No. 32
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. April
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 32 Seite 1]

          Von der unterzeichneten Behörde wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß unter dem Rindvieh zu Neuhof die Maul= und Klauenseuche ausgebrochen ist.
          Schönberg, den 20. April 1891.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
                                                    H. Spieckermann.


Am Sonnabend hatte unter Entfaltung außerordentlichen militärischen Glanzes die Nagelung und Weihe der neuen Fahnen und Standarten im Schlosse zu Berlin stattgefunden. Im Lustgarten hielten die zur Parade befohlenen Truppen im Viereck, der Kaiser erschien nach Schluß der Feier im Schlosse zu Pferde auf dem Platze. In längerer Rede, die weithin über den Lustgarten vernehmlich war, übergab er die neuen Feldzeichen den Regimentern. - Der Kaiser sagte u. a. in seiner Ansprache: Stets solle das Feldzeichen den Truppen zum Siege voranrauschen und sie gemahnen an Königstreue und strengste Pflichterfüllung; so erwarte er, daß jeder Truppentheil sein neues Feldzeichen hochhalten und es vor jeden Fleck bewahren werde, sei es im Kampfe gegen einen äußeren oder inneren Feind.
Auf dem Mahle zur Feier der am letzten Sonnabend im Berliner Schloß stattgehabten Fahnenweihe brachte Kaiser Wilhelm II. folgenden Trinkspruch aus: "Pro gloria et pratia". Das ist die Ueberschrift für den heutigen Tag. Es ist heute ein Tag des Gedenkens und Rückblicks. Wenn Ich heute für unser ganzes Land spreche, so thue Ich dies in der Erinnerung, daß am 18. April, da einst jener tapfere Wittenburger Mönch sein großer Wort sprach: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders!" Der erste, welcher dem unerschrockenen Mönch Interesse entgegenbrachte, war ein Kriegsmann, Georg Frundsberg, der Luther zurief: "Mönchlein, Mönchlein, du thuest einen schweren Gang!" Und Gott hat ihm diesen Gang gesegnet zum Heile unseres Volkes und besonders unserer Heimath. Manch ähnlichen Gang hat unser Volk und unser Haus, und mit ihm die preußische Armee gethan. Der "Achtzehnte" ist stets ein Tag des Gedenkens für uns gewesen und wird es bleiben. Am 18. Januar war Preußen ein Königreich, am 18. April war es, als die preußische und österreichische Armee einem tapfere Feinde gegenüberfanden und ihm seine Verschanzungen entrissen! An diesem Gedenktage habe ich heute den Regimentern neue Fahnen und Standarten verliehen. Mögen die Regimenter ihrer Tradition getreu bleiben und ihrer Geschichte gerecht werden: pro gloria et pratia! Mit Gott für König und Vaterland. Ernste Zeiten sind es, in denen wir leben. Deshalb wollen wir unsere Fahnen und Traditionen hochhalten, eingedenk der Worte und Thaten eines Albrecht Archilles. In diesem Sinne bringe Ich Meiner Armee und den heute von Mir beliehenen Regimentern ein dreifaches Hoch!"
Am Sonnabend nachmittag drei Uhr vollzog sich zu Berlin die Grundsteinlegung zur Lutherkirche auf dem Dennewitzplatze, dessen Umgebung festlich geschmückt war. Der Kaiser und die Kaiserin trafen kurz nach drei Uhr, enthusiastisch begrüßt, auf dem Platze ein, vom Minister von Zedlitz und den Spitzen der Kirchenbehörden empfangen. Das Kaiserpaar wohnte mit dem Erbgroßherzog von Baden im Kaiserzelte stehend, der Feier bei. Nach dem Gesang des Liedes "Eine feste Burg" hielt Pastor Lange die Festpredigt, worin er dem Kaiserpaar für dessen Erscheinen dankte. Archidiakonus Kramm verlas die Urkunde, worauf der Kaiser, die Kaiserin, der Erbgroßherzog von Baden, Moltke etc. die üblichen Hammerschläge thaten. Der Kaiser begleitete seine drei Hammerschläge mit folgenden Worten: "Zum Gedächtniß des tapferen Wittenberger Mönches erstehe hier ein Gotteshaus, welches den Namen Lutherkirche führen soll. Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes." Die Kaiserin that die Hammerschläge unter stillem Gebet.
Am Sonnabend früh wurde dem Kaiser die neue Rang= und Quartierliste überreicht.
Prinz Heinrich von Preußen kam am Montag vormittag, von der Auerhahnjagd in Oberhessen kommend, mit seinem Schwiegervater, dem Großherzog von Hessen, in Frankfurt a. M. an. Beide Herren fuhren nicht mit dem Schnellzuge nach Darmstadt weiter, sondern benutzten eine leerstehende Lokomotive, da Prinz Heinrich den Wunsch aussprach, einmal eine Eisenbahnfahrt auf einer Lokomotive zu machen.
Von seiner staunenswerthen Rüstigkeit hat Graf Moltke am vergangenen Sonnabend wieder eine bezeichnende Probe abgelegt: Nachdem die Weihe und Nagelung der neuen Feldzeichen in der Bilder=Galerie vollzogen, stand der Einundneunzigjährige länger als eine Stunde unten im Lustgarten, um im Gefolge des Kaisers der Parade beizuwohnen; um zweidreiviertel Uhr erschien der rüstige Greis wieder in voller Galauniform bei der Grundsteinlegung der Lutherkirche, um derselben ebenfalls stehenden Fußes bis nach der gegen vier Uhr erfolgten Beendigung der Feier beizuwohnen, und schon um fünf Uhr saß Graf Moltke wieder an der Tafel im Weißen Saale des Schlosses, gegenüber dem Kaiserpaare. Während jüngere Militärs den Mantel angelegt, stand der greise Marschall während der Feier der Grundsteinlegung trotz des kalten, feuchten Wetters ohne Mantel da, als ob Grippe und Influenza, mit welchen so viele andere Menschen

[ => Original lesen: 1891 Nr. 32 Seite 2]

geplagt sind, für ihn nicht vorhanden seien. Das ganze Aussehen Moltke's zeugt von bestem Wohlbefinden, und selbst die hohe Gestalt ist kaum merklich gebeugt.
Gegen eine von uns als unglaubhaft nicht erwähnte Behauptung veröffentlicht Graf Wilhelm Bismarck im "Hannov. Curier" folgende Erklärung: "Hannover, 17. April 1891. Verschiedene Blätter bringen die aus einer sozialdemokratischen Zeitung übernommene Angabe, daß mir Remunerationen aus dem Welfenfonds zu Theil geworden wären. Diese Behauptung ist eine dreiste Erfindung. Graf von Bismarck, Regierungspräsident."
Bei den Verhandlungen des Reichstags über die Arbeiterschutzvorlage wiederholt sich täglich das Schauspiel, daß die Sozialdemokraten jede wirkliche Verbesserung des Looses der Arbeiter hintanzuhalten oder doch möglichst unwirksam zu machen suchen. Indessen haben sie mit ihren diesbezüglichen Anträgen keinen Erfolg. Es verdient aber schon festgenagelt zu werden, daß alles, was den Arbeitern in der Vorlage geboten wird, gegen die Stimmen der Sozialdemokraten zu Stande kommt, denn bei der ausgesprochenen Neigung der Sozialdemokratie, Begriffe und Thatsachen zu fälschen, ist es keineswegs ausgeschlossen, daß zu irgend einer späteren Zeit ihre Wortführer sich Verdienste um die Arbeiterwohlfahrt zuschreiben, auf die sie keinen Schatten von Anspruch besitzen.
Der Termin für die Stichwahl im 19. hannoverschen Wahlkreis ist auf den 30. April festgesetzt. Nach dem amtlich festgestellten Wahlresultat hat Fürst Bismarck 7365, Schmalfeld (Soz.) 3810, Adloff (dtschfr.) 2576 und v. Plate (Welfe) 3308 Stimmen erhalten.
Man scheint auf Seiten der nationalliberalen Partei nicht geneigt zu sein, den Sieg des Fürsten Bismarck in der Stichwahl für sicher zu halten, da ein großer Theil der Welfen, vielleicht auch der Freisinnigen, dem Sozialdemokraten die Stimme geben dürfte, jedenfalls wird in nächster Woche der Wahlkampf in dem Kreise nochmals mit größter Heftigkeit entbrennen. Die Nationalliberalen werden es jedoch an äußerster Kraftentfaltung nicht fehlen lassen.
- Der deutsch=österreichische Handelsvertrag wird zweifellos die Grundlage zu einer Reihe von Verträgen mit anderen Staaten bilden, über welche die Verhandlungen alsbald nach der Fertigstellung des ersteren beginnen werden. Ein Berliner Brief der "Politischen Korrespondenz" meldet, daß dies namentlich bezüglich der Schweiz und Serbiens gelte. Betreffs der noch fernliegenden Verhandlungen mit Rumänien würden die Erfahrungen mit dem autonomen rumänischen Tarif abgewartet. Belgien seinerseits warte die Beschlüsse des französischen Parlaments ab und werde sich im eigenen Interesse wahrscheinlich der mitteleuropäischen Handelspolitik anschließen müssen.


Anzeigen.

Der Kaufmann Wilhelm Julius Moritz Siebenmark in Schlagsdorf hat für sein in Schlagsdorf unter der Firma "H. Siebenmark" bestehendes Handelsgeschäft dem Kaufmann W. Grunewald in Schlagsdorf Procura ertheilt und ist dieselbe zum hiesigen Handelsregister Fol. IX Nr. 18 Columne 7 eingetragen worden.

Schönberg im Fürstenthum Ratzeburg,                          
den 22. April 1891.                          
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über das zu Schönberg vor der Siemzerstraße sub Nr. 136 belegene Wohnhaus c. p. des Maschinenbauers Fritz Eckmann allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 11. Mai d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 21. Februar 1891.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


                                                    Ratzeburg, den 7. April 1891.

Der Provinzialrath in Schleswig hat auf diesseitigen Antrag angeordnet, daß für die Zukunft der bestimmungsgemäß am Donnerstag in der ersten Woche nach Johannis alljährlich in Ratzeburg stattfindende Vieh= und Pferdemarkt mit dem am Montage in der vollen Woche vor Jacobi, event. wenn Jacobi auf einen Sonntag fällt, 14 Tage vorher, beginnenden Krammarkte daselbst in der Weise vereinigt wird, daß der Vieh= und Pferdemarkt am letzten Tage des Krammarktes, also am Mittwoch, abzuhalten ist. Der Viehmarkt am 2. Juli d. Js. fällt daher weg und wird am 15. Juli d. Js. abgehalten werden.

Der Magistrat.
Hornbostel.


Lohrinden=Auction.

Am Donnerstag, den 30. April, Morgens 10 Uhr, sollen in "Stadt Lübeck" hieselbst die Rinden von nachstehend aufgeführten Eichen zur Selbstgewinnung meistbiet. bei freier Concurrenz verkauft werden.

1. Vom Gr. Rüntzer Felde.

42 Stück 100-150jährige Eichen.

2. Aus der Brandkuhle.

19 Stück 100-150jähr. Eichen.

3. Aus dem Rupensdorfer Holze.

26 Stück 100jähr. Eichen.

4. Aus dem Schwanbecker Zuschlage.

246 Stück 100-120jähr. Eichen.
Schönberg, den 18. April 1891.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Aus den Pflanzgärten des Vitenser Forstes sind

1 - 2 Meter hohe Schwarzellern
und 2jährige Eschenpflanzen

zum Ausschulen soweit der Vorrath reicht zu verkaufen.
Vitense, den 12. April 1891.

                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzogl. Revierförster.


Ich beabsichtige meine zu Gr. Mist im Fürstenthum Ratzeburg, unweit Lübeck belegene

Vollstelle

mit 20 200 []Ruthen bestem Weizenboden und günstigen Wiesenverhältnissen, vollständigem guten lebenden und todten Inventar und guten Gebäuden, sofort unter günstigen Bedingungen preiswürdig zu verkaufen und bitte Reflectanten mit mir in Unterhandlung zu treten.

                                                    Heinr. Ebell.


Wir beabsichtigen die unserm Curanden Wilhelm Holst gehörige, zu Pogetz sub Nr. 1. belehne Vollstelle c. p. mit Inventar, ca. 22 000 []Ruthen groß, auf 12 hintereinander folgende Jahre von Johannis 1891 bis Johannis 1903 zu verpachten und bitten Pachtliebhaber, mit uns in Verbindung treten zu wollen.
Pogetz u. Klocksdorf, den 15. April 1891.

Die Vormünder:
     Jochen Robrahn.                                                Heinrich Heitmann.
Hauswirth.                                                            Schulze.


Meine Parterre=Wohnung

bisher von Herrn Kibbel hewoht, ist zu Michaelis zu vermiethen.

                                                    Ww. Heinrichs.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 32 Seite 3]
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Gartenbau=Verein.

Mittwoch, den 29. April, Abends 8 Uhr, Versammlung bei Kaufmann Maaß.

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Als Curatoren für den entmündigten Hauswirth H. Oldenburg in Kl. Molzahn fordern wir hiermit alle Gläubiger auf, ihre Forderungen binnen 14 Tagen bei uns einzureichen und ersuchen diejenigen, die unserm Curanden noch schulden, die Beträge innerhalb gleicher Frist an uns einzuzahlen.

H. Jabs.                                                    J. Hecht.
Kl. Molzahn.                                                    Schlag=Resdorf.


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Zugelaufen Ende voriger Woche in Stove ein Ferkel. Abzuholen gegen Erstattung der Kosten beim Arbeiter Wienck in Stove.


3 - 4 tüchtige Zimmergesellen
finden in diesem Sommer dauernde Beschäftigung.

                                                    Sim. Egert, Zimmermeister.


Offerire ergebenst ab Lager                                                    
Erdnußmehl, Baumwollsaatmehl und Palmkuchen.
                                                    J. Freitag.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 32 Seite 4]

Hierdurch erlaubt sich das                                                    
Tuch= und Manufactur=Geschäft
von
Heinrich Meyer, Schönberg i. M.
den Empfang der Sommerwaaren ergebenst anzuzeigen.

Kleiderstoffe.
Cattun.
Regenmäntel.
Jaquet.
Sonnenschirme.
Tischdecken.
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Möbelstoffe.
Teppiche.
Gedecke, mit und ohne Servietten.
Buckskin zu Anzügen.
Paletotstoff.
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Lein Drell zu Anzügen.
Wäsche in Lein u. Universal.

Sommerumbindungen für Damen in allen neuest. Facons.


Concert
von Wolf Schneider, Violinist in Lübeck, unter gütiger Mitwirkung des Herrn Türck, 1. Concertmeister der Stadt=Capelle in Lübeck, sowie der Herren Meyer (Bariton) u. Elers (Klavier.)
im Saale des Herrn Spehr am Donnerstag, den 30. April,
abends präcise 7 Uhr.

Billette im Vorverkauf bei Herrn Organisten Carlau und Herrn Hotelier Spehr.
Entrée M. 0,75. Schüler und Schülerinnen M. 0,30. Familien von 3 oder mehr Personen zahlen 2 M.


Die Mitglieder der
Selmsdorfer Todtenlade
werden ersucht, zur Generalversammlung
am Dienstag, den 19. Mai 1891

Alle zu erscheinen, da andere Bestimmungen getroffen werden müssen.

Anfang Vormittags 8 Uhr.
                                                    Der Vorstand.


Den geehrten Viehbesitzern Schönbergs und der Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mich in Schönberg als

Thierarzt

niedergelassen habe. Indem ich prompteste sowie billigste Bedienung zusichere, bitte ich um geneigten Zuspruch. Meine Wohnung ist bei meinem Vater, Pferdehändler, P. Schmidt, Sabowerstraße 19 b.
Schönberg, den 13. April 1891.

J. Schmidt, Thierarzt.


Einem hochgeehrten Publikum erlaube ich mir die ergebene Anzeige zu machen, daß ich mich in Lüdersdorf als

Maler

Lüdersdorf.                                                     L. Kitzmann.


Einem geehrten Publikum von Stadt und Land die ergebene Anzeige, daß ich mich hierselbst als

Schuhmacher

niedergelassen habe. Indem ich um gütigen Zuspruch bitte, verspreche ich reelle und billige Arbeit.
Meine Wohnung ist vorläufig Wallstraße Nr. 127.

Schönberg.                                                     August Beck.
                                                                        Schuhmacher.


Den geehrten Herrschaften Schönberg's und der Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mich hierselbst als

Schneiderin

niedergelassen habe und halte mich zu Arbeiten sowohl in als außer dem Hause bestens empfohlen.

                                                    Emma Green.
                                                    Siemzerstraße.


Todes-Anzeige.

Heute Morgen 7 1/2 Uhr entschlief sanft nach langen schweren Leiden unser innigst geliebter Vater, der

Kaufmann Heinrich Otto,

im fast vollendeten 58. Lebensjahre.

                          Tiefbetrauert von seinen Kindern
                                                    Heinrich Otto,
                                                    Johanna Otto.

Schönberg, den 21. April 1891.
Die Beerdigung findet Sonnabend, den 25. April, Nachmittags 3 Uhr, statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 26. April.

Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
  Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,15 Nachm. 7,19 Abends. 11,22 Nachts.
nach Kleinen:
7,36 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 9,02 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 17.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 32 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 32 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 24. April 1891.


Die französische Regierung lehnte das Gesuch um Erlaubniß zur Beisetzung Jerome Napoleons auf Corsika ab.
Die Familie Bonaparte läßt erklären, daß alle bisherigen Veröffentlichungen über Einzelheiten aus dem Testament des Prinzen Napoleon nicht authentisch seien.
Die Zeremonie des Glaubenswechsels der Großfürstin Sergei soll in St. Petersburg am nächsten Sonnabend möglichst einfach vollzogen werden. Sie wird ihren bisherigen Glauben nicht abschwören, sondern nur dem Geistlichen das Bekenntniß nachsprechen. Ihr bisheriger Glaube bleibt bei der Feier unerwähnt.
Die "Köln. Volkszeitung" meldet aus Rom: Der Papst ist infolge der rauhen Witterung unpäßlich und hat die Audienzen abbestellt. Die Aerzte erwarten eine baldige Besserung.
Die griechische Synode hat, wie der "Kölnischen Zeitung" aus Athen berichtet wird, beschlossen, die Kronprinzessin Sophie bei ihrem Uebertritt zur orthodoxen Kirche von der nach strengem griechischen Kirchenrecht erforderlichen Taufe zu entbinden. Die Konfirmation der Prinzessin wird der Metropolit vornehmen.
Die Königin=Frage in Serbien scheint noch weit davon entfernt zu sein, ihre endgültige Erledigung zu finden. Wie von dort mitgetheilt wird, scheut sich die Regierung, in amtliche Unterhandlungen mit der Königin zu treten, weil ihr, wenn dieselben ohne Erfolg sein sollten, kaum etwas Anderes, als die Anwendung von Gewalt übrig bliebe und sie dazu keine Kourage hat. Man hofft immer noch, daß es gelingen wird, die vorhandenen Schwierigkeiten auf gütlichem Weg beizulegen.
Der Präsident der Vereinigten Staaten hat in einer am Sonntag in Galveston abgehaltenen Versammlung eine Rede gehalten, die keinen Zweifel darüber läßt, daß von jener Seite den europäischen Industriestaaten der Krieg bis auf's Messer erklärt ist. Präsident Harrison sagte, er könne sich damit nicht zufrieden erklären, daß die Nationen Europas fast den gesammten Handel Südamerikas sich angeeignet hätten, der wegen der Nachbarschaft und der Sympathie, welche die monarchielose amerikanische Welthälfte verbinde, naturgemäß der nordamerikanischen Union gehöre. Er halte es für wahrscheinlich, daß den Gegenseitigkeitsverträgen mit Brasilien andere Verträge mit den Ländern Central= und Südamerikas folgen werden. Er verspreche sich auch Großes von der Fertigstellung des Canals von Nicaragua.
Aus Neu=York wird gemeldet, daß täglich viele Auswanderer nach Europa zurückgeschickt werden und die Regierung das neue Einwanderergesetz aufs Strengste handhabt. 500 europäische Einwanderer landeten in Halifax, um mit Benutzung der Eisenbahn in die Vereinigten Staaten einzutreten, wodurch sie sich der gesetzlich vorgeschriebenen näheren Prüfung ihrer Verhältnisse entzogen.
Mit der Fertigstellung des Dampfers für den Victoria=Nyanza=See in Central=Afrika sind wir den Engländern doch zuvor gekommen. Während dort für den Stanley=Dampfer noch gesammelt wird, wurde der Wißmann=Dampfer in Hamburg fertig gebaut und soll mit dem nächsten Postdampfer nach Ostafrika gebracht werden. Spätestens anfangs Juni kann dann der Transport ins Innere beginnen, für welchen schon 8000 Träger geworben sind.


- Schönberg. Am Dienstag Abend 11 Uhr entstand in der Schwedt'schen Mälzerei hieselbst ein Feuer, indem die Malzdarre sich entzündet hatte. Dasselbe wurde rechtzeitig von dem Besitzer wahrgenommen, so daß die alsbald zur Stelle gebrachte städtische Spritze dem Feuer rasch Einhalt that, und der Schade kein sehr großer ist. Der in der Brauerei beschäftigte Arbeiter hat nicht unerhebliche Brandwunden an Gesicht und Händen bei seiner Hülfe davongetragen.
- Schönberg. Der hiesige Kriegerverein hat in seiner Sitzung am Sonntag beschlossen, den Delegirtentag in Hagenow am Sonntag vor Pfingsten durch zwei Mitglieder zu beschicken.
- Schönberg. Der Besitzer der hiesigen Frohnerei hat sein Privilegium verkauft, wie es heißt für 24 000 Mk. Vor Uebertragung desselben an den neuen Käufer beabsichtigt die Behörde noch einige Aenderungen in dem Privilegium vorzunehmen, die durch die jetzigen Verhältnisse bedingt sind.
- In das Genossenschafts=Register des Amtsgerichts Grevesmühlen wurde unter dem 19. März eingetragen die Weide=Genossenschaft e. G. m. u. H. zu Grevesmühlen, begründet durch Statut vom 22. Nov. 1890 bezw. 2. Jan. und 11. Febr. 1891. Der Zweck der Genossenschaft, deren Vorstand aus dem Gutsbesitzer Klockmann auf Harmshagen, dem Erbpächter Dreves zu Friedrichshagen und dem Rechtsanwalt Ihlefeld zu Grevesmühlen besteht, ist, auf gemeinschaftliche Kosten größeres Terrain zu Weidezwecken herzurichten und zu benutzen.
- In Grabow wurden auf dem an der Marktstraße daselbst belegenen Bäcker Gabckeschen Grundstücke, und zwar zwischen dem Backhause und einem Stallgebäude bei den Ausgrabungen, die der Besitzer zu baulichen Zwecken hier vornehmen ließ, in dem Erdreich in der Tiefe von etwa einem Meter zwei menschliche Skelette aufgefunden. Auf einer, eine Bohlenlage deckende Schicht von vermodertem, aber noch deutlich erkennbarem Stroh lagen dieselben, das Gesicht nach oben, in einander entgegengesetzten Richtungen der Länge nach unmittelbar neben einander. Die Gerippe waren noch ziemlich unversehrt; so war der Brustkorb, der übrigens bei der Berührung zusammenbrach, noch vollständig erhalten, und die Kiefer zeigten noch das lückenlose Gebiß. Die Gerippe bilden die letzten Ueberreste zweier erwachsener Personen, von denen die eine, nach der Beschaffenheit des Gebisses zu urtheilen, zwischen 20 und 30 Jahre gezählt hat. Die vorgefundene Lage der beiden Gerippe, die in Folge polizeilicher Anordnung am Fundorte 4-5 Meter tief wieder eingesenkt wurden, dürfte ein Verunglücktsein der betreffenden Personen ausschließen. Es handelt sich hier vielmehr augenscheinlich um die Spuren eines Verbrechens, das zu Anfang des laufenden Jahrhunderts, etwa während der Franzosenzeit, verübt sein dürfte.
- Fürst Bismarck soll nach der "Magdeburger Zeitung" das Gut Schönhausen seinem Sohn Herbert, Varzin seinem Sohn Wilhelm überlassen haben.
- Die Einnahmen eines neuen großartigen Verkaufsgeschäftes, des "Kaiser=Bazars" in Berlin, betrugen am Eröffnungsabend am Mittwoch 9800 Mk., am Donnerstag 54 600 Mk. und am Freitag trotz der ungünstigen Witterung 46 300 Mk. Als Direktoren stehen dem gewaltigen Etablissements nur zwei Herren, nämlich O. Bruckner und M. Richter, vor.
- Das Holzpflaster hat sich in Berlin als so unpractisch erwiesen, daß die städtische Straßenbaucommission nunmehr von einer weiteren Benutzung dieses Materials absieht.
- In Wilhelmshaven kam beim Einlaufen in den neuen Hafen das aus dem Mittelmeer zurückkehrende Panzerschiff "Friedrich Karl" 10 Meter vor dem Molenkopf auf den Grund und konnte bis jetzt nicht abgebracht werden. Für Mannschaft und Schiff liegt eine Gefahr nicht vor.
- Ausrangirte Kriegsschiffe. Der Kaiser hat durch Kabinets=Ordre vom 14. April bestimmt, daß die Kreuzerkorvetten "Viktoria" und "Ariadne" aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen werden. Die "Ariadne" ist, wie die Danziger Zeitung konstatirt, in den 1860er Jahren auf der kaiserlichen Werft

[ => Original lesen: 1891 Nr. 32 Seite 6]

in Danzig erbaut, die "Viktoria" im Auslande angekauft. Beide Schiffe sind Holzkorvetten mit Glattdeck und zuletzt nur als Uebungsfahrzeuge in Verwendung gewesen.
- Bei einem auf dem Gute Groß=Klingenberg bei Allenstein in Preußen ausgebrochenen Feuer verbrannten drei kleine Mädchen.
- Zwei Vergnügungsreisen zum Nordkap unternimmt in diesem Jahre der "Norddeutsche Lloyd" in Bremen mit seinem Dampfer "Kaiser Wilhelm II." und zwar mit Abfahrt von Bremen am 20. Juni und am 11. Juli. Der Dampfer "Kaiser Wilhelm II." ist der größte Dampfer der Flotte des Norddeutschen Lloyd. Er hat eine Länge von 137 Meter, eine Breite von 15 1/2 Meter, Maschinen von 6500 Pferdekraft und hält ca. 7000 Tons. Das Schiff ist auf das Prächtigste und Bequemste eingerichtet. Die ganze Reisedauer ist auf ca. 20 Tage berechnet, von denen ca. 11 Tage wirkliche Fahrzeit sein werden. Die prachtvolle Scenerie, welche die Küste und die Fjorde Norwegens auszeichnet und das eigenartige Schauspiel der um Mitternacht sichtbaren Sonne machen die Fahrt zu einer hochinteressanten. An verschiedenen Plätzen wird den Passagieren Gelegenheit gegeben werden zu landen. Der Preis eines Billets beträgt 800-1000 M., nach Lage und Einrichtung der Kabinen. Der Fahrpreis schließt volle Beköstigung mit Ausnahme von Getränken ein.
- Der Heringsfang an der pommerschen Küste ist, wie aus Stettin gemeldet wird, in diesem Frühjahr ein überaus ergiebiger; es gehört nicht zu den Seltenheiten, daß Fischer in einem Boot und in einer Nacht gegen 275-300 Wall Heringe einbringen (1 Wall = 80 Stück.) Mit der Quantität hält jedoch die Qualität nicht gleichen Schritt; da die gefangenen Heringe zum größten Teil klein sind und sich deshalb nicht zum Räuchern eignen, müssen sie in frischem Zustand verkauft werden. Die Folge davon ist, daß die Preise sehr gesunken sind. In den letzten Tagen wurde an den Fangstellen von den Fischern das Wall schon mit 15 Pf. verkauft, und auch in Stettin schon mit 50 Pf. angeboten.
- Anläßlich der durch die Hochwasserkatastrophe vom November vorigen Jahres in Karlsbad demolierten Häuser in der Mühlbadgasse ist man bei der Abtragung des Hauses "Goldener Apfel" auf eine Mineralquelle gestoßen, welche vor mehr als 300 Jahren verschüttet wurde. In der damaligen Zeit kannte man in Karlsbad die Trinkkur nicht. Die Kurgäste mußten damals so lange im Bade sitzen, bis ihnen das Mineralwasser die Haut aufbiß. Wegen seiner schnellen Wirkung in dieser Hinsicht nannten die Badebesucher diese Quelle "den Fresser"; doch hieß sie eigentlich die Creusinbadquelle. Auf dem Platze, wo sie dem Felsen entströmte, werden jetzt elegante leichte Verkaufsgewölbe seitens der Stadtgemeinde errichtet.
- Fortwährend jammern die sozialdemokratischen Führer über die zunehmende Verarmung der kleinen Leute. Wie unrichtig das ist, zeigt u. a. die Statistik der Sparkassen im Königreich Sachsen. Nach derselben hat sich die Zahl der kleinen Sparer, nämlich derjenigen Sparkasseneinleger, deren Guthaben 60 Mark nicht übersteigt, vom Jahr 1875 bis 1886 um volle hundert Prozent vermehrt. Die Bevölkerungszahl wuchs in dem gleichen Zeitraum um 23 Prozent, es vermehrten sich mithin die kleinen Sparer reichlich vier Mal so stark, als das Wachstum der Einwohnerzahl betrug. Die Gesammtzahl der Sparkasseneinlagen wuchs um 75 Proz., ebenso die Höhe ihres Guthabens. Der Fleischverbrauch stieg gleichzeitig um 41, der Bierverbrauch um 32 Prozent.
- Ueber den grauen Mantel schreibt man aus Württemberg unterm 19. d. M.: Die Nachricht, daß in der preußischen Armee statt des schwarzen der graue Mantel eingeführt werden wird, errege im Schwabenlande große Genugthuung. Die württembergische Armee hatte stets hechtgraue Mäntel, und der Stoff war und ist so ausgezeichnet, daß er kaum "todt zu machen" war. Trotzdem rückte natürlich die Zeit immer näher, daß die alten Vorräthe aufgebraucht sein und die dunkeln preußischen Mäntel in Tragung genommen werden mußten, für die bei uns Niemand recht begeistert war, weil sie schmutzen, leichter sind und deshalb nicht übermäßig warm halten und sich schneller abnutzen. Nur bei Kommandos nach Preußen wurden den Mannschaften, vom Feldwebel abwärts, seit 1870 dunkle Mäntel verabreicht. Die Offiziere jedoch trugen dergleichen allerdings stets.
- Die königlichen Schlösser Herrenchiemsee, Linderhof und Neuschwanstein sind vom 15. Mai bis 15. October einschließlich wieder dem allgemeinen Besuch geöffnet.
- Wie aus Cannes gemeldet wird, haben Großfürst Michael Michaelowitsch und seine Gattin den Incognitonamen Graf und Gräfin von Amor angenommen. "Von Amor" ist die genaue Umkehrung von Romanow, dem Namen der in Rußland herrschenden Dynastie.
- Ueber eine entsetzliche Katastrophe wird aus Czernowitz Folgendes gemeldet: Ein vermuthlich aus Bessarabien übergelaufener wüthender Wolf hat Sonntag früh auf der Strecke von Rarancze bis Rohoczna (Vorort von Czernowitz), so weit bis jetzt festgestellt werden konnte, zweiunddreißig Personen gebissen, ehe es den Bauern gelang, das wüthende Thier durch Keulenhiebe zu tödten. Bei der Obduction des erschlagenen Wolfes wurde das Vorhandensein der Wuthkrankheit festgestellt. Den Verletzten wurden die Wunden mittelst des Paquellinischen Apparates ausgebrannt, außerdem ist ihre Ueberführung zu Pasteur nach Paris beschlossen worden.
- In Portsmouth weigerten sich am Sonnabend die Mannschaften der 34. Batterie zur Parade anzutreten, indem sie sich über zu große Anstrengungen im Dienst beschwerten. Der Oberst vermochte die Leute schließlich doch zum Antritt zu bewegen.
- Die irische Cork, Blackrock und Passage=Eisenbahn=Gesellschaft ist die erste in Großbritannien, welche den Zonensystem einführen will.
- Stanley soll bei den 100 Vorlesungen, die er vom 11. November v. Js. bis 4. April d. Js. gehalten hat, 110 000 Dollars "gemacht" haben. Ein verlockendes Anerbieten des Herrn Pond (1000 Dollars per Vorstellung), noch einmal in Amerika einen Vorlesungscyclus zu halten, hat er abgelehnt.
- Electrische Reibung=Erregung zwischen Eisenbahnrädern und Schienen. Mit der an der Spitze angedeuteten Erfindung scheint eine wesentliche Verbesserung im Eisenbahnverkehr bevorzustehen. Ein kleines Dynamo mit der dazu gehörigen Betriebsmaschine wird nach einer Mittheilung des Patent= und technischen Bureaus von Richard Lüders in Görlitz an einem passenden Punkte der Locomotive aufgestellt und liefert einen Strom von geringer Spannung, aber großer Stromstärke, der innerhalb der Locomotive von dem einen Pol des Dynamos zu einem Paar Triebräder der Maschine, von da über die Schiene zu einem zweiten Paar Räder zurück zum andern Pole strömt. Dieser Strom veranlaßt eine Art beginnenden Schweißens zwischen Rädern und Schienen und verhütet dadurch das Gleiten der Räder. Ein nach dieser sinnreichen Idee ausgearbeitetes Muster ergab angeblich einen Zuwachs der Schleppkraft der Maschine von 200 Procent. Während ferner die Mustermaschine ohne Anwendung des Stromes nicht einmal 15 Procent Steigerung überwand, wurde mit derselben mit Benützung des Stromes 35 Prozent Steigung gewonnen. Eine derartige Maschine soll nun zu weiteren Versuchen auf der Baltimore= und Ohio=Eisenbahn in laufenden Betrieb kommen.
- Wie aus Sansibar gemeldet wird, traf die erste Elfenbeinsendung Emin Paschas im Werthe von einer Million in Bagamoyo ein.
- Annonce. "Für den Vertrieb von Oelfarben und Lacken werden einige Provisionsreisende gesucht. Letztere sind in trockenem Zustande glänzend wie Glas, springen nicht, bekommen keine Risse und gelangen in den Handel in flaschenähnlichen Kruken, auf dem Bauche mit unserer Firma versehen."
- Auf dem Lande. Peter: "Na, Hinrich, wo kummst Du denn her?" Hinrich: "Von Ossenwarder; der is de ohle Vadder Matthies storb'n, und dor wör ick bi den Likensmaus." Peter (kopfschüttelnd): "Weet de Deubel! Du mußt ja woll alle Vergneugungen mitmaken."


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