No. 27
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. April
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 27 Seite 1]

Des heiligen Osterfestes wegen erscheint die nächste Nummer der "Wöchentlichen Anzeigen" am Freitag, den 11. April.


Antragsmäßig soll über die zu Niendorf sub Nr. IV belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Heinrich Wilhelm Peters daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 22. April 1890,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 5. Februar 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Holz=Auction Nr. 34.

Am Donnerstag, den 10. April, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

a. bei freier Concurrenz.
1. Aus dem Heidenholze.

    9 Stück eichen Zopfholz mit 2,54 Festmet.
    4 Rmet. eichen Knüppel.
    4 Fuder eichen Pollholz.

2. Aus dem Kleinfelder Zuschlage.

    1 Stück fichten Bauholz 1,29 Festmet.

3. Aus den Hohemeiler Tannen.

    3 Stück fichten Klassenbäume I. Cl.
    2 Stück fichten Stangen, I. Cl.
700 Stück kiefern Bohnenstangen.
134 Rmet. kiefern Kluft.
242 Rmet. kiefern Knüppel.
  54 Rmet. kiefern Rodestämme.

b. bei beschränkter Concurrenz.
Aus den Hohemeiler Tannen.

  21 Stück tannen Kiepenhölzer.
Schönberg, den 30. März 1890.

Der Oberförster.              
C. Hottelet.                


Auctionsanzeige.

In der Nachlaßsache des Herrn Oberlanddrosten Graf von Eyben in Schönberg findet am Dienstag, den 8. April d. J., Morgens 9 Uhr beginnend, eine Auction an Ort und Stelle statt.
Es kommen zum Aufgebot:

Mahagonie Tische, große Spiegel, Büffets, Kommoden, Oelbilder, Sopha's, Lehnstühle, Schränke, Betten und Bettstellen. Ferner: Bauwagen, kleiner Stuhlwagen, Sielengeschirre, Wirthschaftssachen u. s. w.
Die Besichtigung der Sachen ist am 7. d. Mts. von 12 bis 1 Uhr und vor Beginn der Auction gestattet.
Es wird mit den Wirthschaftssachen begonnen und kommen die Möbel um 11 Uhr zum Aufgebot.

                                                    C. Staffelt.


Schulanzeige.

An der hiesigen Real= und Bürger=Knabenschule beginnt das neue Schuljahr am Dienstag, den 15. April, Morgens 8 Uhr. Die Aufnahme neuer Schüler findet am Tage vorher, Montag, den 14. April, Morgens 10 Uhr, im Realschulgebäude statt. Die neu aufzunehmenden Schüler haben ihren Impf= oder Wiederimpfschein mitzubringen, die nicht in Schönberg geborenen auch ihren Taufschein und ein Abgangszeugniß der zuletzt besuchten Schule.
Schönberg, den 2. April 1890.

                                                    Direktor W. Ringeling.


Schmiede= und Schlosserinnung.
Versammlung am 8. April ds. J.,
Nachmittags 2 Uhr.

                   Tagesordnung:
1) Vorstandswahl.
2) Rechnungsablage.
3) Einzahlung des Beitrags zur Innung und für den Verband, sowie des Abonnementsbetrages für die Schmiedezeitung.
4) Aufnahme neuer Mitglieder.
5) Sonstige wichtige Besprechungen.
Die Mitglieder werden deßhalb ersucht, recht zahlreich zu erscheinen.

                                                    Der Vorstand.


Den Bewohnern Schönbergs

und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich meine bisherige Filiale von Herrn Weinrebe nach Herrn Kaufmann H. Otto verlegt habe und halte daselbst stets fertige Kränze vorräthig, sowie Sämereien und Topfpflanzen.
Schönberg, den 25. März 1890.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Paul Präve,
                                                    Kunst= und Handelsgärtner.

------------------------

Bezugnehmend auf obige Annonce halte ich mich in diesen Artikeln bestens empfohlen. Auch nehme jegliche Bestellung für Herrn Präve bereitwilligst entgegen.

                                                    Achtungsvoll
                                                    H. Ott.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 27 Seite 2]

Mein bekanntes Geschäftsprinzip:
Sehr coulante Bedienung!
Grosser Umsatz mit geringem Nutzen!
Verwendung nur bester Materialien!

Carl Meyer'sAusstattungsmagazin.
Lübeck, Fleischhauerstr. 40/42. Breitestr. No. 51 (Filiale). Lübeck,
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Versand nach auswärts kostenfrei ab Bahnhof Lübeck.


Vorläufige Anzeige.

Der öfteren Aufforderung vieler Einwohner Schönberg's nachkommend, beabsichtige ich, Mitte nächsten Monats einen

Tanz- & Anstands-Coursus
für Kinder in Schönberg zu eröffnen.
           Honorar: für 1 Kind     Mk.   8.
           Honorar: für 2 Kinder Mk. 15.
           Honorar: für 3 Kinder Mk. 20.
           Honorar: für 4 Kinder Mk. 24.
Indem ich um recht zahlreiche Betheiligung bitte, erlaube ich mir zu bemerken, daß ich neben einem gratiösen und eleganten Tanzen, sowie guter Haltung des Körpers und hübschem Gang, meine Schüler besonders (Tournure) Anstand und Höflichkeit lehre.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    W. Dohrmann.

Bitte hierdurch die geehrten Eltern im Fürstenthum Ratzeburg, deren Kinder ich bereits unterrichtete, mich vorkommendenfalls den Herrschaften Schönberg's und Umgegend freundlichst empfehlen zu wollen.
z. Z. Lüdersdorf, den 26. März 1890.

D. O.              


Stets vorräthig:

Einfache und doppelte Bruchbänder in verschiedenen Sorten, Geradehalter leicht zu tragen und sehr zweckmäßig, für junge Mädchen wohl zu beachten, Suspensor oder Tragbeutel, Gummi-Luftkissen für Kranke, Clysopomp und doppelte Clystirspritzen zum Selbstclystiren. Wundspritzen zu jeglichem Gebrauch, Irrigator u. Mutter-Rohre, Mutter-Kränze, Gummileinen, zum Schutz des Durchnässen für Betten in Wiegen, Milchpumpen, Brust-Hütchen, Brust-Gläser, electromotorische Zahnhalsbänder, Kinder das Zahnen leicht und schmerzlos zu befördern, sehr empfehlenswerth, Zahnkitt für hohle Zähne, Zahnringe, starke Schlauchgarnitur mit Bürste und Flasche, sowie giftfreie Gummisauger ohne Naht sind stets zu haben in Schönberg bei

                                                    Emil Jannicke,
                                                    Bandagist.


Petroleum-Kochapparate
in verschiedenen Mustern
empfiehlt                                                     W. Wieschendorf,
                                                                     Klempner.


Blendend weissen Teint
erhält man schnell und sicher,                                                    
Sommersprossen
verschwinden unbedingt durch den Gebrauch von
Bergmann's Lilienmilch-Seife
allein fabricirt von Bergmann & Co. in Dresden.
Verkauf à Stück 50 Pfennig (Mecklenburg). bei Apotheker Montag.


Stiefmütterchen=Pflanzen

mit sichtbaren Knospen, schönste Sorten gemischt 100 St. M. 4. 10 Stück 50 Pfennig (Mecklenburg). Gefüllte Gartennelken, welche den Sommer blühen. 100 Stück M. 5. 10 Stück 60 Pfennig (Mecklenburg)., sowie 1 und 2jähr. Spargelpflanzen 100 Stück 1,50 und 2 M. 1000 St 12 u. 15 M., sowie Sämereien jeglicher Art empfiehlt

                                                    Paul Präve,
                                                    Kunst= und Handelsgärtnerei.


Korn=Klee= u. Säemaschinen

haben wieder vorräthig und empfehlen dieselben noch zu alten Preisen.

Schönberg i/M.                                                     Oldenburg & Ahrendt.


Sämtliche Sämereien,
sowie Oberndorfer und Eckendorfer                                                    
Runkelsamen
sind bei mir zu haben.                                                    
                                                    H. C. Weinrebe.


Kalter Damm Nr. 4 sind zu Michaelis
2-3 Zimmer
möblirt oder unmöblirt zu vermiethen.                          
Schönberg, den 31. März 1890.                          


Die obere Wohnung in meinem Hause ist zu Michaelis zu vermiethen.
Schönberg, im April 1890.

                                                    F. Stüve.


Zu Ostern oder später ist meine                                                    
Wohnung
von 2 auch 3 Zimmern, Küche, Keller u. s. w.
zu vermiethen                                                    
                                                    Johanna Creutzfeldt.


Ein ordentlicher Laufbursche
zu sofort gesucht von                                                    
                                                    Hugo Heincke.


Verloren

durch Ausleihen ein neuer Flaschenzug. Um gefl. Rückgabe bittet

                                                    C. Schwedt.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 27 Seite 3]

Den Eingang sämmtlicher Neuheiten für Frühjahr und Sommer erlaube ich mir ergebenst anzuzeigen.
Ich empfehle in

Kleiderstoffen

eine großartige Auswahl von den einfachsten bis zu den elegantesten. Besonders mache ich auf meine abgepaßten (bestickten) Roben aufmerksam.
Mein Lager von Regenmänteln und Jacketts ist reichhaltig sortirt, sowie Sonnen- und Regenschirme halte ich in großer Auswahl zu besonders billigen Preisen empfohlen.

                                                    Heinrich Meyer.


15. Grosse Stettiner Pferdelotterie.
Als Hauptgewinne gelangen zur Verloosung:

100 hochedle Pferde und 80 goldenen und 400 silberne Kaisermedaillen u. 1000 silb. Denkmünzen.
10 hochelegante Equipagen darunter eine Vierspännige.

Ziehung bestimmt am 20. Mai d. J.
Loose à 1 Mark (11 Stück für 10 Mark).     Porto und Liste 30 Pf. Postmarken nehme in Zahlung.    
Schlossfreiheit-Lotterie
Original=Kaufloose für neu eintretende Spieler zu amtlichen Planpreisen:    Nächste Ziehung 14. April. Ganze 72 M., Halbe 36 M., Viertel 18 M., Achtel 9 M.
Antheil=Voll=Loose    [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
auch zu amtlichen Planpreisen    [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Jeder Bestellung sind 30 Pfennig (Mecklenburg) f. Listen u. Porto, Einschreib. 20 Pfennig (Mecklenburg) f. jede Kl. beizufügen.
Rob. Th. Schröder, Stettin, Bank-Geschäft und General-Debit.
Ausführliche Prospecte und Pläne werden auf Wunsch kostenfrei übersandt.


Hierdurch erlaube ich mir, dem geehrten Publikum Schönbergs u. Umgegend anzuzeigen, daß der

Tanz- und Anstands=Unterricht

am Freitag, den 11. April d. J., Abends 6 Uhr im Lokale des Herrn Boye beginnt. Die Missive zu weiteren gefl. Anmeldungen befindet sich in den Händen des Herrn Ratzeburg.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    W. Lorenz.

N. B. Ich mache die geehrten Herrschaften ganz besonders darauf aufmerksam, daß mein Unterricht nicht (wie so oft der Fall ist) nur als ein Vergnügen zu betrachten ist, sondern den Zweck hat, neben einem gratiösen Tanzen auch edle Haltung, leichten sicheren Gang, guten Anstand, feine Manieren u. s. w. zu befestigen, dagegen eckige und ungeregelte Bewegungen zu beseitigen.

                                                    D. O.


Im Laufe dieses Sommers empfange ich mehrere Ladungen

Harbker-
Salon-Brikets

welche ich als ein ganz vorzügliches, reinliches und billiges Feurungsmaterial bestens empfehle.

                                                    A. Zander.


Auf im Mai, Juni und Juli eintreffende
Böhmische Braunkohlen

erbittet geschätzte Aufträge unter Zusicherung billigster Preise.

                                                    A. Zander.


Verzinktes Drathgeflecht
zur Einfriedigung,
Prima verzinkten Dachdrath
und Einfriedigungsdrath,
Patent Stahl-Stachel-Zaundraht,
Feld= und Garten=Geräthe,

als Spaten, Schaufeln, Harken, Hacker, Forken, Baumsägen, Heckenscheeren u. s. w.

empfiehlt                                                    C. Schwedt.


Sehr schöne und dauerhafte
Grabkränze
empfiehlt                                                     W. Wieschendorf,
                                                                     Klempner.


Sehr gute emaillirte Kochtöpfe,
Theekessel, Kaffeekannen, Wasch- und Nachtgeschirr u. s. w.
hält vorräthig und empfiehlt                                                    
                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempner.


Eine größere Sendung

zweischaariger Pflüge

aus der Pflugfabrik von Ed. Schwarz und Sohn, Berlinchen, empfing und empfiehlt zu Fabrikpreisen

                                                    Joh. Bockwoldt,
                                                    Schmiedenmeister.


Amerikanische selbstthätige
Rouleaux-Stangen das Beste, Billigste u. Bequemste, in seiner Art empfiehlt                          
H. E. Peters, Glasermeister.


Das älteste und grösste
Bettfedern-Lager
William Lübeck in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfd.) gute, neue

Bettfedern für 60 Pfg. das Pfund,
vorzüglich gute Sorte 1M. 25 Pfg.
prima Halbdaunen nur 1,60 M. und 2 M.
reiner Flaum nur 2,50 M. und 3 M.

Bei Abnahme von 50 Pfd. 5% Rabatt.
Umtausch gestattet.
Prima Inlettstoff zu einem großen Bett
(Decke, Unterbett, Kissen u. Pfühl),
zusammen für nur 14 Mark.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 27 Seite 4]

H. Scheer & Barkenthien
empfehlen:

Wollene & halbwollenen
farbige
Kleiderstoffe.
===========
Schwarze
Cachemires
in
geblümt, gestreift u. glatt.
Zu allen Preisen
Regen-
und
Sonnen-Schirme
für
Damen, Herren
und
Kinder.
Garnirte &
ungarnirte

Stroh-
Hüte
für
Damen, Herren
und
Kinder.
Regenmäntel
für
Damen und Kinder.
===========
Sommerjacketts
in
allen Weiten und Grössen.


Neu!    Rother Dach-Theer!    Neu!
Neu!    (Rubrinit.)    Neu!

Bester, dauerhaftester, billigster und schönster Dachanstrich für Pappdächer, beseitigt gründlich alle vorhandenen Leckstellen durch einmaligen Anstrich, giebt den Pappdächern ein schönes rothes Aussehen und unbegrenzte Haltbarkeit.
Jedes Quantum zu haben bei

Ratzeburg i. L.                                                     Chr. Vollmar.


Zur Tanzmusik
für die Nacht am 2. Osterfeiertage
ladet ergebenst ein                                                        
Sülsdorf.                                                     S. Wienck.


Neu !                                                     Neu !
Hôtel Continental
in Lübeck
enthält 40 helle und geräumige
Fremden-Zimmer
zum Preise von Mark 2 an,
verbunden mit
Wiener-Caffée & Restauration.
Besitzer: KÄHLER & PARTZSCH.


Das Neueste in Sonnenschirmen,
Das Neueste in Regenschirmen,
Das Neueste in Tricottaillen,
Das Neueste in Tricotblousen,
Das Neueste in Satinblousen,
Das Neueste in Flanellblousen,
Das Neueste in Handschuhen,
empfiehlt billigst

                                                    Hugo Heincke.


Oberndf. Runkelrübensaat
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Bouillon-Kapseln à St 10 Pfennig (Mecklenburg).
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Dach=Pfannen,
Thon=Röhren,
Dach=Pappen,
Steinkohlen=Theer,
Holz=Theer,
Carbolineum Avenarius,
Mauersteine,
Kalk,
Gyps,
Cement,
Bretter,
Bauholz etc. etc.
empfiehlt in prima Waare

                                                    Chr. Vollmar,
                                                    Ratzeburg i. L.


Kirchliche Nachrichten.

Charfreitag.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Nachmittagskirche(1 1/2 Uhr): Pastor Kaempffer.

1. Ostertag.

Frühkirche (8 Uhr): Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.

2. Ostertag.

Frühkirche: Lehrer Steinführer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr): Rector Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und ein Illustrirtes Beiblatt Nr. 14.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 27 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 27 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 4. April 1890.


        Nr. 5 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1890 enthält in der
          II. Abtheilung.

(1.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Februar 1890.
(2.) Bekanntmachung, betr. die Thätigkeit der Gendarmerie im Jahre 1889.
(3.) Bekanntmachung, betr. die Militairkosten=Versicherungs=Aktien=Gesellschaft "Arminia" in München.
(4.) Bekanntmachung, betr. die neubearbeitete Post= und Eisenbahnkarte des Deutschen Reiches.
(5.) Bekanntmachung, betr. den Pestverkehr mit Adrianopel, Beirut, Constantinopel, Salonich und Smyrna.
(6.) Bekanntmachung, betr. die Versendung von Postpacketen nach den Französischen Besitzungen Gabun und Kongo, sowie nach den Seychellen=Inseln.
          III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.


Das deutsche Kaiserpaar wird, wie eine amtliche schwedische Zeitung meldet, Ende Juni oder Anfangs Juli nach Christiania kommen. Kaiser Wilhelm will die Gegend am Dovregebirge und Romsdal besuchen, während die Kaiserin einen 6wöchigen Aufenthalt im Badeort Molde zu nehmen gedenkt. Während der Anwesenheit des Kaiserpaares in Norwegen werden König Oskar und Königin Sophie in Christiania Aufenthalt nehmen.
Zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck soll die Fortdauer eines regen schriftlichen Verkehrs verabredet worden sein.
Der Kaiser hat, wie der Berliner Correspondent der "Straßburger Post" aus bester Quelle erfahren will, dem Fürsten Bismarck in der Abschiedsaudienz das Versprechen gegeben, er werde ihn in Friedrichsruh besuchen.
Die erste Mittheilung von seiner Absicht, den General v. Caprivi zum Reichskanzler zu ernennen, machte der Kaiser am 18. März den im Sternensaal des Berliner Schlosses versammelt gewesenen commandirenden Generälen. Die Ansprache, welche der Monarch bei dieser Gelegenheit hielt, übte auf die Anwesenden den tiefsten Eindruck aus.
Die Huldigungen, welche dem Fürsten Bismarck in Berlin dargebracht wurden, machten einen tiefen Eindruck auf sein Gemüth. Es wird berichtet, er habe geäußert: "Ich muß doch wohl etwas geleistet haben, was meine Gegner nicht aus der Welt schaffen können. Das wollten mir die Berliner wohl durch ihre Huldigungen sagen."
Behufs Ausführung der von vielen Seiten angeregten Errichtung eines Nationaldenkmals für Fürst Bismarck in der Reichshauptstadt, traten am 31. März eine Anzahl angesehener Männer der verschiedensten politischen Richtungen in Berlin zusammen, um demnächst einen diesbezüglichen Aufruf zu erlassen, das Comite beabsichtigt, den Kaiser um Uebernahme des Protektorats zu bitten. Den Vorsitz im Comite übernahm der Landesdirector von Levetzow.
Der von den Hamburger Bürgern dem Fürsten Bismarck am 31. März Abends gebrachte Fackelzug ist äußerst glänzend verlaufen. Tausende von Fackelträgern zogen vor das Gutshaus, Fürst Bismarck erschien im Kreis seiner Familie und unterhielt sich auf das Freundlichste mit den Mitgliedern des Comites, denen er für die Kundgebung bestens dankte. Dr. Nolte hielt eine schwungvolle Anrede und schloß mit dem Wunsche, daß Gott den Fürsten noch lange zum Segen des Vaterlandes erhalten möge. Unter dem Gesang der Lieder "Die Wacht am Rhein" und "Deutschland, Deutschland über Alles" wurden die Fackeln zusammengeworfen.
Bei dem Schlußmahl der Abgesandten zur Arbeiterschutz=Conferenz erregte es Aufsehen, als nach den amtlichen Toasten Fürstbischof Kopp sich erhob, um in französischer Sprache das Wohl des Mannes auszubringen, der vom frühesten Mannesalter an für die Besserung der Lage der ärmeren Klasse gearbeitet und gedacht: Jules Simon. Der letztere dankte in warmen Worten für die ihm Seitens des Kirchenfürsten widerfahrene Ehre und trank, der ebenfalls humanen Thätigkeit der Kirche gedenkend, auf das Wohl derselben.
Der Chef des Generalstabs Graf Waldersee, ist am Freitag mit seiner Gemahlin in San Remo eingetroffen.
Die Einberufung des neuen Reichstags auf den 14. April soll nunmehr eine beschlossene Thatsache sein. Von den zu erwartenden Gesetzvorlagen wird in erster Reihe eine sozialpolitische genannt, nämlich ein Entwurf, betr. die Einrichtung von Gewerbegerichten bezw. Einigungsämtern. Ob es noch möglich sein wird, die Ergebnisse der internationalen Arbeiterschutz=Conferenz für die einzubringende Vorlage rechtzeitig zu verwerten, ist allerdings zur Zeit noch fraglich. Mit Sicherheit ist ferner eine neue Militärvorlage zu erwarten, über deren Umfang zwar noch nichts Zuverlässiges verlautet, die aber aller Voraussicht nach beträchtlich genug ist, um heiße Kämpfe herbeizurufen. Endlich wird dem Reichstag eine kolonialpolitische Vorlage zugehen, welche in unterrichteten Kreisen sozusagen als eine Kraftprobe auf die Widerstandsfähigkeit des Reichstags angesehen wird. Das Arbeitspensum wird demnach ein sehr umfassendes werden und man wird nicht fehl gehen, wenn man auf eine recht ausgedehnte Reichstagssession bis in den Hochsommer hinein rechnet.
Nachdem die französische Politik eine Zeit lang fast ausschließlich durch die Rosinenfrage beherrscht worden ist, hat dieselbe in der vorigen Woche unter dem Zeichen des Hammels gestanden. Die Pariser Hammelschlächter und Weißgerber, welche durch das Verbot der Einfuhr lebender Hammel aus Deutschland schwer geschädigt sind, hatten beschlossen, am Sonnabend eine große Kundgebung zu veranstalten, doch ist dieselbe in Folge der energischen Maßnahmen, welche die Regierung getroffen hatte, ziemlich bedeutungslos verlaufen. Eine Abordnung der Manifestanten begab sich in den Kammerpalast und in das Stadthaus, um eine Beschwerdeschrift zu überreichen. Der Handelsminister suchte die Schlachter durch die Mittheilung zu beruhigen, daß 32 000 algerische Hammel unterwegs seien, deren Ankunft den augenblicklich herrschenden Mißständen ein Ende machen werde.
Aus Kopenhagen wird gemeldet, daß man in dortigen Hofkreisen ernstliche Besorgnisse wegen einer gegen das Leben des Zaren gerichteten Verschwörung hegt. Die aufrührerische Bewegung in der dortigen Studentenschaft nimmt jedenfalls zu, die Gährung ist nicht nur in St. Petersburg, sondern auch in Moskau und Charkow außerordentlich groß und hat in andere Kreise schon stark übergegriffen.
Die Vorlesungen an der Universität in St. Petersburg sind eingestellt worden.
Emin Pascha trat in deutsche Dienste und reist am 20. April mit einer Karawane nach dem Nyanza. Bana Heri schloß Frieden und kehrt nach Saadani zurück. Major Wißmann verbot den Karawanen das Betreten der deutschen Sphäre nördlich von Tanga ohne seine Erlaubniß.
Die "Köln. Volkszeitung" erfährt aus Sansibar, daß die Araberherrschaft in Uganda und am Victoriasee gestürzt sei. Die Araber erlitten am 4. October eine erhebliche Niederlage und zogen sich auf die frühere Missionsstation Rubaga zurück, die am folgenden Tage erstürmt wurde. Die meisten Araber sind gefallen. Der Gegenkönig Karems floh nach Ungoro, wo ihn der Häuptling nicht dulden will
- Schönberg. Die beiden Hilfslehrer Schwenn=Selmsdorf und Carlau=Demern verlassen mit dem

[ => Original lesen: 1890 Nr. 27 Seite 6]

bevorstehenden Ostertermin den Großh. Schuldienst im hiesigen Lande und siedeln ins Oldenburgische, wo Lehrermangel herrscht, über.
- Das Hausgebet. Nichts ist dem Schreiber dieses verhaßter als die sogenannte Frömmelei, vor nichts aber hat er tieferen Respekt als vor wirklicher Frömmigkeit. Die letztere bei Kindern voraussagen wollen, hieße sich dem Verdachte aussetzen, mit seinen Sinnen in einige Unordnung gerathen zu sein. Kinder aber darauf hinlenken, daß es einen Schöpfer giebt, der in allem, was uns umgiebt, sich darstellt, dem wir alles, was der Tag uns gewährt, zu danken haben, das ist auch eine Hausfrauenpflicht, und keine der geringsten. - Wieviel Millionen Kinder gehen allabendlich in ihr Bettchen, ohne die Hände zu falten und mit einem jener kleinen, tiefempfundenen frommen Sprüche, deren Zauber sich selbst ein Kindergemüth nicht entziehen kann, sich dem Schutze Gottes für die Nacht zu empfehlen? Wieviel Millionen anderer stürzen sich bei den Mahlzeiten auf die Speisen ohne ein Wort des Dankes? - Hausandachten sollen nur dort gehalten werden, wo man im Herzen wirklich das Bedürfniß dazu verspürt. Es ist unmöglich, jemanden zur Andacht zu zwingen, und den Schein der Andacht bei anderen wecken zu wollen, ist unwürdig. Wo wirklich in den Herzen jenes hohe Gefühl pulsiert, dem die echte und wahre Frömmigkeit entspringt, da wird auch die Hausandacht nicht fehlen. - Aber zweierlei könnte in jedem Hause eingeführt sein: Das Tischgebet und der fromme Spruch beim Schlafengehen der Kinder. Unsere Eltern und Voreltern haben sich gewiß nicht an den Tisch gesetzt, um zu essen und zu trinken, ehe nicht ein Mitglied der Familie das kernige Tischgebet sprach. Unsere moderne Zeit mit ihrem gefährlichen Materialismus hat Tischgebet und Abendspruch als etwas überflüssiges in so vielen Familien beseitigt. Mit Unrecht! Auch darin liegt eine hohe Ermahnung der Kinder, ihren Eltern dankbar zu sein für alles gewährte. Und ein Kind, das da zu Mittag die schönen Worte spricht: "Segne, was Du uns bescheeret hast", sollte das nicht ebenso dankbar sein, denjenigen gegenüber, deren tägliche Sorge es sieht? - Tischgebet und Abendspruch - wann wird beides in jeder deutschen Familie wieder eingeführt werden?
- Neustrelitz, 1. April. Heute Nachmittag trug sich hier ein höchst seltenes Ereigniß zu. Ein an der Töpferstraße gelegenes im Abbruch begriffenes Haus stürzte nämlich ein, während zwei mit dem Abtragen der Dachpfannen beschäftigte Arbeiter auf dem Dache sich befanden. Das Haus war nur einstöckig. Die beiden Arbeiter sind glücklicherweise mit nicht erheblichen Körperverletzungen davongekommen.
- Wie aus sicherer Quelle verlautet, wird die neue Bahnstrecke Neustrelitz=Wesenberg=Mirow noch vor Pfingsten dem Verkehr übergeben werden. Mit dem Legen der Schienen ist man von Neustrelitz aus bis Wesenberg fertig. Die Kiesschüttung geht flott von statten. In vier Wochen hofft man bis Mirow das Legen der Schienen beschafft zu haben. Die Kiesschüttung dürfte dann vielleicht noch vierzehn Tage in Anspruch nehmen.
- In Schwerin wird im Monat Juni ein Congreß deutscher Fleischer zusammentreten. Mit dem Congreß ist eine Ausstellung sämmtlicher zur Fischerei und Wurstfabrikation dienenden Maschinen und Apparate, sowie eine Ausstellung von Fleischereierzeugnissen in Dauerwaare in Aussicht genommen.
- Am Sonntag Nachmittag gegen 3 Uhr, als der Kaiser die Linden nach dem Tiergarten zu entlang fuhr, sauste aus der Wilhelmstraße heraus eine Droschke erster Klasse recht in die Pferde der kaiserlichen Equipage hinein. Der kaiserliche Kutscher parirte seine Thiere jedoch so geschickt, daß ein Unfall vermieden wurde und er die Fahrt nach wenigen Secunden wieder fortsetzen konnte. Der fahrlässige Kutscher wurde durch einen Schutzmann aufgeschrieben.
- Friedrichsruh, 1. April. Wie die "Hamburger Nachrichten" melden, brachten anläßlich des heutigen Geburtstags des Fürsten Bismarck die Capellen des 2. Hanseatischen Infanterie=Regiments Nr. 76 (Altona), des Hannoverschen Husaren=Regiments Nr. 15 (Wandsbek), des Lauenburgischen Jägerbataillons Nr. 9 (Ratzeburg) vor dem Landhause abwechselnd Morgenständchen. Zahlreiches Publikum hatte sich ebendaselbst versammelt und brachte dem Fürsten, der wiederholt auf dem Balkon erschien, begeisterte Ovationen dar. Aus allen Theilen der Welt liefen Glückwunschtelegramme ein und hatten sich bis Abends 5 Uhr über 2000 Personen in den aufliegenden Listen eingeschrieben. Der Flügeladjutant S. M. des Kaisers, Generalmajor Graf von Wedell, überbrachte ein allerhöchstes Glückwunschschreiben nebst dem lebensgroßen Bildniß des Kaisers. Mittags erschien Fürst Bismarck, umgeben von seiner ganzen Familie, sowie den anwesenden Gästen, unter welchen u. a. auch der General der Infanterie v. Leszczynski und der preußische Gesandte v. Kusserow bemerkt wurden, auf der Wiese nächst dem Landhause und wurde stürmisch begrüßt. Der Fürst brachte ein Hoch auf den Kaiser aus, welches donnernden Widerhall fand. Später unternahm der Fürst mit dem Flügel=Adjutanten von Wedell eine Spazierfahrt durch den Sachsenwald, worauf größere Mittagstafel im Landhause stattfand.
- Bei der Festtafel am 1. April hat Fürst Bismarck bei guter Laune das Bonmot fallen lassen: Der Kaiser habe ein Chassé-croissé eintreten lassen, seinen besten General zum Reichskanzler, seinen Kanzler zum General gemacht.
- Der Berliner Ratskeller wurde vom 1. October 1890 bis dahin 1896 für einen jährlichen Pachtpreis von 46 000 Mk. verpachtet.
- Allgemeine deutsche Pferde=Ausstellung 1890. Anmeldungen für die Zuchtabtheilung der ersten allgemeinen deutschen Pferde=Ausstellung zu Berlin vom 12.-22. Juni 1890 sind jetzt eingegangen und haben die erwartete Zahl sehr bedeutend überstiegen. Man war auf 700-800 Zuchtpferde gefaßt gewesen, jetzt sind über 900 angemeldet, und das Ausstellungs=Directorium hat Noth, auf dem ohnehin arg beschränkten Raum des "Hippodroms" und in dessen Umgebung den Platz für die Stallungen, Musterringe und Vorführplätze zu beschaffen. Rechnet man dazu die bereits angemeldeten und sicher in Aussicht stehenden Gebrauchspferde, so sind mindestens für 1400 Pferde Unterkunftsräume herzurichten. Da auch die Armeeverwaltung in verschiedenen Gruppen Vorführungen von Gruppen zugesagt hat, welche nicht auf dem Ausstellungsplatze eingestellt sind, da ferner besondere Fahr= und Reitconcurrenzen, sowie Vorführung von Pferden verschiedener Institute etc. in Aussicht genommen sind, so darf man annehmen, daß in den 10 Tagen der Ausstellung ca. 2000 Pferde ausgesuchtester Qualität zur Vorstellung gelangen werden. In der Zucht Abtheilung sind bereits angemeldet Collectionen der preußischen, bayrischen, württembergischen, großherzoglich sächsischen, braunschweigischen und elsaß=lothringischen Staatsgestüte. Größere Collektiv=Ausstellungen durch die betreffenden Vereine werden u. a. veranstaltet aus Ostpreußen, vom baltischen Centralverein in Greifswald, aus Hannover=Ostfriesland, aus Schleswig=Holstein, aus Oldenburg, aus Bayern, aber auch Rheinpreußen, der Regierungsbezirk Cassel, Brandenburg, Posen sind über Erwarten stark vertreten. Die Preisrichterliste, zusammengesetzt aus Sachverständigen aus allen Theilen Deutschlands, wird demnächst veröffentlicht werden.
- Im königlichen Hauptgestüt Graditz kamen bei der am 28. v. M. veranstalteten diesjährigen Versteigerung 28 Pferde unter den Hammer. Den höchsten Preis erzielte hierbei die 196 Centimeter hohe dunkelbraune englische Vollblutstute "Pfauenfeder", geboren 1886 von Chamant a. d. Pearlina, welche 5060 Mark brachte. Das nächsttheuerste Pferd war die 170 Centimeter hohe, 1885 geborene englische Vollblutstute "Romove" von Chamant a. d. Reconciliation, für welche 5000 Mark bezahlt wurden. Das billigste von den neun englischen Vollblutpferden war die 173 Centimeter hohe, 1885 geborene Stute "Fürbaß", welche für 2100 Mark wegging. Das teuerste Pferd von Halbblutmaterial war die 165 Centimeter große Hellfuchsstute "Adelheid", geboren 1886, welche mit 1820 Mark bezahlt wurde. Das billigste, die 175 Centimeter große braune Stute "Mamsell" kostete 590 Mark. Insgesammt wurden 63 760 Mark vereinnahmt.
- Die Eisenbahn Hagenow=Oldesloe ist von

[ => Original lesen: 1890 Nr. 27 Seite 7]

der Budgetcommission des preußischen Abgeordnetenhauses nach den Vorschlägen der preußischen Regierung genehmigt worden. Von größeren mecklenburgischen Orten wird die neue Bahn Hagenow, Wittenburg und Zarrentin berühren.
- Der "Norddeutsche Lloyd" in Bremen beabsichtigt, mit seinem prachtvollen Dampfer "Kaiser Wilhelm II." am 24. Juni d. J. eine Fahrt nach Norwegen bis zum Nordkap, dem Lande der Mitternachts=Sonne zu unternehmen, falls sich hierzu die genügende Anzahl Theilnehmer findet. Die ganze Reisedauer ist auf ca. 20 Tage berechnet, von denen ca. 11 Tage wirkliche Fahrzeit sein werden. Der Preis eines Billets beträgt 800 bis 1000 Mk., nach Lage und Einrichtung der Kabinen. Der Fahrpreis schließt volle Beköstigung mit Ausnahme von Getränken ein.
- In dem hannoverschen Kreise Dannenberg haben sich die Bewohner mehrerer Ortschaften zu folgenden Beschlüssen vereinigt: "1) Wir verpflichten uns, denjenigen Personen, die sozialdemokratische Ziele verfolgen, keine Arbeit zu geben, seien es nun Schuster oder Schneider, Tagelöhner oder was sonst für Personen; 2) wir arbeiten ihnen nichts mit Gespannen, sie mögen uns zahlen dafür, was sie wollen; 3) wenn irgend möglich, geben wir ihnen keine Wohnung, kein Land und keine Wiesen in Pacht; 4) bei allen öffentlichen Arbeiten und Unternehmungen verhindern wir, wenn möglich ihre Theilnahme oder Concurrenz und zwar aus dem Grunde, weil ihr Bestreben nicht nur auf den Umsturz der bestehenden Gesellschaftsordnung abzielt, sondern auch, weil sie uns in unserer Existent bedrohen."
- In Frankfurt am Main liegt die Tochter eines Großkaufmanns schwerkrank an Arsenikvergiftung darnieder, die sie sich dadurch zugezogen hat, daß sie täglich kleine Dosen von dem genannten Gifte zu sich nahm, um ihren Teint aufzufrischen.
- In englischen Sportkreisen bildet augenblicklich der Verkauf des berühmten Schäferhundes Christopher für 20 000 Mark das Tagesgespräch. Ein Bruder dieses Hundes, im Besitz eines Frankfurter Herrn, wird in der vom 15. bis 18. Mai in Berlin=Charlottenburg stattfindenden großen internationalen Ausstellung von Hunden aller Rassen zu sehen sein.
- Ein Ballon der Luftschifferabtheilung blieb Sonnabend Nachmittag zwei Kilometer von Schrimm (Prov. Posen) an den Bäumen hängen. Die Insassen desselben, ein Hauptmann, ein Gefreiter und ein Lieutenant, stürzten aus beträchtlicher Höhe herab, wobei der Hauptmann beide Beine brach und der Gefreite so schwere innere Verletzungen davontrug, daß er sofort verstarb. Der Lieutenant blieb unverletzt.
- In angeheitertem Zustande suchte in Freiburg in Schl. ein Arbeiter die sich bewegenden Flügel einer Windmühle festzuhalten. Er wurde mit emporgehoben. Als der Flügel die höchste Höhe erreicht, ließ der Arbeiter los und stürzte kopfüber hinab. Sein ganzer Leib wurde zerschlagen, eine Hand gänzlich zerfleischt, so daß sein Zustand nach Aussage des Arztes hoffnungslos ist.
- Nach einer Meldung aus München hat die bayerische Regierung jetzt von neuem die Aufhebung des Vieheinfuhrverbotes beantragt. Man hofft in München, der neue Reichskanzler werde sich zum wenigsten mit einer Minderung des Verbotes einverstanden erklären.
- Der Wasserstand des Bodensees ist in fortwährendem Steigen begriffen. Im Lindauer und Bregenzer Hafen finden die Schiffe nur noch 1,50 m Fahrwasser tiefer gehende Schiffe können nicht mehr anlaufen. Auch in Constanz soll die gleiche Beschwerlichkeit vorhanden sein.
- Stadtrath Alfred Allard in Brüssel, der vor zwei Monaten aus Versehen seinen Freund, Stadtrath Bergmann, auf der Jagd getödtet hat, wurde zu 150 000 Francs Schadenersatz und 1000 Francs Strafe verurtheilt.
- Geschwindigkeit der Eisenbahnzüge. Ein Frankfurter, ein Magdeburger und ein Meißner saßen zusammen zur Leipziger Messe in einer Schenkstube und kamen u. a. auch auf die Geschwindigkeit der Eisenbahnzüge zu sprechen. Jeder rühmte sich, daß von seiner Stadt aus die schnellsten Züge gingen. Der Frankfurter meinte, daß der Bebraer Schnellzug so geschwind fahre, daß die Dörfer, an denen er vorbeifliege, Einem vorkämen wie eine einzige Ortschaft, und der Magdeburger behauptete, daß von dem Magdeburg=Hamburger Schnellzug aus die Telegraphenstangen so nahe an einander gerückt erscheinen, wie bei einem Lattenzaun. "Das is Sie noch gar nischt," sagte darauf der Meißner, "da wollte ich Sie jetzt emal von Koswig nach Dresden fahr'n, kam aber gerade off den Bahnhof an, wie der Zug äben abfahr'n wollte. Ich schbringe aber schnell noch off das Trittbrett; der Bahnhofsgehilfe will mich 'runterreißen; ich hielt mich aber mit der eenen Hand feste und hol' mit der andern aus, um ihm eene Tichtige reinzuhauen; un wie ich das gemacht hadde, wem denken Se, daß ich se gegeben habe? - dem Kofferträger in Kätzschenbrode, der gerade off'n Perron stand!"
- Ein junger Gymnasiast hatte eine Schularbeit zu machen, in welchem unter anderem die Frage vorgelegt wurde: "Was ist der Gegensatz von Zivilation?" Seine Schwester eine "höhere Tochter", welche ihm bei dieser Arbeit behilflich war, löste die so sehr schwierige Frage auf die einfachste Weise mit den Worten: "Der Gegensatz von Zivilation ist das Militär."
- Großes Lob. Erster Reisender (im Kupee):
"Das riecht ja hier, als ob Schweinshaare versengt wären!" - Zweiter Reisender: "Um Vergebung, ich bin wohl mit meiner Cigarre Ihrem Bart zu nahe gekommen!"


In eigener Schlinge.
Kriminalnovelle von F. Arnefeldt.
                                                    Fortsetzung.                                                    (Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1890 Nr. 27 Seite 8]

In eigener Schlinge.
Kriminalnovelle von F. Arnefeldt.
[Fortsetzung.]


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