No. 29
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. April
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 29 Seite 1]

            Der Schlächtermeister H. Augustin in Carlow beabsicht, in dem Wohnhause des Büdners Sefke daselbst die Schlächterei zu betreiben, und hat bei Einreichung der erforderlichen Zeichnung und Beschreibung der projectirten Anlage die obrigkeitliche Genehmigung hierzu beantragt.
            In Gemäßheit der Bestimmung im § 17 der Gewerbeordnung wird solches zur öffentlichen Kenntniß gebracht, mit der Aufforderung, etwaige Einwendungen gegen die neue Anlage binnen 14 Tagen bei uns anzubringen.
            Schönberg, den 10. April 1891.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Bekanntmachung.

Das diesjährige hiesige Musterungsgeschäft wird in folgender Weise

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe
abgehalten werden:

1. Montag, den 20. April,
Morgens präcise 9 Uhr.

Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:

Bäck, Bardowiek, Bechelsdorf, Blüssen, Boitin=Resdorf, Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Campow mit Hoheleuchte, Carlow, Cronscamp, Demern (Hof und Dorf nebst Röggeliner Ziegelei), Dodow, Domhof Ratzeburg, Duvennest, Falkenhagen, Grieben, Hammer, Herrnburg, Horst, Kleinfeld, Klocksdorf, Kuhlrade, Lankow, Lauen, Lenschow, Lindow, Lockwisch (Hof und Dorf), Lübseerhagen, Lüdersdorf, Mahlzow, Mannhagen, Mechow (Hof und Dorf mit Wietingsbäck), Menzendorf (Hof und Dorf), Gr. Mist, Kl. Mist, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neschow mit Maurin=Mühle, Neuhof, Niendorf, Ollndorf, Palingen, Panten, Papenhusen, Petersberg, Pogez, Rabensdorf (Hof und Dorf), Raddingsdorf, Retelsdorf, Rieps, Rodenberg, Römnitz, Rottensdorf, Gr. Rünz, Kl. Rünz, Rüschenbeck, Rupensdorf.

2. Dienstag, den 21. April,
Morgens präcise 9 Uhr

Musterung der Militärpflichtigen aus den Ortschaften:

Sabow, Samkow, Schaddingsdorf, Schlagbrügge, Schlag=Resdorf mit Perückenkrug, Schlagsdorf (Hof und Dorf mit Heiligeland), Stadt Schönberg, Bauhof Schönberg, Schwanbeck, Selmsdorf (Hof und Dorf mit Hohemeile), Gr. Siemz. Kl. Siemz, Stove (mit Meierei Röggelin), Schbrg.=Sülsdorf, Schlag=Sülsdorf, Teschow, Thandorf, Törpt, Torisdorf, Wahlsdorf, Wahrsow (Hof und Dorf), Walksfelde, Wendorf, Westerbeck, Zarnewenz (Hof und Dorf), Ziethen.

3. Mittwoch, den 22. April,
von Morgens 10 Uhr an,

Loosung der Militairpflichtigen des Jahrgangs 1871.
Das Nichterscheinen zur Loosung hat keine Nachtheile zur Folge, für die dazu nicht Erscheinenden wird, durch ein Mitglied der Ersatzkommission geloost.
Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der im § 26. 7, der Wehrordnung angedroheten Strafen zu gestellen:

alle im Jahre 1871, sowie alle in früheren Jahren geborenen Militairpflichtigen ohne endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht, sofern sie nicht von der Gestellung ausdrücklich entbunden sind:
Sämmtliche Militairpflichtige haben ihre Geburtsscheine, sowie die Militairpflichtigen der älteren Jahrgänge außer den Geburtsscheinen ihre Loosungsscheine mitzubringen.

[ => Original lesen: 1891 Nr. 29 Seite 2]

Die im hiesigen Fürstenthum gebürtigen und außerhalb ihres Geburtsortes sich aufhaltenden Militairpflichtigen haben sich mit den Militärpflichtigen ihres Geburtsortes zu stellen.
Wer durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat ein beglaubigtes ärztliches Attest einzureichen.
Reklamationsgesuche auf Zurückstellung vom Militairdienst wegen häuslicher Verhältnisse pp. sind rechtzeitig bei dem unterzeichneten Civilvorsitzenden anzubringen. Behauptete Erwerbsunfähigkeit muß durch ärztliche Untersuchung im Musterungstermin bestätiget werden; es sind daher die aus der angeführten Veranlassung reclamirenden Angehörigen eines Militairpflichtigen zum persönlichen Erscheinen vor der Ersatzcommission verpflichtet.
Etwaige zur seemännischen oder halbseemännischen Bevölkerung gehörende Militairpflichtige (§. 23 der Wehr=Ordnung) haben sich im Musterungstermine über ihre gewerbliche Qualification durch Vorlegung von Seefahrtsbüchern u. s. w. zu legitimiren.
Die Beorderung der Militairpflichtigen zur Musterung ist Sache der Ortsvorsteher. Die mit Führung der Rekrutirungsstammrollen betrauten Personen haben zum Musterungsgeschäft mitzuerscheinen. Die Stammrollen werden von hier aus im Musterungstermin zur Vorlage gebracht werden.
Die Ortsvorstände werden noch besonders auf ihre Verpflichtung hingewiesen, die nach Aufstellung der Stammrollen zuziehenden fremden, sowie die das hiesige Fürstenthum verlassenden Militairpflichtigen zwecks Berichtigung der Listen sofort hierher namhaft zu machen oder dieselben zur persönlichen Anmeldung oder Abmeldung hierherzuweisen.
Im Anschluß an das Musterungsgeschäft und zwar am Dienstag, den 22. April wird die Classificirung der für einen Mobilmachungsfall auf Zurückstellung Anspruch erhebenden Mannschaften der Reserve, Marine=Reserve, Landwehr, Seewehr, Ersatzreserve und Marine=Ersatzreserve, sowie des ausgebildeten Landsturms II. Aufgebots stattfinden, die gemäß §. 123 der Wehrordnung ihre Gesuche rechtzeitig vorher eingebracht haben müssen. Die betreffenden Mannschaften haben zu dem bezeichneten Termin zu erscheinen.
Schönberg, den 28. Februar 1891.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission
des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Zwecks Publication des bei dem unterzeichneten Amtsgerichte deponirten Testaments der am 18. März d. Js. zu Schwanbeck verstorbenen Chausseewärterwittwe Katarina Maria Ohf geb. Fick ist auf

Montag, den 20. April d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte Termin anberaumt, zu welchem etwaigen Erbinteressenten das Erscheinen anheimgegeben wird.
Schönberg, den 7. April 1891.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    E. Breuel.


Hagelschaden=Versicherungs=Verein für Mecklenburg=Schwerin und Strelitz.

Nach den in der letzten Generalversammlung stattgefundenen Wahlen werden die Districte des Vereins von nachstehenden Herren vertreten:

I. District: Grevesmühlen=Ratzeburg.

Vorsteher: Herr Ehlers=Kalkhorst.
Substitut:   Herr Revierförster Wiegandt=Vitense.

II. District: Gadebusch=Hagenow.

Vorsteher: Herr Drenckhan=Bakendorf.
Substitut:   Herr Beckmann=Gammelin.

III. District: Parchim=Malchow.

Vorsteher: Herr Baumann=Dütschow.
Substitut:   Herr Wachenhusen=Bauhof Lübz.

IV. District: Güstrow Sternberg.

Vorsteher: Herr Pentzlin=Dinnies.
Substitut:   Herr Döhn=Garden.

V. District: Neubuckow=Bützow.

Vorsteher: Herr Uhthoff=Warin.
Substitut:   Herr Koester=Kleekamp.

VI. District: Rostock=Tessin.

Vorsteher: Herr Heucke=Cammin.
Substitut:   Herr Bruhn=Bookhorst.

VII. District: Malchin=Laage.

Vorsteher: Herr Kirchner=Gülitz.
Substitut:   Herr von Pentz=Gremmlin.

VIII. District: Waren=Neustrelitz.

Vorsteher: Herr von Hobe=Lansen.
Substitut:   Herr Politz=Hinrichshagen.
Neben vorstehendem Beamten=Verzeichniß bringt die Direction Nachstehendes zur Kenntniß:
Die Verwaltungskosten betrugen 1890 kaum 5 1/2 Pfennig (Mecklenburg) 100 M. Versicherungssumme, im 37jährigen Durchschnitt 3 2/3 % der Beitragssumme.
Die jährlichen Beiträge sind unter thunlichster Entlastung der hagelfreien Risiken sehr mäßig. Für jedes hagelfreie Jahr werden 5% Rabatt berechnet (auch den neu eintretenden Mitgliedern) dergestalt, daß dieser Rabatt bei 10 hagelfreien hinter einander folgenden Jahren bis zum höchsten Satz von 50 % ansteigt.
In den letzten 6 Jahren (seit Einführung der Gefahrklassen) betrug der niedrigste Durchschnittsbeitrag 51 Pfennig (Mecklenburg), der höchste 89 Pfennig (Mecklenburg) von 100 M. Versicherungssumme unter Ausschluß des Strohs.
Die Schadenregulirung wird durch bewährte Mitglieder des Vereins ausgeführt. Die Zahlung der Beiträge hat erst nach Ablauf der Campagne bis zum 10. December zu erfolgen. Vorprämien werden nicht erhoben.
Es werden keine Abzüge im Schadenfalle als Beihülfe zu den Taxkosten beansprucht.
Weitere Auskunft ertheilen die Herren Districts=Vorsteher, die General=Agentur zu Bützow (Herr Ch. W. Lübcke), sowie der Unterzeichnete und werden Formulare zu Versicherungs=Anträgen kostenfrei übersandt.
Grevesmühlen, den 26. März 1891.

Der Sekretär des Vereins.
Never.


Holz=Auction Nr. 26.

Am Dienstag, den 16. April, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug in Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

1. Aus den Lenschower, Herrnburger, Duvenester und Wahrsower Tannen.

    5 Stück tannen Kiepenhölzer = 2 Festmeter,
  75 Stück tannen Stangen I., II. u. III. Cl.,
  75 Stück tannen Hopfenstangen,
750 Stück tannen Bohnenstangen,
200 Rmet. tannen Kluft und Knüppel,
  20 Rmet. tannen Rodestämme,
  52 Fuder tannen Durchforstholz II. u. III. Cl.,

2. Aus dem Pellmoor.

    6 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl. (theilweise für Kiepenmacher brauchbar),
    2 Rmet. buchen Kluft II. Cl.,
    2 Fuder hasel pp. Busch.
Schönberg, den 6. April 1891.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 29 Seite 3]

Holz=Auction Nr. 27.

Am Sonnabend, den 18. April, Morgens 10 Uhr sollen beim Krüger Jabs zu Schlagresdorf bei beschränkter Concurrenz nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Schlagbrügger Holze.

  6 fichten Klassenbäume I. II. u. III. Cl.,
56 fichten Stangen II. Cl.
56 Rmet. Nadeholz=Kluft und =Knüppel,

2. Aus dem Lankower Holze.

  3 Rmet. eichen Knüppel,
  8 Rmet. buchen Knüppel und Olm.
33 Rmet. Nadelholz Kluft und Knüppel,
15 Rmet. Nadelholz Spähne,

3. Aus dem Bahlen.

11 Fuder eichen Reiser,
88 Stück fichten Stangen I. II. u. III. Cl.,

4. Aus dem Garnseerholze.

  3 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.,
  3 Rmet. buchen Pollholz,
  5 Stück fichten Klassenbäume IV. Cl.,
20 Stück fichten Stangen I. u. II. Cl.
Schönberg, den 9. April 1891.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 28.

Am Montag, den 20. April, 10 Uhr sollen beim Gastwirth Thies in Ziethen nachstehende Holzsortimente bei freier Concurrenz verkauft werden:

1. Aus dem Bahlen.

    1 Stück kiefern Nutzholz 0,23 Festmet.,
   5 Stück fichten Nutzholz 3,17 Festmet.,
   6 Rmet. eichen Kluft und Knüppel,
  15 Rmet. buchen Kluft und Knüppel,
   2 Rmet. aspen Kluft,
124 Rmet. Nadelholz Kluft und Knüppel,

2. Aus dem Garnseerholze.

  20 Rmet. eichen Kluft und Knüppel,
  33 Rmet. buchen Kluft und Knüppel,
   2 Rmet. birken Kluft u. 1 Rmt. aspen Knüppel,
  70 Rmet. Nadelholz Kluft und Knüppel,

3. Aus dem Seebruch, Steinort u. Bäcker=Holz.

   4 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.,
   4 Rmet. buchen Kluft,
  20 Rmet. Nadelholz Kluft,
  47 Stück fichten Bauhölzer (im Seebruch 1 Loos)

4. Aus dem Schlagbrügger Holz.

101 Stück fichten Bauhölzer = 83,45 Fstmt. (1 Loos)
  39 Stück eichen Enden II. Qualität = 9,30 Fstmt.
Schönberg, den 9. April 1891.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Aus den Pflanzgärten des Vitenser Forstes sind

1 - 2 Meter hohe Schwarzellern
und 2jährige Eschenpflanzen

zum Ausschulen soweit der Vorrath reicht zu verkaufen.
Vitense, den 12. April 1891.

                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzogl. Revierförster.


Maler-Farben
Leinöl, Firniß u. Carbolineum,
sowie Fußbodenlack, Hutlack
und verschied. helle und dunkle Lacke.
Bronce
in allen Farben empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


          Zur bevorstehenden Saatzeit empfehlen:
                              Saat-Hafer,
                              Saat-Gerste,
                              Saat-Sommerweizen u. s. w.
          Ferner :

Chilisalpeter, Thomasphosphatmehl 20 %

zu billigsten Preisen

                                                    Oldörp & Bade.


Augenheilanstalt.
Schwerin, Augustenstraße Nr. 2.

Mit dem heutigen Tage verlegte ich meine Sprechstunden nach dem Hause Augustenstraße Nr. 2., Ecke der Gustavsstraße, dicht am Bahnhofe, in meine daselbst neu errichtete Augenheilanstalt, in welcher Augenkranke jederzeit Aufnahme und sachgemäße Pflege finden. Das Pflegepersonal, welches ständig in der Anstalt wohnt, besteht aus einer Schwester vom rothen Kreuz und einer Wärterin. Die Verpflegungssätze richten sich nach den gestellten Ansprüchen. Weniger Bemittelte sollen besondere Berücksichtigung finden, ebenso Krankenkassen, die mit der Anstalt Verträge abschließen wollen. Nähere Auskunft ertheilen Schwester Martha und der Unterzeichnete.
Schwerin, den 29. März 1891.

                                                    Dr. Decker.
                                                    Augenarzt.


Sämtliche Garten-Geräthe
wie Spaten, Hacken, Schaufeln etc.
empfiehlt billigst                                                    
                                                    W. Wieschendorf.


Gute Auswahl von neuen
Tapeten und Borden
empfiehlt                                                    L. Creutzfeldt,
                                                                        Glasermeister.
Schönberg, den 19. März 1891.                          


                          Rothklee,
                          Weissklee,
                          Gelbklee,
                          Schwed. Klee,
                          Thymothee u.
                          Engl. Reygras

hält zur bevorstehenden Saatzeit billigstens empfohlen
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Emaillirte
Sicherheits-Kochtöpfe
empfiehlt billigst                                                    
                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Kaufmann.


Offerire ergebenst ab Lager                                                    
Erdnußmehl, Baumwollsaatmehl und Palmkuchen.
                                                    J. Freitag.


Ich habe noch 50 Sack Magnum Bonum
Pflanz-Kartoffeln
zu verkaufen pro Sack 9 Mark.                                                    
Herrnburg.                                                     Frau Wilms.


Gegen M. 1000 m. Fixum o. Provis. such. w. Agenten z. Verk. v. Caffee, Cigarren etc. an Priv.

                                                    F. Löding & Co., Hamburg.


Suche zum 1. Mai für ein benachbartes Gut 1 zweites Stubenmädchen, 1 Draußenmädchen und eine Leuteköchin, ferner, einen Knecht zum Bierfahren nach Schlutup, und einen Kutscher für 2 Pferde. Schönberg, den 13. April 1891.

                                                    Mieths=Büreau von
                                                    Peter Bohnhoff.


Suche zu sofort einen nüchternen, fleißigen
Hausknecht.
Bevorzugt einer der melken kann.
                                                    W. Holldorff.


Rosen.
4 Duzend Rosen hat abzugeben                                                    
Schönberg.                                                                 F. Richter.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 29 Seite 4]
Schuhsortiment Versandhaus Hildesheim Norddeutsches Versand-Haus
Hildesheim. (Fritz König.)
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NB. Die Größe in cm ist innen gemessen und bitte ich bei Bestellung dieses Maaß und das Façon anzugeben.
Illustr. Hauptcatalog gratis.


Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin
Sechste Fremden=Abonnements=Vorstellung für die Abtheilung I
Am Dienstag, den 14. April 1891:
Tell. Heroisch=romantische Oper in 4 Aufzüg. von Rossini.
Anfang 5 3/4 Uhr.                           Ende 8 3/4 Uhr.
Schwerin, den 8. April 1891.                                                    
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung

am Sonntag, den 19. April 1891, Nachmittags 5 Uhr im Vereinslocal.
                          
Tagesordnung:
            1) Beschickung des Delegirtentages in Hagenow.
            2) Sonstige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Den geehrten Viehbesitzern Schönbergs und der Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mich in Schönberg als

Thierarzt

niedergelassen habe. Indem ich prompteste sowie billigste Bedienung zusichere, bitte ich um geneigten Zuspruch. Meine Wohnung ist bei meinem Vater, Pferdehändler, P. Schmidt, Sabowerstraße 19 b.
Schönberg, den 13. April 1891.

J. Schmidt, Thierarzt.


Einem hochgeehrten Publikum erlaube ich mir die ergebene Anzeige zu machen, daß ich mich in Lüdersdorf als

Maler

Lüdersdorf.                                                     L. Kitzmann.


Dr. med. Dotzauer,
Specialarzt für Hautkrankheiten
hat seine Praxis wieder aufgenommen.                                                    
Sprechstunden von 8 1/2 - 9 1/2 u. von 3 - 5 Uhr.
Lübeck, Schüsselbuden 32.


100 000
Meter unter Preis
Hemdentuche,
das Stück von 30 Meter,
9 M., 10 M., 12 M., 13 M., 14 M.
Proben und Aufträge von 15 M. an frei.                          J. W. Sältzer, Hannover.

Täglich einlaufende Anerkennungsschreiben.


Grabkreuze und Gitter
empfiehlt zu billigen Preisen                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Neuheit!
Klapp-Tafeln
für Kinder,
welche haltbar, praktisch und billig, sowie                          
Federkasten
in großer Auswahl empfiehlt                                
                                                    H. Brüchmann.


Rappkuchen
bester Qualität offerirt die Oelfabrik in Wittenberge. Reg.-Bez. Potsdam.


Bruteier
von schwarzen Minorka à 10 Pfg. verkauft                          
                                                    D. Hempel.


Bruteier
von rasseechten prämirten Pekingenten sind zu haben
pr. Dutzend 4 Mark.
                                                    Koeppen, Registrator.


Bruteier
von rebhuhnfbg. Italiener Hühnern
Silber=Hyandotte Hühnern
blauen Andalusier Hühnern
à Stück 25 Pfg. giebt ab                                                    
                                                    F. Lundwall.


Ich mache hiermit die ergebene Anzeige, daß ich von jetzt ab bei dem Büdner W. Oldenburg wohne.
Rieps, den 4. April 1891.

M. Albrecht, Hebamme.


Am Sonnabend ist ein Portemonnaie gefunden. Abzufordern in der Expedition dieses Blattes.


Verloren 20 Mark in Gold
vor dem Hause des Glasermeister G. Schulz. Der ehrliche Finder wird recht freundlich gebeten dieselben abzugeben gegen Belohnung in der Expedit. d. Bl.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,15 Nachm. 7,19 Abends. 11,22 Nachts.
nach Kleinen:
7,36 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 9,02 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


[ => Original lesen: 1891 Nr. 29 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 29 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 14. April 1891.


Der Kaiser hat dem kommandierenden General v. Albedyll zu dessen 50jährigem Militärjubiläum den Schwarzen Adlerorden verliehen. Die Jubiläumsfeier in Münster hat sich zu einer außerordentlich glänzenden gestaltet. Außer dem Offizierkorps haben die Spitzen der Civilbehörden, sowie der Bischof mit dem Domkapitel dem General ihre Glückwünsche dargebracht. Die Offiziere des VII. Armeekorps haben dem Jubilar einen prachtvollen Tafelaufsatz geschenkt, während er von der Stadt Münster durch eine reich ausgestattete Adresse geehrt worden ist.
Gegen die Prinzessin Georges Radziwill in Potsdam wurde, der Voss. Ztg. zufolge, ein Entmündigungsverfahren eingeleitet wegen grenzenloser Verschwendung. Der Gemahl der Prinzessin ist schon unter Kuratel gestellt. Von der Prinzessin sind Wechsel über gewaltige Summen im Umlauf.
Nachrichten aus dem Wahlkreise Gestemünde lassen Fürst Bismarcks Reichstagswahl als sicher erscheinen. Fürst Bismarck erklärte Geburtstagsgästen gegenüber, er werde die Wahl annehmen, aber nur bei besonders wichtigen Gelegenheiten, wo sein persönliches Eingreifen nützlich sein könnte, im Reichstage erscheinen z. B. bei Beratung des österreichischen Handelsvertrages.
Gräfin Rantzau ist am 6. April mit ihren Kindern von München zum Besuch ihrer Eltern nach Friedrichsruh abgereist. Graf Rantzau hat sich Tags darauf direkt nach dem Haag begeben, wo er zum kaiserlichen Gesandten ernannt ist.
Die Wiederbesetzung des Postens eines Unterstaatssecretärs im Berliner Kultusministerium macht besondere Schwierigkeiten, da die Stellung eine der arbeitsreichsten im Staatsdienste ist. Im Kultusministerium gehen nämlich jährlich etwa 90 000 verschiedene Schriftstücke ein, welche sämmtlich in die Hände des Unterstaatssecretärs kommen. Wenn er derselben auch nur zum Theil eine eingehende Aufmerksamkeit widmet beträgt seine tägliche Arbeitszeit ohne Unterbrechung mehr als 12 Stunden.
Die Rang= und Quartierliste der kgl. preußischen Armee, welche Allerhöchster Bestimmung zufolge seit vorigem Jahre regelmäßig nach dem Stande vom 1. April erscheinen soll, wird voraussichtlich am 25. d. M. für das Publikum ausgegeben werden, während dem Kaiser das erste Exemplar bereits einige Tage früher in üblicher Weise durch den Vorsteher der Geheimen Kriegskanzlei, Oberst Brix, überreicht werden wird.
Der Reichstag zeigt seit der Wiederaufnahme seiner Sitzungen eine unheimliche Oede. Es ist nur ein winziges Häuflein pflichteifriger Männer, das dem Arbeiterschutzgesetz die Ehre seiner Gegenwart erweist und es hat fast den Anschein, als ob dieses Gesetz von Anfang bis zum Ende vor einem beschlußunfähigen Haus berathen werden sollte. Der Seniorenkonvent hat zwar beschlossen, an die Mitglieder eine dringende Mahnung zur regeren Theilnahme an den Sitzungen zu richten, doch wird man sich bezüglich ihrer Wirkung keinen allzu großen Hoffnungen hingeben dürfen.
In den künftigen Reichstags=Verhandlungen über den Arbeitsschutz wird die alte Streitfrage des Maximalarbeitstages eine hervorragende Rolle spielen. Der gegenwärtig die internationale Arbeiterbewegung beherrschende Gedanke des Achtstundentages wurde von der socialdemokratischen Partei des Reichstages in einem Antrag niedergelegt, nach welchem die höchstzulässige tägliche Arbeitszeit in der gesammten Industrie sofort auf 10 Stunden, dann vom 1. Januar 1894 an auf 9 und vom 1. Januar 1898 an auf 8 Stunden festgesetzt werden soll. Dieser Antrag ist im Plenum selbstverständlich ebenso aussichtslos, wie in der Commission, wo er mit allen gegen 4 Stimmen abgelehnt wurde. Dagegen ist nicht ausgeschlossen, daß der in der Commission aus dem Centrum gestellte Antrag auf einen elfstündigen Maximalarbeitstag, falls er im Plenum wiederholt wird, eine ernstere Beachtung findet. Jedenfalls wird sich eine eingehende Erörterung der Frage nicht vermeiden lassen.
Aus Berlin wird als absolut bestimmt gemeldet, daß eine vollkommene Verständigung über den deutsch=österreichischen Handelsvertrag erzielt worden ist. Deutschland hat den Getreidezoll auf 3,50 Mk. und Oesterreich den Eisenzoll von 80 auf 60 Goldkreuzer ermäßigt. Die "Vossische Zeitung" berichtet, daß über 300 in dem Tarif verzeichnete Artikel eine Zollermäßigung erfahren. In der deutschen Geschäftswelt herrscht ob des glücklichen Abschlusses große Befriedigung, die bereits in mehreren Resolutionen von Handelskammern etc. unzweideutigen Ausdruck gefunden hat. Das Aeltesten=Collegium der Berliner Kaufmannschaft wird in dem am 17. April zusammentretenden Ausschuß des deutschen Handelstages den Antrag richten: der Stimmung des Handelsstandes über den Abschluß des deutsch=österreichischen Handelsvertrages in einer Kundgebung dahin Ausdruck zu geben, daß ersterer erfreut sei über die anscheinend erfolgte Einigung beider Regierungen, und daß er die sichere Zuversicht hege, es hätten hierbei die von den Handelskammern geäußerten Wünsche die gebührende Würdigung gefunden. Endlich hoffe er, daß an die Verhandlungen mit Oesterreich=Ungarn sich weitere Verhandlungen mit den anderen Staaten anknüpfen würden.
Der Parteikampf im 19. hannoverschen Wahlkreis wird täglich heftiger, und während Fürst Bismarck sich um die ganze Angelegenheit so wenig zu kümmern scheint, als ob sie ihn gar nichts anginge, befehden sich seinetwegen die Parteien mit größter Heftigkeit. Ob Bismarck gewählt werden wird oder nicht, vermag Niemand mit Bestimmtheit zu sagen. Die "Kreuz=Zeitung" glaubt, daß es zwischen ihm und dem sozialdemokratischen Kandidaten zur Stichwahl kommen werde, und daß sich in diesem Fall die Welfen und die Freisinnigen teils der Wahl enthalten, teils für Bismarck stimmen würden. Dagegen würde Fürst Bismarck sicher unterliegen, wenn er mit einem Welfen oder Freisinnigen in die Stichwahl käme, da dann die drei Oppositionsparteien geschlossen gegen ihn stimmen würden. Daran sei aber nicht zu denken. Wie dem auch sei, die Kandidatur des Fürsten Bismarck muß gerade bei seinen treuesten Verehrern sehr geteilte Gefühle hervorrufen.
Die "Kreuzztg." schreibt: Am Mittwoch fand, wie wir hören, eine Sitzung der sozialdemokratischen Parteiführer statt, in welcher über eine Anfrage an die Regierung berathen werden soll, ob letztere dem wüsten Treiben an der Berliner Börse, betreffend das künstliche Treiben der Preise für Brotstoff, speziell der des Roggens seitens eines berüchtigten Spekulanten noch ferner ruhig zusehen will, oder ob die bestehenden Gesetze nicht ausreichen, dies einzustellen.
Sowohl in Dresden als auch in Frankfurt a. M. haben die Sozialdemokraten beschlossen, von einer Arbeitseinstellung am 1. Mai abzusehen. In beiden Städten sollen am Sonntag den 3. Mai Ausflüge und andere Veranstaltungen abgehalten werden. In Frankfurt ist noch, falls die Genehmigung erteilt wird, ein Zug mit Musik durch die Stadt geplant.
Der "Pester Lloyd" veröffentlicht in auffälliger Schrift eine Berliner Depesche, daß in unterrichtet geltenden Kreisen die Ansicht herrscht, die internationale Lage beginne sich ernster zu gestalten. - Dagegen schreibt die "Nordd. Allg. Ztg." über die europäische Lage: Wohin wir in unserem Welttheil die Blicke wenden, sehen wir die internationalen Verhältnisse so beruhigt und befriedigend, wie nur irgend erwartet werden kann. Wo Conflicte vorhanden, wie sie nie ganz ausbleiben können in einer Welt, in welcher Hunderte und Tausende widerstreitender Interessen einander berühren, herrscht doch

[ => Original lesen: 1891 Nr. 29 Seite 6]

die volle Zuversicht, daß die friedlichen Mittel der Diplomatie genügen werden, die bestehenden Differenzen schließlich auszugleichen.
Nachrichten aus Arolsen zufolge wird die Vermählung des regierenden Fürsten von Waldeck mit der Prinzessin Luise von Schleswig=Holstein=Sonderburg=Glücksburg am 29. ds. M. auf Schloß Luisenlund bei Schleswig stattfinden. Am 1. Mai erfolgt dann der feierliche Einzug des neuvermählten Paares in der Residenzstadt Arolsen.
Die bayrische Regierung hat einen Saatenstandsbericht veröffentlicht, der fast keinen einzigen erfreulicher Punkt aufweist. Das Wintergetreide ist in ganz Bayern in Folge der dünnen Schneedecke ausgefroren oder ausgefault. Die Sommersaat ist sehr knapp, der Stand der Weinberge und Obstkulturen ist ebenfalls sehr ungünstig.
In Wiesbaden ist der Congreß für innere Medizin vom Geheimrath Quinck=Kiel, mit einem Rückblick auf seinen glänzenden Verlauf, geschlossen worden. Geheimrath Zienissen=München hatte vorher noch eine bemerkenswerthe Rede über die Heilung der Tuberkulose gehalten. Eine absolute Heilung könne niemals konstatirt werden, nur eine relative. Der Congreß hat Professor Virchow anläßlich seines 70. Geburtstages zum Ehrenmitglied ernannt.
Das Testament des Prinzen Jerome Napoleon, welches am Dienstag in Prangins eröffnet worden ist, enthält wenig, was nicht schon früher bekannt gewesen wäre. Prinz Jerome hat seinen ältesten Sohn Victor enterbt und als einen Verräther und Rebellen bezeichnet. Für den Fall, daß das französische Volk geneigt sein sollte, noch einmal seine Geschicke in die Hand eines Napoleon zu legen, hält er seinen Sohn Louis empfohlen. Die Vollstreckung des Testaments wird wohl auf Schwierigkeiten stoßen, weil Prinz Louis sich weigert, nach dem letzten Willen seines Vaters zu handeln. Er hat erklärt, daß er selbst die Teilung vornehmen und seiner Mutter wie seinen Geschwistern das ihnen rechtmäßig zukommende Erbe auszahlen werde. Bezüglich der Beisetzung seiner Leiche hat Prinz Jerome angeordnet, daß dieselbe im Invalidendom zu Paris erfolgen solle, vorausgesetzt, daß die französische Regierung damit einverstanden sei. Anderfalls wünscht er im Golf von Ajaccio auf dem Felsen der Iles Sanguinaires seine letzte Ruhestätte zu finden. Das Verlangen des Helden des Krimkrieges, im Invalidendom an der Seite des großen Korsen zu ruhen, wird wohl zur Folge haben, daß selbst dem Todten die Ergüsse des Pariser Spottes nicht erspart bleiben.
Von einem unliebsamen Zwischenfall auf See wird aus Paris berichtet: Das italienische Segelschiff "Spezzia" war am Montag Morgen bei Hyéres an dem französischen Mittelmeergeschwader vorübergefahren, ohne dieses vorschriftsmäßig zu grüßen. Daraufhin ließ der Admiral Duperrè durch ein Torpedoboot das italienische Schiff zwingen, umzukehren und das Geschwader zu grüßen, worauf es weiterfahren durfte. In Paris glaubt man, daß der Kapitän des Schiffes "Spezzia" einen Verweis erhalten, der Zwischenfall jedoch keine internationalen Folgen haben werde.
Die russische Kaiserfamilie ist am Dienstag von Petersburg nach Gatschina übergesiedelt. Noch kurz vor der Abreise soll, wie bei jeder Veränderung, die am russischen Hofe vorgeht, ein Mordplan gegen den Zaren entdeckt worden sein. Die Nachricht ist durch den Londoner "Daily Telegraph" in die Oeffentlichkeit gedrungen, der über die Sache folgende Einzelheiten zu berichten weiß: Ein Mann, Namen Skameikin, wurde in der Kaserne der kaiserlichen Garde verhaftet, noch ehe der Zar zu der dort alljährlich stattfindenden Truppenschau erschienen war. Bei Skameikin fand man einen Revolver und eine Flasche, welche Gift zu enthalten schien. Er hatte auf Grund einer regelrechten Einladungskarte Zutritt erhalten und erregte nur dadurch Verdacht, daß er sich weigerte seinen Ueberzieher abzulegen.
Wieder einmal hat ein Mitglied der russischen Kaiserfamilie, das dem Willen des Zaren zuwidergehandelt hat, die drakonische Strenge dieses Selbstherrschers an sich erfahren müssen. Großfürst Michael Michaelowitsch ist aus dem russischen Heeresdienst ausgeschlossen und die Regimenter, deren Chef der Großfürst war, werden hinfort mit Weglassung des Titels genannt. Diese Strafe verdankt der 30 Jahre alte Sohn des Großfürsten Michael seiner vor einigen Tagen stattgefundenen Heirath mit der Gräfin Merenberg, welche einer morganatischen Ehe entstammt und außerdem die Enkelin des revolutionären russischen Dichters Puschkin ist.
Trotz allen Dementis der russischen Zeitungen hält man in Warschau die Behauptung aufrecht, daß aus dem Innern Rußlands wirklich neue Truppen nach dem Westen und an der Grenze angesammelt werden. Aehnliches behaupten die Petersburger und Jassyer Korrespondenten des "Standard". Letzterer versichert, daß in den letzten drei Wochen am Pruth in der Nähe von Chotin sechs frische Regimenter Infanterie und drei Regimenter Kavallerie eingetroffen seien und noch weitere von Kiew und Jelisawetgrad erwartet würden.
Die Untersuchung wegen des Attentats in Sofia ist, wie von dort gemeldet wird, nunmehr abgeschlossen. Es ist festgestellt, daß die Mörder in der Nacht des Attentats zu Pferde nach Serbien entkommen sind. Drei derselben waren Macedonier aus Ochrida, während einer, Namens Matschkow, aus Bulgarien stammt. Weitere Ermittelungen haben ergeben, daß die Attentäter sich bereits auf russischem Gebiet befinden.
Der Londoner Gemeinderath hat beschlossen, dem deutschen Kaiser bei seinem Besuch in England eine Bewillkommnungsadresse in einem goldenen Kästchen zu überreichen. Der Antragsteller hat die fortwährenden Bestrebungen des Kaisers zur Erhaltung des Friedens sowie die Pflege herzlicher Beziehungen zwischen Deutschland und England hervorgehoben.
Die Meldungen englischer Zeitungen, nach welchen der deutsche Reichskanzler dem englischen Premiermeister Lord Salisbury angekündigt haben sollte, daß das deutsche südwestafrikanische Schutzgebiet aufgegeben werden solle, werden vom "Reichsanzeiger" für vollinhaltlich "aus der Luft gegriffen" erklärt.
Major v. Wißmann wird im Laufe des Mai aus Ostafrika nach Deutschland zurückkehren. Nachdem er seit dem Eintreffen des Generalgouverneurs v. Soden in Dar=es=Salaam das Reichs=Commissariat für Deutsch=Ostafrika niedergelegt hat, behält er nur noch seinen Rang als Major à la suite der Armee zur Verfügung des Auswärtigen Amtes. Es ist bisher noch nicht die Hoffnung aufgegeben, daß es gelingen wird, den bewährten Mann dem Dienste der deutschen Kolonialpolitik zu erhalten. Die Verhandlungen deswegen werden nach dem Eintreffen v. Wißmanns in Berlin von neuem aufgenommen werden.
Der Dampfer "Sansibar" der Rhederei Oswald brachte aus Ostafrika 5 Kanonen, Munition, Speere, Bogen, vergiftete Pfeile, einen großen Theil der Beute des Majors v. Wißmann aus den Kämpfen in Ostafrika. Ein Marineofficier mit Soldaten ist in Hamburg angekommen, um diese Kriegsbeute auf einem Regierungs=Schlepper nach ihrem Bestimmungsort, vermuthlich Kiel, zu überführen.


- Schönberg. Auf die Petition hiesiger Einwohner um Neubau eines Mädchenschulhauses hieselbst ist jetzt die Antwort erfolgt, daß vor einem Neubau für die Mädchenschule die Verhältnisse der hiesigen Realschule zu regeln sind.
- Schönberg. Ein Insasse des hiesigen Amtsgerichts=Gefängnisses, der Gürtler Adam aus Zenkerode bei Dresden, der hier wegen Bettelns inhaftirt war, machte seinem Leben mittelst Erhängens in seiner Zelle am 11. April ein Ende. Man vermuthet, daß er noch mehr auf dem Kerbholz gehabt hat, und die Furcht vor größerer Strafe ihn zu diesem Schritte veranlaßte.
- Aus verschiedenen Orten Mecklenburgs werden Gewitter gemeldet, welche theilweise erheblichen Schaden angerichtet haben. Auf dem Hofe Tornow bei Ribnitz wurde das Viehhaus durch den Blitz entzündet, in welchem sämmtliches Vieh, darunter 70 Stück Rindvieh umkam. Auch aus Rostock, Schwaan und Laage wird über Gewitter berichtet.
- Für den Bau einer Kaiser=Wilhelm=Gedächnißkirche in Berlin sind bisher im Ganzen 641 918

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Mark 17 Pfg. eingegangen. Der Bau des Gotteshauses erscheint damit gesichert.
- Von den Brieftauben, welche der Kaiser am 2. April auf der Reise von Travemünde nach der vor Talkebjorg vor Anker liegenden "Carola" mit Grüßen an die Königin von Sachsen vom Aviso "Greif" aus aufsteigen ließ, war leider in Dresden bis zum 6. April keine einzige angelangt.
- Der Kaiser hat zum Preise von 2500 Pfund Sterling (110,000 Mark) in Greenock die berühmte englische Stahlyacht "Thistle" ankaufen lassen. Die seinerzeit für eine Gesellschaft von Seglern gebaute Yacht, welche noch im letzten Jahre Preise im Gesammtwerthe von 20,000 Mark errang, soll, wie bereits gemeldet wurde, in "Meteor" umgetauft werden und soll im Sommer an den Wettfahrten in England theilnehmen. Die neue kaiserliche Lustyacht hat nach den Angaben des hiesiegen "Wassersport" eine Gesammtlänge von 29,87 Meter, eine größte Breite von 6,17 Meter und einen Tiefgang von 4,29 Meter. Die Bemannung besteht aus etwa fünfundzwanzig Engländern. Wie man weiß, läßt sich auch Prinz Heinrich in England eine mit englischen Matrosen zu bemannende und einem englischen Capitain unterstellte Rennyacht bauen.
- Der Kaiser hat sich in Schweden ein Jagdhaus bestellt, das in der Rommiter Haide Anfangs September aufgestellt wird.
- Zu den regelmäßigen Geburtstags=Angebinden für den Fürsten Bismarck zählen auch jedes Mal ein Dutzend langer Tabakspfeifen, die ihm in neuerer Zeit von seiner Gemahlin gespendet werden, da seit einigen Jahren diese Aufmerksamkeit seitens eines Verehrers nicht mehr, wie früher, ausgeübt wird. Die "Bismarckpfeifen", von Weichselholz und den denkbar größten Meerschaumköpfen, werden für den Fürsten nach wie vor aus der Kunstdrechslerei von J. Neumann in der Mauerstraße bezogen und das Stück mit 13 Mark und mehr bezahlt. Der kunstvoll gearbeitete Pfeifenschrank des Fürsten Bismarck bietet Raum für zwölf lange Pfeifen; eine solche Anzahl ist im Spinde auch stets vorhanden.
- Die "Germania" in Berlin regt zum Gedächtniß Ludwig Windhorsts den Bau einer Ludwigs=Kirche in Berlin an.
- Zur Ueberfüllung im höheren Lehrfach in Preußen bestätigt die "Köln. Ztg.", daß thatsächlich am 1. April 1889 im Ganzen 1445 anstellungsfähige Kandidaten ohne Anstellung waren. Damit würde der Bedarf noch für 7 Jahre gedeckt sein, wenn gar kein Nachwuchs hinzukäme.
- Der deutschen Landwirthschaft scheint nun auch durch die Einfuhr lebenden Rindviehs aus Amerika eine empfindliche Concurrenz zu erwachsen. Die Einfuhr ist in stetiger Zunahme begriffen und in Hamburg allein sind in den Monaten Januar, Februar und März 1379 Stück eingetroffen und geschlachtet worden. In den letzten Tagen ist eine größere Probesendung des Fleisches von den in Hamburg geschlachteten Rindern in Berlin zum Verkauf gelangt. Auch in Bremerhaven ist am 19. März ein Transport von 311 Stück Rindvieh eingetroffen.
- Von einem Hamburger Konsortium ist mit Erfolg der Versuch gemacht worden, Rennthierfleisch in größeren Massen bei uns einzuführen. Ein kürzlich importiertes Quantum von 10,000 Pfund fand guten Absatz. Das Pfund kostete 58 Pfg. Das Fleisch ist zart und schmackhaft.
- In Hamburg ist auf dem Dampfer "Sansibar" die Beute des Majors v. Wißmann aus den Kämpfen in Ostafrika, wie Speere, Bogen, vergiftete Pfeile etc., aber auch fünf Kanonen, angekommen. Ein Marineoffizier ist mit Soldaten in Hamburg angelangt, um diese Kriegsbeute nach ihrem Bestimmungsort, jedenfalls Kiel, überzuführen.
- Ein an der Deisterstraße in Linden bei Hannover belegener, dem Maurermeister Germershausen gehöriger dreistöckiger Neubau stürzte am Dienstag Nachmittag zusammen. Drei am Bau beschäftigte Arbeiter wurden mit in die Tiefe gerissen, doch gelang es, zwei desselben zu bergen und dem Krankenhause zuzuführen. Bis zum Abend wurde eifrig gearbeitet, auch den dritten verschütteten aufzufinden.
- Der deutsche Juristentag wird in den Tagen vom 10. bis 12. September seine Hauptversammlung in Köln abhalten.
- In Mainz trafen drei japanische Offiziere, Oberstlieutnant Harapnati, Hauptmann Nambu und Hauptmann Osako, sämmtlich aus Tokio, ein, um zu ihrer militärischen Ausbildung in die deutsche Armee einzutreten. Dieselben sind dem 88. Infanterie=Regiment zugeteilt worden, dessen Kommandeur längere Zeit in Japan war und der dortigen Sprache vollständig mächtig ist.
- In Elberfeld sind 2 falsche Fünfzigmarkscheine angehalten worden. Die Polizei hat bereits die Fälscher, einen Schlossermeister und dessen Bruder, einen Fabrikarbeiter, entdeckt und zur Haft gebracht. Ein ganzes Paketchen falscher Fünfzigmarkscheine ist in den Wohnungen derselben gefunden worden.
- In Stolp starb vor einigen Wochen der Rechtsanwalt und Notar, Justizrath G., der allgemein in hohem Ansehen stand. Seine Haushaltung und sein Auftreten ließ auf reiche Mittel schließen. Die großen und luxuriösen Gastmähler und Feste, welche er veranstaltete, erregten Aufsehen. Nachdem er mit höchsten Ehren und ehrenvollen Nachrufen begraben worden, stellt sich nun heraus, daß große Summen - man spricht von 1/2 Million Mark - welche ihm anvertraut worden sind, fehlen.
- Nicht mehr und nicht weniger als 36 1/2 % Gyps sind in einer Mehlprobe, die das Kommando eines in Metz garnisonierenden Dragoner=Regiments einem Apotheker zur Untersuchung übergeben hatte, gefunden worden. Den Soldaten war der eigenthümliche Geschmack des Brotes und das Knirschen desselben beim Zerkauen aufgefallen.
- In Saarbrücken ist ein Zivilist von einem Unteroffizier in einer Wirthschaft erstochen worden Beide hatten sich über die zweijährige Dienstzeit unterhalten, deren Einrichtung der Zivilist wünschte. Sie geriethen in Meinungsverschiedenheiten, die schließlich in Beleidigungen ausarteten. Der Zivilist gab dem Unteroffizier eine Ohrfeige, worauf dieser sein Seitengewehr zog und durch einen Stich in die Lunge den Gegner sofort tödtete.
Das in unmittelbarer Nähe des Konzerthauses in Leipzig in Renaissancestil ausgeführte Universitätsbibliotheks=Gebäude ist äußerlich fertig gestellt und wird als eines der schönsten öffentlichen Gebäude Leipzigs bezeichnet. Die innere Einrichtung erfolgt nach dem Muster der neuen großen Bibliotheken in Wien und Paris. Die Eröffnung des Prachtbaues, der nahezu 3 Millionen Mark kostet, soll am 1. Oktober d. J. erfolgen.
- Recht vergnügte Gesichter mögen die Erben einer in Dresden wohnhaften alten Almosenempfängerin gemacht haben, als sich herausstellte, daß sie ein Vermögen von über 100,000 Mk. hinterlassen hatte. Keiner der Erben hatte geglaubt, daß sich im Nachlaß der alten Frau, die ein sehr zurückgezogenes Leben geführt hatte, irgend etwas Nennenswehrtes vorfinden würde.
- In Heidelberg beging am 31. März der berühmte Mit= und Ehrenbürger der Stadt, Prof. Bunsen, in voller Rüstigkeit seinen 80. Geburtstag.
- In einem Teich bei Hohenraden (Oberamt Aalen) ertranken sieben kahnfahrende Knaben, durchweg Konfirmanden. Der Vorgang wird als ein entsetzlicher geschildert. Die mit dem Tode ringenden Knaben bildeten einen Knäuel und zogen einander in die Tiefe. Nur zwei wurden mit Mühe und Noth gerettet.
- In Walldorf bei Groß=Gerau tödtete am vergangenen Sonntag Abend ein 26jähriger Maurer seinen um 10 Jahre älteren Bruder. Beide Brüder, Söhne einer Wittwe und unverheirathet, geriethen während ihrer Mahlzeit in Wortwechsel, in dessen Verlauf der Jüngere den Aelteren mit dem Tischmesser erstach. Der Stoß war so wuchtig geführt, daß der Tod sofort erfolgte.
- In Augsburg soll der Chemiker Dr. Lehner das Problem gelöst haben, Seide auf künstlichem Weg herzustellen. Die künstliche soll von der natürlichen Seide im Gewebe leicht zu unterscheiden, ihre Zugfestigkeit jedoch nur 2/3 der natürlichen sein. Die Herstellungskosten sollen sich etwa auf den vierten Theil des Preises von natürlicher Seide stellen.
- Mit der Aufbewahrung und Ausnützung seines Vermögens ging der Kutscher Emeran Huber

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in Murnau (Oberbayern) eigentümlich zu Werke. Bei der Inventuraufnahme nach dessen Tode fand man in einem Kasten unter schmutziger Wäsche und Kleidungsstücken über 10 000 M. in blanken Goldstücken.
- Infolge des in Wien ausgebrochenen Bäckerstreiks hat der Bürgermeister, mit Einverständniß der Militärverpflegungsbäckerei, Feldbäckereien errichten und Brod herstellen lassen. Außerdem hat der Bürgermeister mit auswärtigen Bäckereien zur Sicherung des Brodbedarfes Lieferungen abgeschlossen.
- Unter den ungünstigen Witterungsverhältnissen hat ein Oberstlieutenant eines österreichischen Ulanenregiments ganz allein mit seinem Chargepferd am Gründonnerstag früh 8 Uhr einen Ritt von Stockerau nach Leitomischl, wo er Sonnabend Nachmittags 5 Uhr eingetroffen ist, unternommen. Die Strecke beträgt 235 km. Bei durchschnittlicher Temperatur von -2 Grad hat ein heftiger Schneesturm geherrscht, sodaß der Reiter auf einer Strecke von 11 km das Pferd führen mußte. Zweimal hat er unterwegs gerastet.
- Im Toggenburg (St. Gallen) fiel in den letzten Tagen massenhaft Schnee. Die Bergweiler sind beinahe unzugänglich und auf den Paßhöhen kann die Passage nur mühsam aufrecht erhalten werden, denn die Schneebrecher bezwangen die lagernden Schneemassen nur schwer; die von ihnen gebildeten Schneewände erhebe sich streckenweise über Manneshöhe. - Eine von Bristenstock (Uri) herabkommende Lawine zerschmetterte mehrere Häuser, Ställe und eine Menge Bäume.
- Am 6. April ist im Theater in Lessines, einer belgischen Stadt, während der Vorstellung Feuer ausgebrochen. Durch die einstürzende Gallerie sind mehrere Personen erdrückt, viele verwundet worden. Das Theater ist vollständig abgebrannt.
- In Grenoble (Frankreich) ist eine 19jährige Thierbändigerin von einer Löwin, die sie dressieren wollte, erwürgt worden.
- Ueber die neue Kanalbrücke macht die "Republique française" nähere Mitteilungen. Die Brücke würde schon durch die Erleichterung des Verkehrs und die Vermeidung der Ueberfahrt zu Wasser große Vorteile bieten. Der Waarenverkehr würde gleichfalls beschleunigt werden und das zweimalige Umladen der Güter würde wegfallen. Nach dem vorliegenden Plane würde die Kanalbrücke aus Stahl bestehen. Jochbogen von 500 Meter Länge würden auf Metallpfeilern ruhen; das Material würde sich auf 1 Million t belaufen und von beiden beteiligten Staaten geliefert werden. Die gewählte Linie geht vom Kap Gris Oerz aus und erreicht England 38 Km. von diesem Punkte bei Folkestone. Der Boden ist fest genug, um eine Belastung von 10-12 Kgr. auf den Octm. zu tragen. Die Tragpfeiler würden am Grunde aus cementiertem Mauerwerk bestehen. Sie würden kein Hindernis für die Schiffahrt bilden und fest genug sein, um allen Stürmen zu trotzen. Nachts sollen verschiedene Leuchttürme längs angebracht werden.
- Der Stelzenvirtuos Sylvain Dornon, der im Schafpelz Deutschland langbeinig durchschreitet, ist als Schwindler entlarvt worden. Wenn er nämlich glaubt nicht ertappt zu werden, nimmt er seine Stelzen unter den Arm und fährt mit der - Eisenbahn. So "marschierte" er die 28 Kilometer lange Strecke von dem Eifeldorf Steinbrück bis nach Prünn per Eisenbahn.
- Die Reihe der närrischen Reisen wird immer größer. Ein reicher Kauz in Nimes will in einem Hundewagen nach Paris fahren und übt sein Thier bereits ein. Die Thierschützer wollen ihn verhaften und vor Gericht stellen lassen. - Aus Detroit im nordamerikanischen Staate Michigan wird unterm 4. April folgende Narrheit berichtet: Sechs Fußgänger sind am letzten Montag hier aufgebrochen, um 168 Stunden zu gehen, ohne zwischendurch zu schlafen. Alle, mit Ausnahme von Zweien, sind vor Uebermüdung zusammengebrochen; die Beiden, welche ausgehalten haben, haben nahezu den Verstand verloren, den sie allerdings wohl schon vor Antritt der Reise nicht in wünschenwerth vollem Maße besessen zu haben scheinen. Die Polizei droht, sich ins Mittel zu legen.
- Schon wieder sind zwei lutherische Pastoren in Kurland, Krause und Treu, in letzter Instanz zu viermonatlicher Gefängnißstrafe verurtheilt worden. Ersterer wurde der Schmähung der orthodoxen Religion, letzterer des Vergehens schuldig erkannt, zum Zweck der Verhinderung des freiwilligen Uebertritts zur orthodoxen Kirche eine Predigt gehalten zu haben.
- Nach den Vereinigten Staaten wandern jetzt fast mehr Italiener ein als Angehörige irgend einer anderen Nation. Am 2. April landeten in Newyork allein 1607 Italiener.
- Der allbekannte Menagerie= und Zirkusbesitzer Barnum in New=York ist gestorben. Barnum wurde am 5. Juli 1810 geboren, sein hohes Alter würde also den Tod nicht als Ueberraschung erscheinen lassen; allein Barnum hat in seinem Leben so viel so abenteuerliche Reklame getrieben, daß man versucht wird, auch jetzt nur an einen Scheintod zu glauben, dem plötzlich ein fröhliches Wiedererwachen folgt. Barnum war nacheinander und oft gleichzeitig Vorleser, Schriftsteller, Zeitungsherausgeber und Bankier.
- Der Obmann des Geschworenen=Gerichts, das in New=Orleans die Italiener freigesprochen hat, ist ein Gothaer gewesen der in New=Orleans die Stellung des technischen Leiters eines großen Baugeschäfts bekleidet. Derselbe hat einen auf die Angelegenheit Bezug habenden Brief an seinen Vater in Gotha gerichtet, der nach der dortigen Zeitung wie folgt lautet: "New Orleans, den 15. März 1891. Liebe Eltern! Ihr werdet Euch wundern, daß ich schon wieder schreibe, aber ich muß Euch mittheilen, daß ich anfange, ein großer Mann zu werden, da man mich gestern Abend hat "hängen" wollen. Nun zu den Einzelheiten. Ich habe Euch am Freitag, den 13. März, mitgetheilt, wie unser Richterspruch betr. der Italiener lautete. Die Leute waren thatsächlich nach dem Gesetz nicht zu verurtheilen, da volle Beweise ihrer Schuld nicht vorhanden waren, und wir haben alle nach Ueberzeugung gehandelt. Das Volk war aber damit nicht zufrieden, hielt am Freitag Abend überall Versammlungen ab, wobei der Tod der Italiener beschlossen wurde. Am Sonnabend Morgen (14. März) rückte eine Menge von 8000 Mann nach dem Gefängniß, erbrach alles und holte die Gefangenen heraus. Hierauf wurden acht Italiener erschossen, einer todtgeschlagen und zwei gehängt; also im ganzen 11 Mann gelyncht. (Ein geradezu himmelschreiendes Ereigniß, Ihr werdet wohl auch davon gelesen haben.) Das Volk war wahnsinnig, blutdürstig. Als diese elf gemordet waren, ertönten Rufe: "Wer ist der nächste?" "Wo ist die Jury, welche freisprach?" "Fangt sie, sie war bestochen!" "Hängt Sie!" "Wo ist S." "Hängt ihn" u. s. w. Alles dies hörte ich mit an, da ich mitten unter der Menge war. Niemand sah mich glücklicherweise, sonst hättet ihr einen Sohn weniger. Als man mich so eifrig verlangte, zog ich es vor, schleunigst zu verduften, und ward den ganzen Tag nicht mehr gesehen. Heute ist alle Aufregung vorbei; Niemand denkt mehr ans Hängen. Ich war auf der Straße bei Dr. B.; alles ist wieder ruhig. Habe Euch dies geschrieben, um Euch zu beruhigen, falls Ihr etwas in der Zeitung gelesen habt. Näheres in den mitgeschickten Zeitungen. Herzlichen Gruß von Euerem noch lebenden Sohn - - - .
- Aus Newport (Nova Scotia) kommt die Meldung von einem erschütternden Drama, wie es sich selten noch in Wirklichkeit abgespielt haben dürfte. In der Stadt Newport lebte ein junges Ehepaar namens Duvel in zärtlichstem Einvernehmen. Durch einen Zufall machten die Leute die Entdeckung, daß sie Geschwister seien. Die Frau nahm sich die Entdeckung derart zu Herzen, daß sie trübsinnig wurde und aus dem Hause verschwand. Erst nach einigen Tagen wurde ihre Leiche aus dem Wasser gezogen. Als man den Leichnam in die Stadt brachte, verfiel der Mann in förmliche Raserei, und im Laufe der Nacht erhängte er sich in seinem Schlafzimmer.
- Doppelsinnig. "Auch Sie, Herr Doctor, haben sich also bekehrt? Ich höre, daß Sie sich verlobt haben." - "Jawohl, gnädige Frau, ich habe mir die Freiheit genommen."


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