No. 25
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. März
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 25 Seite 1]

Der Prinz von Wales hat am Montag Vormittag die Ruhmeshalle und andere Sehenswürdigkeiten der Reichshauptstadt in Augenschein genommen. Mittags hat der Kaiser seine hohen Gäste in die Kaserne des ersten Dragoner=Regiments geleitet, wo ein Vorreiten und andere Uebungen stattgefunden haben. Nach Beendigung der letzteren haben die Herrschaften im Offizierkasino das Frühstück eingenommen. Während der Tafel hat der Kaiser einen Trinkspruch auf die Königin von England als Chef des Regiments ausgebracht. Um 1/2 3 Uhr sind der Kaiser und die Prinzen von England an der Spitze des ersten Garde=Dragoner=Regiments nach dem Tempelhofer Feld geritten, wo eine Gefechtsübung der Berliner Garnison stattgefunden hat. Der Prinz Georg von Großbritannien ist zum Rittmeister à la suite des genannten Regiments ernannt worden, als welcher er sich auch bereits am Montag Vormittag beim Kaiser im königl. Schloß gemeldet hat. Dem Vernehmen nach gedenkt der Prinz von Wales bis zum Freitag in Berlin zu bleiben.
Zum Rücktritt Bismarcks veröffentlicht die "Weimarische Zeitung" ein Telegramm des Kaisers Wilhelm an den Großherzog von Weimar. Dasselbe lautet wie folgt: "Besten Dank für Ihren freundlichen Brief. Ich habe in der That bittere Erfahrungen und sehr schmerzliche Stunden durchgemacht, Mir ist so weh ums Herz, als hätte ich Meinen Großvater noch einmal verloren! Es ist Mir aber von Gott einmal so bestimmt, also habe Ich es zu tragen, wenn Ich auch darüber zu Grunde gehen sollte. Das Amt des wachthabenden Officiers auf dem Staatsschiff ist Mir zugefallen. Der Kurs bleibt der alte, und nun "von Dampf voraus"!
Wilhelm I. R."
I. M. die Kaiserin Friedrich empfing am Sonnabend den Fürst und die Fürstin Bismarck und am Sonntag den neuen Reichskanzler v. Caprivi.
Die Abschiedsaudienz des Fürsten Bismarck vom Kaiser fand am 26. Vormittags in der Stunde von elf bis zwölf Uhr im Schlosse statt. Kurz nach elf Uhr sah man den Fürsten Bismarck in Kürassieruniform in geschlossenem Wagen nach dem Schlosse fahren. Der Fürst, der sehr heiter aussah, hatte einen grünen Zweig mit zwei prachtvollen Rosen in der Hand. In dichten Reihen bildete das Publikum, das den Fürsten Bismarck mit lebhaften Hurrahrufen empfing, unter den Linden Spalier bis zum Schloß. Fürst Bismarck blieb nahezu eine Stunde im Schlosse. Da sich die Nachricht von dieser Abschiedsaudienz rasch verbreitet hatte, wurde die Menge vor dem Schlosse immer gewaltiger. Vergebens spähten alle Augen nach den Fenstern des Schlosses in der Erwartung, vielleicht wie am Geburtstage des Kaisers auch heute den Kaiser und Fürst Bismarck nebeneinander am großen Mittelfenster erscheinen zu sehen. Die zahlreich vor dem Schlosse versammelten Schutzleute hatten Mühe, das Publikum zurückzuhalten, als einige Minuten vor zwölf Uhr der Wagen des Fürsten Bismarck, dem zwei reitende Schutzleute voranritten, erschien. Die Massen drängten mit brausenden Hurrahrufen an den Wagen heran, Damen warfen Blumen in den Wagen. Einen spontanen Anlaß zu diesen Ovationen bildete der Zufall, durch den die Pferde des fürstlichen Wagens plötzlich auf der Schloßbrücke Halt machten, da die Hufe des einen sich in den Eisenschienen der Brücke eingeklemmt hatten. Nach kurzer Zeit setzte sich der Wagen indes wieder in Bewegung. Der Fürst, dessen Antlitz vor Erregung geröthet war, sah freundlichen Blickes auf das Publikum. Die Ovationen setzten sich die Linden entlang bis zum Reichskanzlerpalais fort. In der Hand hielt Fürst Bismarck außer dem schon bei der Hinfahrt mitgebrachten Rosenzweig noch ein größeres Bouquet, wie vermuthet wurde, ein Abschiedsangebinde der Kaiserin. Das Publikum, in welchem die große Zahl an Studenten und Frauen auffiel und in dem sich viel Fremde befanden, stürzte in geschlossenen Massen dem Wagen nach. Am stärksten war die Ansammlung an der Ecke der Wilhelmstraße und vor dem Kanzlerpalais. Hier hatte in den ersten Vormittagsstunden ein verstärktes Contingent geheimer Schutzleute Dienst, das die Anfragen des Publikums, wann Bismarck abreise, mit der stereotypen Antwort "fünf Uhr Nachmittags" beantwortete. Wie verlautet, soll indeß der Fürst, dessen Gepäck bereits vorausgesandt ist, die Absicht haben in aller Stille zu einer anderen als der oben angegebenen Stunde mit seiner Familie nach Friedrichsruh abzureisen.
Fürst Bismarck hat die Führung der Geschäfte am 20. März eingestellt. Der 21. März war der Jahrestag, an welchem Kaiser Wilhelm I. ihm im Jahr 1871 am Morgen des Zusammentritts des ersten deutschen Reichstags den Fürstentitel verliehen hat. Es verlautet noch nichts darüber, wie der Fürst seine neue Standeserhöhung, die Verleihung der Würde eines Herzogs von Lauenburg, aufgenommen hat. Wie die "National=Zeitung" erklärt, hat dieselbe stattgefunden, ohne daß Fürst Bismarck vorher darum befragt worden ist.
Fürst Bismarck, der ursprünglich schon zum Sonntag in Friedrichsruh erwartet wurde, hat seinen Aufenthalt in Berlin noch bis in diese Woche hinein ausgedehnt und macht jetzt Abschiedsbesuche. Der ehemalige Reichskanzler leidet etwas unter Schlaflosigkeit, darum wird auch Dr. Schwenniger mit ihm gehen. In seinem Palais empfing der Fürst eine Deputation des Seydlitzschen Kürassier=Regimentes, dessen Uniform er trägt und dem er sein Brustbild zum Geschenk gemacht hat. Die Herren sprachen ihren Dank und ihren Glückwunsch zu der Ernennung zum Generalobersten aus. Von fast allen deutschen Bundesfürsten sind dem Reichskanzler Handschreiben zugegangen, Adressen laufen fortgesetzt aus dem Inland und Ausland ein. Zum Geburtstage des Fürsten am 1. April soll von Hamburg ein großer Fackelzug nach Friedrichsruh gehen.
Regierungspräsident Graf Wilhelm Bismarck ist zum Besuch seiner Eltern in Berlin: es heißt, er werde dieselben nach Friedrichsruh begleiten, wo der Fürst zur Feier seines Geburtstages am 1. April von allen Mitgliedern seiner Familie umgeben sein würde.
Auch Graf Wilhelm Bismarck, zweiter Sohn

[ => Original lesen: 1890 Nr. 25 Seite 2]

des Reichskanzlers und Regierungspräsident in Hannover will aus dem Staatsdienste scheiden und hat sein Entlassungsgesuch eingereicht, ebenso Fürst Bismarcks Schwiegersohn, der Gesandte v. Rantzau in München.
Der Prinz von Wales hat mit seinem Sohne dem Fürsten Bismarck einen fast einstündigen Besuch abgestattet.
Im preuß. Landtage verlas der Vicepräsident ein Schreiben des Reichskanzlers General v. Caprivi, durch welches mitgetheilt wird, daß S. M. der Kaiser das Abschiedsgesuch des Grafen Herbert Bismarck genehmigt und ihn (Caprivi) zugleich zum Minister des Aeußeren ernannt habe.
Der Bundesrath hat dem Fürsten Bismarck eine sehr warme Dankadresse bei seinem Ausscheiden übermittelt, die von sämmtlichen hier anwesenden Bundesrathsbevollmächtigten unterzeichnet worden ist.
Wie zuverlässig verlautet, ist der Kaiser Seitens des Senats zum Besuch der Stadt Lübeck nach den Herbstmanövern eingeladen worden. Der Kaiser wird höchst wahrscheinlich die Einladung annehmen. Der Bau des Bürgerschaftssaals, in dem das Banket abgehalten werden soll, wird deshalb schon energisch gefördert.
Wie die Hamburger Nachrichten hören, wird an dem Manöver des IX. Corps und der Flotte ein österreichisches Geschwader von 4 Schiffen theilnehmen.
Verschiedentlich wird jetzt bestritten, daß die gesetzliche Einführung der zweijährigen Dienstzeit für die Infanterie in Frage stehe. Es solle nur versucht werden, ob die Infanterie nicht in zwei Jahren kriegstüchtig ausgebildet werden könne. Nur ausgebildete Soldaten werden dann allgemein entlassen.
Die Arbeiten der internationalen Arbeiterschutz=Conferenz nehmen einen guten Verlauf, so daß der Schluß der Verhandlungen am 29. d. M. erwartet wird. Ueber die von den drei Commissionen gefaßten Beschlüsse verlautet folgendes: Nur über 14 Jahre alte Leute sollen die Arbeiten in den Bergwerken verrichten; die Frauenarbeit in den Bergwerken unter Tage ist allgemein unzulässig. Die Fabrikarbeit der Kinder wird von der gesetzlich beendigten Schulzeit abhängig gemacht. Die Nachtarbeit der Kinder unter 14 Jahren ist verboten. Dieselben dürfen überhaupt nicht länger als sechs Stunden mit Pausen von mindestens 1/4 Stunde beschäftigt werden. In ungesunden, gefährlichen Betrieben ist die Kinderarbeit ausgeschlossen. Die Sonntagsruhe wurde von allen Seiten zugestanden mit Ausnahme von bestimmten Fällen, wobei es sich um die Continuität der Produkte oder des Betriebes handelt, in welchem nur in bestimmten Zeiten des Jahres gearbeitet werden kann; jedoch soll der Arbeiter mindestens jeden zweiten Sonntag frei haben.
Die Berl. Pol. Nachrichten weisen darauf hin, daß im Reiche, und zwar nicht blos in Folge der Erhöhung der Beamtenbesoldungen demnächst Mehrausgaben in erheblichem Umfange zu gewärtigen sind, zu deren Deckung voraussichtlich nur die entsprechende Erhöhung der Matrikularbeiträge sich darbieten wird. Ebenso folgt auch den Strikes naturgemäß eine Preiserhöhung für die fertigen Waaren und hat daher der Verband der deutschen Seifenfabriken in Düsseldorf beschlossen, wegen der im Preise gestiegenen Rohstoffe und Kohlen, sowie der erhöhten Arbeitslöhne, die Preise für Seifen erheblich zu steigern.
Wie der "Köln. Zeitung" aus Berlin gemeldet wird, soll die Niederhaltung von Unruhen bei Arbeiterausständen, sowie bei Ausschreitungen sozialdemokratischer Volksmengen fortan wesentlich militärische Aufgabe sein, so daß die Generale auf eigene Hand zu handeln und nicht mehr die Requisition der Civilbehörde abzuwarten haben.
Gutem Vernehmen nach hat der Papst den Gesandten der Kurie in München angewiesen, dem Minister Freiherrn v. Lutz für die Verordnung, betreffend der Altkatholiken, zu danken und dabei die Hoffnung auszusprechen, daß auch die andere Frage, welche sich auf das Placet in Glaubenssachen bezieht, bald geregelt werde.
Die Schutzzöllner in der französischen Kammer werden mit jedem Tag mächtiger und begehrlicher. Jetzt bereiten sie einen Gesetzentwurf vor, der darauf abzielt, die Einfuhr lebenden und geschlachteten Viehs aus Deutschland so gut wie unmöglich zu machen. Da werden die bei den Parisern so beliebten Hammelkoteletchen in Zukunft theuer zu stehen kommen.
Nach einer Meldung der "Times" aus Sansibar brachte ein Suaheli Sklavenhändler heimlich nachts eine Ladung Sklaven nach Bagamoyo. Die deutschen Beamten entdeckten aber am nächsten Tage die Sklaven und übergaben dieselben der französischen Mission. Der Sklavenhändler selbst wurde verurteilt und aufgeknüpft. Der Vorfall erregte großes Aufsehen.


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Anzeigen.

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Den Bewohnern Schönbergs

und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich meine bisherige Filiale von Herrn Weinrebe nach Herrn Kaufmann H. Otto verlegt habe und halte daselbst stets fertige Kränze vorräthig, sowie Sämereien und Topfpflanzen.
Schönberg, den 25. März 1890.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Paul Präve,
                                                    Kunst= und Handelsgärtner.

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Bezugnehmend auf obige Annonce halte ich mich in diesen Artikeln bestens empfohlen. Auch nehme jegliche Bestellung für Herrn Präve bereitwilligst entgegen.

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[ => Original lesen: 1890 Nr. 25 Seite 3]

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                                                    Emil Jannicke,
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Schönberg, den 18. März 1890.                          


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                                                    Paul Präve,
                                                    Kunst= und Handelsgärtnerei.


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Sultan, schwarzbrauner, Hannöverscher Hengst,
Norman, hellbrauner hannöv. Hengst,
stehen zu Decken bereit. Deckgeld 12 M.

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                                                    Schlag=Resdorf.


Von Ostern ab beabsichtige ich wieder,                                                    
Handarbeitstunden
zu geben, und bitte um zahlreichen Besuch.                                                    
                                                    J. Wieschendorff, Wwe.


In den nächsten Tagen treffen einige Ladungen                                                    
Chilisalpeter
ein und bitte ich um gefl. Aufträge.                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Verloren

durch Ausleihen ein neuer Flaschenzug. Um gefl. Rückgabe bittet

                                                    C. Schwedt.


Eine Wohnung

von drei heizbaren Zimmern, Schlafzimmer, Küche und Zubehör hat zu vermiethen.

Frau Uhrmacher Meyer Wwe.


Eine Wohnung
von 4 Stuben und Küche etc. zu Michaelis zu vermiethen.
                                                    L. Creutzfeldt.
                                                    Siemzerstraße Nr. 96.


Gesucht per sofort resp. 1. Mai                                                    
ein tüchtiger Knecht
bei den Pferden und in der Räucherei.                                                    
                                                    Th. D. Westphal,
                                                    Schlutup.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 25 Seite 4]

H. Scheer & Barkenthien
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Als Hauptgewinne gelangen zur Verloosung:

100 hochedle Pferde und 80 goldenen und 400 silberne Kaisermedaillen u. 1000 silb. Denkmünzen.
10 hochelegante Equipagen darunter eine Vierspännige.

Ziehung bestimmt am 20. Mai d. J.
Loose à 1 Mark (11 Stück für 10 Mark).     Porto und Liste 30 Pf. Postmarken nehme in Zahlung.    
Schlossfreiheit-Lotterie
Original=Kaufloose für neu eintretende Spieler zu amtlichen Planpreisen:    Nächste Ziehung 14. April. Ganze 72 M., Halbe 36 M., Viertel 18 M., Achtel 9 M.
Antheil=Voll=Loose    [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
auch zu amtlichen Planpreisen    [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Jeder Bestellung sind 30 Pfennig (Mecklenburg) f. Listen u. Porto, Einschreib. 20 Pfennig (Mecklenburg) f. jede Kl. beizufügen.
Rob. Th. Schröder, Stettin, Bank-Geschäft und General-Debit.
Ausführliche Prospecte und Pläne werden auf Wunsch kostenfrei übersandt.


Vorläufige Anzeige.

Der öfteren Aufforderung vieler Einwohner Schönberg's nachkommend, beabsichtige ich, Mitte nächsten Monats einen

Tanz- & Anstands-Coursus
für Kinder in Schönberg zu eröffnen.
           Honorar: für 1 Kind     Mk.   8.
           Honorar: für 2 Kinder Mk. 15.
           Honorar: für 3 Kinder Mk. 20.
           Honorar: für 4 Kinder Mk. 24.
Indem ich um recht zahlreiche Betheiligung bitte, erlaube ich mir zu bemerken, daß ich neben einem gratiösen und eleganten Tanzen, sowie guter Haltung des Körpers und hübschem Gang, meine Schüler besonders (Tournure) Anstand und Höflichkeit lehre.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    W. Dohrmann.

Bitte hierdurch die geehrten Eltern im Fürstenthum Ratzeburg, deren Kinder ich bereits unterrichtete, mich vorkommendenfalls den Herrschaften Schönberg's und Umgegend freundlichst empfehlen zu wollen.
z. Z. Lüdersdorf, den 26. März 1890.

D. O.              


Empfehle meine neue Musterkarte                                                    
Tapeten und Borden
in großer Auswahl zu billigen Preisen.
                                                    Joach. Köster,
                                                    Wallstraße.


Habe eine Ladung kleiner                          
Kiepentannen
erhalten.                                                    
Schönberg.                                                     F. Lundwall.


Zur bevorstehenden Saatzeit empfehle ich mich mit:
                bestem roth Klee,
                bestem weiss Klee,
                bestem gelb Klee,
                bestem Timothee,
                bestem engl. Ryegras.

                                                    A. Wigger, Nachf.


Für Confirmanden
starke, schwarze
Glaçe-Hand-Schuhe
                                                    bei Emil Jannicke,
Schönberg.                                                                        Handschuhmacher.


Kirchliche Nachrichten.
Freitag, den 28. März.

Passionspredigt Vormittags (10 Uhr): Pastor Kaempffer

Sonntag, den 30. März.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Nachmittags (1 1/2 Uhr): Prüfung der Confirmanden Pastor Kaempffer.
    Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und ein Illustrirtes Beiblatt Nr. 13.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 25 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 25 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 28. März 1890.


- Schönberg. Bei der Geflügel=Ausstellung vom 22. bis 24. d. Mts. in Chemnitz wurde dem Kaufmann W. Maaß hieselbst für einen Stamm schwarzer Minorka ein erster Preis und Ehrenpreis zuerkannt.
- Güstrow, 24. März. Heute Morgen kurz vor Beginn der Schwurgerichtssitzung verstarb im Zimmer der Geschworenen infolge eines plötzlichen Schlaganfalles der Hülfsgeschworene Rentier Johs. Schubart, der frühere Besitzer des recht umfangreichen Cigarren= und Tabackgeschäfts von Johs. Schubart am Markt und des Gasthauses "Hotel de Russie" in der Mühlenstraße.
- Am 24. März Nachts brach auf der Koch'schen Schiffswerft in Lübeck Feuer aus, wodurch das Maschinenhaus mit werthvollen Maschinen vernichtet wurde. Der Schaden soll sehr erheblich sein.
- Ein ganzes Bataillon Infanterie wurde nach Köpenick bei Berlin verlegt, woselbst aus ganz nichtigen Gründen in voriger Woche sehr bedauerliche Arbeiterkrawalle stattgefunden haben. Eine planmäßige Revolte liegt, wie festgestellt ist, nicht vor, aber die Arbeiter von Köpenick und Umgegend waren schon längst wegen ihrer Neigung zu Ausschreitungen bekannt und haben sich nun den Kopf von Aufhetzern total verdrehen lassen. Ueber die Ermordung eines Gensdarmen bei den Unruhen liegt jetzt ein amtlicher Bericht vor, dem wir folgendes entnehmen: "Da alle Ermahnungen an die schreienden und tobenden Massen vergeblich waren, trieben Polizei und Gensdarmen mit blanker Waffe die Ruhestörer auseinander, vermieden es aber, scharf einzuhauen. Dabei fiel aus einem Hause in der Müggelheimerstraße ein Schuß, der aber niemand verletzte. Die Beamten, voran der sehr beliebte Gensdarm Müller, drangen in das Haus ein, um es näher zu untersuchen. Kaum hatte er aber den Flur betreten, als er von mehreren Messerstichen und einem Revolverschuß getroffen zu Boden sank. Als seine Collegen folgten, fanden sie Müller sterbend. Er wurde in eine nahe Wirthschaft gebracht, starb aber schon nach einer Stunde, nachdem er als Hauptthäter einen Tischlergesellen Biere bezeichnet hatte. Diesen hat man sofort verhaftet und nach Berlin gebracht. Nach der Mordthat machten die Beamten rücksichtslos von der Waffe Gebrauch und stellten die Ruhe bald wieder her. Seitdem das Militär eingerückt ist, welches beständig durch die Stadt patrouillirt, sind neue Ruhestörungen nicht vorgekommen. Die öffentlichen Gastwirthschaften müssen Abends bis auf Weiteres um 6 Uhr schließen.
- Die gerichtliche Obduktion des bei den Arbeiterunruhen in Köpenick getödteten Gendarmen Müller hat ergeben, daß die Kugel, von welcher Müller getroffen wurde, den Tod nicht unmittelbar herbeigeführt hat, daß letzterer vielmehr durch Messerstiche verursacht worden ist, deren die Leiche im Rücken nicht weniger als sieben aufwies. Die Kugel ist nicht gefunden worden, man nimmt daher an, daß dieselbe dem Müller in die Mundhöhle gedrungen und von diesem ausgeworfen worden ist.
- Bei dem Brande einer großen Schweinemetzgerei in Neuhaus bei Köln fielen 7000 Carvelatwürste und 1500 Schinken den Flammen zum Opfer.
- In Düsseldorf hat ein in Untersuchung befindlicher Briefsortierer in einem Zeitraume von 2 Jahren an tausend Briefe unterschlagen, in denen er Geld vermuthete. Er scheint übrigens kein schlechtes Geschäft gemacht zu haben, denn er führte in den letzten Jahren ein üppiges Leben, welches in schreiendem Gegensatz zu seinem knapp bemessenen Gehalte stand.
- Das hundertste Lebensjahr vollende am 26. d. M. die verwittwete Frau Kaserneninspector Anna Pareu in Danzig, die sich zur Zeit in städtischer Armenpflege befindet.
- Das Stadttheater in Bromberg ist am Montag abgebrannt.
- Der vielgenannte Vorsitzende des Rechtsschutzvereins der Bergleute im Saargebiet, Nikolaus Warken, ist am Sonnabend von der Strafkammer in Saarbrücken abermals wegen Beleidigung zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt worden. Die Section des Rechtsschutzvereins der Bergarbeiter der fiskalischen Gruben des Saargebiets hat den Herren Bunte, Schröder und Siegel die Nachricht zukommen lassen, daß genannter Verein die bekannte Resolution, die eine Auslieferung der Gruben an die Arbeiter verlangt, als unausführbar einstimmig abgelehnt hat.
- In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wüthete in Oberösterreich, namentlich aber im Salzkammergute ein entsetzlicher Orkan, der bedeutenden Schaden verursachte. Aus Linz liegen hierüber folgende Meldungen vor: Der Orkan trat mit ungewöhnlicher Heftigkeit auf. In Weißenbach am Attersee wurden, nachdem tagsüber prächtiger Sonnenschein und laue Temperatur bei sehr niedrigem Barometerstand geherrscht, durch abends auftretenden Sturm von vielen Häusern die Dächer abgetragen, ganze Waldkomplexe niedergerissen, hunderte von Fensterscheiben zertrümmert und zahlreiche Bäume entwurzelt. Um halb 1 Uhr Morgens fand eine nicht unbedeutende Erderschütterung statt. Auch Steinbach war arg mitgenommen. Der Attersee warf große Wellen. In Ischl wüthete der Sturm die ganze Nacht und richtete großen Schaden an den Gebäuden und Bäumen an. Zwischen Ischl und Aussee standen die reisenden Eisenbahnpassagiere in Folge des Sturmes am Hallstättersee Todesängste aus die Waggons wankten und das Brausen der hochgehenden Wogen schlug beängstigend an das Ohr der Passagiere. Bei Vöcklabruck und im Mühlviertel gingen heftige Gewitter nieder.
- Ein Arbeiter des Sàrisàper Kohlenbergwerks band sich, wie aus Gran gemeldet wird, mehrere Dynamitpatronen um den Oberkörper und zündete dieselben an. Der Körper des Unglücklichen wurde förmlich entzweigerissen und der Oberkörper konnte bisher nicht gefunden werden.
- Ein verbrannter Hofzug. Der Königin Margherita von Italien ist in diesen Tagen ein eigenartiges Malheur begegnet. Für die zu Anfang April geplante Reise nach Berlin hatte der Hof einen besonderen, prächtig ausgestatteten Galazug für 70 000 Lire in Florenz erbauen und denselben schon von Monza aus mit Silbergeschirr und anderen Kostbarkeiten ausstatten lassen. Am vorigen Montag nun ist dieser Zug auf dem Bahnhof in Florenz ganz und gar verbrannt; nur die kostbare Ausstattung wurde gerettet. Unter den verbrannten Gegenständen befinden sich auch Geschenke für den Berliner Hof.
- Eine merkwürdige Naturerscheinung, so berichtet eine englische Zeitschrift, wurde im Hafen Batum am Schwarzen Meer beobachtet. Am 23. d. M. zog sich bei herrlichstem Wetter das Meer plötzlich zurück, der Wasserstand sank um 18 Meter und der Hafen leerte sich vollständig. Da das Wasser die Schiffe nach sich zog, entstand ein nicht unbeträchtlicher Schaden.
- Der kleinste Säugling, der wohl jemals dagewesen, ist, wie aus Newyork berichtet wird, Alice Foster in Mason City, West=Virginien. Das Kind wog ein Pfund bei seiner Geburt vor zwei Monaten, jetzt wiegt es in seinen Kleidern nur 2 Pfund. Es ist wohlgebildet und vollkommen wohl. Sein Kopf hat etwa die Größe eines Hühnereis, ein Fingerring kann leicht über seine Hand gestreift werden, während die Finger wie Stricknadeln aussehen und die Füße nur einen Zoll lang sind.


In eigener Schlinge.
Kriminalnovelle von F. Arnefeldt.
                                                    Fortsetzung.                                                    (Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1890 Nr. 25 Seite 6]

In eigener Schlinge.
Kriminalnovelle von F. Arnefeldt.
[Fortsetzung.]


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