No. 20
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 11. März
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1890 Nr. 20 Seite 1]

Ueber die Staatsrathsverhandlungen in Berlin wird noch folgendes mitgetheilt: "Zum erstenmale ist es wohl in der Weltgeschichte vorgekommen, daß der Herrscher eines der mächtigsten Reiche einen auserlesenen Kreis aus allen Geburts= und Berufsständen, sowie aus allen politischen Parteien um sich versammelt, um in dreitägiger, höchst anstrengender Arbeit Aufklärung zu erhalten über die Thatsachen, die berechtigtem Wünsche und die Befriedigungsmittel in einer die Welt bewegenden und dem Kaiser ganz besonders ans Herz gewachsen Frage. Der Fürst, der Handwerksmeister, die höchsten Beamten, große und kleine Industrielle hohe Offiziere und Gelehrte waren gleichmäßig vereinigt, um dem Kaiser und seinen berufenen Räthen Auskunft zu geben, und sie haben das mit voller Offenheit und Gründlichkeit mit Sachkenntniß in Rede und Gegenrede gethan. Zu den eingeladenen Sachverständigen gehörte ein sozialdemokratischer Arbeiter, der den jüngsten Feldzug mitgemacht und das eiserne Kreuz erworben hatte, ein deutschfreisinniger Arbeitgeber, ein christlich=sozialer Schriftsteller; sie haben, zumal die beiden letzteren, mannigfache Gelegenheit gehabt und benutzt, ihre Anschauungen darzulegen. Alle Theilnehmer haben sich, darüber herrscht nur eine Meinung, bestrebt, fern von höfischen und schmeichlerischen Redensarten zu bleiben, und dem Monarchen, der mit unermüdlicher Aufmerksamkeit und großer Ruhe die Geschäfte leitete, die volle Wahrheit zu geben, die er verlangte. Nicht einmal der Wortausdruck des Dankes, der sonst dem Vorsitzenden der Verhandlungen am Schlusse derselben zuzufallen pflegt, wurde beliebt. - Ueber das Mittagsmahl, welches der Kaiser am Sonnabend dem preußischen Staatsrath gab, hört man noch manche interessante Einzelheiten. Das Mahl war noch am Freitag befohlen und auf Anordnung des Kaisers mit besonderer Sorgfalt hergerichtet. Die Tafel war mit Blumen und Gefäßen aus Edelmetall ausgestattet, den Rahmen dazu gab die Bildergallerie in ihrer grandiosen Pracht. Die Geladenen erschienen in Uniform oder Frack, der ebenfalls geladene Putzer Buchholz trug den schwarzen Ueberrock. Bei dem Kaffee stellte der Kaiser jeden Gast, welcher seiner Gemahlin noch unbekannt war, dieser vor. Beide Majestäten zeigten dem Reichskanzler besondere Huld und waren für denselben von zartester Aufmerksamkeit.
Der Kaiser soll, wie verschiedene Blätter berichten, in der Schlußansprache an die Abtheilungen des Staatsraths geäußert haben, daß die Herren für die Arbeiter zu thun beflissen seien, was in der Möglichkeit liege; was die Sozialdemokraten anbetreffe, "so werde er mit ihnen schon fertig werden, das sei ganz seine Sache."
Das im Herbst stattfindende gemeinschaftliche Manöver der Flotte und des 9. Armeekorps wird 3 Tage in Anspruch nehmen und wird man wahrscheinlich eine Landung von der Insel Alsen aus nach dem Festlande veranstalten. Der Kaiser wird sein Hauptquartier auf den Schlössern seinem Schwäger, der schleswig=holsteinischen Prinzen, aufschlagen.
Unter den Bestimmungen der Kaiserlichen Cabinetsordre über die diesjährigen Uebungen des Beurlaubtenstandes befindet sich die Festsetzung einer 28tägigen Uebung für 6900 der Kavallerie angehörende Mann behufs Ausbildung mit der neuen Lanze. Wenn diese Bestimmung auch unter der Ueberschrift "Aus der Reserve und Landwehr" steht, so kann es doch keinem Zweifel unterliegen, daß zu dieser Uebung nur Mannschaften der Reserve herangezogen werden, da nach dem Wehrgesetz die Landwehrkavallerie im Frieden nicht zu Uebungen berufen werden darf. Ueberdies besagt die Ausführungsbestimmung des Kriegsministers zu der die Uebung bestimmenden Cabinetsordre noch ausdrücklich, daß die zur Ausbildung mit der Lanze einzuziehenden Kavalleristen den jüngsten Jahresklassen der Reserve zu entnehmen sind.
Da die Veränderungen und Neuformationen in den höheren Commandostellen der Armee durch die Bildung von zwei neuen Armeekorps einen großen Umfang annehmen, so hat der Kaiser angeordnet, daß eine neue Rangliste am 1. April 1890 herausgegeben werden soll.
Verschiedentlich wird angenommen, die Reichsregierung denke an eine baldige Reichstagsauflösung. Das ist heute eben so wenig der Fall, wie vor acht Tagen. Fürst Bismarck hat in den allerletzten Tagen auf eine Andeutung launig erwidert, daß ihm gar nicht daran liege, schon bald wieder zum Wahltische schreiten zu müssen.
Die amtlichen Ergebnisse der Reichstagsstichwahlen haben im ganzen drei Correkturen der vorläufigen Feststellungen ergeben. Darnach ergiebt sich für den neuen Reichstag die folgende Parteistärke: Centrum 107, Conservative 70, Freisinnige 69, Nationalliberale 40, Sozialdemokraten 35, Reichspartei 20, Polen 16, Welfen 11, Elsässer 11, Demokraten 10, Antisemiten 4, Wilde 3, Däne 1.
Die Sozialdemokraten, die in Stärke von 35 Mann in den Reichstag einziehen werden, haben mit ihrer jetzigen Zahl die Möglichkeit erlangt, selbständige Gesetzentwürfe dem Hause vorlegen zu können, wozu drei Unterschriften nothwendig sind. Eine der allerersten sozialdemokratischen Anträge wird, wie schon jetzt mitgetheilt wird, die Aufhebung aller Lebensmittelzölle fordern. Da aber die Centrumspartei für die Getreidezölle ist, ist die Annahme des Antrages auch im neuen Reichstage ohne jede Aussicht. Dieses Faktum wird von vornherein bestätigt werden.
Graf Waldersee, der Chef des Generalstabes, befindet sich, wie die "Kreuzzeitung" mittheilt, in Rom und hat dortselbst eine lange Unterredung mit dem Ministerpräsidenten Crispi und dem italienischen Kriegsminister über die Bewaffnungsfrage gehabt.
Die Pforte soll, wie in Wiener Blättern zu lesen ist, der Annerkennung des Prinzen Ferdinand von Coburg als Fürsten von Bulgarien nicht abgeneigt sein.
Die französische Deputirtenkammer billigte fast einstimmig, mit 480 gegen 4 Stimmen, die Theilnahme an der Berliner Sozialkonferenz. Nur ein paar Boulangisten konnten es nicht übers Herz bringen, mit dummen Faseleien von Elsaß=Lothringen,

[ => Original lesen: 1890 Nr. 20 Seite 2]

einer Demüthigung der französischen Republik vor Deutschland und anderen Ungereimtheiten zu beginnen. Dieser Unsinn fand aber ziemlich lebhafte Mißbilligung und so ging denn die Sitzung ohne eigentlichen Trubel vorüber.
Neuere Nachrichten aus Petersburg bestätigen ferner die thatsächliche Entdeckung einer Nihilistenverschwörung. Im Augenblick, wo die That ausgeführt werden sollte, wären die Verschworenen im Innern des Anitschow=Palastes, nicht außerhalb, verhaftet worden. Bei ihnen hätte man Bomben gefunden. Auch in der Stadt wären viele Verhaftungen, besonders unter den Studenten, vorgenommen worden.
Kaiser Alexander von Rußland erhielt einen Drohbrief von einer Frau, welche sich Tschebrikowa unterzeichnet. Es wird darin erklärt, der Kaiser werde das Schicksal seiner Vorgänger, Peter III., Paul I. und Alexander II. theilen, wenn er nicht seine Politik ändere. Jeder Minister erhielt eine Abschrift dieses Briefes. Die Vorsichtsmaßregeln sind darauf verdoppelt worden. Unter den russischen Bauern soll in Folge der Nothlage eine furchtbare Gährung herrschen, man sieht nicht ohne Sorge in die Zukunft.
Aus Christiania wird gemeldet, daß Kaiser Wilhelm den nächsten Sommer den König in Christiania besuchen will.
In Kanada hat sich eine einflußreiche und weitverzweigte Liga gebildet, welche die Befreiung Kanadas von der europäischen Herrschaft und eine Vereinigung mit den Vereinigten Staaten anstrebt. Die Liga hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Ziele zum Jahre 1892 zu erreichen.
Stanleys Buch über seine jüngste Reise wird im Mai unter dem Titel: "Das dunkelste Afrika und die Aufsuchung, die Errettung und der Rückzug Emins, Gouverneurs von Äquatorial" veröffentlicht. Die deutsche Uebersetzung erscheint bei Brockhaus. Streng wahrheitsgemäß dürfte die Darstellung wohl nicht sein, denn Stanley hat Emin nicht errettet, ihn vielmehr durch sein Erscheinen in bittere Ungelegenheiten gestürzt.


- Penzlin, 5. März. Heute weilte I. K. H. die Großherzogin von Mecklenburg=Strelitz auf hiesiger Burg beim Erblandmarschall von Maltzan zum Besuch. Heute Abend 7 Uhr brachte der hiesige Kriegerverein der hohen Frau einen Fackelzug, wobei Conrector Krüger hieselbst die Ansprache hielt.
- Schönberg. An der hiesigen Realschule wird die mündliche Abiturientenprüfung am Montag, den 17. März stattfinden, an welcher in diesem Jahr zwei Abiturienten theilnehmen werden.
- Schönberg. In unserm Bericht über die Verhandlungen der Strafkammer des hiesigen Amtsgerichts am 3. März heißt es in dem sub 5 aufgeführten Straffall: "Am 21. November v. J. hörten die auf der Hohemeile stationirten Jäger B. und G. im K.er Zuschlage einen Schuß fallen und trafen, der Richtung desselben nachgehend, den ihnen unbekannten Angeklagten in seiner Holzkoppel, welcher ihre Frage, ob er geschossen habe, bejahte und erklärte, daß er mit einer Pistole nach Krähen geschossen habe." Wie uns anderweitig mitgetheilt wird, entspricht diese Darstellung nicht ganz der Wahrheit und könnte in einem unbefangenen Leser den Verdacht erwecken, als habe der Angeklagte sich auf verbotenem Wege befunden. In Wirklichkeit verhalte sich die Sache folgendermaßen: "Am 21. Nov. v. J. hörten die Jäger B. und G., als sie sich in der Nähe des Ackers des Angeklagten befanden, auf demselben (nicht im K.er Zuschlage) einen Schuß fallen und trafen, der Richtung desselben nachgehend, den Angeklagten auf einer frisch gesäeten Koppel seines Ackers (nicht in seiner Holzkoppel) an. Derselbe bejahte ihre Frage, ob er geschossen habe, und erklärte, daß er mit einer Pistole nach Krähen geschossen habe." Auch habe das Gericht der Angabe des Angeklagten, daß er nach Krähen geschossen habe, vollen Glauben beigemessen.
- Schönberg. Die hiesige Genossenschaftsmeierei zahlte für den Monat Februar an ihre Interessenten 8 1/2 Pf. pro Liter Milch, nachdem zu den Unkosten 2 Pf. pro Liter in Abzug gebracht waren.
- Schönberg. Zu den im Fürstenthum Ratzeburg bestehenden 7 Molkereigenossenschaften ist jetzt noch die neugebildete Molkereigenossenschaft Carlow getreten, zu welcher 7 Hauswirthe in Carlow, 5 Hauswirthe in Gr. Rünz, sowie 2 Hauswirthe in Pogez gehören. Die Zahl der in Betracht kommenden Milchkühe wird sich auf 190 Stück belaufen.
- Schönberg. (Eingesandt.) Die Behauptung, daß der für Mecklenburg=Strelitz fast durchgekommene Reichstags=Canditat Adler eine große Menge Stimmen hierselbst dem Umstande zu verdanken gehabt haben soll, daß er Jude ist, scheint uns doch keinen Glauben zu verdienen. Vielmehr glauben wir, daß dieser Umstand den größten Theil der Wähler zum Nachdenken über unsere wahren Interessen gebracht haben würde, wenn er früher bekannt gewesen wäre. Ein jüdischer Redacteur eines kleinen Blattes in einer preußischen Kleinstadt gewährt doch sehr wenig Sicherheit für die Annahme, daß er unsere Bedürfnisse und Interessen in Mecklenburg und namentlich im Fürstenthum verstehe und vertreten könne. Schöne Worte und dreiste Behauptungen reichen dazu nicht aus. Einem 28jährigen Manne, der sich noch durch nichts ausgewiesen hat, wollen wir unser Heil nicht anvertrauen. Gott sei Dank, daß wir davor noch gnädig bewahrt sind!
- Schönberg. Am Sonntag den 2. März ist in der Kirche zu Selmsdorf ein Concert abgehalten worden, welches von dem dortigen Organisten L. gegeben wurde zum Besten der Kirchenheizung. Alle acht Nummern, Männer= und=Kinderchor= sowie Solo=Gesang, Orgel= und Violinspiel, befriedigten allgemein und wurde dem Dirigenten von berufenen Seiten für seine Mühe und Sorgfalt die wärmste Anerkennung ausgesprochen. Trotz des schlechten Wetters hatten über 100 Personen, darunter eine Anzahl Schönberger, sich eingefunden, sodaß auch der Ertrag die Mühe lohnte. Die Kirche wird seit dem 1. Advent 1889 geheizt, das war der Tag, an dem unter zahlreicher Betheiligung der Gemeinde und auswärtiger Freunde das 25jährige Jubiläum der Kirchweihe durch einen Festgottesdienst gefeiert wurde. Zu diesem Tage war außer dem Kirchenofen auch das bis dahin fehlende Altarbild durch Gaben aus der Gemeinde gestiftet worden.
- Schönberg. Der Kaufmann Stamer zu Lübeck, der in dem Subhastationstermin vom 21. Januar d. J. die Mette'sche Hauswirthstelle zu Palingen für sich erwarb, hat nunmehr diese Stelle an Maaß zu Wahrsow wieder verkauft, und ist demnach der Zehnte und Zahlschilling von dieser Stelle in wenigen Wochen zweimal zu erlegen.


Weiße Seidenstoffe v. 95 Pfg. bis 18.20 p. Met. - glatt gestreift u. gemustert (ca. 150 versch. Qual.) - vers. roben- und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

In dem am 5. d. Mts. behufs Ermittlung des Ergebnisses der engeren Wahl eines Abgeordneten zum Deutschen Reichstag für den Mecklenburg=Strelitzschen Wahlkreis vom 1. huj. abgehaltenen Termin sind von den abgegebenen Stimmen als
gültig 17 133.
anerkannt, und hatten sich von denselben
auf den Herrn Oberhauptmann von Oertzen auf Brunn 8673.
auf den Herrn Redacteur Adler zu Neu=Ruppin 8460.
vereinigt.
Der Erstere ist daher sofort im Termin als gewählt proclamirt und hat nach seiner heutigen Erklärung die Wahl angenommen.
Neustrelitz, den 6. März 1890.

Landgerichtsrath Horn
als Landesherrlicher Wahlcommissar für den Mecklenburg=Strelitzschen Wahlkreis.


Holz=Auction Nr. 32.

Am Dienstag, den 18. März Morgens 10 Uhr, sollen beim Krüger Jabs zu Schlag=Resdorf nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden.

1. Aus dem Seebruch.

    2 Rmet. kiefern Kluft und
  38 Rmet. fichten Kluft Olm.

[ => Original lesen: 1890 Nr. 20 Seite 3]

2. Aus dem Schlagbrügger Holz.

  26 Rmet. fichten Kluft I, Olm u. Knüppel.

3. Aus dem Bahlen.

176 Rmet. tannen und fichten Kluft u. Knüppel.

4. Aus dem Garnseerholze.

  87 Rmet. fichten Kluft, Olm und Knüppel.

5. Aus den Priestertannen.

  36 Stück tannen Kiepenhölzer.
Schönberg, den 9. März 1890.

Der Oberförster.              
C. Hottelet.                


Oeffentliche Versammlung der
Maurer und Zimmerleute
Schönberg's und der Umgegend
am Sonntag, den 16. d. Mts., Nachm. 2 Uhr.

                                            Tagesordnung:
                          1.) Vorlesung des Lohntarifs,
                          2.) Verschiedenes.

Um zahlreichen Besuch bittet                                                                              
der Vorstand.


Gleich nach Ostern werde ich wieder in Schönberg einen

Tanz=Cursus,

verbunden mit Anstandslehre eröffnen und bitte, gefl. Anmeldungen dazu gütigst beim Lohndiener Ratzeburg machen zu wollen.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    W. Lorenz,
                                                    Tanz= u. Anstandslehrer aus Wismar.


Dr. Decker,
Augen-Arzt,
Schwerin i/M., Augustenstraße 27d.

  Sprechstunden: Vormittags bis 1 1/2 Uhr.
                             Nachmittags 3 bis 4 Uhr.
                             Sonn= und Festtags 9 bis 11 Uhr.


Dr. med. Dotzauer,
Spezialarzt für Hautkrankheiten.
Sprechstunden: 8 1/2-9 1/2 und 3-5 Uhr,                          
                          an Sonn= und Festtagen 8 1/2-9 1/2 Uhr.
Lübeck, Beckergrube 89.


Aufbürstfarben

zur Wiederherstellung verblichener Kleider= und Möbelstoffe, sowie auch meine langjährig beliebten

echten Anilin-Zeug-Farben

halte bestens empfohlen.

                                                    H. Brüchmann.


Gesucht: Eine Amme.
Lübeck.                                                     F. Baumgarten.
                                                                  Kalandstraße 19.


Gewerbe=Verein.
Hauptversammlung
am Montag, den 17. März,
Abends 8 Uhr im Lokale des Herrn Boye.
Tagesordnung:

                          1. Verkauf der gelesenen Zeitschriften.
                          2. Vortrag über Stubenheizung.

Gäste, auch Damen, sind willkommen.


Pferd Meine folgenden Hengste:
Sultan, schwarzbrauner, Hannöverscher Hengst,
Norman, hellbrauner hannöv. Hengst,
stehen zu Decken bereit. Deckgeld 12 M.

                                                    Hauswirth Hecht,
                                                    Schlag=Resdorf.


Ich beabsichtige mein Moor hinter dem neuen Kirchhofe entweder parzellenweise oder im Ganzen zur Heuwerbung zu verpachten.

                                                    W. Maass, Kaufmann.


Saathafer
hat zu verkaufen                                                    
                                                    Kaiser-Stove.


Mein dreijähriger Fuchshengst
deckt von jetzt an fremde Stuten.                                                    
Deckgeld 11 Mark.
Rupensdorf.                                                     W. Dunkelgoth.


Rohrstühle
werden billig und dauerhaft eingeflochten von                                                    
                                                    W. Berg,
                                                    Schönberg, Markt 32.


Zu Michaelis d. J. ist eine

Parterre-Wohnung

mit 3 durcheinander gehenden heizbaren Zimmern, Küche, Keller und Holzstall nebst etwas hinter dem Haus gelegenem Gartenland zu vermiethen.

                                                    J. Holst, Tischlermeister.


Meine Parterre-Wohnung

von 4 durcheinandergehenden Zimmern habe ich zu Michaelis zu vermiethen.

                                                    M. Ollrogge, Klempner.


Gesucht zu Ostern ein Sohn achtbarer Eltern für mein Colonialwaarengeschäft als

Lehrling
Näheres durch                                                    W. Roxin,
                                                                              Grieben.


J. W. Hundt, Schuhmachermeister,
empfiehlt einem hochgeehrten Publikum sein großes Lager von fertigen
Schuhwaaren aller Art

in bekannter hochfeiner Ausführung und Dauerhaftigkeit zu sehr billigen Preisen. Confirmanden=Zugstiefel für Mädchen von 6 Mark an, Kinderschuhe von 60 Pfg. an.


Logo zur Schlossfreiheit-Lotterie
Ziehung 1. Klasse schon am 17. März 1890.
Original-Loose: 1/1 64 M., 1/2 32 M., 1/4 16 M., 1/8 8 M.
Die Preise der nächsten 4 Klassen sind ohne Aufgeld.
Antheil-Loose: deren Preise durch alle 5 Klassen dieselben sind.
1/2 21,20 M., 1/5 9 M., 1/10 5 M., 1/20 2 1/2 M., 1/40 1 1/2 M.
Voll-Loos: Antheile für 1. bis 5. Kl. gültig.
   1/1         1/2        1/4      1/5           1/8      1/10         1/20       1/40     1/100
212 M., 106 M., 53 M., 45 M., 26 1/2 M., 25 M., 12 1/2 M., 7 1/2 M., 3 M.
Für Porto und Ziehungsliste jeder Klasse sind 30 Pfennig (Mecklenburg), einschreiben 20 Pfennig (Mecklenburg) extra beizufügen. Der größeren Gewinnchancen wegen empfiehlt es sich, an dieser großartigen noch nie dagewesenen Lotterie, welche nur dieses eine Mal stattfindet, durch Erwerb mehrerer kleiner Antheile zu betheiligen und Bestellungen auf Postanweisungen recht bald zu machen, da der Vorrath bald vergriffen sein wird, oder doch die Preise sich später wesentlich höher stellen werden.

Rob. Th. Schröder, Bankgeschäft errichtet 1870, Stettin.
Brief=Adresse: Rob. Th. Schröder. Telegramm=Adresse Schröderbank.
Wiederverkäufer werden überall angestellt.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 20 Seite 4]

Hugo Heincke
empfiehlt in großer Auswahl zu billigsten Preisen:

Reinwollene Kleiderstoffe
Plüsche,
Sammt, Atlas,
Hemdentuch, Bettzeug, Barchend, Flanell,
Schirting, Schürzenzeug,
sowie sämmtliche Artikel
zur
Damen- u. Herrenschneiderei.
     Corsetts,
seidene Bänder,
Spitzen, Handschuhe,
Strickwolle u. Garne,
Stickereien, Schürzen,
Unterröcke u.
Regenschirme.
     Damenhemden,
Hosen u. Jacken,
fertige Wäsche
für
Damen, Herren u. Kinder.
Tricottaillen u. -Blousen,
Arbeiterhemden u. -Blousen,
Jagdwesten und Unterzeuge.



Soeben neu eingetroffen, empfehle eine große Auswahl von emaillirten
Haus- und Küchen-Einrichtungsgegenständen
als

Kaffe-Kannen,
Tassen,
Milch-Töpfe,
Zuckerdosen,
Theebretter,
Tassen-Spülwannen,
Milch- und Wassereimer,
Waschschüssel,
Seifennäpfe,
Wasserkannen,
Waschständer,
Bratpfannen
Bratenlöffel,
Schaumlöffel,
Füll- und Esslöffel,
Wasserkellen,
Wasserkessel,
Schmor- und Ringtöpfe,
Casserollen und Bauchtöpfe,
Petroleumtöpfe,
Wasserkessel,
Kuchen- und Augenpfannen,
tiefe und flache Teller,
Butter-Teller,
Kummen,
Küchenwannen,
Toiletten-Eimer,
Gemüsedurchschläge,
Reiber in allen Grössen,
Kehrschaufel,
Löffelträger,
Deckelträger,
Deckel in allen Grössen,
                          u. s. w.
zu billigen Preisen
J. Ludw. D. Petersen.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Am Mittwoch, den 12. März cr. (Mittfasten), Feier des Stiftungsfestes des Vereins durch einen

Festball

im Gastwirth Boye'schen Saale in Schönberg, wozu auch Nichtmitglieder des Vereins eingeführt werden können.
Anfang des Balles um 1/2 8 Uhr Abends. Einlaßkarten für Nichtmitglieder à 1 M. für Damen 50 Pf. sind bei den Herren Kaufmann Oldenburg und Buchbinder Hempel zu lösen.
Vereinsmitglieder und deren Familien zahlen kein Eintrittsgeld; außerdem genießen erstere die Extravergütung wie solche für die Festlichkeit am 27. Januar cr. bewilligt war.

                                                    Der Vorstand.


Concert
im Boyeschen Saale,
am 18. März 1890.

Veranstaltet von Wilh., Rud. und Emil Gielau, unter Mitwirkung des Fräulein Hel. Amann (Sopranistin) und Herrn Paul Hinze (Opernsänger, Bassist.)
Entrèe im Vorverkauf beim Lohndiener Ratzeburg Mk. 1.
                                                                              an der Kasse Mk. 1,25.

Anfang 7 Uhr.

NB. Das Concert kann nur bei genügender Betheiligung stattfinden.


Feinste geruchlose
Bohnermasse
empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Der Schmiedegeselle Hermann Schenk aus Freienwalde in Pommern wird ersucht, sich umgehend bei seinem Schwager Schwohls in Lübben zu melden.


Heute Morgen 3 1/2 Uhr starb nach langem Leiden meine innigst geliebte Frau und meiner Kinder liebevolle Mutter.
Gr. Bünsdorf, den 10. März 1890.

                                                    J. Wigger u. Kinder.

Die Beerdigung findet, am Sonnabend, den 15. d. M., Mittags 12 Uhr, vom Gastwirth Böckmann aus statt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 20 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 20 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 11. März 1890.


Das deutsche Reich hat das Telegraphenkabel Hamburg=Cuxhaven=Helgoland zum Preise von 193 000 Mk. angekauft. Das Reich ließ sich im vorigen Jahre das Kabel von Helgoland nach London legen. Vorläufig wird, wie die "Köln. Ztg." hört, der Telgraphendienst in Helgoland von englischen Beamten im Namen des Reichs versehen.
- Ueber die Ausschreitungen, welche im Laufe der letzten Wahlbewegung in verschiedenen Kreisen und Ortschaften vorgekommen, gleichviel ob sie auf Bewegung der Sozialdemokratie zurückzuführen sind oder nicht, ist auf besonderen kaiserlichen Befehl genauer Bericht eingefordert worden. Allem Anschein nach werden die Ausschreitungen sehr streng betraft werden, und das Ergebniß der Erhebungen dürfte auch weitere Folgen für allgemeine Maßnahmen herbeiführen.
- Der Eisenbahnminister v. Maybach hat die kgl. Eisenbahndirektion aufgefordert, sich gutachtlich darüber zu äußern, wie das Lochen der Fahrkarten während der Fahrt vermieden werden könne. Antwort: Sehr einfach! Indem man, wie in England, die Fahrkarten beim Betreten und Verlassen des Bahnsteiges vorzuzeigen und abnehmen oder auch lochen läßt. Ist eine Controlle durchaus nöthig, so muß diese von einer dazu bestimmten Persönlichkeit, nicht von Schaffner, ausgeführt werden.
- Für die preußischen Staatsbahnen ist, wie verlautet, eine wesentliche Vereinfachung des Personengeldtarifs zugleich mit einer nicht unerheblichen Ermäßigung desselben in Aussicht genommen.
- Ein heiteres Geschichtchen wird aus einem Berliner Vorort berichtet. Einem Geschäftsmann, der daselbst seine Privatwohnung hat, passierte das kleine Malheur, daß er den Geldschrank schloß, während die Schlüssel in demselben lagen, nun war Holland in Noth, da am Platz selbst ein Sachverständiger nicht aufzutreiben war. Man telegraphirte nach Berlin, zwei sofort erschienene Leute kehrten ohne Erfolg heim. Da erinnerte man sich eines Schloßkünstlers, der besuchsweise bei einem Verwandten am Ort weilte. Mit Leichtigkeit öffnete dieser den Schrank. "Was schulde ich Ihnen?" fragt der Besitzer. "Dreißig Mark!" lautet die Antwort. "Das ist ja aber unerhört, für diese kleine Mühe eine solche Summe!" Bums! flog der Schrank wieder zu und unser Freund machte Miene, sich zu entfernen. "Aber bleiben Sie doch!" nöthigte der Kaufmann, "wir werden uns ja einigen!" Zum zweitenmal ging der Künstler an die Arbeit und mit Erfolg. "Nun bitte den äußersten Preis!" "Jetzt kostet der Spaß fünfzig Mark!" Mit süßsaurer Miene zahlte nunmehr der als sehr ökonomisch bekannte Kaufmann die verlangte Summe.
- Der letzte Lützower, Friedrich Niephagen, Inhaber des eisernen Kreuzes von 1813-14 und des russischen Georgsordens, der seit etwa 3 Jahren in Biesenthal gewohnt hat, ist am 1. März im Alter von 93 1/2 Jahren gestorben. Noch vor kurzem hatte der Kaiser verfügt, daß dem alten Kämpfer ein jährliches Gnadengeschenk von 300 Mark aus der königlichen Schatulle zu zahlen sei.
- Die Arbeiter der Krupp'schen Fabrik in Essen sollen bei der nächsten Löhnung ohne ihr Vorwissen, ohne vorherige Bittgesuche oder Anträge 10 Prozent Lohnerhöhung erhalten. Die Fabrikarbeiter haben sich während des ganzen Ausstandes der Bergleute wirklich musterhaft gehalten.
- Zwei Kruppsche Riesenkanonen, ein Geschenk des Zaren für die Kopenhagener Befestigungen, sind auf dem Transport dorthin am Freitag in Hamburg verladen worden.
- In Barmen sieht's schlimm aus. Die Besitzer von 1450 Riementischen haben sich bei Zahlung von 100 Mark für jeden Tisch verpflichtet ihre Betriebe vom 21. März ab so lange gänzlich außer Betrieb zu setzen, bis die Riemendreher=Gesellen, die zur Zeit in 22 Betrieben mit 590 Arbeitern ausständig sind, erklären, gemäß den Beschlüssen der Riemendreherei=Besitzer die Arbeit wieder aufnehmen zu wollen.
- Wie man hört, will die sächsische Regierung mit einer Herabsetzung des Personentarifs vorgehen. Die Tarife sollen nicht blos vereinfacht, sondern auch ermäßigt werden.
- Ein Riesenhaifisch, der bei Helgoland gefangen und noch lebend nach Hamburg gebracht worden war, soll ausgestopft und in Berlin gezeigt werden. Das mächtige Raubthier gehört der Gattung der Menschenhaie an, jener gewaltigen und kühnen, raubgierigen und freßwüthigen Geschöpfe, die den Schrecken der Seeleute und der Anwohner aller wärmeren Meere bilden. Es ist verwunderlich, daß sich eine größere Zahl dieser Thiere nach der Nordsee verirrte. Obiges Exemplar ist ein sog. Blauhai, hat eine Länge von 3 m und das anständige Gewicht von 11 Centnern. Die Leber allein wiegt 250 Pfund. Eine ganz besondere Ueberraschung bereitete vor allem der Magen des Thieres. Als er geöffnet wurde, fanden sich darin nicht weniger als ein Delphin im Gewichte von 120 Pfund, 15 Schellfische, 5 Dorsche, 2 Seezungen, 2 Flundern, ein Seehund und - ein Menschenarm.
- Kürzlich wurden in der Nähe von Stuttgart drei Handwerksburschen durch einen Landjäger verhaftet und ihre Kleider und Taschen untersucht. Dies führte zu einer seltenen Ueberraschung, indem sich einer dieser Handwerksburschen als - Frauenzimmer entpuppte. Dieselbe ist die etwa 24 Jahre alte Ehefrau eines Josef Müllers aus Bayern und sitzt nun, fern von diesem, samt ihren beiden Reisegefährten hinter Schloß und Riegel.
- Fräulein Frida Bebel, die Tochter des deutschen Sozialistenführers, hat sich als Hörerin der philosophischen Fakultät der Universität Zürich einschreiben lassen.
- Der Beherrscher des Russenreiches ist der größte Grundbesitzer der Welt. Der Umfang seiner Besitzungen beträgt über 50 Mill. Hektaren, eine Ausdehnung von der Größe Frankreichs.
- In San Remo herrschte am Montag dichtes Schneegestöber und Schneetreiben.
- Ein dieser Tage in Montreal verstorbener Fabrikant, Namens Chaubeloup, hinterließ sein ganzes Vermögen im Betrage von 25 Millionen seinen Arbeitern und Beamten.
- In Siracuse (Sizilien) wurden durch Erdabstürze 7 Häuser verschüttet. Es gab viele Todte.


Bäuerin und Gräfin
Roman von Theodor Mügge.
                                                    Fortsetzung.                                                    (Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1890 Nr. 20 Seite 6]

Bäuerin und Gräfin
Roman von Theodor Mügge.
[Fortsetzung.]


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD