No. 74
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. September
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 74 Seite 1]

Kaiser Franz Josef von Oesterreich traf am Mittwoch Vormittag in dem Schlosse Rohnstock ein und wurde dort von Kaiser Wilhelm in der herzlichsten Weise empfangen. Am Morgen des genannten Tages hatte sich zunächst Kaiser Wilhelm in das Manövergebiet des 5. Armeecorps bei Jauer begeben und wohnte der Uebung bis zum Mittag bei. Es kamen bei derselben besonders große Kavalleriemassen zur Verwendung, und verschiedene Attacken veranlaßten den Monarchen, sich auf das Günstigste über die Leistungen der Kavallerie zu äußern. Am frühen Nachmittag traf der Kaiser dann in Rohnstock ein und überzeugte sich sofort, ob für den Empfang seines Gastes alles genügend vorbereitet sei. Kaiser Franz Josef wurde beim Passieren der deutschen Grenze amtlich im Namen des Kaisers begrüßt und setzte dann seine Reise ohne Unterbrechung nach Breslau fort. Auf dem Bahnhofe der schlesischen Hauptstadt wurde der österreichische Herrscher von den Spitzen der Behörden begrüßt, schritt dann die aufgestellte Ehrenwache ab und fuhr durch die reich beflaggten Straßen nach dem Schlosse, von lauten Hochrufen der Bevölkerung begrüßt. Im Schlosse speisten die Kaiserin Auguste Victoria und Kaiser Franz Josef, deren Begrüßung die herzlichste gewesen war, gemeinsam und unterhielten sich mit den zur Tafel geladenen Herren und Damen. Unter denselben Ehrenbezeugungen wie bei der Ankunft erfolgte die Abreise Kaiser Franz Josefs, der von der herzlichen Begrüßung des Kaisers sichtlich erfreut war. Nach der Abreise des Kaisers verließ auch die Kaiserin Breslau, um direkt nach Potsdam zurückzureisen. Auf der festlich geschmückten Eisenbahnhaltestelle bei Schloß Rohnstock empfing der deutsche Kaiser mit allen anwesenden Fürstlichkeiten, dem Reichskanzler v. Caprivi und der hohen Generalität den verbündeten Herrscher. Auf dem Bahnsteige war die Ehrenkompagnie mit Regimentsmusik und Fahne aufgestellt. Beide Monarchen, welche die Uniform ihrer Regimenter trugen, umarmten und küßten sich mehrfach, begrüßten auch noch Hand in Hand die anwesenden Herren. Der Reichskanzler und Graf Kalnoky wurden vor allem beobachtet. Darauf erfolgte unter stürmischen Huldigungen des Publikums die Fahrt nach Schloß Rohnstock, wo eine große Tafel stattfand. Am Donnerstag nahmen die großen Manöver ihren Anfang.
Der Kaiser hat am Donnerstag und Freitag mit seinen Gästen, dem Kaiser von Oesterreich und dem König von Sachsen, den sehr interessanten Manövern des 5. und 6. Armeekorps bei Rohnstock beigewohnt. Am Sonnabend fand ein kurzes Schlußmanöver statt, worauf sich die Herrschaften direkt vom Manöverfeld nach Liegnitz begaben, wo das Frühstück eingenommen wurde. Kaiser Franz Josef trat gegen 3 Uhr die Rückreise nach Wien an, während Kaiser Wilhelm sich nach Schloß Creisau zum Besuch des Feldmarschalls Grafen Moltke begab. Von Creisau fuhr der Kaiser noch Abends nach Klitschdorf, um daselbst mehrere Tage mit dem Grafen Solms zu jagen. Am Dienstag erfolgt über Liegnitz und Jarotschin die Weiterreise nach Trakehnen, von wo sich der Kaiser am 30. d. M. direkt nach Wien zu begeben gedenkt.
Von der Parade über das 5. Armeecorps wird noch aus Liegnitz berichtet, daß der Kaiser den auf dem Paradefeld aufgestellten Kriegervereinen besondere Aufmerksamkeit zugewendet hat. Viele alte Krieger wurden durch Ansprachen ausgezeichnet und der Kaiser gab seiner Freude über das militärische und frische Aussehen der Krieger Ausdruck; er wisse wohl, sagte er, daß sie gute Soldaten seien, und sie möchten auch im Zivilstand fest stehen zu gutem Wirken. Als der Kaiser beim Vorbeimarsch der Truppen ein Hufeisen liegen sah, ließ er es aufheben und der Kaiserin übergeben, da es Glück bringe, wie er scherzend meinte. In der auf die Parade folgenden kurzen Kritik sagte der Kaiser, das Corps habe diesmal den Vogel abgeschossen. Am Dienstag Morgen rückte das 5. Corps bei dichtem Nebel zum Manöver das bis gegen 11 Uhr dauerte. Die Kaiserin besuchte am Dienstag in Breslau mehrere Wohlthätigkeitsanstalten, sowie das. Kloster der Barmherzigen Brüder und das Kloster der Elisabetherinnen.
Kaiser Wilhelm wies in einem Manövertrinkspruche in Schlesien auch auf die Schlacht bei Weißenburg hin, in welcher bekanntlich der französische Divisionsgeneral Abel Douay gefallen ist. Dazu wird jetzt folgende, wenig oder gar nicht bekannte Thatsache mitgetheilt: Bisher nahm man an, General Douay sei von einem deutschen Granatsplitter tödtlich getroffen worden. Der französische General wurde indessen von einem Turkooffizier, also französischem Offizier in dem Augenblick erschossen, als er den Befehl gab, sich vor den andringenden Bayern zurückzuziehen. Der Turko feuerte seinen Revolver mit den Worten: "Verräther, dies für Dich!" auf den General ab. In dem Rückzugsbefehl, der nach der Sachlage das einzig Richtige war, scheint er einen Verrath gesehen zu sehen. Nachdem der General todt vom Pferde gesunken war, erschoß der Mörder sich selbst.
Der Herzog von Cumberland soll in neuester Zeit nachgiebiger gestimmt worden sein, und zwar, wie behauptet wird, durch den Herzog von Nassau, mit dem er eng befreundet ist. Es heißt, man erwarte, daß in nicht all zu ferner Zeit eine Einigung über den Welfenfonds erfolgen werde.
Der Bundesrath in Berlin wird sich demnächst mit einem etwas umfangreichen Gesetzentwurf zu beschäftigen haben, welcher die Prüfung der Läufe und Verschlüsse der Handfeuerwaffen behandelt. Er bezweckt die Prüfung aller Handfeuerwaffen auf Läufe und Verschlüsse in öffentlichen Prüfungsanstalten durch Beschußprobe als Vorbedingung ihrer Feilhaltung. Die Vornahme der Prüfung wird durch ein besonderes Prüfungszeugniß bestätigt. Die Ausführung des Entwurfes bleibt den Landesregierungen überlassen.
Der Reichsgerichtspräsident Dr. v. Simson hat nunmehr sein Entlassungsgesuch eingereicht. Ueber die anderweitige Besetzung hat nunmehr der Bundesrath im Oktober zu beschließen.
In Berlin, hat am Dienstag Abend wieder eine große sozialdemokatische Versammlung stattgefunden, in der man sich mit dem Austritt der Sozialdemo=

[ => Original lesen: 1890 Nr. 74 Seite 2]

kraten aus der Landeskirche beschäftigt hat. Vor etwa 2000 Personen männliche und weiblichen Geschlechts begründete der Stadtverordnete Vogtherr "die Nothwendigkeit der Religionslosigkeit" eines richtigen Sozialdemokraten. Er erntete trotz der Oberflächlichkeit seiner Gedanken lebhaften Beifall und ein junger Candidat der Theologie, Regehly mit Namen, der dem Vorredner muthig widersprach, hatte einen schweren Stand. Als er Jesus Christus als den Stifter des Christenthums erwähnte, brach ein so wilder Tumult in der Menge aus, daß der anwesende Polizeioffizier die Versammlung auflösen mußte.
Die Kaiserin Elisabeth von Oesterreich traf auf ihrer Weltreise in Tanger in Marokko ein. Die Zerstreuungen der Reise üben auf das Gemüth der hohen Frau einen sehr wohlthuenden Einfluß aus.
Der österreichisch=serbische Schweinekrieg ist nun glücklich zu Ende, denn die Regierung hat die freie Einfuhr aus Serbien kommender Schweine nach Ungarn gestattet.
Bei Cambrai hat am Donnerstag zum Schluß der großen Manöver in Nordfrankreich eine Revue über 50 000 Mann stattgefunden, welcher auch Präsident Carnot und der Kriegsminister Freycinet beigewohnt haben. An die Revue schloß sich ein großes Banket an, bei welchem die versammelten Generäle und Obersten von ihrem befrackten Vorgesetzten mit schönen Reden traktiert wurden. Unter den Geladenen befanden sich auch fremdländische Offiziere, welche den Manövern beigewohnt hatten.
Die russische Kaiserfamilie wird 4 Wochen auf dem ihr gehörigen polnischen Gute Spala zur Erholung bleiben. Später folgt die Reise nach der Krim, von wo sich der Thronfolger nach Constantinopel begiebt.
Zu den Russifizierungsmaßnahmen wird der "Köln. Ztg." ein neuer Beitrag aus Tomaschow gemeldet. Darnach ist ein Ukas von 1886 veröffentlicht worden, welcher die Amtsenthebung aller ausländischen Privatbeamten binnen 10 Tagen anordnet. Er trifft zumeist Deutsche.
In dem russischen Nihilistenprozeß, welcher demnächst bevorsteht, ist nach einer Petersburger Meldung die Hauptangeklagte Marie Günzburg, die nebst Genossen in Diensten der Züricher Bombenfabrikanten und der Pariser Nihilisten stand. Unter den auswärtigen Nihilisten bemerkt man wieder ein lebhafteres Bestreben für terroristisches Vorgehen als Mittel zur Erregung Rußland, weil die friedliche sozialrevolutionäre Propaganda der letzten Jahre in der Bevölkerung keinen Erfolg gehabt hat.
Das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten hat die Tarifbill mit den Abänderungen des Senats abgelehnt. Die Vorlage geht nun zur nochmaligen Berathung an den Senat zurück. Der Schatzsekretär Windom hat der Ueberzeugung Ausdruck gegeben, daß die neuen Tarifgesetze keineswegs vor dem 1. Februar 1891 in Kraft treten werden.
Reichskommissar v. Wißmann wird im Laufe des Oktober zur Wiederübernahme seiner Amtsgeschäfte nach Ostafrika zurückkehren. Dr. Karl Peters wird ihm wahrscheinlich im Laufe des Herbstes folgen, sobald die bezüglichen Verhandlungen mit dem Reichsamte des Auswärtigen beendet sind.
Emin Pascha hißte in dem großen innerafrikanischen Tabora, den er glücklich erreichte, die deutsche Flagge und setzte dann seinen Marsch nach Usukuma fort. Tabora wurde schon durch den deutsch=englischen Colonialvertrag dem deutschen Reiche zugesprochen. Die Flaggenhissung ist also lediglich ein äußeres Zeichen der deutschen Oberhoheit. Die Schnelligkeit, mit welcher Emin Pascha marschirt, beweist, daß er bei den Eingeborenen und Arabern die beste Aufnahme findet.


Anzeigen.

Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die für die Stadt in der Zeit vom d. J. in hiesiger Rathsstube ausliegt. Gegen die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Urliste können Einsprachen von Jedermann innerhalb einer Woche (vom 1. October d. J. angerechnet) erhoben werden, und sind solche schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 22. September 1890.

Der Magistrat.


Die Anweisung des Torfes zur ermäßigten Taxe an die dazu berechtigten Einwohner der Stadt Schönberg findet am Donnerstag, den 25. September, Morgens 9 Uhr, auf dem Kuhlrader Moore statt. Gleichzeitig werden diejenigen Hauswirthe und Büdner, welche den ihnen zustehenden Torf noch nicht empfangen haben, aufgefordert, sich an oben genanntem Tage, Morgens 9 Uhr, zur Anweisung ihres Torfes ebenfalls auf dem Kuhlrader Moore einzufinden.
Carlow, den 16. September 1890.

                                                    A. v. Linstow,
                                                    Förster.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

Den Kameraden theilen wir hierdurch mit, daß der Verein sich zu der am 26. September d. Js. stattfindenden Enthüllungsfeier des Kaiserdenkmals in Ratzeburg betheiligt; Kameraden, welche gewillt sind an der Feier Theil zu nehmen, wollen sich bis zum Sonntag, den 21. d. Mts. beim Schriftführer Kamerad Maack melden.

                                                    Der Vorstand.


Statt besonderer Meldung.
Marie Ollrogge
Joachim Boye.
Verlobte.
Menzendorf.                                                     Schönberg.


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in allen Farben und Qualitäten empfiehlt
billigst                                                    Hugo Heincke.


Zeitungslesern

bietet das täglich zweimal in einer Morgen und Abend=Ausgabe erscheinende Berliner Tageblatt und Handelszeitung in der Reichhaltigkeit, Mannigfaltigkeit und Gediegenheit seines Inhalts die interessanteste und anregendste Lectüre.
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 74 Seite 3]

Die "Nachrichten" erscheinen täglich mit Ausnahme der Sonn= und Festtage.
Die "Nachrichten" bringen täglich als Gratis=Beiblatt die Amtlichen Mecklenb. Anzeigen, welche das officielle Publicationsorgan der Mecklenb. Behörden sind und in welchen auch alle Bekanntmachungen über Holz=Auctionen zum Abdruck gelangen.
Die "Nachrichten" können bezüglich der Reichhaltigkeit an politischen und Tagesnachrichten sich getrost jedem andern Blatte zur Seite stellen.
Ein umfangreiches Depeschenmaterial, durch die günstige Versendungszeit unterstützt, setzt die Zeitung in den Stand, hinsichtlich Schnelligkeit der Mittheilungen der täglichen Ereignisse an ihre Leser sogar mit den Berliner Zeitungen concurriren zu können.

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Mecklenburger Nachrichten
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Die "Nachrichten" haben Correspondenten in allen Städten und größeren Orten Mecklenburgs.
Die "Nachrichten" bringen umfassende zum Theil telegraphische Nachrichten über Börse, Handel u. Schifffahrt, sorgfältigste Notiz aller Preisbewegungen landwirtschaftl. Producte u. Bedürfnisse.
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Die "Nachrichten" sind die billigste der in gleichem Umfange erscheinenden Mecklenb. Zeitungen; sie kosten

vierteljährlich Mk. 3.75 incl. Postaufschlag.

Inserate in den "Nachrichten", deren Auflage fortwährend im Steigen begriffen ist, finden weiteste Verbreitung.

Redaction u. Verlag der Mecklenburger Nachrichten"
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Schwerin i/M., Klosterstraße 8 und 6.


Gewinn-Liste
der Verloosung bei der Geflügel= und Garten=Ausstellung zu Schönberg.

Gew.=Nr. Gegenstand. Loos=Nr.
  1. 1,3 schwarze Italiener 165
  2. 1 Blattgewächs 531
  3. 1 Gans 981
  4. 1 Blattgewächs 495
  5. 1,1 schwarze Pfauen 860
  6. 1 Kamelie 591
  7. 1 Palme 371
  8. 1 Staar 853
  9. 1 Apfelpflücker 640
10. 1 Ente 540
11. 1 Palme 653
12. 1 do. 119
13. 1,2 Bantam 613
14. 1 Bohnenmesser 834
15. 1 Paar Hochflieger 218
16. 1 Kamelie 189
17. 1Ente 441
18. 1 Paar Ziervögel 896
19. 1 Azalie 91
20. 1 Ente 500
21. 11 Köpfe Kohl 954
22. 1 Gärtnermesser 339
23. 1 Palme 480
24. 1 Azalie 161
25. 1 Kanarienhahn 52
26. 1 Italiener Hahn 386
27. 1 Raupenscheere 595
28. 1 Blattgewächs 675
29. 1,1 Minorka 921
30. 1 Blattgewächs 74
31. 1 Italiener Hahn 669
32. 1 Blattgewächs 462
33. 1 Gans 169
34. 1 Rosenscheere 98
35. 1 Kürbis 194
36. 1,1 Silbermöven 580
37. 1 Gießkanne 345
38. 1 Blattgewächs 287
39. 1 do. 199
40. 1 Zebrafinken 958
41. 1 Kürbis 49
42. 1 schwarzer ital. Hahn 889
43. 1 Gummibaum 436
44. 1 Blattgewächs 493
45. 1 Paar Elstertümmler 597
46. 1 Gurkenhobel 101
47. 1 Kürbis 412
48. 1,2 Minorka 770
49. 1 Blattgewächs 57
50. 1 Paar Bärtchentümmler 134
51. Alpenveilchen 193
52. Ziervögel 455
53. Nelke 429
54. 1 ital. Hahn 439
55. 1 Alpenveilchen 311
56. 1,1 Minorka 942
57. 1 Blume 293
58. 1 Nelke 361
59. 1,1 Hambg. Schwarzlack 346
60. 1 Gummibaum 405
61. 1 Kanarienhahn 895
62. 1 Blattgewächs 968
63. 1 Blattgewächs 18
64. 1 ital. Hahn 572
65. 1 Paar Bärtchentümmler 817
66. 1 Paar Schwalben 928


Neuheiten
in Regenmäntel
sind eingetroffen und halten wir dieselben bestens empfohlen.                          
H. Scheer & Barkenthien.


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Als Todten=Ankleiderin empfiehlt sich                                                    
                                                    Frau Peters,
                                                    Schönberg, Sabower=Str. 29.


Zum 1. Oktober event. 24. cr. werden noch einige                                                    
Arbeiter=Familien
gegen guten Verdienst in Wohnung gesucht.                                                    
                                                    Neuhof bei Ratzeburg.


Gesucht
1 Großknecht und 1 Kleinknecht
zu sofort eventl. zum 24. Oktober cr. von                          
Rabensdorf.                                                     W. Egert.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 74 Seite 4]

Kein schlecht sitzender Anzug mehr!
Das Tuch= und Manufactur=Geschäft
von
Heinrich Meyer
läßt auf Wunsch des Käufers jeden Anzug, Paletot und Hosen=Stoff anfertigen und garantirt für guten Sitz, neuesten Schnitt und vorzügliche Arbeit.


         Vom 10. Mai d. J. bis heute sind nachstehende Schäden bei unserem Verein angemeldet:
  1. Vom Hauswirth Freitag=Lübseerhagen1 Pferd 300 M.
  2. Vom Schulzen Bollow zu Campow 1 Kuh 120 M.
  3. Vom Ackerbürger Wulff=Ratzeburg 2 Kühe 270 M.
  4. Vom Arbeitsmann Lehmann=Duvennest 1 Kuh 135 M.
  5. Vom Mühlenpächter Frank hier 1 Pferd 250 M.
  6. Vom Handelsmann Ohls hier 1 Kuh 135 M.
  7. Vom Hauswirth Heiden=Schlagsdorf 1 Pferd 300 M.
  8. Vom Hauswirth Ebell in Gr. Mist 1 Kuh 135 M.
  9. Vom Ackerbürger Boye hier 2 Kühe 270 M.
10. Vom Schulze Renzow=Grieben 1 Kuh 135 M.
11. Vom Kutscher Gerber=Mechow 1 Kuh 135 M.
12. Vom Hauswirth Gerds=Selmsdorf 1 Pferd 300 M.
13. Vom Arbeitsmann Strickert=Rabensdorf 1 Kuh 135 M.
14. Vom Hauswirth Planthaber=Mist 1 Pferd 200 M.
15. Vom Ackerbürger Wulff vor Ratzeburg noch 2 Kühe 270 M.
16. Vom Tischlermeister Fick=Schlagsdorf 1 Pferd 100 M.
17. Vom Hauswirth Ebell in Gr. Mist 1 Pferd 200 M.
Unsere Mitglieder werden ersucht, zur Deckung dieser Schäden einen Beitrag von 80 Pfennig pro 100 M. Versicherungssumme am

Freitag, den 10. October, Morgens 10 Uhr,

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
An demselben Tage liegt daselbst die letzte Vereinsrechnung zur gefälligen Einsicht unserer Mitglieder und sonstiger Interessenten vor. Aus derselben wollen wir hier nur bemerken, daß die Zahl der Mitglieder 385 und die Versicherungssumme 408,600 M. beträgt.
Schönberg, den 20. September 1890.

Direction des Viehversicherungs=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
As. Ahrendt.             Wilh. Heincke.


Mecklenburg=Strelitzer

finden die meisten Nachrichten aus ihrem Großherzogthum in der in großer Auflage in Neustrelitz täglich erscheinenden

Meckl.-Strel.
Landeszeitung.

Darum abonnire jeder Mecklenburg=Strelitzer bei der nächsten Postanstalt auf die Landeszeitung.
Abonnementspreis 1,70 Mk. pro Quartal.
Probenummer gratis.

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               Handwerker,
               ländliche Arbeiter,
               Lehrlinge,
               Köchinnen,
               Ammen,
               Dienstmädchen etc. etc.

erhält man sofort, wenn man in der

Meckl.=Strel.
Landeszeitung

in Neustrelitz in Mecklenb. inserirt. Pro Zeile (5 Worte) nur 10 Pfg.


Zu dem am Sonntag, den 28. September, bei mir stattfindenden                                                    
Ernte=Bier
lade ich hierdurch ganz ergebenst ein.
Selmsdorf.                                                     Gastwirth Michaelsen.


Dr. med. Dotzauer, Lübeck,
Specialarzt für Hautkrankheiten,
verreist vom 28. September bis 11. November cr.                          


Das Missions=Fest
im Fürstenthum Ratzeburg

wird am 24. September in der Domkirche zu Ratzeburg gefeiert werden. Gottesdienst 10 1/2 Uhr. Festpredigt: Herr Hofprediger Stöcker=Berlin. Bericht: Herr Pastor Eulenberg=Schlagsdorf. Mittagessen auf der Bäck 1 Uhr. Nachmittagsfeier daselbst 3 Uhr.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 74 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 74 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 23. September 1890.


Ueber eine interessante Neuerung an dem neuen Infanteriegewehr, die beiden Korpsmanövern des V. Armeecorps, bei dem 47. Infanterie=Regiment erprobt worden ist, wird der "Breslauer Zeitung" berichtet: Danach ist jedes Gewehr vorn an der Mündung mit einer 1/2 Meter langen dünnen Eisenstange versehen, welche an den Entladestock beweglich angebracht ist. Sobald nun der Mann liegend schießt, spießt diese Stange sich in das Erdreich, gewährt dem Gewehr eine einigermaßen feste und gute Stütze, die der Mann bisher beim freihändigen Schießen im Liegen entbehrte. Diese Einrichtung scheint sich zu bewähren; sie ist einfach und nicht hinderlich.
Um das durch die zum erstenmal mitgeführten Theile zerlegbarer Zelte vermehrte Gepäckgewicht wieder herabzusetzen, hat man auch bei unserer Infanterie bereits in größerem Umfange aus wasserdichtem Segeltuch hergestellte Tornister in Anwendung gebracht. Diese haben nach vier Seiten hin sich öffnende Klappen, von denen die oberen in der Mitte des Tornisters und senkrecht mit den von rechts nach links übergreifenden Schnallen geschlossen werden. Das Gewicht dieser Tornister, welche außerdem einen leichten erweiterungsfähigen Raum darstellen, ist um ca. 6 Kilo geringer als bei den sonst gebräuchlichen.
Die Berliner Sozialdemokraten beschlossen in einer Versammlung, in welcher der Abg. Singer zur Ruhe und Mäßigung ermahnte, darauf hinzuwirken, daß an den politischen Versammlungen auch Frauen theilnehmen können. Weiter soll der Berliner Magistrat ersucht werden, den Bürgersaal des Rathhauses zum Empfange der auf Grund des Sozialistengesetzes aus Berlin ausgewiesenen Personen herzugeben, und endlich wollen die Sozialdemokraten am letzten September Abends von 6 Uhr ab zur Feier des Ablaufes des Sozialistengesetzes illuminieren.
Bezüglich der Einführung einer einheitlichen Zeitrechnung für das ganze deutsche Reich sind die Verhandlungen unter den verbündeten Regierungen abgeschlossen. Die Angelegenheit ist zur Beschlußfassung reif, und es darf mit Sicherheit angenommen werden, daß schon in der Herbstsitzung des Reichstages eine Gesetzvorlage eingebracht werden wird, welche die Einführung einer Einheitszeit zum Gegenstande hat.
"Nach der "Post" ist das Geld für die Beschaffung des Dampfers auf dem Victoria Nyanza bereits beisammen. Es handelt sich jetzt darum, auch für den zweiten Dampfer auf dem Tanganika die nöthigen Kapitalien zusammenzubringen.


- Schönberg. Die Geflügel=, Obst= und Gartenbauausstellung wurde am Sonntag Mittag um l. Uhr programmäßig mit einer kurzen Ansprache des Vorsitzenden des Geflügelzuchtvereins eröffnet, auch wurde ein dreimaliges begeistertes Hoch auf den Allergnädigsten Landesherrn ausgebracht. Reichhaltiger beschickt, als vor zwei Jahren, präsentirt sich die gegenwärtige Ausstellung und weist namentlich in der Abtheilung für Gemüse hervorragende Kollectionen und Einzelgegenstände auf; nicht minder hervorragend ist das ausgestellte Geflügel und ebenfalls sehr reichhaltig vertreten. Es erhielten an Preisen:

    I. Preis für Gänse Fick=Schlagsdorf.
  II. Preis für Gänse Präve=Schönberg.
  II. Preis Enten Koeppen=Schönberg, Linau=Schönberg, Lundwall=Schönberg.
III. Preis für Enten Ollmann=Sabow, Wolgast=Schönberg.
           Für Hühner:
    I. Preis Maaß=Schönberg, Lundwall=Schönberg, Volkmann=Kl. Siemz. Lundwall=Schönberg u. derselbe
  II. Preis Oldörp=Schönberg, Maaß=Schönberg, Oldörp=Schönberg, Schreep und Lundwall=Schönberg.
III. Preis Linau, Lundwall, Ohls, Richter, Scharenberg=Schönberg und Volkmann=Kl. Siemz.
           Für Tauben:
    I. Preis Miltzow, Volkmann, Lundwall;
  II. Preis Volkmann, Miltzow, Wolgast;
III. Preis Volkmann.
           Für Singvögel und Ziergeflügel:
    I. Preis Richter=Schönberg.
  II. Preis Holldorf, Richter, Hempel.
III. Preis Richter.
           Für Obst:
    I. Preis Schlosser Schrep und Frau Bockwoldt;
  II. Preis Bäcker Wolgast und Miltzow;
III. Preis Präve und Brüchmann;
Diplom Lehrer Richter, Montag, Burmeister und Schulze.
           Für Blumen:
    I. Preis Upahl und Schär.
  II. Preis Präve und Jacobs.
III. Preis Wolgast und Präve
Diplom P. Bohnhoff, Nibuhr, Upahl.
           Für Gemüse:
    I. Preis Krüger und Bäcker Wolgast.
  II. Preis Präve und Upahl.
III. Preis Miltzow, Lundwall u. Frau Bockwoldt.
Diplom Jacobs, Maaß, Frau Köster, Petersen, Frau Amtsrichter Horn.
           Für Bindereien:
    I. Preis Upahl.
Schönberg. Am 19. September Vormittags ist in Petersberg eine dem Hauswirth Badstein gehörige Strohmiethe auf dem Felde niedergebrannt. Dieselbe war versichert.
- Güstrow, 19. Sept. Tableau der am 22. d. M. beginnenden diesjährigen III. ordentlichen Schwurgerichtsperiode: Montag, 22. Sept. Handlungsgehilfe Wilhelm Domnik aus Schwerin: §§ 2437, 2432, 268 und 263 Str.=G.=B. (schwerer Diebstahl, Urkundenfälschung und Betrug). Knecht Ignaz Borkowsky aus Panninka: § 176 (gewaltmäßige unzüchtige Handlungen). Dienstag, 23. Sept. Executionsassistent Eduard Rönnberg aus Rostock: § § 351, 246, 268 (Unterschlagung im Amte und Urkundenfälschung). Arbeiter Wilh. Schmidt aus Lüblow: § 1769 (Mißbrauch einer geisteskranken Person). Mittwoch, 24. Sept. Bauunternehmer Max Kandler aus Neustrelitz: § 308, 74 (Brandstiftung). Donnerstag, 25. Sept. Knecht Carl Kühl aus Rugensee und Genossen: §§ 226, 47 (Körperverletzung mit tödtlichem Ausgange). Freitag, 26. Sept. Musiker Carl Ziegenberg aus Dömnitz: § 154 (Meineid). Arbeiter Otto Strempel aus Dömitz: § 177 (Nothzucht). Sonnabend, 27. Sept. Dienstmädchen Wilhelmine Henning aus Barendorf: § 217 (Kindestödtung). Knecht August Meyer aus Plau: § 177, 43 (Nothzuchtsversuch). Montag, 29. Sept. Pumpenmacher Adolf Schröder aus Hagenow: § 154 (Meineid). Knechte Hameister, Schütt und Lange aus Lichtenhagen: §§ 1761, 47 (gewaltmäßige unzüchtige Handlungen). Dienstag, 30. Sept. Töpferfrau Dorothea Waldmann, geb. Borgwardt aus Rostock: § 211 (Mord). Mittwoch, 1. Oct. und Donnerstag, 2. Oct. Schlachter Herm. Maddauß aus Ludwigslust: §§ 211, 251, 73 (Mord. und Raub). Freitag, 3. Oct. Gerichtsvollzieher Gieseler aus Schwerin: §§ 351, 350, 246, 73 (Unterschlagung und Fälschung im Amte). Arbeiter Franz Domke aus Crussen: § 177 (Nothzucht). Sonnabend, 4. Oct. Tischlerwittwe Wetzell und Müller Wessel aus Dömitz: §§ 212 C.=O., 154, 49 Str.=G.=B. (betrügerischer Bankerott und Meineid, resp. Beihilfe zum Bankerott). Die erste Sitzung beginnt Morgens 10 Uhr, die übrigen Morgens 9 Uhr. Den Vorsitz führt Landgerichtsrath Giffenig=Rostock, den stellvertretenden Vorsitz übernimmt Landgerichtsrath Sibeth=Güstrow.
- Für die Heizung der Personenwagen auf den preußischen Staatsbahnen hat der Minister v. Maybach neue Vorschriften erlassen. Darnach sind in der Zeit vom 1. October bis Ende November und vom 1. März bis Ende April die Personen=

[ => Original lesen: 1890 Nr. 74 Seite 6]

wagen der Tages= und Nachtzüge zu heizen, sobald die äußere Temperatur unter 5 Grad Wärme (Reaumur) sinkt. Vom 1. December bis Ende Februar ist die Heizung ohne Rücksicht auf die Temperatur ununterbrochen fortzuführen. Ist mit dem Heizen begonnen, so wird damit erst wieder aufgehört, wenn während dreier aufeinander folgender Tage die Temperatur des Nachts nicht unter 4 Grad Wärme gesunken ist. In den Wagenabtheilungen ist als mittlere Temperatur eine Wärme von 8 Grad Reaumur fortab beizubehalten. Die Heizung auf den Anfangsstationen muß so frühzeitig begonnen werden, daß schon bei Abgang des Zuges diese Temperatur nahezu erreicht ist.
- Mit der Montirung der Kuppel des neuen Reichstagspalastes in Berlin wird man baldigst beginnen können, da die nothwendigen Gerüste schon fertiggestellt sind. Die Construction der Kuppel, welche nach der statistischen Berechnung des Regierungsrathes Dr. Zimmermann ausgeführt ist, wird große Festigkeit mit großer Leichtigkeit vereinen. Ueber den Schlußring wird sich noch eine 21 Meter hohe, in Kupfer getriebene Laterne erheben, deren Krönung eine mit ihren äußersten Spitzen 76 Meter über dem Erdboden liegende Kaiserkrone bildet. Von der gewaltigen Höhe des gesammten Aufbaues geben schon jetzt die aufgeschlagenen Gerüste eine annähernd richtige Vorstellung.
- Fünfzehnhundert Stück Bakonier=Schweine, jedes Thier im Durchschnittsgewicht von 3 Centnern, trafen Donnerstag früh vermittelst zweier Extrazüge auf dem Central=Viehhof in Berlin ein.
- In Schleswig=Holstein kamen auch zum ersten Male Zeltbahnen aus wasserdichtem Stoff von gelbgrüner Farbe zur Verwendung, die über den Mänteln getragen wurden. Diese Zeltbahnen entsprechen einer in der russischen Armee schon vor Jahrzehnten getroffenen Einrichtung. Die Zelte der Russen dürften sich jedoch von den deutschen im Wesentlichen dadurch unterscheiden, daß die Zelte dort für 6, bei uns aber für 20 Mann bestimmt sind.
- Vor einigen Tagen starb der älteste Mann Schleswig=Holsteins, der 105jährige Uhrmacher Goering in Ottensen. Ein geborener Schweizer, hatte er unter Napoleon I. 1812 den Feldzug gegen Rußland mitgemacht und war mit dem Kaiser in Moskau eingezogen. Der alte Veteran war noch in seinen letzten Jahren so rüstig, daß er sein Gewerbe betreiben konnte.
- Ueber die bereits gemeldete Bestrafung einer Anzahl von Reservisten des 78. Regiments (Ostfriesland) wird noch gemeldet: Die Ursache für die Gehorsamsverweigerung bestand darin, daß, als ein Hauptmann an einem Ruhetage zum Stiefelappell antreten ließ, 18 Soldaten dazu nicht erschienen und erklärten, "das nicht nöthig zu haben". Acht der am schwersten Belasteten wurden sofort abgeführt, die übrigen haben nach Beendigung der Manöver ihre Strafe angetreten, welche zwischen drei und acht Jahren schwankt. Unter den Bestraften befanden sich drei aus Hamburg, in deren Sachen sozialistische Schriften und dergleichen gefunden wurden. Einer der Hamburger erklärte auf Befragen unumwunden, daß er der Sozialdemokratie angehöre.
- Der Kaiser Dom Pedro von Brasilien ist in Köln eingetroffen und im Hotel du Nord abgestiegen.
- In Neumühl bei Frankfurt a. O. starb Pastor Daube dieser Tage an der Diphtheritis. In dem Filialdorfe Hälse waren sämmtliche fünf Kinder einer Familie nicht getauft. Als in dieser Diphtheritis ausbrach, wurde Pastor Daube zu nächtlicher Zeit dahin geholt, um die Taufe an den Kindern zu vollziehen, und zog sich dabei eine Ansteckung zu.
- Unvorsichtiges Hantiren mit Schußwaffen hat in dem braunschweigischen Dorf Golmbach wiederum ein Opfer gefordert. Der Pastor Meyer in Stadtoldendorf war mit seinem Schwiegervater, dem Pastor Raguse aus Gudow, nach Golmbach gegangen, um daselbst einen Bruder des ersteren, der dort Förster ist, zu besuchen. Während sie die Ankunft des Försters in dessen Wohnung erwarteten, machte sich Pastor Meyer mit einem Gewehr zu schaffen, das sich plötzlich entlud. Die ganze aus Rehposten bestehende Ladung drang dem Pastor Raguse in den Rücken und führte nach 5 qualvoll verlebten Stunden den Tod des Verletzten herbei.
- Das Räthsel des Geldregens in der Zimmerstraße zu Essen, von dem vor einigen Tagen berichtet worden ist, hat seine endgültige Lösung gefunden. Ein Dienstmädchen, das seine Herrschaft bestohlen hatte und infolge von Gewissensbissen das entwendete Geld zurückerstatten wollte, ohne sich bloßzustellen, ist die Urheberin des Zaubers gewesen, der sie jedoch nicht vor Strafe schützen wird.
- Schloß Rohnstock in Schlesien, wo soeben die Kaiserbegegnung stattgefunden hat, war für diese Tage mit dem Opernhaus in Berlin telephonisch verbunden. Graf Hochberg hatte am vorigen Sonntag von Rohnstock aus eine Probe angestellt; der Chor, das Orchester und die Soli wurden vollkommen deutlich gehört.
- Die Stadt München trifft besondere Vorbereitungen zur Feier des 90. Geburtstages des Grafen Moltke. Sie wird demselben einen silbernen Lorbeerkranz überreichen lassen, auf dessen Blätter die Siege Moltkes eingraviert sind.
- Für den Empfang des deutschen Kaisers am 1. October in Wien ist von Seite der Gemeinde eine reiche Ausschmückung der Straßen, durch welche der Einzug erfolgt, projectirt. Der deutsche Kaiser wird auf dem Nordwestbahnhof anlangen und sich durch den oberen Theil der Taborstraße, die Kaiser Josefstraße, über den Praterstern, durch die Praterstraße, über die Aspernbrücke, die Ringstraße, durch die Babenbergerstraße und Mariahilferstraße nach Schönbrunn begeben. Die dekorative Ausstattung der Straßen wird aus Triumphbogen bestehen und aus auf hohen Masten angebrachten Flaggen und Fahnen, welche an vielen Stellen durch Wimpelketten verbunden sind. An den Fahnenmasten werden Schilder mit dem österreichischen, deutschen, mit dem Wappen der Stadt Wien und dem von Niederösterreich angebracht. Als Fahnenfarben wurden gewählt Schwarz=Weiß=Roth, Schwarz=Gelb und Weiß=Roth. Die Flaggen werden die Farben Schwarz=Gelb, Roth=Weiß, Blau=Weiß und Blau=Gelb tragen. Es wird erwartet, daß auch die Häuser jener Straßen, durch welche sich der Zug bewegt, von Seiten der Hausbesitzer und Anwohner entsprechend decorirt werden, und soll, wie verlautet, von Seite des Bürgermeisters ein Aufruf in dieser Richtung erlassen werden. Das Programm für den Aufenthalt des Kaisers in Wien ist endgiltig noch nicht festgestellt, doch steht fest, daß der Kaiser nach kurzem Aufenthalt in Wien mit dem Kaiser Franz Josef zur Jagd nach Steiermark geht und dann für kurze Zeit wieder nach Wien zurückkommt.
- Die Aussicht vom Eiffelthurm ist in diesem Jahre für den Beschauer fast die nämliche, für den Actionär aber eine sehr veränderte: nach dem fetten Jahre folgen die magern, das Sensationswunder ist zum alten Eisen geworden. Die Einnahmen der in kurzem zu Ende gehenden Saison werden im Ganzen auf ca. 665,000 Francs veranschlagt, die Betriebsausgaben erfordern 350,000 Francs. Es sind aber außerordentliche Ausgaben im Betrage von ca. 300,000 Francs für Reparaturen zu decken, welche, wenn man sie sofort abschreibt, den Saldo auf 15,000 Francs verringern. Im nächsten Geschäftsjahr wird man möglicherweise mit einem Deficit rechnen müssen, diesmal hat man vorsorglich noch einen Vortrag aus dem Ausstellungsjahre in Höhe von ca. 168,000 Francs reservirt, so daß der Besitzer einer Actie immerhin etwa 9 Francs Dividende erhalten könnte.
- Bei den italienischen Eisenbahnen wird die Einführung des Zonentarifs erörtert.
- Der italienische Major Casati soll von dem Verleger Buchner in Bamberg 100 000 Franken für sein Werk über Afrika erhalten haben.
- Der Prinz Georg von Wales, zweitältester Sohn des englischen Thronfolgers, wurde in Montreal auf einem Spaziergange in Civil mit zwei Begleitern von 5 Strolchen angegriffen, weil der Prinz sich weigerte, Geld herzugeben. Die Begleiter streckten 5 Strolche mit Faustschlägen zu Boden. Der sechste rief nach der Polizei, um den Anschein zu erwecken, als seien sie von jenen angegriffen worden. Trotz aller Einwendungen mußte der Prinz mit auf die Wache, wo er dann allerdings sofort freigelassen wurde.


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