No. 103
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 31. Dezember
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 103 Seite 1]

        In Gemäßheit des Krankenkassen=Gesetzes vom 15. Juni 1883, sowie des dazu von Großherzoglicher Landvogtei erlassenen Reglements vom 23. März 1888 wird hierdurch in Erinnerung gebracht, daß Arbeitgeber ihre versicherungspflichtigen Arbeitnehmer spätestens am 3. Tage nach dem Beginn der Beschäftigung bei dem Magistrate in Schönberg resp. dem Ortsvorstande desjenigen Ortes, in welchem die Beschäftigung stattfindet anzumelden haben, widrigenfalls sie einer Geldstrafe bis zu 20 M. verfallen.
        Schönberg, den 19. December 1889.

Großherzogl. Mecklb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
U. Frhr. v. Maltzan.

H. Spieckermann.       


Der deutsche Bundesrath wird, wie man in Berliner Blättern liest, in der ersten Woche des Januar seine Arbeiten wieder aufnehmen. Der Gesetzentwurf betr. die gewerblichen Schiedsgerichte wird vor der Hand noch nicht an das Plenum gelangen, da er noch weitere Vorstationen zu durchlaufen hat. Jedenfalls aber wird dieser Entwurf zu den ersten Vorlagen gehören, die an den neuen Reichstag gelangen sollen.
Gerüchtweise heißt es, Portugal und Großbritannien würden den deutschen Kaiser ersuchen, in dem Colonialstreit über das Nyassaland die Schiedsrichterrolle zu übernehmen.
Stanley wird im Beginn nächste Jahres auch Berlin einen Besuch abstatten. Eine dahingehende Anzeige ist bereits dort eingetroffen. Man hofft, daß Emin Pascha, der bekanntlich in Berlin studiert hat, seinen "Befreier" begleiten wird. Auch Major Wißmann dürfte im nächsten Jahr zu kürzerem, oder längerem Aufenthalt nach Berlin kommen.
Ein Kostümball am kaiserlichen Hofe in Berlin - das ist die neueste Nachricht, die auf dem kleinen Umwege über Konstantinopel eingegangen ist. Das türkische Blatt "Hakikal" meldet nämlich, daß der deutsche Kaiser im Laufe dieses Winters im königlichen Schlosse ein großes Kostümfest zu geben gedenkt, bei welchem für alle Eingeladenen die orientalische Tracht vorgeschrieben werden soll. Die Berliner Hofgesellschaft wird gewiß von ganzem Herzen wünschen, daß sich die Meldung des, übrigens zumeist sehr gut unterrichteten, türkischen Blattes bestätigen möge. Ein solches Kostümfest würde die reizvollste, eigenartigste Abwechslung in den Kreislauf der sonst üblichen Hoffestlichkeiten bringen und auch der Industrie zu gute kommen.
Private Meldungen aus Rom besagen, es gehe das unbeglaubigte Gerücht, die linke Körperseite des Papstes sei gelähmt.
Der Zustand des Prinzen von Wales, des englischen Thronfolgers, ist recht bedenklich. Trotz des kürzlich erfolgten Widerrufes ist doch kein Zweifel, daß derselbe in hohem Grade an Diabets (Zuckerkrankheit) leidet, und da die gestörte Blutzirkulation bereits zu Herz=Symptomen geführt hat, so ist, wenngleich das Leben des Prinzen nicht in unmittelbarer Gefahr schwebt, nicht viel Gutes zu erwarten.
Englische Blätter wollen erfahren haben, daß der Herzog Günther von Schleswig=Holstein, Bruder der deutschen Kaiserin, sich demnächst mit der Prinzessin Maud von Wales vermählen werde.
Die Zustände in Brasilien sind sehr unbefriedigend und der Bestand der Republik ist durch neuerliche Verschwörungen in der Armee und durch die monarchische Gesinnung der Provinzen ernstlich gefährdet. Die kaiserliche Partei beabsichtigt die Rückberufung des Kaisers Dom Pedro, event. die Ausrufung des Prinzen Dom August, Herzog zu Sachsen Coburg, als Kaiser.
Die Königin von Rumänien leidet seit Mittwoch an der Influenza. Der Zustand ist nicht besorgnißerregend, gleichwohl erscheint mehrtägige Ruhe nothwendig.
Wie aus Sansibar telegraphiert wird, sind 3 Hauptanhänger Buschiris gefangen und in Bagamoyo hingerichtet worden.


- Schönberg. Einen anstrengenden Dienst haben die Briefträger während des ganzer Jahres zu verrichten, besonders aber während der Weihnachtszeit. Wenn andere Menschenkinder bei Sturm und Wetter, bei Regen und Wind, bei Staub und Hitze ihre Lungen durch Zuhausbleiben zu schützen suchen, so muß der Postbote, mag es noch so unwirsch draußen aussehen oder stürmen oder schneien, hinaus, die Pflicht ruft ihn! Was denkt auch der Empfänger der Sendung davon, ob sich der Mann mit der Dienstmütze, mit der ernsten und stets freundlichen Miene den Schnupfen oder die böse Influenza holt, oder einen tüchtigen Husten davon trägt. Ja, oftmals bekommt der Bote auf seinen freundlichen Gruß ein mürrisches Gesicht. Das sollte nicht sein. Lieber. Leser, blicke einmal auf das vergangene Jahr zurück, da siehst Du, was Dir der Briefträger war! Alles bekommst Du zu rechter Zeit, trotz Sturm, Schnee und Eis! Vergesse auch Du ihn nicht, mache auch Du ihm zu Neujahr eine Freude durch eine Extragabe, denn die sind diese Männer werth.
- Schönberg. Im Januar nehmen die Tage bereits wieder zu und zwar vergrößert sich die Tageslänge während des Monats um fast 2 Stunden, indem die Sonne am 1. von 8 Uhr 14 Min. Vormittags bis 3 Uhr 54 Min. Nachmittags, am 31. von 7 Uhr 46 Min. Vormittags bis 4 Uhr 42 Min. Nachmittags über dem Horizont bleibt. Mit jedem Tage steht die Sonne zu Mittag höher am Himmel, geht weiter östlich auf und weiter westlich unter; im ganzen ändert sie ihre Mittagshöhe während des

[ => Original lesen: 1889 Nr. 103 Seite 2]

Sommers um ca. 11 Sonnendurchmesser, genauer 5° 41'.
- Ein Feuer in der Helbingschen Spritfabrik zu Hamburg zerstörte gänzlich einen zur zollfreien Lagerung für den Export bestimmter Vorräthe, Genever, Kognak, Liköre und sonstiger Spirituosen benutzten Lagerschuppen.
- Der Hamburger Staat beabsichtigt die Verbindung beider Elbufer vermittelst eines Tunnels für Fußgänger und einer elektrischen Eisenbahn.
- In Berlin sind zwei türkische Militärärzte, die Herren Dr. Bessim und Dr. Fahri Bey, eingetroffen, welche auf Befehl des Sultans bei Professor Dr. Schweninger ausgebildet werden sollen. Die beiden Herren haben in Konstantinopel an dem dortigen militairärztlichen Institut eine ausgezeichnete wissenschaftliche Ausbildung erhalten und sind nun nach Berlin gekommen, um unter Schweningers Leitung Spezialstudien zu machen. Ihr Aufenthalt wird voraussichtlich über ein Jahr dauern. Die Kosten desselben werden aus der Privatschatulle des Sultans bestritten.
- Die Kunde von einem neuen Raubmord hat in Berlin einen tiefen Schatten auf die Festfreude geworfen. In dem der Reichshauptstadt benachbarten Tempelhof ist am Dienstag Morgen ein 23jähriger Knecht, Namens Friedrich Lust, welcher die Milch seines Herrn nach Berlin transportirt hatte und auf dem Rückweg bei einem Ackersmann eingekehrt war, um seine Pferde zu füttern und einige Stunden Rast zu halten, von einem andern Knecht, Namens Christian Groß, während des Schlafs erstochen und seiner aus nahezu 400 Mark bestehenden Barschaft beraubt worden. Der Mörder welcher alsbald nach der Auffindung der Leiche festgenommen worden ist, hat das Verbrechen, welches schon längere Zeit geplant war, eingestanden. Der unglückliche Lust galt als ein sparsamer ordentlicher Mensch und war die Stütze seiner ziemlich bejahrten Eltern.
- Der Postpaketverkehr vor und während des diesmaligen Weihnachtsfestes hatte in Berlin ganz enorme Dimensionen angenommen. Nicht weniger als 3 Millionen Pakete sind in der vorigen Woche durch die Hände der Berliner Postbeamten zur Beförderung nach auswärts und an das dortige Publikum gelangt. Der Hauptansturm dieser 3 Millionen Pakete vertheilte sich auf die Zeit vom 21. bis 24. ds. Mts., insgesammt also auf 4 Tage, und erforderte ein expedierendes Gesammtpersonal von 4-5000 Mann; was die Postschaffner in diesen Tagen geleistet, geht daraus hervor, daß der Stadtpostverkehr ca. 1 200 000 Pakete betrug, die durch 1500 Beamte, Unteroffiziere und Gefreite dem Publikum übermittelt wurden. Die Post selbst hat nach ungefährer Berechnung allein in Berlin ca. 1 1/2 Million Porto verdient, wozu noch ca. 300 000 Mk. Bestellgebühren treten.
- Die vor kurzem eingerichtete Berliner Straßenpost hat sich durchaus bewährt und ist damit ein neues wichtiges Verkehrsmittel gefunden, welches berufen erscheint, den eigentlichen Stadtpostdienst großer Städte zu erleichtern und die Briefbestellung wesentlich zu beschleunigen. Die Beamten sortieren jetzt in der Stunde 1500 Briefe mit höchstens drei Fehlleitungen, einzelne besonders geübte Sortierer bringen es auf stündlich 2000 Briefe. Die Mehrkosten des Straßenpostdienstes belaufen sich im ganzen auf rund 50 000 Mark jährlich.
- Die Berliner Apotheker sind des Lobes der Influenza voll. Sie machen ein Geschäft wie seit undenklichen Zeiten nicht vorgekommen ist.
- Ein Frankfurter Bürger kaufte im vorigen Jahre 25 Türkenloose. Bei der am 1. December stattgehabten Ziehung fiel auf eines der Loose der Haupttreffer von 60 000 Franks. Es ist dies das zweite Mal seit einem Jahre, daß der Haupttreffer der Türkenloose nach Frankfurt entfiel.
- Ein eigentümlicher Unfall hat sich in Sonderburg zugetragen. Der Kampfgenossenverein Alsen=Sundewitt bewahrte in seinem Vereinslocal neben anderen Erinnerungsstücken eine auf dem Düppeler Felde gefundene Granate auf. Vor einigen Tagen explodierte diese plötzlich mit furchtbarem Krach und legte das ganze Zimmer in Trümmer. Auf dieselbe Stunde war eine Sitzung des Vereins anberaumt. Von Angst und Schrecken eilten die Angehörigen der Mitglieder herbei. Zum Glück aber hatten letztere von der militärischen Pünktlichkeit diesmal abgesehen und waren noch nicht im Vereinslokal anwesend.
- Ein pechkohlenrabenschwarzer Mohr ist seit voriger Woche in der Fabrik der Rheinisch=Westfälischen Sprengstoff=Aktiengesellschaft zu Torisdorf in Arbeit. Er stammt aus Nordamerika und ist ein ganz verteufelter Kerl; er spricht nämlich fertig englisch, spanisch und deutsch. Viel Mühe machte es dem jungen Mann ein Unterkommen zu finden, da man kein rechtes Zutrauen zu ihm hatte. Eine Kostwirthin meinte: "Nee, de soll mi äffer dat Detschdoch und de Loken net schwarz mache."
- In Bunzlau stürmte ein scheu gewordener Ochse, der sich seinem Führer (einem Fleischerlehrling) entrissen, durchs Schaufenster in einen Klempnerladen, wandte sich dort um und kam auf demselben Weg wieder zurück. Wie das Fenster, in dem prächtige Lampen und Glaswaaren ausgestellt waren, ausgesehen haben mag, kann man sich ungefähr vorstellen.
- Feuer im Briefkasten war in diesen Tagen in Dresden ausgebrochen. Ein Knabe hatte nämlich ein brennendes Schwefelhölzchen in einen Briefkasten geworfen, wodurch die sämmtlichen Briefschaften, welche sich darin befanden, gänzlich vernichtet wurden.
- Im kgl. sächsischen amtshauptmannschaftlichen Bezirke Oelsnitz wurden im laufenden Jahre 2072 Kreuzottern gefangen und getödtet und dafür bei 50 Pfg. Prämie für jedes Stück 1036 Mk. ausgegeben.
- Wie die "Münchener Allgemeine Zeitung" meldet, genehmigte der Prinz=Regent, daß die bayerischen Briefmarken in den für die Werthzeichen des Weltpostvereins geltenden Farben hergestellt werden. Die neuen Marken werden von Neujahr 1890 ab resp. nach dem gänzlichen Verbrauch der alten bayerischen Marken verkauft werden.
- Aus Elsaß=Lothringen wird geschrieben, daß man zur Zeit damit beschäftigt ist, der deutsch=französischen Grenze entlang, soweit diese durch bewaldete Gelände führt, also namentlich in den Vogesen, durch Abholzung eine vier Meter breite freie Zone herzustellen. Die Auslichtung wird nach der zwischen der deutschen und der französischen Regierung getroffenen Vereinbarung in der Weise vorgenommen, daß auf jeden der beiden Staaten zwei Meter kommen, und die Grenzlinie genau in der Mitte läuft, nach Vollendung der Arbeiten dürften unfreiwillige Grenzüberschreitungen, welche bisher beiderseits auch bei der größtem Vorsicht und Aufmerksamkeit nicht vermieden werden konnten, nicht leicht mehr vorkommen.
- Ein junger Russe aus angesehener Familie der in Monaco sein Vermögen verspielte, nahm sich das Leben. Vor kurzem hieß es, Fürst Albert von Monaco habe aus Anlaß seiner Vermählung seiner Gattin versprochen, die Spielhölle zu schließen, falls sie noch ein Opfer fordern sollte. Somit wäre er jetzt verpflichtet, sein Versprechen einzulösen.
- In Szegedin in Ungarn stahlen Diebe den großen Geldschrank eines Lotterie=Einnehmers, in dem sich Pretiosen und bares Geld im Werth von 50 000 Gulden befanden, luden ihn auf einen Wagen und führten denselben fort. Wohin? Unbekannt!
- In dem Bakuer Artillerie=Arsenal platzte eine zu Boden gefallene Granate, worauf sich ein ganzes Granaten=, Raketen und Patronenlager entzündete. 30 Artilleristen wurden in Stücke gerissen und 100 Mann sind schwer verletzt. Der Schaden beträgt 2 Millionen.
- Der Weihnachtsbraten der Königin von England "der Baron," wie in England dieser Braten genannt wird, wog 300 Pfund und stammt von einem Rinde aus der Farm des Prinz=Gemahls. Er zierte am Mittwoch den Tisch der Königin.


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[ => Original lesen: 1889 Nr. 103 Seite 3]

Anzeigen.

Bekanntmachung.

Diejenigen Genossenschaft=Mitglieder, welche während des Jahres 1889 versicherte Betriebsbeamte beschäftigt, der Aufforderung des Vorstandes vom 9. November cr. zur Einreichung der Nachweisungen, betreffend Einkommen dieser Betriebsbeamten, noch nicht genügt haben, werden ersucht, die Nachweisungen nunmehr schleunigst an die zuständigen Herren Vertrauensmänner einzusenden.
Gegen die säumigen Betriebsunternehmer würde eventuell auf Grund § 124 des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 mit Strafen vorgegangen werden müssen.
Neubrandenburg, den 20. December 1889.

Der Vorstand
der Mecklenburg=Strelitzschen Landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft
.
C. Graf von Bernstorff.


Möbelversicherungs=Verein im Fürstenthum Ratzeburg.

Die Mitglieder werden aufgefordert, den einfachen Beitrag laut § 26 der Statuten (für 100 M. I. Cl. = 10 Pfennig (Mecklenburg)., II. Cl. = 13 Pfennig (Mecklenburg)., III Cl. = 15 Pfennig (Mecklenburg).) bis zum 10. Januar 1890 an die Kreisvorsteher zu entrichten.
Schlag=Resdorf, den 27. December 1889.

                                                    Der Vorstand.


Königl. Preuß. Lotterie.
Zur Haupt= und Schlußziehung

vom 14. Jan. bis 1. Febr. 1890 incl. Hauptgewinne: M. 600 000, 2 zu 300 000, 2 zu 150,000, 2 zu 100,000, 2 zu 75,000, 2 zu 50,000 etc. etc. zus. über 22 Millionen Mark, empfehle ich Antheile von in meinem Besitz befindlichen Original=Loosen: 1/4 M. 55, 1/8 M. 27,50, 1/16 M. 14, 1/32 M. 7,50, 1/64 M. 4. (Amtl. Liste 40 Pf.)

Rob. Th. Schröder, Stettin,
Bankgeschäft, errichtet 1870.


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                                                    Carl Meyer.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 103 Seite 4]
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Schönberg (Stadt Lübeck.)
Montag, den 6. Januar 1890.
2. Abonnements-Concert
gegeben vom
Musikcorps des Großh. Mecklenburgischen Jäger=Bataillons Nr. 14 unter Leitung des Großherzogl. Musikdirectors A. Reckling.
Anfang des Concerts 7 Uhr.
Entree für Nicht=Abonnenten an der Kasse à Person 75 Pfennig (Mecklenburg).
Nach dem Concert Tanz.


Während der Festzeit
Anstich von
Bären-Bräu.
                                                    W. Maass.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
I. Allgemeine Versammlung

am Sonntag, den 5. Januar 1890, Nachmittags 4 Uhr im Vereinslocale.

Tagesordnung:

1. Beschlußfassung über die Feier des Geburtstags Sr. Majestät des Kaisers am 27. Jan. 1890.
2. Vorstandswahl.
3. Rechnungsablage pro 1889 und Kassenrevisionsbericht.
4. Sonstige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Die erste ordentliche Hauptversammlung der
Schuhmacher=Innung

für das Jahr 1890 findet am Montag, den 6. Januar, von Morgens 9 Uhr an im Innungs=Locale statt, wozu die Mitglieder hierdurch freundlichst eingeladen werden.
                   Tagesordnung:
1. Rechnungsablage.
2. Wahl zweier Cassen=Revisoren.
3. Vorstandswahl.
4. Wahl zweier Prüfungsmeister.
5. Ausschreiben von Lehrlingen.
6. Erhebung der jährlichen Innungsbeiträge.
7. Allgemeine Innungs=Angelegenheiten.

Schönberg.                                                     Der Vorstand.


Sonnabendverein.
Am 1. Januar 1890
Gesellschaftsabend
im Vereinslocale.
Anfang 7 1/2 Uhr Abends.
Einführungen durch Mitglieder gestattet.
                                                    Der Vorstand.


Glühweinextract,
Rum und Arrakpunsch
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Erdbeersaft
(zu Erdbeerbowle)
Bischofsessenz aus frischen Früchten
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Leinen= sowie Gummiwäsche,
Herrenschlipse in allen Farben
empfiehlt billigst                                                    
                                                    Carl Klempien.
                                                    Siemzerstraße.


Neu eingetroffen;
Gratulationskarten
in großer Auswahl zu den niedrigsten Preisen                          
empfiehlt                                                    
                                                    Carl Klempien.
                                                    Siemzerstraße.


Agenten gesucht

für einen leicht verkäufl. Artikel gegen gute Provision.
Offert. an Ad. Mehlhase in Bremen erbeten.


Kirchliche Nachrichten.
Sylvester.

Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.

Neujahr.

Frühkirche: Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 52.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 103 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 103 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 31. December 1889.


- Die Zweirad=Lokomotive wird, wenn sie sich bewährt, eine förmliche Umwälzung in dem Eisenbahnwesen hervorrufen. Dieselbe ist in der Lokomotivfabrik in Portland gebaut worden und gelangte jüngst aus derselben nach New=York, wo die bedeutendsten Fachmänner dieselbe derzeit studieren. Das gesamte Gewicht der Maschine beträgt 22 Tonnen, wobei der in enger Verbindung mit der Maschine befindliche Tender mitgewogen wird. Die gesamte Höhe der Maschine beträgt 15 Fuß 6 Zoll. Dieselbe ruht auf einem einzigen großen Rade, welches 7 Fuß 9 Zoll im Durchmesser hat, und auf 2 hintereinander postierenden kleinen Unterstützungsrädern, welche dieselbe Funktion wie das kleine Rad beim Bicycle haben. Die Maschine besitzt 2 Cylinder von 12 und 14 Zoll und wird mit einem Drucke von 150 Pfund auf einen Quadratzoll betrieben. Die Passagierwagen der Maschine sind 4 Fuß breit und 14 Fuß hoch, von manchmal bis 40 Fuß reichender Länge; der längste enthielt für 108 Personen Sitzplätze. Die Lokomotive und der Zug laufen auf einer Schiene in einem Balkengitter, gewissermaßen in einem Rahmen, den das Gerüste mit der Eisenbahnschiene bildet. - Die Bicycle=Maschine soll jede beliebige Geschwindigkeit erreichen und mit der schnellsten Expreßzug=Lokomotive konkurrieren. Die Einführung dieser Maschine müßte eine Revolution auf dem Verkehrsgebiete hervorrufen und nicht blos den Eisenbahnbau sehr verbilligen, sondern auch die Betriebskosten wesentlich reduziren. Die Experimente, welche mit dem Lokomotiv=Bicycle gemacht wurden, haben überraschend günstige Resultate ergeben, und die große Sea Beach und Coney=Island=Eisenbahn=Gesellschaft hat die Absicht, damit Proben behufs Einführung der Bicycle=Lokomotive auf ihren Strecken zu machen.
- Ueber die Influenza wird geschrieben: Geehrte Redakschon! Von Jahren weer min Peerd mal krank und do nenn de Thierarz de Krankheit Influenza. Hüte hew ick mi en bäten stark verkullt und hew'n Snuppen, un nu nennt min Fro dat ok all Influenza. Ich for min'n Deehl bin nich for so'n neemodschen Kram, aber wie die Froenslüde nu mal sind, de mät ummer die neeste Mode mitmaken, un Influenza is hütigen Dags in'r Mode. Man mag dat nu anfangen, wie man will, man mag sick wehren oder nich, man ward, wenn Eenen de Kopp in bäten kullt un de Näse mehr arbeidt as sonst, to de Influenzakranken smäten un in'n Hufe ansehn as so'n Utsätzigen in'r Bibel. Is dor denn gor nicks gegen to maken; mutt'n sick dat denn so mir nicks dir nicks gefallen laten, to de kranken Peere tellt do weern. Mi ducht, wenn de Snackere äber de Influenza, un nehmen Se mi't nich äbel, ok de Schriewere äber da Undeerd minner werrn wull, denn wurd ok de Deuwelskrankheit bold up'n Afmarsch sien, denn for'n rechschaffnen Snuppen hett so licht nums Angst, de lett sick därr'n vernunftigen Lebenswandel bald wedder kurieren; aber de Angst vor Influenza makt toletzt noch all Lüd krank, und en Deehl von de anner Hälfte makt ut Leewhebberer de Mode mit un denn konn'u wi an'n Wiehnachtsabend am Enne gor noch erleben, dat de drudde Mann inn Bedde liggt, un dat weer doch trorig for de lüttjen Wormers.
- Einige Worte für Fuhrleute. Wer quält denn die Pferde, überhaupt die Zugthiere am meisten? Antwort: Alle diejenigen, welche von einer zweckmäßigen Construktion ihrer Fuhrwerke keine Ahnung haben! Diese Leute stehen sich obendrein selbst im Lichte, da bei ihnen die Zugthiere viel schneller arbeitsuntauglich werden. Fuhrmann, laß Dir rathen: 1) Setze die Leitern soweit nach vorne, daß sie mit den äußersten Ränder der Vorderräder in einer Linie stehen, damit Du die Last mehr auf die Vorderachse laden kannst. 2) Bringe die Wage so nahe als möglich an die Vorderachse, denn die fortbewegende Kraft muß der fortzubewegenden Masse (auf dem Wagen) möglich nahe gebracht werden. 3) Spanne Deine Pferde ganz kurz in die Stränge an eine entsprechend lange Deichsel und Du wirst, wie der Kraftmesser zeigt, mehr als eine halbe Pferdekraft ersparen. - Es ist kaum glaublich und doch Thatsache, daß wir unter den Acker= und Lastfuhrwerken mindestens 90 Prozent finden, welche durch falsche Construction eine unberechenbar Kraftverschwendung und Thierquälerei herbeiführen. Darum machen wir auf ein gesetzlich geschütztes Kunstblatt aufmerksam, welches die falsche und richtige Construktion und Anspannung in zwei gegenüberstehenden Bildern vorführt. Dieses nützliche Blatt ist zum Aufhänge in Schulen, Gemeinde=Aemtern, Gasthäusern etc. als packendes Lehrmittel zu empfehlen und billig zu beziehen von seinem Verfasser, Herrn Clement, Landwirthschafts=Commissar in Cassel.
- Der verliebte Lokomotivführer. Es geschehen doch hin und wieder, besonders in Amerika, noch Dinge, die noch nicht dagewesen sind. Zu diesen gehört das folgende, thatsächlich passierte Histörchen. Ingenieur Bell, Maschinenführer der "Louisville= und Wadley=Eisenbahn", war verliebt in eine junge Dame von St. Louis, deren Eltern aber von dem Ritter der Lokomotive nichts wissen wollten. Das reizte die Liebenden zu einem Gewaltakt. Als die junge Dame kürzlich an einem Sonntag in Begleitung ihrer Eltern nach Savannah reiste, entfernte sie sich heimlich aus dem Wagen, um nach der Lokomotive zu dem bereits harrenden Geliebten zu schleichen und dieser hatte nun nichts Eiligeres zu thun, als den ihm anvertrauten Zug auf Nebengleise zu fahren, die Maschine loszukoppeln und schleunigst auf ihr das Weite zu suchen, den mit Sonntagsausflüglern gefüllten Zug mitten in der Wildniß zurücklassend. Losgebunden und frei dampften die Liebenden in Begleitung des Heizers zur nächsten Station, wurden dort von einem vorher benachrichtigten Geistlichen mit einer an Hexerei grenzenden Geschwindigkeit getraut und kehrten alsdann eben so schnell, nun aber als Mann und Frau, zu den hintergangenen Eltern und den harrenden Reisenden zurück. Die Maschine wurde wieder angespannt und die Reise fortgesetzt, als sei nichts passiert. Der Zug gelangte indes in Folge der Unterbrechung mit einer Verspätung von 2 Stunden an seinem Bestimmungsort an. Wie ein Lauffeuer hatte sich indessen unter den Reisenden die Nachricht von dem Geschehenen verbreitet, man beglückwünschte die gute Miene zum bösen Spiel machenden "Herren" Eltern und beschloß, von einer Beschwerde gegen den kühnen Ingenieur absehen zu wollen. Es verlautet, daß in Folge dessen auch die Eisenbahnverwaltung zwei Augen zudrücken will.
- Im heurigen Jahre, wo der Christtag auf den Mittwoch fällt, ist folgende alte Wetterregel zu beachten:
      "Wenns auf den Mittwoch wird der gespart,
      So zeiget sich der Winter warm, scharff u. hart.
      Der Lentz wird stark und mit bösem Wetter,
      Wie uns thun sagen die alten Vätter.

      Der Sommer und Herbst sollen werden gut,
      Drumb wird manch Mann haben guten Muth.
      Denn wird es gut, Wein, Korn werden viel,
      Des Honig schaffe man theur in solchen Ziel.

      Die Zwiebeln werden sehr wohl gerathen,
      Der Aepfel wird man nicht viel braten.
      Denn es wird ein gering Pfennigmas gemessen,
      Drumb magst du wohl Zwiebel dafür essen.

      Im Krautgarten magst du besser Glück han,
      Als auff den Bäumen, da die Aepfel stahn;
      Kauffleut, Bauleute leiden grosse Arbeit,
      Junge Leute sterben viel zu dieser Zeit.
      Der Tod wird den Kindern auch nicht schonen,
      Sondern ihnen samt dem Viehe ablohnen. -
Ein harter, scharffer Winter ein böser Lentz.
Der Herbst zeitlich, gut Getreide, eine volle Weinernte. Genug Obst und Oel, ein guter Sommer.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 103 Seite 6]Dem neuen Jahr 1890. Nun faltet fromm die Hände, vor wenig Tagen war
Die Wintersonnenwende, zu Rüste geht das Jahr!
Ein neues kommt gezogen im ew'gen Horentanz,
Den froh am Himmelsbogen führt auf der Sterne Kranz.

Es kehrt ein seltsam Mahnen heut ein in jede Brust,
Gleich stillem Zukunftsahnen sich selber unbewußt.
Es werden in den Tiefen der Seele Stimmen laut,
Und Geister, die sonst schliefen, die werden nun geschaut.

Hört Ihr die Glocken klingen? Sie tönen voll und rein:
"Auf lichten Seraphschwingen kehr, Friede, bei uns ein!
Versöhne, was sich haßte, lösch' düstre Zornesglut,
Dem, was sich wild umfaßte, benimm den grimmen Mut!

Bring Glück und Heil und Segen der ganzen Welt und neig'
Dich allen mild entgegen mit Deinem Palmenzweig!
Verzweiflungswildem Bangen gieb Trost und nimmer roll'
Herab die bleichen Wangen die Zähre kummervoll!

Führ aus der Bahn des Guten die Menschheit himmelan,
Laß sie nicht länger bluten, geopfert irrem Wahn!"
Wer könnte lieblos grollen im Herzen Spott und Hohn,
Hört er den andachtsvollen Sylvesterglockenton?

O haltet fest auf immer das heilige Gefühl,
Laßt es erstarren nimmer im Alltagsweltgewühl!
Die Hand zum Bruderbunde reicht Euch, die Ihr entzweit,
Daß auf dem Erdenrunde einzieh' Zufriedenheit!

Laßt klingen, statt zu schelten, die Stimmen aus im Chor,
Und zu dem Herrn der Welten steig' Lobgesang empor!
Der Morgenröthe Schimmer glänzt über Berg und See,
Nun sagen wir auf immer Dir, altes Jahr, ade!


Schwere Prüfung.
Eine Kriminalgeschichte nach dem Leben von Oskar Klaußmann.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.


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ZVDD