No. 48
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. Juni
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 48 Seite 1]

Antragsmäßig soll über die zu Lankow sub Nr. 4 belegene Büdnerei c. p. des Schneiders Wilhelm Faasch daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 8. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 21. April 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Steckbrief.

Gegen den Schuhmacher August Heitmann (oder Gustav Hieltmar) aus Schlesien, welcher flüchtig ist und sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das nächste Amtsgerichts=Gefängniß abzuliefern und von der Verhaftung schleunigst Nachricht hierher zu geben.
Neustrelitz, den 14. Juni 1890.

Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
H. Götze.

Besondere Kennzeichen:

Tätowirung auf dem Arm unterhalb des Ellenbogengelenkes, bestehend aus einem Kranz aus Blättern, worin sich 2 über Kreuz liegende Hammer mit Stielen von blauer Farbe befinden.


Auctionsanzeige.

Am Freitag, den 27. Juni d. J., Vorm. 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Lenschow in Selmsdorf die Nachlaßsachen der Busch'schen Eheleute in Bardowiek öffentlich meistbietend gegen Barzahlung verkauft werden, als namentlich:

3 Stand Betten, 3 Bettstellen, Leinen, und Leinenzeug, 1 gr. Kleiderschrank, Tische, Stühle, Koffer, Laden, Wanduhr, Küchenschrank u. Küchengeräth, 3 Kessel, Ackergeräthschaften, Küben, Säcke, 1 Ziehwagen, 1 Schiebkarre, Mannes= und Frauenkleider, 2 Ziegen, 2 Schafe, 1 Lamm, kleingem. Holz und 1 Rest Torf, Heu, circa 80[]R. Kartoffelpflanzung, etwas Gemüse und was sonst vorhanden.
Vieh, Feuerung, Heu, Kartoffeln und Gemüse sind vor der Auction zu besichtigen, da diese Gegenstände an Ort und Stelle verbleiben, in Selmsdorf aber verkauft werden.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Holz=Auction.

Am Donnerstag, den 26. d. Mts., Vormittags 10 1/2 Uhr anfangend, sollen durch den Unterzeichneten auf der Lastadie, Platz VI

ca. 2500 Dutz. ebenkantige und

Wahlbretter

in öffentlicher Auction meistbietend verkauft werden.
Verzeichnisse sind an Ort und Stelle sowie schon jetzt beim Unterzeichneten kostenfrei zu erhalten.
Lübeck, den 17. Juni 1890.

                                                    G. Olrogge,
                                                    beeid. Auctionator.


Verkauf eines Grundstückes.

Mit Zustimmung der interessirten Hypothekgläubiger werde ich am

Sonnabend, den 28. Juni d. J., Vormittags 10 Uhr

im Gastwirth Boyeschen Hause zu Schönberg mein an der Siemzerstraße hieselbst belegenes Wohnhaus c. p. öffentlich meistbietend verkaufen lassen und soll dem Meistbietenden der Zuschlag sofort in diesem Termin ertheilt werden. Die Verkaufsbedingungen können vom 23. d. Mts. ab bei mir eingesehen werden.
Das Grundstück, in bester Lage der Stadt gelegen, besteht aus:

a. einem zweist. mass. fast neuen Wohnhause;
b. einem Hintergeb. mit Waschk., Wagenschauer u. Holz= pp. Ställen;
c. einem groß. mass. neu erb. zweist. Pferdestall, welch letz. mit Leichtigk. zur Wohn. umgeb. werden kann, u.
d. circa 7 Schffl. Aussaat Ackerland.
Dieses sich zu jedem Geschäftsbetr. als auch als Privath. vorz. eignende Grundstück ist deshalb zum Ankauf best. empf.
Schönberg i/M., den 16. Juni 1890.

                                                    Frau Wigger, Marie geb. Bohnhoff.


Auf dem Forsthofe zu Schlagbrügge sollen am Dienstag, den 1. Juli d. J., von Morgens 9 Uhr an in öffentlicher Auction gegen Baarzahlung verkauft werden:

Sämmtliche Mobilien, Haus= und Küchengeräth, Bettzeug, 1 Zeugrolle, 1 Decimalwaage, 2 Paar Siehlen, davon 1 Paar gut erhaltener Kutschsiehlen, eine bedeutende Partie sehr starker und gut erhaltener Reckschlethe, 3 Schafe, 16 Hühner und was sich sonst noch vorfindet.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 48 Seite 2]

Die "Nachrichten" erscheinen täglich mit Ausnahme der Sonn= und Festtage.
Die "Nachrichten" bringen täglich als Gratis=Beiblatt die Amtlichen Mecklenb. Anzeigen, welche das officielle Publicationsorgan der Mecklenb. Behörden sind und in welchen auch alle Bekanntmachungen über Holz=Auctionen zum Abdruck gelangen.
Die "Nachrichten" können bezüglich der Reichhaltigkeit an politischen und Tagesnachrichten sich getrost jedem andern Blatte zur Seite stellen.
Ein umfangreiches Depeschenmaterial, durch die günstige Versendungszeit unterstützt, setzt die Zeitung in den Stand, hinsichtlich Schnelligkeit der Mittheilungen der täglichen Ereignisse an ihre Leser sogar mit den Berliner Zeitungen concurriren zu können.

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Einladung zum Abonnement auf die
Mecklenburger Nachrichten
mit den "Amtl. Meckl. Anzeigen" u. in eigener Officin hergestelltem "Illustrirt. Sonntagsblatt."
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Die "Nachrichten" haben Correspondenten in allen Städten und größeren Orten Mecklenburgs.
Die "Nachrichten" bringen umfassende zum Theil telegraphische Nachrichten über Börse, Handel u. Schifffahrt, sorgfältigste Notiz aller Preisbewegungen landwirtschaftl. Producte u. Bedürfnisse.
Die "Nachrichten" wenden dem unterhaltenden Theil, den Fortschr. in Literatur, Kunst und Wissenschaft besondere Aufmerksamkeit zu.
Die "Nachrichten" sind die billigste der in gleichem Umfange erscheinenden Mecklenb. Zeitungen; sie kosten

vierteljährlich Mk. 3.75 incl. Postaufschlag.

Inserate in den "Nachrichten", deren Auflage fortwährend im Steigen begriffen ist, finden weiteste Verbreitung.

Redaction u. Verlag der Mecklenburger Nachrichten"
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Schwerin i/M., Klosterstraße 8 und 6.


Produkte der Maschinenfabrik Lehnigk      

A. Lehnigk
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Zu verkaufen
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Schmiede=Sensen
à 3 und 4 Mk., in bester Qualität, empfiehlt
                                                    H. Brüchmann.


Eimer-Bier
Mittwoch, den 25. d. M., Nachmittags,
empfiehlt                                                    die Bier-Brauerei.


Am habe ich mein Local einer geschlossenen Gesellschaft überlassen.

Menzendorf, den 23. Juni 1890.                                                    
                                                    J. P. Kohs.


Zum 1. August oder 1. September ein
Knecht bei Pferden gesucht.
                                                    J. H. Pump,
                                                    Schlutup.


Torfbäcker
sucht                                                    H. Brüchmann.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 48 Seite 3]

Schlossfreiheit-(Geld)-Lotterie.
Haupt= und Schlußziehung
vom 7. bis. 12. Juli cr.
Originale und Antheile bedeutend unter Planpreis:

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Porto und amtliche Ziehungsliste 30 Pf., Einschreiben 20 Pf. extra.
Rob. Th. Schröder,
Stettin.
Bankgeschäft (Errichtet 1870.) General-Debit. NB. Schon in der 1. Klasse fielen 300 000 Mark in meine Collecte.


Am Montag, dem 30. Juni, Nachmittags präcise 2 Uhr hält die

Schuhmacher-Innung
zu Schönberg i/M.

ihre 2. diesjährige ordentliche Haupt=Versammlung im Innungs=Locale ab, wozu die Mitglieder hiedurch freundlichst eingeladen werden.

                          Tagesordnung:
      1) Einschreiben von Lehrlingen.
      2) Erheben der Innungs=Beiträge.
      3) Abrechnung, betr. die Gesellen=Reiseunterstützung.
      4) Abstimmung über Entsendung eines Deligirten auf den Bundestag nach Berlin auf den 7., 8. und 9. Juli.
      5) Allgemeine Innungs=Angelegenheiten.

Schönberg, im Juni 1890.

                                                    Der Vorstand.


Sonntag, den 29. d. Mts., Nachmittags von 4-6 Uhr werden im Michaelsen'schen Gasthause zu Selmsdorf Vorträge über eine in Schönberg zu gründende Herberge zur Heimat und Verpflegungsstation gehalten, wozu hierdurch ganz ergebenst eingeladen wird.


Geldgesuch.

2 Posten Geld in Höhe von 3000 M. in hiesige Landstellen.
1 Posten Geld in Höhe von 2400 M. in hiesige Landstellen.

sowie verschiedene kleinere Posten werden noch zum Johannis=Termin gesucht gegen Hypothekenschein oder sonstige Sicherheit durch

                                                    J. P. Maass, Marienstraße 46.


Särge
aus Eichen= und Tannenholz empfiehlt                                                    
Schönberg.                                                     W. Nothdurft,
                                                                        Tischlermeister.


Ausverkauf!
Wegen Aufgabe des Geschäfts verkaufe ich:
Filz- u. Strohhüte, Mützen, Pelz- u. Filzsachen und gegerbte Felle  zu und unter Einkaufspreisen.
                                                    Chr. Gartz.


Meinen am Wege nach Kösters Koppel belegenen Klee auf 30 Ruthen will ich auf dem Stamme verkaufen.
Kaufliebhaber wollen sich an mich wenden.

                                                    J. Callies, Viehverschneider.


Geschmiedete und gußeiserne
Grabgitter,
Grabkreuze in großer Auswahl
empfiehlt billigst                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Logo der Firma Humöller für Blitzableiter.

Tausende von Blitzableitern habe ich montirt und empfehle mich, hierauf gestützt, zur Anlegung von

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Lübeck.                                                     H. Humöller,
                                                                  mechanische Werkstatt.


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                                                    G. Engelhardt, Zeitz.


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Ratzeburger Actien-Brauerei
                                                    H. Rautenberg.


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Zu vermiethen.

Zu Michaelis d. J. habe eine kleine Wohnung, bestehend aus 2 Zimmern u. Küche an ruhige Leute oder an eine einzelne Dame zu vermiethen.

                                                    J. Greiff.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 48 Seite 4]

Zu dem am Montag, den 7. und Dienstag, den 8. Juli stattfindenden

Königschuß

laden wir die geehrten Bewohner von Stadt und Land so höflichst als ergebenst ein.
Schönberg, den 24. Juni 1890.

Kapitain und Schaffner der Schützenzunft
C. Schultze.     J. Baer.     F. Greiff.


Aufruf.

In diesen Tagen wird an alle Bewohner unseres Fürstenthums die Aufforderung ergehen, dem Herbergsverein als Mitglieder beizutreten. Wir wollen in Schönberg eine Herberge zur Heimath bauen, um so der wandernden Bevölkerung eine vom Geist christlicher Sitte durchwehte Heimstätte zu bieten und sie vor schlechter Gesellschaft und Verführung möglichst zu bewahren. Wir wollen eine Natural=Verpflegungsstation einrichten, um mittellosen Wanderern, die keine Arbeit finden, gegen Arbeit Beköstigung und Nachtlager zu gewähren. Es ist ein Notwerk, für das wir uns an Euch wenden, seufzt ja doch das ganze Land unter der immer mehr wachsenden Schaar von Landstreichern und Bettlern. Es ist aber auch ein Liebeswerk, für das wir Eure Hülfe anrufen, denn es gilt, Tausende vor dem Versinken zu behüten, andere Tausende wieder zu einein geordneten Leben zurückzuführen. Sollten wir da vergebens bitten? Helft uns durch einen einmaligen größeren Beitrag dazu, ein Haus einzurichten und die Sache in Gang zu bringen. Helft uns durch einen Jahresbeitrag dazu, die laufenden Kosten des Unternehmens zu decken. Es ist eine Sache von allgemeinstem Interesse, für das wir Eure Hülfe begehren. Aber nur dann können wir unsern Zweck erreichen, wenn alle Bewohner des Fürstenthums in Stadt und Land gemeinsam die Sache in die Hand nehmen. Wir sind überzeugt, daß mit den an so vielen Orten erprobten Mitteln auch bei uns dem Nothstande abgeholfen und mit Gottes Hilfe dem Lande ein reicher Segen erwachsen wird.
Schönberg i. M., den 22. Juni 1890.

Der Ausschuß des Herbergs-Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg.


Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Johannistermines
vom 24. Juni bis 1. Juli d. J.
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 29. Juni d. J.
von 7 bis 9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 14. Juni 1890.                          
                                                    Das Directorium.


Vorläufige Kunst-Anzeige.
In diesen Tagen treffe ich mit meiner
gut renommirten
Specialitäten=Arena

ersten Ranges hier ein und werde auf der Durchreise nach Lübeck am

Mittwoch, den 25. Juni 1890,
auf hiesigem Schützenplatze die
Eröffnungs-Vorstellung

geben. Alles Nähere besagen Plakate und spätere Annoncen.

                                                    Hochachtungsvoll ergebenst
                                                    J. Schenk,
                                                    Director.


Zu dem Sonntag, den 29. und Montag, den 30. d. Mts. bei mir stattfindenden

Scheiben-Schiessen

nach guten Gewinnen lade ich meine Freunde und Gönner hierdurch ganz ergebenst ein.

Am ersten Tage Tanz-Musik
bis über Mitternacht hinaus.                                                    
                                                    Gastwirth J. Wienk,
                                                    Sülsdorf.


Neuen Matjeshering
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Anna Rose.
Heinrich Will
Schulamtskandidat.
Verlobte.
Schwerin.                                                     Retelsdorf.


Allen Gratulanten, sowie dem Gesangverein Teutonia, die uns an unserm Hochzeitstage durch ihre Aufmerksamkeit erfreuten, sagen wir hierdurch unsern herzlichsten Dank.
Möln i/L, den 19. Juni 1890.

                                                    P. Pierstorf und Frau.


Statt besonderer Meldung.

Die heute Nachmittag erfolgte glückliche Entbindung meiner lieben Frau Johanna, geb. Venzmer, von einem gesunden Knaben, gestatte ich mir ergebenst anzuzeigen.
Strelitz, den 22. Juni 1890.

                                                    A. Wienck.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 48 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 48 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 24. Juni 1890.


Der Kaiser ist am Freitag Morgen um 9 Uhr in Essen eingetroffen und hat alsbald die Kruppschen Werke besichtigt. Der Monarch hat dann auch eine Deputation der Krupp'schen Arbeiter empfangen. Der Kaiser ist, Sonnabend, Morgen wieder in Potsdam eingetroffen und hat sich sofort von dort mit der Kaiserin und den beiden ältesten Prinzen nach der Kadettenanstalt in Lichterfelde begeben, um der feierlichen Nagelung und Weihe der dem 2. Bataillon verliehenen Fahne beizuwohnen.
Wie die Köln. Ztg. nachträglich hört, hat der Kaiser, um dem neuen Staatssekretär des auswärtigen Amtes, Freiherrn von Marschall, ein Zeichen seines besonderen Wohlgefallens zu geben, sich selbst bei diesem als Pathe seines jüngsten Sohnes angemeldet und als solcher an der Tauffeier theilgenommen. Staatssekretär v. Marschall wird auch den Kaiser auf der Fahrt nach Christiania begleiten. Die Nordlandfahrt, welche sich an den Besuch von Christiania anschließen wird, wird sich voraussichtlich nicht bis zum Nordkap und den Lofoten, sondern nur bis zur Höhe von Drontheim erstrecken. Den Ausflügen, die theils zu Wasser, theils zu Lande unternommen werden, sollen Vorschläge des Dr. Güßfeldt zugrunde gelegt werden. Unterwegs wird eine Besichtigung der Manöverflotte, die den Kaiser begleiten wird, vorgenommen werden.
Dem Bundesrathe gingen mehrere Nachtragsetats zu. Der eine ist die Folge der neuen Militärvorlage; vom 1. October cr. ab beträgt die einmalige Ausgabe etwa 47 Millionen, die dauernde 7 1/2 Millionen Mark. Der zweite Nachtragsetat fordert 1 1/2 Millionen für ein Telegraphenkabel von Hof über Chemnitz nach Dresden. Ein dritter Nachtragsetat fordert für strategische Eisenbahnanlagen im Osten und Westen, darunter eine Weichselbrücke, 17 3/4 Mill. Mk.
Die Budgetkommission des Reichstags hat die von der Reichsregierung geforderten Gehaltserhöhungen für Stabsoffiziere und Hauptleute einstimmig, ferner die für Premierlieutnants mit allen gegen 5 Stimmen und schließlich sämmtliche Gehaltserhöhungen für die höheren Beamten abgelehnt.
Die Arbeiter = Schutzkommission des Reichstages lehnte alle Anträge auf Einführung eines Normalarbeitstages für männliche Arbeiter ab und setzte dann die Berathung der Bestimmungen über die Frauenarbeit fort.
Bei der Theilung der bisher streitigen Ländergebiete Afrikas, welche durch das deutsch= englische Abkommen erfolgt ist, hat England zweifellos den Löwenantheil davongetragen, und die uns Deutschen geschlagene Wunde würde wohl eine sehr schmerzhafte und vielleicht unheilbare geworden sein, wenn nicht zugleich durch die Abtretung Helgolands ein wohlthätiges Pflaster aufgelegt worden wäre. Ein Theil der Engländer scheint im ersten Augenblick durch den Aerger über diese Kompensation in Europa etwas verwirrt worden zu sein und das richtige Urtheil über den Werth der englischen Errungenschaften, welche Stanley auf eine halbe Million Quadratmeilen Landes schätzt, verloren zu haben. Nachdem sich nun John Bull den Vertrag und die Karte etwas genauer angesehen hat, schwindet sein Groll mehr und mehr und selbst die regierungsfeindlichsten Blätter setzen keinen Zweifel mehr darin, daß das Abkommen die Zustimmung des Parlaments finden wird. Und es wäre auch wunderbar, wenn dieser Fall nicht eintreten würde. Kann doch Niemand bestreiten, daß durch das Entgegenkommen Deutschlands bezüglich der vielumstrittenen Gebiete von Uganda und Unyora, der Somaliküste und Witus, dem bekannten Lieblingswunsch der Engländer, der in der Aufrichtung eines ununterbrochenen, durch den ganzen dunklen Erdtheil sich erstreckenden britischen Kolonialreiches, als Seitenstück zu dem Kaiserthum Indien besteht, erst die Möglichkeit seiner praktischen Verwirklichung gegeben worden ist. Das Beste, was für Deutschland dabei herausgekommen ist, besteht in dem Aufhören des unseren Bestrebungen höchst hinderlichen Pachtverhältnisses an der Küste von Sansibar, welche sich nun in formellen deutschen Besitz verwandeln wird. Im Uebrigen ist der deutschen Interessensphäre das gesamte Hinterland der deutschen Küste bis zum Kongostaat, also die unmittelbare Abgrenzung an diesen eingeräumt, und zwar ohne das ursprünglich von England beanspruchte "Wegerecht," d. h. ohne Ueberlassung einer den Engländern eigenthümlich gehörigen Straße, welche zwischen dem deutschen Gebiet und dem Kongostaat laufen sollte und es von diesem getrennt hätte. Das deutsche Gebiet und die deutsche Interessensphäre in Ostafrika umfassen Länder, welche zusammen immer noch dreimal so groß sind wie Deutschland. Beiden Völkern ist nun ein Feld kolonialer Unternehmungen gesichert, das für die Arbeit von Jahrhunderten ausreicht, und die Befriedigung, die sowohl in Deutschland wie in England infolge dieses Vertrages Platz greift, ist wohl die beste Gewähr dafür, daß diese Kulturarbeit in ungestörtem Einvernehmen zwischen beiden Länder vor sich geht.
Wie dem Hamburger Korrespondenten aus Helgoland gemeldet wird, hatte sich am Mittwoch die Nachricht über die Abtretung Helgolands nach Eintreffen der Depesche wie ein Lauffeuer über die Insel verbreitet und wurde mit allseitiger aufrichtiger Freude aufgenommen.
Die Annahme des deutsch=englischen Vertrags im englischen Parlament gilt in London als vollständig gesichert, doch wird die Bill, durch welche die Abtretung Helgolands genehmigt wird, erst Mitte Juli erwartet, da die Opposition, lediglich des Prinzips wegen, die Zustimmung der Bewohner der Insel verlangen will. Es steht demnach ein Plebiscit in Aussicht.
In allen Wiener politischen Kreisen wird das deutsch=englische Uebereinkommen betreffs Helgoland und Afrika sehr sympatisch begrüßt und als höchst bedeutend bezeichnet. Man sagt, daß Deutschland einen großen Erfolg davongetragen habe. - Auch die Londoner Zeitungen sprechen sich durchaus befriedigend aus. Sie billigen die Abtretung Helgolands an das deutsche Reich gegen die Zugeständnisse Deutschlands in Afrika. - Als Beweggründe für die Abtretung Helgolands wird seitens der Regierung angeführt, daß Helgoland von England niemals als ein Punkt von militärischem Werthe behandelt worden sei; die Insel würde zu Kriegszeiten die Verantwortlichkeiten Englands erheblich vermehren, ohne zu dessen Sicherheit beizutragen. Lord Salisbury halte daher die Ausdehnung des englischen Einflusses in Ostafrika als einen hinreichenden Beweggrund zur Abtretung der Insel. - Die französischen Blätter dagegen sind über die Abtretung Helgolands an Deutschland ganz verblüfft und äußern sich nur mit wenigen Worten.
Die österreichische Delegation hat am Donnerstag wacker in den sauren Apfel gebissen, der ihr in Gestalt eines stattlichen Extraordinariums für Heereszwecke dargeboten worden war. Die Redner aller Parteien erklärten, das Budget im Interesse der Machtstellung des Reiches zu bewilligen.
Nachdem Oesterreich ein Schweine=Einfuhrverbot erlassen hat, ist in Serbien der Preis des Schweinefleisches auf den des Brotes gesunken.
Aus Ostafrika wird berichtet, daß im ganzen deutschen Gebiet unbedingte Ruhe herrscht. Nach der Besetzung von Kilwa, Lindi und Mikindani durch die deutsche Schutztruppe trafen dort bereits wieder Karawanen aus dem Innern ein. Auch die flüchtigen Einwohner sind sämmtlich zurückgekehrt.

[ => Original lesen: 1890 Nr. 48 Seite 6]

- Schönberg. In voriger Woche traf hier mit der Eisenbahn ein Wagen mit ca. 12 Schlachtpferden von Malchin ein, die nach Hamburg bestimmt waren, und, unterwegs wild geworden, nicht weiter transportirt werden konnten. Die Thiere hatten sich so zugerichtet, daß eines sogar hier getödtet werden mußte. Der die Thiere begleitende Wärter hatte selbst in Lebensgefahr geschwebt, er hatte sie von den Halftern gelöst, um dieselben vor dem Erstickungstod zu schützen, dadurch aber waren die Thiere noch wüthender gemacht, wie dieselben sich freier fühlten. Er versuchte sich ans Fenster zu drängen, um die Nothleine zu ziehen, konnte aber nicht dahin kommen, und mußte aushalten bis zur hiesigen Station, wo der Wagen abgehängt wurde und die Pferde beruhigt wurden.
- Schönberg. Am 20. Juni wurde vor dem Schwurgericht zu Güstrow unter Ausschluß der Oeffentlichkeit gegen das Dienstmädchen Catharina Schwarz aus Schönberg wegen fahrlässiger Tödtung ihres neugeborenen Kindes verhandelt, dieselbe wurde auf Grund des § 222 in eine Gefängnißstrafe von 1 Jahr 6 Monaten, sowie wegen heimlichen Beiseiteschaffens des Leichnams des todten Kindes auf Grund des § 367 1 in eine Haftstrafe von 3 Wochen verurtheilt. Die letzte Strafe ward ihr als durch die Untersuchungshaft verbüßt angerechnet.
- Schönberg. Die Schüler der hiesigen Realschule werden am Freitag dieser Woche unter Führung ihrer Lehrer die diesjährige Thurnfahrt nach Travemünde und Schwartau machen und Abends über Lübeck zurückkehren.
- Schönberg. Am 17. Juni d. J. waren es 75 Jahre, daß die Großherzöge von Mecklenburg=Strelitz und Schwerin die Großherzogliche Würde annahmen.
- In Bockendorf in Mecklenburg brannte ein Gehöft nieder, wobei der Sohn des Erbpächters Groth umkam und alles Vieh und Inventar verbrannte. Das Feuer war von einem 16jährigen Dienstmädchen aus Rache angelegt worden.
- Auf dem Lübecker Wollmarkt wurde die Wolle mit einem Preisabschlag von 6 bis 10 Mk. pro Centner gegen vorjährige Preise bezahlt. Die Zufuhr betrug 4600 Kilo Wolle, die alle verkauft wurde.
- Die erste deutsche Pferde=Ausstellung, welche am 12. Juni in Berlin eröffnet worden ist, ist aus allen Theilen des deutschen Vaterlandes reich beschickt worden, bedeutungsvoll ist sie besonders als der erste praktische Versuch, die Leistungen der gesamten deutschen Pferdezucht im Rahmen einer reinen Fachausstellung zur Anschauung zu bringen. Ihr wesentlichster Nutzen begründet sich dadurch, daß über das Wesen, die Leistungen und die Bedürfnisse der deutschen Pferdezucht (im Gegensatz zu anderer Thierzucht) ein allgemeines Verständnis bisher noch fehlte und durch die Ueberschätzung englischer, dänischer, belgischer und russischer Pferde in Deutschland beeinträchtigt war. In der Zuchtabtheilung sind mehr als 1000 Pferde ausgestellt, bei den Reit= und Fahr=Vorstellungen nehmen noch über 500 weitere Pferde Theil, und an zugerittenen und eingefahrenen Gebrauchspferden ist das vorzüglichste Material vertreten. Im Ganzen stehen 2000 Pferde und mehr in der Ausstellung. Die Staatsgestüte Trakehnen, Berbeck und Graditz, die Landgestüte von Ostpreußen, Hannover, Elsaß=Lothringen, Oldenburg, Mecklenburg, Bayern, Württemberg, Sachsen=Weimar (Allstedt), Braunschweig (Harzburg), dann die Muster=Sammlungen von Armee=Pferden für alle Waffengattungen, vom Kriegsministerium in Berlin gebildet, haben ebenso wie die landwirthschaftlichen und Pferdezucht=Vereine (der zu Königsberg allein mit 174 Zuchtpferden) das Beste dargeboten. An den elf Ausstellungstagen erfolgt die tägliche Vorführung in übersichtlichen Gruppen. Das Comite, aus 100 angesehenen Pferdekennern gebildet, steht unter dem Ehren=Präsidium des preußischen Landwirthschaftsministers v. Lucius und wird von 3 Vorsitzenden, Herzog von Ratibor, Herzog von Ujest und Ober=Landstallmeister Graf Lehndorff, geleitet. Nachmittags wechseln Wettrennen, Concerte und Vorführungen. Die Ausstellung ist am Abend des 22. Juni d. J. geschlossen.
- Ein guter Geist hat den sozialdemokratischen Reichtagsabgeordneten Bebel beseelt, als er Donnerstag Abend in Berlin zu einer Volksversammlung sprach. Er hat in sehr eindringlicher Weise die Arbeiter vor dem "Siegesrausch", der sie seit dem 20. Februar erfülle, gewarnt und von den zahlreichen unbedachten Streiks, welche jetzt unternommen würden, abgemahnt. Hoffentlich sind seine Worte beherzigt worden.
- Herbert Bismarck betheiligte sich kürzlich, wie die "Pall Mall" berichtet, an einer kolonialpolitischen Unterredung beim Diner eines Londoner Freundes; bezüglich des Caps der guten Hoffnung äußerte er dabei zu dem Engländer: "Geben Sie uns Deutschen das Cap und behalten Sie die gute Hoffnung!" Das Gelächter, welches dieser Scherz entfesselte, ermunterte den Grafen, in der angegebenen Richtung fortzufahren. Unser Gewährsmann schreibt: Alsbald kam das Gespräch auf die Aequatorprovinz; auch über diese hatte der Graf seine Entscheidung schnell bei der Hand: "lassen Sie uns nur die Provinz annectiren, den Aequator mögen sich die Briten in die Tasche stecken!" "Und was soll mit dem Victoria=See geschehen?" fragte einer der Anwesenden. "Das ist ganz einfach," entgegnete Graf Herbert, "der See wird deutsch und Victoria bleibt englisch!"
- Der Kursstand der 3 1/2prozentigen deutschen Reichsanleihe ist auf 100 Mark und einige Pfennige zurückgegangen. So niedrig war nicht einmal zur Zeit des Kriegstrubels im Jahre 1887 der Stand dieser Anleihe und ist damit wohl der deutlichste Beweis für die zunehmende Vertheuerung des Geldes.
- Im vorigen Jahre wurden bei dem Ersatzgeschäft ausgemustert 31 569 Mann, dem Landsturm ersten Aufgebots überwiesen 109 939 Mann, der Ersatz=Reserve überwiesen 102 013 Mann, ausgehoben 159 270 Mann, überzählig sind geblieben 17 813 Mann.
- Im Monat April hat die deutsche Armee 107 Mann durch den Tod verloren, davon 16 durch Selbstmord.
- Bei der Schießübung der Landwehr=Artillerie in Swinemünde ist eine Granate beim Einsetzen in das Geschützrohr geplatzt. Sechs Landwehrleute wurden schwer verwundet, einer davon verstarb bald.
- Ein Kind mit 32 ausgewachsenen Zähnen wurde dieser Tage in Berlin geboren.
- Der erste Reichspostdampfer wird am 23. Juni Hamburg verlassen und mit ihm wird sich der erste Vorsteher des neu zu errichtenden deutschen Postamts zu Sansibar, Postsekretär Steinhagen, ein geborener Mecklenburger, auf seinen neuen Posten begeben. Die für das Postamt nothwendigen Einrichtungsgegenstände sind bereis mit früheren Dampfschiffen nach Sansibar befördert worden. Gleichzeitig ist der Vertrag abgeschlossen, wonach in kürzester Frist ein Telegraphenkabel von Sansibar über Bagamoyo nach Dar=es=Salam gelegt werden wird.
- Im Verlage von Carl Stange in Frankenberg sind vor Kurzem Reisebücher in losen Blättern erschienen, von denen jedes 5 Pfg. kostet und die in Heften zum Mindestbetrag von 25 Pfg. abgegeben werden. Dieselben sind wie die kombinierbaren Rundreisebillets mit denselben Nummern versehen, welche diese Theiltouren in dem amtlichen Verzeichniß zusammenstellbarer Rundreisetouren tragen, z. B. Dresden=Chemnitz 680. Bei der Bestellung, die jede Buchhandlung entgegennimmt, genügt mithin die Bezeichnung der betreffenden Nummer, bei sog. festen Rundreisetouren die Angabe, des betreffenden Buchstabens oder sonstigen Bestellzeichens oder auch namentliche Aufführung der Tour.
- Die schwarzen Pocken sind in einer Abeiterfamilie in Deutsch=Rasselwitz (Ober=Schlesien) ausgebrochen.
Die soeben in Stuttgart tagende internationale Fahrplankonferenz lehnte mit Stimmenmehrheit den Antrag der sächsischen Verwaltung ab, künftig den Sommerfahrplan schon am 1. Mai in Kraft treten zu lassen. Beschlossen wurde, die Sommer=

[ => Original lesen: 1890 Nr. 48 Seite 7]

fahrplankonferenz am 14. und 15. Januar in Berlin abzuhalten.
Die 75. Wiederkehr des Siegestages Waterloo wurde am Fuße der Waterloosäule in Hannover festlich begangen. Die Stadt prangte in reichem Flaggenschmuck; abends war Festkommers.
- Die Unsitte, auf bestellten Aeckern und Wiesen Kornblumen und andere Pflanzen zu pflücken, greift auch in diesem Jahre wieder um sich. Es wird deswegen darauf aufmerksam gemacht, daß § 368 Nr. 9 des Reichsstrafgesetzbuches das unbefugte Betreten der Aecker mit Geldstrafe bis 60 Mk. oder Haft bis zu 14 Tagen bestraft.
- Der Schweizer Nationalrath hat einstimmig das Bundesgesetz betr. die Arbeitszeit bei Eisenbahnen, Dampfschiffen und Posten angenommen. Nach demselben sind dem Personal 52 Tage, darunter mindestens 17 Sonntage, freizugeben.
- Nach Meldungen aus Südfrankreich ist dort die Bevölkerung wegen des Ausbruches der Cholera in Spanien sehr erregt und verlangt stürmisch entschiedene Vorsichtsmaßregeln an der Grenze.
- In einem Hotel in Monte Carlo begingen zwei junge, der höchsten Aristokratie angehörige Engländer nach Verlust eines kolossalen Vermögens Selbstmorde.
- Große Aufregung herrscht wegen der Cholera in Genua. Die Behörden Neapels ergriffen besondere Quarantänemaßregeln, um die Einschleppung zu verhüten.
- Die Aerzte in Valencia haben in den Auswürfen der Cholerakranken den Koch'schen Cholera=Baccillus erkannt und damit jeden Zweifel an dem Charakter der Epidemie beseitigt. Die Consuln der auswärtigen Mächte haben bereits ihre Regierungen von der Entdeckung in Kenntniß gesetzt. Die Erkrankungen haben am Mittwoch in Puebla de Rugat, dem Hauptherd der Seuche, etwas nachgelassen, wogegen in den Nachbarorten keine Verringerung der Krankheitsfälle eingetreten ist. Aus denselben wurden 60 Fälle von Erkrankungen und ein am Mittwoch erfolgter Todesfall gemeldet. Die russische Regierung hat die Zeitungsmeldung von Cholerine=Erkrankungen, die in Taschkent vorgekommen sein sollen, für unbegründet erklären lassen.
- Die Cholera in Spanien nimmt, im Gegensatz zu den offiziellen Vertuschungen stark zu. Zehn Städte und Dörfer in den Provinzen Valencia und Alicante sind jetzt schon von der Seuche ergriffen. Zum Ueberfluß ist in Malaga nun auch noch das gelbe Fieber ausgebrochen, das aus Amerika eingeschleppt wurde.
- Stanley begiebt sich Ende October nach den Vereinigten Staaten, um dort 50 Vorlesungen über seine Forschungen in Afrika zu halten. Für die erste Vorlesung empfängt er die artige Summe von 5000 Lstrl., während das Honorar für jede der übrigen 49 Vorlesungen, die er in 18 der größten Städte Nordamerikas halten wird, 200 Lstrl. beträgt, so daß ihm die amerikanische Tour im Ganzen 14 800 Lstrl. einbringen wird.
- Die Stadt der aufregendsten Vorgänge in Amerika ist und bleibt Chicago. Vor kurzem ward das Grab eines gewissen Gustav Cantor, der einem ärztlichen Attest zufolge am 25. Februar am Herzschlag gestorben war, geöffnet, um die Beisetzung einer andern Leiche zu gestatten, als bemerkt wurde, daß Cantors Sarg umgestürzt war, was Anlaß zu der Befürchtung gab, daß er lebendig begraben worden sei. Der Sarg wurde an die Oberfläche geschafft, nach der Friedhofskapelle gebracht und dort in Gegenwart einiger Verwandten des Verstorbenen geöffnet. Zum Entsetzen derselben ergab sich jeder Beweis dafür, daß Cantor lebendig begraben worden war. Der Unglückliche hatte augenscheinlich eine furchtbare Anstrengung gemacht, sich zu befreien, und sich im Sarg gänzlich umgedreht.
- Eine Schaar betrunkener Cheyenne=Indianer drang in das Lager des Ingenieurs Crittenden ein, welcher mit Vermessung von Bundesländereien in Wyoming (Nordamerika) beschäftigt war. Sie verlangten Schnaps, und da Crittenden ihnen solchen nicht geben wollten, so ermordeten sie ihn und drei seiner Gehilfen und plünderten darauf das Lager. Die Indianer sind schon gefangen und werden wahrscheinlich gelyncht werden.
- Der Gouverneur von Kurland veröffentlichte folgenden Befehl: "Da die Juden nicht Christen sind, leben sie in der Finsterniß, kennen sie nicht das Licht der christlichen Religion. Es ist daher gerecht, daß die Juden alle Kosten der Erleuchtung und die Kosten für Gas in den Städten [Fehlstelle], Libau, Windau u. s. w. tragen, damit sie ihrerseits die Christen erleuchten. Es werden daher fortan alle Beleuchtungskosten in den obenerwähnten Städten von den in denselben wohnenden Israeliten getragen werden." Der Einsender dieser Nachricht behauptet, daß die Juden bisher nichts für die Beleuchtung bezahlt hätten.
- Echten Chilisalpeter von gefälschtem zu unterscheiden. Der Chilisalpeter wird von gewissenlosen Händlern mit Kochsalz, Kainit oder anderen billigen Staßfurter Salzen gefälscht. Da man nun mit dem bloßen Auge eine Beimischung obiger Stoffe, welche dem Salpeter sehr ähnlich sind, nicht mit Bestimmtheit erkennen kann, so verfahre man folgendermaßen: Bringe in einem eisernen Löffel eine kleine Portion des zu prüfenden Chilisalpeters über ein Kohlenfeuer. Ist der Chilisalpeter echt, so ist er nach 5 Minuten ruhig geschmolzen sind beginnt nach weiteren 5 Minuten mit bläulicher Farbe zu verbrennen. Ist aber Koch= oder Staßfurter=Salz darin, so beginnt dieses über dem Feuer sofort zu spritzen.
- Welche Temperatur sollen unsere Getränke haben? Diese Frage beantwortet die Zeitschrift für Nahrungsmitteluntersuchung und Hygiene in folgender Weise: Trinkwasser 12,5 Grad Celsius, Selters= und Sodawasser 14-16, Bier 14-16, Rothwein 17-19, leichter Weißwein 16, schwerer Weißwein 10, Champagner 8-10, Kaffee und Thee 23-26, dieselben zur Durstlöschung 10-18, Fleischbrühe 37-52, Milch 16-18, kuhwarme Milch 34-35 Grad.
- Das Konservieren abgeschnittener Blumen. Abgeschnittene Blumen halten sich vierzehn Tage und länger frisch, wenn man dem Wasser in der Vase pro Liter je 3 Gramm Ammoniak und Hirschhornsaltz zusetzt. Ganz selbstredend ist es, daß darin aber auch die Blüthenstiele in das Wasser niederreichen müssen.
- Schuhe wasserdicht zu machen. Erwärme etwas Bienenwachs und Hammelfett, bis es flüssig geworden. Dann reibe es leicht über die Ränder der Sohle, wo die Stiche sind. Dieses Mittel ist einfach und zuverlässig.
- Ein Unterschied. Vorsitzender des Schöffengerichts zum Zeugen: "Sagen Sie einmal, Zeuge Kulicke, wie weit ist es von Ihrer Wohnung bis zu der Destillation, in der die Schlägerei stattgefunden hat? Wie viel Zeit brauchen Sie zum Wege?" Kulicke, nach einer nachdenklichen Pause: "Wie meinen Sie das, Herr Gerichtshof, wenn ich hingehe, oder wenn ich heimkomme?"
- Kathederblüte. Professor: "Meine Herren! Vor allen andern Raubthieren ist es der Königstiger, welcher uns hier zuerst in die Augen springt!"


Schwer gebüßt.
Eine Erzählung von Filipp Moreno.
                                                    Fortsetzung.                                                    (Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1890 Nr. 48 Seite 8]

Schwer gebüßt.
Eine Erzählung von Filipp Moreno.
[Fortsetzung.]


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