No. 94
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. Dezember
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1890 Nr. 94 Seite 1]

Antragsmäßig soll über die zu Papenhusen sub Nr. II belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Friedrich Wieschendorf ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 7. Februar 1891,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigem Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 18. November 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Holz=Auction.
im Vitenser Forste.
Revier: Törber Holz.

am Montag, den 8. December 1890 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:

  10 eichen Drümme von 6 bis 8 Meter Länge, 30 bis 40 Ctm. Durchmesser.
  70 Stück geringe loheichen Rundhölzer zu Nutz= und Pfahlholz tauglich.
  80 Stück loheichen Wagendeichsel,
100 Rmtr. dergl. Knüppelholz I Cl.,
180 Rmtr. dergl. Stangenholz II Cl.,
  90 Rmtr. dergl. Buschholz von Aesten u. Zweigen,
  40 Rmtr. buchen Knüppelholz I Cl.,
  90 Rmtr. dergl. Buschholz von Aesten u. Zweigen,
  90 Rmtr. ellern Stangenholz II Cl. Versammlung Morgens 9 Uhr auf dem Landwege.
Vitense, den 29. November 1890.

                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzogl. Revierförster.


Verein zur Erbauung eines Krankenhauses f. d. Fürstenthum Ratzeburg.

Die Bogen zur Entgegennahme von Unterschriften zwecks Beitrittserklärung liegen in Schönberg aus bei den Herren Bürgermeister Bicker, Gastwirth Boye, Kaufmann Lundwall, Kaufmann Spehr und Kaufmann Wieschendorf.

                                                    Rechtsanwalt Fölsch als Schriftführer.


Hagelschaden-Versicherungs-Verein für Meckl. Schwerin und Strelitz zu Grevesmühlen.

In diesem Jahre sind versichert 2 366 196 Centner Getreide, nach den Preisen vom 15. August und 15. October d. J. zum Werthe von 18 828 752 M. 60 Pfennig (Mecklenburg).
Die beitragspflichtige Summe beträgt nach Vorschrift des § 35 der Statuten 13 191 168 M 70 Pfennig (Mecklenburg).
- Für die in diesem Jahre stattgefundenen 104 Hagelschäden sind mit Einschluß der Tax= und Administrationskosten, abzüglich des Kassenbestandes aus der letzten Rechnung, aufzubringen 228 528 M. und ist hiernach in heutiger Directorialversammlung der diesjährige Beitrag auf 176 Pfennig (Mecklenburg). pro 100 M. von der beitragspflichtigen Summe festgesetzt. -Nach der Versicherungssumme stellt sich der diesjährige Beitrag auf 122 Pfennig (Mecklenburg). und nach den verschiedenen Gefahr=Classen zwischen 88 Pfennig (Mecklenburg). und 176 Pfennig (Mecklenburg). pro 100 M.
Nach Vorschrift der Statuten wird solches mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß jedem Mitgliede über die Höhe des zu zahlenden Beitrags eine besondere Abrechnung zugehen wird.
Grevesmühlen, den 12. November 1890.

Die Direction.


Praktisch für Landwirthe!
Soeben erschienen, durch alle Buchhandlungen zu haben:                                                    
Mecklenburgisches
Landwirthschaftliches
Taschenbuch
auf das Jahr 1891.
In Callico 2 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). In Leder 3 M. In Leder durchschossen 4 M.
Praktisch bewährter Fach=Notizkalender.

In seinen, der Wirthschaftsführung des ganzen Jahres angepaßten Rubricirungen eine ausgezeichnete Unterlage für die landwirthschaftliche Buchführung.

Hinstorff'sche Hofbuchhandlung
Verlags-Conto
in Wismar.


Leichtbrechende
grüne und gelbe Kocherbsen,
Engl. Salz
empfiehlt                                                    
A. Wigger Nachfolger.


Helle Malzkeime,
Getr. Getreide-Schlempe,
Getr. Biertreber,
waggonweise, billigst, prima Waare, mit Gehalts=Garantie                                                    
Francis M. Th. Duhne Hamburg.
Tüchtige, bei Consumenten eingeführte Agenten gesucht.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 94 Seite 2]
Photographisches Atelier von Alcide Bockmann Auch in diesem Jahre empfiehlt zum bevorstehenden Weihnachtsfeste der Unterzeichnete sein in Lübeck, Breitestr. 81 (Hinterhaus) gelegenes Atelier für Photographie u. Malerei. Sehr billige Preise bei bekannter eleganter Ausführung. Zwölf Visit-Bilder nur Mk. 4,50. Aufnahmen können bei jeder auch trüber Witterung gemacht werden.
Gleichzeitig mache auf den untenstehenden Abschnitt aufmerksam.

Hochachtungsvoll
Alcide Bockmann.
Lübeck, Breitestrasse 81 Hinterhaus
dem Rathhause gegenüber
----------------------------------------

Coupon=Abschnitt.

Bei Vorlegung dieses Abschnitts erhält ein jeder Auftraggeber ein Gratis-Bild im Atelier des Photographen Alcide Bockmann, Breitestr. 81 (Hinterhaus) dem Rathhause gegenüber in Lübeck.


Die
großartigsten Gewinnchancen

bietet unbedingt die neue 299. Hamburger Geldverloosung! Schon in der 1. Klasse, deren Ziehung unbedingt am 11. December ist, beträgt der Hauptgewinn

50,000 Mark.

In den ferneren Ziehungen befinden sich Gewinne von eventl.
500,000, 300,000, 200,000, 100,000, 75,000, 70,000, 65,000, 2 à 60,000, 55,000, 40,000, 30,000, 8 à 15,000, 26 à 10,000 M. etc.
Bekanntlich ist unser Geschäft ganz besonders von Fortuna begünstigt, als Beweis mag gelten, daß wir außer vielen andern Haupttreffern in kurzer Zeit 3 mal die Hauptprämie von je ca. 300 000 Mk. unsern Kunden ausgezahlt haben.
Zu der obigen 1. Ziehung empfehlen daher:
Ganze Original-Loose à 3 M.
Halbe Original-Loose à 3 M.
Viertel Original-Loose à 1,50 M.
Indem wir Aufträge recht bald erbitten, bemerken wir noch, daß wir solche unter Nachnahme ausführen, auch amtlichen Verloosungsplan beifügen und sofort nach jeder Ziehung jedem Kunden unaufgefordert die amtliche Gewinnliste übersenden.

                                                    Mindus & Marienthal,
                                                    Hauptkollecteure,
                                                    Hamburg.


Englisches Salz
à Pfund 10 Pfg.
empfiehlt                                                    H. Brüchmann.


Gefunden auf dem Wege von Herrnburg nach Lüdersdorf eine Peitsche.
Abzufordern gegen die Kosten bei

                                                    Krämer Köster in Wahrsow.


Pastoren=Taback
von Schlüter & Warneken, Altona
empfehle in ganz und 1/2 Pfd=Paketen, à Pfund 1,20 M.
                                                    Max Sass.

NB. Durch seinen leichten und angenehmen Geschmack hat dieser Taback in ungemein kurzer Zeit überall Verbreitung gefunden und warnt die Firma, sich nicht durch werthlose Nachahmungen täuschen zu lassen, da sie allein berechtigt ist, den bekannten vorzüglichen Pastorentaback unter eingetragener Handelsmarke zu führen.

                                                    D. O.


Castor-Wolle,
Decken-Wolle
in allen Schattirungen am Lager. Muster zu Reisedecken stehen gratis zur Verfügung.
Arthur Friedländer
Inh.: Otto Oehlrich
Strumpfwaaren, Strickgarne, Unterzeuge.
Breitestr. Lübeck, Breitestr.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extrakt beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei Emil Jannicke. Bandagist.


Eine binnenländische Transport=Versicherungs=Actiengesellschaft ersten Ranges sucht für Mecklenburg=Strelitz einen Vertreter. Gefl. Bewerbungen sind unter "Transportversicherung 333" an Rudolf Mosse in Frankfurt a/M. zu richten.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 94 Seite 3]

Der vorgerückten Saison wegen verkaufe ich meine Winterwaaren zu bedeutend herabgesetzten Preisen.

Besonders billig empfehle ich mein Lager von
Damen=Mäntel, Paletot & Jaquet,
sowie
Kopftücher, Herren=Jagdwesten,
Pferde= und Reise=Decken.
                                                    Heinrich Meyer.


Gebrauchte Pianinos       (einige sehr gut erhalten) für
3-400 M. versendet auf Probe

Fabrik Weidenslaufer, Berlin.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

Zur Feier des Gedenktages von Lingny:
Dienstag, den 2. December cr.,
im großen Saale des Herrn J. Boye

1. Aufführung des Festspiels:

"Hei is nich bang'n."
Historischer Schwank aus den Freiheitskriegen in 3 Bildern von L. Kreutzer.

2. Des Kriegersfrau für eine Dame.
3. Nach der Vorstellung:

Ball.

Entrée für Theater: Nummerirter Platz 1 M., 1. Platz 75 Pfennig (Mecklenburg)., II. Platz 50 Pfennig (Mecklenburg)., Gallerie 30 Pfennig (Mecklenburg).

Für Kameraden und deren Frauen frei.
Tanzschleifen für Herren zum Ball 1 Mk.
Kassenöffnung 6 1/2 Uhr. Anfang 7 Uhr.

Zu recht zahlreichem Besuch von Stadt und Land ladet freundlichste ein

                                                    der Vorstand.

NB. Karten zum Theater sind vom Sonntag, den 30. d. Mts. ab bei den Kameraden Maack und Creutzfeldt zu haben.


Hochfeinen Syrup
bei 5 Pfund à 18 Pfg.
Besten englischen Syrup,
30 Pfg.,
sowie sämmtliche Gewürze zu Pfeffernüssen empfiehlt billigst                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Für den Winterbedarf empfehle mein
Handschuhlager

in wild= und waschledernen Handschuhen mit u. ohne Pelzfutter,

sowie eine schöne Auswahl in

Glacéehandschuhen in allen Farben vertreten, als auch reichhaltig in Stoffhandschuhen in vielen verschiedenen Sorten und bester Waare.

                                                                        Hochachtungsvoll
Schönberg.                                                    Emil Jannicke,
                                                                    Handschuhmacher.


Christbaum-Confect!
(delicat im Geschmack und reizende Neuheiten für den Weihnachtsbaum) 1 Kiste enthält ca. 440 Stück, versende gegen 3 Mark Nachnahme. Kiste und Verpackung berechne nicht.
Wiederverkäufern sehr empfohlen                                                     Hugo Wiese,
                                                    Dresden, Grunaer Str. 26.


Eröffnung
der
Weihnachts-Ausstellung
bei
Heinr. Pagels,
Lübeck, Breitestr. 93. Die Ausstellung bietet viele
interessante Neuheiten
in allen Preislagen.


                      Zur gegenwartigen Schlachtzeit empfehle:
                          bestes englisches Salz à Pfund 10 Pf.
                          neue, grobe Gerstgrütze,
                          bestes Weizenmehl,
                          Essig & Essigspriet in vorzüglicher Güte,
                          prima pulv. Wurstkraut,
                          sowie Gewürze aller Art.
zu den billigsten Preisen

                                                    J. F. Eckmann.


Tischmesser, Forken,
Löffeln,
Rasiermesser,
Taschenmesser,
Scheeren,
Barometer und Thermometer
empfiehlt in reichster Auswahl, vorzüglichster Güte und wohlfeilen Preisen

                          Diedrich Tesschau, Lübeck,
                          Messerfabrikant, Breitestraße 24.
                          Reparatur und Hohlschleiferei.


Damen=Kleiderstoffe in Wolle versendet direkt an Private zu Fabrikpreisen, Proben frei.

                                                    Richard Löffler, Greiz.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 94 Seite 4]

Zu Weihnachts-Bäckereien
empfehle
hochfeinen engl. Syrup,
feinste gemahlene Raffinade,
Sultana- und Elmé-Rosinen,
Succade, cand. Orangenschalen,
süsse und bittere Mandeln.
Ferner grosse
Messina-Citronen
und Gewürze aller Art in bester Qualität.
A. Wigger Nachfolger.


Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin.
Zweite Fremden=Abonnements=Vorstellung für die Abtheilung I
Am Mittwoch den 3. December 1890:
Demetrius, historisches Trauerspiel in 5 Aufz. von Heinrich Laube.
Anfang 5 1/2 Uhr.                           Ende 9 Uhr.
Schwerin, den 27. November 1890.                          
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Sonntag, den 7. December cr.
Kirchenconcert
in Schönberg
zum Besten der Kirchenheizung,
ausgeführt vom Gesangverein "Teutonia" unter gütiger Mitwirkung des Herrn Organisten Carlau.
Anfang 3 Uhr.                          Eintrittsgeld nach Belieben.


Spehr's Hotel, Schönberg.
Am Donnerstag, den 3. December 1890,
präcise Abends 7 1/2 Uhr,
CONCERT
veranstaltet von Maria Cordes
(Sopran) von der großen deutschen Oper in Gent (Belgien) unter gütiger Mitwirkung des Hofopernsängers Paul Lange aus Weimar (Tenor) und des Herrn Concertmeisters M. Henning aus Magdeburg (Violine)
--------------
PROGRAMM.

  1. Mozart. Recitativ und Arie aus Figaros Hochzeit für Sopran.
  2. Wagner. Lohengrins Herkunft, f. Tenor.
  3. Vieuxtemps. Ballade u. Polonaise, f. Violine.
  4. Verdi. Duett aus Troubadour, f. Sopran und Tenor.
  5. Schubert. Haidenröslein, Lied f. Sopr.
      Prochazka. Braut u. Bräutigam, Lied f. Sopr.
  6. Bériot. Concert f. Violine.
  7. Pressel. An der Weser, Lied f. Tenor.
  8. Lortzing. Arie a. d. Waffenschmied, f. Sopran.
  9. David. Der kleine Tambour, f. Violine.
10. Flotow. Duett a. Martha, f. Sopran u. Tenor.

---------------

Preise der Plätze: 75 Pf., Familienbillets (4 Personen) 2,50 Mk. Billets sind im Vorverkauf bei Herrn Spehr zu haben. An der Kasse à Billet 1 Mk., Schüler=Billets 50 Pf.


Christbaum-Confect

in den überraschend neuesten Mustern von hochfeinem Geschmack versendet die Kiste, 500 Stück enthaltend, wobei sehr viel Chocolade, gut verpackt gegen nur 3 Mark Nachnahme. Kiste berechne nicht. Bei Mehrabnahme hohen Rabatt.

R. O. Dietrich.
Dresden-Plauen.


Marie Otto
Wilhelm Brey
Verlobte.
Schönberg.                                                     Eggesia in Pommern.
z. Z. Hamburg.


Allen denen, die uns bei dem Todesfalle unseres lieben Sohnes ihr Beileid bezeugt, und den Sarg so reich mit Kränzen geschmückt haben, sagen wir unsern herzlichsten Dank.
Rüschenbeck, den 30. November 1890.

                                                    Wigger und Familie.


Todesanzeige.

Am Sonnabend, den 29. November, Morgens 1 1/2 Uhr, entschlief sanft, nach längerem schwerem Leiden meine liebe Frau

Elise geb. Güttner.
Schönberg, den 1. December 1890.
                          H. Fanselow, Schneidermstr.

Die Beerdigung findet heute Dienstag, den 2. December, Nachmittags 2 1/2 Uhr, statt.


Am 27. v. Mts., Abends 11 Uhr endete ein sanfter Tod die schweren Leiden meiner lieben Frau

Maria Roxin geb. Bruhn,

im 46. Lebensjahre. Tief betrauert von den Hinterbliebenen.

Grieben, den 1. December 1890.
                                                    H. Roxin.

Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 3. d. Mts. Mittags statt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 94 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 94 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 2. Dezember 1890.


Der Reichskanzler v. Caprivi, der in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend aus Dresden nach Berlin zurückgekehrt ist, hatte für Sonnabend Abend um 5 Uhr Einladungen zu einem größeren diplomatischen Diner ergehen lassen. In Dresden ist der Reichskanzler mit großer Auszeichnung empfangen worden und hat vom König den Hausorden der Rautenkrone verliehen erhalten.
Zu den Berichten über das parlamentarische Diner beim Reichskanzler bringt die "Kölnische Zeitung noch folgenden Nachtrag: Nach dem Essen soll der Kaiser auch auf die Unterschiede zwischen der älteren und jüngeren Generation zu sprechen gekommen seien und dieselben kurz bezeichnet haben: die ältere Generation sagt immer ja - aber; die jüngere sagt ja - also!" Der Kaiser soll dann, auf den Finanzminister Dr. Miquel zeigend hinzugefügt haben: "Der ist von der jüngeren Generation."
Die erste Berathung des Reichshaushaltsetat im Reichstage findet am 4. December statt.
Die Interpellation über das Kochsche Heilverfahren ist jetzt im preußischen Abgeordnetenhaus vom Abg. Dr. Graf=Elberfeld, unterstützt von Mitgliedern aller Fractionen, eingebracht worden. Dieselbe lautet: Die Unterzeichneten erlauben sich an die königliche Staatsregierung die Anfrage zu richten, welche Schritte dieselbe zur Förderung und weiteren Nutzbarmachung des Koch'schen Heilverfahrens in Aussicht genommen hat?
Im preußischen Abgeordnetenhause hat der Kultusminister Dr. v. Goßler auf die Anfrage des Abg. Dr. Graf=Elberfeld betr. die Kochsche Methode erklärt, die Verleumdungen gegen Berliner Aerzte seien unbegründet; der Finanzminister werde dem Professor Dr. Koch die nöthigen Gelder zur Verfügung stellen. Die Hoffnung sei berechtigt, daß das Mittel auch auf andere Krankheiten anwendbar sein werde, auch sei dafür gesorgt, daß das Mittel auch für den Aermsten zugänglich sein werde. Mit der Zeit werde man die Zusammensetzung des Mittels dann auch veröffentlichen.
Der "Reichsanzeiger" tritt jetzt der mehrfach in den Blättern zum Ausdruck gelangten Auffassung entgegen, daß die neuere soziale Gesetzgebung die Arbeiter mit der Feder nicht gleichmäßig mit den Handarbeitern berücksichtige. Es wird hervorgehoben, daß zu den nach § 1. des Invaliditätsgesetzes der Versicherungspflicht unterliegenden Personen alle Arbeiter und Gehülfen im weitesten Sinn gehören, also auch die Lohnschreiber von Rechtsanwälten, die Privatschreiber von Beamten u. a. m.
Dem Reichstag ging soeben die neue Zuckersteuervorlage zu, deren Ziel die Abschaffung der Ausfuhrprämien ist. Angekündigt wird noch eine besondere Militärvorlage, welche für 45 Millionen Waffenmaterial fordern soll.
Wie aus dem Militäretat für 1891/92 ersichtlich ist, wird Neisse als Festung aufgegeben, dagegen Graudenz als Festung wieder hergestellt werden. Die Biwakzeit in den Manövern soll ausgedehnt werden. Es werden statt der Gebührnisse für 3 1/3 Biwak solche für 4 1/3 Biwak gefordert. In Jülich und Ohlau sollen Unteroffizier=Voschulen errichtet werden. Ferner soll eine nochmalige Vermehrung der Kadettenstellen bis auf 2500 und eine anderweitige Regelung des Rationswesens durchgeführt werden. Auch wird beabsichtigt, hygienische Kurse für Sanitätsoffiziere einzurichten.
Der "Reichanzeiger" veröffentlicht eine kaiserliche Ordre, durch welche der ostafrikanischen Gesellschaft das Privilegium zur Aufnahme einer Anleihe im Betrage von 10 556 000 Mk. ertheilt wird.
Die "Kölnische Volkszeitung" macht bekannt, daß in den nächsten Tagen ein Aufruf zur Gründung eines Volksvereins für das katholische Deutschland erscheinen werde, der auf breitester Grundlage die Vertheidigung der christlichen Gesellschaftsordnung, namentlich gegenüber den sozialdemokratischen Angriffen, führen solle.
Der Staatssekretair von Stephan erläßt im Reichsanzeiger eine Bekanntmachung, nach welcher die alten Briefmarken, Karten, Postanweisungen vom 1. Februar 1891 ab ihre Gültigkeit verlieren, aber noch bis spätestens 31. März 1891 gegen neue Werthzeichen der Post umgetauscht werden können. Von den alten Marken ist wohl kaum noch Vorrath vorhanden, da die neuen schon seit länger als einem Jahre ausgegeben sind.
In Bezug auf die Reform der Personentarife hat die bayrische Regierung ihre Vorschläge für die in nächster Zeit zu erwartenden Verhandlungen der Staatseisenbahnverwaltungen gemacht. Wie der "Actionär" berichtet, dürften die Vorschläge Preußens und der übrigen Staaten mit Staatsbahnen mit den bayrischen Sätzen annähernd übereinstimmen, eine Verständigung erscheine nicht zweifelhaft. Die vierte Wagenclasse solle eine besondere Behandlung erfahren.
In Bochum ist es am Montag Abend zu einem Zusammenstoß der Polizei mit Sozialdemokraten gekommen. Als die Polizei eine von Sozialdemokraten aufgepflanzte rothe Fahne entfernen wollte, widersetzte sich eine Anzahl Sozialdemokraten und es entstand ein heftiger Kampf zwischen Letzteren und zehn Polizisten. Sechszehn Sozialdemokraten wurden verhaftet, sieben waren mit Schießwaffen versehen und sind in Folge dessen in Haft geblieben.
Der Großherzog Adolf wird am 8. Dezember mit seiner Gemahlin und dem Erbgroßherzog in Luxemburg eintreffen. Am Tage darauf wird dann voraussichtlich die Eidesleistung stattfinden.
Der Großherzog Adolf von Luxemburg reiste nach Holland, um am Donnerstag der Beisetzung des verstorbenen Königs beizuwohnen. In Holland wie in Luxemburg bleiben die Ministerien im Amt, nach den Trauerfeierlichkeiten werden die Königin=Regentin Emma und der Großherzog Adolf vor den Volksvertretungen den erforderlichen Eid zur Beachtung der Verfassung leisten.
Dem "Echo de Paris" zufolge hat das französische Kriegsministerium, wie aus Paris telegraphisch gemeldet wird, dem Ackerbauministerium 25 000 kleinkalibrige Gewehre zur Ausrüstung der Forstwächter mit der neuen Waffe überlassen, in deren Handhabung dieselben demnächst unterwiesen werden sollen. Die 31 Bataillone Zollbedienstete erhielten 70 000 Lebelgewehre. Die gesammte Territorial=Armee ist bereits im Besitz des kleinkalibrigen Gewehrs. Die Ausrüstung der Kavallerie mit den neuen Karabinern soll bis zum 1. April 1891 beendet sein.
Die "Petersburgskija Wjedomosti" wollen wissen, der Vatikan habe die russische Regierung aufgefordert, bei ihm einen ständigen diplomatischen Vertreter zu accreditieren; Iswolsky sei kein solcher, sondern ein Beamter des Departements der fremden Konfessionen. Die Annahme des Vorschlags würde die Kreierung eines päpstlichen Nuntius in St. Petersburg zur Folge haben. Der Vorschlag soll indessen abgelehnt worden sein, obwohl der Vatikan mit demselben ein Entgegenkommen in den schwebenden Fragen in Aussicht gestellt habe.
Der bekannte Buffalo Bill (Oberst Cody), der sich auf Ersuchen der Regierung nach Nebreska begeben wird, um seinen Einfluß bei den Indianern geltend zu machen, hat sich in einer Unterredung über den Indianer=Aufstand, wie folgt, ausgesprochen: "Am Montag werde ich in Ohama eintreffen und dann wahrscheinlich direct nach Rushville, 46 Kilometer von Pine Ridge entfernt, reisen. Da in dieser Jahreszeit Alles gegen einen Ausbruch von Unruhen ist, so wird bösartiger Indianer, der noch etwas Ver=

[ => Original lesen: 1890 Nr. 94 Seite 6]

stand hat, den Kriegspfad betreten, falls er Nahrung für sein Pferd und sich selbst hat. Was die fanatischen Sioux anbetrifft, welche jetzt von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang tanzen, so ist das eine andere Sache. Sie glauben dem großen Geist zu dienen, die Ankunft des "Messias" zu feiern. Es wird Ruhestörungen geben, wenn die Tänze nicht eingestellt werden. Was mir am ominösesten erscheint, ist, daß die Messias=Bewegung so weit verbreitet ist. Die Indianer telegraphieren nicht, und schreiben auch keine Briefe, und doch tanzen alle westlichen Stämme vom Mississippi und von Britisch Columbia bis Arizona den Geistertanz und erwarten das Kommen des "Großen Führers." Sie werden weiter tanzen, heulen und ihre Leiber zerfleischen, bis sie wild sind, und dann werden sie hingehen und vertheidigungslose Ansiedler scalpiren. Andererseits mag die Einmischung der Soldaten einen Krieg beschleunigen, so daß es nach beiden Seiten schlecht aussieht. Von allen schlimmen Indianern ist Sitting Bull der schlimmste. Die Häuptlinge Rock Bear und Red werden Alles thun, was nöthig ist, um Sitting Bull eine Niederlage zu bereiten. Diese waren mit mir, während Sitting Bull stets bei den Unruhigen zu finden ist und, wenn es kein unruhiges Element giebt, hetzt er. Er ist ein gefährlicher Indianer und sein Benehmen deutet jetzt auf Wirren." - Nach den neuesten Mittheilungen sollen übrigens jetzt auch die Cheyennes= und Arayahnes=Indianer eine drohende Haltung angenommen haben.


- Schönberg. Am Donnerstag dieser Woche findet in Spehr's Hotel hieselbst ein Concert statt, veranstaltet von Frl. Maria Cordes von der deutschen Oper in Genf, auf welches wir auch an dieser Stelle aufmerksam machen. In verschiedenen Mecklenburger Zeitungen lesen wir die vortheilhaftesten Recensionen dieser Concerte. Frl. Cordes erfreut sich noch vom vorigen Jahre her in Lübeck des besten Andenkens, wo sie am dortigen Stadttheater bei der Oper als bühnengewandte und stimmbegabte Sopran=Sängerin sich einführte. In den jetzigen Concerten werden ihre Solo=Vorträge als etwas Vollendetes gerühmt.
- Die Nachricht aus Cannes über das Befinden des Großherzogs von Mecklenburg=Schwerin lauten, der "Post" zufolge, nichts weniger als günstig. In letzter Zeit hat der hohe Herr nur auf dem Schiff gelebt, da man von dem Aufenthalt am Land in Cannes keine Besserung erwartet.
- Infolge des scharfen Frostes sind viele Segelschiffe gezwungen, im Lübecker Hafen zu überwintern. Einige dortige Holzhändler hegen Besorgnisse, weil ihre Importschiffe sich unterwegs befinden.
- Der Kaiser hat auf der am Mittwoch bei Großstrehlitz abgehaltenen Jagd, der leider durch Wind und Schneesturm Eintrag geschehen ist, 154 Fasanen, 126 Hasen, 16 Kaninchen und 4 Hühner erlegt.
- Herrn Professor Dr. Koch soll am 21. December in Berlin ein großer Fackelzug gebracht werden. Sogar aus Rio de Janeiro wird eine Kommission von Aerzten nach Berlin kommen, um die Kochschen Entdeckungen kennen zu lernen. An den Franzosen Pasteur hat Prof. Koch ein Dankschreiben für dessen Glückwünsche gerichtet. Der Sultan der Türkei hat Dr. Koch den Großkordon des Medschidje=Ordens verliehen.
- Die Zahl der Bewerbungen um den Koch'schen Impfstoff ist so groß, daß zur Abholung der an Herrn Dr. Libbertz, den Eingeweihten Robert Kochs, einlaufenden Postsachen Soldaten kommandiert sind, welche die Briefe etc. in Waschkörben an den Adressaten befördern.
- Ueber Herrn Professor Dr. Robert Koch als Privatmann erhält der "Pester Lloyd" von einem Freund aus Berlin die nachfolgende interessante Schilderung: Koch ist kein Frühaufsteher, im Gegentheil verläßt er, besondere Fälle ausgenommen, erst gegen 9 Uhr sein Bett. Die Toilette erfordert ziemlich lange Zeit, da er große Sorgfalt auf dieselbe verwendet. Er kleidet sich gleich vollständig an bis auf den Rock; an dessen Stelle bedient er sich eines Kleidungsstückes ohne Aermel, das fast die Form eines Damenschlafrocks hat. Dasselbe legt er erst ab, wenn er zum Essen geht. Statt des besonders in Berlin obligaten Morgenkaffees nimmt Dr. Koch eine Mehlsuppe, in welche er ungeheure Quantitäten gerösteten Schwarzbrotes schneidet. Nach diesem mehr compacten als lucullischen Frühstück begiebt er sich in sein Laboratorium, das er dann bis 2 Uhr nicht mehr verläßt. Um diese Stunde wird das Diner serviert. Dasselbe ist sehr einfach und besteht nur aus Suppe, einem Braten und einer leichten Mehlspeise. Eigentlich hätten wir die Suppe zuletzt anführen sollen, weil er dieselbe erst nach der Mehlspeise nimmt. Punkt drei Uhr steht vor der Thür ein Reitpferd, ein ziemlich bejahrter Schimmel, der jedoch nicht Eigenthum des Gelehrten ist, sondern aus einer Pferdeleihanstalt in der Dorotheenstraße entlehnt wird, und auf dem der Professor, gleich von Hause weg einen scharfen Trab einschlagend, nach dem Tiergarten reitet. Diese Promenade, bei der er sich eines etwas merkwürdigen Reiteranzuges und eines riesigen Schlapphutes bedient, dauert ungefähr eine Stunde. Die übrige Zeit des Nachmittags gehört ausschließlich bis Abends 8 Uhr dem Studium. So einfach das Mittagmahl war, so reichhaltig ist das Abendessen, bei dem drei bis vier Fleischspeisen nicht fehlen dürfen. Prof. Koch pflegt während des Speisens unglaubliche Mengen Sodawasser zu trinken. Nach dem Nachtessen und zuweilen schon während desselben empfängt der berühmte Mann Freunde und Bekannte, mit denen er in lebhafter Konversation bis Mitternacht beisammen bleibt. Dann begiebt er sich zur Ruhe, liest jedoch noch im Bett alle möglichen politischen und wissenschaftlichen Blätter, da ihm am Tag hierzu nicht die nöthige Muße bleibt. Aerzte und andere ihm nicht persönlich nahestehende Personen empfängt er nachmittags, und zwar, seltene Fälle ausgenommen, nur in seinem Laboratorium. Dr. Koch ist kein trockener Gelehrter, der sich nur für sein spezielles Fach interessirt, sondern er bringt Allem, was sich auf anderen Gebieten der Wissenschaft und Kunst ereignet, die wärmste Teilnahme entgegen. Im gewöhnlichen Verkehr ist er äußerst zuvorkommend und von den gewinnenden Manieren eines Weltmannes. Nur dann wird er wortkarg und verstimmt, wenn ihn Laien über seine wissenschaftlichen Forschungen ausfragen wollen. Zuletzt sei noch seines großen Wohlthätigkeitssinnes gedacht. Weit über seine finanziellen Verhältnisse unterstützt er junge arme Studierende oder unbemittelte Collegen und hat überhaupt Vorsorge getroffen, daß kein Notleidender unbefriedigt seine Schwelle verläßt.
- Der aus Berlin und Friedrichshagen ausgewiesene Sozialdemokrat, frühere Reichstagskandidat des 2. Berliner Wahlkreises, Buchbinder Janiczewsky, der sich in Rixdorf niedergelassen hatte, ist jetzt auch dort ausgewiesen worden.
- In dem Prozeß gegen die wegen des Köpenicker Krawalls Angeklagten sind Knoll und Maue wegen qualificirten Landfriedensbruchs und Körperverletzung mit tödtlichem Ausgang zu 7 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Reuter und Fink sind nur wegen qualificirten Landfriedensbruchs zu 5 1/2 bezw. 1 Jahr Zuchthaus, und die übrigen Angeklagten wegen einfachen Landfriedensbruchs, öffentlicher Aufreizung und Betheiligung an Schlägerei zu Gefängnißstrafen von 2 Monaten bis zu 4 Jahren verurtheilt worden.
- Durch die Beschädigung der Pumpwerke an der Ruhr war die Stadt Essen ohne Leitungs=Wasser. Das Etablissement Krupp und andere Werke mußten den Betrieb theilweise einstellen.
- Die Fürstin zu Hohenlohe=Schillingsfürst, die Gemahlin des kaiserlichen Statthalters in Elsaß=Lothringen, hat bekanntlich von ihrem Bruder, dem Fürsten Peter zu Sayn=Wittgenstein, in Rußland einen riesigen Grundbesitz ererbt, aber der russische Fremden=Ukas vom Jahr 1887, welcher Ausländern den Besitz von Grund und Boden in gewissen Gouvernements untersagt, hat sie dieser Güter noch nicht froh werden lassen. Trotz einflußreicher Verbindungen diesseits und jenseits der Grenzpfähle ist sie wie jeder gewöhnliche Sterbliche genöthigt, den Besitz zu verkaufen und zwar schon bis April

[ => Original lesen: 1890 Nr. 94 Seite 7]

nächsten Jahres. Ein Theil der 400 Quadratmeilen umfassenden Besitzungen in den Gouvernements Minsk, Wilna, Mohilew, Witebsk u. s. w. ist bereits veräußert, allerdings zu verhältnißmäßig geringen Preisen. So sind beispielsweise im Gouvernement Minsk, Kreis Mozyo, auf das Landgut Lachma Käufer aus dem Gouvernement Perm herangezogen worden, die für dieses etwa 56 000 Dessjatinen, etwa 10 Quadratmeilen, umfassende Gut 170 000 Rubel oder 425 000 Mk. bezahlt haben. Also für die Quadratmeile 42 500 Mark oder für den Morgen 2 Mark.
- Die Münchener Neuesten Nachrichten schreiben, daß die bayerische Armee in Folge der Neuformationen solchen Mangel an Offizieren hat, daß bei der Infanterie über 100 und bei der Feldartillerie an 50 Offizierstellen frei sind.
- In Augsburg kam gelegentlich einer kleinen Operation am linken Fuß eines im Feldzuge 1870/71 durch einen Schuß in die rechte Schulter verwundeten Soldaten eine Kugel zum Vorschein, die von der Schulter bis in die Wade gesunken war, ohne daß der Mann, der seit dieser Zeit angestrengt arbeiten mußte, irgendwelche Schmerzen verspürt hatte.
- Von allen Seiten laufen in Kopenhagen Telegramme ein über eine colossale Sturmfluth auf Seeland, Laaland, Falster, Fünen und Jütland. In den meisten Hafenstädten an der Ostküste ist das Wasser so hoch gestiegen, daß man bisweilen in niedriger gelegenen Straßen Kähne benutzen muß. Zahlreiche Häuser drohen zusammenzustürzen.
- "Nun sind mir schon 4 Lampencylinder nacheinander gesprungen," ruft ärgerlich die Mutter, und holt schnell den alten nur etwas beschädigten wieder hervor, um ihn aushilfsweise aufzusetzen. Neue Lampencylinder werden nicht springen, wenn man sie in ein mit Salzwasser gefülltes Gefäß bringt und das Wasser langsam zum Kochen bringt. Nach etwa 10 Minuten setzt man das Gefäß beiseite und läßt den Cylinder mit dem Wasser langsam erkalten. - Unangenehm ist auch das Verkohlen der Lampendochte. Um dies zu vermeiden, legt man die neuen Dochte drei Stunden in Essig und läßt sie dann gut trocknen. Das letztere ist ein Haupterforderniß, weil sonst der Docht schnell brennt und leicht glimmt.


                           Die Entstehung des Tanzes.
          Man hört wohl oft schon darnach fragen
      Bei Spiel und heit'ren Festgelagen,
      Auf welche Art, zu welchem Nutz und Frommen
      Der Tanz sei in die Welt gekommen,
      Und wo dies Hüpfen, Schweben, Neigen
      Sich wohl zu allererst that zeigen.

          Da hieß es denn: Von alten Zeiten
      Sei Tanzes Herkunft abzuleiten;
      Die Wilden wären schon gesprungen
      Und hätten sich den Takt gesungen
      Und so sei nach und nach entstanden
      Ein bunter Tanz in allen Landen.

          Wie aber sollten just die Wilden
      Darauf gekommen sein, zu bilden
      Das Jagen und das Zirkeldreh'n,
      Das Stürmen und das Schnörkelgeh'n?
      Das lustge Hüpfen, sich ergötzen, -
      Nach rhytmischen Musikgesetzen?

          Ich kann Euch besser Rede stehen.
      Aus Tradition hab' ich's ersehen.
      Viel älter, als Ihr glaubtet eben,
      Ist Tanzes Ursprung, Tanzes Leben,
      Noch eh' des Menschen Witz geboren,
      Da gab es einen "Tanz der Horen."

          Drauf als der Herr ein lautes "Werde"
      Gerufen, und die Mutter Erde
      Sich aus dem Chaos durchgerungen
      Und in den Aetherraum geschwungen,
      Den Rand umspült von Wasserquellen -
      Da gab es einen "Tanz der Wellen."

          Und als die Thiere nun geschaffen,
      Die Löwen, Tiger, Bären, Affen,
      Die Vögel, Schlangen und Reptilien,
      Amphibien, Fische und die vielen
      Insecten, die auf Blumen nicken,
      Da gab's schon einen "Tanz der Mücken."

          Und dann im Lenz, wo alles blühte,
      Im Rosenkelch das Würmchen glühte,
      Im Herbst drauf, wo zu Gold verblichen
      Das Laub, durch das der Nord gestrichen
      Wo kalt der Wind und rauh das Wetter,
      Da gab es einen "Tanz der Blätter."

          Als dann zum ersten Mal die Bäche
      Erstarrt und stumm die Wasserfläche,
      Und als der Winter stieg hernieder -
      Ein Aar mit weißein Schneegefieder,
      Ein Greis mit silberweißen Locken,
      Da sah man einen "Tanz der Flocken."

          Und als die Menschen nun gesehen
      Dies Flockentanzen, Blätterwehen,
      Das Mückenspielen, Wellenjagen,
      Da wollten denn auch sie es wagen,
      Es Pflanzen, Thieren nachzuahmen,
      Und so war's, daß die Tänze kamen.

          Der Eine leicht wie Mückenfliegen,
      Der Andre sanft wie Wellenwiegen,
      Der Dritte wie vom Sturm getragen,
      Der Vierte zart wie Elfenklagen.
      Der Fünfte, schwebend wie ein Reigen
      Der Flocken, die herniedersteigen.


Themesja, der Geiger.
Erzählung von Hermann Robolsky.
                                                    Schluß.                                                   (Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1890 Nr. 94 Seite 8]

Themesja, der Geiger.
Erzählung von Hermann Robolsky.
[Schluß.]


Wir machen heute umsomehr auf die Annonce der Herren Mindus & Marienthal in Hamburg aufmerksam, als sich deren Devise: "Wo gewinnt man jedes Mal? Bei Mindus & Marienthal," glänzend bewährt hat, da in deren Collecte wiederum am 4. November (Schlußziehung 298. Lott.)

das Grosse Loos von 200,000 Mark

gefallen ist.


Anzeigen.

Sicherheits-Stall-Laterne
D. R.=Patent 50181.

Dieselbe bietet folgende besondere Vorzüge:

1. vollkommene Sicherheit gegen Feuersgefahr durch sofortiges, selbstthätiges Erlöschen der Flamme beim Umfallen oder Herabfallen der Laterne,
2. vollkommene Sicherheit gegen Explosion,
3. der doppelte Boden des Schornsteins ist mit einer Asbestplatte versehen, um das Durchbrennen zu verhindern,
4. doppelter Schornstein sodaß die Laterne auch bei dem stärksten Sturm im Freien gebraucht werden kann.
5. einfachste Handhabung.

------------------------------
Preis M. 8,50 ab Hamburg.
------------------------------
W. Butenschön,
i. F.: Aug. Friedr. Müller & Co. Hamburg.
Gutachten vieler maßgebender Fachmänner sowie Zeitschriften liegen vor.


Eine bedeutende Auswahl in
Hängelampen, Tischlampen, Wandlampen, Wagenlaternen, Stalllaternen, Taschenlaternen, Ofenvorsetzer, Ofengeräthen mit Ständer, Kohlenhelmen, Ascheimern, Wassereimern, Toiletteneimern, Fleischhack-Maschinen, Wurststopf-Maschinen, Reibe-Maschinen, Kaffeemühlen, Mörsern, Kochapparaten, Gebäckkästen, Besteckkörben, Theebrettern, Brodkörben, Geldkasten, Briefkasten, Toilettenkasten, Sparbüchsen,
ferner emaillirte Kochtöpfe, Theekessel, Kaffeekannen, Spülwannen, Waschgeschirr u. s. w.

                                                    empfiehlt
                                                    W. Wieschendorf.
                                                    Klempner.


Ein Klavier
hat zu verkaufen                                                    
                                                    J. Wegner, Lehrer.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD