No. 43
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. Juni
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 43 Seite 1]

            Es wird hierdurch zur öffentliche Kenntniß gebracht, daß von jetzt an sämmtliche Anträge, Meldungen pp. schriftlich formulirt, bei der Großherzoglichen Landvogtei und dem Großherzoglichen Domainenamte einzureichen sind. Nur von schreibensunkundigen resp. im Schreiben ungewandten Personen werden Anträge pp. an allen Werktagen Morgens von 10 bis 12 Uhr zur Registratur entgegengenommen.
            Die An= undAbmeldungen der Handwerksgesellen in hiesiger Stadt sind Seitens der betreffenden Arbeitgeber vom 10. d. M. ab beim Magistrate allhier zu machen.
            Schönberg, den 4. Juni 1890.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
                                                    H. Spieckermann.


Bekanntmachung.

          Das diesjährige Ober=Ersatzgeschäft zur Aushebung der Militairpflichtigen des hiesigen Aushebungsbezirks findet statt

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe
am
Montag, den 9. Juni ds. Js.

          Zu demselben haben sich diejenigen Militairpflichtigen, welche nach Ausweis ihrer Loosungsscheine eine endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht zu gewärtigen haben, und denen besondere Ladungen zugehen werden. Morgens präcise 9 Uhr einzufinden.
          Es steht jedoch jedem Militairpflichtigen, der in den Grundlisten des Aushebungsbezirks verzeichnet ist, frei, im Aushebungstermin zu erscheinen und der Ober=Ersatz=Commission etwaige Anliegen vorzutragen.
          Die bei der Musterung für diensttauglich befundenen Mannschaften gelangen zuerst zur Vorstellung.
          Im Anschluß an das Ober=Ersatzgeschäft findet die Superrevision der Temporair=Invaliden statt.
          Militairpflichtige, welche im Termin nicht pünktlich erscheinen, haben, insofern sie nicht dadurch eine härtere Strafe verwirkt haben, auf Grund des §. 26, 7 der Wehr=Ordnung eine Geldstrafe bis zu 30 M. oder Haft bis zu 3 Tagen zu gewärtigen, auch können denselben die Vortheile der Loosung entzogen werden. Ist diese Versäumniß in böslicher Absicht oder wiederholt erfolgt, so werden sie dem Befinden nach als unsere Dienstpflichtige zur sofortigen Einstellung gebracht werden.
          Die Ortsvorsteher haben für die pünktliche Gestellung der betreffenden Militairpflichtigen aus ihrer Ortschaft Sorge zu tragen.
          Schönberg, den 17. Mai 1890.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
                                                    Koeppen.


Antragsmäßig soll über die zu Lankow sub Nr. 4 belegene Büdnerei c. p. des Schneiders Wilhelm Faasch daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 8. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.

[ => Original lesen: 1890 Nr. 43 Seite 2]

Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 21. April 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zur Baeck sub Nr. 10 belegene Büdnerei c. p. des Tischlers Wilhelm Schwarz daselbst ein niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 12. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 26. April 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Ueber das Vermögen des Kaufmanns Carl Schwedt zu Schönberg ist heute am 31. Mai 1890, Nachmittags 1 Uhr 15 Min. das Konkursverfahren eröffnet.
Zum Konkursverwalter ist der Kaufmann Wilhelm Schrep hieselbst ernannt.
Offener Arrest mit Anmeldefrist bis 18. Juli d. Js. einschließlich.
Schriftlichen Anmeldungen ist Abschrift beizufügen.
Termin zur Beschlußfassung über die Wahl eines andern Verwalters und eines Gläubigerausschusses ist auf

Freitag, den 20. Juni 1890,
Vormittags 11 Uhr,

und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf

Freitag, den 1. August 1890,
Vormittags 10 1/2 Uhr,

festgesetzt worden.
Schönberg, den 31. Mai 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
Veröffentlicht:
Actuar Diederich,
Gerichtsschreiber.


Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Arbeiter Gustav Friedrich Hugo Jager aus Anclam, geb. am 25. Februar 1852 daselbst, welcher flüchtig ist und sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Großherzogliche Amtsgerichts=Gefängniß zu Schönberg i. M. abzuliefern.
Neustrelitz, den 27. Mai 1890.

Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
H. Götze.

        Beschreibung.
Alter: 38 Jahre, ziemlich groß, kräftig gebaut, hat blasses schmales Gesicht, blondes Haar und trägt einen Schnurrbart, er war bekleidet mit grauer Joppe, einer offenen Weste, dunklen Hose mit zwei großen Flicken auf den Knieen, einem blau und weiß gestreiften wollenen Hemde und abgeschnittenen Stiefeln.


Steckbrief

Gegen die am 12. November 1872 zu Altona geborene, unverehlichte Johanna Schott, welche sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen gewerbsmäßiger Unzucht verhängt.
Es wird ersucht, dieselbe zu verhaften und in das Amtsgerichts=Gefängniß zu Schönberg i/Meckl. abzuliefern.
Neustrelitz, den 24. Mai 1890.

Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
H. Götze.


Auctionsanzeige.

In dem Konkursverfahren über den Nachlaß des Pferdehändlers H. Wigger zu Schönberg werde ich am Donnerstag, den 12. Juni d. Js., Vormittags 10 Uhr, folgende Sachen an Ort und Stelle in öffentlicher Auction gegen Baarzahlung verkaufen lassen:

2 sehr gute Milchkühe, 1 Stuhlwagen, 3 Milchkannen, 7 Kuhketten, 2 Pferdesielen, 1 Pferdeeimer, mehrere Tonnen, 1 Schiebkarre, 1 Haufen Dung, 1 Kleiderschrank, 1 silberne Uhrkette, 1 goldenen Siegelring, Kleidungsstücke u. s. w.
Die Besichtigung der Sachen ist vor Beginn der Auction gestattet.
Schönberg, den 5. Juni 1890.

                                                    Der Konkursverwalter.
                                                    H. Fölsch, Rechtsanwalt.


Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist zur                          
Zinszahlung
vom
Dienstag, den 10. Juni d. J.
bis
Sonnabend, den 14. Juni d. J.
von 8-12 Uhr Vormittags
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 28. Mai 1890.
                                                    Das Directorium.


Die
großartigsten Gewinnchancen

bietet unbedingt die neue 298. Geldverloosung! Schon in der 1. Klasse, deren Ziehung unbedingt am 12. Juni ist, beträgt der Hauptgewinn

50,000 Mark.

In den ferneren Ziehungen befinden sich Gewinne von eventl.
500,000, 300,000, 200,000 100,000, 75,000, 70,000, 65,000, 2 à 60,000, 55,000, 40,000, 30,000, 8 à 15,000, 26 à 10,000 M. etc.
Bekanntlich ist unser Geschäft ganz besonders von Fortuna begünstigt, als Beweis mag gelten, daß wir außer vielen andern Haupttreffern in kurzer Zeit 3 mal die Hauptprämie von je ca. 300 000 Mk. unsern Kunden ausgezahlt haben.
Zu der obigen 1. Ziehung empfehlen daher:
Ganze Original-Loose à 6 M.
Halbe Original-Loose à 3 M.
Viertel Original-Loose à 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).
Indem wir Aufträge recht bald erbitten, bemerken wir noch, daß wir solche unter Nachnahme ausführen, auch amtlichen Verloosungsplan beifügen und sofort nach Ziehung jedem Kunden unaufgefordert die amtliche Gewinnliste übersenden.

                                                    Mindus & Marienthal,
                                                    Hauptkollecteure,
                                                    Hamburg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 43 Seite 3]

Pferdeharken

habe wieder vorräthig.
Auch bringe meine ganz aus feinstem englischen Gußstahl gearbeiteten

Schmiedesensen

in empfehlende Erinnerung; dieselben haben sich in der kurzen Zeit ihrer Einführung so glänzend bewährt, daß sie allseitigen Beifall gefunden.

Garantie selbstverständlich.
Schönberg i. M.                                                     J. Oldenburg.


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Lübeck.                                                     H. Humöller,
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                                                    Richard Löffler, Greiz.


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Amtmann Staeding.


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Schwerin.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 43 Seite 4]

Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß unser diesjähriger

Königschuß

am 7. und 8. Juli stattfindet.
Loose zur Tombola à 30 Pfennig (Mecklenburg). sind schon jetzt bei uns zu haben.
Schönberg, den 22. Mai 1890.

                                                    Der Vorstand der Schützenzunft.


Bureau für Rechtshülfe
von Rechtconsulent Goldberg in Berlin Brunnen-Strasse 17.
Uebernahme von Klagen, Einziehung von Forderungen. Vertretung vor dem Berliner königl. Amtsgerichten, Anstellung und Ermittelungen, sowie Auskunftsertheilungen jeder Art.


Oeffentliche Versammlung

im Boye'schen Saale am Sonntag, den 8. Juni, nachmittags 4-6 Uhr.

Vorträge. 1. Ueber den Notstand der Landstreicherei und Hausbettelei und die Beseitigung desselben. (Pastor Langbein).
2. Ueber die zu gründende Herberge zur Heimath und Verpflegungsstation. (Rektor Krüger).
An die Vorträge wird sich auf Wunsch eine Besprechung anschließen.
Um zahlreichen Besuch aus Stadt und Land wird hierdurch freundlichst gebeten.
Schönberg i. Meckl., den 2. Juni 1890.

Der Ausschuß des Herbergs=Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg.
C. Langbein, Pastor, d. Z. Vorsitzender,
Georg Krüger, Rektor, d. Z. Schriftführer.
F. Heitmann, Kaufmann, d. Z. Kassenführer.
G. Horn, Amtsrichter.
L. Bicker, Bürgermeister.
H. Lenschow, Schulze in Gr. Bünsdorf.
F. Dräger, Hof=Schmied.


Der Scholaren-Ball

findet am Freitag, den 13. d. M. im Lokale des Herrn Boye statt und lade ich hiermit ergebenst dazu ein

Anfang Abends 6 Uhr.
                                                    Hochachtungsvoll
                                                    W. Lorenz.


Am Sonntag, den 8. Juni, Nachmittags 1 1/2 Uhr, findet hieselbst im Fahrwege vor dem Bauhofe ein

Ring=Reiten statt, zu welchem hindurch freundlichst eingeladen wird.

Abends: Tanz-Musik
im Köster'schen Locale.


Zu dem am Sonntag, den 8. Juni                          
stattfindenden
Vogel-Schiessen
ladet ergebenst ein                                                    
                                                    die Dorfschaft Ollndorf.


Sonntag, den 8. Juni d. J.,
Ringreiten
mit Tanzvergnügen.
Schlutup.                                                     F. Böge.


Beste Schmiedestahl- und Gußstahlsensen
empfiehlt                                                    Aug. Spehr.


Gottes unerforschlicher Rathsschluss entriss uns heute unsern heissgeliebten Mann und Vater, den

Grossherzoglich Mecklenburg-Strelitzschen Drosten und Kammerherrn
Carl von Oertzen
auf Rattey.

Er starb in Folge eines Sturzes mit dem Pferde.

Isa von Oertzen,
geb. von Oertzen.
Auguste von Oertzen,
Charlotte von Oertzen,
Henning von Oertzen,
Else von Oertzen.
Mirow, den 3. Juni 1890.                          


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 8. Juni.

Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
    Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und ein Illustrirtes Beiblatt Nr. 23.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 43 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 43 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 6. Juni 1890.


Kaiser Wilhelm soll bei seiner letzten Anwesenheit in Königsberg sich dahin ausgesprochen haben, daß er in nicht zu langer Zeit eine Zusammenkunft mit dem Kaiser von Rußland in Königsberg plane. Früher hätten die Räumlichkeiten des Schlosses eine solche Begegnung nicht gestattet, jetzt seien dieselben aber so vorzüglich eingerichtet, daß kein Hinderniß mehr vorliege. Der Kaiser von Rußland werde sich gewiß gerne dazu bereit finden, denn er habe bei seiner letzten Anwesenheit in Berlin selbst von einem Besuche Königsberg gesprochen.
Eine militärische Konferenz wegen der neuen Armeevorlage fand in Potsdam in Gegenwart des Kaisers statt. Anwesend waren der Reichskanzler, Graf Waldersee und der Kriegsminister. Es soll sich um die Erörterung der Frage gehandelt haben, ob und welche Ersparnisse früher oder später im Militäretat vorgenommen werden könnten.
Wie aus Schwerin geschrieben wird, lauten die letzten dort eingetroffenen Nachrichten über das Befinden des Großherzogs von Mecklenburg=Schwerin wieder ungünstiger, so daß über den Antritt der geplanten längeren Seereise noch nichts festgesetzt worden ist.
Einer Einladung des Hamburger Bürgermeisters Petersen folgend trafen der Fürst und die Fürstin Bismarck mit den Grafen Herbert und Wilhelm am 3. Juni Mittags mittels Extrazuges im Hamburg ein und wurden am Bahnhofe von den Bürgermeistern Mönckeberg, Versmann und Petersen, sowie dem Senator Oswald auf das herzlichste begrüßt. Nach einer Rundfahrt in den Freihafenanlagen wurde in den Passagierhallen der Packetfahrt=Gesellschaft das Frühstück eingenommen. Später wurden verschiedene Sehenswürdigkeiten in Augenschein genommen. Um 6 Uhr fand in der Villa des Bürgermeisters Petersen in Othmarschen ein Diner zu Ehren des Fürsten statt. Um 10 1/2 Uhr erfolgte die Rückfahrt nach Friedrichsruh.
Der kürzlich in Friedrichsruh vom Fürsten Bismarck empfangene Berichterstatter der "Nowoje Wremja" weilt augenblicklich in Berlin und soll dort, wie die "Saale=Zeitung" mittheilt, erzählt haben, er habe das Manuskript über die bekannte Unterredung vom Fürsten Bismarck selbst empfangen, so daß er dasselbe nur ins Russische zu übersetzen brauchte. Ebenso sollen die Artikel des Pariser "Matin" auf einem Diktat des Fürsten Bismarck beruhen. Zusammengehalten mit den jüngsten Äußerungen der "Hamburger Nachrichten" erscheint dies glaubhaft, denn diese besagen: "Es ist nicht einen Augenblick zu bezweifeln, daß der Empfang der fremden Publizisten in Friedrichsruh entschieden nützt und daß dies die Absicht ist, die den Fürsten leitet. Je stärker sich die Kriegspartei in Frankreich rüstet, um so nöthiger und nützlicher sind solche Gegenwirkungen, desto wichtiger ist es, die Friedensparteien hüben und drüben zu stärken. Nur wer den Krieg will, kann Anstoß an den Interviews und ihren heilsamen Folgen nehmen."
Graf Herbert Bismarck ist nach fast vierwöchentlicher Abwesenheit am Sonntag früh wieder in Friedrichsruh angelangt. Die National=Zeitung erklärt im Anschluß an diese Meldung, daß Graf Bismarck während seiner Reise keinerlei Art von journalistischen Interviews gehabt habe und daß alle diesbezüglichen Meldungen falsch seien.
Das preußische Kriegsministerium beabsichtigt, eine neue Art Schilderhäuser im Wachtdienst einzuführen. Die bisherigen sind, wie bekannt, viereckig und stehen fest, die neuen, von denen Proben schon angefertigt werden, sind abgerundet und drehbar, so daß es dem schildernden Posten, der bei Regenwetter das Schilderhaus benutzt, möglich ist, dasselbe so zu drehen, daß der Eingang gegen Wind und Wetter geschützt ist.
Eine Erschwerung der Vorbedingungen für den Einjährig=Freiwilligen=Dienst ist in letzter Zeit bekanntlich wiederholt angekündigt worden. Nach der M. Allg. Ztg. soll es sich darum handeln, die Berechtigung zum einjährigen Dienst von der Ablegung des Abiturien=Examens an einem Gymnasium oder einer Realschule erster Ordnung abhängig zu machen.
Unter Vorsitz des Reichsbank=Präsidenten Dr. Koch fand in Berlin eine Besprechung der Vorstände mehrerer größerer dortiger Banken statt, in der man sich mit der Frage der Begebung der Reichsanleihe beschäftigte. Bekanntlich ist die letzte 3 1/2 prozentige Reichsanleihe nur zur Hälfte vom Publikum gezeichnet und die Ursache dafür keine andere, als daß das Geld theuerer wird, und die Kapitalien in solchen Werthen oder Hypotheken veranlagt werden, die bessere Zinsen bringen.
Der nächste sozialdemokratische Congreß soll unmittelbar nach Ablauf des Sozialistengesetzes zusammentreten, und zwar nicht, wie bisher angenommen worden ist, in Berlin, sondern in einer Stadt Mitteldeutschlands. Der Buchbinder Constantin Janiszewski, der sozialdemokratische Candidat im 2. Berliner Wahlkreis, ist am vorigen Sonntag aus Berlin ausgewiesen worden.
Die "Kölnische Zeitung" meldet, auf die Eingabe des rheinisch=westfälischen Bergleute=Verbandes (Bunte und Genossen) an das Ministerium, die Staatsbehörden möchten die Wiederannahme der nach dem Ausstand entlassenen Bergleute erwirken, habe der Regierungspräsident Winzer in Arnsberg, dem Verbands=Vorstand im Namen des Oberpräsidenten geantwortet: Die Staatsregierung könne bei der überhandnehmenden Mißachtung der vertragsmäßigen Verpflichtungen der Arbeiter diesen keinen Vorschub leisten, müsse daher die erbetene Vermittelung zu Gunsten vertragsbrüchiger Arbeiter ablehnen.
Die diesjährige Katholikenversammlung soll nun, da sie in München nicht stattfinden kann, in Coblenz abgehalten werden.
Der Präsident Carnot hat am 3. Juni die Begnadigung des Herzogs von Orleans unterzeichnet. Derselbe ist in derselben Nacht an die Grenze gebracht.
Aus Genf wird gemeldet, daß in der That ein Complott gegen den Kaiser Alexander vorbereitet gewesen sei. Dembski, der aus der Schweiz ausgewiesen war und sich in Annemasse (bei Genf) aufhielt, war von dem nihilistischen Centralcomite nach Paris berufen worden. Letzteres hat natürlich Gelder erhalten und nach Rußland massenhaft Proklamationen sowie Bomben gesandt. Ein Aufstand war für den Fall des Gelingens des Complotts in mehreren Städten vorbereitet. Die Flüchtlinge sollten alle nach Rußland gehen. Etwa 20 mögen schon dort sein; alle mit Sprengstoffen. Die Genfer Russen glauben, die in Paris Verhafteten würden nichts aussagen.
Die "Times" meldet aus Sansibar: Nach hier eingelaufenen Nachrichten hat Dr. Peters auf seinem Durchmarsche durch Uganda dem vertriebenen König Mwanga gegen seinen Gegner Karema und dessen Araber zum Siege verholfen und ihn wieder zum unumschränkten Herrscher Ugandas gemacht, wofür Peters bedeutende Zugeständnisse und Monopole für Deutschland erhielt.


- Neustrelitz. S. K. H. der Großherzog, Höchstwelcher zum Sonntag die Parade über die hiesige Batterie abzunehmen gedachte, ist von einem leichten Unwohlsein heimgesucht worden und muß auf Anrathen der Aerzte das Zimmer hüten.
- Schönberg. Aus der Reserve der Infanterie werden behufs Ausbildung mit dem Infanterie=Gewehr M/88 zu einer zehntägigen Uebung beim 2. Bataillon Mecklenb. Grenadier=Regiments Nr. 89

[ => Original lesen: 1890 Nr. 43 Seite 6]

210 Mann zum 26. Juni d. J. einberufen werden. Diese Mannschaften werden dem Bezirk des Haupt=Melde=Amts Neustrelitz entnommen, während die Mannschaften aus dem Bezirke des Melde=Amts Schönberg dem Meckl. Grenadier=Regiment Nr. 89 in Schwerin zugetheilt werden. Zu den Uebungen der Infanterie=Ersatz=Reserve werden auch die Volksschullehrer zur Ableistung ihrer activen Dienstpflicht bezw. zu den gesetzlichen Uebungen eingezogen werden.
- Schönberg. Wir möchten unsere Leser noch besonders auf eine Anzeige in der heutigen Nummer unseres Blattes aufmerksam machen, derzufolge am nächsten Sonntag in Sachen des Herbergs=Vereins im Boye'schen Saale eine Versammlung abgehalten wird, zu der auch Damen Zutritt haben. Der Nothstand der Landstreicherei und Bettelei wird ja überall drückend empfunden, und die Nothwendigkeit einer Abhülfe allgemein zugestanden; es bedarf daher wohl nur dieses Hinweises, um die Versammlung zu einer aus Stadt und Land zahlreich besuchten zu machen. Handelt es sich hier doch um eine Sache, die das ganze Fürstenthum in gleicher Weise angeht. Wie wir hören, werden in nächster Zeit auch noch in mehreren Kirchdörfern unseres Landes Vorträge über diese Sache gehalten werden.
- Schönberg. Anfangs Juli findet in Ratzeburg ein Missionsfest statt, zu welchem der Hofprediger Stöcker=Berlin die Missionsrede halten wird.
- Schönberg. An Stelle des kürzlich verstorbenen Försters Blank zu Schlagbrügge ist der bisherige Unterförster zur Feldberger Hütte im Herzogthum Strelitz von Johanni d. Js. wiederum zum Förster im Schlagbrügger Forstrevier ernannt worden.
- Schönberg. In letzter Zeit wurden zu Hohenmeile von etwa 20 Schützen in den dortigen Tannen mehrere Krähenschießen abgehalten, die eine Beute von ungefähr 3000 Stück lieferten. Trotzdem alljährlich Tausende von diesen Thieren weggeschossen werden, so ist doch von einer Abnahme wenig zu spüren.
- Schönberg. Für die am 16. d. Mts. beginnende außerordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts zu Güstrow wurden aus dem hiesigen Fürstenthum die Hauswirthe Kock=Rüschenbeck und Burmeister=Rodenberg als Geschworene ausgeloost.
- In der Nachbarschaft von Lübeck schoß dieser Tage ein Gutsjäger zwei Edelfalken, von denen der eine, ein großes prachtvolles weißes Exemplar, eine silberne Glocke an goldener Kette um den Hals trug, deren Inschrift auf einen fernen Ursprung des Falken deutet.
- Am 31. Mai 1740 hat König Friedrich II. von Preußen, "Friedrich der Große" oder auch "der alte Fritz", den Thron bestiegen. Zu diesem 150. Gedenktag waren auf Befehl des Kaisers in Berlin besondere Anordnungen getroffen worden, über die in den dortigen Blättern berichtet wird.
- Der Wagen, mit dem Kaiser Wilhelm sich am Sonntag den ihn betroffenen Unfall zugezogen hat, ist eine sog. "Spinne," d. h. eines von jenen hocheleganten, aber auch gefährlichen Vehikeln, deren Räder fast gleich hoch sind, sodaß die Vorräder beim Umwenden ihrer Größe wegen nicht durchgehen. Wiederholt war der Kaiser, der den Wagensport sehr liebt, vor dem Gebrauch dieses Gefährts gewarnt worden. Wahrscheinlich waren die kaum zollbreiten Räder in der Jägerallee, einer ihrer großen Belebtheit ohnehin schwierigen Passage, zwischen die Pferdebahngeleise geraten und durch den Anprall zur Seite geschnellt worden. Den betreffenden Wagenbauer trifft mithin nicht die geringste Schuld. Der Wagen selbst befindet sich seit 1887 im Dienst und zählte immer zu den beliebtesten des Kaisers.
- In der Gegenwart der Kaiserin werden in der ersten Juniwoche in Berlin abermals für zwei neue Kirchen die Grundsteinlegungen vollzogen werden und zwar für die Elisabethgemeinde in Humboldhain und für die Emmansgemeinde auf dem Lausitzer Platz.
-Am kaiserlichen Hof in Berlin ist am 2. Juni die Wiederkehr der vor zehn Jahren erfolgten Verlobung des Kaiserpaares festlich begangen worden.
- Der Reichskanzler v. Caprivi, bekanntlich Chef des in Osnabrück garnisonirenden Infanterie=Regiments Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig (Ostfriesisches) Nr. 78, schenkte seinem Regiment zur Errichtung einer Schwimm= und Badeanstalt 5000 Mk. Die Anstalt soll auch der bürgerlichen Bevölkerung zur Benutzung frei stehen.
- Die Hoftracht der Civilpersonen. Die vielberufene Verordnung über die Hoftracht ist nunmehr veröffentlicht worden. Es wird in derselben, wie man liest, den bei Hofe verkehrenden Herren gestattet, bei Hofgesellschaften Kniehosen und ausgeschnittene Schuhe (Escarpins) auzulegen, ähnlich wie das bei anderen Höfen der Fall ist. Auch die Anlegung eines Rockes nach älterem deutschen Schnitt an Stelle des Frackes ist in der Verordnung als wünschenswerth bezeichnet. Ein Zwang, diese Tracht zu tragen, wird jedoch nicht ausgesprochen.
- Die Einführung billiger Zonentarife, wie sie sich in Ungarn so glänzend bewährt haben, ist in aller Welt zum Losungswort und zur Grundlage von erstrebten, zum Theil schon in's Leben tretenden Reformen geworden. In Rumänien ist ein Zonentarif eingeführt, und in Holland ist er für den Fall geplant, daß der Landtag die ihm vorgeschlagene Verstaatlichung zweier Privatbahnen genehmigt. Auch in Oesterreich ist man zu der Erkenntniß gelangt, daß mit dem bisherigen System hoher Fahrpreise gebrochen werden müsse, und nach dem vom 15. Juni an geltenden neuen Tarif für die staatlichen Bahnen zahlt dort der Reisende fortan in der I. Klasse 5.1 Pfennig (Mecklenburg). in der II. Klasse 3.4 Pfennig (Mecklenburg). und in der III. Klasse 1,7 Pfennig (Mecklenburg). für den Kilometer, während bei uns die I. Klasse 8 Pfennig (Mecklenburg)., die II. Klasse 6 Pfennig (Mecklenburg). und die III. Klasse 4 Pfennig (Mecklenburg). kosten. Wer also eine Vergnügungsreise machen will, wird erheblich billiger z. B. Ober=Oersterreich und Tyrol, als das benachbarte Bayern bereisen. In Deutschland scheinen die Behörden noch immer nicht den Muth zu der so nöthigen Reform zu finden. Somit ist für Deutschland der aufklärenden und agitirenden Arbeit des Vereins "Zonentarif" (Bureau in Berlin, Steglitzerstraße 70), welchem Mitglieder, Damen und Herren, in stets wachsender Anzahl beitreten, noch ein weites, lohnendes Ziel gesetzt.
- Der Berliner "Baukrach" wird immer deutlicher. Beim Amtsgericht I. in Berlin stehen allein für den Monat Juni 28 Häuser zur Zwangs=Subhastation an. Die auf diesen Häusern lastende Hypothekenschuld beträgt 8 1/2 Millionen. - Der Rückgang der Bauthätigkeit gegen das vorige Jahr ist unter solchen Verhältnissen natürlich ein bedeutender. In manchen Gegenden der Stadt stehen ganze Reihen von unfertigen Neubauten, an welchen seit Monaten schon kein Arbeiter beschäftigt ist. Für viele Bauplätze sind Bauerlaubnißscheine ausgefertigt worden, aber die Besitzer verzichten auf den Bau, obgleich die Steine erheblich billiger geworden sind, und die Löhne sich nicht auf der vorjährigen Höhe halten. Die Baugew. Ztg. erklärt diese Erscheinung dadurch, daß die Freude am Bauen abgenommen hat: Die Privatleute wollen nicht mehr bauen, weil sie durch die bekannten Ausstände so viel Geld verloren haben, die Bauunternehmer können nicht bauen, weil die Banken nicht mehr Lust haben, Geld für Bauten herzuleihen, deren Vollendung man nicht absehen kann.
- Das königliche Proviantmagazin in Berlin, in welchem 5000 Zentner Stroh lagern, wurde am Sonntag von einem verheerenden Brande heimgesucht, und hatte die Feuerwehr gewaltige Arbeit, den Brandheerd zu beschränken. Das sämmtliche Stroh ist entweder verbrannt oder unbrauchbar geworden.
- Wichtig für Gastwirthe ist folgende Entscheidung des Reichsgerichts: In der Vermischung des in dem Tags zuvor angezapften Fasse befindlichen und dadurch Schal gewordenen Bieres mit frischem Bier von gleichem Fabrikat ist eine Verfälschung zu finden, wenn dieses dadurch verschlechtert wird und der Thäter zum Zweck der Täuschung die

[ => Original lesen: 1890 Nr. 43 Seite 7]

Vermischung vorgenommen hat. Ob die Verschlechterung nur so geringfügig war, daß die Gäste sie nicht bemerkt haben, ist nur für die Höhe der Strafe erheblich.
- Aus Hamburg wird berichtet, daß zur Unterstützung der durch ihre Gehülfen vergewaltigten kleinen Maurermeister ein Garantiefonds gezeichnet worden ist, der bereits die Höhe einer Million erreicht hat und auf das Doppelte anwachsen soll.
- Der neue Doppelschrauben=Schnelldampfer der Packetfahrt, "Normannia," das größte Handelsschiff der Welt, trat am 23. Mai von Hamburg die erste Reise nach Newyork an. Er hatte 130 Kajütenpassagiere und 900 Zwischendecks=Passagiere an Bord; die Besatzung beträgt 320 Mann. An Kohlen wurden für die erste Reise 280 Eisenbahnwagen=Ladungen mitgenommen.
- In Bremen ist am vorigen Sonnabend die Norddeutsche Gewerbe= und Industrie=Ausstellung in Gegenwart der Spitzen der Militär= und Civilbehörden feierlich eröffnet worden.
- Eine bekannte Modedame in Frankfurt a. M. besitzt einen originellen Teppich, um den sie viel beneidet wird. Der Teppich ist ans lauter kleinen Stofffleckchen zusammengesetzt und zwar hat jede Toilette, welche die Dame seit ihrer Mädchenzeit getragen hat, ein Endchen dazu geliefert. In der Mitte glänzt etwas vergilbt in Stückchen des Brautkleides, dann giebts dunkle und helle Seide, Tüll, Spitzenstoff, Mull und Waschgewebe, wie sie eben die Saisons mit sich brachten. Der Teppich ist jetzt, nachdem die Dame kaum 30 Jahre zählt, bereits groß genug für ein geräumiges Cabinet; er wird, wie sie stolz bemerkt, hoffentlich in einigen Jahren bereits für den großen Salon reichen.
- Ein junges Ehepaar aus Bonn, das kurz nach Ostern heirathete und dann eine Hochzeitsreise nach der Schweiz unternahm, ist anscheinend verschollen. Die letzte Nachricht von demselben war vom 17. April, aus Luzern, datiert. Seitdem hat man nichts mehr von den Beiden gehört, und die Nachforschungen, die man nach ihnen in Luzern angestellt hat, blieben erfolglos. Der Ehemann hat eine Buchhandlung in Aachen, seine Frau ist die Tochter einer Bonner Wittwe. Da die Befürchtung nahe liegt, daß ein Unglück vorgekommen ist, so wurde die Staatsanwaltschaft von dem räthselhaften Vorgange in Kenntniß gesetzt.
- Ein Klingelbeutel als "Nistplatz." Daß Rothschwänzchen sich oft die absonderlichsten Brutplätze aussuchen, ist bekannt. Neu aber dürfte ein Vorkommnis sein, das sich in Obe=Wegfurt in Oberhessen ereignet hat. Dort gerieth ein Rothschwänzchen auf der Suche nach einem Nistplatz durch ein zufällig offen gelassenes Fenster in die Kirche und ersah sich den an der Wand hängenden Klingelbeutel als geeignete Stätte, sodaß am nächsten Sonntag der Küster zu seinem größten Erstaunen ein Nest mit zwei Eiern in demselben vorfand. Hoffentlich ist der Mann Gottes nicht so hartherzig gewesen, das Nest zu zerstören.
- In dem Gasthof eines Dorfes der sächsischen Lausitz bot vor Kurzem ein Ehemann im Kreise seiner Zechgenossen allen Ernstes seine eigene Frau zum Kaufe aus und schlug sie schließlich für das Höchstgebot von 100 Mark los. Der Käufer zahlte auch sofort die gebotene Summe und erhielt pünktlich am nächsten Morgen das erstandene Weib zugeschickt. Ueber Nacht nüchtern geworden, suchte er den geschlossenen Kauf rückgängig zu machen, doch hielt der Ehemann an dem einmal perfekt gewordenen Vertrage fest, daß er zuletzt auf Rückgabe der als Kaufpreis gezahlten 100 Mark sich verklagen ließ.
- An einem Hause in Glogau (Nieder=Schlesien) wurde ein in das Mauerwerk eingelassener Stein entdeckt, dessen hebräische Inschrift besagt, daß der Stein im Jahre 1372 zur Erinnerung an einen Hausbau im Ghetto, dem früheren Judenviertel von Glogau, besetzt wurde.
- In Zülz (Oberschlesien) trägt ein 1 1/2 Meter hoher Rosenstock auf dem Kirchhofe 200 Knospen.
- Große Insektenzüge wurden in den schlesischen Kreisen Neustadt, Neisse und Loebschütz anfang voriger Woche mehrfach beobachtet. Ueber Ziegenhals ging ein solcher Zug am 25. v. M. von früh bis Mittags in der Richtung von Nordwest nach Südost; derselbe war gegen eine Meile breit. In dem wandernden Insekt will man den gemeinen Plattbauch erkannt haben.
- Das größte Schulkind der Welt wird wohl in Riednaun bei Sterzing sein. Das im elften Jahr stehende Mädchen mißt nahezu zwei Meter; Es ist die größte Frauensperson des Bezirks. Unlängst war ein Schaubudenbesitzer eigens aus Wien gekommen, um dieses Riesenmädchen für seine Bude zu erlangen. Er bot den Eltern jährlich 600 Gulden an und die vollständige Verpflegung des Kindes, sowie einer Begleiterin. Doch die Eltern haben sich vom Geld nicht verlocken lassen, ihr "Mäderl" in die weite Welt zu schicken.
- Eine seltene Leistung in der Fußwanderung hat ein ehemaliger Offizier aus Naumburg dieser Tage vollbracht. Herr Oberstlieutenant a. D. von Scholten ist in 10 Tagemärschen von Naumburg nach Colmar i. E., der neuen Garnison des Jägerbataillons, gewandert und hat den 85 Meilen langen Weg wohlbehalten zurückgelegt.
- Im Riesengebirge hat es, wie von der Kuppe gemeldet wird, in der Nacht zum Donnerstag bei ein Grad Kälte leicht geschneit! Auch aus dem Nassauischen, dem Ahr=, Mosel= und Wiesthal sowie vom Rhein, vom Hunsrücken und der Eifel kommen sehr betrübende Nachrichten. Die letzten Nächte haben dort sogar 2 Grad Kälte gebracht, so daß Kirschen, Nüsse, Bohnen, Gurken und Reben u. a. m. erfroren sind.
- Auf dem St. Gotthard ist, wie aus der Schweiz gemeldet wird, in den Pfingsttagen ein Unglück passiert. Der Maler Hlavaty aus Wien ist etwa 500 Meter tief hinab gestürzt, zwar noch lebend aufgefunden worden, aber bald darauf gestorben.
- Die Gemahlin des Schah von Persien, die sich in Wien einer Augenoperation mit Erfolg unterzogen hat, hat am Montag die Rückreise nach Teheran angetreten.
- Die frühere Kaiserin Eugenie hat bei einem Londoner Juwelier ein werthvolles Medaillon ans oxydiertem Silber bestellt. Auf der einen emaillierten Außenseite befindet sich das Wappen der gräflichen Familie Montijo. Reich mit Rubinen, Smaragden und Türkisen verziert, wird das Medaillon selbst eine Haarlocke der Kaiserin enthalten, die es der Kaiserin Friedrich als Andenken zu schenken beabsichtigt.
- Als am Morgen des 25. Mai die Notre=Dame=Kirche in Paris mit Publikum dicht angefüllt war, stürzte sich eine Frauensperson, die nicht älter als 20 oder 21 Jahre war, von einem der Thürme auf den Platz herab. Ihr Körper schlug gegen einen gerade des Weges kommenden Mann an, welcher sein 7jähriges Töchterchen an der Hand führte. Derselbe wurde schwer verletzt und liegt im Hospital; das Kind kam mit dem Schrecken davon.
- Ein Sportsmann in St. Petersburg will von da nach Calais reiten und von dort aus auf dem Pferde schwimmend den Kanal übersetzen.
- Fürst Bismarck wird in Mailand in der Gartenbau=Ausstellung jeden Abend durch einen englischen Metamorphosen=Künstler so naturgetreu copirt, daß der Andrang der Neugierigen jeder Beschreibung spottet. Auch König Humbert befand sich am ersten Pfingstfeiertage unter den Zuschauern, welche dem Künstler Beifall spendeten. Die Copirung erfolgt in der bekannten Kürassier=Uniform unter Begleitung von Tyras, dem Reichshunde.
- Die Deutschen in London beabsichtigen dem Fürsten Bismarck, sofern derselbe nach England kommen sollte, einen außerordentlichen Willkommen zu breiten. Sie wollen ihm ein großes Bankett geben. Wer als "berühmter Mann" England besucht, muß bekanntlich einen guten Magen mitbringen.
- Elf Mörder sollen mit einem Male demnächst in Athen hingerichtet werden. Die Zahl ist deshalb so groß, weil man lange keinen Henker finden konnte, denn derselbe gilt heute noch in Griechenland als unehrlich. Ein zum Tode verurtheilter Giftmischer, den man zu lebenslänglichem Gefängniß begnadigt hat, erklärte sich nun bereit, die Urtheile zu vollstrecken.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 43 Seite 8]

Schwer gebüßt.
Eine Erzählung von Filipp Moreno.
                                                    Fortsetzung.                                                    (Nachdruck verboten.)


Schwarze Seidenstoffe v. 95 Pfg. bis 18.65 p. Met. glatt, gestreift u. gemustert (ca. 180 versch. Qual.) - vers. roben= und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


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