No. 2
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. Januar
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 2 Seite 1]

Die Gratulationscour am Neujahrstag im königlichen Schloß zu Berlin hat sich diesmal mit außergewöhnlichem Glanz vollzogen. Im Weißen Saal war der Kaiserthron errichtet, vor der untersten Stufe desselben hatten die Majestät Aufstellung genommen, zur Rechten des Kaisers die Kaiserin, links hinter dem Kaiser die Prinzessinnen, rechts rückwärts der Kaiserin die Prinzen. An der Schloßfreiheitsseite des Saales war die Schloßgarde=Compagnie in Paradeanzug aufgestellt. Aus der Schloßfreiheit kam der Zug aller hohen, dort zum Gottesdienst versammelt gewesenen Persönlichkeiten, nur Herren. Zuerst erschien der Staatsminister von Boetticher an der Spitze des Bundesraths. Derselbe wurde besonders gnädig vom Kaiser empfangen und durch einen Händedruck beehrt, was nur noch beim Generalfeldmarschall Grafen Moltke geschah, dem auch die Kaiserin die Hand zum Gruße bot. Die Cour dauerte fast dreiviertel Stunden, obgleich sämtliche Herren sich fast auf dem Fuße folgten und das Defiliren sehr schnell vor sich ging. Beim Empfang des diplomatischen Corps, welcher zuvor stattgefunden hatte, fehlten der österreich=ungarische und der russische Botschafter: ersterer ist unpäßlich, letzterer weilt in Cannes. Politische Fragen werden bei diesem Empfang nicht berührt, das Gespräch dreht sich nur um persönliche Dinge, sei es in Bezug auf die Souveräne der Botschafter, sei es in Bezug auf diese selbst. Am Neujahrstag herrschte in der Reichshauptstadt trotz der Influenza in allen Schichten der Bevölkerung eine gehobene Stimmung, die besonders unter den um das Schloß versammelten Menschenmassen lauten Ausdruck fand. Das prächtige, sonnige Wetter, dessen sich auch die Berliner an diesem Tag zu erfreuen hatten, mag nicht das Wenigste dazu beigetragen haben.
An den Reichskanzler Fürsten Bismarck in Friedrichsruh hat S. M. der Kaiser zum Neujahrsfest den nachfolgenden Erlaß gerichtet:
Zum bevorstehenden Jahreswechsel sende ich Ihnen, lieber Fürst, meine herzlichsten und wärmsten Glückwünsche. Von innigen Dankes gegen Gott blicke ich zurück auf das zu Ende gehende Jahr, in welchem es uns beschieden war, nicht nur unserem theueren Vaterland den äußeren Frieden zu erhalten, sondern auch die Bürgschaften für Aufrechterhaltung des Friedens zu verstärken. Mit hoher Befriedigung hat es mich auch erfüllt, daß es unter der vertrauensvollen Mitwirkung der Vertretung des Reiches gelungen ist, das Gesetz über die Alters= und Invaliditätsversicherung zu Stande zu bringen und dadurch einen wesentlichen Schritt auf dem mir besonders am Herzen liegenden Gebiet der Fürsorge für die arbeitende Bevölkerung vorwärts zu thun. Ich weiß sehr wohl, welch' reicher Antheil an diesen Erfolgen Ihrer aufopfernden und schaffensfreudigen Thatkraft gebührt, und bitte Gott, er möge mir in meinem schweren und verantwortungsvollen Herrscherberuf Ihren treuen erprobten Rath noch viele Jahre erhalten.

Berlin, den 30. December 1889.        
Wilhelm I. R.                

Am 18. Januar gedenkt der Kaiser als Souverän und Oberhaupt des hohen Ordens vom Schwarzen Adler im Schloß zu Berlin mit einer Anzahl kapitelfähiger Ritter die feierliche Investitur der neuernannten Ritter abzuhalten. Im Jahr 1889 ist der Schwarze Adlerorden vom Kaiser an 16 Personen verliehen worden.
Durch eine kaiserliche Verordnung, die der "Reichsanzeiger" veröffentlicht, werden die §§ 18 und 140 des Gesetzes, betr. die Invaliditäts= und Altersversicherung, vom 22. Juni 1889, in Kraft gesetzt. Die Verordnung datirt vom 30. Dezember, mit dem 1. Januar treten die beiden Paragraphen in Kraft. § 18 bestimmt über die Bescheinigung von Krankheit und militärischer Dienstleistung zum Zweck der Anrechnung als Beitragszeit. § 140 handelt von der Gebühren= und Stempelfreiheit aller zur Begründung und Abwickelung der Rechtsverhältnisse zwischen den Versicherungsanstalten einerseits und den Arbeitgebern und Versicherern andrerseits erforderlichen schiedsgerichtlichen und außergerichtlichen Verhandlungen und Urkunden. Stempel= und gebührenfrei sind ferner nach § 140 privatschriftliche Vollmachten und amtliche Bescheinigungen von Legitimationen und Nachweisungen.
Der Reichstag wird alsbald nach Wiederaufnahme seiner Sitzungen in der nächsten Woche vor bedeutsamen Entscheidungen und Abstimmungen stehen. Mit dem Marine= und Militäretat, deren zweite Lesung bevorsteht, kommen die wichtigsten Theile des Reichshaushalts zur Verhandlung und es wird nicht an lebhaften Debatten fehlen. Alsdann wird, wie man der "Nationalliberalen Correspondenz" aus Berlin mittheilt, die zweite Berathung des Sozialistengesetzes folgen. Angesichts dieser wichtigen Entscheidung darf man wohl das Vertrauen hegen, daß der Reichstag demnächst besser besucht sein wird als vor Weihnachten, da er andauernd mit Beschlußunfähigkeit zu kämpfen hatte, so daß er ohne Störung seine Arbeiten zu Ende führen können wird.
Einer Mittheilung aus Breslau zufolge ist der dortige General=Superintendent Dr. Erdmann zum Wirkl. Oberconsistorialrath mit dem Rang der Räthe erster Classe ernannt worden. Die "Kreuzzeitung" giebt zu dieser Nachricht folgenden Kommentar über die Rangverhältnisse der höheren evangelischen Geistlichen: Die General=Superintendenten haben ihrer Stellung nach den Rang der Räthe zweiter Klasse.
Hierin bestehen nur zwei Ausnahmen, indem die Gneral=Superintendenten Oberhofprediger Dr. Kögel und Wirkl. Oberconsistorialrath Dr. Brückner im Rang der Räthe erster Klasse stehen. Das Rangverhältniß der evangelischen General=Superintendenten giebt da, wo dieselben mit katholischen Geistlichen amtlich zusammentreffen, oft zu bemerkenswerthen Erscheinungen Veranlassung. So sind der evangelische und der katholische Feldpropst ihrem Amt nach den Räthen zweiter Klasse gleich. Nun ist aber der katholische Feldpropst vom Papst zum Bischof i. p. i. erworden ; Bischöfe stehen aber der Hofrangordnung nach im Rang der Räthe erster Klasse. Würden also beispielsweise beide Feldpröpste zugleich bei Hofe oder zu anderen officiellen Gelegenheiten erscheinen, so würde der katholische Feldpropst dem evangelischen vorangehen, obwohl gegenwärtig der

[ => Original lesen: 1890 Nr. 2 Seite 2]

letztere ein höheres Dienstalter hat. Einen bedeutend höheren Rang als der einfache Bischof hat ein Fürstbischof, wie z. B. derjenige von Breslau. Die Ernennung des General=Superintendenten Dr. Erdmann zum Rath erster Klasse würde ihn also noch lange nicht dem Fürstbischof Dr. Kopp gleichstellen. Die Rangerhöhung würde lediglich das zur Folge haben, daß auch der General=Superintendent eingeladen wird, wenn bei Anwesenheit S. M. des Kaisers dort die Einladungen zu den etwaigen Festlichkeiten sich wie gewöhnlich nur bis auf die Räthe erster Klasse erstrecken. Das ist offenbar schon bei der letzten Anwesenheit des Kaisers in Breslau der Fall gewesen, und so war der General=Superintendent von selbst seinem damaligen Rang nach ausgeschlossen.
Kaiser Wilhelm und König Humbert tauschten Glückwunschtelegramme aus. Auf den Glückwunsch des Reichskanzlers an Crispi antwortete letzterer, er sei glücklich, mit dem Fürsten Bismarck zusammen zu arbeiten zum Wohlergehen beider Länder und zum besten des Friedens, dessen sie bedürfen.
Fürst Carl Auersperg, einer der Führer der Deutschböhmen, ist im Alter von 70 Jahren an den Folgen einer Steinoperation in Prag gestorben.
Ueber das Unwohlsein des Kaisers von Rußland werden die merkwürdigsten Einzelheiten verbreitet, die entschieden mit Vorsicht aufzunehmen sind. Daß auch Gerüchte von einem Attentat auftauchen, versteht sich von selbst. Man erzählt, der Zar sei kurz nach seinem Diner unwohl geworden, die Aerzte hätten einen Vergiftungsversuch constatirt, der Zar habe befohlen, die Erkrankung als Rückfall der Influenza darzustellen. Natürlich munkelt man gleichzeitig von nihilistischen Anschlägen, auch die Deutschen aus den Ostseeprovinzen werden beschuldigt, dem Kaiser Alexander nach dem Leben zu trachten. Weit harmloser als diese echt russischen Schauermärchen klingt eine andere Lesart: Im Schlosse zu Gatschina sei eines Abends die ganze elektrische Beleuchtung erloschen, darüber sei der Zar gewaltig erschrocken, der Schreck sei ihm in die Atmungsorgane gefahren und habe eine Lungenkongestion zur Folge gehabt. Der Leibarzt Petrowski soll, wie bereits gemeldet, am Montag ein Bulletin veröffentlicht haben, wonach der Zar an Blutandrang in die Lungen leide; Gefahr sei aber nicht vorhanden. Am meisten Wahrscheinlichkeit hat aber die Annahme für sich, daß Kaiser Alexander an der Influenza leidet.
Petersburger Depeschen zufolge macht die russische Regierung große Schieneneinkäufe, um die Eisenbahnen in den Westprovinzen mit zweiten Geleisen zu versehen. - Die staatlichen Gewehrfabriken arbeiten Tag und Nacht, um schleunigst Repetiergewehre für die Armee herzustellen.
Der französische Kultusminister hat über weitere 200 Geistliche wegen ihrer Einmischung in die Wahlen Gehaltsentziehung verhängt; die Maßregel wäre unterblieben, wenn die Bischöfe dem Antrag auf Versetzung der betreffenden Pfarrer entsprochen hätten. - Madame de Bonnemain, die oftgenannte Geliebte Boulangers, der noch immer als Einsiedler auf der Insel Jersey haust, hat, wie kürzlich schon gemeldet, eine Erbschaft gemacht. Die Boulangisten, die ob dieser Freudensbotschaft nach so manchen herben Schicksalsschlägen froh aufathmeten, machen jetzt aber bereits wieder lange Gesichter. Denn nicht nur sind die "zehn Millionen" der Freundin des Generals, "der zukünftigen Kaiserin," wie sie sich scherzweise gern nennen ließ, auf "eine" zusammengeschmolzen, sondern sie bekommt das Kapital nicht einmal ausgezahlt. Die vorsorgliche Erbtante, welche nicht umsonst eine Notarsgattin war, hat im Hinblick auf die Verschwendungssucht ihrer Nichte, die in den letzten Jahren ein Vermögen vergeudet hat, ausgedungen, daß das Kapital nicht erhoben werden kann und die Zinsen desselben nicht an andere abgetreten, oder mit Beschlag belegt werden dürfen. So sind alle Luftschlösser der Boulangisten und auch die Hoffnungen jener armen Teufel von entlassenen Beamten, die meinten, nun werde ihnen doch die verheißene Entschädigung zu Theil werden, zu Wasser zerronnen. Noch eine andere Unannehmlichkeit steht, wie man hört, der Herzdame Boulangers bevor. Sie ist von ihrem Gatten gerichtlich geschieden, und dieser wird ihr, namentlich auf Drängen seines Vaters, des bekannten Generals de Bonnemain, der in der Schlacht bei Wörth die nach ihm benannte Kavallerie=Division befehligt hat, verbieten lassen, noch länger seinen Namen zu tragen, mit dem sie sich bisher mißbräuchlich geschmückt hat.
In Spanien ist die lange in Aussicht stehende Ministerkrisis nunmehr thatsächlich eingetreten. Die Minister, welche bei dem Minister des Aeußern, Vega de Armijo zusammengetreten waren, haben Sagasta ihre Entlassung, überreicht. Letzterer begab sich darauf sofort zur Königin=Regentin. Es heißt, der Abgang erfolgte, um Sagasta die Neubildung des Kabinetts zu erleichtern.


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Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Ziethen sub Nr. 15 belegene Büdnerstelle c. p. des Schuhmachers Heinrich Saalfeld daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 22. März 1890,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 28. December 1889.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Herrnburg sub Nr. 18 a belegene Büdnereihälfte des Johannes Mette wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.

Schönberg, den 31. December 1889.                          
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Der unterm 16. August 1889 gegen den Sattler Friedrich Gabriel aus Posen wegen Verbrechens gegen § 176,3 St.=G.=B. erlassene Steckbrief ist erledigt.
Neustrelitz, den 3. Januar 1890.

Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.


Bekanntmachung.

Diejenigen Herren Delegirten, Ausschußmitglieder, Schiedsgerichtsbeisitzer und Inhaber genossenschaftlicher Ehrenämter, welche noch Ersatz von baaren Auslagen, Reisekosten und Tagegeldern zu beanspruchen haben, ebenso diejenigen Behörden, Krankenhausverwaltungen, Aerzte und Gewerbtreibenden, welche noch Forderungen aus dem Jahre 1889 an die Genossenschaft haben,

werden hierdurch ersucht, ihre Ansprüche unter Einreichung einer Liquidation, beziehungsweise Rechnung bis spätestens zum 15. Januar 1890 bei dem unterzeichneten Vorstande geltend zu machen.

Neubrandenburg, den 21. December 1889.                          
Der Vorstand
der Mecklenburg=Strelitzischen Landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft.
C. Graf von Bernstorff.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 2 Seite 3]

Bekanntmachung.

Diejenigen Genossenschafts=Mitglieder, welche während des Jahres 1889 versicherte Betriebsbeamte beschäftigt, der Aufforderung des Vorstandes vom 9. November cr. zur Einreichung der Nachweisungen, betreffend Einkommen dieser Betriebsbeamten, noch nicht genügt haben, werden ersucht, die Nachweisungen nunmehr schleunigst an die zuständigen Herren Vertrauensmänner einzusenden.
Gegen die säumigen Betriebsunternehmen würde eventuell auf Grund § 124 des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 mit Strafen vorgegangen werden müssen.

Neubrandenburg, den 20. December 1889,
Der Vorstand
der Mecklenburgisch=Strelitzischen Landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft.
C. Graf von Bernstorff.


Holz=Auction Nr. 11.

Am Mittwoch, den 8. Januar, Morgens 10 Uhr, sollen in Stadt Lübeck hieselbst nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

a. Aus den Niendorfer Tannen.

  40 Stück geringe Eichen mit ca. 12 Festmet.

b. Aus dem Rupensdorfer Holze.

  60 Stück eichen Stangen,
    8 Fuder eichen Pollholz Nr. 290 bis 297,
175 Rmet buchen Kluft und Knüppel,
  86 Fuder buchen Durchforstholz u. Pollholz,
  14 Rmet. tannen Knüppel.
Das Holz steht beim Müschenbruch, am Langberg und beim Schwarzen Bruch und ist numerirt von 1 bis 162.
Schönberg, den 2. Januar 1890.

Der Oberförster.              
C. Hottelet.                


Holz=Auction Nr. 12.

Am Donnerstag, den 9. Januar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Wienck zu Sülsdorf nachstehende Holzsortimente aus dem Kleinfelder=Sülsdorfer Zuschlage meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

    110 Stück eichen Enden II. Qualität mit 50,80 Festmeter,
        3 Rmet. eichen Knüppel,
        4 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.,
      21 Fuder eichen Durchforstholz II. Cl. aus dem Schälschlage für Kiepenmacher.
7 1/2 Fuder buchen Pollholz,
        1 buchen Nutzholzblock mit 0,94 Festm.,
    212 Rmet. buchen Kluft I., II. Cl. u. Knüppel,
      34 Fuder buchen Pollholz,
        1 kirschbaum Nutzholzblock,
        3 Rmet. kirschbaum Kluft,
        3 birken Nutzholzblöcke,
        2 Rmet. birken Kluft,
        1 Rmet. birken Knüppel,
        1 Fuder birken Pollholz,
        7 Fuder Hasel=Wadelholz für Kiepenmacher,
      23 Fuder ellern Wadelholz I. und II. Cl.
Schönberg, den 2. Januar 1890.

Der Oberförster.              
C. Hottelet.                


Holz=Auction Nr. 13.

Am Freitag, den 10. Januar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Krüger Olldörp zu Boitin=Resdorf nachstehende Holzsortimente aus den Resdorfer Söhren meistbietend verkauft werden.

      1 eichen Nutzholzblock = 0,97 Festmeter,
    13 Rmet. eichen Knüppel,
      9 Rmet. buchen Kluft,
    30 Rmet buchen Knüppel,
      9 Fuder buchen Pollholz,
      4 Fuder Hasel=Abräume,
2 1/2 Fuder ellern Wadelholz II. Cl.,
      5 Fuder Heckenholz,
    30 Rmet. kiefern Knüppel.
Schönberg, den 2. Januar 1890.

Der Oberförster.              
C. Hottelet.                


Holz=Auction.

Am Montag, den 13. Januar, Morgens 10 Uhr sollen im Selmsdorfer=Kirchenholze an Ort und Stelle meistbietend bei freier Concurrenz nachstehende Holzsortimente verkauft werden:

13 Stück Eichen=Langhölzer = 6,99 Festmet.
  4 Raummeter eichen Knüppel
  6 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.
  2 Fuder eichen Pollholz
34 Raummeter buchen Knüppel
18 Fuder buchen Pollholz
  6 Fuder Ellern=Wadelholz
  1 Fuder Abraumbusch (melirt)
Hohemeile den 2. Januar 1890.

                                                    Der Förster
                                                    W. Polle.


Holz=Auction
im Vitenser Forste,
Revier: Woitendorfer Holz,

am Freitag, den 10. Januar 1890, unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:

    7 buchen Nutzholz Drümme, stark u. lang,
  32 Rm. buchen Kluft Nutzholz,
100 Rm. buchen Kluftholz I. u. II. Cl.,
100 Rm. buchen Knüppelholz I. Cl.,
100 Rm. buchen Ausschußholz,
  36 Rm. buchen Stangenholz I. Cl.,
540 Rm. buchen Buschholz von Aesten und Zweigen,
  30 Stück fichten Drümme, geringes und starkes Bauholz,
  50 Stück eschen, ahorn und birken Wagendeichseln und Leiterbäume,
100 birken Stangenholz I. Cl.
180 birken Stangenholz II. Cl.,
180 ellern Stangenholz II. Cl.

Versammlung Morgens 10 Uhr beim Holzwärterhause zu Woitendorf.                          
Vitense, den 2. Januar 1890.                          
                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzoglicher Revierförster.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Am Sonnabend, den 11. Januar cr., Vormittags 10 Uhr, sollen im hies. Pfandlocal

1, eine Partie Cichorien und
2, 75/10 Kisten mit Cigarren
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Verkehrs=Schule
bereitet sicher zu Postgehilfen und Bahnaspiranten vor. Prospekte gratis.
Dir. Schulze, Kellinghusen i/Holst.


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Bettfedern-Lager
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                                                    Frau Actuar Breuel.

[ => Original lesen: 1890 Nr. 2 Seite 4]

Bruch=Heilung.
Die Heilanstalt für Bruchleiden hat uns mit unschädlichen Mitteln ohne Berufsstörung von Leisten=, Hodensack= und Wasserhodenbruch durch briefliche Behandlung vollständig geheilt, so daß wir jetzt ohne Bandage arbeiten können. Joh. Breit, Ehrenfeld b. Cöln; P. Gebhard, Schneiderm., Friedersried b. Neukirchen, 54 J.; Jos. Kast, Handlung, Simmerberg b. Lindau; A. Schwarz, Wagenbauer, Langenpfungen b. Rosenheim (für Kind). "Broschüre: "Die Unterleibsbrüche und ihr Heilung gratis. 3000 Bandagen bester Construktion vorräthig; mit einer Mustersammlung ist unser Bandagist in:

Lübeck, "Spethmanns Hotel",
am 17. jeden Monats von 8 Uhr Vorm. bis 12 1/2 Uhr Nach.

zur unentgeltlichen Maßnahme und Besprechung zu treffen. Man adressire: An die Heilanstalt für Bruchleiden in Stuttgart, Alleenstraße 11.


Gr. Siemzer Schweinegilde
Der diesjährige                                                    
Vereinsball

findet am Sonntag, den 12. Januar im Kösterschen Saale statt.

Anfang 7 Uhr.
Nichtmitgliedern ist der Zutritt nicht gestattet.
                                                    Der Vorstand.


Concert
am Mittwoch, den 15. Januar. Ausgeführt von der Albrecht'schen Bergcapelle aus Böhmen.
Nach dem Concert Ball
Hierzu laden ergebenst ein                                                    
W. Creutzfeldt.                                                    Josef Albrecht.
      Carlow.                                                          Bergcapelle.


Gewerbe=Verein.
Außerordentliche Versammlung
am Mittwoch, den 8. d. M., Abends 8 Uhr.
Vortrag des Herrn G. Quade-Schwerin über
"Die Pariser Weltausstellung."
NB. Auch Damen und Nichtmitglieder sind willkommen.                                                    


Möbelversicherungs=Verein
im Fürstenthum Ratzeburg.

Die Mitglieder werden aufgefordert, den einfachen Beitrag laut § 26 der Statuten (für 100 M. I. Cl. = 10 Pfennig (Mecklenburg)., II. Cl. = 13 Pfennig (Mecklenburg)., III. Cl. = 15 Pfennig (Mecklenburg).) bis zum 10. Januar 1890 an die Kreisvorsteher zu entrichten.
Schlag=Resdorf, den 27. December 1889.

                                                    Der Vorstand.


Am Freitag, den 10. Januar d. J. steht ein Transport

Dänischer Pferde

beim Gastwirth J. Boye zum Verkauf.

                                                    Luckman u. Dankert.


Königl. Preuß. Lotterie.
Zur Haupt= und Schlußziehung

vom 14. Jan. bis 1. Febr. 1890 incl. Hauptgewinne: M. 600,000, 2 zu 300,000, 2 zu 150,000, 2 zu 100,000, 2 zu 75,000, 2 zu 50,000 etc. etc. zus. über 22 Millionen Mark, empfehle ich Antheile von in meinem Besitz befindlichen Original=Loosen: 1/4 M. 55, 1/8 M. 27,50, 1/16 M. 14, 1/32 M. 7,50, 1/64 M. 4. (Amtl. Liste 40 Pf.)

Rob. Th. Schröder, Stettin,
Bankgeschäft, errichtet 1870.


Es sind in der hiesigen Pförtnerei wieder

Strohdecken

zum Preise von 30 Pfg. vorräthig.
Schönberg, den 29. December 1889.

Großherzogliches Amtsgericht.


Fahnen u. Banner für Vereine u. Innungen jeder Art, gestickt u. gemalt in anerkannt vorzüglicher Ausführung, Schärpen, Vereinsabzeichen, Schleifen etc.
Fahnen u. Flaggen aus Ia Marine=Schiffs=Inschriften, Flaggentuch, Wappenschilder, Inschriften, Transparente etc.

Fahnen-Manufactur Franz Reincke, Hannover.
Preis-Verzeichnisse u. Skizzen kostenfrei.


Zu Antoni d. Js. suche ich 1700 M. für eine hiesige Hauswirthsstelle.

H. Fölsch. Rechtsanwalt.


Zu Antoni d. Js. sind noch mehrere größere Kapitalpöste gegen sichere Hypotheken abzugeben. Näheres zu erfragen in der Expedition d. Bl.


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                                                    G. Engelhardt, Zeitz.


Allen denen, die meinen lieben Mann, den Schuhmachermeister H. Clasen zu seiner letzten Ruhestätte geleitet und seinen Sarg so reich mit Kränzen schmückten, sage ich hierdurch meinen tiefgefühltesten Dank.

                                                    Marie Clasen,
                                                    geb. Bade.


Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Carlow.

a. Geburten:

Dem Arbeitsmann Peter Wiese zu Carlow 1 S.
Dem Arbeitsmann August Lemcke zu Samkow 1 T.
Dem Arbeitsmann Christian Zeuner zu Neschow 1. T.
Dem Schlachter Heinrich Augustin zu Carlow 1 S.

b. Eheschließungen:

Der Hauswirthssohn Carl Friedrich Wilhelm Dierck zu Samkow mit Maria Catharina Luise Seeler zu Samkow.
Der Wittwer und Tischlermeister Johann Joachim Heinrich Ohde zu Pogez mit Catharina Maria Dorothea Ollmann zu Pogez.

c. Sterbefälle:

Der Knecht Hans Heinrich Beckmann zu Cronscamp 23 J. 8 M.
Wilhelm Friedrich Heinrich Freitag zu Samkow, 2 Mt. alt.
Der Hauswirth=Altentheiler Jochim Heinrich Burmeister zu Pogez, 70 Jahre 14 Tage alt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 2 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 2 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 7. Januar 1890.


Aus Jerusalem berichtet ein kirchliches Blatt, daß beim deutschen Kaiserbesuch in Konstantinopel der Sultan die Genehmigung zum Ausbau der Kirche in Betlehem, die seit einem Jahre schon auf halber Höhe hat stehen bleibe müssen, überreicht hat. Mit dem Weiterbau ist jetzt begonnen.
Major Wißmann hat, wie aus Sansibar gemeldet wird, mit Unterstützung der deutschen Marinetruppen die von dem Araber Bwana Heri herbeigeführten Raubstämme angegriffen und total geschlagen. Die Aufständischen haben zahlreiche Todte verloren, der deutsche Verlust ist nur gering. Das ganze Gebiet wird durch fliegende Kolonnen gründlich vom Feinde gereinigt. Bwana Heri soll gefangen sein.
Ein neuer Brief des Dr. Peters ist am vergangenen Freitag in Nürnberg für seinen daselbst wohnenden Bruder eingetroffen. Derselbe ist am 8. October in Odo Bova Ruva, ungefähr 7 Meilen östlich vom Kenia, geschrieben und scheint zu beweisen, daß die am 18. October in Lamu angelangte erste Nachricht von dem Untergang der Peters'schen Expedition falsch war, da bei der großen Entfernung eine etwa nach den 8. October eingetretene Katastrophe kaum bekannt sein konnte. In dem Brief heißt es:
"Ich hatte hier nach einem anstrengenden Steppenmarsch zunächst einen Freundschaftsvertrag mit dem letzten Gallasultanat am oberen Tana gemacht (dem alten fabelhaften Kokorra.) Leider haben Differenzen zu einem Kampf geführt, der am 6. October in der Nacht stattfand und in welchem der Gallasultan tödtlich verwundet ward. Ich habe mich nunmehr hier zum Herrn des Landes gemacht. Die Gallas sind sämtlich vertrieben, alle Dörfer, die ganze Ernte des Jahres, elf Boote u. s. w. in meinen Besitz übergegangen. Gegen unser Unternehmen thürmen sich immer neue Schwierigkeiten auf. Gestern erfahre ich, daß von Osten die Somalis stromaufwärts kommen, gegen die ich Schanzen aufwerfen lasse. Ich gehe Ende dieser Woche an den Kenia ab, nach Kutui, wo ich für das "Herz" von Mittelafrika die Expedition mit Eseln organisiere. Ich schickte meine Post vorigen Sonnabend vor acht Tagen den Tana hinab. Der Bote kam gestern zurück, weil er auf Somalischwärme gestoßen war. Hoffentlich kommt dieser Brief, der diese Nacht abgeht durch. Vom Kenia kann ich Dir über Mombas, vom Baringosee über Sansibar Nachricht geben. Dann werde ich wohl auf ein halbes Jahr verschellen. Aber ängstigt Euch nicht. Meine Gesundheit ist nach der ersten Schwankung in Engatana ganz vorzüglich. Bleibt dies, so hoffe ich, aller Schwierigkeiten Herr zu bleiben. Morgen um vier Uhr morgens will ich eine Expedition in das Wagallagebiet, fünf Stunden von hier, machen. Ich nehme 40 Mann mit, da es zu Conflikten kommen könnte. Wenn mir dann auch Hunderte gegenüber treten, so ist das nicht gefährlich, da diese nur mit Pfeil und Bogen, wir aber mit Feuerwaffen ausgerüstet sind."


- Schönberg. An Stelle des zum Landreiter der Vogteien Schönberg und Rupensdorf ernannten Districtshusaren Köster ist der Husar Lübcke aus Neustrelitz wieder hierher versetzt worden. - Dem Hülfslehrer Carlau in Carlow ist zu Neujahr die Hülfslehrerstelle in Demern übertragen worden.
- Schönberg. Von dem Donnerstag Abends aus der Richtung Grevesmühlen hier eintreffenden Güterzuge fiel bei der Ueberfahrt über die Rottensdorfer Chaussee der Bremser des letzten Waggons beim Bremsen so unglücklich von seinem Sitze herab, daß er auf dem Steindamme eine erhebliche Kopfwunde und wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung erlitt. Der bei dem Uebergang stationirte Bahnwärter, welcher den Sturz bemerkt hatte, fand den Unglücklichen stark blutend und besinnungslos vor und rief sich einige Personen herbei, mit deren Hülfe er ihn zum Bahnhofe brachte. Von hier wurde er mit dem zu derselben Zeit aus Lübeck eintreffenden Personenzuge nach Grevesmühlen transportirt und in das dortige Krankenhaus verbracht.
- Zu Weihnachten schenkte der Kaiser dem General=Feldmarschall Grafen Moltke eine kostbare und geschmackvolle Schnupftabakdose. Aus Konstantinopel hatte der Kaiser dem Grafen Moltke ein von Jasmund gemaltes Aquarellbild mitgebracht, welches ein dort soeben fertiggestelltes Moltke=Denkmal darstellt. Dieses Denkmal besteht aus einem Obelisken mit dem Medaillon=Porträt des Grafen Moltke.
- Dem Professor von Gneist in Berlin ist der großherrlich türkische Medschidiorden I. Klasse verliehen worden. Prof. von Gneist hatte als Schiedsrichter in der Angelegenheit der türkischen Bahnen mit dem Baron v. Hirsch fungiert.
- In dem Befinden des schwererkrankten Professors Felix Dahn in Breslau ist eine Besserung eingetreten.
- Schon wieder ein überfüllter Beruf. Vor dem Studium der Tierheilkunde warnt die "Allgemeine Deutsche Universitätszeitung". Während sich die Zahl der Studierenden an den Universitäten in den letzten 20 Jahren verdoppelt hatte, hat sich diejenige der Zöglinge der thierärztlichen Bildungsanstalten in demselben Zeitraum vervierfacht. Sie betrug in Deutschland 267 im Jahr 1869, 962 im Jahr 1888. Im abgelaufenen Halbjahr ist die Zahl abermals gestiegen. Sie hat betragen: in Berlin einschließlich der Militär=Roßarzt=Eleven 471, in Hanover über 350, in Dresden 130, in Stuttgart 94 und in Gießen etwa 25, zusammen über 1200 Studierende. Der badische Oberschulrath warnt in einem eigenen Erlaß vor diesem Studium.
- In Guben vergnügte sich ein Einwohner damit mit einem aus dem letzten Kriege stammenden Chassepotgewehr "Griffe zu kloppen", ohne zu ahnen, daß in dem Gewehre noch eine scharfgeladene Patrone stecke. Plötzlich entlud sich das Gewehr, und die Kugel fuhr dem Manne in den Kopf, sodaß das Leben des Verunglückten in höchster Gefahr schwebt.
- Der rechte Flügelmann des sächsischen Leib=Grenadier=Regiments in Dresden, welcher gegenwärtig noch als Rekrut dient, mißt 2 Meter 6 Centimeter. Die Kompagnie hat für den Mann vollständig neue Sachen anschaffen müssen, einen so großen Mann hat man seit langem nicht gehabt.
- Die bayerische Reiterei wird dem Beispiele der norddeutschen folgen und gleich den anderen Waffengattungen die Regimentsnummer auf den Epauletts, Achselstücken und Schulterklappen anbringen.
- Der Münchener Magistrat ordnete nach dem Gutachten der Aerzte wegen der bestehenden Influenza=Gefahr die Schließung aller Volksschulen bis zum 13. Januar an. Hierbei sei bemerkt, daß man darin nicht zu ängstlich sein darf. Wenn die Kinder zu Hause hinter dem Ofen sitzen, bilden sie sich viel eher ein, die Influenza zu haben, als wenn sie zur Schule gehen. Vorkommnisse in Berlin zeigen sehr deutlich, daß frische und kräftige Jungen von der Influenza sehr wenig, Stubenhocker und verzogene Kinder hingegen viel stärker mitgenommen werden.
- Im königlichen Schloß zu Laeken bei Brüssel war am Neujahrstag eine große Feuersbrunst ausgebrochen. Sämtliche Kunstsammlungen sind zerstört, die Gemächer des Königs sind jedoch erhalten. Die Prinzessin Clementine, welche mit ihrer Erzieherin beim Ausbruch des Feuers im Schloß anwesend war, ist nur mit Mühe gerettet worden. Die Erzieherin wird vermißt und man fürchtet, daß dieselbe in den Flammen den Tod gefunden hat.
- Die kritischen Tage des Jahres 1890. Auch für das neu angebrochene Jahr hat der Wetterprophet seine kritischen Bedenken bereits ausgesprochen, und wenn er die kommenden 365 Tage auch im allgemeinen zur "schwächeren Classe" der kritischen

[ => Original lesen: 1890 Nr. 2 Seite 6]

Perioden rechnet, so sind sie doch keineswegs von drohenden Momenten frei. Im Gegentheil! Falbs Kalender weist für das Jahr 1890 nicht weniger als 25 "kritische Tage auf, die sich folgendermaßen vertheilen: Erster Ordnung, also in Gefahr am stärksten und drohendsten, sind der 20. Januar, 19. Februar, 20. März, 31. Juli, 30. August, 28. September und 27. Oktober. Zweiter Ordnung sind 9 Tage, und zwar der 6. März, 5. und 19. April, 4. Mai, 3. Juni, 2. Juli, 13. October, 12. November und 12. December. Dritter Ordnung, d. h. am wenigsten gefährliche treten der 6. Januar, 5. Februar, 18. Mai, 17. Juni, 17. Juli, 15. August, 14. September. 26. November und 16. December auf. Unter den beiden letzten Rubriken sind der 12. December der Tage zweiter Ordnung und der 17. und 26. November derjenigen dritter Ordnung insofern zweifelhaft, als sie auch als Tage höherer Ordnung auftreten können. Im allgemeinen sieht es also wiederum 25 Mal im neuen Jahr stark "windig" für uns aus.


Bäuerin und Gräfin
Roman von Theodor Mügge.
                                                    (Nachdruck verboten.)


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