No. 53
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. Juli
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 53 Seite 1]

Dein Gottesdienst am Montag Morgen in der Holy=Trinity=Church in London haben mit dem Kaiser auch der Prinz von Wales und die Herzöge von Connaught und Clarence beigewohnt. Im Lauf seiner Predigt hat der Geistliche in rühmenden Worten auch des dahingeschiedenen Generalfeldmarschalls Grafen Moltke, dessen Gottvertrauen er besonders hervorhob, gedacht. Nachmittags hat sich der Kaiser zu Wagen nach Cumberland Lodge, der Residenz des Prinzen und der Prinzessin Christian in dem Park von Windsor, begeben, um dem Empfang der Deputation des Ulanen=Regiments beizuwohnen, welche zur Beglückwünschung des Prinzen und der Prinzessin Christian anläßlich deren silberner Hochzeit eingetroffen ist. Am Abend hat der Kaiser einer geistlichen Musikaufführung in der Georges=Kapelle beigewohnt. Am Montag Früh dann hat der Kaiser, von dem Herzog von Connaught begleitet, im Eton College die der Freiwilligen=Abtheilung angehörenden Schüler inspiziert, an die er, nachdem das Exerzieren beendet war, eine Ansprache gehalten hat. Am Abend hat in Windsor zu Ehren der deutschen Gäste ein venetianisches Fest stattgefunden. Auf den Wunsch der Aussteller hat durch Vermittlung des deutschen Botschafters der Kaiser zugesagt, die deutsche Ausstellung besuchen zu wollen. Die Abhaltung einer Revue über die Freiwilligen zu Wimbleton, die auf den 11. d. M. Nachmittags um 4 Uhr angesagt war, stößt auf Schwierigkeiten, da die Freiwilligen sich nur vollzählig zur festgesetzten Stunde einfinden können, wenn sie den ganzen Tag Urlaub erhalten. Der Staatssekretär des Krieges hat deshalb den Blättern eine Note zugehen lassen, in der er sich an den Patriotismus der Arbeitgeber wendet und dieselben auffordert, den Wünschen der Freiwilligen, die den Stolz des Landes bildeten, nach Möglichkeit entgegenzukommen. Die Yacht "Hohenzollern" ist am Sonntag Morgen nach Vlissingen abgegangen, um von dort die kaiserlichen Prinzen nach Folkestone überzuführen. Am nächsten Freitag Vormittag wird der Lordmayor von London dem deutschen Kaiser bei seinem Besuch in der Guildhall den Ehrenbürgerbrief der englischen Metropole in einer goldenen Kapsel überreichen. - Es ist von Interesse, darauf hinzuweisen, daß während der Regierung der englischen Königin nicht weniger als 15 Persönlichkeiten von königlichem Rang, darunter die Vertreter acht ausländischer Dynastien, das Londoner Ehrenbürgerrecht empfangen haben. In der Regel werden 100 Guineen für die goldene Kapsel bewilligt, in diesem Fall jedoch ist das Doppelte der Summe bewilligt worden. Unter den mit dem Ehrenbürgerbrief ausgezeichneten Fürsten befanden sich Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen (1857), der türkische Sultan (1867), der Vizekönig von Aegypten (1868), der Schah von Persien (1873), der Sultan von Sansibar (1875), der König von Griechenland (1881) und der König der Niederlande (1882). Fünf Bataillone Linie werden von Aldershot nach London marschieren, um Spalier in den Straßen zu bilden, durch welche der Kaiser am Freitag nach der Guidhall fährt.
Der Besuch des Kaisers in Windsor und in London wird von den Engländern nach Kräften ausgebeutet. Glücklich, wer ein Fenster hat, das nach der Straße geht, wo einer der Aufzüge erfolgt! In Windsor zahlt man heute bis zu 20 Guineen (420 Mk.) für jedes Fenster und in London werden in den Straßen, durch welche der Kaiser nach und von dem City=Banket fahren wird, ähnliche Preise verlangt und bewilligt. Für die Gala=Vorstellung im Convent=Garden=Theater sind bereits alle Sitze zu enormen Preisen verkauft. Es wurden bis zu 70 Guineen (über 1400 Mark) für einen Sitz gezahlt.
Der Reichskanzler von Caprivi gedenkt, wie in verschiedenen Blättere mitgetheilt wird, auch in diesem Sommer auf jeden Erholungsurlaub zu verzichten. Caprivi wird Anfangs September Berlin verlassen, um dienstlich den Kaiser zu österreichischen Manövern im Wiener Wald, sowie demnächst zu den bayrischen und sächsischen Manövern zu begleiten, gedenkt aber dann sofort nach Berlin zurückzukehren.
Auf Allerhöchsten Befehl sind 14 ottomanische Offiziere, welche in Berlin ihre militärische Ausbildung vervollkommnen sollen, mit der Charge als Sekondelieutenants den verschiedensten Truppentheilen überwiesen worden.
Der Vorstand des deutschen Kriegerbundes stellte Normalsatzungen für die Kriegervereine auf, welche der preußische Minister des Innern im Einverständnisse mit dem Kriegsminister unter dem 17. v. M. im "Min.=Blatt" für die innere Verwaltung mit dem Bemerken zur Kenntniß bringt, das es den einzelnen Vereinen vorbehalten bleibt, bei Annahme dieser Satzungen denselben solche Bestimmungen, welche nach den örtlichen oder sonstigen besonderen Verhältnissen etwa für erforderlich erachtet werden, hinzufügen.
Zum erstenmal wurde jetzt in einer sozialdemokratischen Versammlung von einem Partheigenossen das Wort offen ausgesprochen, daß es seit Aufhebung des Sozialistengesetzes mit der Sozialdemokratie rückwärts geht. Es erhob sich zwar deshalb ein großer Lärm, aber daß an dem Wort Wahres ist, hat sich keiner der Lärmenden verhehlen können. Zu gleicher Zeit macht der Krieg im eigenen Lager der Sozialdemokratie immer weitere Fortschritte, und namentlich die bekannte Rede des Münchener Reichstagsabgeordneten v. Vollmar, der es für möglich hielt, daß die Arbeiter sich mit der Reichsregierung versöhnen könnten, stößt in den Berliner radikalen Kreisen auf heftigen Widerspruch. Dabei wird aber die Zahl der aufopferungswilligen Genossen geringer und geringer. Bebel und der Buchdrucker Werner, der Führer der Berliner Radikalen, führen einen erbitterten Kampf miteinander; kurzum, es ist nicht mehr, wie es gewesen ist.
Vom nächsten Jahre ab müssen alle Handlungsreisenden, die die Schweiz besuchen, um dort Privatkundschaft zu erlangen, eine Ausweiskarte lösen, die jährlich 100 Franken kostet. Handlungsreisende dagegen, die nur mit Wiederverkäufern in Verbindung treten, brauchen keine Taxen zu zahlen.
In bulgarischen Emigrantenkreisen wird ver=

[ => Original lesen: 1891 Nr. 53 Seite 2]

sichert, daß nach Vollendung der Ausrüstung der bulgarischen Armee mit den Kruppschen Magazingewehren und Geschützen die Proklamierung der Unabhängigkeit Bulgariens erfolgen werde.
Dem Vatikan steht ein neuer Skandal bevor, da der entlassene Verwalter des Peterspfennigs, Folchi, der Rom verläßt, eine Broschüre zu veröffentlichen gedenkt, worin er nachweist, daß die verunglückten Spekulationen mit Vorwissen und Billigung des Papstes ausgeführt seien.
Fürst Leopold von Hohenzollern sprach sich in kategorischer Weise gegen das Heirathsprojekt seines Sohnes, des Kronprinzen von Rumänien, aus und richtete an die rumänische Regierung einen Brief, in welchem er ihr für ihre Haltung in dieser Angelegenheit dankt.
Ein furchtbares Hagelwetter vernichtete in Minnesota auf 100 000 Acres die Ernte, sodaß die Lage der dortigen Farmer als trostlos bezeichnet werden muß. Aus Iowa, Nebraska und Missouri werden ähnliche Unwetter gemeldet.


- Neustrelitz. II. KK. HH. der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin sind am Mittwoch Abend wohlbehalten in London eingetroffen und in dem II. KK. HH. dem Großherzoge und der Großherzogin gehörigen Hause abgestiegen. Der "M. L." zufolge gedenken Ihre Königl. Hoheiten Mitte dieses Monats hierher zurückzukehren.
- Schönberg. Bei dem vor Kurzem angesetzten Verkaufstermine der Ebell'schen Hauswirthsstelle zu Gr. Mist wurde bekanntlich ein Meistgebot von 45 000 M. abgegeben, wofür jedoch der Zuschlag nicht erfolgte. Nun ist diese Stelle durch Vermittelung eines Lübecker Maklers an den Landmann H. Barkenthien aus Utecht für 50 000 M. verkauft.
- Schönberg. Bei dem diesjährigen Königsschußfeste erhielt der Schneidermeister P. Maaß zum dritten Male innerhalb 10 Jahren die Königswürde, zuerst 1882, dann 1889 und jetzt wieder. Diesmal wurde der Schuß abgegeben von dem Gastwirth W. Böckmann hierselbst.
- Schönberg. In Nr. 46 veröffentlichten wir die Prämienliste der Aussteller auf der Thierschau des Vereins kleinerer Landwirthe; dieselbe enthält in sofern eine Unrichtigkeit, als darnach dem Pächter Hörcher zu Wahrsow für seinen ausgestellten besten Bollen ein Preis von 30 Mark zuerkannt ist. Der Hörcher'sche Bolle wurde von den Preisrichtern allerdings als der beste erkannt, jedoch erhielt der Aussteller dafür nur ein Ehrendiplom, weil er nach den veröffentlichten Ausstellungsbedingungen als Domainenpächter, obwohl Mitglied des Vereins, keinen Anspruch auf Geld=Prämien erheben konnte. Der für die Thiergattung ausgesetzte Geldpreis wurde nicht vertheilt und fiel in die Vereinscasse zurück.
- In Dargun bei Gnoien in Mecklenburg ist die Giebelwand eines brennenden Hauses auf die mit dem Löschen der Feuersbrunst beschäftigten Mannschaften der freiwilligen Feuerwehr gestürzt, vier Mann, darunter der Feuerwehr=Hauptmann, wurden getödtet. Fünf andere Feuerwehrleute erhielten lebensgefährliche Brandwunden.
- Das königl. Hygienische Institut in Berlin bereitet jetzt eine Untersuchung vor über die Verhütung des Grauwerdens der Cervelatwurst und erbittet durch die Redaktion der "Allgemeinen Fleischer=Zeitung", welche einen Preis von 200 Mk. auf die beste Lösung dieser Frage ausgesetzt hat, die Einsendung von Probestückchen graugewordener Cervelatwurst. Diese Proben sind an die Redaktion jenes Blattes, Berlin SW., Kommandantenstr. 70, einzusenden und damit ist gleichzeitig die Angabe zu verbinden, in welchen Prozentsatz Schweine= und Rindfleisch verarbeitet ist und von welcher Rasse und welchem Alter die verarbeiteten Thiere waren.
- Der Sängerchor des Frankfurter Lehrervereins kam glücklich in London an und wurde vom deutschen Turnverein herzlichst begrüßt.
- Der Deutsche Apotheker=Verein hält vom 14. bis zum 17. September seine diesjährige Generalversammlung in Magdeburg ab.
- In Velbert in der Rheinprovinz mußte sich vor einigen Tagen ein 14jähriger Lehrling im Krankenhause wegen eines Geschwürs an einem Finger einer Operation unterwerfen, wobei er von zwei Aerzten chloroformirt wurde. Während der Operation erwachte der Junge und schlug so wild um sich, daß er von 4 Personen kaum festgehalten werden konnte. Als die Aerzte ihn wiederholt chloroformirten, blieb dem Patienten der Athem aus und es erfolgte der Tod.
- Bei der Versteigerung einjähriger Vollblutfohlen des herzoglichen Hauptgestüt in Harzburg ist für 25 Pferde ein Gesammtpreis von 82 740 Mark erzielt worden. Für jedes Pferd sind also durchschnittlich 5516 Mark erzielt worden.
- Aus dem Hessenlande erzählt man sich folgende lustige Geschichte: Darmstadt hatte dieser Tage seine Stöcker=Versammlung. Hier sprach Stöcker vom veränderten Zeitgeist. "Einst war deutsche Treue, deutsche Biederkeit, Ehrlichkeit, Gewissenhaftigkeit, deutsches Gemüthsleben kein leerer Schall! Und jetzt! Wie geht durch das deutsche Volk ein unzufriedener, hämischer, zersetzender Geist, der alle harmlose Lebensfreude vernichtet, alles Althergebrachte bekrittelt, Alles, was dem Volke sonst heilig war, Altar und Thron, untergräbt, ja selbst das Rechtsgefühl für das Mein und Dein erschüttert! Woher kommt dieser Geist, meine Freunde?" - Pause. - Darauf der dröhnende Baß eines biederen Darmstädters: "Von de Preiße!"
- In Posen verurtheilte das Schwurgericht den Arbeiter Hoffmann, welcher im Juli 1890 den elfjährigen Sohn des Schriftsetzers Verner ermordet und die Leiche auf schreckliche Weise verstümmelt hatte, zum Tode. Hoffmann ist bereits im Dezember 1890 vom Magdeburger Schwurgericht wegen eines an dem vierzehnjährigen Knaben Neubauer begangenen ganz ähnlichen Verbrechens zum Tode verurtheilt.
- In Straßburg im Elsaß und Metz fanden am letzten Sonntag die Gemeinderathswahlen statt. Infolge der Stimmenzersplitterung sind Stichwahlen erforderlich, im ganzen haben jedoch die Deutschen das Feld behauptet.
- Der offizielle Saatenstandsbericht für das gesammte Königreich Bayern constatirt: Der Verlauf des Monats Juni war sehr günstig. Das Wintergetreide dünn, das Sommergetreide durchweg vortrefflich. Die Kartoffeln befriedigend, theilweise naßfaul. In den Weinbergen machen sich die Frostschäden bemerklich.
- Dem Kriegerverein in dem Dorf Rottenbach in Bayern, der sich geweigert hatte, eine einer Musikgesellschaft schuldige Summe von etwas über 20 Mark zu zahlen, ist vom Gerichtsvollzieher die Fahne gepfändet worden.
- Der Elfenbeinhandel wurde früher von England fast monopolisirt; in den letzten Jahren hingegen ist Deutschland als mächtiger Konkurrent aufgetreten. Einen sichtlichen Beweis dafür bietet das Elfenbein, welches eine Hamburger Firma gegenwärtig auf der Londoner deutschen Ausstellung dem Publikum in allen Stadien der Fabrikation vorführt. Zwei 9 Fuß lange Zähne befinden sich vorn am Eingange, während zwei im Innern des Zimmers zur Schau gestellte 11 Fuß lange wohlerhaltene Zähne das allgemeine Interesse stark in Anspruch nehmen. Die betreffende Firma hat in Egypten, dem Sudan, Ost= und Westafrika, in der That in allen Elfenbein produzirenden Gegenden nach dem werthvollen Material Umschau gehalten. Der Wal, das Rhinoceros, das Mammuth und der Elephant, alle sind in der Sammlung vertreten. Auch die Verwendung, welche die Eingeborenen Afrikas von dem Elfenbein machen, wird dem Besucher in kunstvollen Schnitzereien vorgeführt.


Anzeigen.

Die Inhaber von Tombola=Loosen verweisen wir auf die der heutigen Nummer dieses Blattes beigegebene Gewinnliste. - Die Gewinne sind bis zum 8. August d. J. beim Herrn Chr. Rieckhoff hier in Empfang zu nehmen; die bis dahin nicht abgeforderten Gegenstände werden zu Gunsten der Schützenkasse verauctionirt.
Schönberg, den 10. Juli 1891.

Der Vorstand der Schützenzunft.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 53 Seite 3]

Joh. Witt, Maschinenfabrik,
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                                                    Heinrich Böckmann,
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Nachdem ich den Betrieb der hiesigen Frohnerei wieder übernommen habe ersuche ich Anmeldungen von gefallenem Vieh an mich gelangen zu lassen. - Zugleich empfehle ich den Besitzern von Maschinen gutes reines Kammenfett zum Preise von 40 Pfg. pr.Pfund.

                                                    P. Fanselow.
                                                    Schönberg.


Warnung! Wir erinnern daran, daß das Krautschneiden auf unserer Feldmark, sowie die Entwendung von Holz und Streu aus unseren Holzkoppeln verboten ist.
Diejenigen Personen, die wegen dieser Uebertretung von dem Husaren Doll betroffen werden, werden nach den Gesetzen bestraft.

                                                    Die Dorfschaften:
                                                    Selmsdorf, Sülsdorf,
                                                    Teschow und Zarnewenz.


Verloren

am Mittwoch, den 1. Juli auf der Siemzer Chaussee, in der Nähe des neuen Kirchhofes, ein halbseidener Regenschirm mit Hornkrücke.
Abzugeben in Spehr's Hotel.


Eine gut erhaltene Marquise,
zwei Fenster beschattend, ist preiswürdig zu verkaufen.

                                                    W. Maass, Kaufmann.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 53 Seite 4]

Travemünder Rennen
den 29. Juli und 1. August 1891.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.


Maler-Farben
Leinöl, Firniß u. Carbolineum,
sowie Fußbodenlack, Hutlack
und verschied. helle und dunkle Lacke.
Bronce
in allen Farben empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Am Sonntag, den 12. d. Mts.,
von Nachmittags 4 Uhr an
Fortsetzung des
Gewinnschießens.
Abends Vertheilung der Silbergewinne.
Schönberg, den 10. Juli 1891.                          
                                                    Der Vorstand der Schützenzunft.


Sonntag den 12. u. Montag den 13. Juli findet bei mir ein

Scheiben-Schiessen

nach guten Gewinnen statt, wozu freundlichst einladet

Neue Welt.                                                     M. Holst.
Montag Nachmittag Concert, Abends Tanz.


Herbergs=Verein.

In allernächster Zeit werden wir uns die Beiträge für das 2. Geschäftsjahr erbitten. Da wohl alle Bewohner des Fürstenthums nunmehr die Wohlthat unseres Vereins erfahren haben, thun wir dies in der getrosten Zuversicht, daß die Beiträge nicht zu klein ausfallen und die noch fehlenden Dorfschaften und Familien dem Verein beitreten werden.
In Schönberg wird die Einsammlung der Beiträge durch den Stadtdiener Stree geschehen.
Schönberg i/M., den 6. Juni 1891.

Der Vorstand des Herbergs=Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Arbeitsnachweisstelle.

Auf Bitte des unterzeichneten Vereins hat Herr Hofschmied Dräger hieselbst in seiner Werkstatt eine Arbeitsnachweisestelle für beschäftigungslose hiesige Arbeiter und Arbeiterinnen eingerichtet und ist bereit, Meldungen von Arbeitern und Arbeitgebern entgegenzunehmen.
Schönberg i. M., den 1. Juli 1891.

Der Ausschuß des Herbergs=Vereins f. d. Fürstenth. Ratzeburg.
C. Langbein.


Ernte=Handschuhe
sind stets zu haben bei                                                    
                                                                        H. Böckmann,
Schönberg.                                                      Handschuhmacher.


Zur bevorstehenden Ernte empfehle                                                    
eiserne Harken mit Sitz
in verschiedenen Größen und Preisen.                                                    
                                                    C. Köhncke jun.,
                                                    Maschinenbauer.
                                                    Ratzeburg.


Komme dieser Tage nach Schönberg zum Repariren und Stimmen von Clavieren. Bestellungen bitte in der Expedition abzugeben.

                                                    Staroste, Instrumentenbauer.
                                                    Wismar u. Hagenow.


Zur bevorstehenden Heu= und Kornerndte bringe wieder meine so bewährten

Gußstahlsensen
in empfehlende Erinnerung.                                                    
Garantie für alles Mögliche.
Schönberg i/M.                                                     J. Oldenburg,
                                                                                Schmiedemeister.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extrakt beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei Heinr. Böckmann, Bandagist.


Diedrich Teschau,
Lübeck, Breitestr. 24.
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Reparaturwerkstatt. Hohlschleiferei.


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Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 12. Juli.

Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Rector Krüger.
   Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 28.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 53 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 53 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. Juli 1891.


- Der Gedenktag von Königgrätz. Auf dem Königgrätzer Schlachtfeld hat am 3. Juli vom frühen Morgen an viel Leben geherrscht. In Lipan, in Problus, in Chlum, überall, wo wichtige Episoden der ereignißschweren Schlacht sich abgespielt und ihre blutigen Spuren hinterlassen haben, gab es Gedächtnißfeierlichkeiten, deren größte in dem etwa 10 Kilometer von Königgrätz entfernten Dorfe Lipan stattfand, wo sich auf einer Anhöhe der den österreichischen und sächsischen Krieger gewidmete Obelisk erhebt. Ungefähr 20 Schritte von diesem Obelisk entfernt, ist eine Gedenktafel an der einen Maierhof umsäumenden Mauer angebracht, welche die lakonische Inschrift trägt: "Hier stand am 3. Juli 1866, um 1 Uhr Mittags FZM. Benedek mit seinem Stabe." Ein Uhr Mittags! Das war kurz vor jenem kritischen Augenblick, in welchem das Heer des preußischen Kronprinzen vor Chlum sichtbar wurde und die Schlacht entschied. Der Obelisk giebt keine Auskunft darüber, wie viele in seinem Bannkreis begraben liegen, man hatte keine Zeit hier zu zählen, aber die zahllosen Kränze nicht nur von Corporationen, Deputationen und militärischen Vereinigungen, sondern vorwiegend von Familienmitgliedern derjenigen, die dort gefallen, sie tragen den Character einer Massenkundgebung für das Massenopfer. Unter den Kränzen sei der von dem in Breslau stationirten Grenadier=Regiment erwähnt, welchen eine Deputation von zwei Stabsofficieren selbst überbracht hat. Sächsische Officiere waren nicht anwesend, dagegen imponirte die Anzahl der Mitglieder der sächsischen Kriegervereine. Der äußere Schauplatz der Feier war ein ungemein fesselnder. Der Obelisk befindet sich im Centrum des Schlachtfeldes auf einer Anhöhe; man übersieht von dort fast den ganzen von den Ausläufern des Riesengebirges und des mährischen Grenzgebirges umsäumten Thalkessel. Dem friedlichen Bild that auch das halbe Bataillon Infanterie keinen Eintrag, welches ausgerückt war, um den militärischen Gästen Ehrendienst zu leisten. Das Plateau selbst war den Festgästen eingeräumt: den Deputationen und Officieren, endlich den zahlreich erschienenen Kombattanten von 1866, unter welche sich die rührendsten Scenen des Wiedersehens abspielten. Knapp an dem Denkmal selbst hatte ein holzfüßiger Invalide die Ordnung aufrecht zu erhalten; er hatte sein Bein genau so an Ort und Stelle verloren, wie der Präses des zur Feier eingesetzten Comités, Hauptmann Steinsky, seinen Arm. Der Priester, der den Feldgottesdienst abhielt, begann seine Rede mit den Worten. "Wir stehen auf einem heiligen Boden". In tiefer Ergriffenheit, die sich aller Anwesenden bemächtigte, gedachte er die Todten, welche in dem weiten Gottesacker ruhen, und ließ seine später in tschechischer Sprache wiederholte Rede in einen Apell an den Friede, die Versöhnung und die Liebe anklingen. Unmittelbar nach dem Gottesdienst begaben sich die Sachsen nach Problus, wo ein protestantischer Gottesdienst stattfand, während ein anderer Theil der Anwesenden nach dem gegenüberliegenden historischen Chlum zog, woselbst viele Freunde die Gräber ihrer gefallenen Angehörigen besuchten. Die Feier nahm wegen der großen Entfernung von Königgrätz nach Lipan den ganzen Vormittag in Anspruch.
- Massenvergiftung durch Pilze. Ein Vergiftungsfall hält, wie aus Stuhlweißenburg gemeldet wird, seit einer Woche die Ortschaft Tarnok in fürchterlicher Aufregung. Trotz des Verbotes, Pilze zu suchen, hatten zwei Knaben solche gesammelt; zahlreiche Leute in der Gemeinde aßen von den Pilzen, und sämmtliche erkrankten bald nach dem Genusse derselben. Die Patienten wurden in ein Hospital gebracht; 29 derselben liegen im Sterben, 7 sind schon gestorben, darunter eine Frau, welche, nachdem ihr Mann die Pilze zum Fenster hinausgeworfen hatte, dieselben wieder auflas und zubereitete. Die Untersuchung ergab, daß die Pilze giftig gewesen.
- Dürfen Frauen rauchen? Das "Humor. Deutschland" hatte auf die beste Beantwortung dieser Frage einen preis von 20 Mk. ausgesetzt. Diesen Preis errang Valerius Wolf in Dresden mit folgender hübschen Lösung des Problems: "Nur kurz die Antwort sei, für alle Zeiten wohl zu brauchen: In Flammen setzen kann das Weib - der Mann soll rauchen!"
- Die Kaiserin von Oesterreich hat am 2. d. M. den Gamskahrkogel (2465 m) bestiegen. Auf der Höhe wurde die Kaiserin und ihr Gefolge von einem Gewitter überrascht, sodaß sie in einer Hütte auf der Rusitzer=Alm übernachten mußten.
- In Wien drangen am Sonntag abend zwei Burschen in die Wohnung eines Fabrikwächters in Mariahilf ein und töteten den Unglücklichen durch Revolverschüsse und Beilhiebe. Die Frau ermordeten die Verbrecher gleichfalls; ihr Leichnam weist 20 Schnittwunden auf. Von drei Fabrikarbeitern, welche bei dem Ehepaar übernachteten, wurde einer schwer, ein zweiter leicht verletzt. Die unbekannten Thäter sind geflohen.
- In der Nacht zum Freitag ist im Wiener Bezirk Mariahilf eine fürchterliche Blutthat verübt worden. Zwei Burschen sind in die Wohnung des Hausbesorgers Emeder gedrungen und haben den Mann und dessen Frau im Schlaf durch Schüsse und Hackenschläge getödtet und zwei Arbeiter verwundet. Die Mörder sind flüchtig.
- Beim Edelweißsuchen am "Todten Weib" in Steiermark stürzte ein Bursche und fiel kopfüber 100 Meter hoch auf einen gerade vorüberfahrenden Zigeunerwagen. Der Herabgestürzte wurde gänzlich zerschmettert.
- Wie die Pariser "Temps" schreibt, ist die französische Ostbahn=Gesellschaft, welche bekanntlich ihre internationalen Schnellzüge über Delle=Delsberg=Basel, also auch über die eingestürzte Birs=Brücke leitete, schon vor einigen Wochen durch Berichte ihrer Angestellten, welche die Schnellzüge begleiteten, auf die Unsicherheit der Mönchensteiner Brücke ("Zündhölzlibrücke" nannte sie bezeichnend der Basler Volksmund) aufmerksam geworden. Sie schickte hierauf einen ihrer Ingenieure hin, welcher feststellte, daß die "Elastizität" der Brücke die normale Grenze überschritten habe. Die Ostbahn setzte die Jura=Simplon=Verwaltung hiervon in Kenntniß. Kurze Zeit vor der Katastrophe wurden dann auch die Ingenieure der Jura=Simplon=Verwaltung hiervon Mittheilung gemacht. Kurze Zeit vor der Katastrophe sollen dann auch die Ingenieure der Jura=Simplon=Bahn die Brücke untersucht, aber - nichts Verdächtiges gefunden haben!
- In Brüssel brachen Diebe in der Sonnabendsnacht in das Geschäftslokal des Juweliers Schoesmakers ein und entwendeten Juwelen im Werthe von einer halben Million.
- Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland sind am 4. d. M. in Bombarsund auf den Alandinseln eingetroffen. Der Großfürst=Thronfolger von Rußland befindet sich auf dem Weg nach Irkutsk in Sibirien.
- Der russische Kosakenhauptmann Chodorowicz, der Mitte Juni als Spion in Krakau verhaftet worden war, ist jetzt aus ganz Oesterreich ausgewiesen und zur russischen Grenze eskortirt worden.
- Die beiden Kulis, welche durch ihre Geistesgegenwart den russischen Thronfolger in Otku vor Mörderhand schützten, haben vom Kaiser von Japan je einen Orden und eine lebenslängliche Rente von ca. 120 Mk. erhalten. Der Zarewitsch hat Jedem seiner Lebensretter ein Geschenk von 8000 Mark gemacht, während der Zar ihnen eine lebenslängliche Rente von 3200 Mark ausgesetzt hat.
- Der Schreckenssommer, der an Eisenbahnkatastrophen, verheerenden Stürmen und Unglücksereignissen aller Art ergiebiger ist, als irgend ein anderer seit Menschengedenken, bringt täglich neue Hi=

[ => Original lesen: 1891 Nr. 53 Seite 6]

obsbotschaften. Ueber die Ortschaft Török=Szt. Miklos ging, wie eben aus Pest berichtet wird, ein furchtbares Unwetter nieder. Auf der nahe gelegenen Kengyeter Puzta stürzte eine große Tabackscheune ein, in der 160 Feldarbeiter, Männer und Frauen, Zuflucht genommen hatten. Bei der Entfernung des Schuttes fand man 7 Todte, 14 tödtlich und 34 leichter Verwundete. Die Uebrigen trugen mehr oder minder schwere Verletzungen davon. Das Unglück geschah auf der Besitzung des Bauernnabobs Baghi.
- Schwach und wetterwendisch ist wahrlich das Menschengeschlecht, das Individuum und in noch viel höherem Maße die versammelte Mehrzahl. Auch in Rußland. Kürzlich - so erzählt die Petersburger "Nowoje Wremja" - tagte die Landschaftsversammlung im K.'schen Kreise des Gouvernements Charkow zur Zeit der großen Dürre, die bereits lange angehalten hatte. Die örtlichen Abgeordneten waren daher aus begreiflichen Gründen in schlechter Laune. - "Bittschrift des N.'schen Landschullehrers um Unterstützung behufs Herstellung seiner Gesundheit," trägt der Secretär die Tagesordnung vor. -"Absagen!" donnerten die mißmüthigen Deputirten. - Bittgesuch der Bauern von X. um zinsfreien Geldvorschuß wegen eines Brandschadens . . ." - "Absagen!" - "Bittgesuch der Angestellten im Landschaftsamt um . . ." - "Absagen!" - schreien die Abgeordneten, bevor der Secretär noch geendet. Was sind ihnen alle Bittgesuche, wenn dem Kreise die größte Mißernte droht . . . Da plötzlich, unerwartet und ungeahnt wird grollender Donner vernehmbar. Man springt von den Sitzen und eilt zu den Fenstern; eine dunkelgraue bleierne Gewitterwolke wälzt sich heran und lagert sich bereits wie eine Wand über den halben Horizont. Der Secretär trägt noch irgend eine Frage vor, allein es hört ihn Niemand . . . - "Die Sitzung wird auf 1/2 Stunden unterbrochen," erhebt der Vorsitzende seine Stimme und eilt mit allen Abgeordneten auf den Hof hinaus. Hier fallen schon die ersten großen Tropfen, der Himmel verdunkelt sich und nun entladet sich ein großartiges Gewitter, der Regen strömt wie aus Eimern . . . Die Deputirten sind nicht wiederzuerkennen, mit glückstrahlenden Gesichtern beglückwünschen sie einander und liegen sich in den Armen. - Die Sitzung wird wieder aufgenommen. Die schwarze Wolke hat sich in eine graue verwandelt: man kann also anhaltenden Regen erwarten. "Bittgesuch der Wittwen verstorbener Landschaftsärzte um Unterstützung" fährt der Secretär mit dem Vortrage fort. - "Bewilligen! Bewilligen!" ertönen freudig bewegte Stimmen. - "Antrag des Stadtamts bezüglich einer Gagenerhöhung für die Landschullehrer . . ." - "Bestätigen!" heißt es allgemein. Und nun liest der Secretär, der seine Pappenheimer kennt, die vorher kurz abgefertigten Gesuche noch einmal: "Bittschrift des N'schen Landschullehrers u. s. w." - "Bewilligen!" "Bittgesuch der Bauern von X." - "Bewilligen" u. s. w." Dann geht es weiter. "Zur Deckung der oben bewilligten Ausgaben schlägt das Landschaftsamt vor, für das nächste Jahr die Landschaftssteuern um 1 1/2 Kop. für die Dessjatine zu erhöhen . . ." Eine kleine Verwirrung entsteht unter den Deputirten. Sie sind unschlüssig - da ertönt ein starker Donnerschlag, der Regen fängt mit neuer Kraft zu gießen an . . . und "Bewilligen! Bewilligen!" ist die Losung.
- Praktische Leute sind die Dänen. Die Ausnutzung eines gestohlenen Sparkassenbuches ist bei ihnen nicht so leicht gemacht, wie bei dem Volke der "Denker". Wenn man in Kopenhagen Geld in der Städtischen Sparkasse anlegt, so erhält man hier ein Buch darüber, das aber, im Gegensatz zu unserem Brauch, nur eine Nummer führt, während wir aller Ausführlichkeit Namen und Stand mit eintragen. Den Namen und die Adresse des Besitzers des Buches mit den betreffenden Namen birgt in Kopenhagen ein besonderes Journal, daß nur den Beamten zugänglich ist. Kommt nun Jemand, Geld auf ein Sparkassenbuch zu holen, so wird er nach dem Namen des Inhabers gefragt, und kann er den nicht angeben, so wird ihm das Geld nicht ausbezahlt. Geht also das Buch verloren oder wird es gestohlen, so bleibt dem Eigenthümer immer sein Geld gesichert. Auch muß der Spareinleger, sobald er das erste Geld zur Sparkasse bringt, seinen Namen eigenhändig in ein Buch schreiben. Für den Fall, daß er einen anderen sendet, um Geld abzuheben, muß er diesem eine schriftliche Vollmacht übergeben, deren Unterschrift mit derjenigen im Geschäftsbuche vor Auslieferung des Betrages verglichen wird.
- In den Südprovinzen Persiens sind die Ernteaussichten schlecht, da die Heuschrecken große Verwüstungen angerichtet haben. Die Regierung hat deshalb ein Verbot gegen den Export von Getreide erlassen.
- Vier Mörder durch Electrizität hingerichtet. Am 7. Juli wurden, einem Kabeltelegramm aus Newyork zufolge, die zum Tode verurtheilten Mörder Slocum, Smiler, Wood und Jugiro in der Zeit von 4 Uhr 42 Min. bis 6 Uhr 5 Minuten mittelst Electrizität hingerichtet. Alle Zeugen der vierfachen Hinrichtung erklären, daß die Gerichteten ohne Todeskampf oder das geringste Zeichen von Schmerz starben. Slocum ging gefaßt dem Tode entgegen und setzte sich ruhig auf den Hinrichtungsstuhl. Die Exekution erfolgte so schnell, daß der Gesichtsausdruck des Hingerichteten unverändert blieb. Smiler wankte mit schlotternden Knieen zum Stuhle und mußte gestützt werden. Wood sah dem Tod vollkommen ruhig entgegen. Gegen alle Erwartung zeigte sich auch der Japanese Jugiro nicht ungeberdig. Die Leichen wurden unmittelbar nach der Hinrichtung in ein in der Nähe befindliches Zimmer getragen, wo dieselben ärztlich besichtigt wurden. Dr. Rockwell, der Erfinder der electrischen Hinrichtungsmaschine, sagte, er könne, ohne Discretion zu verletzen, mittheilen, daß der Versuch durchaus gelungen sei. Der Tod sei infolge eines electrischen Stromes von 1800-2000 Elementen augenblicklich und vollkommen schmerzlos eingetreten. - Anders lauten die Aussagen einzelner Zeugen, welche der Hinrichtung beigewohnt haben. Einer derselben, Dr. Daniels, erklärte einem Interviewer gegenüber, er hätte über die Sache viel zu sagen, wenn ihm nicht Stillschweigen auferlegt worden wäre. Er fügte hinzu, daß sich die Scene wie bei Kemmler in der Praxis wiederholen werde: jeder der Hingerichteten habe zwei Schläge erhalten. Ein anderer Zeuge giebt folgende Darstellung: Die Verurtheilten wurden unter Aufsicht Dr. Macdonalds gebunden und an ihrem Kopfe und rechten Bein je eine Electrode befestigt. Als die Vorbereitungen beendet waren, nahmen die Gehilfen eine Kanne Salzwasser und einen feuchten Schwamm zur Hand. Auf das Zeichen der Doktoren, daß Alles in Ordnung sei, ging die Prozedur vor sich. Sofort spannten sich die Körper der Hingerichteten gegen die Fesseln, jede Muskel zuckte, als ob der Delinquent eine furchtbare Anstrengung mache zu entkommen. Die Ränder der Bande drangen tief in das Fleisch ein, und die Haut wurde purpurroth. Der Eindruck ist dieser Scene auf die Zuschauer war ein gerade schauerlicher. Nach Verlauf von zwanzig Sekunden war die krampfhafte Muskelbewegung beendet, der Körper erschlaffte. Einen Augenblick schien es, als Slocum, wie seiner Zeit Kemmler, wieder zum Leben erwachen würde. Kaum eine Minute nach dem electrischen Schlage kam zwischen den Lippen und durch die zusammengepreßten Zähne des Hingerichteten ein rauschender Ton hervor, ein aus der Lunge kommendes Pfeifen wie ein leiser Seufzer. Sofort schloß Dr. Macdonald zum zweiten Male den Strom, und bei dem zweiten Schlage begannen Fleisch, Beine und Kopf zu rauchen, die Muskeln hörten auf zu arbeiten und der Körper brach derart in sich zusammen, daß er zu Boden gefallen wäre, wenn er nicht von den Banden gehalten worden wäre.
- In Jerusalem treffen wöchentlich 200 bis 300 mittellose jüdische Familien ein, deren Noth sehr groß ist. Das Elend wird durch die steigenden Brotpreise noch vermehrt.
- Als ein sehr gutes Mitteln Katzen von Gärten und Anlagen fernzuhalten, in denen Vögel nisten, wird Pfefferstaub empfohlen, den man an verschiedenen Stellen ausstreut. Auch die Anpflanzung der "Raute" bewirkt dasselbe, da die Katzen den starken Geruch nicht vertragen und solche Stellen meiden. - Durch Schießen mit Erbsen und Bespritzen mit der Gartenspritze erzielt man dasselbe Resultat.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 53 Seite 7]

Beilage
zu Nr. 53 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. Juli 1891.


Gewinn - Liste
zur
Tombola am 2. Königschußtage 1891.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

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Gewinn - Liste
[Fortsetzung]
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


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