No. 94
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 26. November
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 94 Seite 1]

Die Theilnahme des Kaisers Wilhelm an der Entwickelung der preußischen Militärmusik hat sich aufs neue in erfreulicher Weise dadurch bekundet, daß der Gymnasiallehrer am Königstädtischen Gymnasium G. Thouret vom Hofmarschallamt den Auftrag erhalten hat, in öffentlichen und privaten Bibliotheken Nachforschungen nach Militärmärschen anzustellen und das etwaige Ergebniß zunächst dem Hofmarschallamt zur weiteren Kenntnißnahme zu unterbreiten.
Die preußische Regierung hat der großen Berliner Bankgesellschaft, welche die zum Denkmalsplatze für Kaiser Wilhelm I. ausersehene Schloßfreiheit erwerben will, die Erlaubniß gegeben, die Mittel für die Erwerbung durch eine Lotterie aufzubringen. 40 Millionen Loose à 1 M. mit hohen Gewinnen sollen ausgegeben werden. Die Schloßfreiheit geht dann ohne Entschädigung in den Besitz der Stadt Berlin über und ist damit der Denkmalsplatz ohne alle Kosten für das Reich gewonnen.
In der letzten Sitzung des Berliner Architektenvereins theilte Baurath Ort mit, daß weiland Se. M. der Kaiser Wilhelm I. dem Pariser Platz als Ort für sein dereinstiges Denkmal gewünscht habe: das Standbild am Beginn der Linden, das Gesicht dem Thore zugewendet.
Das Militärgesetz, welches die Bildung zweier neuer Armeekorps zuläßt, ist von der Budgetkommission des Reichstags einstimmig angenommen worden. Der Kriegsminister hat dabei eine Erklärung abgegeben, welche nicht in die Oeffentlichkeit kommt. Eugen Richter hat sich sein Votum vorbehalten.
Ein Artikel der "Nordd. Allg. Ztg." findet in Berlin große Beachtung, welcher den Gedanken anregt, diejenigen Offiziere, welche beim Ausbruch eines Krieges wieder verwendet werden, von Zeit zu Zeit zu Friedensübungen heranzuziehen.
Die beiden Schießschulen der preußischen Artillerie, die Feld=Artillerie Schießschule und die Fuß=Artillerie=Schießschule, siedeln zum 1. April 1890 von Berlin nach Jüterbog über. Der Director der ersteren Schule soll künftig Regimentskommandeurrang besitzen.
Die Commission des Reichstages zur Vorberathung des Sozialistengesetzes hat am Mittwoch Abend in ihrer Sitzung mit allen gegen die 8 Stimmen der Conservativen die im § 24 des Gesetzentwurfes enthaltene Bestimmung betr. die Ausweisungsbefugniß abgelehnt. Der Abg. Windthorst hatte sich bei der Berathung vom Minister des Innern eine Erklärung darüber verlangt, wie die Nationalliberalen, an deren Spitze ein hoher preußischer Beamter stehe, sich in so entschiedenen Widerspruch gegen die Regierung setzen könnten. Heute Dienstag beginnt die zweite Lesung der Commission, die möglicher Weise ebenfalls mit einem negativen Resultat schließen wird, wenn nicht für die Ausweisungsbefugniß eine Frist von 2 bis 5 Jahren als Compromiß fixirt wird. Der Paragraph, der die unbegrenzte Dauer des Gesetzes ausspricht, ist dagegen gegen die Stimmen des Centrums und der Freisinnigen angenommen worden.
Aus den vom Minister des Innern, Herrfurth, abgegebenen Erklärungen ist nicht genau zu ersehen, wie sich die Regierung diesen Beschlüssen gegenüber verhalten wird.
Im sächsischen Abgeordnetenhause theilte am Dienstag der Finanzminister bei der Etatsberatung mit, daß im laufenden Jahre die Ueberschüsse 22 Mill. Mk. betragen würden.
Die Zahl der österreichischen Cavallerie=Regimenter wird um eins, auf 42, erhöht; dasselbe wird als 15. Dragoner=Regiment im Januar in Mähren gebildet werden.
Im Pester Parlament wiederholen sich jetzt Tag für Tag die bekannten Skandale vom letzten Frühjahr. Da es den Radikalen nicht gelingen will, den Ministerpräsidenten Tisza zu Fall zu bringen gehen Sie zu den gemeinsten Verdächtigungen und Schimpfereien über.
Der russische Thronfolger ist aus Triest in Wien eingetroffen und wurde vom russischen Botschaftspersonale empfangen. Er frühstückte in der Botschaft und reiste mittags nach Petersburg.
Bei der Artillerie=Jubelfeier sagte der Kaiser Alexander von Rußland, er hoffe, die Artillerie werde sich auf den Schlachtfeldern wie bisher auszeichnen; er fügte aber hinzu: "Gebe Gott, daß dies nicht bald geschehe, bewahre uns der Herr vor dieser schweren Prüfung."
Wie verlautet, beabsichtigt die russische Regierung, in der ganzen Armee anstatt des Uniformrockes der bekanntlich jetzt in dem kurzen nationalen Kaftan besteht, eine Tuchbluse einzuführen.
Kriegsminister Freycinet theilte im Ministerrath mit, daß die Gewehrfabriken jetzt täglich die beabsichtigte höchste Zahl von Lebel=Gewehren fertigstellen, damit die Ausrüstung der Armee mit der neuen Waffe sobald wie möglich nur beendet werden kann.
Das "Journal offiziell" veröffentlicht einen Erlaß, durch welchen die Einfuhr und die Durchfuhr von Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen aus Deutschland und Oesterreich=Ungarn nach Frankreich verboten ist.
Wie die "Straßburger Post" aus Toulon erfährt, herrscht dort eine Thätigkeit, als ob die Kriegserklärung vor dem Thore stände. Es handelt sich um eine Probe=Mobilmachung bei der Flotte und zwar sollen bei derselben nicht nur einzelne Schiffe in Kriegszustand versetzt, sondern es sollen auch Reservemannschaften herangezogen werden. In den Werkstätten und Zeughäusern von Toulon geht es daher zu wie in einem Bienenkorb.


Weiße Seidenstoffe v. 95 Pfg. bis 18.20 p. Met. - glatt gestreift u. gemustert (ca. 150 versch. Qual.) - vers. roben= und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 94 Seite 2]

Anzeigen.

Holz=Auction Nr. 7.

Am Sonnabend, den 30. November, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente aus den Duvenest-Wahrsower Tannen meistbietend verkauft werden.

  64 Stück tannen Klassenbäume und Stangen für Kiepenmacher,
  45 Stück tannen Stangen (Leiter= u. Wesebäume),
136 Rmet. tannen Kluftholz.
  34 Rmet. tannen Rodestämme.
Schönberg, den 24. November 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Den geehrten Einwohnern hiesiger Gegend zeige ich hierdurch ergebenst an, daß ich mich in Ziethen als

Maurermeister

niedergelassen habe.
Zur Uebernahme von Bauarbeiten, Anfertigung von Zeichnungen, Anschlägen, sowie aller anderen in mein Fach schlagenden Arbeiten, bin ich jederzeit bereit und verspreche den mich mit ihrem Vertrauen beehrenden sachgemäße Ausführung bei billigster Preisberechnung.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Carl Hiltmann.

Ziethen, im November 1889.


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50,000 Mark.

In den ferneren Ziehungen befinden sich solche von eventuell
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Bekanntlich ist unser Geschäft ganz besonders von Fortuna begünstigt, als Beweis mag gelten, daß wir außer vielen andern Haupttreffern, in kurzer Zeit 3 mal die Hauptprämie von je circa 30 000 Mark unsern Kunden ausgezahlt haben.
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Ganze Original-Loose à 6 M.
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Viertel do. à 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).
Indem wir Aufträge recht bald erbitten, bemerken wir noch, daß wir solche unter Nachnahme ausführen, auch amtlichen Verloosungsplan beifügen und sofort nach Ziehung jedem Kunden unaufgefordert die amtliche Gewinnliste übersenden.

                                                    Mindus & Marienthal
                                                    Hauptcollecteure
                                                    Hamburg.


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Reis, Buchweizen und Kartoffelmehl, Kartoffelgraupen, Sago, Gries, Manngrütze und gestoßenes Brod, Mais, ganz und gemahlen, sowie sämmtliche Mühlenfabrikate empfiehlt zu Tagespreisen

                                                    H. Wolgast,
                                                    Bäckerei und Mehlhandlung.


Grab-Kränze und Kreuze
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                                                    W. Wieschendorf, Klempner.


          Tisch- und Gestell-Wäschemangel,
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          Dampfkochtöpfe, Patent,
          Dampfwaschtöpfe mit kupfernen Böden,
          Zinkeimer u. Balgen mit Patentböden,
          Eimer und Balgen, emaillirt,
          Grapen, roh und emaillirt,
          Tonnenkessel zum Einmauern,
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empfiehlt in großer Auswahl

J. Ludw. D. Petersen.


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                                                    W. Wieschendorf.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 94 Seite 3]
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                                                    H. Mette.


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verkaufe ich alle in meinem Geschäft befindlichen Waaren zu Einkaufspreisen und darunter, um ganz damit zu räumen. Auch habe ich zu Ostern eine Wohnung mit Laden zu vermiethen.

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                                                    H. Bohnhoffs Wwe.


Meine Büdnerei

bin ich gewillt zu verkaufen und bitte solche, die dieselbe kaufen wollen, sich an mich zu wenden.

Herrnburg.                                                     Büdner Groth.


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Schönberg.                                                     H. Hein.


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                                                    Apotheker A. Montag.


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Ratzeburg.                                                     Chr. Vollmar.


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Schönberg bei                                                     Emil Jannicke, Bandagist.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 94 Seite 4]

Hagelschaden=Versicherungs=Verein für Mecklenburg=Schwerin und Strelitz zu Grevesmühlen.

In diesem Jahre sind versichert 2 243 243 Centner Getreide nach den Preisen vom 15. August und 15. October d. J. zum Werthe von 18 729 096 M. 20 Pfennig (Mecklenburg). - Die beitragspflichtige Summe beträgt nach Vorschrift des § 35 der Statuten 13 201 786 M. 20 Pfennig (Mecklenburg). Für die in diesem Jahre stattgefundenen 35 Hagelschäden sind mit Einschluß der Tax= und Administrationskosten, abzüglich des Cassenbestandes aus letzter Rechnung, aufzubringen 68 770 M. und ist hiernach in heutiger Directorial=Versammlung der diesjährige Beitrag auf 55 Pfennig pro 100 M. von der beitragspflichtigen Summe festgesetzt. - Nach der Versicherungssumme stellt sich der diesjährige Beitrag auf 38 Pfennige und nach den verschiedenen Gefahr=Klassen zwischen 27 1/2 Pfennig und 55 Pfennig pro 100 M.
Nach Vorschrift der Statuten wird solches mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß jedem Mitgliede über die Höhe des zu zahlenden Beitrags eine besondere Abrechnung zugehen wird.
Grevesmühlen, den 15. November 1889.

Die Direction.


Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin.
Erste Fremden=Abonnements=Vorstellung
für die Abtheilung I.
Am Mittwoch, den 27. November

Der Freischütz
Romant. Oper in 4 Aufz. von K. M. v. Weber.
Anfang 5 Uhr.                           Ende 7 3/4 Uhr.
Schwerin, den 22. November 1889.             
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Theater in Schönberg.
Dienstag, den 26. November 1889. Abschieds=Vorstellung!          Abschieds=Vorstellung!
Zum Benefiz für den Character-Komiker und Regisseur Alexander Hoffmann.
Parole: Ungeheure Heiterkeit.
Novitäten=Abend!                          Novitäten=Abend!
Durchschlagender Erfolg des Thalia=Theaters in
300 Mal!                  Hamburg                  300 Mal!
So sind sie alle
oder
Alle müssen heirathen!
Operrette mit Gesang und Tanz in 4 Acten von W. Mannstädt. Die Quodlibets, Lieder und Couplets von Steffens.

Wir hatten das Recht der Aufführung von "So sind sie alle" erst vom 1. Januar ab erworben, schrieben daher persönlich an den Autor, uns die Erlaubniß zur einmaligen Aufführung ertheilen zu wollen und erhielten darauf folgende Depesche: "Ertheile die Erlaubniß zur einmaligem Aufführung."

W. Mannstädt.       

Da ich obige Novität nur durch große pekuniäre Opfer an mich gebracht habe, hoffe ich, daß das kunstliebende Publikum von Schönberg mich an meinem Benefiz=Ehrenabend durch recht zahlreichen Besuch erfreuen wird.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Alexander Hoffmann.
Alles Nähere die Zettel.


Kampf=
genossen-
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

in Schönberg.
zur Feier des Gedenktages von Linguy
am 2. December 1889.
im großen Saale des Herrn Boye.

1. Aufführung des neuen, plattdeutschen Festspiels: "Kameraden"
2. Vorführungen von Nebelbildern.
3. Nach den Vorstellungen:

Ball

Kameraden und deren Frauen sind frei. Einführungen sind gestattet gegen ein Ball=Entree von

1,20 M. für Herren und 60 Pfennig (Mecklenburg). für Damen.
Kinder zahlen 10 Pfennig (Mecklenburg). Eintrittsgeld.
Kassenöffnung 7 Uhr.           Anfang 7 1/2 Uhr.
                                                    Der Vorstand.


Zu Ostern k. J. wird ein Lehrbursche gesucht, der das Schmiedehandwerk erlernen will.

Gr. Molzahn.                                                     Schmiedemeister Breede.


Den Bewohnern von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mich hier als

Maler

etabliert habe und alle in meinem Fache vorkommenden Arbeiten prompt und billig ausführen werde. Um geneigten Zuspruch bittet

                                                    H. Nevermann,
                                                     Maler.


Die Verlobung unserer jüngsten Tochter Henny mit dem Grossherzoglichen Hauptmann z. D. und Bezirksoffizier beim Meldeamt Schönberg i. M. Herrn Stöcker, beehren wir uns hierdurch ganz ergebenst anzuzeigen.

Schönberg i. M., den 24. November 1889.
Bürgermeister Bicker und Frau
                                                    Sophie, geb. Hamann.

Meine Verlobung mit Fräulein Henny Bicker, jüngsten Tochter des Herrn Bürgermeister Bicker zu Schönberg i. M. und dessen Gemahlin, Sophie, geb. Hamann, beehre ich mich hierdurch ganz ergebenst anzuzeigen.

Schönberg i. M., den 24. November 1889.
Stöcker,
Grossherzoglicher Hauptmann z. D. und Bezirksoffizier beim Meldeamt Schönberg.


Wilhelmine Tretow
Ludwig Rump
Verlobte.
Schönberg i. M.                           Barmek b. Hamburg.


Am Sonnabend Nachmittag entschlief sanft nach langer, schwerer Krankheit mein lieber Mann, der

Pförtner Christian Schmöcker

hieselbst im Alter von 62 Jahren.
Tiefbetrauert von mir, meinem Sohne und meiner Schwiegertochter.
Schönberg, den 25. November 1889.

                                                    E. Schmöcker,
                                                    geb. Jabs.

Die Beerdigung findet am Dienstag, den 26. d. Mts., Nachmittags 2 Uhr statt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospect des bekannten

Bankhauses Philipp Fürst

in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichen Leser besonders aufmerksam machen.


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 94 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 94 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 26. November 1889.


Das dem italienischen Hof nahestehende Blatt "Fanfulla" weiß zu berichten, daß König Humbert sowie der italienische Kronprinz von Seiten Kaiser Wilhelms eine Einladung erhalten haben, an mehreren Jagdpartien theilzunehmen, welche im Laufe des nächsten Sommers abgehalten werden sollen. Voraussichtlich werde Königin Margherita ihren Gemahl auf seiner Reise nach Berlin begleiten.
Der "Moniteur de Rome" verzeichnet an hervorragender Stelle, in großem Druck, jedoch ohne weitere Bemerkung die Nachricht über die Verlobung des italienischen Kronprinzen mit der belgischen Prinzessin Clementine. Die Heirath der beiden sei endgiltig zwischen den beiden Familien beschlossen; dieselbe finde jedoch gemäß den Grundsätzen der savoyischen Königsfamilie nicht eher statt, als bis der Kronprinz 21 Jahre alt geworden sei. Das tritt im Winter 1890 ein.
Die Antwort des Kaisers Dom Pedro auf die Mittheilung der provisorischen Regierung, daß die Republik proklamirt sei, lautet: "Angesichts der mir am 17. d. Mts. überreichten Adresse entschließe ich mich, dem Gebote der Umstände zu weichen und mit meiner ganzen Familie morgen nach Europa abzureisen und dieses geliebte Land zu verlassen, dem ich als Staatsoberhaupt während nahezu eines halben Jahrhunderts mich bemühte, einen festen Beweis meiner anhänglichen Liebe und Hingebung zu geben. Ich werde Brasilien stets in freundliche Erinnerung behalten und Hoffnungen für seine Wohlfahrt hegen."
Privatmeldungen aus Brasilien stellen die Lage keineswegs so ruhig dar, wie die amtlichen Meldungen. Die jetzige vorläufige Regierung träfe auf ernstlichen Widerstand in den Provinzen, wo die Anhänger des monarchischen Systems noch zahlreich seien. Der Kaiser habe das Land nur in der Erwartung der Wiederherstellung des Kaiserthums so willig verlassen. Die Monarchisten wollen dem Prinzen Pedro, Herzog zu Sachsen, einem Neffen des Prinzen Ferdinand von Coburg und andererseits auch des Kaisers, den Thron antragen.
Die "Vereinigten Staaten von Brasilien," wie das Land nunmehr amtlich genannt werden soll, sind ein ungeheures Staatswesen, das sich den Vereinigten Staaten Nordamerikas, hinter denen es zur Zeit in kultureller Beziehung noch weit zurücksteht, dermaleinst an die Seite stellen kann. Die "Vereinigten Staaten von Brasilien" sind ungefähr 15 mal so groß wie Deutschland, haben also beinahe die Flächen von ganz Europa. Dagegen hat Brasilien nur ungefähr den dritten Theil der Einwohner von Deutschland. Die Zahl der in Brasilien lebenden Deutschen dürfte mindestens 70 000 betragen.
In Spanien sieht's gar nicht gut aus. Die republikanische Agitation ist dort neu belebt worden durch die Vorgänge in Brasilien und nimmt stark zu. In den Straßen der Stadt sind mehrfach schon revolutionäre Flugblätter vertheilt worden. Die Regierung hat Vorsichtsmaßregeln in verschiedenen großen Städten angeordnet. Man will im Palast die Namen der Regimenter und Generale kennen, die revoltieren wollen.
Die japanesische Prinzessin Ariisugawa besuchte während ihres Berliner Aufenthaltes u. a. auch eine Anzahl Wohlthätigkeitsanstalten, um deren Einrichtungen zu studieren und ihrem Heimathlande nutzbar zu machen.
Nach amtlicher Meldung des kaiserlichen Consulats in Sansibar ist dort aus sicherer Quelle die Nachricht eingegangen, daß Dr. Peters und seine Gefährten sich wohlbehalten am Keniagebirge befinden. Es sind Vorkehrungen getroffen, dieselben von dem Abmarsch Emin Pascha's in Kenntniß zu setzen.


- Schönberg. Die Gesellschaft C. Hoffmann und Sohn, die sich durch ihr vortreffliches Spiel der ungetheilten Gunst unseres theaterliebenden Publikums von Schönberg und Umgegend zu erfreuen hat, wird nun heute, Dienstag, schon die letzte Vorstellung bei uns geben und zwar soll dieses gleichzeitig die Benefiz=Vorstellung unseres vortrefflichen Komikers Herrn A. Hoffmann werden. Der Künstler hat uns durch seine vorzüglichen Leistungen manch amüsanten Abend zu verschaffen gewußt. Zur Aufführung gelangt die Operettenposse "So sind sie Alle". Wie wir hören, hat die Direction das Aufführungsrecht erst für Januar erworben jedoch um dem Publikum noch einen recht heiteren Abend zu verschaffen, sich persönlich an den Autor gewandt und auch die Erlaubniß erhalten, dieses Stück auch bei uns in Schönberg geben zu dürfen. Wir sind überzeugt, daß es nur dieses Hinweises bedarf, um der Direction sowie dem Benefizianten an dem letzten Ehrenabend in dieser Saison ein volles Haus zu sichern.
- Schönberg. Zu Anfang des verflossenen Sommers theilten die hiesigen Maurer= und Zimmergesellen, wie wir s. Z. berichteten, ihren Meistern mit, daß sie eine Erhöhung ihres Tagelohns beanspruchten, oder die Arbeit einstellen müßten. Damals erklärten die Meister, sie könnten nicht auf diese Forderung eingehen, da die bereits abgeschlossenen Baucontracte noch unter Zugrundelegung des bisher bezahlten Arbeitslohnes abgeschlossen seien, und würden sie einen unverhältnißmäßigen Schaden erleiden, wenn die Gesellen auf ihrer Forderung beständen. In Rücksicht hierauf ließen die letzteren damals ihre Forderung fallen. Jetzt haben dieselben ihre Forderung um Erhöhung des Tagelohns von 2 M. 60 Pf. auf 3 M. pro Tag erneuert, und steht es also bei den Meistern, sich schlüssig zu werden, wie sie sich zu der Forderung der Gesellen stellenwollen.
- Schönberg. Der Lehrerverein Süd=Ratzeburg hielt am Sonnabend, den 16. d. Mts. seine diesjährige Herbstversammlung ab, welche von 9 Mitgliedern und 3 Gästen besucht war. Eingeleitet wurde dieselbe durch den Gesang: Allein Gott in der Höh' sei Ehr etc. und durch eine Ansprache des Stellvertreters des Vorsitzenden. Es wurde dann Lehrer Stegemann zum Vorsitzenden und Lehrer Albrecht zum Kassier gewählt. Sodann wurde noch zum Kreisvorsteher des Kreises Ratzeburg für den Feuerversicherungsverein Meckl. Lehrer Lehrer Godenschweger=Rieps und zum Substitut Lehrer Stegemann Schlag=Resdorf gewählt. Hierauf hielt Küster Meinke Schlagsdorf Vortrag über Uebungen in der Volksschule, worüber lebhaft debattirt wurde. Endlich berichtete Lehrer Schriever=Schönberg über die Hauptversammlung des Landeslehrervereins in Neubrandenburg. Die nächste Versammlung findet statt am 8. Februar 1890; zu derselben übernahm Lehrer Buddin=Carlow einen Vortrag.
- Schönberg. Zu Geschworenen für die nächste Schwurgerichtssitzung in Güstrow sind ausgeloost aus dem Fürstenthum der Hauswirth Oldörp=Ollndorf und der Schulze Ollmann=Schlagsdorf.
- Schönberg. Die Angaben verschiedener Blätter über die Höhe des diesjährigen Martini=Roggenpreises in Lübeck, nach welchem bekanntlich die Grundzins der Hauswirthe im hiesigen Fürstenthum bezahlt wird, ist ungenau. Es beträgt dieser Preis nicht, wie es hieß, 16 M. pro 200 Pfund Roggen, sondern 4 M. 20 Pf. für den auf ein Gewicht von 52 Pfund normirten Lübecker Scheffel.
- Schönberg. Wie bekannt, wurde diesen Sommer von einem Unternehmer auf der Feldmark des Schulzen Dräger in Lauen im hiesigen Fürstenthum eine große Dampfziegelei angelegt. Wie wir hören, soll zwischen dem Gründer und dem Besitzer des Grund und Bodens ein eigenthümlicher Contract abgeschlossen sein. Wenn wir nicht irren, so lautet derselbe vorläufig auf 20 Jahre. Alle zum Betrieb erforderlichen Gebäude hat der Unternehmer aufge=

[ => Original lesen: 1889 Nr. 94 Seite 6]

richtet und soll derselbe außerdem an jährlicher Pacht in den ersten 15 Jahren 500 M. und in den letzten 5 Jahren sogar 1500 M. entrichten. Nach Ablauf des vereinbarten Zeitabschnitts von 20 Jahren sollen die Gebäude excl. Inventar als Eigenthum in die Hände des Besitzers übergehen, ohne daß der Unternehmer irgend welche Entschädigung dafür zu beanspruchen hat.
- Die Gesammtzahl der Zeitungsnummern, welche bei den 17 mecklenburgischen Postämtern 1. Classe abgesetzt werden, ist dauernd in erheblicher Steigerung begriffen. Im Jahre 1883 betrug die Zahl nicht ganz 4 Millionen; sie stieg 1884 auf fast 4 1/2, 1885 auf 5 3/4, 1886 auf 6 1/2, 1887 auf 8 1/2 und 1888 auf 8 3/4 Millionen. In den 5 Jahren seit 1883 hat sich die Gesammtzahl der abgesetzten Zeitungsnummern verdoppelt.
- Bei Parchim in Meckl. erhing sich ein den niederen Ständen angehöriger Mann während der Fahrt auf der Eisenbahn im Kupee mittelst einer Kuhkette.
- Die Bierbrauerei von Mahn und Ohlerich zu Rostock wird mit einem Actien=Capital von 2 000 000 M. in eine Actien=Gesellschaft umgewandelt. Die Brauerei hat zu ihrer Production ausreichende eigene Mälzerei und eine große Kühlanlage zur künstlichen Kühlung sämmtlicher Lager= und Gähr=Keller, sowie der Gährbottiche. Sie ist mit einem letztjährigen Absatz von rund 70 000 Hectoliter bei weitem die größte Brauerei Mecklenburgs und die Leistungsfähigkeit ist hiermit noch lange nicht erschöpft. Das Bier wird zum größten Theil im Lande selbst abgesetzt.
- In Hamburg begann ein Prozeß gegen 15 zum Theil hochangesehene Handelsfirmen wegen Betrug. Der Prozeß soll 90 Tage dauern. Die Angeklagten befinden sich auf freiem Fuße.
- Der in Hamburg zum Tode verurtheilte Knabenmörder Benthin beträgt sich im Gefängniß musterhaft, er arbeitet ruhig vor sich hin und spricht nur äußerst wenig. Abgesehen davon, daß er mitunter plötzlich mit der Arbeit aufhört und schwer seufzt, verräth nichts, daß ein schweres Verbrechen auf seiner Seele lastet. Seinem Anwalt gegenüber äußerte er sich vor Kurzem, daß er mit Zuversicht hoffe, daß die eingelegte Revision für begründet erachtet werde.
- Dieser Tage wurden etwa 1200 Ausstellern 1506 Mk. für die Platzmiethe auf der Hamburger Gewerbe und Industrie=Ausstellung zurückgesandt. Bekanntlich hat die Ausstellung einen Ueberschuß von mehr als 800 000 Mk. ergeben.
- Die Hamburger Stadtbibliothek ist durch Geschenk in den Besitz des Originaltestament von Ludwig v. Beethoven gekommen.
- Der Reichskanzler Fürst Bismarck hat der Hamburg=Amerikanischen Packetfahrt=Actiengesellschaft die Erlaubniß gegeben, den vierzigsten transatlantischen Dampfer ihrer Flotte seinen Namen zu geben. Der "Fürst Bismarck" wird das größte und voraussichtlich schnellste Schiff der deutschen Handelsmarine sein, es wird mit einem Kostenaufwand von 5 1/2 Millionen Mark beim "Vulkan" zu Stettin erbaut und ist für den Hamburg=New=Yorker Schnelldampfer=Passagierdienst der Packetfahrt=Gesellschaft bestimmt.
Gustav Freitag wird auf die zahlreichen Kritiken seiner Schrift über Kaiser Friedrich demnächst antworten. Derselbe arbeitet bereits an der Entgegnung, die aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in einer besonderen Broschüre, sondern vielmehr in einer politisch=wissenschaftlichen Zeitung erscheinen wird.
- Auf dem Tegeler Schießplatz hat ein Pistolenduell zwischen einem Berliner Gardeoffizier und einem Arzte stattgefunden. Der Arzt wurde beim ersten Kugelwechsel schwer am Kopfe verletzt.
- In Bingen fand man kürzlich zwei werthvolle Pferde des Weinhauses Meyer und Koblenz tot im Stalle liegen. Es wurde ursprünglich vermuthet, daß die Thiere vergiftet worden seien. Wahrscheinlich sind dieselben durch Weindünste erstickt, welche aus dem benachbarten geheizten Gärkeller in den Stall gedrungen sein mögen.
- Unterschlagungen, die sich der Notar Möhler in Frankfurt am Main zum Nachtheil seiner Klienten hat zu Schulden kommen lassen, haben dem Vernehmen nach eine Höhe von 40 000 Mark erreicht.
- "Das Berühren des Leitungsdrahtes ist lebensgefährlich," verkünden jetzt in Frankfurt a. M. an den Leitungsstangen angebrachte Plakate. Verursacht wurde diese Einrichtung dadurch, daß ein Kohlenarbeiter durch unvorsichtige Handhabung mit einer Schippe der electrischen Leitung zu nahe kam und einen so heftigen Schlag erhielt, daß er zu Boden stürzte.
- Im sächsischen Erzgebirge liegt so viel Schnee, daß der Schlitten bereits seit einigen Tagen im Gebrauch ist; auch herrscht dort namentlich in den Nächten starker Frost.
- Aus Uhingen in Württemberg wird schweres Unglück gemeldet: Von zwei Arbeitern, die mit dem Beschicken (Füllen) eines Bleichkessels beschäftigt waren, blieb der eine unerklärlicher Weise im Kessel zurück, was keiner der Mitarbeiter bemerkte und wurde durch den einströmenden Dampf sofort getötet.
- In München sind falsche Fünfmarkstücke im Umlauf. Dieselben tragen fast sämtlich die Jahreszahl 1876 und das Bild des Großherzogs von Baden.
- In der bayrischen Hauptstadt ist vor einigen Tagen der Privatier August Strohofer gestorben. Er hatte ein Gewicht von gut drei Zentnern, und seine enorme Korpulenz gab oft Anlaß zu den lustigsten Wetten. Als dickster Mann und stärkster Trinker Münchens zählte Strohofer zu den Sehenswürdigkeiten der Isarstadt.
- Durch Vergiftung des Brotteiges bei einem Bäcker in Kaiserslautern erkrankten dortselbst 50 Personen, doch sind sämtlich außer Gefall. Das Gift wurde von ruchlosen Händen in den in der Backstube gestandenen Teig gemischt.
- Aus dem Algäu wird dem "Correspondent von und für Deutschland" geschrieben: In land= und forstwirtschaftlichen Kreisen ist der Gedanke aufgetaucht und in der Presse ernstlich besprochen, der Gedanke nämlich, Versuche, mit der Einbürgerung des schwedischen Rennthiers zu machen. Im Harz sind ähnliche Versuche bekanntlich mißglückt. Die Thiere pflanzten sich in der ersten Zeit zwar fort, sind aber jetzt im Eingehen begriffen. Man glaubt, daß die Lebensbedingungen im Algäu den Rennthieren günstiger, ja durchaus zusagend sind, und will mit der Einführung der Thiere im nächsten Frühjahr beginnen. Es handelt sich weniger darum, ein neues jagdbares Wild, als ein Hausthier für den kleineren Landwirth zu gewinnen, das Fleisch und Milch liefert und auch als Lastthier verwendet wird. Man sieht den interessanten Versuchen mit Spannung entgegen.
- In Antwerpen findet bekanntlich gegenwärtig der Prozeß gegen den französischen Unternehmer Corvillain wegen des bekannten Patronenunglücks statt. Bei der Unmasse von Zeugen, die vernommen werden müssen, schreitet die Verhandlung nur sehr langsam vor. Alle wesentlichen Aussagen stimmen darin überein, daß in der Patronenhütte in jeder Beziehung eine "bodenlose Leichfertigkeit" herrschte."
- Auch in Rußland hat man mit Einführung von Postsparkassen begonnen. In dem Postbezirke Moskau und Twer sollen zunächst etwa 150 solcher Kassen eingerichtet werden.
- Im europäischen Rußland, ausschließlich Petersburg, haben in den letzten sieben Jahren 40 000 Brände stattgefunden, deren Schaden 89 Millionen Rubel berechnet wird. Fast 140 000 Gebäude sind eingeäschert.
- Im Zuchthaus zu Goulette (Tunis) sind die schwarzen Sträflinge ausgebrochen und haben, nachdem sie sich Revolver verschafft hatten, die ebenfalls aus Schwarzen bestehenden Wachmannschaften angegriffen. Auf dem Kampfplatz sind zahlreiche Todte geblieben.
- Im Theater zu Barcelona brach nach der Vorstellung Feuer aus, welches das ganze Gebäude ergriff; doch ist glücklicherweise kein Menschenleben zu beklagen.


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