No. 53
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 11. Juli
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 53 Seite 1]

Publicandum.

         Auf Allerhöchsten Befehl soll im Fürstenthum Ratzburg für das Jahr vom 1. Juli 1890 bis dahin 1891 zur Deckung der Kosten des Landesfonds, sowie des dem Fürstenthume an den Bundeslasten obliegenden Antheils nach dem unterm 4. October 1853 erlassenen und durch den Officiellen Anzeiger Nr. 13 publicirten Edikte eine Steuer erhoben und damit fördersamst angefangen werden, welcher zur allgemeinen Nachachtung und mit dem Anfügen bekannt gemacht wird, daß

der 10. Juli 1890
als Normaltag

für die Bestimmung des status quo, wonach die Steuer zu bezahlen, festgesetzt ist.
Diejenigen Landesbewohner, deren Gesellen und Dienstboten ihr Geschäft resp. ihren Dienst vor Erhebung der Steuer verlassen, haben von denselben die edictmäßige Steuer zurückzubehalten und am Zahlungstage, der demnächst bekannt gemacht werden wird, mit zu berichtigen.
Schönberg, den 7. Juli 1890.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
I. V.: H. Spieckermann.
                                                    Koeppen.


Kaiser Wilhelm verließ am Sonnabend Nachmittag mit dem deutschen Geschwader Christiania wieder und trat mit günstigem Winde die Weiterreise nach der alten Stadt Bergen, die er auf der vorjährigen Nordlandreise schon flüchtig besuchte, an und ist am 9. Juli dort angekommen. An den Tagen seines Aufenthalts in Christiania hatten Kaiser Wilhelm und König Oskar täglich Ausflüge in die Umgebung unternommen, auf welchen die Majestäten von der Bevölkerung aufs Herzlichste begrüßt worden waren. Sonnabend Vormittag 11 Uhr begaben sich der Kaiser, der König und Kronprinz Gustav von Schweden auf das deutsche Geschwader und besichtigten die Schiffe "Baden", "Oldenburg" und "Irene". Nach einem Frühstück auf der Yacht "Hohenzollern" erfolgte die Verabschiedung und unter Kanonendonner und tausendstimmigen Hochrufen ging das Geschwader in See. Der Kaiser grüßte von der Commandobrücke ununterbrochen, bis die Schiffe den Hafen verlassen hatten.
Kaiserwetter ist's nicht, was den Kaiser Wilhelm auf seiner Reise in Norwegen begleitet; es regnet und stürmt viel und es ist kalt und frostig, die Aufnahme aber des Kaisers bei Fürst und Volk ist herzlich und warm; Respekt haben sie alle. König Oskar äußerte jüngst: "Krieg gegen Deutschland führe ich niemals, ich bleibe neutral, wenn es einmal zu bösen Dingen kommen sollte." Er dachte wahrscheinlich an die bedenkliche Nachbarschaft Deutschlands, an Rußland und Dänemark. Ein andermal unterhielt sich der König mit einem deutschen Berichterstatter über den Fürsten Bismarck. "Nur einen halben Tag möchte ich ungestört mit ihm zusammen sein," sagte er und schloß nachdenklich: "Was war Preußen und Deutschland, als er sein Regiment antrat und wie steht Deutschland jetzt da!" Der König scheint seine eigenen Gedanken über ihn zu haben.
Noch toller als das Gerücht, nach dem Kaiser Wilhelm auf seiner Reise nach Kiel in Schwarzenbeck bei Friedrichsruh mit dem Fürsten Bismarck im tiefsten Inkognito conferirt haben sollte, ist ein anderes, das s. Z. in der Umgegend von Einbeck umlief. Es besagte, Frankreich habe dem Fürsten 2 Millionen geboten, wenn er in Frankreichs Dienste trete. Das Tollste aber war, daß es geglaubt und versichert wurde, der Fürst habe das Anerbieten angenommen und deshalb dem Kaiser sein Abschiedsgesuch eingereicht.
Vom Fürsten Bismarck war neulich von einigen Zeitungen berichtet worden, er würde zu einem Vertrage, wie der deutsch=englische, nie seine Feder gereicht haben. In den "Hamburger Nachrichten" wird jetzt mitgetheilt, daß der Fürst sich ganz anders geäußert habe, und zwar: "Dieser Austausch müsse der Befestigung der Beziehungen zwischen England und Deutschland zugute kommen; der Wunsch Deutschlands, mit England befreundet zu bleiben, werde dadurch aufs neue bekundet." Die "Hamb. Nachr." denen obige Mittheilung entnommen sind, stellen ferner fest, daß seit der Entlassung des Fürsten Bismarck eine politische Correspondenz irgendwelcher Art der amtlichen Stellen in Berlin mit dem Fürsten überhaupt nicht stattgefunden hat.
Nach einer Mittheilung des Breslauer Vereins zum Schutz des Handels und Gewerbes soll sich der Kaiser nachdrücklich für Auflösung der Offizier=Consumvereine ausgesprochen haben.
Die Blicke Deutschlands sind auf das Berliner Schützenfest gerichtet, dem die Blätter der Hauptstadt sympathische Artikel widmen. Der Grundton in allen ist der gleiche. Man stimmte darin überein, daß ein deutsches Bundesschießen heute nicht mehr die politische Bedeutung wie zu jener Zeit hat, da Herzog Ernst von Coburg in der grauen Joppe zu der schwarz=roth=goldenen Fahne schwor, daß aber die Schützenfeste zur Verbrüderung und Verständigung

[ => Original lesen: 1890 Nr. 53 Seite 2]

der Nationen unter einander nicht ohne Werth sind. Allen Gästen gegenüber liebenswürdig, haben die Berliner, zumal die Oesterreicher, die Italiener und die Nordamerikaner mit besonderer Herzlichkeit empfangen.
Vom 1. Oktober ab soll, wie einzelne Blätter melden, in Berlin eine größere konservative Zeitung herausgegeben werden, deren Tendenz genau dem Willen des Kaisers entsprechen wird. Unterhandlungen behufs Anstellung von Redakteuren und Verwaltungsbeamten haben bereits stattgefunden.
Aus Metz wird berichtet, daß die dortigen beiden Dragoner=Regimenter 9 und 13 im Herbst nach dem Innern Deutschlands verlegt und durch ein Husaren= und ein Dragoner=Regiment ersetzt werden sollen.
In Berlin eingelaufene Telegramme aus Kopenhagen wollen wissen, daß die Verlobung des Prinzen Christian von Dänemark mit der Prinzessin Margarethe von Preußen in Aussicht steht.
Neue russische Chikanen werden aus Königshütte gemeldet. Die russische Regierung verbot nämlich den Kindern deutscher, jenseits der Grenze wohnender Familien, welche diesseitige Schulen besuchen, deutsche Schulbücher mit nach Hause mitzubringen, wodurch der Unterricht natürlich lahmgelegt wird.
In diplomatischen Kreisen wird versichert, daß zwischen Paris und Petersburg über ein russisch=französisches Bündnis unterhandelt werde.
Der Politik willen und um es mit dem Zaren nicht zu verderben, bedachte das Pariser Zuchtpolizeigericht die jüngst verhafteten Nihilisten mit ziemlich schweren Strafen. Obgleich den Angeklagten absolut nicht zu beweisen war, daß sie verbrecherische Absichten gehabt hätten, wurden dieselben mit Ausnahme von zwei Frauen zu 3 Jahren Gefängniß und je 200 Franken Geldbuße verurtheilt. Die Verteidiger der Angeklagten hatten sich über die Zustände sehr kräftig geäußert, aber die Journale verschweigen diese Ausführungen gänzlich.
In der russischen Presse wird in letzter Zeit wieder häufiger der Meinung Ausdruck gegeben, daß ein Congreß das einzige Mittel wäre, um einem Kriege vorzubeugen. Das "Nowoje Wremja" führt aus, das die fernere Gestaltung der europäischen Politik hauptsächlich von dem bevorstehenden Besuche Kaiser Wilhelms in Petersburg abhängen werde.
Nach römischen Berichten soll der Gesundheitszustand des Papstes sich verschlechtert haben und die Körperschwäche sehr groß sein. Die Klarheit seines Geistes sei aber bewundernswerth.
Aus London wird gemeldet, daß das englische Oberhaus in erster Lesung die Abtretung Helgolands genehmigt habe. Die zweite Lesung ist auf Donnerstag angesetzt.


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Anzeigen.

Zum öffentlich meistbietenden Verkauf des zum Nachlasse des wail. Kürschnermeisters Wilh. Gartz hieselbst gehörigen, an der Siemzerstraße sub Nr. 92 allhier belegenen, aus Steinfachwerk unter Ziegeldach erbauten und von dem jetzt geisteskranken Kürschnermeister Bernhard Gartz hieselbst bisher bewohnten Hauses c. p. ist, nachdem bereits ein Gebot von 8000 M. für dasselbe abgegeben worden, ein Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 22. Juli d. Js.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Gerichte angesetzt, zu welchem Kaufliebhaber mit dem Bemerken hiermit geladen werden, daß die Verkaufsbedingungen 14 Tage vor dem Termine auf der Gerichtsschreiberei zur Einsicht der Kaufliebhaber bereit liegen.
Schönberg, den 22. Juni 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    E. Breuel, Act.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuches über die zu Lankow sub Nr. 4 belegene Büdnerstelle c. p. des Schneiders Wilhelm Faasch daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Abschied erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 8. Juli 1890.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In der Nacht vom 6/7. Juli 1890 sind in Palingen folgende Gegenstände entwendet worden:
          1. ein neues braunes Jackett,
          2. ein altes graues Jackett,
          3. ein schwarzer Filzhut,
          4. zwei Hemden gez. W. O.,
          5. ein Hemde gez. I. O.,
          6. ein Pfund Butter,
          7. 24-28 Eier mit Kiepe,
          8. ein Taschenmesser mit einer Klinge, Korkzieher und schwarzer Schale,
          9. zwei Flaschen Cognac,
        10. einige halbe Flaschen Wein und
        11. 20 Mark in Silber und Nickel.
Um Vigilanz und Benachrichtigung wird gebeten.
Neustrelitz, den 9. Juli 1890.

Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.
                                                    Seyberlich.


In dem Konkursverfahren über den Nachlaß des Pferdehändlers H. Wigger zu Schönberg soll eine Abschlagsvertheilung erfolgen. Dazu sind 7000 Mark verfügbar. Zu berücksichtigen sind 388,48 M. bevorrechtigte und 21 003,42 M. nicht bevorrechtigte Forderungen.
Schönberg i/M., den 10. Juli 1890.

                                                    Der Konkursverwalter
                                                    Rechtsanwalt H. Fölsch.


Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Kommission macht hiedurch auf die Bestimmungen in den §§. 89 und 91 der Wehr=Ordnung vom 22. November 1888, betreffend die Nachsuchung der Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Militärdienste und den Nachweis der dazu erforderlichen wissenschaftlichen Befähigung, mit dem Bemerken aufmerksam, daß die Herbstprüfungen in der zweiten Hälfte des Monats September stattfinden werden, und daß Gesuche um Zulassung zu dieser Prüfung bis zum 1. August d. J. angebracht werden müssen.
Schwerin, den 7. Juli 1890.

Großherzoglich Mecklenb. Prüfungskommission für Einjährig=Freiwillige.


Möbelversicherungs=Verein im Fürstenthum Ratzeburg.

Der einfache Beitrag ist statutengemäß bis zum 1. August d. J. an die Kreisvorsteher zu entrichten.
Schlags=Resdorf, den 4. Juli 1890.

                                                    Der Vorstand.


Dr. med. Dotzauer,
Spezialarzt für Hautkrankheiten.
Sprechstunden: 8 1/2-9 1/2 und 3-5 Uhr,                          
                          an Sonn= und Festtagen 8 1/2-9 1/2 Uhr.
Lübeck, Beckergrube 89.


Verkehrs=Schule
bereitet sicher zu Postgehilfen und Bahnaspiranten vor. Prospekte gratis.
Dir. Schulze, Kellinghusen i/Holst.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 53 Seite 3]
Produkte der Maschinenfabrik Lehnigk      

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Auswahlsendungen franko.


Am 27. Juni, Nachmittags ist am südlichen Eingang der Kirche ein schwarzseidener Regenschirm mit gelber Krücke versehentlich fortgenommen worden. Der jetzige Inhaber wird ersucht, ihn in der Exp. d. Bl. umgehend abzugeben.


Dach=Pfannen,
Thon=Röhren,
Dach=Pappen,
Steinkohlen=Theer,
Holz=Theer,
Carbolineum Avenarius,
Mauersteine,
Kalk,
Gyps,
Cement,
Bretter,
Bauholz etc. etc.
empfiehlt in prima Waare

                                                    Chr. Vollmar,
                                                    Ratzeburg i. L.


Eine edle hannoversche Stute hellbraun mit Stern 1,69 m, 2 1/2 Jahr, ist mir zum Verkauf übergeben worden.

                                                    Th. Seemann, Thierarzt.
                                                    Ratzeburg i. Lauenburg.


Unbefugten ist das Mähen der Grasungschneckenfelde auf dem Schneckenfelde bei Strafe gerichtlicher Ahndung verboten, da solche verpachtet ist.

Zarnewenz.                                                     Hauswirth Boye.


Außerhalb Lübecks wohnende
Schüler,

welche hiesige Schulen besuchen, können in meinem Hause, Schloß Rantzau, Parade 1,
Pension,  sowie Nachhülfestunden und Privatunterricht erhalten.

Lübeck.                                                     Frau Dr. Riege.


Junge Mädchen, welche sich ihrer weiteren wissenschaftlichen oder häuslichen Ausbildung wegen in Lübeck aufhalten wollen, finden zu Michaelis resp. früher, liebevolle Aufnahme im Hause einer früheren Lehrerin. Beste Referenzen. Näheres u. d. Adresse: A. R. Antonistraße 3 part. Lübeck.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 53 Seite 4]

Travemünder Rennen
den 1. und 3. August 1890.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.


Agentur der Mecklenburgischen Bank in Schwerin
für Schönberg und Umgegend. Spar= und Capital-Einlagen werden z. Zt. verzinst:

1. gegen Sparbücher der Bank mit dreieinhalb pro Cent;
2. gegen Schuldverschreibungen der Bank je nach der Kündigungsfrist mit dreieinhalb, zweieinhalb und zwei pro Cent;
3. im Baar=Conto=Corrent mit zwei pro Cent.
Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit und übernimmt Baukcommissionsgeschäfte aller Art zu billigen Bedingungen.

Schönberg i. M.                                                     Wilh. Schrep.


Bureau für Rechtshülfe
von Rechtconsulent Goldberg in Berlin Brunnen-Strasse 17.
Uebernahme von Klagen, Einziehung von Forderungen. Vertretung vor dem Berliner königl. Amtsgerichten, Anstellung und Ermittelungen, sowie Auskunftsertheilungen jeder Art.


Am Sonntag, den 13. d. Mts. von 4 Uhr Nachmittags an,

Fortsetzung des Gewinnschießens.
Abends Vertheilung der Silbergewinne.
Schönberg, den 11. Juli 1890.                                                                              
Der Vorstand der Schützenzunft.


Boye's Garten.
Am 22. Juli

Zur Feier des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Erbgroßherzogs

Grosses
Cavallerie-Concert

ausgeführt von dem auf der Kunstreise befindlichen Trompeterchor des K. S. 1. Husaren=Reg. Nr. 18. aus Großenhein unter Leitung seines Königlichen Musikdirigenten Herrn Alwin Müller.
Specialität: Benutzung der in der Oper "Aida" vorgeschriebenen Originaltrompeten. Märsche, ausgeführt mit den nur bei der Sächsischen Cavallerie geführten Feldtrompeten.

Entrèe 60 Pfg.
Billets im Vorverkauf 50 Pfg.

Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im Saale statt. Nach dem Concert:

Ball.


Am Sonntag, den 13. und Montag, den 14. d. M., findet bei mir ein

Scheiben-Schiessen

nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine geehrten Freunde und Gönner ergebenst einlade.
Auf einen Satz von 3 Schüssen fällt nur 1 Gewinn.

Am Montag Abend Ball.
                                                    Lohse, Wittwe.
                                                    Herrnburg.


Zu dem am Sonntag, den 13. und Montag, den 14. ds. Mts. bei mir stattfindenden

Scheiben-Schiessen

lade ich ganz ergebenst ein.

                                                    Frau Holst, Neue Welt.

Am Montag Nachmittag Concert und Abends Tanz.


Die Inhaber von Tombola=Loosen verweisen wir auf die der heutigen Nummer dieses Blattes beigegebenen Gewinnliste. - Die Gewinne sind bis zum 9. August d. Js. beim Cigarrenfabrikanten Rieckhoff in Empfang zu nehmen; die bis dahin nicht abgeforderten Gegenstände werden zu Gunsten der Schützenkasse verauctionirt.
Schönberg, den 11. Juli 1890.

Der Vorstand der Schützenzunft.


Am Sonntag, den 13. d. M., verreise ich auf ca. 4 Wochen. Mein Vater und Herr Dr. Dethloff werden mich während der Zeit in meiner Praxis vertreten.

                                                    Dr. Max Marung.


Für die uns bewiesene Theilnahme bei der Beerdigung meines unvergeßlichen Mannes und unseres lieben Vaters, des

Hauswirths Gustav Westphal

zu Kl. Bünsdorf, sagen Allen den innigsten Dank.
Kl. Bünsdorf, den 9. Juli 1890.

                                                    Elise Westphal und Kinder.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 13. Juli.

Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
 Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und ein Illustrirtes Beiblatt Nr. 28.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 53 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 53 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 11. Juli 1890.


- Schönberg. Wie verlautet, ist in diesen Tagen von dem Hohemeiler Jagdgebiet das Stück rechts von der Schönberg=Selmsdorfer Chaussee bis über Sülsdorf und Zarnewenz hinaus an einen Hamburger Kaufherrn für die Summe von 800 M. jährlich verpachtet worden. Die Vereinbarungen werden natürlich erst dann perfect, wenn das Kammer= und Forst=Kollegium zu Neustrelitz die Zustimmung gegeben hat. Wie es weiter heißt, beabsichtigt der Pächter in den ersten Jahren größere Summen zu opfern, um den Wildbestand in jeder Beziehung zu erhöhen.
- Ludwigslust, 7. Juli. Heute Nachmittag verbreitete sich hier das Gerücht, auf der Hamburger Chaussee sei ein Mord begangen. Der Chausseewärter Dau hatte gemeldet, im Canal an der Kummerschen Brücke liege ein halbentkleideter Mensch, es seien auch Blutspuren bemerklich. Leider hat die vom Amtsgericht eingeleitete Untersuchung die Thatsache bestätigt. Der Ermordete heißt Baetke. Er war früher Erbpächter in Alt=Karstädt und wohnt erst seit kurzem hier. Man sagt, er sei gestern spät in einer hiesigen Wirthschaft gewesen, dort habe er eine Summe Geldes (300 Mk.) bei sich geführt, sei um 2 Uhr fortgegangen. Der Schädel ist ihm eingeschlagen, das Geld, die Uhr und der Rock fehlen. Die Leiche ist hierher gebracht. Die Erregung in der Stadt ist allgemein und groß. Hoffentlich gelingt es, den Thäter zu fassen. - Wegen Verdacht, den Mord an den Pferdehändler Baetke verübt zu haben, ist heute Abend der Schlachter Maddaus gefänglich eingezogen. Derselbe soll mit dem Ermordeten den letzten Abend zusammen gewesen, auch mit ihm fortgegangen sein.
- Friedrichsruh, 8. Juli. Heute Mittag gegen 1 Uhr traf eine Deputation von 22 Newyorker Independent=Schützen hier ein. Dieselbe wurde vom Oberförster Lange empfangen und nach dem Schlosse geleitet. Nachdem der Präsident Weber dem Fürsten Bismarck für die Erlaubniß, ihn zu besuchen, gedankt hatte, hieß der Fürst die Schützen herzlich willkommen und gab seiner Freude über die guten Beziehungen zwischen Deutschland und Amerika Ausdruck, welche weder durch Samoa noch durch die Karolinen gestört werden könnte. Fürst Bismarck lud die Herren zum Frühstück ein, welches fast drei Stunden währte und in heiterster Stimmung verlief. Nach Aufhebung der Tafel gab der Fürst seinen Gästen das Geleite bis zur Sägemühle und verabschiedete sich von ihnen in herzlichster Weise.
- Einen gleich enormen Bahnverkehr, wie den am letzten Sonnabend hat Berlin lange nicht erlebt. Dutzende von Extrazügen brachten Schützen und Festgäste für das deutsche Bundesschießen, während Tausende von Berliner am gleichen Tage, dem Beginn der großen Sommerferien, mit Kind und Kegel die Stadt verließen, um sich in die Sommerfrischen zu begeben.
- Die amerikanischen Schützen, auf welche sich augenblicklich das Hauptinteresse des Berliner Publikums concentrirt, gehören der reichsten Schützengilde der Welt an, denn dieselben verfügen über ein Vereinsvermögen von rund 28 Millionen Dollars, ein Vermögen, welches eben nur unter amerikanischen Verhältnissen zu sammeln möglich gewesen ist. Die in Berlin anwesenden Newyorker Schützen, insgesammt reiche Männer, unter denen sogar mehrere Millionäre vertreten sein sollen, machen die Schützenfahrt auf Kosten ihrer Gilde und sind seitens des Schatzamtes derselben angewiesen worden, in keiner Weise zu sparen, sondern die Deutschen der Vereinigten Staaten Nordamerikas im Mutterland würdig zu repräsentiren. Auch die Familien, welche einige Schützen mit sich führen, reisen auf Kosten der Newyorker Gilde. Ein kleines Festessen, welches die Amerikaner gleich nach ihrer Ankunft in der Banketthalle des Festplatzes gaben, kostete mehrere Tausend Mark.
- In Wiesbaden bildet augenblicklich das allgemeine Stadtgespräch das Verschwinden des Inhabers des Lotterie= und Bankgeschäftes Fischer & Co. Krüger, der den Hauptvertrieb der Schloßfreiheit=Lotterieloose hatte. Krüger nahm die Gelder für die verkauften Loose ein, verabfolgte aber den Käufern nur Interimsscheine, nicht Originalloose. Unter den benachtheiligten zahlreichen Spielern der Schloßfreiheit=Lotterie herrscht natürlich große Aufregung und bei der Polizei laufen fortwährend massenhaft Anzeigen ein. Krüger war früher Kellner. Seine Wirthin verliert 2500 Mk., welche sie ihm als Einlage ins Geschäft vorgeschossen hat; außerdem macht sie Ansprüche auf einen Antheil an einem angeblichen Lotteriegewinn Krügers von 75 000 Mark.
- Wie aus Düsseldorf gemeldet wird, wurde die Leiche eines zwölfjährigen Mädchens aus dem Nachbardorf Flehe mit durchschnittenem Halse und aufgeschlitztem Unterleibe in einem benachbarten Kornfelde aufgefunden. Die Ermordete war nach der Apotheke geschickt worden.
- Fünf chinesischen Artillerieoffizieren, die in Rendsburg von ihrem Diener, einem Schleswig=Holsteiner, um Goldsachen und Pretiosen im Werthe von 12 000 Mk. bestohlen wurden, ließ Kaiser Wilhelm, nach den "Fl. N.", den gesamten Betrag für die entwendeten Effekten aus seiner Schatulle überweisen.
- Dem "M. T." wird berichtet: Als am letzten Sonntag Abend gegen 7 Uhr einige Bewohner von Glashagen bei Kleinen auf dem Felde spazieren gingen, sahen sie aus der Ferne hoch oben in der Luft eine scheinbar lebende Männergestalt mit ausgebreiteten Armen auf sich zuschweben. Der Leute bemächtigte sich ein nicht geringes Entsetzen, das sich noch steigerte, als die räthselhafte Gestalt nicht weit von ihnen den Boden erreicht hatte und sich nur langsam weiterbewegte. Die Männer wagten sich aber doch näher heran und fanden nun ein aus dünnem Kautschukgummi hergestelltes, etwa 3 Meter hohes Fabrikat, das irgendwo mit leichtem Gas gefüllt und in die Lüfte gesandt war. Die Figur stellt einen martialischen Franzosen dar.
- Wie aus Kempten berichtet wird, liegt in den Algäuer Hochalpen frischer Schnee. Die Temperatur ist sehr abgekühlt.
- Welche Wetterpropheten werden Recht behalten? die moderne Hamburger Wetterwarte oder der uralte Siebenschläfer, oder Eiche und Esche des Waldes? Die Wetterwarte versicherte dieser Tage daß das Gebiet hohen Luftdruckes, welches Oesterreich und das östliche Deutschland umfaßte, sich über das ganze südwestliche Europa ausgebreitet habe, so daß anhaltend trockenes, ruhiges und warmes Wetter zu erwarten sei. Der Siebenschläfer dagegen ist mit Regengüssen ins Land gekommen und seitdem regnet es fast jeden Tag, hoffentlich nicht 7 Wochen. Schon im Frühjahr traten Propheten auf, die einen nassen Sommer verkündigten, weil die Eiche vor der Esche getrieben hat, und eine alte Wetterregel sagt: "Treibt die Esche vor der Eiche, hält der Sommer große Bleiche; treibt die Eiche vor der Esche, halt der Sommer große Wäsche!"
- Bei den heftigen Stürmen, die seit einigen Tagen auf der Nordsee wüthen, sind viele holländische Fischerboote mit ihren Insassen untergegangen.
- Gretna=Green ist ein Ort in Schottland, berühmt als Zufluchtsort derer, die ohne Zustimmung ihrer Eltern oder Vormünder eine Ehe schließen wollen. Auch Deutschland hatte bisher einen sol=

[ => Original lesen: 1890 Nr. 53 Seite 6]

chen Zufluchtsort und zwar in der Insel Helgoland, wie u. A. aus den folgenden Bemerkungen des von der "Pall Mall Gazette" nach der Insel entsandten Correspondenten hervorgeht: "Der erste Steuermann des "Cuxhafen," mit dem ich eine lange Unterhaltung pflog, sagte mir lachend, wie leid es ihm thun würde, wenn die Insel an Deutschland abgetreten würde. "Weil," sagte er, "wir nicht länger von den jungen Paaren, die nach Helgoland gehen, um dort getraut zu werden, mit Champagner traktirt werden dürften." "Warum gehen sie dorthin, um getraut zu werden?" fragte ich. "Was, das wissen Sie nicht? Nun, wenn die Eltern ihre Zustimmung zu einer Heirath verweigern, brauchen die jungen Leute nur nach Helgoland zu reisen, wo sie weder einen Erlaubnisschein, noch Papiere brauchen. Im vorigen Jahr gingen 93 Paare nach Helgoland, um dort getraut zu werden."
- Eine Französin, namens Charboneau, welche jüngst in Paris gestorben ist, vermachte den Wohlthätigkeitsanstalten zu Moskau 280 000 Rubel. Die Stadtverwaltung sprach ihren Dank den Erben der Dame aus, welche in Rußland gelebt und dort ihr Vermögen erworben hat.
- Canden Place, die Villa in Chislehurst, Napoleon III. letzte Residenz, wurde unter der Hand an einen Bauunternehmer veräußert, der die Villa niederreißen lassen und das Grundstück nebst dem anstoßenden Park in Baustellen verwandeln will.
- In einer Stadt der italienischen Provinz Pavia schlug der Blitz in die Kirche während des Gottesdienstes ein, erschlug beide amtierenden Priester und verwundete viele Andächtige schwer.
- Auch Bilder, nicht nur Bücher, haben ihr Schicksal. Ein Bild des Pariser Malers Meissonier, Napoleon mit seinem Generalstab im unglücklichen Winter 1814 auf dem Rückzuge darstellend, das s. Z. mit 70 000 Francs bezahlt worden war, ist kürzlich für 856 000 Francs in die Hände eines Amerikaners übergegangen.
- Kindlich. Trudchen: "Sag, Mama, Onkel Theodor sprach gestern soviel von Gesichtspunkten, - meinte er damit Sommersprossen?"


Schwer gebüßt.
Eine Erzählung von Filipp Moreno.
                                                    Schluß.                                                    (Nachdruck verboten.)


[ => Original lesen: 1890 Nr. 53 Seite 7]

Beilage
zu Nr. 53 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. Juli 1890.


Gewinn-Liste
zur
Tombola am 2. Königschußtage 1890.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

[ => Original lesen: 1890 Nr. 53 Seite 8]

Gewinn-Liste
zur
Tombola am 2. Königschußtage 1890.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

[Fortsetzung]

 

 


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