No. 39
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. Mai
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 39 Seite 1]

              Es wird hiedurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die Maul= und Klauenseuche unter dem Rindvieh zu Neuhof erloschen ist.
              Schönberg, den 14. Mai 1891.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Ueber den Unfall, den der Kaiser am 15. d. M. Nachmittags in Potsdam mit der russischen Troika erlitten, erfahren wir noch folgende Einzelheiten: Von den drei zu der Troika gehörenden Pferden ist seit einiger Zeit das eine erkrankt und durch ein Pferd aus dem Potsdamer Marstall ersetzt, das man in den letzten Tagen eingefahren hat. Dasselbe scheint aber noch nicht recht als Paßpferd gehen zu wollen, denn Thatsache ist, daß die drei Pferde vor der Troika höchst unruhig liefen. Als der Kaiser mit seinem Adjutanten vom Neuen Palais abfuhr, gingen die Pferde zwar noch ruhiger, rasten aber bald im Parke von Sanssouci im Galopp den Hauptweg entlang. Augenzeugen versichern, daß es schon dort ausgesehen habe, als ob die Insassen der Troika, welche außer dem Kaiser und seinem Adjutanten aus dem Kutscher in russischer Tracht und einem Leibjäger bestanden, jeden Augenblick herausgeschleudert werden könnten. Namentlich befürchtete man dies bei der großen Fontaine und bei dem Gitterthor am Obelisk. Indessen diese Punkte wurden glatt passiert, so daß das kaiserliche Fuhrwerk bald in die Mauerstraße einbog und bis in die Nähe des Jägerthors gekommen war. Nach der einen Version war es ein rother Sprengwagen, vor dem die Pferde scheuten, nach einer andern Angabe soll dies aber dadurch herbeigeführt sein, daß an den Ställen des Regiments der Gardes du Corps gerade eine Abtheilung Soldaten antrat und ein Unterofficier mit lauter Stimme: "Augen links!" commandirte. Der Kutscher konnte dadurch die ohnehin schon muthigen Pferde nicht mehr im Zaume halten, sie bogen von der Chaussee nach links auf den Reitweg ein und gerade auf eine junge Linde, von höchstens einem Fuß im Durchmesser, los. Das linke Seitenpferd kam bei dem Anprall zu Falle, so daß die übrigen sofort standen. Der Anprall der Troika war aber, wie die Spuren an dem Baume, dessen Rinde auf der einen Seite etwa drei Fuß lang abgeschält ist, beweisen, ein sehr heftiger. Die Troika hat kein bewegliches Ortscheid, sondern einen festen Baum, an den die Pferde gespannt sind. Dieser Baum zersplitterte total, ebenso wie der Halbbogen, der sich über dem Mittelpferd befindet. An dem Gespanne selbst ist wenig demolirt, auch den Pferden hat der Anprall nichts geschadet. Man hatte übrigens dafür Sorge getragen, daß der Troika in angemessener Entfernung noch eine königliche Equipage folgte, und diese traf gerade in dem Moment ein, als der Vorreiter sie holen wollte. Der Kaiser, welcher die Absicht hatte, inzwischen zu dem Flügeladjutanten von Scholl zu gehen, gab diese Absicht auf und fuhr in der vorerwähnten Equipage zum Corso, wohin ihm, wie bereits gemeldet, die Kaiserin mit den ältesten Prinzen im offenen Viererzug bereits früher vorausgefahren war. Vom Corso kehrte der Kaiser übrigens im Viererzug nach dem Neuen Palais zurück. Seine frohe Laune hatte er durch den Unfall nicht eingebüßt, denn als er an der Glinickebrücke anlangte und dort die kleinen Knaben der einen Klasse der Vorschule der Potsdamer Ober=Realschule antraf, welche mit ihrem Lehrer einen Spaziergang gemacht hatten, warf er zur Freude der ABC=Schützen Hände von Blumen unter die Kinder.
Wie in den Vorjahren, so sind auch in diesem Frühjahr preußische Offiziere von der Infanterie, der Kavallerie und Artillerie zu den Frühjahrs Uebungen der österreichischen Armee abkommandirt und ebenso österreichische Offiziere zu denen der preußischen Armee.
Eingegangene Berichte aus Kioto melden, daß außer dem Zarewitsch noch zwei Begleiter verwundet worden seien. - Das Befinden des Zarewitsch wird als zufriedenstellend bezeichnet.


- Neustrelitz, 16. Mai. I. K. H. die Erbgroßherzogin hat sich heute Morgen mit den drei fürstlichen Kindern und der Hofdame v. Buch nach Ballenstedt am Harz zu einem 14tägigen Aufenthalte daselbst und zum Besuche Ihrer fürstlichen Eltern begeben.
- Neustrelitz. Verschiedene Berliner Blätter berichteten vor einigen Tagen einen Vorfall in der hiesigen Militärgemeinde, welcher offensichtlich Entstellungen enthielt. Wir entnehmen der "Neustrelitzer Zeitung" hierüber Folgendes: "Der Sachverhalt ist der: Am Tage vor dem Geburtstage des Kaisers hat der Major v. Kirchbach den Pastor Nahmmacher zur Abhaltung eines Kaisergottesdienstes aufgefordert, und letzterer, der unter den gegen ihn in die Welt geschleuderten falschen Beschuldigungen schwer leidet, hat die Abhaltung nicht ohne Weiteres abgelehnt, sondern sich dazu bereit erklärt unter der Bedingung, daß ihm die gesetzlich erforderliche Erlaubniß erwirkt würde, - wie es früher in ähnlichen Fällen, z. B. beim Tode des Kaisers Friedrich anstandslos geschehen ist. Der einzige Fehler, den der Pastor vielleicht begangen hat, ist der, daß er nicht seinerseits die Einholung der Erlaubniß unternommen hat. Wenn nun von militärischer Seite die Erlaubniß nicht an zuständiger Stelle nachgesucht ist und daher der Gottesdienst nicht stattgefunden hat, und wenn Major Graf K. es für nöthig erachtet hat, nicht mit dem Bataillon, sondern in Begleitung einiger Officiere die katholische Kirche zu besuchen, so ist das ja alles zu beklagen, gewährt aber doch ein anderes Bild, als es der Artikel in

[ => Original lesen: 1891 Nr. 39 Seite 2]

Berliner Blättern erblicken läßt. Fassen wir den Sachverhalt noch einmal kurz zusammen: Pastor Nahmmacher hat abgelehnt, die Erlaubniß zum Abhalten eines Kaisergottesdienstes einzuholen, in der Meinung, solches sei Sache des Commandos. Der Commandeur hat seinerseits die Erlaubniß nicht nachgesucht, sondern ist mit einigen Offizieren in die katholische Kirche gegangen. Das geringe Versehen des Pastors Nahmmacher ist damit bestraft, daß er seinen Functionen als Garnisonpfarrer enthoben und an seine Stelle der Hülfsprediger Runge getreten ist. Schließlich ist noch zu bemerken, daß am letzten Sonntag der Pastor Nahmmacher in der Stadtkirche gepredigt hat und daß das Militär dabei anwesend gewesen ist; ferner ist die Behauptung, das Militär habe seit dem 25. Januar die Kirche am 10. Mai zum ersten Male wieder besucht ebenfalls eine unrichtige, da, ausgenommen am Himmelfahrtsfeste, jeden Sonn= bezw. Festtag eine Abordnung unserer Garnison dem Gottesdienste in der Stadtkirche beigewohnt hat."
- Auf der Viehweide in Hagenow stürzte sich am 15. Mai ein wildgewordener Stier von hinten auf den Hirten Hagen und bearbeitete denselben mit den Hörnern, daß er bewußtlos liegen blieb. Er mußte nach Hause getragen werden, wo er nach einigen Stunden seinen Wunden erlegen ist.
- Mecklenburger Grundbesitzer scheinen mit dem Gedanken umzugehen, dem Mangel an ländlichen Arbeitern durch Einführung von Chinesen (Kulis) abzuhelfen. Wenigstens zeigt in den Mecklenburger Nachrichten ein Herr C. Knaudt in Alt=Voorstorf bei Kirch=Mulsow an: "Diejenigen Herren, welche zum Frühjahr 1892 gewillt sind, chinesische Arbeiter zu engagieren, werden gebeten, ihren Bedarf, das heißt Anzahl der männlichen Arbeiter, bei mir anzumelden. Die Kosten bei 10jährigem Kontrakt werden bei genügender Betheiligung 200 Mk. der Kopf betragen.
- In Hamburg setzte ein reicher Privatier, Heinrich Schmilinsky, den Senat zum Erben seines mehrere Millionen betragenden Vermögens ein. Dasselbe ist zur Errichtung eines Asyls für unverheirathete Töchter und alte Lehrerinnen bestimmt.
- Im Dorfe Kasing bei Ingolstadt hat man in einem Garten beim Ausgraben eines Baumes in einem Topfe 3000 bis 4000 Stück Silbermünzen gefunden, die aus dem 12. Jahrhundert zu sein scheinen.
- Eine totale Mondfinsterniß steht am 23. Mai bevor, sie dauert von 6 Uhr 43 bis 8 Uhr 3 Minuten und kann in Asien, Europa, Afrika und in einem Teil von Australien beobachtet werden. Die Berliner können nur das Ende des himmlischen Schauspiels betrachten, da der Mond erst zehn Minuten vor dem Schlusse der Finsterniß auf der Bildfläche erscheint. - Eine ringförmige Sonnenfinsterniß ist am 6. Juni zu erwarten; dieselbe wird vorzugsweise den Nordpolarländern sichtbar sein. In Europa erscheint sie nur partiell, und wird gegen Abend der dritte Theil der Sonnenscheibe verdunkelt sein.


Anzeigen.

Bekanntmachung.

Auf Grund der Landesherrlichen weiteren Verordnung zur Ausführung des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886, betreffend die Unfall und Krankenversicherung der in land= und forstwirthschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen vom 14. November 1890 (Officieller Anzeiger Nr. 23) werden die Gemeindebehörden des Fürstenthums Ratzeburg, d. h. in den Städten die Magistrate, in allen übrigen Ortschaften die Ortsobrigkeiten, aufgefordert, nunmehr für ihre Bezirke wiederum die Verzeichnisse der Unternehmer der unter § 1 des Reichsgesetzes fallenden Betriebe in Maßgabe des § 34 derselben, sowie der dazu ergangenen in der erwähnten Verordnung vom 14. November 1890 angeführten Ausführungsbestimmungen aufzustellen und in doppelter Ausfertigung

bis zum 1. Juli d. J.

An den Vorstand der Berufsgenossenschaft für die Unfall= und Krankenversicherung der land= und forstwirthschaftlichen Arbeiter des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz in Neubrandenburg einzusenden.
Formulare für die Aufstellung der Verzeichnisse nebst eingehender Erläuterung werden den Gemeindebehörden innerhalb der nächsten zwei Wochen vom Genossenschafts=Vorstande zugesandt werden.
Neustrelitz, den 12. Mai 1891.

Großherzogliches Landes=Versicherungsamt.
v. d. Decken.


Holz=Auction
im Vitenser Forste

am Montag, den 25. Mai 1891, unter den an Ort und Stelle bekannt zu machenden Verkaufsbedingungen, über:
  30 Stück geringe eichen Drümme zu Bau= und Nutzholz.
  90 Rmtr. buchen Kluft, Knüppel u. Ausschußholz,
120   do.      do.    Stangenholz,
216   do.      do.    Zweigholz,
    4   do.   birken Knüppelholz,
  20 Stück fichten Schleete zum Auftrennen,
  40   do.      do.    Balkenschleete,
    8 Rmtr.    do.    Ausschußholz,
    5   do.      do.    Hauspähne,
  45   do.   kiefern u. fichten Stangenholz.
Versammlung Morgens 9 Uhr beim Holzwärtergehöft.
Vitense, den 14. Mai 1891.

                                                    L. Wiegandt.
                                                    Großherzogl. Revierförster.


Säemaschinen verschiedener Systeme
Prima Dünger=Streumaschinen
empfehle ab Lager.                                                    
                                                    O. Köhncke, Maschinenbauer.
                                                    Ratzeburg.


Aus einer schwimmenden Sendung:

Ia. böhmische Stückbraunkohlen

offerire ich selbe bei Entnahme eines Waggons mit M. 124.- pr. 10 000 Ko. comptant frei bis Bahnhof hier. Dieselben fuhrenweise loose frei vor die Hausthür billigstens und ersuche um baldige Aufträge, da Preise anziehen, sobald das Elbwasser fällt.

Steinkohlen & Harbker Braunkohlenbriketts

billigstens.

                                                    F. Heitmann.


Nur Geldgewinne.

Ziehung 20. Mai 1891.
Ankauf gesetzl. gestattet.
Stadt Barletta-Loose Haupttr. Fr. 2 Millionen, 1 Mill., 500 000, 400 000, 200 000, 100 000 50 000 etc. Pr. 90 M. Monatl. Einz. auf ein ganzes Loos M. 5.-
30 Pfg. Porto a. Nachn. Gewinnl. franco=gratis. Aufträge umgehend erbeten. Agentur
                                                    F. Stroetzel, Konstanz.

Jedes Loos gewinnt.


Wunderbar ist der Erfolg

Sommersprossen, unreiner Teint, gelbe Flecke etc. verschwinden unbedingt beim täglichen Gebrauch von:

Bergmann's Lilienmilch-Seife

von Bergmann & Co. in Dresden.
Vorräthig à Stück 50 Pfg. bei Apotheker Montag.


Briefmarken.

Am Sonntag, den 24. Mai cr. kaufe ich Sabowerstraße 34:
Alte Marken von Lübeck, Hamburg, Bremen, Mecklenburg etc. lose und auf ganzen Briefen, sowie auch ganze Sammlungen zu den höchsten Preisen. Für Bremen 7 Grothe gezähnt auf Brief gebraucht, zahle 100 Mark.

                                                    Johs. Buschow.


Einige gut besetzte
Krainer Bienenstöcke
sind billig zu verkaufen, zu 15 M. pr. Stock                          
                                                    bei Gastwirth Sterly.
                                                    Selmsdorf.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 39 Seite 3]

Geschäfts=Eröffnung

Dem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich hierselbst Siemzerstrasse Nr. 177, schräg gegenüber der Wallstraße eine

Colonialwaaren-,
Glas-, Porzellan-, Steingut-, Taback- und Cigarren-Handlung

eröffnet habe. Ich werde stets bemüht sein, durch streng reelle, gewissenhafte und prompte Bedienung mir das Vertrauen meiner geehrten Kunden zu erwerben und bitte ich mein Unternehmen gütigst Unterstützen zu wollen.
Schönberg, im Mai 1891.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                            J. A. Siebenmark.


Vom 1. Januar d. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
  1. Vom Hauswirth Boye zu Campow 1 Pferd 450 M.
  2. Vom Hauswirth Wigger zu Lockwisch 1 Kuh 135 M.
  3. Vom Hauswirth J. Retelsdorf zu Herrnburg 1 Pferd 300 M.
  4. Vom Büdner Jabs zu Schlagsdorf 1 Kuh 135 M.
  5. Vom Hauswirth Hamann zu Raddingsdorf 1 Pferd 100 M.
  6. Vom Müller Arp zu Carlow 1 Pferd 250 M.
  7. Vom Hauswirth Planthaber zu Mist 1 Pferd 200 M.
  8. Vom Hauswirth Törber zu Vitense 1 Kuh 135 M.
  9. Vom Hauswirth Möller zu Selmsdorf 1 Pferd 100 M.
10. Vom Müller Wieschendorf zu Maurinmühle 1 Pferd 150 M.
11. Vom Hauswirth Retelsdorf zu Herrnburg 1 Pferd 100 M.
12. Vom Kaufmann Brüchmann hier 1 Kuh 135 M.
13. Vom Schulze Kohlhase zu Wahrsow 1 Pferd 100 M.
14. Vom Schlachtermeister Jacobs zu Klocksdorf 1 Pferd 300 M.
15. Vom Ackerbürger Wulff zu Ratzeburg 1 Kuh 135 M.
16. Vom Schulzen Dräger Lauen 1 Pferd 400 M.
Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 80 Pfg. pro 100 M. Versicherungssumme. Unsere Mitglieder werden ersucht, solchen Beitrag am

Dienstag, den 26. Mai d. J., Morgens 10 Uhr,

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 12. Mai 1891.

Direction des Viehversicherungs=Verein.
As. Ahrendt.                                                     Wilh. Heincke.


Anhaltend bewährt sich unsere Glücksdevise:
Wo gewinnt man jedes Mal?
Bei Mindus & Marienthal!

Erst am 4. November konnten wir unseren Kunden

das große Loos mit
200,000 Mk.

auszahlen, und vorhergehend 3 mal die Prämie in Beträgen von 300,000 M., 240,000 M., 180,000 M. etc. Solche Erfolge hat kein anderes Geschäft aufzuweisen!
Wer also dem Glücke die Hand bieten will, thue es zu der am 10. Juni stattfindenden ersten Ziehung der

300. Hamburger Verloosung,

in welcher schon der Haupttreffer von 50,000 M. zu erlangen ist und zwar für einen ganz geringen Einsatz, denn

1 Ganzes Loos kostet nur 6 M.
1/2 Loos nur 3 M. und
1/4 Loos nur 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).

Wir versenden diese Originalloose unter Beifügung des amtlichen Verloosungsplanes unter Nachnahme nach allen Orten, erbitten aber Aufträge recht bald, spätestens bis zum 8. Juni, da nur noch geringen Loosevorrath zu begeben haben.

Mindus & Marienthal,
Hauptcollecteure.
Hamburg.


Rechtsanwalt Fölsch ist bis zum 28. d. Mts. verreist.


Eiserne Gartenmöbel
als: Bank= und Tischfüße, Stühle, fertige Bänke
empfiehlt                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Weissen gebleichten
Calmus
kaufen                                                    
                                                    P. F. Lange & Knuth,
                                                    Lübeck, Mengstraße.


Kuh

Einige gute
Springbollen

Kuh
hat abzugeben
Schönberg i/M.

Aug. B. Schleuss,
Viehhändler.


Diedrich Teschau,
Lübeck, Breitestr. 24.
Specialgeschäft in
Messerwaaren,
Waffen, Barometer- und Thermometer.
Reparaturwerkstatt. Hohlschleiferei.


Großer Verdienst

oder Nebenverdienst von 3-4000 Mark jährlich für gewandte Personen jeden Standes (auch Frauen) und an allen Orten durch den Verkauf von im ganzen Deutschen Reiche gesetzlich gestatteter und zu spielen erlaubter einzelner Staatsloose gegen Monatszahlung. Dieselben haben jährlich 6 Ziehungen mit Haupttreffer von 3x600 000 und 3x300 000 Fr. monatlicher Einzahlung von 5 Mk.
Offerten sind an die Administration "Controleur" Konstanz einzureichen.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 39 Seite 4]

Lotterie der internationalen Ausstellung in Berlin.
1. Ziehung am 16. u. 17. Juni 1891.
2. Ziehung vom 20.-23. October 1891.
7310 Gewinne im Werthe von 300 000 Mk.

Original-Loose, für beide Ziehungen gültig, a 1 M. (11 Loose für 10 M.) empfiehlt und versendet das General-Debit

Carl Heintze,
Berlin W., Unter den Linden 3.
Jeder, Bestellung, welche auf Postanweisung erbitte, sind für Porto und zwei Gewinnlisten 30 Pf. (für Einschreiben 20 Pfg. extra) beizufügen.

[Tabelle der Gewinne siehe im Abbild der Originalseite]


Umstände halber findet die
Thierschau
nebst Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen & Industrie=Gegenstände
sowie Rennen in Ratzeburg
am Donnerstag, den 25. Juni 1891 statt.
                                                    Das Central-Comité.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 24. Mai:
Tanzmusik.


Zudem am 31. Mai und 1. Juni bei mir stattfindenden

Scheiben-Schiessen

ladet freundlichst ein

Duvennest.                                                     H. Wittfoth.
Am 1. Juni: Ball.


Eine zum Betriebe der Bäckerei geeignetes

Grundstück

(am liebsten eine schon bestehende Bäckerei mit Kundschaft) zu kaufen oder zu pachten gesucht. Gefl. Offerten mit Angabe der Forderung vorbehältlich Nebenpuncte des Contracts erbeten unter Nr. 39 an die Exped. d. Bl. Diskretion zugesichert.


Waise mit großem Vermögen sucht einen Mann mit guter Existenz. Offerten erbeten G. A. postlagernd Berlin Zimmer=Straße.


Heirath! Waise mit 160,000 Mark sucht einen Mann mit guter Existenz. Offerteil erbeten G. A. postlagernd Berlin Zimmer=Straße.



Umsonst erhält jeder Stellensuchende sofort gute dauernde Stelle. Verlangen Sie die Liste der Offenen Stellen. General=Stellen=Anzeiger Berlin 12.


Die Verlobung unserer ältesten Tochter Luise mit dem Kaufmann Ernst Heinrichs=Schwerin beehren sich hierdurch anzuzeigen

                                                    J. Oldenburg u. Frau.
Schönberg, Pfingsten 1891.                                                    
----------------------
Luise Oldenburg
Ernst Heinrichs
Verlobte.
Schönberg.                                                     Schwerin.


Die Geburt einer Tochter zeigen an
Niendorf, den 19. Mai 1891.                                                    
                                                    J. Oldenburg u. Frau.


Todes-Anzeige.

Heute Mittag 12 /2 Uhr entschlief sanft nach längeren Leiden mein innigst geliebter Mann und unser liebevoller Vater

Johann Peters

im eben vollendeten 57. Lebensjahre.
Um stille Theilnahme bitten

                                                    Doris Peters geb. Wriege
                                                    und Kinder.

Schönberg, den 21. Mai 1891.
Die Beerdigung findet Sonntag Nachmittag 4 Uhr statt.


Am 20. Mai starb mein lieber Sohn

Otto

im 26. Lebensjahre, tief betrauert von mir und Allen, die ihm nahe standen.

                                                    J. H. Woisin.

Kleinfeld, den 21. Mai 1891.
Die Beerdigung findet am Sonnabend Nachmittag vom Trauerhause in Kleinfeld aus, Nachmittags 2 Uhr in Schönberg statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 24. Mai.

Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
  Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,15 Nachm. 7,19 Abends. 11,22 Nachts.
nach Kleinen:
7,36 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 9,02 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 21.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 39 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 39 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 22. Mai 1891.


- Unter den Geschenken, die dem jungen deutschen Kronprinzen zu seinem zehnten Geburtstage gemacht worden sind, erregte die besondere Freude desselben ein Indianerzelt mit vollständiger Ausrüstung. Dasselbe enthält Speere, Pfeile, Bogen und den vollständigen Kopfschmuck einer Rothhaut.
- Der Entwurf einer unterirdischen Eisenbahnanlage in Berlin wurde soeben dem Magistrat von dem Berg= und Hütteningenieur Pötsch in Magdeburg zur Genehmigung eingereicht. Die Bahn, für welche eine bestimmte Linie noch nicht in Aussicht genommen ist, soll entweder durch elektromagnetische Kraft, durch Druckluft, oder durch Wasserdruck in Betrieb gehalten werden.
- Am Dienstag Abend hat in der Hasenheide in Berlin ein Militärposten einen jungen, beschäftigungslosen Arbeiter, der trotz der Abmahnung des Postens die Schießstände betreten hat, erschossen.
- Die deutsche Regierung mietete soeben einen Dampfer, um den in Deutschland für den Gouverneur von Deutschostafrika erbauten Regierungspalast nach Dar=es=Salaam transportieren zu lassen; es ist ein imposantes Gebäude, das nach orientalischen Bedürfnissen erbaut wird. Die Transportkosten betragen 110 000 Mark und wurde der Techniker Beckhaus mit der Aufstellung des Gebäudes in Afrika beauftragt. Der Dampfer wird am 26. Mai in See gehen.
- Der Verein für Eisenbahn=Reform zu Hamburg richtet an die Lübeck=Büchener Eisenbahngesellschaft eine Eingabe, die Tarife dahin zu ermäßigen, daß eine Fahrkarte III. Classe nach Lübeck, Travemünde, Ratzeburg etc. Mark 1., solche nach Oldesloe 50 Pfg. nach Ahrensburg und umgekehrt nach Entfernung kostet. Bei den mannigfachen Beziehungen der Einwohner an und nahe der Bahn ist anzunehmen, daß der Verkehr sich mindestens verfünffacht, daß Publicum u. Gesellschaft beide dabei gewinnen. Obiger Verein richtet an die Behörden sowohl wie an Vereine u. Einzelne die Bitte, die Eingabe zu unterstützen, wozu aller Orten an u. nahe der Bahn Gelegenheit ist. Die am 28sten Mai a. c. tagende Generalversammlung der Actionäre wird dem Wunsch der Antragsteller dann die Genehmigung nicht versagen.
- Am ersten Pfingsttage wurde in der Wedelschen Gastwirthschaft zu Hamburg ein Schlossergeselle aus Blankenese von einem Elbschiffer mit einem Messer verwundet und später, nachdem der Ueberfallene auf die Landstraße geflohen war, durch einen Stich ins Herz auf der Stelle getödtet. Der Mörder entkam.
- Der neueste Hamburger Schnelldampfer "Fürst Bismarck" hat in 6 Tagen 11 Stunden die Fahrt von Southampton nach Newyork zurückgelegt. Die schnellste Reise eines Bremer Schnelldampfers wurde in 6 Tagen 17 Stunden bewerkstelligt.
- In Bremen überfiel am Donnerstag morgen die Gouvernante Zippe, angeblich eine Königsbergerin, früher mit dem Bauingenieur Seesen verlobt, denselben im Schlafzimmer und tötete ihn durch vier Revolverschüsse, weil er tags zuvor seine Verlobung mit der Tochter des Maurermeisters Pansing feierte. Bei einem erfolglosen Attentat auf diese wurde sie verhaftet.
- Ueber die Folgen des letzten Bergmannsstreik wird aus Bochum berichtet: Die Zahl der gemaßregelten Bergleute beträgt annähernd 2000; die Unverheirateten ziehen in die Heimat, die Verheirateten befinden sich in großer Not, da die Unterstützung der arbeitenden Kameraden fehlt. Alle Zechen weisen die entlassenen Arbeiter ab. - Der "Frankf. Ztg." schreibt man ferner: Unter den Bergarbeitern ist gegenwärtig eine große Ruhe zu bemerken. Während sonst jeden Sonntag und manchmal auch während der Woche allenthalben Belegschaftsversammlungen der Bergarbeiter abgehalten wurden, bleiben die Leute jetzt am Sonntag zu Hause, bringen ihre Gärten in Ordnung und gehen während der Woche ihrer Arbeit nach.
- Schon wieder ist ein sozialdemokratischer Agitator mit den sauer verdienten Groschen der bethörten Arbeiter durchgebrannt. Die "Eisenacher Zeitung" schreibt darüber: "Der in der Eisenacher Arbeiter=Bewegung als Agitator hervorgetretene Müller Petzold hat seit einigen Wochen unserer Stadt den Rücken gewandt und seine Frau mit den Kindern hier im Elend sitzen lassen, so daß dieselben der öffentlichen Armenpflege anheim gefallen sind. Petzold verwaltete die Kasse des (sozialistischen) Deutschen Müller=Verbandes, Filiale Eisenach, wofür er monatlich 80 Mark erhielt. Er hat sich hierbei Veruntreuungen zu Schulden kommen lassen und die von ihm eingezogenen "Arbeitergroschen" für sich verwandt. Derartige Fälle, die in der Fachvereins=Bewegung vielfach vorgekommen sind und immer wieder vorkommen, sollten alle Arbeiter gegenüber dem Rufe "Organisirt euch!" (oder mit anderen Worten: "Zahlt Geld für die Centralkasse") doch mißtrauisch machen und sie veranlassen, die Taschen zuzuhalten."
- Ueber das Unwetter, welches zum Pfingstfest hereingebrochen ist, liegen folgende Meldungen vor: Am Oberrhein, in Eifeld und Hochwald fand am Pfingstsonntag starker Schneefall statt. Die Obstbäume drohen an manchen hochgelegenen Stellen, in Folge der Schneelast, durchzubrechen. - Nach Meldungen aus vielen Gegenden Frankreichs haben die Saaten durch Schneefälle stark gelitten. In Lyon ist das Thermometer in der Nacht zum Montag auf Null, in Grenoble auf drei Grad unter Null gesunken. - Das Unwetter in England dauert fort. Schnee= und Hagelschauer wechseln mit einander ab. Handel und Gewerbe liegen darnieder.
- Emin Pascha hat zu wiederholten Malen den dringenden Wunsch geäußert, Sämereien für die fruchtbaren Aecker der von ihm an den Seen angelegten Station zu erhalten, um dort Kulturversuche machen zu können. Die Firma J. C. Schmidt in Erfurt hat sich jetzt bereit erklärt, dem berühmten Forscher einige Sammlungen Sämereien zu übersenden.
- Am 23. September d. J. sind es hundert Jahre, daß der für's Vaterland so früh gefallene Dichter Theodor Körner das Licht der Welt erblickt hat. Der Begründer und Director des Körnermuseums in Dresden, Dr. Emil Peschel, erläßt zu einer würdigen Begehung dieses Tages einen Aufruf.
- Die Frequenz der Universität Heidelberg hat in diesem Semester eine Höhe erreicht, wie noch nie zuvor. Es sind 1200 Studenten immatrikuliert und dazu kommen noch eine größere Anzahl nichtimmatrikulierter Hörer.
- Der Mörder des Oberstlieutenants Prager in Metz, der Dienstknecht Heinrich Uebing, dessen Verhaftung in dem bei Luxemburg gelegenen Dorfe Hollerich bereits gemeldet, wurde Donnerstag Abend, nachdem er in Gegenwart der metzer und luxemburgischen Gerichtspersonen ein vollständiges Geständniß seiner That abgelegt hatte, nach dem Staatsgefängniß in Luxemburg abgeführt und wird, nach den gesetzlichen Formalitäten in Kürze an die deutschen Behörden ausgeliefert. Der Mörder ist von kleiner Statur, 23 Jahre alt und stammt aus Wehhofen. Seit October 1890 war er in einem Bauernhause zu Hollerich als Dienstknecht beschäftigt, und die Hausleute sind voll des Lobes über sein gutes Betragen. Ein zum Hause gehöriger Student, dem der Verhaftete die geraubten Gegenstände zeigte, las die Schilderungen der That mit den sie begleitenden Umständen in den Tagesblättern und gewann die Ueberzeugung, Heinrich Kiefer - so nannte sich der Mörder - sei kein anderer als der Vielgesuchte. Der Student eilte ohne Wissen seiner Eltern zum Staatsanwalt, und sofort begab sich dieser, begleitet von zwei Gensdarmen in Civilkleidern, nach dem

[ => Original lesen: 1891 Nr. 39 Seite 6]

eine Viertelstunde entfernten Dorfe Hollerich, und der eben mit einem Gespann seines Dienstherrn heimkehrende Flüchtling wurde auf ein Zeichen des Studenten ergriffen und ihm ein Revolver, den er bei sich trug, abgenommen. Der Verhaftete knickte zitternd zusammen und sagte: "Ja, ich bin der Mörder des Oberstlieutenant Prager." Im Verhör erzählte er den Hergang der Mordthat wie folgt: "Ich hegte tiefen Groll gegen den Hauptmann Trimborn, bei dem ich früher Dienstbursche war, weil ich durch ihn oft bestraft worden bin. Ich kam in der Nacht vom 6. zum 7. Mai Abends von Luxemburg nach Metz, schlich mich um Mitternacht in die Wohnung Trimborn's ein, um letzteren zu berauben. Ich trug einen Revolver und einen von meinem Dienstherrn mitgenommenen Sensen=Hammer mit mir. (Der Hammer dient zum Dengeln der Sensen.) Ich fand die Wohnung Trimborn's verschlossen. (Der Hauptmann war verreist und befand sich in Berlin.) Da hörte ich, auf der Treppe des zweiten Stockwerkes stehend, den auf dem ersten Stockwerk wohnenden Oberstlieutenant Prager die Treppe heraufkommen. Ich beschloß nun diesen zu berauben und drang, als er meiner Meinung nach schlafen mußte, in das Schlafzimmer ein und begann nachzusuchen. Der Oberstlieutenant vernahm ein Geräusch, erwachte und griff nach einer Schußwaffe. Da sprang ich zum Bette und schlug den Oberstlieutenant zweimal mit dem Hammer auf den Kopf, daß er betäubt wurde und vom Bette seitwärts fiel. Dann nahm ich mein Taschenmesser, schnitt dem Betäubten den Kopf am Rumpfe theilweise ab und ließ die Leiche liegen. Ich wusch mich, zog die Kleider des Erschlagenen an, nahm verschiedene Gegenstände mit und eilte mit dem ersten Frühzuge wieder nach Luxemburg. Ich hatte es auf Herrn Trimborn, nicht auf Herrn Prager abgesehen. Die Abwesenheit des ersteren änderte meinen Entschluß. Ich trug bei der That die Stiefel, welche ich früher dem Hauptmann Trimborn entwendete." Die Stiefel hatten auf die Spur des Mörders geführt. Die Behörden fanden die dem Oberstlieutenant Prager geraubten Kleidungsstücke und Gegenstände im Zimmer des Verhafteten vor. Die goldene Uhr hatte er vergebens zu verkaufen gesucht. Mehrere mit Blut getränkte Kleider hatte er einer chemischen Wäscheanstalt in Luxemburg zum Reinigen übergeben. Die Kleider waren noch nicht gewaschen und fanden sich unversehrt vor. Der Mörder soll vor einigen Tagen versucht haben, sich als ostindischer Soldat bei einem luxemburger Agenten anwerben zu lassen. Der Agent erwiderte ihm, es sei ihm verboten, Deutsche für Ostindien anzuwerben.
- Zur "Nothlage" der deutschen Zuckerindustrie wird mitgetheilt, daß die Zuckerfabrik Dröbel bei Bernburg bei 150 000 Mk. Actienkapital einen Reingewinn von 179 400 Mark, also gleich 120% des Actienkapitals, erzielt hat.
- Eine Erkennungsscene. Im Panorama in der Praterstraße in Wien, wo gegenwärtig das Rundgemälde "Der Sturm auf St. Privat" ausgestellt ist, hat sich eine ergreifende Scene abgespielt. Unter den Besichtigern des Bildes befand sich ein ältlicher Herr, dessen stramme Erscheinung auf den ersten Blick den ehemaligen Offizier erkennen ließ. Der Herr, dem der rechte Arm vom Rumpf fehlte, war von einer jungen Dame begleitet. An der Brüstung angelehnt und in Gedanken versunken, betrachtete der alte Herr, sich mit der linken Hand die Augen beschattend, das Bild. Man sah ihm an, daß ihn das Gemälde mächtig ergriff; er nickte wiederholt, wie zustimmend, mit dem Kopf und murmelte halblaut einige Bemerkungen in den Bart. Plötzlich drängte sich durch die Umstehenden ein Mann, der den alten Herrn durch längere Zeit unverwandt angeblickt hatte und stürzte auf ihn mit den Worten zu: "Herr Oberstlieutenant!" Der Angesprochene wendete sich um, schien jedoch den vor ihm Stehenden, der vor seelischer Aufregung am ganzen Körper zitterte, nicht zu erkennen. "Sie kennen Ihren gewesenen Unteroffizier Löffler nicht mehr? Wir Beide, Sie und ich, haben doch", mit dem Finger auf das Bild deutend, "da mitgeholfen. Es war ein heißer Tag. Dort an der Gartenmauer standen wir Beide, als Major von Finkenstein, tödlich verwundet, vom Pferd stürzte?" "Was? Sie sind es? Löffler?" schrie nun, den Ort, wo er sich befand, ganz vergessend, der alte Herr und streckte ihm herzlich seine Linke entgegen. Die Beiden, die sich hier durch einen merkwürdigen Zufall bei Besichtigung des Schlachtenbildes im Panorama zusammengefunden, hatten sich seit fast 20 Jahren nicht mehr gesehen.
- Etwa 50 Arbeiter sind jetzt beschäftigt, den Fahrweg nach dem Brocken von Schnee freizumachen, der denselben noch etwa einen Meter hoch bedeckt.
- In Sielce (Polen) im preußisch=russischen Grenzgebiet sind die schwarzen Pocken in gefährlicher Weise aufgetreten. In Folge dessen ist den Personen unter 18 Jahren der Verkehr über die Grenze untersagt worden.
- Auch andere als akademische Kreise wird die Mittheilung interessiren, daß eine junge Dame, Federikson, die große goldene Medaille der Universität Kopenhagen für eine Abhandlung über Pädagogik erhalten hat.
- Edison kündigt eine neue Erfindung an, durch die ermöglicht werden soll, Photographien von Landschaften, Porträts u. s. w. auf große Entfernungen hin elektrisch zu übertragen.
- Landwirthschaftliches. Time is money, Zeit ist Geld, sagt der praktische Engländer. Der Industrielle schreibt diesen goldenen Spruch an die Thüren seiner Arbeitsräume und es wird darnach gehandelt. Auch der große und kleine englische Landwirth befolgt möglichst diesen Spruch und zu dem Zwecke bedient er sich der landwirthschaftlichen Maschinen, wo es nur immer gehen will. Pflügen, Säen, Mähen, Dreschen und Binden sind dort schon seit längerer Zeit Maschinenarbeiten. Wir in Deutschland sind noch lange nicht so weit und besonders bei unseren kleinen ländlichen Besitzern finden wir verhältnißmäßig wenig derartige Instrumente. Eine Dreschmaschine, ein Rüben= und Häckselschneider, das ist alles, was wir selbst in größeren Wirthschaften z. Z. vorfinden. Es ist in der That hohe Zeit, daß auch wir ernstlich daran gehen, menschliche Arbeitskraft durch landwirthschaftliche Maschinen zu ersetzen, denn das Bedürfniß an geeigneten Kräften ist dermalen in unserer Landwirthschaft groß und bereitet so manchem Besitzer ernste Sorgen. Einen braven Knecht, eine tüchtige Magd, geeignete Tagelöhner sich zu verschaffen, ist keine Kleinigkeit. Die Ursachen sind bekannt genug. Wer nur einigermaßen kann, wendet sich der Industrie zu, welche ihre Arbeitskräfte einmal ungleich besser zu lohnen im Stande ist und dann, woran den Arbeitern ganz besonders gelegen ist, mehr Freiheit gestattet. Mit dem frühesten Morgengrauen muß der landwirthschaftliche Arbeiter bekanntlich auf dem Platze sein und erst der späte Abend gestattet ihm Ruhe und Erholung von schwerer Arbeit. Besonders einige Maschinen sind es, welche wir heute auch dem kleinen Landwirth dringend empfehlen. Es gehört hierher zunächst die Drillmaschine, welche bekanntlich in geraden Reihen säet. Die Vorzüge einer derartigen Säemaschine sind so eminent, daß einer ihrer Freunde schon vor 10 Jahren den Ausspruch gethan hat: In zwanzig Jahren hat auch der geringste Bauer in Deutschland seine Drillmaschine! Der wichtigste Vortheil ist die große Samenersparniß, welche sich allein in unserem deutschen Vaterland auf Hunderttausende belaufen dürfte. Noch viel zu wenig sind weiter die Schrotmaschinen verbreitet, über deren Vorzüge nur eine Stimme herrscht. Würden sich in einem Dorf z. B. 5-6 Nachbarn gemeinschaftlich eine solche Maschine beschaffen, so würden sich bald genug die Kosten bezahlt machen. Bei dem selbst in kleinen Wirthschaften alljährlich zunehmenden Verbrauch an Oelkuchen wäre weiter der Oelkuchenbrecher nur zu empfehlen. Was aber in vielen Dörfern noch hauptsächlich mangelt, ist eine Viehwage. Ohne eine solche ist aber ein richtiger Verkauf von Mastthieren, überhaupt rationelle Viehzucht, garnicht durchzuführen.
- Prüfungs=Anecdote. Der Herr Examinator fragt einen Apothekerlehrling: "Wie wird das Eieröl bereitet?" - Der Lehrling antwortet: "Wenn Eieröl fehlt, so hole ich von der Frau Apotheker eine Mandel Eier und die kochen wir recht hart." - Examinator: "Ganz recht, nur weiter!" - Lehrling weiter: "Die Eier schälen wir, dann ißt unser Gehülfe das Gelbe und das Weiße esse ich - und wenn Eieröl verlangt wird, geben wir Senföl."


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