderung des § 24 der Vereinsstatuten.
2. Feier des diesjähr. Sedanfestes.
3. Sonstige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


R. Jantzow, Augenarzt, Lübeck
verreist am 27. Juli auf etwa 4 Wochen.


Eine Büdnerei,

wo sonst eine Schlosserei betrieben wurde, ist preiswürdig zu verkaufen. Näheres ertheilt

                                                    J. Burmeister Büdner.
                                                    Schlagsdorf bei Ratzeburg.


Das Haus des verstorbenen Schneidermeisters Gartz in Schönberg i/M. in der Wasserstraße belegen, ist sofort zu verkaufen. Enthaltend 1 Keller, Parterre: 1 Hausflur, 4 Zimmer, Küche, Speisekammer. 1. Etage: 1 Flur, 2 Zimmer, Küche, 3 Dachkammern und Boden. Forderung M. 5000, Anzahlung M. 2000. Näheres

                                                    J. Greif, Schönberg i/M.


Alte Weinflaschen werden gesucht
                                                    Max C. Sass.


Joh. Witt, Maschinenfabrik,
Schwerin i. M.,
Lieferung sämtl. landw. Maschinen u. Geräthe,
hält ab Lager bestens empfohlen:

Gras- u. Kleemähmaschinen,
Getreidemähmaschinen,
Garbenbindemähmaschinen,
Reservetheile zu sämmtlichen Mähmaschinen,
Ernte-Rechen von 75 M. an,
Hand-Ernterechen m. Stahlzinken 1 1/2 m breit 12,50 M.,
Heuwender und Grünfutterpressen,
Stakmaschinen für Göpel- und Dampfbetrieb.
Dampfdreschmaschinen unter Garantie,
Göpeldreschmaschinen für 1 bis 8 Pferde,
Strohschüttler, an Dreschmaschinen jeder Breite anzubringen,
Trieurs u. Windfegen,
Kartoffel-Sortircylinder
                          etc. etc.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 56 Seite 4]

Travemünder Rennen
den 29. Juli und 1. August 1891.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.


Triumph=Conserve=Büchsen
Ersatz für Blechdosen
1/2, 1 und 1 1/2 Liter Inhalt empfiehlt                                                    
                                                    C. Schwedt.


Zur bevorstehenden Heu= und Kornerndte bringe wieder meine so bewährten

Gußstahlsensen
in empfehlende Erinnerung.                                                    
Garantie für alles Mögliche.
Schönberg i/M.                                                     J. Oldenburg,
                                                                                Schmiedemeister.


Ernte=Handschuhe
sind stets zu haben bei                                                    
                                                                        H. Böckmann,
Schönberg.                                                    Handschuhmacher.


Pianino prachtvoll, für 400 M. baar sofort zu verkaufen Berlin, Friedrichstr. 37a., I.


Reife Himbeeren
sind im Organistengarten zu verkaufen.                                                    


Ich suche zu sofort eine                                                    
Wirthschafterin
für meinen Haushalt.                                                    
                                                    Hauswirth Robrahn
                                                    in Kl. Molzahn.


Wegen Verheiratung meines Mädchens suche ich sofort ein

ordentliches Mädchen.
                                                    C. Miltzow geb. Freitag.


Gesucht zu Michaelis                                                    
2 junge Mädchen
zur Erlernung der Damenschneiderei von                                                    
                                                    C. Renzow geb. Tretow.


Amerikanischen Mähmaschinen
von Walter & Wood
empfehle zu Fabrikpreisen                                                    
                                                    C. Köhncke jun.,
                                                    Maschinenbauer.
                                                    Ratzeburg.


Heute Morgen 6 1/2 Uhr entschlief sanft nach langen, schweren Leiden unsere innigstgeliebte Tochter

Wilhelmine

im Alter von 37 Jahren 4 Monaten.
Dies zeigen tiefbetrübten Herzens an

J. Flügge und Familie.

Schönberg, den 20. Juli 1891.
Die Beerdigung findet am Freitag, den 24. d. M., Nachmittags 3 Uhr statt.


Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg. (Nachdruck verboten.)

a. Geburten:

D.   7. Juni Dem Arbeiter W. Bartels zu Gr. Bünsdorf eine Tochter,
D.   9. Juni dem Hauptmann z. D. Stöcker zu Schönberg ein Sohn,
D.   9. Juni ein unehelicher Sohn zu Schönberg,
D. 12. Juni dem Arbeiter J. Nehls zu Petersberg Zwillingssöhne,
D. 17. Juni Dem Arbeiter J. Retelsdorf zu B. Resdorf eine Tochter,
D. 12. Juni dem Tischlermeister Nothdurft zu Schönberg 1 T.
D. 21. Juni dem Hauswirth Maaß zu Kl. Siemz ein Sohn,
D. 21. Juni dem Arbeiter Holst zu Petersberg eine Tochter,
D. 25. Juni dem Böttchermeister Vitense zu Schönberg 1 T.
D. 24. Juni dem Kaufmann H. Heincke zu Schönberg 1 S.
D. 30. Juni eine uneheliche Tochter zu Schönberg,
D. 29. Juni ein unehelicher Sohn zu Westerbeck,
D.   1. Juli dem Maurer Lentz zu Schönberg ein Sohn,
D.   4. Juli dem Maurer Kleinfeldt zu Lockwisch ein Sohn,
D.   4. Juli ein unehelicher Sohn zu Schönberg,
D.   4. Juli dem Tischlermeister Bockwoldt zu Schönberg 1 S.
D.   6. Juli dem Arbeiter Bohnhof zu Lockwisch ein Sohn.

b. Gestorben:

D.   6. Juni Fritz Jochen Joachim Heinrich Möller zu Schönberg, 7 Mon. alt.
D.   8. Juni Anna Marie Louise Helene Maack, Arbeitertochter zu Peterberg, 11 Mon. alt,
D.   8. Juni Anna Margarethe Sommer, Kaufmannstochter zu Schönberg, 4 J. 9 M. alt.
D.   9. Juni Martha Catharine Marie Dorethea Rahn zu Schönberg, 16 J. alt.
D. 12. Juni Carl Friedrich Johannes Grapow, Kaufmannssohn aus Hamburg, 11 Mon. alt.
D. 15. Juni Magdalene Sophie Johanna Frey geb. Dobbert, Weberfrau zu Schönberg, 61 J. 11 M. alt,
D. 19. Juni Hans Joachim Heinrich Wilhelm Otto Bohnhoff, Arbeitersohn zu Schönberg, 6 Mon. alt,
D. 23. Juni Hans Jochen Retelsdorf, Hauswirth zu Boitin=Resdorf, 80 Jahre 2 M. alt,
D. 27. Juni Catharine Dorethea Maaß geb. Creutzfeldt, Arbeiterwittwe zu Schönberg, 54 J. 10 M. alt,
D. 27. Juni Wilhelm Heinrich Retelsdorf, Maurergesellensohn zu Ollndorf, 21 J. 8 M. alt.
D. 29. Juni Heinrich Peter Joachim Wilhelm Tews zu Schönberg, 1 Jahr alt.
D.   3. Juli Anna Maria Warnemünde geb. Voß, Arbeiterwittwe zu Rupensdorf, 81 J. 1 M. alt.
D.   5. Juli Heinrich Ditz, Arbeiter zu Rabensdorf, 45 J. 11 M. alt,
D.   6. Juli Rudolph Wilhelm Johann Möller Arbeitersohn zu Schönberg, 1 M. alt.
D.   7. Juli Joachim Heinrich Hartwig Hans Lenschow, Knecht zu Schönberg, 22 J. 11 M. alt,
D. 12. Juli Wilhelm Heinrich Joachim Ernst Voß, Arbeitersohn zu Lindow, 6 J. 11 M alt.

c. Eheschließungen:

D.   5. Juni Arbeiter Joh. Heinrich Christian Rohwedder zu Lübeck und Christine Marie Catharine Beck zu Schönberg,
D. 23. Juni Arbeiter Joachim Peter Heinrich Hansen zu Schönberg und Anne Marie Margarethe Louise Sommermeyer zu Schönberg,
D. 23. Juni Constabler Wilhelm Friedrich August Schössow zu Hamburg und Bertha Louise Magdalene Catharine Lenschow zu Schönberg,
D.   3. Juli Klempnermeister Carl Robert Otto Munkelberg und Anna Marie Louise Ditz zu Schönberg,
D.   3. Juli Arbeiter Jochim Johannes Ludwig Buck zu Lübeck und Pauline Sophie Marie Dettmann zu Schönberg.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 56 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 56 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 21. Juli 1891.


- Eine allgemeine Einführung von automatischen Apparaten, die an den öffentlichen Briefkästen angebracht werden sollen, plant die kaiserliche Postverwaltung. Dieselben sollen einem Jeden Gelegenheit geben, sich durch Hineinwerfen eines "Nickels" in eine dazu bestimmte Oeffnung eine Briefmarke auf diesem kürzesten Wege zu beschaffen. Derartige Automaten sollen nicht nur in Berlin, sondern auch bei den Briefkästen in den Provinzialstädten Verwendung finden.
- In Krossen a. O. wurde eine Frau, die als Zeugin in Guben vor Gericht gewesen war, und dort als Reisegebühr die Kosten eines Fahrscheins dritter Klasse erhalten hatte, während sie vierter Klasse gefahren war, wegen Vorspiegelung falscher Thatsachen zu fünf Tagen Gefängniß verurtheilt.
- "Selten es wohl vorkommen mag, daß ein Jäger drei Bären erlegte, wie es Signor Giuseppe Albasini vollbracht hat, so vereinzelt wird es auch wohl vorkommen, daß ein Jäger im Zeitraum von zwei Minuten drei geweihte Hirsche erlegt, wie dies thatsächlich meinem Schwager B. S. aus Berlin auf unserer gemeinschaftlichen Jagd in Freudenberg bei Bernau am 1. Juli, 3 Uhr Morgens, geglückt ist. Wie sich der Fall zugetragen hat, will ich hier genau wiedergeben: Nachdem mein Schwager sich einem Schlag Erbsen, welcher unmittelbar an den Wald des Reviers grenzt, genähert hatte, sah er auf demselben vier geweihte Hirsche äsen. Er sprach dieselben als Zwölfender, Zehnender, Achtender und einen geringeren Hirsch an. Trotzdem der Zwölfender als stärkster ihm am weitesten auf 160 Schritt stand, setzte er ihm doch die Kugel regelrecht aufs Blatt, worauf der Hirsch eine mächtige Flucht machte und auf 70 Schritt im Holz verendete. Die übrigen drei Hirsche blieben, anstatt abzuspringen, seltsamer Weise ruhig stehen, so daß mein Schwager Zeit hatte, eine zweite Kugelpatrone in seine Büchsflinte zu laden und sodann auch den Zehnender unter dem Feuer zu erlegen. Nunmehr wurden die beiden noch lebenden Hirsche nach der Ecke zu, in welcher der Zwölfender verendet war, flüchtig, mußten aber wohl von dem Schweiß des verendeten Hirsches Wind bekommen haben, denn sie kehrten um und kamen flüchtig an S. vorüber, welcher inzwischen eine dritte Kugelpatrone geladen hatte, mit welcher er den Achtender ebenfalls unter dem Feuer erlegte. Die Hirsche wogen aufgebrochen 290 bezw. 250 und 190 Pfund, hatten also ein Gesammtgewicht von 730 Pfund. Wenn dies einzelnen und vielleicht recht vielen Jägern unglaublich erscheint, so kann ich als Hauptzeugen den wohlbekannten Nimrod Herrn Professor Dr. M. aus Berlin nennen, welcher circa 600 Schritte von meinem Schwager entfernt, vor Erstaunen nicht wußte, was er sagen sollte, als er die drei starken Hirsche erlegen sah. Das S. freilich ein selten besonnener und guter Büchsenschütze ist, braucht wohl nicht erst gesagt zu werden.
Mit Weidmannsheil: R. S."
- Die in München verstorbene einstige berühmte Schauspielerin Charlotte v. Owen, geb. v. Hagn, hat Berliner Blättern zufolge dem Verein für die Geschichte Berlins ein Vermächtniß von 40 000 Mk. zugewendet.
- Eine merkwürdige Erscheinung trug sich bei einem fürchterlichen Gewitter im Erlmeier'schen Sommerkeller in Dingolfing (Niederbayern) zu. Dort wurden am Morgen nach dem Gewitter 110 todte Spatzen aufgefunden.
- In der Wiener Gesellschaft erregt, wie die dortige "Deutsche Zeitung" unter dem 13. d. Mts. mittheilt, das unter tragischen Umständen erfolgte Ableben einer jungen Dame, der Baronesse Martha v. Liebing, große Theilnahme. Die junge Dame, welche in wenigen Wochen mit einem Generalstabshauptmann hatte an den Altar treten sollen, hatte sich vor vier Tagen einen Zahn plombiren lassen; bald nach der Zahnoperation stellte sich eine Beinhautentzündung und in weiterer Folge eine derartige Anschwellung der unteren Gesichtspartien und des Halses ein, daß Professor v. Schrötter an das Krankenlager berufen werden mußte. Es wurde der Kehlkopfschnitt ausgeführt, aber das Leben der unglücklichen Dame konnte nicht mehr gerettet werden; sie ist ihrem Leiden unter schrecklichen Qualen erlegen.
- Im December dieses Jahres werden es 100 Jahre, da Salzburgs berühmtester Sohn, Wolfgang Amadeus Mozart, verschieden ist. Die Gedenkfeier dieses Ereignisses wird bereits in diesen Tagen begangen, und aus allen Gauen der Monarchie, aus dem deutschen Reiche und aus fremden Staaten, ja aus Amerika sind Besuche herbeigeeilt, um den Manen des unsterblichen Verewigten den Tribut der Huldigung zu entrichten. Bei dem Musikfeste werden Wiener Künstler, unter ihnen die Philharmoniker, unter Leitung des Wiener Hofkapellmeisters Jahn mitwirken. Die Proben sind bereits im Gange.
- In Gumbinnen stolzierte vor einigen Tagen ein "junger Geck" die Straße entlang, bis mehrere Passanten bemerkten, daß der junge Mann augenscheinlich eine junge Dame sei, und einen Polizeibeamten davon benachrichtigten. Da die emanzipierte Dame dort gänzlich unbekannt ist, auch zunächst die verschiedensten Angaben über ihre Herkunft abgab, wurde sie in Haft genommen. Schließlich gab dieselbe einen Ort im Insterburger Kreise als ihr Domizil an und bemerkte, daß sie lediglich aus Spaß sich eine elegante Herrengarderobe angeschafft habe und hierher gekommen sei, um sich einmal die Welt in Männerkleidung zu betrachten.
- In Pest erschoß der Börsenbesucher Samuel Feldes seine junge Frau, sein dreijähriges Töchterchen und dann sich selbst. Er hatte große Verluste auf der Getreidebörse erlitten.
- Lachend gestorben. Es war am 21. April 1821. Der berühmte Director der Universitätsklinik in Wien, J. P. Prank, lag auf dem Sterbebett und jeden Augenblick konnte der Tod, den er so oft von Anderen zurückgescheucht hatte, ihm nahen. Noch einmal standen die acht medicinischen Größen von Wien an seinem Lager. Da lachte der Kranke laut auf. "Was haben Sie?" fragte man ihn. "Mir ist eine Geschichte eingefallen", lautete die Antwort. "Auf dem Schlachtfelde von Wagram lag ein französischer Grenadier und zählte seine Wunden. Parbleu! rief er, acht Kugeln sind nöthig, um einem französischen Grenadier das Leben zu rauben - Collegen, Sie sind auch Ihrer acht." - Sprach's und verschied lachend.
- Als der Photograph Odinot vor einigen Tagen im Kanal von Nancy der Liebhaberei des Fischfangs oblag, fühlte er beim Herausziehen den Netzes dieses unnatürlich beschwert. Es lagen in demselben die mit Taschentüchern aneinander gebundenen Leichen zweier jungen Mädchen, die alsbald als zwei Angestellte in einem Schuhwaarengeschäft Nancys, im Alter von 16 und 17 Jahren stehend, recognoszirt wurden. Die Beweggründe dieses Doppelselbstmordes sind gänzlich unbekannt.
- Eine Dame in Lyon wurde in der Nacht, während sie schlief, von ihren zwei toll gewordenen Katzen angegriffen und stark verletzt.
- Der Feldzug gegen die Heuschrecken, den die französischen Kolonialtruppen in Algier führten, hat dem Vordringen der gefräßigen Tiere jetzt endlich Halt geboten.
- Als jüngst das Uleaborger Bataillon sich auf der Bahn ins Lager von Willmanstrand (Finnland) begab, brach plötzlich in 2 Trainwaggons Feuer aus. Es wäre gelungen, das Feuer zu löschen, wenn nicht plötzlich der Ruf: "Dort sind Patronen!" alles in Schrecken gesetzt hätte. Die Patronen explodierten darauf; eine Salve nach der anderen ertönte und Kugeln und Patronenhülsen schwirrten durch die Luft. Die Mannschaften des Bataillons
[ => Original lesen: 1891 Nr. 56 Seite 6]hatten sich erschrocken in den Wald geflüchtet und warfen sich dort bei jeder neuen Salve zu Boden.
- Die Waldungen der Grafschaft Chippewa in Michigan und des anstoßenden kanadischen Gebiets stehen in Flammen. Seit drei Monaten ist in jener Gegend kein Regen gefallen.
- Die Hitze ist in Südspanien neuerdings unerträglich. In Sevilla stieg kürzlich das Thermometer auf 50 Grad C. in der Sonne, die Luft war wie in einem glühenden Ofen, der Boden flammte; die der Sonne ausgesetzten Gegenstände konnte man nicht anfassen, ohne befürchten zu müssen, sich zu verbrennen, und von den Lungen, welche diese überhitzte Atmosphäre einathmen mußten, gingen Gluthwellen durch den ganzen Körper. Die Vögel fielen von den Dächern und auch Menschen nahmen Schaden; so mußten 4 Schnitter ins Krankenhaus geschafft werden, weil sie dem Ersticken nahe waren. In Murcia konnte man beinahe Sevilla noch beneiden. Es wehte dort von Afrika ein Wind herüber, der unter dem Namen "Leveche" bekannt ist und eine Menge Wüstensand mit sich führt, bei einer Temperatur wie sie sonst nur am Senegal zu herrschen pflegt. In Malaga, Valencia und Madrid war es ebenfalls, wenn nicht so hoch, so doch immerhin unerträglich heiß.
- Bei dem Bergsturze, der am 7. ds. Mts. bei Skinna stattfand, wurden nach einer aus Englisch Columbia eingegangenen Nachricht, 41 Personen getötet und über 900 verwundet.
- Ein Familienfest im Hause des Sultans, welches dieser Tage mit Pomp gefeiert wurde, lieferte einen Beweis dafür, in wie weitgehender Weise Sultan Abdul Hamid den mitteleuropäischen Sitten Zuritt an seinem Hofe gestattet. Es war einem Mitarbeiter einer türkischen Zeitung erlaubt worden, der Feier beizuwohnen und in seinem Blatt hierüber einen Bericht zu veröffentlichen, ein Ereignis, welches bisher in den Jahrbüchern der ottomanischen Geschichte noch nicht zu verzeichnen war. Im Mittelpunkt dieses Festes stand ein auch in deutschen Militärkreisen bekannter türkischer Offizier, Mehmed Ali, welcher während der letzten Jahre bei einem preußischen Dragoner=Regiment in Metz seine militärische Ausbildung genossen hat. Der Sultan hat nun jetzt den Offizier wegen seiner hervorragenden Fähigkeiten zum Oberlieutenant und zu seinem persönlichen Adjutanten ernannt und ihm als Zeichen seiner besonderen Gunst seine Nichte Selima Muhtarik zur ersten vollberechtigten Gemahlin gegeben. Die junge Dame hat jederzeit das höchste Wohlwollen des Großherrn genossen, deshalb hat er ihr jetzt eine großartige Mitgift ausgesetzt, und die Hochzeit wurde in Yildiz Kiosk mit ungewöhnlicher Pracht gefeiert, welche der Tarik in begeisterter Weise schildert.
- Es ist statistisch nachgewiesen, daß die Zahl der Blitzschläge sich seit den 50er Jahren verdreifacht hat. Man vermutet, daß die Steigerung der Blitzgefahr ihre Ursache hat in der Ausdehnung des Eisenbahnnetzes, der Telegraphen= und Telephon=Leitungen und der Vermehrung der industriellen Anlagen mit ihrer kolossalen Eisenmasse. In diesen Verhältnissen liegt für Besitzer ausgedehnter Haus=Komplexe die Mahnung, mit der Anlage von Blitzableitern vorzugehen.
- Wie löscht man am besten den Durst in der Sommerhitze? Gewiß eine schwer zu beantwortende Frage! Der eine wird sagen: mit Bayrisch! - ein anderer zieht Lagerbier vor, der Berliner seine Weiße und der Leipziger lobt sich seine - Gose. Noch andere schwärmen für eine Tasse kalten Kaffee oder Kohlensaures mit dem oder jenem Zusatz, Harzer Sauerbrunnen oder einem anderem Brunnen. Aber keiner von Allen diesen hat das Richtige getroffen, wenn auch das eine oder andere der genannten Getränke nicht zu verachten ist an heißen Sommertagen, namentlich die Gose oder kühle Blonde - wenn sie nicht zu jung sind. Man sollte meinen, Gottes Natur bietet uns das beste labende Getränk dar: frisches Quellwasser. Aber auch dieses soll nicht allen Anforderungen genügen, die heutzutage von zivilisirten Menschen in dieser Hinsicht gestellt. Wenigstens äußert sich die "Lancet" so: Massenhaftes Wassertrinken reize die Schweißdrüsen zur vermehrten Hautthätigkeit; die alkoholhaltigen Getränke sind auch nicht zu empfehlen, denn sie erschlaffen die Blutgefäße und erregen die Herzthätigkeit. Eis bringt wohl baldige momentane Linderung, ruft aber bald eine gegentheilige Reaktion hervor; ganz abgesehen von der sehr leicht möglichen Magenerkältung und der Gefahr, welche man den harten, spröden Schmelz der Zähne aussetzt, wenn man bei sehr erhitztem Körper solch kaltes Zeug genießt. - Eine schwache Säurelösung soll das beste Mittel sein; welche Säuren man zu diesem Zwecke benutzt, bleibt sich gleich. Am besten dürfte eine unversüßte Citronensäurelösung sein, welche man mit Sodawasser mischen kann. Ein Zuckerzusatz wird besser vermieden, weil er bei seiner im Körper stattfindenden Oxydation zu viel Hitze entwickelt. - Ich habe selbst gefunden, - so schreibt E. K. Jülich in der Fundgrube, - daß auch einige Tropfen ameisenessigsaure Eisenoxdul (Hensels Tonikum) ohne Zuckerzusatz in ein Trinkglas frischen Wassers gethan, sodaß letzteres einen angenehmen säuerlichen Geschmack bekommt, den man durch größeren oder geringeren Zusatz des genannten Präparates ganz nach Wunsch gestalten kann, ganz vorzügliche Dienste leisten. Außerdem besitzt dieses Eisenpräparat den Vortheil, daß es genau die chemischen Eisenverbindungen hat, wie das menschliche Blut.
- Eine englische Kirschen=Königin. Die aus England eingeführte neue Kirsche "Ramon oliva" ist die schönste Frucht aller bis jetzt zum Eingang gelangten Stein=Obst=Sorten, die zum Einmachen, zur Geleebereitung, sowie zum Rohgenuß allgemeine Beliebtheit findet und wahrscheinlich alle anderen Sorten aus dem Garten verdrängen wird. Die Früchte sind von enormer Große und enthalten 70 bis 80% Fruchtsaft, so daß man aus einem Kilo Früchte 1/2 Liter Fruchtsaft (Kirschwasser) gewinnen kann, das ein Labetrunk vieler Kranken, Rekonvaleszenten etc. etc. ist und ärztlich empfohlen wird. Frische Früchte dieser neuen und empfehlenswerthen Kirschensorte mit genauer Gebrauchsanweisung versenden das 10 Pfd. Packet zu 2 Mk. Gebr. Hofmann, Kunstgärtnerei, Binsfeld (Post Thüngen, Unterfranken).
- Vom chemischen Standpunkt aus betrachtet ist der menschliche Körper aus dreizehn Elementen zusammengesetzt. Die meisten dieser Grundstoffe sind bei gewöhnlicher Temperatur flüssig und werden bei großer Wärme gasförmig, unter diesen sind drei Metailloide d. h. nicht metallische Elemente, die übrigen fünf sind Metalle.
Nach den Angaben der Zeitschriften "Iron" und "Le Praticien" befinden sich in einem Menschen von dem normalen Gewichte eines Erwachsenen (von etwa 77 Kilogramm) folgende Mengen jener 13 einzelnen Grundstoffe vor:
gasförmige Sauerstoff 44.000 kg
                          gasförmige Wasserstoff 7.000 kg
                          gasförmige Stickstoff 1.700 kg
                          gasförmige Chlor 0.800 kg
                          gasförmige Fluor 0.100 kg
                          Metalloide  Kohlenstoff 22.000 kg
                          Metalloide  Phosphor 0.800 kg
                          Metalloide  Schwefel 0.100 kg
                          Metalle       Kalcium 0.002 kg
                          Metalle       Kalium 0.080 kg
                          Metalle       Natrium 0.070 kg
                          Metalle       Magnesium 0.050 kg
                          Metalle       Eisen 0.055 kg
Selbst wenn diese Zahlen nur annähernd richtig sind, bieten sie schon ein großes Interesse dar. Der in dem Körper enthaltene Sauerstoff befindet sich in einem Zustand großer Verdichtung. Die 44 Kilogramm desselben würden im freien Zustande unter normalen Wärme= und Druckverhältnissen einen Raum von 30 Cubikmeter einnehmen. Die aufgeführte Wasserstoffmenge würde aber ein noch größeres Volumen haben, nämlich ein solches von 78 Kubikmeter.
Zu unserer Ernährung können wir keinen einzigen dieser Stoffe entbehren. Sie werden im Organismus allmählich verbraucht und müssen durch neue Zufuhr wieder ersetzt werden, natürlich in solchen Verbindungen, die für den Körper zweckmäßig, vor Allem unschädlich sind und leicht von demselben aufgenommen werden.


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