No. 3
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. Januar
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 3 Seite 1]

Kaiserin Augusta, die treue Lebensgefährtin Kaiser Wilhelms I., die Großmutter des regierenden deutschen Kaisers, ist am 7. Januar, Nachmittags 4 1/2 Uhr zu Berlin gestorben. Sie hat den Ge mahl nicht volle zwei Jahre überlebt, in stiller Zurückgezogenheit die schweren Verluste, welche sie während der letzten zwei Jahre erlitten, beklagend, nur mit den Werken der Wohlthätigkeit beschäftigt, denen sie seit Jahren ihre Thätigkeit gewidmet hat. Sie starb an den Folgen der Influenza; nachdem sie diese Krankheit glücklich überstanden hatte, trat ein Rückfall ein, eine Entzündung der Athmungsorgane, dem ihre Kräfte nicht ausreichten. Sie war die Tochter des Großherzogs Carl Friedrich von Sachsen und wurde geboren am 30. Sept. 1811, hat mithin ein Alter von fast 79 Jahren erreicht. Mit 18 Jahren am 11. Juni 1829 wurde sie vermählt mit dem Prinzen Wilhelm von Preußen, dem späteren ersten deutschen Kaiser. Die Beisetzung der Kaiserin Augusta wird am Sonnabend Vormittag 11 Uhr im Mausoleum zu Charlottenburg stattfinden. In Preußen ist eine Hoftrauer für 3 Monate und eine Landestrauer für 6 Wochen angeordnet.
Ueber die politische Lage sollte der Kaiser, wie einstimmig in den Berliner Blättern betont worden war, beim Neujahrsempfang keinerlei Aeußerung gethan haben. Jetzt aber wird verschiedenen großen Provinzialblättern aus Berlin geschrieben, daß der Kaiser bei der Entgegennahme der Neujahrsglückwünsche seiner Minister, Generale und hohen Würdenträger wiederholt Gelegenheit genommen habe, darauf hinzuweisen, daß der politische Himmel "zwar noch immer nicht ganz wolkenlos" sei, daß er, der Kaiser, "aber zuversichtlich hoffe, es werde den unablässigen Bemühungen der verbündeten deutschen Regierungen und der befreundeten europäischen Mächte gelingen, auch in dem neubegonnenen Jahr den Frieden zu erhalten". In ähnlichem Sinn scheint sich ebenfalls beim Neujahrsempfang König Humbert von Italien einer Deputation von Abgeordneten gegenüber ausgesprochen zu haben. "Es war eine Zeit", so soll der König gesagt haben, "in der ich nicht gewagt hätte, auch nur für vierzehn Tage für den Frieden einzustehen; jetzt aber sind wir ruhiger, da die Wiederannäherung zwischen Deutschland und Rußland die Aufrechterhaltung des Friedens unterstützt."
Nach Angabe eines Fachblattes soll in maßgebenden Berliner Kreisen die Absicht gefaßt sein, im Jahre 1897 zur Feier des 100jähr. Geburtstags Kaiser Wilhelm I. in Berlin eine Welt=Ausstellung zu veranstalten. Soweit es sich um eine würdige Feier des erwähnten Jubiläums handelt, wird der Gedanke jedenfalls viel Anklang finden. Eine andere Frage ist die volkswirthschaftliche Zwecksmäßigkeit des fraglichen Unternehmens.
- Am Mittwoch nahm der deutsche Reichstag seine Arbeiten wieder auf. In zwei Wochen hofft man den Etat zu beenden und in weiteren zwei Wochen die übrigen Vorlagen mit Einschluß des Sozialistengesetzes. Zum Beginn des Februar wird also dann der Abschluß der Arbeiten zu erwarten sein. Die am 15. Januar beginnenden Session des preußischen Landtages soll womöglich bis Ostern beendet werden.
In Berlin will man von einer Herrfurth=Krisis wissen. Einzelne Blätter behaupten, der Minister des Innern sei über das Sozialistengesetz anderer Meinung als Fürst Bismarck und habe in Folge dessen um seine Entlassung gebeten.
In hochamtlicher Form wendet sich die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" gegen sogenannte Preiskartelle und gegen eines, das die Landwirthschaft schädigt, insbesondere. Sie schreibt: "Aus landwirthschaftlichen Kreisen erheben sich laute Klagen über die Preissteigerung der Thomasschlacke. Eine Vereinigung von Fabrikanten hat sich durch längere Abschlüsse in den fast ausschließlichen Besitz des Rohmaterials gesetzt und beutet dieses Verhältniß zum Schaden der Landwirthschaft rücksichtslos aus. Um die fast aufs Doppelte gesteigerten Preise für das Inland zu halten sind bedeutende Quantitäten in das Ausland verschleudert worden. Die Frage ist nicht abzuweisen, wie nach der Lage der Gesetzgebung einem solchen Vorgehen wirksam entgegengetreten werden kann ; denn wenn auch solchen Verabredungen formell nichts entgegensteht und man sie innerhalb gewisser Grenzen materiell als vollberechtigt anerkennen muß, so überschreiten sie doch in dem vorliegenden Fall alles Maß, schädigen die Landeskultur und damit die gemeinschaftliche Interessen der Nation.
Wie die Politische Corr. zu melden weiß, sieht man in der russischen Kaiserfamilie einem freudigen Familienereigniß entgegen. Demselben Blatte zufolge hat die Waffenfabrik in Listrozezk kürzlich eine bedeutende Gewehrbestellung erhalten. Eine Anzahl von Geschützen für die Marine=Artillerie wird demnächst in der Stahlgießerei von Obuchow hergestellt, außerdem werden kleinere Kanonen in den Werkstätten des Petersburger Arsenals angefertigt.
Der Zar von Rußland hat die umfangreichen Wittgensteinschen Güter von der Fürstin Hohenlohe, der Erbin des Fürsten Wittgenstein erworben. Der Preis beträgt 11 Mill. Rubel. Die Güter sind indessen stark belastet.
Es verlautet, die russische Regierung beabsichtige, den Postanweisungsverkehr mit dem Ausland einzuführen. Hierzu würde die Valuta=Differenz stets 3 Monate im Voraus festzusetzen sein.
Die kgl. Geographische Gesellschaft in London wird Stanley zu Ehren, wenn er nach London kommt, eine öffentliche Versammlung in der Albert=Halle veranstalten, bei welcher Gelegenheit Stanley und Emin Pascha die goldene Denkmünze der Gesellschaft überreicht werden wird. Eine 100 Fuß breite und 80 Fuß hohe Landkarte wird die Reise der kühnen Forscher erläutern.
- Nach Berichten aus Rio Janeiro beträgt das Privatvermögen Dom Pedros kaum 75 000 Franken. Marschall Fonseca ordnete ein großes Volksfest zur Feier der Revolution an.


- Schönberg. Die Rieps=Cronscamper Genossenschaftsmeierei zahlte ihren Interessenten pro

[ => Original lesen: 1890 Nr. 3 Seite 2]

Monat December nach Abzug aller Unkosten und nach Rückgabe der Mager= und Buttermilch pr. Liter 8 1/10 Pfg.
- Schönberg. Dem bisherigen Hülfslehrer Vollmann zu Pragsdorf im Herzogthum Strelitz ist vom Großherzoglichen Consistorio von Neujahr d. Js. ab die Hülfslehrerstelle zu Schlagsdorf übertragen worden. Der Seminarhospitant Kahl, welcher sie aushülfsweise von Johannis v. Js. bis jetzt verwaltete, ist wieder ins Seminar zurückberufen worden.
- Schönberg. Im verflossenen Jahr wurden in der Parochie Schlagsdorf geboren 54 Kinder (30 männl., 24 weibl.), davon 7 uneheliche und ein Zwillingspaar. Getauft davon sind 29 Knaben und Mädchen, 5 Kinder sind noch nicht getauft. Confirmirt sind 27 Knaben und 15 Mädchen, also 42 im Ganzen. Getraut wurden 24 Paare. Communicirt haben 1144 Personen (558 weibl. und 586 männl.) Gestorben sind 39 Personen (17 männl., 22 weibl.) im ersten Lebensjahre 5 Kinder, vom 1.-10. Lebensjahre 3, vom 10.- 20. 2, vom 20.-30. 1, vom 30.-40. 3, vom 40.-60. 6, vom 60-70. 12 vom 70.-80. 4, vom 80.-90 2.
Gleich nach der Geburt 1 vom Zwillingspaar.
- Der Studiosus der Jurisprudenz v. Engel, Sohn des Landraths von Engel auf Breesen bei Neubrandenburg, hatte am 3. Januar auf der Jagd das Unglück, von einer aufgesetzten Kugel so stark verwundet zu werden, daß, ehe ärztliche Hülfe beschafft werden konnte, der Tod eintrat. Das schwere Geschick der Familie findet allgemeine Theilnahme.
- Der Kaiser hat den jungen Damen in Metz, welche ihm und der Kaiserin bei dem vorjährigen Einzuge in die alte Moselfestung Blumenspenden überreicht haben, Brochen mit der Chiffre beider Majestäten in Diamanten mit eingraviertem Ort und Datum verliehen. Diese Geschenke sind den beiden Damen durch den Bürgermeister von Metz in diesen Tagen überreicht worden.
- Die Nachricht über die neue Hoftracht bedarf, wie von unterrichteter Seite mitgetheilt wird, insofern einer Berichtigung, als das Erscheinen in Kniehosen, Seidenstrümpfen und Schnallenschuhen bei Hoffestlichkeiten nicht allgemein angeordnet, sondern nur freigestellt worden ist.
- Als Termin für die Reichstagswahlen soll der 6. März in Aussicht genommen sein.
- Für Erbauung von Dampf=Straßenbahnen ist jetzt in Berlin die Genehmigung an zwei Gesellschaften für die Strecken Nollendorfplatz=Magdeburger Platz und Zwölf Apostelkirche=Potsdamer Brücke versuchsweise ertheilt worden.
- Der ständige Ausschuß des deutschen Juristentages ist über die Frage, ob im Jahre 1890 ein Juristentag einzuberufen sei, noch nicht schlüssig geworden. Fest steht dagegen, wie der "Post" versichert wird, daß im Jahre 1890 Gutachten über die dem nächsten Juristentag vorzulegenden Fragen eingeholt und veröffentlicht werden sollen. Der größere Theil dieser Fragen beschäftigt sich wieder mit dem Entwurf des Gesetzbuches, u. a. mit dem Hypothekenrecht und dem ehelichen Güterrecht, ferner mit den Mißbräuchen der Abzahlungsgeschäfte, mit der Strafbarkeit der Trunksucht, der Zulässigkeit bedingter Verurtheilungen, der Erweiterung oder Beschränkung der absoluten Handelsgeschäfte und der rechtlichen Stellung der Minderkaufleute. Wahrscheinlich werden auch Fragen aus dem Kolonialrecht den Juristentag beschäftigen.
- In der Pulsometerfabrik von C. Eichler in Fürstenwalde zersprang vor einigen Tagen ein etwa 30 Centner schwerer Schleifstein. Eins der großen Sprengstücke traf den vor dem Stein stehenden Schleifergesellen Steller so unglücklich, daß ihm die Arme und die Beine zweimal gebrochen und der Schädel eingedrückt wurde und der Verunglückte auf dem Wege nach dem Krankenhause seinen Geist aushauchte. Ein 7 Centner schweres Stück flog bis auf das Dach des Fabrikgebäudes.
- Ein Referendar in Frankfurt a. M. im Alter von 28 Jahren ist an den folgen der Influenza gestorben. Er wurde das Opfer seiner Unvorsichtigkeit, denn obwohl er die Influenza sehr stark hatte, ließ er sich nicht abhalten, auf das Eis zu gehen, sowie an einem Ball theilzunehmen. In Folge dessen trat Lungenentzündung ein, die binnen wenigen Tagen den Tod des Bedauernswerthen herbeiführte.
- Ein Raubmord wurde an der sehr bemittelten verwittweten Rentiere Rothe in Haynau, Reg.=Bez. Liegnitz, verübt. Man fand die Frau, welche am Kopfe 14 Wunden hatte, schon 2 Stunden nach der Blutthat auf. Alle Behälter in ihrer Wohnung waren erbrochen und beraubt. Die von dem Raubmörder gemachte Beute muß eine ganz beträchtliche gewesen sein. 11 500 Mk. werden noch in einem etwas versteckten Fach des Schreibtisches vorgefunden. In Folge sorgsamer Pflege hat sich jedoch der Zustand der überfallenen Frau über Erwarten gebessert, daß sie den Namen der Mörderin anzugeben vermochte. Diese ist eine Verwandte der Frau Rothe, die Frau des Gerichtsdieners Kn. aus Liegnitz, geb. Kl. aus Bunzlau, welche wiederholt bei Frau R. gewesen und welcher dadurch Verhältnisse und Lebensgewohnheiten der Beraubten genau bekannt geworden sind.
- Auf den Zechen des Oberbergamtsbezirks Dortmund wurde durch das epidemische Auftreten der Influenza unter den Bergleuten seit mehreren Tagen die Kohlenförderung stark beeinträchtigt. Wie die "Rhein=Westf. Ztg." erfährt, sind die meisten Belegschaften durch Massenerkrankung an der Grippe augenblicklich decimirt.
- Die für den 1. Januar angekündigte Erhöhung der Kohlenpreise ist auf allen oberschlesischen Gruben eingetreten. Die Erhöhung beträgt 2 bis 5 Pf. für den Center, doch eine noch größere Preissteigerung trifft die kleinen Sorten: Nuß II, Erbs= und Kleinkohlen, also diejenigen Kohlen, welche vorzugsweise in der Hauswirthschaft verbraucht werden. Die schlesischen Kohlenhändler haben dementsprechend ebenfalls ihre Preise erhöht und zwar bezeichneterweise noch früher als die Gruben. Diese Händler gehören fast samt und sonders einem "Ring" an, dem das Publikum auf Gnade und Ungnade übergeben ist.
- In Solingen starb Franz Otto Sturm, der bekannte Musiker und Liedercomponist.
In Hainichen in Sachsen waren am Neujahrstage sämmtliche Briefträger durch die Influenza zum Niederlegen ihres Dienstes gezwungen und das Austragen der Postsachen wurde nur dadurch möglich, daß die Stadtbehörde die Schutzleute zur Verfügung stellte.
- Ist Emin Pascha ursprünglich Christ gewesen? Der Streit, ob unser berühmter Landsmann Christ oder Jude gewesen, wird jetzt durch zwei Publikationen des Stadtpfarramtes in Neiße endgiltig entschieden. Darnach ist Emin Pascha am 28. März 1840 als Sohn des Kaufmannes Louis Schnitzer geboren und am 7. April evangelisch getauft worden. Er erhielt die Namen Eduard Karl Oskar Theoder. Am 1. April 1855 ist der junge Schnitzer in der evangelischen Kirche zu Neiße konfirmiert worden.
- In letzter Zeit kamen in der Nordsee mehrfach Haifische von beträchtlicher Größe vor.
- Die Sterblichkeit in Folge der Influenza ist in Paris noch immer sehr erheblich. Am Sonntag fanden beispielsweise 440 Begräbnisse statt; der Durchschnitt in gewöhnlichen Zeiten beträgt etwa 150.


Ball=Seidenstoffe v. 95 Pfg. bis 14.80 p. Met. - glatt, gestreift u. gemustert versendet roben= und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg sub Nr. 46 belegene Büdnerstelle c. p. des Kiepenmachers Matthias Heinrich Ludwig Retelsdorf daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 22. Februar 1890,
Vormittags 10 Uhr,

[ => Original lesen: 1890 Nr. 3 Seite 3]

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 7. December 1889.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    A. Dufft.


Bekanntmachung.

Diejenigen Herren Delegirten, Ausschußmitglieder, Schiedsgerichtsbeisitzer und Inhaber genossenschaftlicher Ehrenämter, welche noch Ersatz von baaren Auslagen, Reisekosten und Tagegeldern zu beanspruchen haben, ebenso diejenigen Behörden, Krankenhausverwaltungen, Aerzte und Gewerbtreibenden, welche noch Forderungen aus dem Jahre 1889 an die Genossenschaft haben,

werden hierdurch ersucht, ihre Ansprüche unter Einreichung einer Liquidation, beziehungsweise Rechnung bis spätestens zum 15. Januar 1890 bei dem unterzeichneten Vorstande geltend zu machen.

Neubrandenburg, den 21. December 1889.                          
Der Vorstand
der Mecklenburg=Strelitzischen Landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft.
C. Graf von Bernstorff.


Holz=Auction Nr. 14.

Am Mittwoch, den 15. Januar, Morgens 9 Uhr, sollen in Stadt Lübeck hieselbst nachstehende Holzsortimente aus dem Rupensdorfer Holze meistbietend verkauft werden.

300 Rmet. buchen Kluft und Knüppel,
  40 Fuder buchen Pollholz,
    2 Fuder ellern Wadelholz I. Cl.,
  20 Stück fichten Stangen I. Cl.
Das Holz steht bei der Dachskuhle und nach Sprenshörn zu und ist numerirt von Nr. 163 bis 350.
Schönberg, den 8. Januar 1890.

Der Oberförster.              
C. Hottelet.                


Holz=Auction Nr. 15.

Am Donnerstag, den 16. Januar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirt Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

a. Aus den Leschower Tannen.

  40 Stück tannen Kiepenhölzer,
290 Rmet. tannen Kluft und Knüppel.

b. Aus den Herrenburger Tannen.

  16 Rmet. tannen Knüppelholz.

c. Aus den Wahrsower Tannen.

  22 Rmet. tannen Knüppelholz.
Schönberg, den 8. Januar 1890.

Der Oberförster.              
C. Hottelet.                


Holz=Auction.

Am Montag, den 13. Januar, Morgens 10 Uhr sollen im Selmsdorfer=Kirchenholze an Ort und Stelle meistbietend bei freier Concurrenz nachstehende Holzsortimente verkauft werden:

13 Stück Eichen=Langhölzer = 6,99 Festmet.
  4 Raummeter eichen Knüppel
  6 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.
  2 Fuder eichen Pollholz
34 Raummeter buchen Knüppel
18 Fuder buchen Pollholz
  6 Fuder Ellern=Wadelholz
  1 Fuder Abraumbusch (melirt)
Hohemeile den 2. Januar 1890.

                                                    Der Förster
                                                    W. Polle.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Am Sonnabend, den 11. Januar cr., Vormittags 10 Uhr, sollen im hies. Pfandlocal

1, eine Partie Cichorien und
2, 75/10 Kisten mit Cigarren
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Möbelversicherungs=Verein
im Fürstenthum Ratzeburg.

Die Mitglieder werden aufgefordert, den einfachen Beitrag laut § 26 der Statuten (für 100 M. I. Cl. = 10 Pfennig (Mecklenburg)., II. Cl. = 13 Pfennig (Mecklenburg)., III. Cl. = 15 Pfennig (Mecklenburg).) bis zum 10. Januar 1890 an die Kreisvorsteher zu entrichten.
Schlag=Resdorf, den 27. December 1889.

                                                    Der Vorstand.


Königl. Preuß. Lotterie.
Zur Haupt= und Schlußziehung

vom 14. Jan. bis 1. Febr. 1890 incl. Hauptgewinne: M. 600,000, 2 zu 300,000, 2 zu 150,000, 2 zu 100,000, 2 zu 75,000, 2 zu 50,000 etc. etc. zus. über 22 Millionen Mark, empfehle ich Antheile von in meinem Besitz befindlichen Original=Loosen: 1/4 M. 55, 1/8 M. 27,50, 1/16 M. 14, 1/32 M. 7,50, 1/64 M. 4. (Amtl. Liste 40 Pf.)

Rob. Th. Schröder, Stettin,
Bankgeschäft, errichtet 1870.


Verkehrs=Schule
bereitet sicher zu Postgehilfen und Bahnaspiranten vor. Prospekte gratis.
Dir. Schulze, Kellinghusen i/Holst.


Wen es angeht.

Jeder Hausfrau wird als bester Kaffee=Zusatz der Anker=Cichorien von Dommerich & Co. in Magdeburg=Buckau empfohlen. Schon eine kleine Zugabe genügt, um den Kaffee wohlschmeckender und weicher zu machen. Jeder andere Zusatz unter dem Namen "Kaffee" führt mit Unrecht diese Benennung. Wer Werth auf reine Waare legt unter richtiger Benennung, verbrauche ausschließlich Anker=Cichorien. Anker=Cichorien ist in Packeten oder Büchsen zu kaufen bei fast allen besseren Waarenhandlungen.


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William Lübeck in Altona
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Habe noch einige Kabel Gartenland in der Marienstraße und eine Wiese im Galgenmoor billig zu vermiethen.

                                                    Heinrich Freitag,
                                                    Bäckermeister.


Es sind in der hiesigen Pförtnerei wieder

Strohdecken

zum Preise von 30 Pfg. vorräthig.
Schönberg, den 29. December 1889.

Großherzogliches Amtsgericht.


Gesucht zum 1. Februar ein                          
tüchtiges Hausmädchen.
Näheres "Hotel de Russie" Travemünde.



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[ => Original lesen: 1890 Nr. 3 Seite 4]
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A. Lehnigk
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Ausführliche Kataloge gratis und franco.
General-Vertreter f. Mecklenburg:        Herr Joh. Witt,
Schwerin.


Gr. Siemzer Schweinegilde
Der diesjährige                                                    
Vereinsball

findet am Sonntag, den 12. Januar im Kösterschen Saale statt.

Anfang 7 Uhr.
Nichtmitgliedern ist der Zutritt nicht gestattet.
                                                    Der Vorstand.


Concert
am Mittwoch, den 15. Januar. Ausgeführt von der Albrecht'schen Bergcapelle aus Böhmen.
Nach dem Concert Ball
Hierzu laden ergebenst ein                                                    
W. Creutzfeldt.                                                    Josef Albrecht.
      Carlow.                                                          Bergcapelle.


Fahnen u. Banner für Vereine u. Innungen jeder Art, gestickt u. gemalt in anerkannt vorzüglicher Ausführung, Schärpen, Vereinsabzeichen, Schleifen etc.
Fahnen u. Flaggen aus Ia Marine=Schiffs=Inschriften, Flaggentuch, Wappenschilder, Inschriften, Transparente etc.

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Preis-Verzeichnisse u. Skizzen kostenfrei.


Am Freitag, den 10. Januar d. J. steht ein Transport

Dänischer Pferde

beim Gastwirth J. Boye zum Verkauf.

                                                    Luckman u. Dankert.


Lohnender Nebenverdienst

Damen oder Herren, welche gewillt sind den Verkauf von Kleiderstoffen von einer alten renommirten Firma nach Proben gegen hohe Provision und 3monatliche Abrechnung zu übernehmen, wollen gefl. ihre Adressen nebst Referenzen unter Ho. 150 b an Haasenstein & Vogler A.-G. Hamburg einreichen.


Zu vermiethen.
zu Ostern oder früher habe ich noch eine
Parterre-Wohnung, außerdem noch mehrere Stück Acker nebst Wiesen (gutes Kuhfutter) nahe der Stadt zu verpachten.
Ich wohne jetzt in meinem Hause Sabowerstr. 27.
                                                    Johanna Creutzfeldt.


Gesucht werden noch zum bevorstehenden Antoni-Termin in hiesige Landstellen und städtische Grundstücke folgende Posten Geld:
ein Posten von 4500 M., zwei Posten von 2400 M., ein Posten von 1800 M., sowie verschiedene kleine Posten zu sicherer Hypothek und 4 % Zinsen.

Näheres durch                                                    
J. P. Maass, Schönberg, Marienstraße 46.


Zu Antoni d. Js. sind noch mehrere größere Kapitalpöste gegen sichere Hypotheken abzugeben. Näheres zu erfragen in der Expedition d. Bl.


Einen Transport schöner, großer                          
Ferkel
hat zu verkaufen                                                    C. Buchholz.


Es hat dem allmächtigen Gott gefallen, heute Morgen 7 Uhr nach kurzer Krankheit meine innigst geliebte Mutter, die Schullehrer=Wittwe Anna Maria Ollrogge geb. Oldörp in ihrem 73. Lebensjahre zu sich zu nehmen. Tiefbetrauert von ihrer einzigen Tochter, welche um stille Theilnahme bittet.
Retelsdorf, den 8. Januar 1890.

                                                    Maria Ollrogge.

Die Beerdigung findet am Dienstag, den 14. d. M. vom Böckmann'schen Gasthause aus statt.


Teilnehmenden die Trauernachricht: Gestern Abend 6 Uhr entschlief sanft nach nur kurzer Krankheit meine liebe Frau und unsere liebe Mutter und Schwiegermutter Margarethe geb. Möller.
Schönberg, den 9. Januar 1890.

Sattlermeister Bohnhoff.
Marie Sievers geb. Bohnhoff.
C. Sievers.

Die Beerdigung findet, am Sonntag, Nachmittags 3 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten. Sonntag, den 12. Januar.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr:) Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Langbein.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und ein Illustrirtes Beiblatt Nr. 2.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 3 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 3 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. Januar 1890.


- Einer neuesten Meldung aus München zufolge ist das Befinden des an der Influenza erkrankten Reichsraths v. Dollinger sehr schlecht, so daß man ernstlich für sein Leben fürchtet.
- Ein schändliches Verbrechen wurde in der Gegend von Bayreuth verübt. Zwei junge Burschen, welche einem dritten auf der Landstraße aufpaßten, warfen denselben zu Boden und traten, mit den Füßen auf dem Leib des Unglücklichen herumstampfend, ihr Opfer zu Tode.
- In Florenz ist das Theater "Humbert" niedergebrannt und sind dadurch 600 Personen brodlos geworden. Verletzt wurde Niemand. Die Ursache des Brandes liegt in der fehlerhaften Heizanlage.
- Durch einen Orkan wurden am 1. Januar von einem Eisenbahnzug auf der Strecke Corleone=Palermo in Italien 5 Wagen losgerissen und von einer Brücke herabgeschleudert. Es wurden zum Glück nur zwei Personen verwundet, obwohl die Wagen gänzlich zertrümmert wurden.
- In Mailand sind 40 000 Influenza=Fälle constatirt. Auch in Genua breitet sich die Epidemie so rapid aus, daß die Theater geschlossen werden mußten.
- In St. Louis fiel während eines Regensturmes am Donnerstag ein elektrischer Draht auf die Straße hinab. Wenige Minuten nachher passierte ein Ehepaar in Begleitung eines Hundes die Stelle. Der Hund berührte den Draht und wurde auf der Stelle getödtet. Die Frau, die nachdem Hunde sah, trat auf den Draht und stürzte bewußtlos zu Boden. Ihr Gatte, der ihr zu Hülfe sprang, erlitt ebenfalls einen heftigen Stoß, aber verlor nicht die Besinnung. Die Frau wurde von einem herbeigerufenen Arzte ins Leben zurückgerufen. Mehrere andere Personen wurden durch zufällige Berührung mit dem Drahte ernstlich verletzt.
- Die Königin von Belgien ist durch den Brand ihres Lieblingsschlosses Laeken auf das Tiefste erschüttert worden, so daß sie erkrankte und das Zimmer hüten muß. Mit der Wiederaufführung des abgebrannten Schlosses ist bereits begonnen. Die belgische Königsfamilie hat einstweilen in einem erhalten gebliebenen Nebengebäude Wohnung genommen. Den Leichnam der umgekommenen Erzieherin, Fräulein Drancourt, fand man im Brandschutt. Die königliche Familie wohnte den Leichenfeierlichkeiten für die verbrannte Erzieherin bei.
- Die Perlenfischerei in Ceylon hat eine höchst erfolgreiche Saison hinter sich. Im Verlauf von 22 Tagen wurden von 55 Tauchern 11 000 000 Austern an die Oberfläche gebracht. Das ganze Erträgniß der diesjährigen Fischerei wurde zu 24 Schillinge für je 1000 Muscheln verkauft. Die Regierung erhielt als ihren Antheil Lst. 20 000 (400 000 Mk.) und die Taucher verdienten Lst. 6400.
- Im Pester Landgefängniß kam es zu einer Meuterei der Sträflinge, die mit den Wächtern handgemein wurden. Einem der Arrestanten wurde der Schädel gespalten, worauf die übrigen zurückwichen. Dieser Moment wurde zur Absperrung der Angreifer benutzt, worauf man die Uebelthäter überwältigen konnte.
- Die Influenza greift in den Vereinigten Staaten um sich. Besonders zahlreiche Erkrankungen sind in den Schulen vorgekommen und neuerdings werden mehrere Todesfälle gemeldet. Die Krankheit grasirt auch in Mexiko und Canada; hauptsächlich Quebeck und Montreal werden von der Krankheit heimgesucht, doch ist dieselbe dort ziemlich gutartig.
- Hufbeschlag aus Papier. Man hat bereits vielfach versucht, den Hufbeschlag der Pferde durch einen elastischen, dem natürlichen Huf besser entsprechenden, aus Kautschuk, Thierhaut oder ähnlichen Stoffen hergestellten Besatz zu ersetzen. Neuerdings wird ein Besatz aus Papier oder Papierstoff hergestellt, der so elastisch ist, daß er die Ausdehnung der Hornkapsel des Pferdehufes beim Auftreten des Pferdes mitzumachen vermag, was das starre Eisen nicht kann. Dabei wird er im Gebrauch nicht brüchig, sondern bleibt zäh und dauerhaft und widersteht insbesondere dem Einfluß des Wassers und selbst der Stallflüssigkeit, in der das Thier oft stehen muß. Die Gehfläche dieses Hufbeschlages wird, was von großer Wichtigkeit ist, beim Gebrauch rauh, während sich die bisherigen Hufbeschläge an der Unterseite glätten. Endlich soll sich der neue Beschlag zum Ankleben an den Pferdehuf eignen, so daß das lästige und oft schädliche Aufnageln vermieden werden kann. Der Hufbeschlag wird aus Papier hergestellt, das durch Tränken mit Oel, Terpentin und dergl. gegen die Feuchtigkeit undurchdringlich gemacht ist, indem dessen dünne Lagen mit einem gleichfalls gegen Nässe unempfindlichen, beim Trocknen nicht spröde werdenden Klebemittel in der gewünschten Stärke zusammengeleimt werden.
- Der Walzer der Zukunft. Ein Mitarbeiter des "Wiener Tageblatts" erzählt: Meister Johann Strauß, der Walzerkönig plant eine Reform des Walzers, der, wie der Maestro betont, insbesondere in den vornehmeren Kreisen gegenüber den sogenannten Gesellschaftstänzen an Beliebtheit Einbuße erlitten hat. Ueber die Neuerung macht Strauß selbst folgende Angaben: Ich habe für den neuen, von mir gedachten Tanz noch keinen Namen, also sagen wir "Menuett=Walzer." Derselbe, durchweg im Dreivierteltakt gehalten, soll aus drei Sätzen bestehen, welche alle andantino gracioso beginnen. Sanft gleiten die heiter gefärbten Tanzrhythmen dahin; im Stil des Menuetts oder der Polonaise promeniren die Paare mehr als daß sie tanzen, und erst nach und nach wird der Rhythmus lebhafter bis er im richtigen, kräftigem Walzertempo dahinbraust. Die zweite Nummer des Walzers beginnt neuerdings mit der graziösen Menuettweise, um dann in das lebhaftere Tempo hineinzugerathen. So besteht jede einzelne Nummer wie der ungarische Czardas, aus je einem langsamen, promenadeartigen und einem schnellen, tanzkräftigen Satz. So können selbst diejenigen, welche mit Vorliebe Konversationstänze pflegen, auch den Walzer in ihrer Weise tanzen. Man wird seine Dame für den ersten, promenadenartigen Theil des Walzers engagieren, und wenn man nicht weiter mitthun will oder kann, die Dame demjenigen überlassen, der noch Tänzer ist und an dem Tanz als solchem Vergnügen findet. Aber auch den Damen wird naturgemäß das Recht eingeräumt werden müssen, sich für die eine oder die andere Hälfte des Tanzes zu ergeben, für Menuett oder Walzer. Der Meister wird sich mit einem der ersten Wiener Tanzkünstler in Verbindung setzen, der die Mission haben wird, den choreographischen Theil des neuen Walzers abzuarbeiten. Der Komponist beabsichtigt, zugleich mit zwei Walzerkompositionen dieser neuen Art vor die tanzende Welt zu treten. Der neue Menuett=Walzer soll endlich eben von jenen Kreisen, welchen die alte Walzerform nicht mehr voll entspricht, eingeführt und bei einem Wohlthätigkeitsfest von Damen und Herren der hohen Aristokratie in Wien zuerst öffentlich aufgeführt werden.
- Ueber einen Kampf zwischen zwei Gemsböcken berichtet das "St. Gallener Tageblatt", wie folgt: Hundert Meter östlich vom Dörfchen Quintin ist am Wallenstädter See ein Steinbruch. Dort kämpften dieser Tage zwei mächtige Gemsböcke mit einander. Wüthend drangen sie auf einander ein, stießen sich mit den Hörnen und warfen sich gegenseitig in die Höhe. Obgleich von den herbeigeeilten Bewohnern Quintens beobachtet, ließen sie vom Kampf nicht ab, selbst als ein Mann in einem Boot auf dem See hart an ihnen vorbeifahren wollte. Plötzlich springt dasjenige Thier, welches den Kürzeren zu ziehen scheint, in den See und schwimmt trotz eisiger Kälte, trotz Nordwind und Schiffer stracks in die Wellen. Das andere wirft sich ihm nach, kehrt aber wieder um, als es sieht, wie der Schiffer sich dem ersteren, das wacker mit den Wel=

[ => Original lesen: 1890 Nr. 3 Seite 6]

len kämpft, nähert und es an Bord zieht. Mit Aufbietung aller Seiner Kräfte vermag er das Thier mit der einen Hand an den Hörnern zu halten und mit der andern Hand leitet er das Schiffchen ans Ufer, von wo Hilfe kommt, die den stattlichen Bock im Triumph ins Dörfchen führt. Im Nu ist ganz Quinten auf den Beinen und hat den Gebirgsbewohner umringt. Der Gefangene zerrt verzweifelt hin und her, die Augen sind blutunterlaufen, der ganze Körper dampft. Bald ist aber das Schicksal des armen Sünders entschieden: es wird ihm eine Schelle an den Hals geschnallt, glückliche Reise gewünscht und fort läuft er durch die Weinberge der Freiheit entgegen.


Bäuerin und Gräfin
Roman von Theodor Mügge.
                                                    Fortsetzung.                                                    (Nachdruck verboten.)


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