No. 95
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. Dezember
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 95 Seite 1]

Bekanntmachung.

      Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Aushebung der Militairpflichten der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung des hiesigen Aushebungsbezirks (Schiffermusterung) pro 1890 stattfindet

am Mittwoch, den 10. December d. Js.,
Morgens 10 Uhr,
in Wismar

im Gastwirth Alde'schen Local "Zur Insel" vor dem Lübschen Thore.
Zu dem gedachten Termin haben sich bei Vermeidung der im §. 26, 7 der Ersatz=Ordnung angedroheten Strafen einzufinden alle Militairpflichtigen der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung aus dem hiesigen Aushebungsbezirk, welche im Jahre 1870 oder früher geboren und mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehen sind.
Es wird bemerkt, daß nach Maßgabe §. 23,2 der Wehrordnung zu rechnen sind:

1. zur seemännischen Bevölkerung.
a. Seeleute von Beruf, d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf deutschen See=, Küsten= oder Haff=Fahrzeugen gefahren sind,
b. See=, Küsten= oder Haff=Fischer, welche die Fischerei mindestens ein Jahr gewerbsmäßig betrieben haben,
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind,
d. Maschinisten, Maschinisten=Assistenten und Heizer von See= und Fluß=Dampfern.
2. zur halbseemännischen Bevölkerung:
e. Seeleute, welche als solche auf deutschen oder außerdeutschen Fahrzeugen mindestens 12 Wochen gefahren sind;
f. See=, Küsten= und Hafffischer, welche die Fischerei zwar weniger als ein Jahr aber gewerbsmäßig betreiben.
Schönberg, den 18. November 1890.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Von dem unterzeichneten Amtsgerichte wird hierdurch gemäß Art. 14 des Allgem. Deutschen Handelsgesetzbuchs zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die im Artikel 13 daselbst vorgeschriebenen Bekanntmachungen auch für die Dauer des Geschäftsjahrs 1891 durch die Schönberger Wöchentlichen Anzeigen, die Eisenbahn=Zeitung und den deutschen Reichs= und Königlich Preuß. Staats=Anzeiger erfolgen werden.

Schönberg im Fürstenthum Ratzeburg,                          
den 3. December 1890.                          
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    A. Dufft.


Der Kaufmann Heinrich Georg Bernhard Radbruch und der Kaufmann Franz Adolf Karsten zu Lübeck haben für ihre in Lübeck unter der Firma "Heinr. G. Radbruch" bestehende offene Handelsgesellschaft hier in Schönberg unter gleicher Firma eine Zweigniederlassung errichtet. Nachdem sie die Eintragung der Hauptniederlassung bei dem Handelsgerichte derselben nachgewiesen und die Firma der Zweigniederlassung beim hiesigen Großherzoglichen Amtsgerichte angemeldet haben, ist heute in's hiesige Handelsregister Fol. LV Nr. 68 eingetragen:

Handelsfirma der Zweigsniederlassung: Heinr. G. Radbruch.
Ort der Zweigniederlassung: Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg.
Name u. Wohnort des Inhabers der Gesellschafter: Kaufmann Heinrich Georg Bernhard Radbruch und Kaufmann Franz Adolf Karsten, beide zu Lübeck.

Schönberg im Fürstenthum Ratzeburg,                          
den 29. November 1890.                          
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    A. Dufft.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Gr. Bünsdorf sub Nr. IV belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Johann Wigger wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abge=

[ => Original lesen: 1890 Nr. 95 Seite 2]

haltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Abschied erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 1. December 1890.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Holz=Auction.
im Vitenser Forste.
Revier: Törber Holz.

am Montag, den 8. December 1890 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:

  10 eichen Drümme von 6 bis 8 Meter Länge, 30 bis 40 Ctm. Durchmesser.
  70 Stück geringe loheichen Rundhölzer zu Nutz= und Pfahlholz tauglich.
  80 Stück loheichen Wagendeichsel,
100 Rmtr. dergl. Knüppelholz I Cl.,
180 Rmtr. dergl. Stangenholz II Cl.,
  90 Rmtr. dergl. Buschholz von Aesten u. Zweigen,
  40 Rmtr. buchen Knüppelholz I Cl.,
  90 Rmtr. dergl. Buschholz von Aesten u. Zweigen,
  90 Rmtr. ellern Stangenholz II Cl. Versammlung Morgens 9 Uhr auf dem Landwege.
Vitense, den 29. November 1890.

                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzogl. Revierförster.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Mittwoch, den 10. December d. J., Vorm. 10 Uhr sollen in Selmsdorf
1 Stuhlwagen, 1 Bauwagen, 1 Schlitten, 1 Häcksellade zum Drehen, 2 Küben, sowie einige Fuder Heu u. Stroh und circa 20 Sack Kartoffeln öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Sammelplatz der Käufer beim Gastwirth Michaelsen in Selmsdorf.
Schönberg, den 4. December 1890.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Außerordentliche General=Versammlung
des landwirthschaftlichen Vereins kleinerer Landwirthe für das Fürstenthum Ratzeburg.
am Donnerstag, den 18. December 1890,
Nachmittags 2 Uhr,
im großen Saale des Herrn J. Boye in Schönberg.
Tagesordnung:

Vortrag des Herrn Schriftstellers Quade aus Schwerin über: das Alters= und Invaliditätsversicherungsgesetz unter Berücksichtigung der landwirthschaftlichen Verhältnisse.

                                                    Der Vorstand.

NB. Nichtmitglieder soll der Besuch dieser Versammlung gerne gestattet sein.

                                                    D. O.


Engl. Syrup,

Ia Weizen=Dampfmehl, Succade, Pomeranzenschaale, gereinigte Pottasche, Hirschhornsalz, ganze und gemahlene, garantirt reine Gewürze, sowie sämmtliche Artikel zur

bevorstehenden Festbäckerei

empfiehlt in bester Waare billigst

                                                    A. Zander.


                      Zur gegenwartigen Schlachtzeit empfehle:
                          bestes englisches Salz à Pfund 10 Pf.
                          neue, grobe Gerstgrütze,
                          bestes Weizenmehl,
                          Essig & Essigspriet in vorzüglicher Güte,
                          prima pulv. Wurstkraut,
                          sowie Gewürze aller Art.
zu den billigsten Preisen

                                                    J. F. Eckmann.


Eine bedeutende Auswahl in
Hängelampen, Tischlampen, Wandlampen, Wagenlaternen, Stalllaternen, Taschenlaternen, Ofenvorsetzer, Ofengeräthen mit Ständer, Kohlenhelmen, Ascheimern, Wassereimern, Toiletteneimern, Fleischhack-Maschinen, Wurststopf-Maschinen, Reibe-Maschinen, Kaffeemühlen, Mörsern, Kochapparaten, Gebäckkästen, Besteckkörben, Theebrettern, Brodkörben, Geldkasten, Briefkasten, Toilettenkasten, Sparbüchsen,
ferner emaillirte Kochtöpfe, Theekessel, Kaffeekannen, Spülwannen, Waschgeschirr u. s. w.

                                                    empfiehlt
                                                    W. Wieschendorf.
                                                    Klempner.


Corsetts, Schürzen, Handschuhe, Tricottaillen, Taschentücher,
Unterröcke, Jagdwesten, Schulterkragen,
Normalunterzeuge f. Herren u. Damen,
Regenschirme
Strickwolle, Stickwolle und Seide,
angefangene und musterfertige Wollstickereien
u. s. w.
empfiehlt billigst                                                    Hugo Heincke.


Für den Winterbedarf empfehle mein
Handschuhlager

in wild= und waschledernen Handschuhen mit u. ohne Pelzfutter,

sowie eine schöne Auswahl in

Glacéehandschuhen in allen Farben vertreten, als auch reichhaltig in Stoffhandschuhen in vielen verschiedenen Sorten und bester Waare.

                                                                        Hochachtungsvoll
Schönberg.                                                    Emil Jannicke,
                                                                    Handschuhmacher.


Hochfeinen Syrup
bei 5 Pfund à 18 Pfg.
Besten englischen Syrup,
30 Pfg.,
sowie sämmtliche Gewürze zu Pfeffernüssen empfiehlt billigst                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Eröffnung
der
Weihnachts-Ausstellung
bei
Heinr. Pagels,
Lübeck, Breitestr. 93. Die Ausstellung bietet viele
interessante Neuheiten
in allen Preislagen.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 95 Seite 3]

Der vorgerückten Saison wegen verkaufe ich meine Winterwaaren zu bedeutend herabgesetzten Preisen.

Besonders billig empfehle ich mein Lager von
Damen=Mäntel, Paletot & Jaquet,
sowie
Kopftücher, Herren=Jagdwesten,
Pferde= und Reise=Decken.
                                                    Heinrich Meyer.


Von Neujahr ab ist der Abonnementspreis der im größten Format täglich erscheinenden

Eisenbahn-Zeitung
nebst illustrirter Sonnabendsbeilage
auf vierteljährlich
2 Mark 25 Pfg.

ermäßigt. Der Inhalt der Zeitung wird unverändert derselbe reichhaltige bleiben wie bisher.
Man kann bei jeder kaiserlichen Postanstalt die Eisenbahn-Zeitung für nur 2 Mark 25 Pfg. vierteljährlich abholen lassen; wer sich dieselbe von einem Postboten ins Haus bringen läßt, zahlt dafür eine geringe Gebühr an die Postanstalt.


Gänse=Verkegeln.
Sonntag, den 7. December sollen mehrere Gänse verkegelt werden und ladet hierzu ein

                                                    H. Schreep.
Anfang 3 Uhr.


Prima engl. Syrup,
feinste gemahl. Raffinade,
Ia. Weizenmehl,
bittere und süße Mandeln,
Succade, Orangeat,
Pottasche u. Hirschhornsalz,
sowie sämmtliche Gewürze in bester Qualität
empfiehlt                                                    W. Wieschendorf.


Kopf-
Hüllen empfiehlt zu billigsten Preisen
                                                    Hugo Heincke.


Christbaum-Confect!
(delicat im Geschmack und reizende Neuheiten für den Weihnachtsbaum) 1 Kiste enthält ca. 440 Stück, versende gegen 3 Mark Nachnahme. Kiste und Verpackung berechne nicht.
Wiederverkäufern sehr empfohlen                                                     Hugo Wiese,
                                                    Dresden, Grunaer Str. 26.


Zu Ostern 1891 ist eine geräumige                          
Wohnung
Lübecker Straße 225 zu vermiethen.                                                    


Pastoren=Tabak
von Schlüter & Warneken, Altona
empfehle in ganz und 1/2 Pfd=Paketen, à Pfund 120 M.
                                                    Max Sass.


Gegen Hautunreinigkeiten

Mitesser, Finnen, Flechten, Röthe des Gesichts etc. ist die wirksamste Seife:

Bergmann's Birkenbalsam-Seife

allein fabricirt von Bergmann & Co. in Dresden. Verkauf à Stück 30 u. 50 Pfennig (Mecklenburg) bei Apotheker Montag.


Englisch Salz
empfiehlt                                                    
Menzendorf.                                                     J. Siebenmark.


Englisches Salz
à Pfund 10 Pfg.
empfiehlt                                                    H. Brüchmann.


Ein Klavier
hat zu verkaufen                                                    
                                                    J. Wegner, Lehrer.


Zu Ostern nächsten Jahres sucht ein                          
Mädchen
bei hohem Lohn                                                    
                                                    Helene Montag
                                                                              Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 95 Seite 4]

Bilanz des Anleihe-Kapitals
der Genossenschafts=Meierei Rieps=Cronscamp E. G.
pro 1Novbr. 1889 bis ultimo Octbr. 1890.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Rieps, im November 1890.                                                    
Der Vorstand
Schulze Stein.         J. Stein.         Hr. Retelsdorf.
---------------------

Gewinn- & Verlust-Rechnung
der Genossenschafts=Meierei Rieps=Cronscamp E. G.
pro 1 Novbr. 1889 bis ultimo Octbr. 1890.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Vorstehende Bilanz ist von uns revidiert, mit den Büchern der Genossenschaft verglichen und für richtig befunden worden.

die Revisoren
Schulze Borchert.         H. Burmeister.


Zu einer Weihnachtsbescheerung für arme Kinder erbitten wir freundliche Gaben aus der Gemeinde und ersuchen, solche und gütigst bis zum 21. d. Monats zukommen zu lassen.
Schönberg, den 4. December 1890.

Kaempffer.                           Langbein.


Sonntag, den 7. December cr.
Kirchenconcert
in Schönberg
zum Besten der Kirchenheizung,
ausgeführt vom Gesangverein "Teutonia" unter gütiger Mitwirkung des Herrn Organisten Carlau.
Anfang 3 Uhr.                          Eintrittsgeld nach Belieben.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 7. December 1890,
Tanzmusik
über Mitternacht hinaus.


Allen denen, die meine liebe Frau Marie Roxin, geb. Bruhn, zur letzten Ruhestätte begleiteten und ihren Sarg so reich mit Kränzen schmückten, insbesondere Herrn Pastor Schmidt für seine trostreichen Worte am Sarge meinen herzlichen Dank.
Grieben, den 5. December 1890.

                                                    H. Roxin.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 7. December.

Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
    Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und ein Illustrirtes Beiblatt Nr. 49.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 95 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 95 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 5. Dezember 1890.


Der kaiserliche Hof wird, wie die "Post" erfährt, Mitte nächsten Monats vom Neuen Palais bei Potsdam nach Berlin übersiedeln. Die Nachricht, daß die Berliner Hofgesellschaft in diesem Winter um ihren Carneval kommen werde, beruht nach dem genannten Blatt auf Uebertreibung. Es ist nur möglich, daß die Herrschaft des Prinzen Carneval etwas abgekürzt wird, je nachdem ein in der kaiserlichen Familie erwartetes frohes Ereigniß früher oder später eintritt. Uebrigens wird bei den bevorstehende Hoffestlichkeiten der historische "Weiße Saal" zum letzten Mal als Festraum dienen. Derselbe soll nach Beendigung der Saison einem vollständigen, den Bedürfnissen der Gegenwart entsprechenden Umbau unterzogen werden, was mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird.
Die militärische Feier, die am Montag in Berlin zum 250. Jahrestag der Thronbesteigung des Großen Kurfürsten veranstaltet worden war, hat einen glänzenden Verlauf genommen. Der Kaiser hatte schon früh einen prachtvollen großen Lorbeerkranz, dessen Atlasschleifen seinen Namenszug trugen, vor dem Standbild des Kurfürsten niederlegen lassen. Ueber dem Standbild war ein Baldachin mit Fahnenschmuck errichtet, dabei hielten zwei Leib=Kürassiere, ein Garde=Kürassier und ein Grenadier des zweiten Garde=Regiments Ehrenwache. Nachdem die dazu befohlenen Berliner Truppen und die Deputationen auswärtiger Regimenter mit ihren Fahnen und Standarten in der Nähe des Standbildes Aufstellung genommen hatten, trat der Kaiser in der Uniform des Leibkürassier=Regiments "Großer Kurfürst" Punkt 11 Uhr, umgeben von dem Kronprinzen von Griechenland, den Prinzen Leopold, Albrecht Alexander und zahlreichen anderen Fürstlichkeiten und glänzender Suite aus dem Schloßportal. Die Truppen präsentierten und der Kaiser hielt eine kurze, auf die Feier bezügliche Ansprache, an deren Schluß die Leib=Batterie mit 101 Schüssen salutierte. Dann stieg der Kaiser zu Pferde, ritt die Front der "Unter den Linden" zur Parade aufgestellten Truppen entlang und ließ sie dann in Parade an sich vorbeimarschieren. Nachmittags hat im Weißen Saal des königlichen Schlosses ein Galadiner von ca. 160 Gedecken stattgefunden, an welchem außer den in Berlin anwesenden königlichen Prinzen und Fürstlichkeiten die Minister sowie die Präsidien des Reichstags und beider Häuser des Landtags und die Generalität theilgenommen haben. Aus Anlaß dieser Gedenkfeier hat der Kaiser einen Armeebefehl erlassen, in dem auf die Bedeutung des großen Ahnherrn für den politischen und militärischen Aufschwung Preußens hingewiesen und der Armee zur Pflicht gemacht wird, den Geist der Treue, der Gottesfurcht, des Gehorsams und der Tapferkeit, den der Große Kurfürst in seinem Heer erweckt hat, stets zu pflegen und zu bewahren.
In parlamentarischen Kreisen in Berlin wird davon gesprochen, daß dem Reichstag neue militärische Forderungen für Beschaffungen von Waffenmaterial und Munition in Höhe von 40 bis 50 Mill. Mk. zugehen sollen.
Am Donnerstag tritt die Conferenz zur Berathung von Fragen, das höhere Schulwesen betreffend, in den Räumen des Cultusministeriums zusammen. Der Kaiser wird der Eröffnung in Person beiwohnen. Zur Theilnahme an der Berathung sind 44 Vertrauensmänner eingeladen, welche mit Ausnahme des mit Rücksicht auf seine anderweitigen dringenden Arbeiten dispensirten Geheimraths Professor Koch der Einladung bereitwillig entsprochen haben. Ueber die Verhandlungen werden stenographische Berichte aufgenommen. Bezüglich der Veröffentlichung der Berathungen bleibt weitere Entschließung vorbehalten, doch werden sofort nach Schluß jeder Sitzung im Reichsanzeiger kurze Berichte über den Inhalt der betreffenden Verhandlungen erscheinen.
Auf Anordnung des preußischen Ministers der öffentlichen Arbeiten soll dem Arbeiterverkehr auf den Eisenbahnen gesteigerte Aufmerksamkeit seitens der Staatsbahndirectionen zugewendet werden. Insbesondere soll durch möglichst niedrige Fahrpreise dem Arbeiterstand die Möglichkeit geboten werden, sich gesunde und billige Wohnungen außerhalb der großen Städte zu verschaffen, weshalb es von Wichtigkeit ist, daß durch Einrichtung bequemer Zugverbindung oder Einlegung von Arbeiterzügen den Arbeitern entgegenzukommen sei. Gleichzeitig wurde angeordnet, daß den Arbeiterkarten vom 1. Dec. ab der Einheitspreis von 1 Pfg. für das Kilometer zu Grunde zu legen sei. Hat der betreffende Zug keinen Wagen vierter Classe, so können Inhaber von Arbeiterkarten die Fahrt in dritter Classe ohne Nachzahlung zurücklegen.
Der Kriegsminister v. Kaltenborn=Stachau hat den Bauentwurf für 1350 Arbeiterwohnungen bei Hasenhorst unweit Spandau, sowie einer Badeanstalt, einer Leihbibliothek und eines Unterhaltungssaales genehmigt.
Einer Meldung des "Westf. Merkur" zufolge hat der Reichstagsabgeordnete v. Schorlemer=Alst sein Reichstagsmandat wegen nicht unbedenklicher Erkrankung niedergelegt.
Wer wird Bischof von Straßburg? Dem "Lorrain" in Metz wird aus "absolut sicherei Quelle" mitgetheilt, daß für den Bischofsstuhl in Straßburg Dr. Fritzen, der Director des Kleinen Seminars in Montigni, ein geborener Sachse, 52 Jahre alt, ausersehen sei. Zwischen Rom und Straßburg seien die Unterhandlungen in regem Gang.
Wie sehr sich die Reichsregierung die Förderung der deutschen Nordseefischerei angelegen sein läßt, geht u. a. daraus hervor, daß, während in den früheren Jahren zum Schutze der Nordseefischerei ein Aviso in Dienst gehalten wurde, nach dem Indiensthaltungsplane für 1891/92 an dessen Stelle eine Kreuzerkorvette treten soll. Die deutschen Nordseefischer werden darnach in Zukunft noch gesicherter als bisher ihrem Gewerbe nachgehen können.
Zwischen dem preußischen Kultusminister und Geheimrath Koch kam ein Vertrag zum Abschluß, nach welchem der preußische Staat den Vertrieb des Kochschen Heilmittels gegen die Tuberkulose übernimmt. Die oberste Aufsicht und Leitung dieser staatlichen Lymphbereitungsanstalt behält Koch, dessen geistiges Eigenthumsrecht an dieser seiner Erfindung auch nicht angetastet wird. - Wie ferner verlautet, nehmen die Kochschen Versuche, ein Heilmittel gegen Diphtheritis zu gewinnen, einen überraschend günstigen Fortgang. - Fast alle Berliner Krankenhäuser kamen jetzt in den Besitz der Kochschen Lymphe und aller Orten finden Besprechungen des Verfahrens und der damit erzielten Wirkungen statt. Von Privatärzten sind bis jetzt nur einige wenige mit dem Mittel versehen worden. - Die von Goßler erwähnte Million Mark für ein Kochsches Krankenhaus hat Geheimrath v. Bleichröder gegeben, welcher zugleich große Terrains in Lichterfelde zur Verfügung stellt. - Professor Semmola in Neapel fährt übrigens hartnäckig fort, das Kochsche Verfahren als grundverfehlt, ja geradezu schädlich anzugreifen. Im "Corriere" läßt Semmola erklären, die Einspritzung der Lymphe und die Nekrotisierung der Gewebe müsse neue noch gefährlichere Ansteckungsherde bilden. Dagegen stellt sich die Presse einhellig auf die Seite Kochs. Großen Eindruck machten besonders die römischen Experimente, die vollständig gelangen.
Wie Wiener Blätter melden, hat der Prof. Dr. Billroth auf Grund der gemachten Beobachtungen seine Ansicht dahin ausgesprochen, daß das Koch'sche Mittel nicht nur auf die Tuberkelbacillen, sondern auch auf die Eiterung einwirke.
Zwei Fläschchen, die Prof. Koch an Cornil und Pasteur in Paris sandte, wurden an der fran=

[ => Original lesen: 1890 Nr. 95 Seite 6]

zösischen Grenze angehalten und wieder an Koch zurück befördert, weil die Einfuhr von Arzneimitteln, deren Zusammensetzung nicht bekannt ist, verboten ist. Die französische Regierung hat nun Schritte gethan, um die Lymphe für Frankreich zurückzuerobern.
Der französische Marineminister hat angeordnet, daß die Kenntniß der deutschen Sprache in der Aufnahmeprüfung der Marineschule besonders berücksichtigt werden solle.
Einem kaiserlichen Ukas zufolge wird künftighin keinem Juden der Uebertritt zur russischen orthodoxen Kirche gestattet, falls nicht seine Frau, Kinder, Geschwister und Eltern ein Gleiches thun. Bislang pflegten die Juden ein Mitglied der Familie der russischen Kirche zu opfern und dadurch das Recht des festen Domizils für alle übrigen Mitglieder zu erwerben. Durch eine andere besondere Bestimmung dürfen Juden, wenn sie sich zum Christenthum bekehren, nur zur russischen orthodoxen Kirche, nicht zur katholischen oder protestantischen übertreten.
König Humbert von Italien hat ein Amnestiedekret unterzeichnet, durch welches mehrere Personen begnadigt werden, die wegen Preßvergehens und einiger anderer Vergehen und Uebertretungen einschließlich politischer Demonstrationen, verurtheilt sind. Auch solche, die sich der Stellung beim Militär durch die Flucht entzogen haben, werden, sofern sie vor dem 1. Januar 1851. geboren sind, begnadigt.
Eine am Sonnabend erlassene Verordnung der italienischen Regierung gestattet die Einfuhr gesalzener, geräucherter oder auf irgend welche Art conservierter deutscher Fleischwaaren nach Italien, sofern dieselben mit einem Gesundheitszeugniß deutscher Behörden versehen sind.
Aus Sansibar wird gemeldet, daß der Reichskommissar Major v. Wißmann dort eingetroffen ist. Das englische Protektorat über Witu ist nunmehr proklamirt worden.
Hauptmann von Gravenreuth, der frühere stellvertretende Reichskommissar in Ostafrika, ist vom Prinzregenten von Bayern zum königl. Kämmerer (Kammerherr) ernannt worden.
Die "Kolonial=Zeitung" veröffentlicht mehrere wichtige Briefe Emin Paschas aus Tabora, in denen er diesen Ort als besonders festen Stützpunkt für die deutsche Macht empfiehlt und daran weitere Vorschläge knüpft. Er bespricht die religiösen und anderen Vorurtheile der Eingeborenen, die Sclaverei im Innern, die Aufgabe der kolonisirenden Mächte, die militärischen Kräfte und die Missionsanstalten und empfiehlt schließlich, am Tanganykasee 3 oder 4 größere Stationen anzulegen.
In einer Unterredung mit dem deutschen Verleger seines großen Reisewerkes, Buchner in Bamberg, bestätigte der italienische Forscher Casati alle jene Mittheilungen, die über das Verhältniß Stanleys zu Emin Pascha in letzter Zeit vielfach schon besprochen wurden. Stanleys Expedition, mit dem angeblichen Zweck, Emin zu befreien, sollte in der That Emins Provinz England verschaffen, Emins Soldaten sollten benützt werden, um der englischen Gesellschaft den Weg vom Victoria Nyanza nach der afrikanischen Ostküste zu öffnen. Die Kosten der Expedition sollten durch Emins Elfenbein bestritten werden. Emin und seine Gefährten wurden von Stanley sehr verächtlich behandelt, Emin und seine Leute durch heftige Drohungen zum Aufbruch nach der Küste gezwungen. Stanley und seine Offiziere behandelten die Schwarzen überaus grausam, namentlich die Schwarzen Emins. Wasser wurde nur gegen hohe Bezahlung an die Neger abgegeben, trotzdem mußten diese oft gräßlichen Durst leiden, damit Stanley und seine Offiziere genügend Wasser zum Baden hatten.


- Neustrelitz, 3. Dec. Heute früh 7 Uhr 51 Min. ist S. K. H. der Erbgroßherzog in Vertretung S. K. H. des Großherzogs nach dem Haag zu den Beisetzungsfeierlichkeiten der Leiche des Königs der Niederlande abgereist.
- Schönberg. Am 22. November fuhren einige Vorstandsmitglieder des Vereins zur Erbauung des Landes=Krankenhauses nach Teterow zwecks Besichtigung des dort neu erbauten städtischen Krankenhauses. Unter ihnen befand sich der mit Führung des Landesphysicats betraute Herr Dr. M. Marung, welcher mit den Teterower Herren Aerzten, bezw. mit dem ebenfalls am 22. November in Teterow anwesenden Herrn Sanitätsrath Dr. Horn aus Gnoien über die Zweckmäßigkeit der Einrichtungen conferirte. Unter Leitung des zuletzt genannten Herrn steht zu Gnoien ebenfalls ein städtisches Krankenhaus in Betrieb. Die Besichtigung in Teterow erfolgte unter Führung von Herren des Magistrats der Stadt Teterow, der die bezüglichen städtischen Acten auch in entgegenkommendster Weise zur Disposition gestellt hat. - Wir erfahren über das Ergebniß der Besichtigung folgende Beschlüsse, die dem Gesammt=Vorstande zur Genehmigung empfohlen werden sollen. 1. Von Anlage einer Oekonomie für das Krankenhaus beziehungsweise zur Nutzung für eine Wärterfamilie ist abzusehen. Die Verwaltung der Anstalt ist einer Diaconissin zu unterstellen. 2. In dem Isolir=Hause sind Räume für Pocken=, Cholera= und Diphteritis=Kranke vorzusehen. Dort ist der Desinfectionsapparat aufzustellen. Hinsichtlich der Anlage des Isolir=Zimmers für Tobsüchtige, der Leichenkammer, des Eiskellers und der Waschküche will man die Techniker nicht binden. Krätze=Station empfiehlt sich in das Hauptgebäude zu verlegen. 3. Wenn auch das Krankenhaus einstweilen nur für 20 Betten (davon 16 Betten in zwei Sälen von 4 Meter Höhe für je 8 Kranke) außer den Betten für zu isolirende Kranke errichtet werden soll, bleibt es doch dem Techniker nicht verwehrt, daneben außer den nothwendigen Badeeinrichtungen noch Räumlichkeiten für weitere Betten (etwa solche erster Classe) von vorne herein zu projectiren. 4. Auf genügende Größe des Operationszimmers ist besonders Werth zu legen. 5. Wasserleitung (vielleicht mit Dampf=Druck) ist im Souterrain des durchweg auf Hoch=Souterrain aufzuführenden Gebäudes zu projectiren, indessen mit Beschränkung auf das für das Krankenhaus vorliegende Bedürfniß und soweit ein etwa nach Teterower Art construirtes einfaches Rohr für Warmwasser=Leitung genügt. 6. In dem Kosten=Anschlag ist auch die Anschaffung des Inventars einschließlich der unentbehrlichen ärztlichen Instrumente zu berücksichtigen.
- Schönberg. Die am Dienstag auf der Torrisdorfer Feldmark stattgehabte Treibjagd hatte ein Ergebniß von 35 Hasen und 1 Fuchs.
- Dieser Tage verkaufte nach der "Gr. Z." Gastwirth Hintze in Dassow sein Hotel "Kaiserhof" an den Restaurateur Laß in Rostock für die Summe von 24,600 M. Die Uebernahme erfolgt spätestens Neujahr.
- In der Everstorfer Forst bei Grevesmühlen wurde am 1. d. M. beim Roden einer Fichte der Arbeiter Plath aus Everstorf von dem niederstürzenden Baum so unglücklich getroffen, daß er nur als Leiche unter demselben hervorgezogen werden konnte.
- Die Bevölkerung von Travemünde ist in den letzten 5 Jahren von 876 auf 1002 Einwohner gestiegen, hat also eine Zunahme von 22 Procent erfahren.
- Jedem Fläschchen des Kochschen Mittels ist eine Gebrauchsanweisung beigegeben, die nach einer Mittheilung der "Pharmazeutischen Zeitung" folgendermaßen lautet: Das Mittel ist längere Zeit haltbar. Die zum Zweck der Behandlung herzustellenden Verdünnungen verderben leicht und werden dann trübe. Trübe gewordene Flüssigkeiten dürfen nicht gebraucht werden. Um die Verdünnungen vor dem Verderben zu schützen, müssen diesen nach jedesmaligem Oeffnen des Gefäßes aufgekocht werden. Dies letztere ist jedoch nicht erforderlich, falls man zur Herstellung der Verdünnung 1/2 proz. Carbolsäurelösung genommen hat. Die Verdünnungen werden in der Weise hergestellt, daß man zunächst eine 10 proz. Lösung anfertigt, indem man zu 1 cc. des Mittels 9 cc. destillirten Wassers oder eine 1/2 proz. Carbolsäurelösung hinzufügt. In derselben Weise wird von der 10 proz. Lösung eine 1 proz. bereitet. Damit besitzt man diejenigen Verdünnungen, die man zur Behandlung Erwachsener nöthig hat. Für Kinder ist es zweckmäßig, eine noch stärkere Verdünnung, z. B. eine 0,2 proz., zu benutzen. Da die schwächeren Lösungen bei längerer Aufbewahrung an Wirksamkeit verlieren, so empfiehlt es sich, die selben so oft als möglich frisch herzustellen. Ist zu

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den Lösungen destilliertes Wasser verwandt, so müssen dieselben in sterilisirte, mit Wasserpfropfen versehene Reagens=Gläschen gefüllt werden, da sie sich in diesen am bequemsten über einer Gas= oder Spiritusflamme aufkochen lassen. Das Mittel wird vermittelst subkutaner Injectionen einverleibt, und zwar hat sich erfahrungsmäßig als beste Injectionsstelle die Haut zwischen den Schulterblättern und in der Lendengegend erwiesen. Die Injectionen lassen sich am besten mit einer sterilisirten Kochschen Spritze von 1. cc. Inhalt und 1/10 cc. Eintheilung ausführen. Der Gang der Temperatur muß sowohl vor dem Beginn der Injectionen als auch während derselben verfolgt werden. Es ist deshalb nöthig, mindestens einen Tag vor der ersten Injection mit dreistündlichen Temperaturmessungen zu beginnen und dafür zu sorgen, daß dies während der ganzen Kur weitergeführt wird. Die Injectionen sind in den frühen Vormittagsstunden vorzunehmen, damit die Wirkung derselben, namentlich auf die Körpertemperatur, die erst einige Stunden später eintritt, noch an demselben Tage beobachtet werden kann. Zu der ersten Injection bei Schwindsüchtigen sind 0,001 oder 0,002 cc. des Mittels zu verwenden, indem man von der 1 proz. Lösung 1 bezw. 2 Theilstriche einspritzt. Die Injektionen werden dann mit Unterbrechungen von ein oder mehreren Tagen so lange fortgesetzt, bis die Krankheitssymptome verschwunden sind. Handelt es sich um einen nicht sehr ausgedehnten Lupus, so kann man bei Erwachsenen gleich 0,01. cc. anwenden und nach Bedarf wiederholen. Dasselbe gilt für Knochen=, Gelenk= und Drüsentuberkulose. Für die richtige Beschaffenheit des Mittels kann nur dann garantiert werden, wenn dasselbe von dem Unterzeichneten direct bezogen ist. Dr. A. Libbertz, Berlin NW., Lüneburger=Straße 28, 2 Tr.
- Aus allen Kurorten für Schwindsüchtige, wie Davos, Meran, Görbersdorf u. s. w., wollen die Patienten jetzt nach Berlin reisen, um durch das Kochsche Mittel geheilt zu werden. Mit Mühe gelingt es den Aerzten, den Leuten Besonnenheit beizubringen. Augenblicklich nützen solche Reisen thatsächlich nichts, denn der Heilstoff fehlt und wird erst in einigen Wochen in größeren Quantitäten zu haben sein. Außerdem ist zu beachten, daß nur im Anfangsstadium der Krankheit das Mittel sicher wirkt. Später nur nach den Verhältnissen. Den Kranken ist dringend Ruhe und Besonnenheit anzurathen, es geschieht alles, um das Heilverfahren möglichst schnell allgemein zu machen.
- Für die Tafel des deutschen Kaisers wurden, wie der N. Züricher Ztg. geschrieben wird, diesen Herbst aus einem Dorfe des schweizerischen Bezirks Baden hundert Centner Aepfel geliefert. Jeder einzelne Apfel wird in Seidenpapier eingewickelt, jede Sorte in besondere Farbe.
- Ober=Landstallmeister Graf Lehndorff hat in England, woselbst derselbe augenblicklich im Auftrage der Regierung weilt, umfangreiche Einkäufe von Vollblut=Zuchtpferden gemacht. Die größere Zahl der dort angekauften Hengste ist für Trakehnen bestimmt. Um einen Begriff von dem Werthe des erstandenen Materials zu geben, sei erwähnt, daß beispielsweise ein Fuchshengst "Mephisto" mit dem enormen Preise von 100 000 Mark bezahlt wurde.
- Ein "Congreß der Dickleibigen" fand in den Räumen des Passage=Panoptikums in Berlin statt. Etwa 50 Herren waren anwesend, von welchen keiner unter 200 Pfund wog. Als die gewichtigste Persönlichkeit erwies sich der Vertreter der Gräflich Neichachschen Brauerei in Stralau, Berg, mit netto 399 Pfund Lebendgewicht. Ihm folgte Cohn aus Angermünde mit 365 Pfund, als dritter im Bunde erwies sich der Berliner Restaurateur Hubert mit 364 Pfund. Berg erhielt als Prämie eine halbe Tonne echten bayrischen Bieres, Hubert als schwerster Berliner erhielt ein junges gemästetes Schwein. Außerdem erhielten die schwersten Congreßtheilnehmer eine silberne Medaille.
- Neue Dampfheizwagen waren vor einigen Tagen auf der Potsdamer Bahn in Thätigkeit. Die Wagen haben die äußere Form der Güterwagen, sind braun gestrichen und mit der Bezeichnung "Heizwagen" versehen. Sie werden in die Mitte des Zuges gestellt und nach beiden Seit hin gehen die abstellbaren Schläuche, welche die einzelnen Personenwagen leiten. Ein niedriger Schornstein auf dem Deck des Wagens ist für den Abgang des Rauches bestimmt, während durch eine Oeffnung an der Längsseite der nöthige Wasservorrath mittelst Schlauchens in das Innere geführt wird.
- Diesmal haben in Kiel bei der Wahl zweier Stadtverordneten am vorigen Freitag die Sozialdemokraten eine Niederlage erlitten. Ihre beiden Kandidaten sind unterlegen, während der Geh. Rath Sartori und Schuldirector Ahrens gewählt worden sind.
- In Gelsenkirchen ist der Redacteur Möller verhaftet worden, weil er im Verbandsorgan der Bergarbeiter zu einem Streik aufgereizt hatte. Damit scheint in Verbindung zu stehen die Verhaftung des holländischen Sozialistenführers Domela Nieuwenhujs, die am Sonnabend in Bielefeld erfolgt ist. Der Holländer ist alsbald wieder an die Grenze gebracht worden.
Der Schnelldampfer "Fürst Bismarck," der größte der Hamburger Paketfahrt=Actiengesellschaft, ist am Sonnabend auf der Werft des "Vulkan" bei Stettin glücklich vom Stapel gelaufen.
- Der "Rheinisch=westfälischen Zeitung" zufolge sind wegen ganzer oder theilweiser Sperrung der Eisenbahnzufuhrlinien durch die Ueberschwemmung und infolge dessen eingetretenen Mangels an Eisenbahnwagen genöthigt, ihren Betrieb erheblich einzuschränken. Auf mancher Zeche feiert deshalb ein größerer Theil der Belegschaft. Freitag konnten von 9197 angeforderten Doppelwagen 1976 nicht gestellt werden.
- Durch einen orkanartigen Südoststurm sind im Ofotetenfjord (Norwegen) vom 21. bis 26. v. M. eine große Anzahl Fischerfahrzeuge zerstört und zahlreiche Menschenleben vernichtet worden. Der angerichtete Schaden beträgt eine Million Kronen.
- Die Strenge Kälte der letzten Tage hat wieder vielfach ein Gefrieren der Schaufenster hervorgerufen. Um diesem Uebelstand abzuhelfen, sei auf ein Mittel hingewiesen, welches in der Regel mit Erfolg angewendet wird. 55 Gramm Glyzerin werden in einem Liter 63prozentigen Spiritus aufgelöst, dem man, um einen angenehmen Geruch zu erzielen, etwas Bernsteinöl zufügt. Sobald die Mischung wasserklar erscheint, wird die innere Fläche des Schaufensters mit dieser Flüssigkeit vermittelst eines Fensterleders oder Leinwandlappens abgerieben, wodurch nicht nur das Gefrieren, sondern auch das Beschlagen und Schwitzen der Fensterscheiben vermieden werden kann.


Ein Strumpf- etc. Stopf=Apparat. Seitdem durch die "Darning Weaver Stopfapparat Companie" der einfache, aber sinnreiche Stopfapparat überall verbreitet worden ist, wird das Strümpfestopfen etc., welches eine zwar nothwendige, aber langweilige und zeitraubende Arbeit in jedem wohlgeordneten Haushalt ist, mit diesem Apparat mehr angenehm und was die Hauptsache ist, in bedeutend kurzer Zeit gleichmäßig dauerhaft und wie neu aussehend ausgeführt. Man ist mit diesem Apparat im Stande, in ganz kurzer Zeit beschädigte Stellen in Strümpfen, Leinen, Baumwollzeugen, wie überhaupt in allen Stoffen sauber und gleichmäßig "wie gewebt" herzustellen. Der Apparat ist so handlich eingerichtet, daß Jedermann, ja selbst ein Kind, denselben ohne weitere Anleitung sofort benutzen kann. Die erheblichen Vorzüge desselben sind auch dadurch anerkannt worden, daß der Darning Weaver Stopfapparat bereits in Mädchenschulen als Lehrmittel eingeführt ist. Trotzdem der Darning Weaver Stopfapparat in ganz Europa durch Patent vor Nachahmung geschützt ist (D. R. P. 48.599), wird derselbe dennoch (indem bei der Nachahmung der wesentlichste und eigentliche selbstständige Webetheil fortgelassen ist), verfälscht. Selbstverständlich ist dieselbe nicht einmal als Spielzeug geeignet und werthlos. So daß besonders Geschäftsleute vor dem Vertriebe, der auch eine Umgehung und Verletzung des Patents darstellenden Nachahmungen zu warnen sind. Um jedes Mißtrauen bei dem P. T. Publikum zu beheben, wurde dieser "Darning Weaver" genannte Stopfapparat dem "Lette=Verein", welcher nicht nur in Berlin, sondern auch in ganz Deutschland zur Genüge als die maßgebendste Stelle für weibliche Handarbeiten bekannt ist, zur "Prüfung" vorgelegt, welcher denselben nicht nur wegen der schnellen, schönen, gleichmäßigen und sauberen Stopfarbeiten als sehr practisch befunden, sondern auch wegen seiner Augenschonung für Jung und Alt angelegentlichst empfiehlt. Bestellungen des echten Patent Darning Weaver Stopfapparates sind an den Generalvertreter G. Schubert, Berlin SW., Friedrichstraße 21, oder die Centrale Wien, Stadt, Rothenthurmstraße 19 zu richten. Der Preis beträgt mit Gebrauchsanleitung und Probearbeit Mk. 3.50. Gegen Voreinsendung von Mk. 4 postfrei. Wiederverkäufer erhalten Rabatt.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 95 Seite 8]

Wir machen heute umsomehr auf die Annonce der Herren Mindus & Marienthal in Hamburg aufmerksam, als sich deren Devise: "Wo gewinnt man jedes Mal? Bei Mindus & Marienthal," glänzend bewährt hat, da in deren Collecte wiederum am 4. November (Schlußziehung 298. Lott.)

das Grosse Loos von 200,000 Mark

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Kornbrennerei.      Ottensen.


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Zu der obigen 1. Ziehung empfehlen daher:
Ganze Original-Loose à 3 M.
Halbe Original-Loose à 3 M.
Viertel Original-Loose à 1,50 M.
Indem wir Aufträge recht bald erbitten, bemerken wir noch, daß wir solche unter Nachnahme ausführen, auch amtlichen Verloosungsplan beifügen und sofort nach jeder Ziehung jedem Kunden unaufgefordert die amtliche Gewinnliste übersenden.

                                                    Mindus & Marienthal,
                                                    Hauptkollecteure,
                                                    Hamburg.


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                          Diedrich Tesschau, Lübeck,
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feinste gemahlene Raffinade,
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süsse und bittere Mandeln.
Ferner grosse
Messina-Citronen
und Gewürze aller Art in bester Qualität.
A. Wigger Nachfolger.


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