No. 26
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. April
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 26 Seite 1]

Antragsmäßig soll über die zu Lübseerhagen sub Nr. III. belegene Vollstelle c. p. des Vollhufners Heinrich Lenschow daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 16. Juni 1890,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 27. März 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Auf den Antrag des Kaufmanns Lundwall zu Schönberg und des Hauswirths=Anerben Karsten zu Rupensdorf soll über die zu Rupensdorf sub Nr. 1 belegene Büdnerstelle c. p. ihrer Curanden, der Geschwister Richard, Paul und Alma Lohse daselbst, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 14. Juni 1890,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 27. März 1890.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Holz=Auction Nr. 34.

Am Donnerstag, den 10. April, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

a. bei freier Concurrenz.
1. Aus dem Heidenholze.

    9 Stück eichen Zopfholz mit 2,54 Festmet.
    4 Rmet. eichen Knüppel.
    4 Fuder eichen Pollholz.

2. Aus dem Kleinfelder Zuschlage.

    1 Stück fichten Bauholz 1,29 Festmet.

3. Aus den Hohemeiler Tannen.

    3 Stück fichten Klassenbäume I. Cl.
    2 Stück fichten Stangen, I. Cl.
700 Stück kiefern Bohnenstangen.
134 Rmet. kiefern Kluft.
242 Rmet. kiefern Knüppel.
  54 Rmet. kiefern Rodestämme.

b. bei beschränkter Concurrenz.
Aus den Hohemeiler Tannen.

  21 Stück tannen Kiepenhölzer.
Schönberg, den 30. März 1890.

Der Oberförster.              
C. Hottelet.                


Auctionsanzeige.

In der Nachlaßsache des Herrn Oberlanddrosten Graf von Eyben in Schönberg findet am Dienstag, den 8. April d. J., Morgens 9 Uhr beginnend, eine Auction an Ort und Stelle statt.
Es kommen zum Aufgebot:

Mahagonie Tische, große Spiegel, Büffets, Kommoden, Oelbilder, Sopha's, Lehnstühle, Schränke, Betten und Bettstellen. Ferner: Bauwagen, kleiner Stuhlwagen, Sielengeschirre, Wirthschaftssachen u. s. w.
Die Besichtigung der Sachen ist am 7. d. Mts. von 12 bis 1 Uhr und vor Beginn der Auction gestattet.
Es wird mit den Wirthschaftssachen begonnen und kommen die Möbel um 11 Uhr zum Aufgebot.

                                                    C. Staffelt.


Schulanzeige.

Das neue Schuljahr der Bürgermädchenschule beginnt am Dienstag, den 15. April, Morgens 8 Uhr. Am Tage vorher findet um 10 Uhr Vormittags im Bürgermädchenschulhause die Vorstellung und Aufnahmeprüfung neuer Schülerinnen statt. Taufschein und Impfschein der Kinder sind dabei vorzulegen.
Schönberg i/M., den 30. März 1890.

                                                    Der Rektor
                                                    Georg Krüger.


Dr. Decker,
Augen-Arzt,
Schwerin i/M., Augustenstraße 27d.

  Sprechstunden: Vormittags bis 1 1/2 Uhr.
                             Nachmittags 3 bis 4 Uhr.
                             Sonn= und Festtags 9 bis 11 Uhr.


Gesucht zu Ostern oder später                                                    
eine selbständige Wirthschafterin.
                                                    H. W. Schacht.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 26 Seite 2]

Hagelschaden-Versicherungs-Verein für Mecklenburg-Schwerin und Strelitz.

Nach Vorschrift des § 11 der Statuten wird hiedurch bekannt gemacht, daß der Herr von Leers auf Mühlen=Eixen in der letzten Generalversammlung wieder zum Direktor des Vereins auf die nächsten vier Jahre erwählt worden und derselbe zu seinem Substituten den Herrn Gutspächter Ehlers zu Kalkhorst ernannt hat.
Nach den in der letzten General=Versammlung stattgefundenen Wahlen werden die Distrikte des Vereins von den nachstehenden Herren vertreten:
                                                    I. District: Grevesmühlen=Ratzeburg.
                                                              Vorsteher: Herr Ehlers=Kalkhorst.
                                                              Substitut: Herr Revierförster Wiegandt=Vitense.
                                                    II. District: Gadebusch=Hagenow.
                                                              Vorsteher: Herr Drenckhan=Bakendorf.
                                                              Substitut: Herr Beckmann=Gammelin.
                                                    III. District: Parchim=Malchow.
                                                              Vorsteher: Herr Baumann=Dütschow.
                                                              Substitut: Herr Wachenhusen=Bauhof Lübz.
                                                    IV. District: Güstrow=Sternberg.
                                                              Vorsteher: Herr Lübbe=Thurow.
                                                              Substitut: Herr Fratzscher=Witzin.
                                                    V. District: Neubuckow=Bützow.
                                                              Vorsteher: Herr Uhthoff=Kl. Warin.
                                                              Substitut: Herr Koester=Kleekamp.
                                                    VI. District: Rostock=Tessin.
                                                              Vorsteher: Herr Hencke=Cammin.
                                                              Substitut: Herr Bruhn=Bookhorst.
                                                    VII. District: Malchin=Laage.
                                                              Vorsteher: Herr Kirchner=Gülitz.
                                                              Substitut: Herr von Pentz=Gremmelin.
                                                    VIII. District: Waren=Strelitz.
                                                              Vorsteher: Herr Martens=Christinenhof.
                                                              Substitut: Herr von Hobe=Lansen.
Die Formulare zu den Antragslisten sind den sämmtlichen Mitgliedern bereits unter Kreuzband zugesandt, sind auch von dem Unterschriebenen zu beziehen.
Die neu revidirten Statuten werden demnächst den sämmtlichen Mitgliedern unter Kreuzband zugehen.
Für neu eintretende Mitglieder, deren Früchte in den letzten Jahren nicht von taxfähigem Hagelschaden betroffen sind, wird bemerkt, daß dieselben je nach der Zahl der Jahre auf ihren Beitrag den statutenmäßigen Rabatt bis zu 50 % erhalten.

Grevesmühlen, den 29. März 1890.                          Der Secretair des Vereins.
                                                                     Ed. Freytag.


Im Laufe dieses Sommers empfange ich mehrere Ladungen

Harbker-
Salon-Brikets

welche ich als ein ganz vorzügliches, reinliches und billiges Feurungsmaterial bestens empfehle.

                                                    A. Zander.


Auf im Mai, Juni und Juli eintreffende
Böhmische Braunkohlen

erbittet geschätzte Aufträge unter Zusicherung billigster Preise.

                                                    A. Zander.


Sehr gute emaillirte Kochtöpfe,
Theekessel, Kaffeekannen, Wasch- und Nachtgeschirr u. s. w.
hält vorräthig und empfiehlt                                                    
                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempner.


Sehr schöne und dauerhafte
Grabkränze
empfiehlt                                                     W. Wieschendorf,
                                                                     Klempner.


Petroleum-Kochapparate
in verschiedenen Mustern
empfiehlt                                                     W. Wieschendorf,
                                                                     Klempner.


Amerikanische selbstthätige
Rouleaux-Stangen das Beste, Billigste u. Bequemste, in seiner Art empfiehlt                          
H. E. Peters, Glasermeister.


Sämtliche Sämereien,
sowie Oberndorfer und Eckendorfer                                                    
Runkelsamen
sind bei mir zu haben.                                                    
                                                    H. C. Weinrebe.


Gegen Hautunreinigkeiten

Mitesser, Finnen, Flechten, Röthe des Gesichts etc. ist die wirksamste Seife:

Bergmann's Birkenbalsam-Seife

allein fabricirt von Bergmann & Co. in Dresden. Verkauf à Stück 30 u. 50 Pfennig (Mecklenburg) bei Apotheker Montag.


Eine größere Sendung

zweischaariger Pflüge

aus der Pflugfabrik von Ed. Schwarz und Sohn, Berlinchen, empfing und empfiehlt zu Fabrikpreisen

                                                    Joh. Bockwoldt,
                                                    Schmiedenmeister.


Pferd Meine folgenden Hengste:
Sultan, schwarzbrauner, Hannöverscher Hengst,
Norman, hellbrauner hannöv. Hengst,
stehen zu Decken bereit. Deckgeld 12 M.

                                                    Hauswirth Hecht,
                                                    Schlag=Resdorf.


In den nächsten Tagen treffen einige Ladungen                                                    
Chilisalpeter
ein und bitte ich um gefl. Aufträge.                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Eine Wohnung
von 4 Stuben und Küche etc. zu Michaelis zu vermiethen.
                                                    L. Creutzfeldt.
                                                    Siemzerstraße Nr. 96.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 26 Seite 3]
Produkte der Maschinenfabrik Lehnigk      

A. Lehnigk
Vetschau-Weissagker landw. Maschinenfabriken, Eisengiesserei, Pflugbauanstalt, Dampfhammer und Sägewerk
Vetschau N.- L., Berlin-Görlitzer Eisenbahn
empfiehlt zu zivilen Preisen und günstigen Bedingungen:
Patentirte Häckselmaschinen
verschiedener Construction auf Holz= u. Eisengestell v. M. 39-400.

Patentirte Drillmaschinen mit weitgehenden Verbesserungen.
Göpel=Dreschmaschinen, Schlagleisten und Stiften=System.
Patentirte zwei-, drei- u. vierschaarige Pflüge.

Rübenschneider, Schrotmühlen u. s. w.
Ausführliche Kataloge gratis und franco.
General-Vertreter f. Mecklenburg:        Herr Joh. Witt,
Schwerin.


15. Grosse Stettiner Pferdelotterie.
Als Hauptgewinne gelangen zur Verloosung:

100 hochedle Pferde und 80 goldenen und 400 silberne Kaisermedaillen u. 1000 silb. Denkmünzen.
10 hochelegante Equipagen darunter eine Vierspännige.

Ziehung bestimmt am 20. Mai d. J.
Loose à 1 Mark (11 Stück für 10 Mark).     Porto und Liste 30 Pf. Postmarken nehme in Zahlung.    
Schlossfreiheit-Lotterie
Original=Kaufloose für neu eintretende Spieler zu amtlichen Planpreisen:    Nächste Ziehung 14. April. Ganze 72 M., Halbe 36 M., Viertel 18 M., Achtel 9 M.
Antheil=Voll=Loose    [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
auch zu amtlichen Planpreisen    [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Jeder Bestellung sind 30 Pfennig (Mecklenburg) f. Listen u. Porto, Einschreib. 20 Pfennig (Mecklenburg) f. jede Kl. beizufügen.
Rob. Th. Schröder, Stettin, Bank-Geschäft und General-Debit.
Ausführliche Prospecte und Pläne werden auf Wunsch kostenfrei übersandt.


Vorläufige Anzeige.

Der öfteren Aufforderung vieler Einwohner Schönberg's nachkommend, beabsichtige ich, Mitte nächsten Monats einen

Tanz- & Anstands-Coursus
für Kinder in Schönberg zu eröffnen.
           Honorar: für 1 Kind     Mk.   8.
           Honorar: für 2 Kinder Mk. 15.
           Honorar: für 3 Kinder Mk. 20.
           Honorar: für 4 Kinder Mk. 24.
Indem ich um recht zahlreiche Betheiligung bitte, erlaube ich mir zu bemerken, daß ich neben einem gratiösen und eleganten Tanzen, sowie guter Haltung des Körpers und hübschem Gang, meine Schüler besonders (Tournure) Anstand und Höflichkeit lehre.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    W. Dohrmann.

Bitte hierdurch die geehrten Eltern im Fürstenthum Ratzeburg, deren Kinder ich bereits unterrichtete, mich vorkommendenfalls den Herrschaften Schönberg's und Umgegend freundlichst empfehlen zu wollen.
z. Z. Lüdersdorf, den 26. März 1890.

D. O.              


Zur bevorstehenden Saatzeit empfehle ich mich mit:
                bestem roth Klee,
                bestem weiss Klee,
                bestem gelb Klee,
                bestem Timothee,
                bestem engl. Ryegras.

                                                    A. Wigger, Nachf.


Korn=Klee= u. Säemaschinen

haben wieder vorräthig und empfehlen dieselben noch zu alten Preisen.

Schönberg i/M.                                                     Oldenburg & Ahrendt.


Eine geschmackvolle Auswahl von                                                
Tapeten und Borden
(die neuesten Muster)
empfiehlt zu billigen Preisen                                                    
                                                    L. Creutzfeldt.
Schönberg, den 18. März 1890.                          


Verzinktes Drathgeflecht
zur Einfriedigung,
Prima verzinkten Dachdrath
und Einfriedigungsdrath,
Patent Stahl-Stachel-Zaundraht,
Feld= und Garten=Geräthe,

als Spaten, Schaufeln, Harken, Hacker, Forken, Baumsägen, Heckenscheeren u. s. w.

empfiehlt                                                    C. Schwedt.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extrakt beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei Emil Jannicke. Bandagist.


Gleich nach Ostern komme ich mit                                           
Wollwaaren
nach Schönberg.                                                                  
Schwerin.                                                    Frau Degenhardt.


Kalter Damm Nr. 4 sind zu Michaelis
2-3 Zimmer
möblirt oder unmöblirt zu vermiethen.                          
Schönberg, den 31. März 1890.                          


Die obere Wohnung in meinem Hause ist zu Michaelis zu vermiethen.
Schönberg, im April 1890.

                                                    F. Stüve.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 26 Seite 4]

Den Eingang sämmtlicher Neuheiten für Frühjahr und Sommer erlaube ich mir ergebenst anzuzeigen.
Ich empfehle in

Kleiderstoffen

eine großartige Auswahl von den einfachsten bis zu den elegantesten. Besonders mache ich auf meine abgepaßten (bestickten) Roben aufmerksam.
Mein Lager von Regenmänteln und Jacketts ist reichhaltig sortirt, sowie Sonnen- und Regenschirme halte ich in großer Auswahl zu besonders billigen Preisen empfohlen.

                                                    Heinrich Meyer.


Wen es angeht.

Jeder Hausfrau wird als bester Kaffee=Zusatz der Anker=Cichorien von Dommerich & Co. in Magdeburg=Buckau empfohlen. Schon eine kleine Zugabe genügt, um den Kaffee wohlschmeckender und weicher zu machen. Jeder andere Zusatz unter dem Namen "Kaffee" führt mit Unrecht diese Benennung. Wer Werth auf reine Waare legt unter richtiger Benennung, verbrauche ausschließlich Anker=Cichorien. Anker=Cichorien ist in Packeten oder Büchsen zu kaufen bei fast allen besseren Waarenhandlungen.


Schmiede= und Schlosserinnung.
Versammlung am 8. April ds. J.,
Nachmittags 2 Uhr.

                   Tagesordnung:
1) Vorstandswahl.
2) Rechnungsablage.
3) Einzahlung des Beitrags zur Innung und für den Verband, sowie des Abonnementsbetrages für die Schmiedezeitung.
4) Aufnahme neuer Mitglieder.
5) Sonstige wichtige Besprechungen.
Die Mitglieder werden deßhalb ersucht, recht zahlreich zu erscheinen.

                                                    Der Vorstand.


Zur Tanzmusik
für die Nacht am 2. Osterfeiertage
ladet ergebenst ein                                                        
Sülsdorf.                                                     S. Wienck.


Hierdurch erlaube ich mir, dem geehrten Publikum Schönbergs u. Umgegend anzuzeigen, daß der

Tanz- und Anstands=Unterricht

am Freitag, den 11. April d. J., Abends 6 Uhr im Lokale des Herrn Boye beginnt. Die Missive zu weiteren gefl. Anmeldungen befindet sich in den Händen des Herrn Ratzeburg.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    W. Lorenz.

N. B. Ich mache die geehrten Herrschaften ganz besonders darauf aufmerksam, daß mein Unterricht nicht (wie so oft der Fall ist) nur als ein Vergnügen zu betrachten ist, sondern den Zweck hat, neben einem gratiösen Tanzen auch edle Haltung, leichten sicheren Gang, guten Anstand, feine Manieren u. s. w. zu befestigen, dagegen eckige und ungeregelte Bewegungen zu beseitigen.

                                                    D. O.


Neu !                                                     Neu !
Hôtel Continental
in Lübeck
enthält 40 helle und geräumige
Fremden-Zimmer
zum Preise von Mark 2 an,
verbunden mit
Wiener-Caffée & Restauration.
Besitzer: KÄHLER & PARTZSCH.


Wegen gänzlicher Aufgabe der Rosenzucht gebe jetzt ab:

10 Stck. Hochstämme 5 M., 1 Stck 60 Pfennig (Mecklenburg).
10 Stck.  Halbstämme 4 M., 1 Stck 50 Pfennig (Mecklenburg).
    50 Stck. Hochstämme 20 M.                          
Schönberg.                                                     W. Schär.


Für Confirmanden
starke, schwarze
Glaçe-Hand-Schuhe
                                                    bei Emil Jannicke,
Schönberg.                                                                        Handschuhmacher.


Verloren

durch Ausleihen ein neuer Flaschenzug. Um gefl. Rückgabe bittet

                                                    C. Schwedt.


Kirchliche Nachrichten.
Grün=Donnerstag.

10 1/4 Uhr: Confirmation. Pastor Kaempffer.

Charfreitag.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Nachmittagskirche(1 1/2 Uhr): Pastor Kaempffer.

1. Ostertag.

Frühkirche (8 Uhr): Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.

2. Ostertag.

Frühkirche: Lehrer Steinführer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr): Rector Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 26 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 26 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 1. April 1890.


Der Frühjahrsbesuch des deutschen Kaiserpaares bei dem Könige von Schweden und Norwegen in Christiania ist jetzt amtlich angemeldet worden. Die Behörden von Christiania, der norwegischen Hauptstadt, haben bereits beschlossen, den fürstlichen Gästen einen glänzenden Empfang zu bereiten.
Kaiser Wilhelm hat durch Cabinettsordre vom 17. März ein neues Ehrenzeichen das "Allgemeine Ehrenzeichen in Gold" gestiftet, welches solchen Personen des Civil= und Militärstandes verliehen werden soll, die bereits das allgemeine Ehrenzeichen besitzen und sich einer weiteren Auszeichnung würdig machen. Dasselbe besteht in einer runden Medaille. Die Vorderseite trägt den gekrönten königlichen Namenszug und die Jahreszahl 1890, die Rückseite die lorbeerumkränzte Inschrift "Verdienst um den Staat."
"Nun mit vollem Dampf voran!" sagte Kaiser Wilhelm am Ende eines Telegramms über den Rücktritt des Fürsten Bismarck an den Großherzog von Sachsen=Weimar. Der ganze Reformeifer, welcher den jungen Kaiser erfüllt, liegt in diesen, dem ihm besonders ans Herz gewachsenen Seewesen entlehnten Worten. Natürlich sind die allgemeinen Ideen des Kaisers abzuwarten. Auf einem Gebiete, dem der Sozialpolitik sind sie bereits durch die Erlasse des Kaisers und durch die Thätigkeit des Staatsrathes und der internationale Conferenz erkennbar. Außerdem kommt vor allem die schon seit Jahren schwebende Steuerreform in Preußen in Anbetracht. Man meint auch, im Post= und Telegraphenwesen würde Excellenz v. Stephan mit neuen Vorschlägen hervortreten.
Obschon Graf Waldersee in seiner Stellung als Chef des Generalstabs geblieben ist, wird immer noch viel von seinen angeblichen Differenzen mit dem Kaiser gesprochen, über die jedoch auch heute noch keine rechte Klarheit zu herrschen scheint. Bekanntlich soll der Kaiser dem Grafen Waldersee gegenüber ein mißbilligendes Urtheil in Bezug auf die Arbeiten der Generalstabsoffiziere gefällt haben. Nun heißt es noch, der Kaiser habe den Grafen Moltke vorher um seine Ansicht befragt, und erst, nachdem der Generalfeldmarschall ein Urtheil gefällt hätte, welches der Ansicht des Kaisers ziemlich nahe gekommen sei, habe dieser die schon erwähnte Kritik dem Grafen Waldersee gegenüber geübt. Nach dem "Hamburger Correspondenten" hat der Kaiser nach einer glänzenden wohlvorbereiteten Kritik erklärt, die Voraussetzungen der gestellten Aufgabe kämen im Ernstfall nicht vor und bildeten deshalb einen entschiedenen Fehler. Waldersee habe dagegen für die Richtigkeit der Voraussetzungen Beispiele aus der Kriegsgeschichte angeführt und außerdem erklärt, daß diese Frage für den Wert der Arbeiten nicht in Betracht komme.
Von dem Rücktritt des Fürsten Bismarck hat der Kaiser selbst auf telegraphischem Weg allen deutschen Bundesfürsten Mittheilung gemacht. Unter diesen Telegrammen soll dasjenige an den König von Sachsen besonders hervorhebenswerth sein, weil Kaiser Wilhelm dem "Deutschen Tageblatt" zufolge, in demselben betont hat, daß er wesentlich, um Deutschland den Rath des hochverdienten Fürsten noch recht lange zu erhalten, das Abschiedsgesuch desselben genehmigt habe.
Die Kölnische Zeitung berichtet, die Abschiedsaudienz des Staatsministers Grafen Bismarck bei dem Kaiser sei überaus herzlichen Characters gewesen. Der Kaiser umarmte und küßte wiederholt den Grafen von Bismarck und sagte, er verleihe ihm deshalb den Hohenzollern=Orden, weil die Kette das Symbol der Vereinigung und Befestigung sei. Der Kaiser hoffe, daß er die Kräfte Graf Bismarck's bald wieder im Reichsdienst werde verwerthen können.
Als Fürst Bismarck am Mittwoch Mittag auf der Rückfahrt vom Schlosse von einer gewaltigen Volksmenge umjubelt wurde, die ihm die Pferde ausspannen wollten, standen oben an den Fenstern des Schlosses der Kaiser und die Kaiserin und nickten dem Kanzler lächelnd zu.
Fürst Bismarck fuhr Donnerstag Nachmittag zum Charlottenburger Mausoleum hinaus und legte auf den Särgen Kaiser Wilhelms I. und der Kaiserin Augusta Blumen nieder. Fürst Bismarck hat vor seiner Abreise alle Diener empfangen, welche zum 1. Mai oder richtiger schon jetzt ihre Stellung verlassen. Alle, bis hinunter zum letzten Pferdeknecht, erhielten außer dem vollen Jahresgehalt noch reiche Geschenke. Nur drei Personen von der großen Dienerschaft werden den Fürsten nach dem Landsitz im Sachsenwalde begleiten und dort auch ferner in seinem Dienste verbleiben. Der ehemalige Reichskanzler war sichtlich bewegt, als er sich von seinen treuen Dienern verabschiedete. Wie versichert wird, erhalten einige Mitglieder des Hauspersonals vom Fürsten nicht unbeträchtliche Pensionen, so daß sie in beschaulicher Ruhe ihre Tage beschließen können.
Der Reichskanzler a. D. Fürst Bismarck und seine Gemahlin haben am Sonnabend Abend mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge Berlin verlassen. Verschiedene, dem Fürsten näher stehende Personen gaben ihm das Geleit zum Bahnhofe, auf welchem der Fürst sehr lebhaft begrüßt wurde. Unter lauten Hochrufen setzte der Zug sich in Bewegung. Friedrichsruh war festlich geschmückt und glänzend erleuchtet. Der Kanzler gedenkt mit seiner Familie vorläufig dort zu bleiben, doch ist ein zeitweiser Besuch von Varzin nicht ausgeschlossen. - Ueber die Pension Fürst Bismarck wird sehr viel gefabelt; sie beträgt im ganzen 18 000 Mark pro Jahr, da von seinem Gehalt nur 36 000 Mark bei der Pension zur Berechnung kommen.
Wie Fürst Bismarck ist auch der Reichskanzler v. Caprivi nunmehr nach der Genehmigung Graf Bismarcks Rücktritt preußischer Minister des Auswärtigen geworden.
Der neue Reichskanzler v. Caprivi soll den ihm angebotenen Schutz durch Geheimpolizisten abgelehnt haben. "Als alter Soldat," soll er gesagt haben, "brauche ich keinen polizeilichen Schutz, ich schütze mich selber." Das kann er auch, denn vorläufig steht er noch Niemandem im Wege.
Der Londoner "Standard" erfährt, die Ernennung Caprivis zum deutschen Reichskanzler erfolgt lediglich, weil der Kaiser durchgreifende Reformen in der Organisation des Heeren plant, deren Ausführung der Leitung eines geachteten, fähigen und erfahrenen Generals bedürfe.
Im preußischen Eisenbahnministerium ist man nun, nachdem auch in Oesterreich mit der Einführung des sogenannten Zonentarifs vorgegangen wird, dieser Frage ernstlich näher getreten. Der Zonentarif erstrebt bekanntlich eine wesentliche Verbilligung der Fahrpreise und Erhöhung des Verkehrs auf Grund der Billigkeit. Eisenbahnminister von Maybach sagte s. Z. im preußischen Abgeordnetenhause, die Einführung des Zonentarifs würde für die preußische Staatsbahnverwaltung eine Mindereinnahme von 60 bis 70 Millionen bedeuten, die Sache müsse also genau überlegt werden. Der Minister hatte alle Ursache, vorsichtig zu reden, denn die preußischen Finanzen stehen und fallen mit den Eisenbahnüberschüssen.
Die Berliner Arbeiterschutz=Conferenz wird am Sonnabend bestimmt geschlossen werden. Die Engländer und Belgier machen am meisten Scherereien, die englischen Großindustriellen und belgischen Grubenbesitzer wollten ja auch von Anfang an von der Conferenz nicht viel wissen.
Aus Petersburg wird gemeldet, daß dort soeben eine Verschwörung gegen das Leben des Czaren entdeckt worden ist. Die Verschwörer seien zumeist Armeeoffiziere.
Kronprinz Viktor Humbert von Italien ist in Konstantinopel angekommen und sehr glänzend empfangen worden. Der junge Prinz stieg im Yildiz=

[ => Original lesen: 1890 Nr. 26 Seite 6]

Kiosk ab, wo im vorigen Herbst das deutsche Kaiserpaar sein Quartier hatte. Für das Gefolge des Prinzen hat der Sultan schon eine ganze Kiste mit Orden bereit gestellt. Eine russische Agentin wurde in Philippopel verhaftet. Die Frau ist geborene Bulgarin, aber schon längste als Russenfreundin bekannt. Man fand bei ihr verschiedene Briefe, welche es als zweifellos hinstellen, daß sie mit den Leitern der Panitza=Verschwörung sehr enge Beziehungen unterhalten hat.
In Madrid nahm die Kammer den Gesetzentwurf betreffend das allgemeine Stimmrecht an.
Wie Depeschen aus Rio de Janeiro melden, verweigert die Armee der provisorischen Regierung den Gehorsam, eine Gegenrevolution wird wahrscheinlich erfolgen.
Die provisorische Regierung von Brasilien hat dem Exkaiser Dom Pedro II. als vorläufige Entschädigung für die vorzunehmende Expropriation seiner liegenden Güter eine Rente von monatlich 30 Contos Reis, d. i. ungefähr 65 000 Franken ausgesetzt.


- Schönberg. Dem Garde=Infanteristen Sterly aus Zarnewenz im hiesigen Fürstenthum, welcher sich unter der zur Ueberbringung der von dem deutschen Kaiser für den türkischen Sultan bestimmten Geschenke commandirten Mannschaft befand, wurde dem Vernehmen nach von dem Sultan ein Orden verliehen und außerdem eine goldene Uhr nebst gleicher Kette, sowie 15 Pfund türk. Geld.
- Ueber das am Dienstag bei Spandau vor dem Kaiser und seinen hohen Gästen abgehaltene Vergleichsschießen holen wir noch nach, daß der Kaiser die Bewegungen der Schützenlinie, so u. a. auch das sprungweise Vorgehen mitmachte und sich wiederholt recht befriedigt äußerte über die allerdings vorzüglichen Resultate des Schießens. An dem Schießen auf "Ehrenscheiben" betheiligten sich sowohl der Kaiser, als auch Prinz Georg von Großbritannien und Irland persönlich.
- Ueber die am 1. Mai zu veranstaltende Arbeiter=Demonstration sind sich die jüngeren radikalen Elemente der Sozialdemokratie und die älteren, besonneneren Führer ziemlich heftig in die Haare gerathen. Selbst in Berlin tritt der Zwiespalt deutlich zu Tage. Alle älteren Arbeiter wollen von diesem überflüssigen Feiertage herzlich wenig wissen. Den sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten, früheren Lehrer Kunert, hat man wegen Majestätsbeleidigung verhaftet.
- Die Orden des "eisernen" Kanzlers sind vom Juwelier auf 100 000 Mark geschätzt worden. Der Hauptgrund, weshalb der Fürst den Werth seiner Auszeichnungen festgestellt haben wollte, war der, daß ihm in Friedrichsruh kein feuer= und diebessicherer Raum zur Verfügung steht. Der hohe Werth des Materials erklärt sich daher, daß ihm von fast allen Souveränen die betreffenden höchsten Orden regelmäßig "in Brillanten" verliehen worden sind, und während sonst alle Auszeichnungen nach dem Tode des Besitzers zurückzugeben sind, in Preußen besteht hierfür sogar ein sehr ausführliches Reglement, verbleiben diejenigen in Brillanten den Erben des also Ausgezeichneten. Von den Orden im Besitz des Fürsten gehen nach seinem Tod, wie er selbst geäußert hat, nur die Kette zum Schwarzen Adler=Orden und das goldene Vließ zurück, alle übrigen bleiben bei der Familie. Das goldene Vließ ist bekanntlich der höchste österreichische Orden und wird fast nur an regierende Fürsten vergeben. Außerdem zeigte der Fürst dem betreffenden Juwelier bei der Audienz seine Ehrenbecher, Schilde u. s. w., die er, dem Rathe des Juweliers folgend, aller Wahrscheinlichkeit nach ebenso wie die Orden bei der Reichsbank ins Depositum geben wird. Im Laufe des Gesprächs soll dann der Fürst geäußert haben: "In Berlin werden Sie mich nicht mehr sehen. Wenn ich überhaupt einmal genöthigt sein sollte, mich officiell sehen zu lassen, werde ich den Frack tragen und darauf das Johanniter oder das Eiserne Kreuz."
- Das Bouquet, welches der Fürst nach der Abschiedsaudienz beim Kaiser in der Hand hatte, war, wie sich jetzt herausstellt, nicht ein Abschiedsangebinde der Kaiserin. Der prächtige Blumenstrauß war vielmehr am Schloßportale dem Fürsten Bismarck von einer unbekannten Dame überreicht worden. Die Schleife trug die Widmung: "Dem größten Fürsten der Welt."
- Der "eiserne Kanzler a. D. Fürst Bismarck ist von der berliner Schlosserinnung zum "Ehrenschlossermeister" ernannt und ersucht worden, diese Auszeichnung anzunehmen. In dem etwas schwulstigen Meisterbriefe heißt es u. a.: "Der Fürst sei nicht nur einer der edelsten Kämpfer in allen deutschen Beziehungen, sondern er sei auch der geschickteste "Kunstschlosser" Deutschlands, indem er das "Kyffhäuserschloß" geöffnet, den Schlüssel dazu gefertigt und ihn in die Hände des hochseligen Kaisers Wilhelm I. gelegt hätte. Deutschlands Hohenzollernkaiser werden diesen Schlüssel stets zu hüten wissen." Der Vorstand der Schlosserinnung hofft, daß der Fürst dem Gesuche entsprechen werde.
- Die Begründer des Dreibundes. Ein politischer ABC=Schütz hat angesichts der neuesten Ereignisse nachstehende Betrachtung aufgestellt: "Auf das A folgt das B. Kürzlich ist Andrassy gestorben, der Mitschöpfer der Friedensallianz; nun ist Bismarck gegangen, der Begründer derselben. Was wird nun wohl mit Crispi geschehen, der als Dritter so kräftig mitgewirkt hat? Schon wird von einer Ministerkrisis aus Rom berichtet. Ich will nicht prophezeihen, aber man kann nicht wissen." Glücklicherweise ist das Schicksal des Dreibundes nicht auf Buchstaben und Silbenstechereien gestellt.
- General=Feldmarschall Graf Moltke hat seine ersten Jugendjahre auf dem Gute seines Vaters, Augustenhof bei Oldenburg in Holstein zugebracht. Im Jahre 1805 brannte das Wohnhaus total nieder und ist später durch ein anderes, dem damaligen Baustile angemessenes Gebäude, das vom Maurermeister Prüß aufgeführt wurde, ersetzt worden. Der Sohn des Erbauers, der in Berlin lebende Maurermeister Emil Prüß fand kürzlich unter den Hinterlassenschaften seines Vaters eine Zeichnung des abgebrannten Gebäudes und in der richtigen Voraussetzung, daß eine zweite Zeichnung nicht existire und daß sie für das Familien=Archiv des Moltke'schen Hauses von Wichtigkeit sei, übersandte er sie dem General=Feldmarschall. Herr Prüß wurde umgehend durch ein eigenhändiges Antwortschreiben Moltkes erfreut, in welchem ihm für die Aufmerksamkeit freundliche Worte des Dankes gesagt werden. Dem Schreiben war eine Photographie des General=Feldmarschalls beigefügt.
- Wie Prof. Schweninger Bismarck's Leibarzt geworden, darüber giebt folgende Reminiscenz, die jetzt anläßlich des Rücktritts des Kanzlers wieder erzählt wird, Aufschluß: "Eine große Plage war für den alternden Kanzler das Zipperlein und Nervenreißen, das noch dadurch befördert wurde, daß er viel arbeitete, gut und viel aß und trank und sehr stark rauchte. Kein Arzt konnte ihm helfen, bis der Bayer Dr. Schweniger kam. Dieser fand ihn im elendsten, beinahe hoffnungslosen Zustande. Er fragte den Patienten, der fürchterlich stöhnte, nach seinem Vorleben aus. Diese Fragerei wurde Bismarck zu dumm und er verbat sich das. "Dann," erwiderte der Arzt, "müssen Sie sich schon einen Thierarzt kommen lassen, der braucht seine Patienten nicht zu fragen." - Bismarck war über diese schlagende Grobheit zuerst ganz verdutzt, dann lachte er, trotz der Schmerzen und behielt den groben Bayer als Arzt.
- Das große Loos der Schloßfreiheit=Lotterie ist in Hände gerathen, die es gar nicht benöthigen. Der glückliche Gewinner, ein Herr Levysohn in Paris, besitzt nämlich ein Vermögen von ungefähr fünfzehn Millionen Mark. Und da sage einer noch, daß Fortuna nicht blind sei.
- Wie aus Köpenick berichtet wird, sind die Ausnahmezustände dort jetzt nahezu wieder beseitigt. Die Gastwirthschaften haben wieder die Erlaubniß, bis 11 Uhr des Nachts geöffnet zu halten, und auch das Verbot der öffentlichen Lustbarkeiten ist wieder aufgehoben. Hingegen ist das Abhalten von Versammlungen nach wie vor verboten.
- Eine theure Bierreise machte in Hamburg ein englischer Seemann, der mit seinem Lohn von 18 Pfd. Sterl. (360 Mk.) verschiedene Wirthschaften besucht hatte und später, total betrunken, ohne einen Heller Geld auf der Straße gefunden und zur Wache gebracht wurde. Der jetzt gänzlich Mittellose muß

[ => Original lesen: 1890 Nr. 26 Seite 7]

nun auf Kosten des englischen Consulates nach England befördert werden.
- Die Schließung des Centralviehmarktes zu St. Pauli in Hamburg wird befürchtet, da die Maul= und Klauenseuche unter zahlreichem Rindvieh und Schafen amtlich festgestellt ist.
- Ein Akt bodenlosen Leichtsinns führte in Schmelz in Ostpreußen den Tod eines Menschen herbei. In voriger Woche vergnügten sich die dortigen Arbeiter auf einem Holzplatze durch Nachmachen einer Hinrichtungsscene. Die Rollen des Henkers, der Richter, des Geistlichen, sowie des Delinquenten wurden ausgetheilt. Der Delinquent, mit der Henkersmahlzeit, einem halben Schnaps versehen, trat an den hergerichteten Block. Der Henker holte mit scharfer Axt zum Hiebe aus und traf zum Unglück, indem er beim Schlage ausglitt, an einer Stelle des Delinquenten Genick mit so arger Verletzung, daß der Beschädigte nunmehr an den Folgen derselben verstorben ist.
- Im Dorfe Wolle bei Gollup in Pommern hatte sich kurz nach Neujahr der Sohn des Käthners Rabozynski mit einem hübschen jungen Mädchen verheirathet. Unter den jungen Eheleuten herrschte stets das größte Einvernehmen. Eines Nachts wurden nun deren Nachbarn wiederholt durch lautes Aufschreien gestört, das jedoch bald wieder verstummte. Morgens fand man die Thür verschlossen, so daß man gewaltsam ins Zimmer dringen mußte. Schnarchend lag dort der Ehemann neben seinem todten Weibe, das Bett war zerrissen und mit geronnenem Blut überdeckt. Die Nase und die Ohren waren der Frau abgebissen, ihre Fingerglieder zerbissen, die Brust zerfleischt. Angestellte Untersuchungen ergaben, daß der Ehemann vor kurzem von einem Hunde gebissen und daß in dieser verhängnißvollen Nacht die Tollwuth zum Ausbruch gekommen war. Nach heftigem Kampf wurde der Mann überwältigt, bald darauf starb er.
- Aus verschiedenen Städten Württembergs werden Erkrankungen bn Nona gemeldet. In Ludwigsburg erkrankte am 14. d. plötzlich während einer Tanzunterhaltung ein Bürgersohn, der als Einjähriger bei der Artillerie in Dienst steht. Nach Hause und zu Bett gebracht, verfiel er in tiefen Schlaf, in welchem er nun mit ganz kurzen Unterbrechungen seit 10 Tagen verharrt. Er wurde seit seiner Erkrankung von 3 Militärärzten beobachtet; die Aerzte sind völlig rathlos, da es ihnen nicht gelingen will, dem Kranken Nahrung beizubringen; derselbe befindet sich in einem Schwächezustand, der baldige Auflösung erwarten läßt. Ein anderer Fall in Frankenhofen hat bereits mit Tod geendet und zwar nach achttägigem Schlafe der von der Krankheit ebenfalls ganz plötzlich befallenen Frau.
- Eine tüchtige Ohrfeige verabreichte zur größten Freude der zahlreich Anwesenden am kgl. Amtsgerichte München I eine wegen Beleidigung zu einer kleinen Geldstrafe verurtheilte Frauensperson der Klägerin und zwar mit den Worten: "So, jetzt weiß ich, warum ich verurtheilt bin, und Du weißt, warum Du mich verklagt hast."
- Es wird sicher angenommen, daß die neue deutsche Dampferlinie nach Ostafrika ihre Fahrten spätestens am 1. Juni beginnen wird. Als Anlaufhafen wurde Rotterdam gewählt.
- Einen Versorgungsposten als Verkäufer in einer Tabakfabrik erhielt der früher deutsche Reichstagsabgeordnete Antoine in Paris. Er gedachte an der Seine bekanntlich eine politische Rolle zu spielen, fiel aber bei allen Wahlen durch und verkauft jetzt Tabak und Cigarren.
- Wie der Werth des Grund und Bodens in der Schweiz seit fünfzig Jahren gestiegen, kann man aus der Geschichte einer Grundspeculation in Luzern berechnen. Der dort kürzlich verstorbene Aloys Kaufmann kaufte 1843 eine Wiese, die "Hirschmatt," für 61,000 Frcs.; von dem Grundstück hat er nach und nach Bauplätze für 639,000 Frcs. verkauft und das übrig gebliebene Land repräsentirt jetzt noch einen Werth von mindestens 100,000 Frcs. Auf Grundlage dieser Zahlen sind die Erben zu Nachsteuern von 66,000 Francs an die Stadt und von 8800 Francs an den Canton herangezogen worden und sie haben diese Auflagen gern und ohne Widerspruch gezahlt.
- Eine etwas umständliche Art und Weise, um dem irdischen Jammerthal Valet zu sagen, setzte ein Bewohner von Mezos (Amerika) in Scene. Er teerte sorgfältig die Wände eines Backofens, kroch dann hinein und zündete, nachdem er die Thür aufs Gewissenhafteste verbarrikadirt hatte, drinnen einen beträchtlichen Holzstoß an. Als seine Frau einige Stunden später die Thür öffnete, erzählten ihr nur noch einige gebleichte Knochen von dem einstigen Dasein ihres Gatten.
- Eine schlagfertige Advokatin. Im Sitzungssaal des Stadtrichters Bradwell in Chicago hatte dieser Tage zwischen den harrenden Rechtsanwälten auf der sogenannten Advokatenbank sich eine junge Dame niedergelassen, welche durch ihre Augengläser die errötenden jungen Rechtsbeflissenen mit herausfordernden Blicken maß. Keiner der Herren fühlte sich berufen, die junge Dame von ihrem Platze zu verweisen, wohl aber benachrichtigte einer derselben den Gerichtsdiener, welcher sogleich herantrat und die Dame darauf aufmerksam machte, daß jene Bank ausschließlich für die Herren Rechtsanwälte bestimmt sei. Statt aller Antwort wandte das Fräulein dem Gerichtsdiener ihren Rücken zu. Dies brachte den Beamten so sehr in Harnisch, daß er die Dame beim Arm ergriff, um sie hinauszuführen. Kaum hatte er sie jedoch berührt, als die Miß einen ihren Gummihandschuhe auszog und den Diener mit demselben zu bearbeiten begann. Im Nu hatten die Kämpfenden sich auch umfaßt, und es bedurfte der vereinten Anstrengungen von Advokaten, Schreibern und Polizisten, um die Wüthenden zu trennen. Nachdem dies geschehen, stellte es sich heraus, daß die junge hitzige Dame die Advokatin Miß Kate Kane sei, die als Vertheidiger erschienen war und somit allerdings ein gutes Recht besaß, ihren Sitz auf der Advokatenbank zu nehmen. Richter Bradwell entschuldigte sich in Folge dessen bei ihr und legte dem allzueifrigen Gerichtsdiener eine Strafe von 5 Dollar auf, womit sich Miß Kane zufrieden erklärte, da sie das Uebrige schon selbst besorgt habe. Miß Kane hat übrigens vor zwei Jahren einem Richter in Milwaukee ein Glas Wasser ins Gesicht gegossen, weil sein Urtheilsspruch ihr nicht gefallen hatte.


In eigener Schlinge.
Kriminalnovelle von F. Arnefeldt.
                                                    Fortsetzung.                                                    (Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1890 Nr. 26 Seite 8]

In eigener Schlinge.
Kriminalnovelle von F. Arnefeldt.
[Fortsetzung.]


Verfälschte schwarze Seide.

Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, erlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. - Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die "Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich versendet gern Muster von seinen ächten Seidenstoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto= und zollfrei in's Haus.


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