No. 98
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. Dezember
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 98 Seite 1]

In Sachen, betr. die Zwangsversteigerung der dem Halbhufner Hans Joachim Christian Benn zu Mannhagen gehörigen, daselbst sub Nr. VIII belegenen Halbhufnerstelle, stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. der Verkaufstermin auf

Freitag, den 20. Dezember 1889,
Mittags 12 Uhr,

2. der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 21. Januar 1890,
Mittags 12 Uhr.

Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück c. p. an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Freitag, den 20. December 1889,
Mittags 12 Uhr,

angesetzt.
Die Verkaufsbedingungen liegen 14 Tage vor dem ersten Verkaufstermin auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Betheiligten aus.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsvollstreckung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an das Grundstück c. p. bestimmten Termin und in dem Verkaufstermine zu erscheinen, sowie innerhalb 8 Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 30. September 1889.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

W. Wetzel.       


In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der in Folge desfallsigen Antrages beschlagnahmten, dem Hauswirth August Mette zu Palingen gehörigen und daselbst sub Nr. IX. belegenen Vollstelle c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1, der Verkaufstermin auf:

Freitag, den 20. December 1889,
Vormittags 11 Uhr,

2, der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 21. Januar 1890,
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Freitag, den 20. December 1889,
Vormittags 11 Uhr,

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsvollstreckung betheiligten Gläubigern wird hierdurch freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 23. September 1889.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

H. Diederich.       


Holz=Auction Nr. 9.

Am Donnerstag, den 12. December, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Wienck zu Sülsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

Aus dem Schwanbecker Zuschlage.
a. Bei freier Concurrenz.

  55 Stück eichen Langhölzer meist 2. Qualität = 20,58 Festmeter,
    6 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.,
    7 Fuder eichen Pollholz,
130 Rmet. buchen Kluft und Knüppel,
  20 Fuder buchen Pollholz,
  40 Fuder ellern Wadelholz I., II. u. III. Cl.,

b. Bei beschränkter Concurrenz.

  80 Stück eichen Stangen (Wagendeichseln),
Schönberg, den 2. December 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Holz=Verkauf.

Am Montag, den 16. December, Vormittags 10 Uhr, werde ich in der Holzkoppel der Tews'schen Stelle zu Gr. Siemz, öffentlich meistbietend verkaufen

31 Fuder ellern Schleete
                                                    Hauswirth Lohse Gr. Siemz,
                                                    als Vormund.


Tischler

etabliert habe und alle in meinem Fache vorkommende Arbeiten bestens ausführe, reelle und prompte Bedienung zusichernd.
Um geneigtem Zuspruch bittet

                                                    Aug. Arndt.
                                                    Tischler.
                                                    Schlauentrift.

Schönberg, den 2. December 1889.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 98 Seite 2]
Photographisches Atelier von Alcide Bockmann

Das schönste Geschenk, welches man wohl an Verwandte, Freunde und Bekannte zum bevorstehenden Weihnachtsfeste machen kann, - ist eine Photographie, darum versäume Niemand, sich in dem fein eingerichteten

Atelier
für
Photographie & Malerei
von
Alcide Bockmann,
Lübeck, Breitestrasse 81
(Hinterhaus)

photographieren zu lassen. Die Photographien werden auf's feinste und unter Garantie der Aehnlichkeit bis zur Lebensgröße angefertigt und zwar zu fabelhaft billigen Preisen.

Damen-Zimmer apart.                    Bequemer Eingang.
Aufnahmen finden täglich, auch bei trüber Witterung statt. - Es liegt im Interesse des geehrten Publikums, Weihnachts=Aufträge recht bald zu bewerkstelligen, da der Andrang vor dem Feste sehr groß ist.


Hagelschaden=Versicherungs=Verein für Mecklenburg=Schwerin und Strelitz zu Grevesmühlen.

In diesem Jahre sind versichert 2 243 243 Centner Getreide nach den Preisen vom 15. August und 15. October d. J. zum Werthe von 18 729 096 M. 20 Pfennig (Mecklenburg). - Die beitragspflichtige Summe beträgt nach Vorschrift des § 35 der Statuten 13 201 786 M. 20 Pfennig (Mecklenburg). Für die in diesem Jahre stattgefundenen 35 Hagelschäden sind mit Einschluß der Tax= und Administrationskosten, abzüglich des Cassenbestandes aus letzter Rechnung, aufzubringen 68 770 M. und ist hiernach in heutiger Directorial=Versammlung der diesjährige Beitrag auf 55 Pfennig pro 100 M. von der beitragspflichtigen Summe festgesetzt. - Nach der Versicherungssumme stellt sich der diesjährige Beitrag auf 38 Pfennige und nach den verschiedenen Gefahr=Klassen zwischen 27 1/2 Pfennig und 55 Pfennig pro 100 M.
Nach Vorschrift der Statuten wird solches mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß jedem Mitgliede über die Höhe des zu zahlenden Beitrags eine besondere Abrechnung zugehen wird.
Grevesmühlen, den 15. November 1889.

Die Direction.


Oberhemden m. lein. Einf.
Vorhemden i. Schirting u. Lein.
Arbeiterhemden.
Blousen.
Herren Schlipse,
leinene Kragen und
Manschetten
empfiehlt billigst

Hugo Heincke.


Christbaum-Confect!
(delicat im Geschmack und reizende Neuheiten für den Weihnachtsbaum)

1 Kiste enthält ca. 440 Stück, versende gegen 3 Mark Nachnahme. Kiste und Verpackung berechne nicht.

Wiederverkäufern sehr empfohlen.
Hugo Wiese, Dresden, Pillnitzerstr. 47b.


Engl. Salz
empfiehlt                                                    H. Brüchmann.


Pa. grüne Brecherbsen
empfiehlt                                                    
                                                    A. Wigger Nachfolger.


          Besten engl. Syrup, Weizenmehl,
          Gerstgrütze, Mandeln, Succade,
          Pommeranzenschale,
und sämmtliche Gewürze, sowie
          Wall- und Haselnüsse,
          Tannenbaumlichter und Bisquits
empfiehlt
                                                                              W. Wieschendorf.


Da ich mein Wollwaaren- u. Wäschegeschäft zu Neujahr gänzlich räumen will, so verkaufe Alles zu sehr billigem Preisen.

                                                    Achtungsvoll
                                                    H. Bohnhoff Ww.


Kohlenhelme, Ascheimer,
Ofen=Geräth mit Ständer,
Schirmständer, Waschtische,
Ofenvorsätze, Fleischhackmaschinen, Wurstmaschinen, emailirte und lackirte Küchengeräthe
empfiehlt                                                    
                                                    W. Wischendorf, Klempner.


Engl. Salz
empfiehlt                                                    A. Wigger Nachfolger.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 98 Seite 3]

Große
Weihnachts-Ausstellung
in Galanterie- und Kurzwaaren, Papierconfection.
Bücher aller Art.
Besonders aufmersam mache ich auf bedeutende Auswahl:

Photographiealbum, Schreibalbum,
Briefmarken= und Oblatenalbum,
Poesies,
Damentaschen aller Art,
Couriertaschen,
Reisekoffer und sonstige Reiseeffecten,
Schreibmappen und Unterlagen,
Cigarrentaschen,
Cigarrenspitzen in Meerschaum,
Portemonnaies, Visites,
Japanesische Waaren aller Art,
elegante Rahmen,
Briefbogen,
Feuerzeuge,
Vasen in Bronce und Bisquit,
Knaben= und Mädchenschulmappen,
Gesangbücher und Bibeln mit und ohne Goldschnitt,
Kochbücher von Davidis und Ritzerau,
Abmesser, Taschenmesser,
Damenscheeren,
Schmucksachen aller Art,
Kämme.,
Taschen=, Kopf=, und Zahnbürsten,
Seifen und Parfümerien,
Bilderbücher und Jugendschriften,
Tannenbaumschmuck und Lichter,
              u. s. w. u. s. w.

Um recht zahlreichen Besuch bittet                          
Schönberg i. M.                                                    
                                                    Achtungsvoll
                                                    Emil Hempel,
                                                    Buchbinder.


Feinsten engl. Kuchensyrup,
sämmtliche Gewürze,
grobe Gerstgrütze,
engl. Salz,
                          empfiehlt

                          C. Schwedt.


Großes Lager in
grau, blau u. gusseis. Kochgeschirr, Zinkeimer in jeder Grösse, roh u. fein lackierte, sowie auch grau und blau emaillirte eiserne Eimer in hübscher Auswahl empfiehlt

                          C. Schwedt.


Ein gut sortirtes Lager in
         Schraubbolzen,
         Mutterschrauben,
         Schraubmuttern,
         Holzschrauben,
         Hufstollen,
                  hält vorräthig

                          C. Schwedt.


Englisches Salz,
grobe Gerstgrütze, gemahlene garant. reine Gewürze                          
empfiehlt                                                    A. Zander.


Besten engl. Syrup,
à Pfund 30 Pfg., von 5 Pfund à 28 Pfg., sowie sämmtliche Gewürze zu Pfeffernüssen empfiehlt billigst
                                                    H. Brüchmann.


Schlittschuhe
und
Schlittenglocken
halte bestens empfohlen                                                    
                          C. Schwedt.


          Besten Col=Syrup,
          süße und bittere Mandeln,
          Sultana= und Elema=Rosinen,
          Corinthen,
          Succade und Orangeat,
          Pottasche, Hirschhornsalz, sowie
          sämmtliche Gewürze
empfiehlt billigstens

                                                    Aug. Spehr.


Geschälte Victoriaerbsen,
grüne Kocherbsen u. weiße Bohnen
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Val. Apfelsinen,
Mess. Citronen  
empfiehlt                                                    
                                                      Aug. Spehr.


Engl. Salz
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Muffs

von 50 Pfennig (Mecklenburg). an steigend im Preise bis zu 25 M., Fußsäcke, Fußkörbe, Filzzeug, unter diesem elegante Promenadenschuhe mit Lackblatt für Damen. Hirsch-, Reh-, Fuchs- und Hundeteppiche, passend als Weihnachtsgeschenk, empfiehlt

                                                    B. Gartz.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 98 Seite 4]

Eröffnung der
Weihnachts-Ausstellung
bei Heinr. Pagels, Lübeck.


Weihnachts=Ausstellung
von Hausstandsgegenständen
in reichhaltiger Auswahl
empfiehlt zur fleißigen Benutzung                                                    
Schönberg.                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Zu einer Weihnachtsbescheerung für arme Kinder erbitten wir freundlichst Gaben aus der Gemeinde und ersuchen, solche uns gütigst bis zum 22. d. Monats zukommen zu lassen.
          Schönberg, den 6. December 1889.

Kaempffer.                                                    Langbein.


Zur bevorstehenden Weihnachtszeit halte mein Lager in

Galanterie-, Glas-, Porzellan-, Kurz-, Weiß- und Wollwaaren,

sowie ausgezeichnete Sachen, ferner große Auswahl in Spielwaaren und Puppen etc. den geehrten Herrschaften von Schönberg und Umgegend aufs allerbilligste bestens empfohlen.

                                                    Carl Klempien,
Siemzerstraße.


Weihnachts-Ausstellung
bei
Schönberg i. M.                                                     W. Heitmann, Buchbinder.


Nächste Woche erhalte 300 Stück                                                    
Christbäume,
in verschiedenen Größen, womit ich mich empfohlen halte.                          
                                                    A. Green,
                                                    wohnhaft beim Kaufm. Wolgast.


Hochfeinen Engl. Syrup.
Raffinade
in Broden und gemahlen.
ff. süsse und bittere Mandeln,
ff. süsse Succade,
ff. cand. Pommeranzenschalen,
sowie sämmtliche Gewürze, ganz und gemahlen,
in feinster Waare
empfiehlt                                                    A. Wigger Nachfolger.


Rothe-Kreuz-Lotterie Berliner Rothe Kreuz- (Geld) Lotterie.
Ziehung 20/21. December.
150 000, 75 000, 30 000, 20 000, 5 à 10 000, 10 à 5000 etc. etc. baar Geld.
Ganze Loose 3,75 M., Halbe 2 M., Viertel 1 M. (Porto und liste 30 Pf.), bei Entnahme von 1/1, 2/2 oder 4/4 gratis empfiehlt und versendet das Bankhaus von

Rob. Th. Schröder. Stettin.


Heute wurden von den Antheilscheinen der Schützenzunft die folgenden Nummern ausgeloost:

Nr.    34.       160.       264.       15.

Schönberg, den 6. December 1889.

Capitain und Aeltester der Schützenzunft.
C. Schultze.          F. Baer.          J. Greiff.


Pantoffel Cordpantoffel Frauengrösse à Dutz Paar m. gesteppt. Filzsohl. M. 3.90, m. imit. Lederaufl. M. 4.75 m. Rinderspaltleder M. 5, mit holzgenagelten Tuchsohlen M. 6.50 bis M.10, Tuchschuhe, Cordschuhe m. holzgenagelten Tuchsohlen M. 11 Holzsohlenschuhe liefert G. Engelhardt, Zeitz.


Am 8. December, Nachts 11 Uhr, starb mein lieber Mann und unser lieber Vater, der

Uhrmacher Heinrich Meyer

im 60. Lebensjahre.
Tief betrübt zeigen wir diesen Trauerfall allen Verwandten und Bekannten hiermit an.
Schönberg, den 9. December 1889.

                                                    Doris Meyer geb. Siggelkow
                                                    und Kinder.

Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 12. December, Nachmittags 3 Uhr statt.


Heute Morgen entschlief sanft mein lieber Vater

Diedrich Stoffers

im 88. Lebensjahre.
Schönberg, den 9. December 1889.

                                                    H. Stoffers.

Beerdigung am Donnerstag, den 12. d. Mts. Nachmittags 2 Uhr.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 98 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 98 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. December 1889.


Die aus Cannes eingelaufenen Nachrichten über das Befinden des Großherzogs von Mecklenburg=Schwerin sind in keiner Weise zufriedenstellend. Der Zustand des Großherzogs flößt seiner Umgebung ernste Besorgnisse ein.
Nach einer Berliner Meldung des "New=Yorker Herold" gab Kaiser Wilhelm am Sonnabend seine Zustimmung zum Uebertritt der Prinzessin Margarethe zur griechischen Kirche behufs Vermählung mit dem russischen Thronfolger.
Der türkische General v. Hobe Pascha ist in besonderer Mission aus Konstantinopel in Berlin eingetroffen, um dem Kaiser die vom Sultan der königlichen Familie geschenkten Pferde, welche im königlichen Marstall in der Dorotheenstraße untergebracht sind, vorzuführen.
Die Weihnachtsferien des Reichstags werden, soweit bis jetzt bekannt, voraussichtlich mit dem 15. December beginnen und bis zum 8. Januar dauern. Vor Weihnachten soll noch ein Theil der Anträge aus dem Hause und die zweite Lesung des Etats erledigt werden, sodaß für die Zeit nach Weihnachten noch übrig bleiben würde die zweite Lesung des Militäretats, der Etat in dritter Lesung und das Sozialistengesetz in zweiter und dritter Lesung.
Die Vorstände der Conservativen, der Reichspartei und der Nationalliberalen haben für die im nächsten Frühjahr bevorstehenden Wahlen zum Reichstag die Erneuerung des Kartells und zwar auf folgender Grundlage beschlossen: Wahrung des bisherigen Besitzstandes, Verständigung über gemeinsame Candidaten in anderen Wahlkreisen, falls eine solche Verständigung ausbleibt, Intervention des Centralvorstandes der Partei in Berlin zur Einigung mit den Vorständen der engeren Kartellparteien, bei den Stichwahlen einmüthiges Eintreten für Kartellkandidaten, in den Aufrufen und Ansprachen an die befreundete Presse alles zu vermeiden, was ein Zusammengehen der Parteien in der Wahlkampagne gefährden würde.
Ein großartiger Plan ist seitens der preußischen Militärverwaltung im Interesse der Militärwerkstätten in der Festung Spandau beschlossen worden: Alle technischen Institute sollen nämlich durch eine Eisenbahn verbunden werden. Die neue Bahnstrecke wird die Artilleriewerkstatt, die Geschützgießerei, die Munitionsfabrik, Patronenfabrik, Gewehrfabrik, Pulverfabrik und das Feuerwerkslaboratorium berühren und der Bahnbau wird schon im kommenden Frühjahr in Angriff genommen.
Die Bergarbeiter=Petition aus dem Saargebiet an den Kaiser ist in Berlin eingegangen. Darin wird die Lage der fiskalischen Bergarbeiter eine sehr traurige genannt, über die Behandlung durch die Beamten geklagt und der Schutz des Kaisers für die gemaßregelten Kameraden angerufen. - Die westfälischen Zechenverwaltungen haben die Forderung auf Wiedereinstellung der entlassenen Arbeiter abgelehnt.
Eine Antwort Gustav Freytags auf die Entgegnungen, welche seine Schrift über Kaiser Friedrich hervorgerufen hat, wird wie der "Rheinische Curier" auf's bestimmteste mittheilen kann, nicht erscheinen. Ein solcher Zeitungsstreit würde dem Charakter Freytags nicht entsprechen.
Im österreichischen Abgeordnetenhause wurde am Dienstag das Budget eingebracht. Dasselbe weist einen Ueberschuß von einer Million auf.
Der Schweizer Nationalrath hat am Donnerstag ohne Debatte und einstimmig den Antrag des Ausschusses angenommen, für die Vollendung der Gotthardbefestigung 6 Millionen Franks zu gewähren und den Bundesrath zu beauftragen, Spezialstudien für die Befestigung von St. Maurice (Wallis) und Luciensteig (Graubünden) zu veranstalten. Am folgenden Tag sind für die Herstellung von 150 000 Repetiergewehren nach dem Modell Schmid mit der dazu erforderlichen Munition 17 1/2 Millionen Franks gleichfalls einstimmig bewilligt worden.
Vom Zaren wird jetzt in der "Correspondenz de l'Est" folgende Aeußerung über Bulgarien erzählt, die er dem Fürsten Bismarck gegenüber gethan haben soll: "Ich habe Bulgarien und die Bulgaren vergessen und will gern auch in Zukunft nicht daran denken, doch dürfte auch Oesterreich nicht bei jeder Gelegenheit mich an dieselben zu erinnern brauchen."
Wie man aus St. Petersburg erfährt, ist der Zar leicht erkrankt. Mau vermuthet an der in Petersburg grassirenden "Influenza", von welcher auch mehrere Mitglieder der kaiserlichen Familie befallen sind. Die "Influenza" hat sich seit Kurzem innerhalb aller Grenzen des Reiches gezeigt - im Kaukasus, in Sibirien, im Innern und im Norden, nur das Westgebiet scheint noch verschont zu sein. Viele hatten die Krankheit als gleich mit dem dengeischen Fieber, von welchem vor einigen Monaten aus Smyrna, Athen und anderen Orten im Süden berichtet wurde.
Der Sultan scheint wirklich Lust zu haben, nach Berlin zu kommen, wenigstens will man in Konstantinopel wissen, daß der Sultan einen Gegenbesuch in Berlin in Aussicht genommen habe, und zwar, daß er nach Venedig zur See und von da ab mit der Bahn zu reisen gedenke.
In Marokko ist schon wieder einmal eine Verschwörung gegen den Sultan entdeckt worden. Laut telegraphischer Meldung aus Tanger hat der Sultan, nachdem er einem Komplott auf die Spur gekommen, einen seiner Brüder verhaften und in Fez ins Gefängniß werfen lassen. Im Innern des Landes sollen in Folge dessen "einige Unruhen ausgebrochen" sein. Derartige Erscheinungen sind in Marokko nichts Neues; ernstere Bedeutung pflegt den marokkanischen Palastrevolutionen aber in der Regel nicht innezuwohnen. Sultan Muley Hassan ist bisher mit seinen Widersachern sehr schnell fertig geworden. Bei dieser Gelegenheit sei daran erinnert, daß das Leben des Sultans vor zwei Jahren in ernster Gefahr schwebte. Damals war es einer seiner Haremsdamen eingefallen, ihm Gift beizubringen; aber das Verbrechen wurde schnell entdeckt und Muley Hassan konnte von seinen Aerzten am Leben erhalten werden. Die Giftmischerin wurde von Eunuchen grausam hingerichtet.
Dr. Karl Peters, der Führer der deutschen Emin=Expedition ist nun also wirklich todt, und die ersten Mittheilungen über sein trauriges Loos haben sich als wahr erwiesen. Bei den Vertretern der britischen Ostafrika=Companie trafen Eingeborene ein, welche den Untergang der Petersschen Expedition mit allen Einzelheiten schildern; ein starker Haufe Somalis war der kleinen Petersschen Schaar gefolgt, überrumpelte dieselbe und vernichtete sie vollständig. Peters wehrte sich bis aufs Aeußerste und wurde schließlich durch einen Speerwurf getödtet.
Aus Msua, 30. September, hat Stanley ein langes Telegramm nach Newyork gelangen lassen, worin er zunächst bemerkt, daß er sich vollkommen wohl befinde und fühle, daß er seine Schuldigkeit gethan habe. Sodann verbreitet er sich über die geographischen Entdeckungen. Er sagt: "Der Aruwimi ist jetzt bekannt von seiner Quelle bis zu seiner Mündung. Die Existenz des großen Congowaldes, der einen Flächenraum bedeckt, der so groß ist wie Frankreich und die Iberische Halbinsel, können wir jetzt als eine absolute Thatsache bescheinigen. Die Lage des Mondgebirges ist diesmal über den mindesten Zweifel hinaus festgestellt worden und Ruvenzori, der Wolkenkönig, in ewigen Schnee gehüllt, ist gesehen worden, seine Weichen sind erforscht und einige seiner Schultern bestiegen worden. Der

[ => Original lesen: 1889 Nr. 98 Seite 6]

"Gordon Bennett" und der "Mackinnon" sind nur riesige Schildwachen, den Zugang zu dem inneren Flächenraum des Wolkenkönigs abwehrend. Im Südosten der Gebirgskette ist die Verbindung zwischen dem Albert Edward Nyanza und dem Albert Nyanza entdeckt worden und die Ausdehnung des erstgenannten Sees ist jetzt zum ersten Male bekannt. Gebirgskette um Gebirgskette, getrennt von einander durch solche Strecken von Weideland, welche amerikanische Hirten toll vor Neid machen würden, wurden durchwandert, und gerade unterm brennenden Aequator stillten wir unsern Hunger mit krystallenem Wasser frisch aus den Schneebetten. Wir sind auch im Stande gewesen, den Victoria Nyanza nahezu 6000 Quadratmeilen hinzuzufügen. . . . Ich glaubte stets, daß in der Hauptregion zwischen den Aequatorialseen etwas Sehenswerthes gefunden werden würde, aber ich war nicht auf solche Ernte neuer Thatsachen gefaßt." Hierauf schildert Stanley die schon bekannten Gefahren, denen er und seine Gefährten glücklich entronnen sind, wobei er hervorhebt, daß der 17. August in jedem Jahr sich als besonders verhängnißvoll für die Expedition erwies. Den wunderbaren Erfolg seiner Expedition, sowie deren glückliche Ankunft an der Küste schreibt er der Fügung Gottes zu. Soweit der Bericht Stanleys. Aus Mbiki, woselbst die Expedition am 1. December anlangte, wird gemeldet, daß Lieutenant Schmidt und einige Soldaten auf Anordnung des Majors Wißmann die Expedition nach der Küste begleiten. Sie fungiren so zu sagen als Quartiermacher. Stanley und alle seine Offiziere seien von des Lobes über den freundlichen Empfang, der ihnen deutscherseits bereitet wurde.


- Güstrow, 6. Decbr. Tableau der vierten Schwurgerichtsperiode:
Montag, 9. Dec. Dienstmädchen Helena Schütz=Schrimm: § 308 St.=G.=B. (Brandstiftung). Hofgänger Heinr. Sievert und Gen.=Hohen=Mistorf: §§ 176,1 u. 49. (gewaltmäßige unzüchtige Handlung.)
Dienstag, 10. Dec. Arbeiter Friedrich Ruchhöft=Teterow und Gen.: §§ 250, 43, 74 (Raub).
Mittwoch, 11 Dec. Tagelöhnerfrau Jörndt=Sülten: §§ 306,2, 43, 243, 74 (Brandstiftung und Diebstahl). Maschinist August Perschau=Feilschmidt: §§ 177, 43 (Nothzuchtsversuch).
Donnerstag, 12. Dec. Arbeiter Samuel Olk=Jauer §§ 308, 244 (Brandstiftung und Diebstahl.)
Freitag, 13. Dec. Häusler Joachim Schmidt=Tessin: § 153 (Meineid). Hofgänger Julius Hanne=Dannewitz: § 177 (Nothzucht).
Sonnabend, 14. Dec. Erbpächter Fritz Fentsahm Alt=Krenzlin: § 153 (Meineid).
Montag, 16. Dec. Büdnerfrau Carola Schoof=Wredenhagen § 306,2 (Brandstiftung).
Dienstag, 17. Dec. Gerichtsvollzieher Wilhelm Wendelborn=Grevesmühlen §§ 350, 351 (Unterschlagung und Fälschung im Amte).
Die erste Verhandlung, Montag, den 9. Dec., beginnt Vormittags 10 Uhr, die übrigen Vormittags 9 Uhr. Als erster Vorsitzender fungirt Landgerichtsdirector Bölkow, als zweiter Landgerichtsrath Altvater.
- In der Schwartauer Gegend (bei Lübeck) beabsichtigt man dem verewigten Kaiser Friedrich ein eigenartiges Denkmal zu errichten. Auf dem höchsten Punkte der Gegend, dem 390 Fuß hohen Pariner Berg, will man dem Kaiser Friedrich einen Gedenkthurm errichten. Die zur Aufführung erforderlichen Felsblöcke liefert die Gegend in großer Menge in Gestalt von erratischen Blöcken.
- Die Eisenbahn=Direction Hamburg beabsichtigt, wie die "H. B. H." meldet, die Einschaltung eines Courierzuges zwischen Hamburg und Berlin, welcher die Fahrzeit auf 4 Stunden vermindert. Eine Probefahrt hat bereits stattgefunden.
- Herr von Dechend, der Präsident der deutschen Reichsbank in Berlin, feierte am Donnerstag sein 25jähriges Jubiläum als Bankpräsident. An den Erfolgen der Bank hat der Jubilar bekanntlich einen sehr großen Antheil.
- Kaum sind acht Tage vergangen, seitdem ein halbwüchsiger Bursche in der Grünauerstraße zu Berlin um weniger Mark mit grausamer Bestialität seine Tante hingemordet hat, und abermals durcheilt die Schreckenskunde von einem gräßlichen Mord die Stadt. Auch diesmal scheint es sich um einen Raubmord zu handeln; die Blutthat ist in der vergangenen Nacht in weit entlegener, menschenleerer Gegend verübt worden, das Opfer ist ein armer, gebrechlicher Mann. Ueber die grausige That wird uns Folgendes gemeldet: "Der Schauplatz der Mordthat war der Rohbau Nr. 29 in der Eberswalderstraße. Dieselbe ist öde und noch wenig bebaut. Sie führt von der Schönhauser Allee, am Elisabeth=Siechenhause beginnend, am Exercierplatz des Alexanderregiments entlang bis zur Bernauerstraße. Der in dortiger Gegend allgemein unter dem Namen der "alte Wilhelm" bekannte Bauwächter des genannten Rohbaues wurde heute Sonntag Morgen vom Polier des Baues auf dem hintern Hofraum desselben auf den Rücken liegend todt aufgefunden. Der Leichnam des etwa Sechzigjährigen Mannes lag in einer Blutlache; die rechte Schädeldecke war durch wuchtige, anscheinend von einem Spaten herrührende Hiebe fast vollständig blosgelegt. Der alte Mann hatte am Abend vorher 34 M. ausbezahlt erhalten und verwahrte das Geld in einem kleinen schmutzigen Beutelportemonnaie. Da diese Geldtasche bei dem Todten nicht vorgefunden wurde, charakterisirt sich die That als Raubmord. Wilhelm hatte sich am Sonnabend Abend bei dem im Nebenhause Nr. 28 wohnenden Schankwirth Kautschke Abendbrot bestellt und dieses in Gesellschaft eines jüngeren Mannes verzehrt. Beide hatten gegen elf Uhr das Local verlassen, der Erschlagene in der ausgesprochenen Absicht, seinen Nachtdienst zu beginnen. Auf den Begleiter, anscheinend ein Bauhandlanger, wird gefahndet, da er in dem dringenden Verdacht steht, den Mord begangen zu haben. Nach Aussagen einiger auf dem betreffenden Rohbau beschäftigten Arbeiter, war der erste Auffinder der Leiche ein Maurerlehrling. Der alte Wilhelm wollte am Sonntag Früh das Grab seiner verstorbenen Frau mit Matten zudecken und hatte den Lehrling gebeten, ihn am Sonntag möglichst frühzeitig von seinem Dienst abzulösen. Als der Lehrling nun beim Tagesgrauen den Bau betrat, sah er, wie hastigen Schrittes ein großer, ihm flüchtig bekannter Mann, der früher auf dem Bau gearbeitet hatte, sich nach der Bernauerstraße zu entfernte. Trotz der herrschenden Morgendämmerung glaubt der Lehrling, bei einer Confrontirung den Mann wieder zu erkennen und wird die Untersuchung ergeben, ob der Letztere mit dem Begleiter des alten Mannes am Abend bei Kautschke identisch ist.
- Der Mörder Max Cartsburg ist am Mittwoch in Berlin angelangt, nachdem er bereits unterwegs dem Kriminal=Agenten, der seine Verhaftung bewirkte, ein umfassendes Geständniß seiner grausigen That abgelegt hatte. Der 19jährige Mörder hat kaum die Größe eines 14jährigen Knaben und sein Benehmen ist ebenso stupide wie sein Gesichtsausdruck, so daß an seiner vollen Zurechnungsfähigkeit zu zweifeln sein dürfte.
- Durch Absturz von der Berliner Siegessäule suchte am Montag Nachmittag ein 38jähriger Mann seinem Leben ein Ende zu machen. Der Fremde stürzte sich von der Plattform vor den Augen der vielen hundert den Königsplatz Passirenden auf den Treppenabsatz hinab und fiel von hier aus auf das Straßenpflaster, wo er bewußtlos liegen blieb.
- Die größten Verdienste um die Landwirthschaft haben sich in den letzten 5 Jahren die Fabriken landwirthschaftlicher Maschinen von Ph. Mayfarth & Co. in Berlin N, Chausseestr. 2 E und Frankfurt a. M. erworben, sowohl durch die Einführung ganz neuer Erfindungen von größter Tragweite, wie auch durch die zahlreichen Verbesserungen in allen Zweigen des landw. Maschinenwesens. Der beste Beweis dafür, wenn man eines solchen noch bedürfte, liegt darin, daß es keiner anderen Fabrik gelang, so hohe Auszeichnungen im Inlande wie im Auslande zu erringen. - Dadurch ist vollgiltig festgestellt worden, daß für alle landwirthschaftlichen Maschinen, wie immer sie heißen, ganz besonders aber für Pflüge, Maschinen zur Bodencultur, Dreschwerke, Fruchtreinigungsmaschinen, Trieure, Futterzubereitungsmaschinen, Obst= und Gemüseverwer=

[ => Original lesen: 1889 Nr. 98 Seite 7]

thungsmaschinen, Molkereimaschinen etc. etc. die Firma Ph. Mayfarth & Co. unbestritten die beste Bezugsquelle ist.
- Auch in Schlesien ist seit Sonntag starker Schneefall eingetreten, durch welchen zahlreiche Verkehrsstörungen verursacht worden sind.
- Die Feuerbestattung gewinnt immer mehr Freunde. Neuerdings haben sich auch in Pirna und Freiburg (Sachsen) Feuerbestattungsvereine gebildet.
- Am Donnerstag wurde ein prächtiger Steinadler, dessen Flügelweite 2 Mtr. 25 Ctmtr. betrug, im Zierower Holze durch den Jäger Cort in Zierow erlegt.
- Der König von Württemberg überwies an dem ruhmreichen Gedenktage der Schlacht von Champigny dem Kriegsministerium 20 000 Mark und bestimmte, daß das Kapital zur Unterstützung von Wittwen und Waisen der Unteroffiziere des Armeecorps der König=Karl=Stiftung zugewendet und der Zinsbetrag alljährlich vertheilt werde.
- In Oesterreich und Ungarn dauern die am Sonntag eingetretenen Schneestürme immer noch fort. Mehrere Bahnen haben den Verkehr gänzlich eingestellt, andere kämpfen mit riesigen Schwierigkeiten, um den Verkehr aufrecht zu erhalten. Wien selbst ist förmlich im Schnee begraben.
- In der kaiserlichen Zuckerfabrik Swolenowes bei Prag, die an den Wiener Großhändler Benies verpachtet ist, stürzte der mit 30 000 Ztr. belastete Zuckerboden ein. Fünf Arbeiter wurden total zerquetscht und acht verwundet.
- Ueber die Influenza=Epidemie, die gegenwärtig in St. Petersburg herrscht, berichten die "Wiener Medizinischen Blätter" auf Grund der Mittheilungen der "Petersburger Medizinischen Wochenschrift": Die zur Zeit in Petersburg herrschende Influenza=Epidemie hat in wenig Wochen eine Ausdehnung und Heftigkeit erreicht, wie sie von der jetzigen Generation noch nicht erlebt worden ist. Nachdem in der letzten Octoberwoche die ersten Fälle constatirt worden waren, die schon manche Vorläufer gehabt haben mögen, entwickelte sich die Epidemie in den ersten Tagen des November bei ungewöhnlich warmer, feuchter, nebliger Witterung und vorherrschenden Westwinden mit ungeheurer Schnelligkeit zuerst, soviel bekannt, im Stadttheil Wassili=Ostrow und Kolomn und verbreitete sich rasch über die ganze Stadt. Bald waren alle Hospitäler überfüllt. Wir glauben nach Allem, was wir in Erfahrung gebracht haben, annehmen zu können, daß ein Drittel oder gar die Hälfte aller Einwohner Petersburgs bereits von der Epidemie heimgesucht worden ist. Dieselbe breitete sich mit gleicher Stärke über alle Klassen der Bevölkerung aus, die höchsten wie die niedrigsten offenbar völlig unabhängig von den hygienischen Bedingungen, unter denen die Betroffenen lebten. Es giebt wenig Familien, in denen nicht ein oder mehrere Influenzakranke waren oder sind. Der Unterricht in den Schulen geräth ins Stocken, weil in manchen derselben 25 bis 50 Prozent der Schüler und Lehrer fehlen. Einzelne Fabriken mußten zeitweilig geschlossen werden, andere setzen die Arbeit nur mühsam fort, weil die Hälfte der Arbeitskräfte fehlt. Die Militärhospitäler sind überfüllt, die Kranken müssen schließlich aus Raummangel in den Kasernen liegen bleiben. Die Entstehung der Epidemie ist vielleicht mit dem längere Zeit hindurch niedrig gewesenen Wasserstand in Zusammenhang zu bringen. Die Ausbreitung findet offenbar auf miasmatischem Wege statt. Ob die Verbreitung auch auf contagischem Wege stattfindet, ist bei der überall massenhaft auftretenden Erkrankung noch nicht zu entscheiden. Der Symptomen=Complex ist ein verschiedener. Symptome wie hochgradige Abgeschlagenheit und Schwäche, Gliederweh, Kopfschmerz, bisweilen Schwindel und verschiedenartige nervöse Sensationen. Das Fieber steigt meist rasch an, erreicht oft am selben Tag 40 Grad und 40,5 Grad und fällt ebenso rasch wieder ab und hält sich ein paar Tage hoch, um dann rasch wieder abzufallen. Als Complikationen, die aber im Ganzen sehr selten sind, werden gemeldet: meningitische Reizung, katarrhalische Pneumonie. Letztere ist die Todesursache in den bisher spärlichen Fällen mit tödtlichem Ausgang gewesen.
- Aus Warschau wird gemeldet, daß in den polnischen Fabrikstädten Orzokow und Leczyca in Folge eingetretener Geschäftsstockung viele Fabriken geschlossen wurden.
- Der Tenorist Marconi erhielt in Barcelona während einer "Hugenotten"=Vorstellung, in welcher er den Raoul sang, die Nachricht, daß er sein Vermögen (1 000 000 Mk.) durch den Sturz eines Mailänder Bankhauses verloren habe. Diese Unglücksbotschaft wirkte so jäh auf den Sänger ein, daß sich plötzlich eine vollständige Stimmlosigkeit seiner bemächtigte und die Aerzte für die Wiederherstellung der Stimme wenig Hoffnung haben.
- Was kostet ein Schuß aus einem schweren Marinegeschütz? Ein britisches Fachblatt, "United Services Gazette", beantwortet diese Frage soweit sie sich auf englische Verhältnisse bezieht, folgendermaßen: Es ist im Allgemeinen, wenigstens im Publikum, nicht bekannt, daß jeder Schuß aus einem der großen Marinegeschütze ein mäßiges Jahreseinkommen repräsentirt. Das Geschoß, das Pulver und die Kartusche des 110=Tonnengeschützes kosten 153 Pfd. Sterl. (3060 Mark) und zwar: 900 Pfund Pulver = 1400 Mark; das 1800 Pfd. schwere Geschoß = 600 Mk. und Seide für die Kartusche = 60 Mk. Nun hält aber 110=Tonnengeschütz nur 95 Schuß aus, nach dieser Zeit ist es vollständig gebrauchsunfähig. Da der ursprüngliche Preis des Geschützes 16 500 Pfd. Sterl. (330 000 Mk.) beträgt, so muß man die Abnutzung bei jedem Schuß mit 174 Pfd. Sterl. berechnen, und kommt dann jeder Schuß auf 327 Pfd. Sterl. (6540 Mk.) zu stehen. Berechnet man in derselben Weise den Schuß aus einem 67=Tonnengeschütz, dessen Herstellungskosten 10 000 Pfd. Sterl. betragen und welches nach 127 Schuß unbrauchbar wird, so kommt er auf 184 Pfd. Sterl. zu stehen, während der Schuß aus einem 45=Tonnengeschütz, welches 6300 Pfd. Sterl. kostet und ein "Geschützleben" an 150 Schuß hat, 98 Pfd. Sterling beträgt.
- Die chinesische Regierung hat bei Krupp in Essen 36 schwere Geschütze für die nördlichen Forts im Betrag von 4 1/2 Millionen Mark bestellt.
- Europäische Kleider in Japan. Nachstehende Ziffern, welche der "Ostasiatische Lloyd" mittheilt, geben eine Anschauung, wie sehr sich die europäische Kleidung in der Hauptstadt Japans eingebürgert hat. Der Werth der Kleider, die 1888 in Tokio von der Gesellschaft der europäischen Kleidermacher verfertigt worden sind, hat sich auf 1 121 370 Dollars belaufen. Von dieser Summe fielen 938 200 Dollars auf Herrenkleider und 183 170 Dollars auf Damenkleider und Kinderzeug.
- Ein furchtbarer Wirbelsturm hat am vorigen Donnerstag den Distrikt Belfort in Süd=Carolina heimgesucht. 9 Personen sind getödtet und 20 bis 30 schwer verletzt worden. Häuser wurden umgeweht und die stärksten Bäume entwurzelt.
- Das Lachen. Ein Beobachter will über das Lachen folgende Erfahrungen gemacht haben: Die Personen, die in A lachen, sind offen, loyal, lieben Gesellschaft und Bewegung und sind zuweilen wankelmüthigen und veränderlichen Characters; das Lachen in E ist den Phlegmatikern und Melancholikern eigen ; in I lachen Kinder, naive, dienstfertige, furchtsame und unentschlossene Personen; das Lachen in O deutet auf Edelmuth und Kühnheit. Die Lacher in U sind Misanthropen.


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[ => Original lesen: 1889 Nr. 98 Seite 8]

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