No. 92
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 19. November
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 92 Seite 1]

In Sachen, betr. die Zwangsversteigerung der dem Halbhufner Hans Joachim Christian Benn zu Mannhagen gehörigen, daselbst sub Nr. VIII belegenen Halbhufnerstelle, stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. der Verkaufstermin auf

Freitag, den 20. Dezember 1889,
Mittags 12 Uhr,

2. der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 21. Januar 1890,
Mittags 12 Uhr.

Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück c. p. an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Freitag, den 20. December 1889,
Mittags 12 Uhr,

angesetzt.
Die Verkaufsbedingungen liegen 14 Tage vor dem ersten Verkaufstermin auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Betheiligten aus.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsvollstreckung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an das Grundstück c. p. bestimmten Termin und in dem Verkaufstermine zu erscheinen, sowie innerhalb 8 Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 30. September 1889.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

W. Wetzel.       


Auf den Antrag des Büdners und Maurergesellen Heinrich Wilms zu Hammer werden hiermit Alle und Jede, welche an den angeblich verloren gegangenen Hypothekenschein über das ad. Fol. I. der zweiten Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über die zu Hammer belegene Büdnerstelle des Antragstellers für die Sparkasse zu Mölln i/L. eingetragene Kapital der 600 Mark annoch Ansprüche und Forderungen haben möchten, hierdurch aufgefordert, solche spätestens in dem auf

Sonnabend, den 23. November d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

anberaumten Termin vor unterzeichnetem Amtsgerichte, unter Vorlegung der bezüglichen Urkunden, unter dem Rechtsnachtheil, daß die Kraftloserklärung des vorstehend bezeichneten Hypothekenscheins erfolgen wird.
Schönberg, den 7. September 1889.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über das zu Domhof bei Ratzeburg sub Nr. 11 belegene Wohnhaus c. p. der Frau Ziegenhirt, Johanna geb. Wiese, daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 11. November 1889.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 9. December 1889 bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf

Mittwoch, den 20. November 1889,
Mittags 12 Uhr,

eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Civilkammer I anberaumt.
Güstrow, den 15. November 1889.

Der Präsident
des Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen
Landgerichts.
(gez.) von Amsberg.


Steckbrief.

Wider den flüchtig gewordenen Arbeiter Peter Heinrich Busch aus Westerbeck, geb. am 8. October 1830, welcher dringend verdächtig ist, im October und November d. J. sich des Betrugs zum Nachtheil eines Bewohners in Sülsdorf, eines Bewohners in Kl. Bünsdorf und eines Bewohners in Herrnburg schuldig gemacht zu haben, ist der richterliche Haftbefehl erlassen.
Ich bitte um Vigilanz event. Festnahme und Benachrichtigung.

Schönberg i/Meckl., den 18. November 1889.
Der Amtsanwalt.


Holz=Auction Nr. 6.

Am Sonnabend, den 23. November, Morgens 10 Uhr in den Priestertannen, Schlagbrügger Revier, an Ort und Stelle meistbietend bei beschränkter Concurrenz verkauft werden

40 Stück tannen Kiepenhölzer
gleichzeitig kommen daselbst zum Angebot bei freier Concurrenz
43 Fichtenstämme mit 50 Festmeter in einem Loose aus dem Schlagbrügger Holze, welche mit 13 M. pro Festmeter eingesetzt werden. Nähere Auskunft ertheilt Förster Blank zu Schlagbrügge b. Schlagsdorf.
Versammlung der Käufer auf der Trift beim Schlagbaum.
Schönberg, den 16. November 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Englisches Salz
empfiehlt                                                    C. Kremer.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 92 Seite 2]

Die geehrten Abonnenten auf die 6 Fremden=Vorstellungen der Spielzeit 1889/90 im hiesigen Großherzoglichen Hoftheater werden hierdurch aufgefordert, die bestellten Theater= und Eisenbahnbillets in den Tagen

vom 18. bis zum 20. d. Mts.
bei den Billet=Expeditionen ihrer Eisenbahnstationen gegen Bezahlung abzuholen.
Schwerin, den 14. November 1889.

Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Feuerversicherungsverein Mecklenb. Kirchendiener und Forstbeamten.
Rechnungsablage pro 1888/89.

Einnahme.

Erhobene Beiträge. 9078,89 M.
Kassenbestand des vorigen Jahres 19474,36 M.
Zinsen 564,71 M. - 29117,96 M.

Ausgabe.

Verwaltungskosten und Porto pp. 998,88 M.
Brandschäden 8648,04 M. - 9616,92 M.
                                Kassenbestand 19471,04 M.
Lübtheen, den 15. October 1889.

L. Hennings,                                                    v. Stark.      Rosenwanger.
Kassier.                                                               Revisoren.          


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[ => Original lesen: 1889 Nr. 92 Seite 3]
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Da wir in diesem Jahre nur einen geringen Hagelschaden zu vergüten haben, soll auch nur ein Beitrag von 20 Pfennig pro 100 Mark Versicherungssumme erhoben und zur weiteren Verstärkung des Reservefonds - der bereits 25,000 M. beträgt - verwandt werden.
Wir ersuchen unsere Mitglieder, solchen Beitrag am

Sonnabend, den 30. November,
Morgens 10 Uhr,

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 1. November 1889.

Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.
J. Köger-Lockwisch.      Wilh. Heincke.


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                                                    H. Brüchmann.


Bruch=Heilung.
Die Heilanstalt für Bruchleiden hat uns mit unschädlichen Mitteln ohne Berufsstörung von Leisten=, Hodensack= und Wasserhodenbruch durch briefliche Behandlung vollständig geheilt, so daß wir jetzt ohne Bandage arbeiten können. Joh. Breit, Ehrenfeld b. Cöln; P. Gebhard, Schneiderm., Friedersried b. Neukirchen, 54 J.; Jos. Kast, Handlung, Simmerberg b. Lindau; A. Schwarz, Wagenbauer, Langenpfungen b. Rosenheim (für Kind). "Broschüre: "Die Unterleibsbrüche und ihr Heilung gratis. 3000 Bandagen bester Construktion vorräthig; mit einer Mustersammlung ist unser Bandagist in:

Lübeck "Spethmanns Hotel",
am 17. jeden Monats von 8 Uhr Vorm. bis 12 1/2 Uhr Nachm.

zur unentgeltlichen Maßnahme und Besprechung zu treffen. Man adressire: An die Heilanstalt für Bruchleiden in Stuttgart, Allenstraße 11.


Theater in Schönberg.
(Im Saale des Herrn Boye.)
Mittwoch, den 20. November 1889:
Goldfische
Lustspiel in 4 Acten von Schönthan u. Kadelburg.
Repertoir=Stück aller deutschen Bühnen.
Nachmittags 4 Uhr.
Vorstellung für Kinder und Erwachsene.
Die Puppenfee
Zaubermärchen in 3 Aufzügen.
Preise der Plätze:
für Kinder
Sperrsitz 50 Pfennige.
1. Platz 30 Pfennige.
2. Platz 25 Pfennige.
Gallerie 20 Pfennige.
für Erwachsene
Sperrsitz 70 Pfennige.
1. Platz 50 Pfennige.
2. Platz 40 Pfennige.
Gallerie 25 Pfennige.
Billets zur Kinder=Vorstellung sind nur an der Kasse zu haben.
Freitag, den 22. November 1889:
Deborah,
oder Christ und Jüdin. Volksschauspiel in 4 Acten von Mosenthal.
Alles Nähere die Zettel.


Allen denen von Nah und Fern, die uns zur silbernen Hochzeit beglückwünschten, sagen wir hiermit unsern innigsten Dank.

                                                    F. Tesch und Frau.


Die
großartigsten Gewinnchancen

bietet unbedingt die neue 297. Hamburger Geld=Verloosung. Schon in erster Klasse beträgt der Hauptgewinn

50,000 Mark.

In den ferneren Ziehungen befinden sich solche von eventuell
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Bekanntlich ist unser Geschäft ganz besonders von Fortuna begünstigt, als Beweis mag gelten, daß wir außer vielen andern Haupttreffern, in kurzer Zeit 3 mal die Hauptprämie von je circa 30 000 Mark unsern Kunden ausgezahlt haben.
Zu der obigen ersten Ziehung empfehle daher:
Ganze Original-Loose à 6 M.
Halbe do. à 3 M.
Viertel do. à 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).
Indem wir Aufträge recht bald erbitten, bemerken wir noch, daß wir solche unter Nachnahme ausführen, auch amtlichen Verloosungsplan beifügen und sofort nach Ziehung jedem Kunden unaufgefordert die amtliche Gewinnliste übersenden.

                                                    Mindus & Marienthal
                                                    Hauptcollecteure
                                                    Hamburg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 92 Seite 4]

Zu dem am Donnerstag, den 21. November bei mir stattfindenden
Landmannsballe
erlaube ich mir die Herren Hauswirthe hierdurch freundlichst einzuladen.
Schönberg.                                                     J. Boye.


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Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 92 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 92 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 19. November 1889.


In Berlin wurden am Freitag abend der japanesische Prinz Urisugawa Takehito und seine Gemahlin unter dem Namen Graf und Gräfin Sawa mit zahlreichen Gefolge erwartet und sollten in Hof=Equipagen abgeholt werden. Der Prinz, ein Adoptivsohn des Kaiser von Japan, ist Corvetten=Kapitän und beabsichtigt, die deutsche Marine=Einrichtungen zu studieren, während die Prinzessin, eine Schönheit des Japanesischen Hofes, sich in die Berliner Hofgesellschaft einführen lassen will.
Die Reichstagskommission für das neue Bankgesetz hat die konservativerseits beantragte Verstaatlichung der Reichsbank mit 10 gegen 3 Stimmen abgelehnt.
Tiefer Friede; es soll seit Jahren und Jahrzehnten auf hochpolitischem Gebiet noch nicht so still und wolkenlos gewesen sein, wie gerade jetzt. Der Reichskanzler Fürst Bismarck, der sich in Friedrichsruh wohl befindet, gedenkt deshalb vor der Hand auch noch nicht nach Berlin zurückzukehren, er hält seine Anwesenheit dort nicht für nöthig. Später bei der Berathung des Militäretats und beim Sozialistengesetz wird er wahrscheinlich persönlich in die Verhandlungen eingreifen, doch giebt man sich innerhalb der Regierung schon jetzt der festen Ueberzeugung hin, daß das Sozialistengesetz bewilligt werden wird. Nicht ganz so zuversichtlich ist man in Bezug auf die militärischen Neuforderungen und scheint auch nicht abgeneigt, in dieser Beziehung sich dies oder jenes abhandeln zu lassen. Was an den Gerüchten ist, nach denen Fürst Bismarck mit dem Grafen Kalnoky die Grundzüge eines wirthschaftlichen Defensiv=Bündnisses, dem auch Italien angehören würde, vereinbart haben soll, so lassen sich diese für den Augenblick auf ihre Richtigkeit nicht prüfen. Anregungen sind nach dieser Richtung hin ja schon öfter laut geworden. Auch die Eröffnungen, die Fürst Bismarck dem Grafen Kalnoky in Bezug auf Bulgarien und den Prinzen Ferdinand von Coburg gemacht haben soll, erscheinen durchaus noch nicht verbürgt.
Der Friede wird gegenwärtig aller Orten gefeiert. Wenn er den Völkern nur nicht so viel Geld kosten wollte! Während das "Fremdenblatt" in Wien sich neuerdings über die Reise Kaiser Wilhelms nach Konstantinopel und die sich daran anschließende Zusammenkunft der beiden Kaiser von Deutschland und Oesterreich dahin ausgesprochen hat, daß diese Ereignisse erfreuliche Anzeigen dafür seien, daß das Mißtrauen des Zaren gegen den Dreibund nunmehr überwunden erscheine, hat Lord Salisbury, der englische Premierminister, am Sonnabend in London bei dem Lordmayors=Bankett die übliche hochpolitische Rede gehalten, die er mit der schönen Wendung geschlossen hat, daß "das politische Barometer deutlich in der Richtung des Friedens" steige.
Die englische Times meldet, Fürst Bismarck habe dem Grafen Kalnoky in Friedrichsruh gesagt, die Gunst, welche Oesterreich dem Fürsten Ferdinand erweise, mißfalle dem Czaren sehr und müsse gemäßigt werden. Kalnoky habe eine kühlere Haltung angenommen und zugesagt, eine Anerkennung des Coburgers nie auszusprechen.
Die durch Einführung des neuen Pulvers geänderte Gefechtsweise wird auch die Kavallerie erheblich beeinflussen. Größere Cavallerieverbände sollen überhaupt nicht mehr geschaffen werden, die Cavallerie=Brigade von 2 Regimentern wird der höchste Verband im Frieden sein. Dementsprechend werden die Regimenter neu zusammengestellt werden.
Erzherzog Johann von Oesterreich ist nicht nur aus der militärischen Rangliste und aus dem Verzeichniß der Ritter des Goldenen Vließes, sondern auch aus der offiziellen Genealogie des österreichischen Kaiserhauses gestrichen worden, worin sein Name von Neujahr an nicht mehr aufgeführt sein wird. Gemäß allerhöchster Verfügung lautet der von dem gewesenen Erzherzog nunmehr zu tragende Name Johann Orth. Er hat die von Hamburg aus beabsichtigte Fahrt nach England vorläufig aufgegeben. In den nächsten Tagen gedenkt derselbe nach Kiel und Lübeck zu reisen, um die dortigen maritimen Verhältnisse kennen zu lernen. Auf Verlangen des Kaisers von Oesterreich wird "Johann Orth" das Schweizer Bürgerrecht nachsuchen. Als Grund für die Niederlegung seiner Würden giebt er folgenden Umstand an, daß er kein aktives Kommando in der österreichischen Armee wieder erlangen konnte und nicht als unthätiger Prinz leben wollte.
Der Sozialistische französische Abgeordnete Thiorier hielt vor zwei Tagen, wie er seinen Wählern versprochen hatte, seinen Einzug in den Pariser Kammerpalast in blauer Blouse. Sie war aus blauer Leinwand, funkelnagelneu, lang, weit, faltig, flößte aber einem der Thürsteher trotz dieses tadellosen Zustandes einige Bedenken ein. Der General Cluseret flüsterte indessen des Hauses redlichem Hüter zu: "Es ist Herr Thiorier, unser neuer College," und nun durfte dieser ungehindert die Hallen des Palastes durchschreiten, er that es übrigens in Lederstiefeln und nicht in Holzschuhen, wie angekündigt worden war, und unter der Blouse trug er einen feinen schwarzen Tuchanzug.
Der Czar soll dem türkischen Botschafter mitgetheilt haben, er werde im nächsten Frühjahr den Sultan besuchen. - Die russische Regierung wird eine neue innere Anleihe von 100 Millionen zum Bau neuer Bahnlinien aufnehmen.
Der russische Thronfolge kehrt von Athen nicht direkt nach Petersburg zurück, sondern begiebt sich zuerst über Antivari nach Cettinje, um daselbst der Taufe des jüngsten Sohnes des Fürsten von Montenegro beizuwohnen. Diese Reise läßt natürlich von Neuem das Gerücht auftauchen, daß die baldige Verlobung des Thronfolgers mit der jüngsten Prinzessin von Montenegro bevorstehe. So hoch auch der "einzige Freund" und seine schönen Töchter in Petersburg geschätzt werden, so will doch diese Heirath nicht ganz standesgemäß erscheinen, weshalb selbst in Rußland an dem Zustandekommen derselben stark gezweifelt wird.
Königin Margarethe von Italien wird auf eine Einladung der Kaiserin hin zu Anfang des nächsten Sommers zu längerem Besuch nach Berlin kommen.
Einem Herzenswunsche der Kaiserin Augusta Viktoria entsprechend, hat der Sultan den seit langem angestrebten Bau einer Kapelle für protestantische Pilger in Bethlehem genehmigt.
Der Patriarch von Jerusalem hat der Prinzessin Sophie als Hochzeitsgabe das goldene Kreuz des heiligen Grabes mit Diamanten übersandt, unter Beifügung eines herzlichen Glückwunschschreibens in altgriechischer Sprache. Beides wurde der Kronprinzessin Sophie persönlich durch den Archimandrid des heiligen Grabes, Makarios, überreicht.
Noch immer treffen in Athen täglich Hochzeits= und Ehrengeschenke für das kronprinzliche Paar ein, weshalb dasselbe an jedem Tag einige Stunden darauf verwenden muß, die Ueberbringer der Sachen, die oft hunderte von Meilen aus England, Rußland, Egypten kommen, in Audienz zu empfangen.
Ueber die zwischen der serbischen Regierung und dem Exkönig Milan zu treffende Vereinbarung erfährt man folgendes: Milan erhält aus der Staatskasse jährlich 300 000 Gulden; verpflichtet sich aber nie wieder nach Serbien zurückzukehren und mit dem Sohne nur im Ausland zusammenzutreffen. Die Regentschaft ihrerseits verpflichtet sich, die Königin durch eigenes Gesetz auszuweisen und Begegnungen

[ => Original lesen: 1889 Nr. 92 Seite 6]

mit dem Sohne von Zeit zu Zeit mit jedesmaliger Einwilligung König Milans im Auslande zu gestatten.
König Milan ist am Sonntag Abend in Belgrad angelangt; sein Sohn, König Alexander hat ihn am Bahnhof mit den Regenten und Ministern auf das Herzlichste begrüßt. Darüber wird sich Frau Natalie ärgern. Milan wohnt im Palast und soll entschlossen sein, der "Königin=Frage" ein Ende zu machen.
Die schöne Frau Natalie ist unversöhnlich. Sie ist von Belgrad aus am Sonnabend Abend nach Nisch gereist, um in Belgrad nicht etwa mit ihrem einstigen Gemahl, Herrn Milan, zusammen zu treffen, der sich am Sonntag von Wien nach Belgrad begeben hat. Uebrigens ist Herr Milan nicht, verlobt und gedenkt auch kein Mandat der Skupschtina anzunehmen.
Nach Meldungen aus Rio de Janeira ist daselbst eine revolutionäre Bewegung zum Ausbruch gelangt, welche den Umsturz der Regierung und die Herstellung der Republik bezweckt. Die Armee unterstützt die revolutionäre Bewegung. Es ist eine provisorische Regierung eingesetzt. Das Ministerium hat demissionirt. Gelegentlich einer Revolte, an der auch Soldaten theilnahmen, wurde der Marineminister Ladarius schwer verwundet.
Die chinesische Regierung soll beschlossen haben, ihre Truppen an der russischen Grenze mit Repetiergewehren zu bewaffnen und deutsche Offiziere zu Instrukteuren zu ernennen.
Reichskommissar Wißmann ist am Sonntag von Saadani an der Küste nach Sansibar zurückgekehrt. Sein Verlust bei der Einnahme von Saadani betrug zwei Todte und vier Verwundete. Die Banaheri flüchteten in nördlicher Richtung. Die Straßen sind wieder völlig offen.


- Neustrelitz, 14. November. II. KK. HH. der Großherzog und die Großherzogin sind von Schwerin gestern Nachmittag 2 3/4 Uhr hier wieder eingetroffen.
- Schönberg. Nachdem die Angelegenheiten in Betreff der im Laufe der Spielzeit 1889/90 im Großherzoglichen Hoftheater zu Schwerin zu veranstaltenden 6 Fremden=Abonnements=Vorstellungen sich bis jetzt aus verschiedenen Gründen verzögert hatten, gelangen nach der heutigen Annonce nunmehr die Billets zur Ausgabe. Wie wir erfahren, ist die Betheiligung in verschiedenen Orten eine geringere geworden, so daß nur eine Zweitheilung des Abonnements möglich gewesen ist, also im Ganzen 12 Fremden=Vorstellungen stattfinden. Die Vertheilung der Abonnenten auf die beiden Abtheilungen ist die folgende: Zur Abtheilung I gehören Rostock, Schwaan, Bützow, Malchin, Teterow, Lalendorf, Güstrow, Warnow, Blankenberg, Sternberg, Brüel, Warin und Ventschow, sowie Schönberg, Grevesmühlen, Plüschow, Bobitz, die Eisenbahnstrecke Schwerin=Crivitz, Gadebusch und die Abonnenten, welche mit eigenem Fuhrwerke fahren. Zur II. Abtheilung sind gelegt: Wismar, Mecklenburg, Kleinen, Zachun, Hagenow, Wittenburg, Ludwigslust, Grabow, Neustadt, Parchim und Lübz. - Da der letzte fahrplanmäßige Zug von Schwerin nach Kleinen Abends 9.20 abfährt, so werden sämtliche Fremden=Vorstellungen der Abtheilung I um 4 bezw. 4 1/2 ihren Anfang nehmen und um 8 Uhr endigen. Die Vorstellungen der Abtheilung II werden dagegen in den meisten Fällen um 5 1/2 Uhr beginnen. Nach Rostock, Malchin, Schönberg und Wismar ist Abends Anschluß mit fahrplanmäßigen Zügen, ebenso nach Crivitz 9.38. Nach Hagenow und Ludwigslust wird um 9.52 ein sich in Holthusen theilender Extrazug abgelassen werden, an welchen sich in Ludwiglust der Extrazug der Südbahn anschließt; die Abonnenten aus Grabow haben daselbst einen kurzen Aufenthalt. Trotz verschiedener Anstrengungen war es nicht möglich, in diesem Jahre an den Eisenbahnstrecken Wismar=Rostock und Wismar=Karow die für die von diesen Bahnen zu stellenden Extrazüge erforderliche Anzahl von Abonnenten zusammenzubringen. Dahingegen haben sich aus Lübz 37 und aus Gadebusch 24 Abonnenten gemeldet, welche im vorigen Jahre nicht vorhalten waren.
- Schönberg. Wie sehr sich die Direction C. Hoffmann und Sohn der Gunst des Publikums in Schönberg und Umgegend zu erfreuen hat, bewies der am Sonntag voll besetzte Saal. Stadt und Umgegend hatte sich eingefunden, um sich eines heiteren Abends zu erfreuen. Es war denn auch keiner vergebens gekommen, denn Publikum wie Schauspieler waren in der animirtesten Stimmung. Die Darstellung war eine vorzügliche und hatte die Direction alles gethan, um das Stück würdig in Scene zu setzen. Am Mittwoch werden wir Gelegenheit haben, wieder ein neues Lustspiel von Schönthan und Kadelburg kennen zu lernen. "Goldfische" heißt dieses neue Product der geistreichen Bühnenschriftsteller, die sich durch ihre trefflichen Lustspiele "Cornelius Voß", "Berühmte Frau" etc. einen bedeutenden Namen in der Theaterwelt erworben haben und zu den größten Capazitäten der deutschen Bühnen=Litteratur zählen. Wir machen daher alle Theaterfreunde auf diese Novität aufmerksam. Für Freitag ist das Volksschauspiel "Deborah" oder "Christ und Jüdin" von Mosenthal angesetzt. Wie wir hören, gedenkt die Direction nur noch 4 Vorstellungen hier zu geben, und es wird gewiß Jedem leid thun, die Direction C. Hoffmann und Sohn, die sich der vollen Gunst des Publikums zu erfreuen hat, so bald scheiden zu sehen. Nehme Jeder daher noch die kurze Zeit wahr.
- Am 12. d. M. feierte das Erbpächter Joh. Meyer'sche Ehepaar zu Benzin bei Rehna das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Se. K. Hoh. der Großherzog übersandte Sein Bildniß.
- Unser Kaiserpaar kann nicht nur etwas erzählen von der Reise, die es soeben gethan hat, es kann auch etwas zeigen und zwar echt orientalische Herrlichkeiten, wie wir sie sonst nur aus Märchen aus "Tausend und eine Nacht" kennen. Der Gesammtwerth der Geschenke des Sultans an das Kaiserpaar beträgt 40 000 Pfund Sterling oder eine Million Francs. In 24 gewaltigen Kisten verpackt, wurden die Geschenke von der ottomanischen Hafenbehörde an Bord der "Danzig" gebracht; drei hohe türkische Polizeibeamte überwachten den Transport. Abgesehen von dem kostbaren Ehrensäbel und der wundervollen Agraffe für die Kaiserin bestehen die Geschenke vorzugsweise aus prächtigen Shawls, Seidengeweben und Teppichen, welche eigens zu diesem Zweck hergestellt wurden. Die Agraffe (nicht Broche) kostete allein 540 000 Franks. Es ist eine kollierartige Brillanten=Agraffe, welche dazu bestimmt ist, den Mantel auf der Brust zusammenzuhalten. Die Arbeit ist wundervoll ausgeführt. Auch Graf Herbert Bismarck wurde vom Padischah reich beschenkt, wie derselbe sich überhaupt rühmen darf, nächst dem Kaiser am meisten mit Ehrenbezeugungen überhäuft worden, zu sein.
- Die beiden Gespanne, welche der Sultan dem Kaiser und der Kaiserin verehrt hat, sind Rappen. Den Schmuck der kostbaren Thiere bilden Decken von reichster Stickerei, deren Werth beinahe noch den der Thiere übersteigt. Der Dienerschaft, welche den Kaiser auf seiner Reise begleitet hat, sah man die Wirkung der südlichen Sonne an. Die großartige Gastfreundschaft des Sultans erstreckte sich auch auf sie. Die Lakaien schliefen in seidenen Betten und noch in Berlin rauchten sie Cigaretten vom Sultan. Jeder Mann hatte tausend Stück erhalten. Alle bisherigen Reisen des Kaisers treten, was den äußern Glanz betrifft, gegen die nach Konstantinopel in den Schatten.
- Die Tabaksdose, die der Zar bei seinem letzten Aufenthalt in Berlin dem Reichskanzler Fürsten Bismarck zum Geschenk gemacht hat, soll einen Werth von 24 000 Mk. haben. Ihr sonstiger Werth läßt sich, obwohl der Zar unseres Wissens nicht schnupft und die Dose deshalb anders wird verwenden müssen, gar nicht angeben, am klügsten wäre es gewesen, der Zar hätte dazu gesagt: "so lange diese Dose, mein lieber Fürst, in Ihrem und Ihrer Familie Besitz bleibt, bleibt auch der Friede zwischen Rußland und Deutschland; erst dann, wenn diese Dose in andere Hände übergeht, giebt's Krieg.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 92 Seite 7]

Die Bismarcke werden dieses Kleinod aber auch ohne diesen Zusatz zu hüten wissen.
- Die Personentarife betragen vom 1. April nächsten Jahres an auf allen preußischen Staatsbahnen : für das Kilometer I. Classe 8 Pfg., II. Cl. 6 Pfg., III. Cl. 4 Pfg., IV. Cl. 2 Pfg. für Personenzüge; I. Cl. 9. Pfg., II. Cl. 6 2/3 Pfg., III. Cl. 4 2/3 Pfg. für Schnellzüge; I. Cl. 12 Pfg., II. Cl. 9 Pfg., III. Cl. 6 Pfg. für Rückfahrten und für Gepäck 1/2 Pfg. für 10 Kilogramm.
- Daß die 4. Wagenklasse auf den preußischen Staatsbahnen eine gegen die jetzigen Verhältnisse bessere Einrichtung erhalten sollte, haben wir bereits vor einiger Zeit berichtet. Es sollen schon Anordnungen ergangen sein, wonach in den Wagen vierter Klasse Bänke anzubringen sind.
- Im Dienst starb in Berlin ein Briefträger der Reichspost. An der Ecke der Kaiser= und kleinen Frankfurterstraße Stürzte derselbe plötzlich, zum Schreck der zahlreichen Passanten, wie vom Blitz getroffen, auf dem Trottoir zusammen und blieb tot liegen.
- Ein erbärmlicher Mensch, Jack, der Feuermelder genannt, treibt in Berlin leider ungestraft sein Wesen und alarmirt jede Nacht mehrmals die Feuerwehr. Man vermuthet, daß Jack ein entlassener Feuerwehrmann ist und hofft ihm bald sicher auf der Spur zu sein. Einer empfindlichen Strafe dürfte der Unhold dann bestimmt entgegensehen.
- Eine neue Art von Raubzeug, das in Berlin sein Unwesen treibt, sind die "Briefmarken=Marder." Sie gehen wie alle Marder nur des Nachts auf Raub aus, machen sich, bewaffnet mit Leimruthen, an die Briefkästen, fangen aus denselben die Briefe heraus, schneiden die Freimarken aus und werfen die Briefe, sofern diese nicht etwa noch eine möglicherweise werthvolle Einlage enthalten, wieder hinein. Die Polizei ist angewiesen, auf diese Burschen ihr besonderes Augenmerk zu richten.
- Die Bürgerschaft Hamburgs genehmigte die Anlage eines dritten großen Hafens, welchen der Zollanschluß nothwendig machte. Der Hafen von Antwerpen nahm 1880 die dritte Stelle unter den europäischen Hafenstädten ein. Der Jahresbericht über das Jahr 1888 weist jetzt nach, daß inzwischen Hamburg, das früher an vierter Stelle stand, jetzt an dritter Stelle steht, nach London und Liverpool, nun Antwerpen überholt hat.
- Bei der Ankunft des Hamburger Dampfers "Augusta Victoria" in Neu=York wurden fünf Matrosen wegen Meuterei verhaftet.
- Die Schweinehändlerfirma Noll und Heilmann in Frankfurt a. M. hat seit Wochen einen regelmäßigen Import von Schweinen aus Frankreich organisirt. Am Freitag langte wieder per Bahn ein Transport von 60 Stück in vorzüglicher Qualität an; ihr Durchschnittsgewicht betrug 400 Pfund lebend. Der ganze Transport ging alsbald nach Magdeburg ab, ein Frankfurter Metzger hatte die Thiere für einen dortigen Metzger angekauft.
- Die bekannte Bonner Fahnenfabrik hat durch die Reisen unseres Kaiserpaares nach Athen und Konstantinopel sehr gute Geschäfte gemacht. Sie hat allein 800 große deutsche Fahnen für die öffentlichen Gebäude in Athen und in Piräus geliefert und eine fast ganz gleiche Anzahl nach Konstantinopel.
- Wie man aus Breslau meldet, ist durch Anordnung des Polzeipräsidenten die Viehsperre auf dem dortigen Schlachtviehmarkte aufgehoben.
- Unter der Anklage des fahrlässigen Meineides fanden vor einigen Tagen vor der Strafkammer in Neidenburg in Ostpreußen zwei Schwestern, Töchter eines wohlhabenden Gutsbesitzers aus der Umgebung. Die jungen Damen hatten bei einer gerichtlicher Vernehmung dem Richter gegenüber bei der Befragung über ihre persönlichen Verhältnisse unrichtige Angaben gemacht. Eine jede von ihnen wollte 3 1/2 Jahre jünger sein, als sie in Wirklichkeit war. Die Staatsanwaltschaft beantragte unter Bewilligung mildernder Umstände eine Gefängnißstrafe von je 14 Tagen. Der Gerichtshof erkannte jedoch nur auf eine Gefängnißstrafe von je einem Tag.
- Die Russifizierung der Ostseeprovinzen, die gerade jetzt ihren Höhepunkt erreicht hat, liefert einen seltsamen Kontrast zum Besuche des Czaren in Berlin. Hier drücken sich die Herrscher beider Länder freundschaftlichst die Hand und dort bekämpft der eine das Volksthum des anderen mit allen rücksichtslosen Mitteln der Gewalt bis auf das Messer.
In der Nähe von Itzehoe wurden 15 geladene Shrapnels gefunden. Die Polizei ist eifrigst bemüht, diejenige, von welchen die Geschosse dahingebracht wurden, ausfindig zu machen.
- In Dresden ist am Montag Nachmittag ein etwa 8jähriges Mädchen unter die Räder eines in die Reitbahnstraße einbiegenden königlichen Wagens, in welchem König Albert saß, gerathen und überfahren worden. Der König stieg sofort aus und begab sich in den nahe gelegenen Laden, in welchen man das verletzte Kind gebracht hatte. Hier ließ sich der König von Augenzeugen den Vorfall, an dem der Kutscher keine Schuld tragen soll, schildern und ordnete vor seiner Weiterfahrt, als der Arzt eintraf, an, daß ihm über das Befinden des Kindes und den Charakter seiner Verletzung unverzüglich Mittheilung gemacht werde.
- Die Königsschlösser. Für die Verwaltung des Vermögens des Königs Otto von Bayern bleiben die drei Königschlösser alljährlich eine Last, indem durch die heuer erzielten Einnahmen für Eintrittsgelder noch lange nicht jene Summe erreicht worden ist, die für Unterhaltungen u. s. w. zu bestreiten ist. Die heurige Frequenz hat nämlich gegen die der Vorjahre bedeutend nachgelassen, gegen 1888 um 12 000 und gegen 1887 um mehr als 28 000 Personen.
- In Aschaffenburg machte Dienstag Nacht der Unteroffizier Reuschel der 1. Compagnie des zweiten Jägerbataillons in der Kaserne einen Selbstmordversuch, indem er sich mit seinem Dienstgewehr erschießen wollte. Zu diesem Behufe setzte er das scharfgeladene Gewehr an den Mund und drückte mit dem Fuße los. Die Kugel zerriß die Zunge, durchbohrte den Hals und trat oberhalb des Rückenwirbels wieder heraus. Der Schwerverletzte dürfte kaum mit dem Leben davonkommen. Furcht vor Strafe wegen einer ohne Erlaubniß gemachten Freinacht soll das Motiv zu dieser unseligen That gewesen sein.
- In der Kaiserstadt Wien herrscht schon wieder einmal große Aufregung. Diesmal hat das Gerücht dazu Veranlassung gegeben, die sämmtlichen Kasernen sollten aus dem Weichbild der Stadt hinausgelegt werden. Die Frage aber, die allerdings angeregt worden ist, ist noch garnicht spruchreif und ein Beschluß ist selbstverständlich noch nicht erfolgt.
- Im Deutschen Volkstheater zu Wien ist am Montag Abend der Schauspieler Dessoir plötzlich von so vollständiger Gedächtnißschwäche befallen worden, daß die Vorstellung unterbrochen werden mußte. Herr Dessoir, der an hochgradiger Nervosität leidet, ist sofort in ärztliche Behandlung genommen worden.
- Bärenjagden. Die vielfach ausgesprochene Vermuthung, daß das Jahr 1889 bezüglich der Bären sich sehr ausgiebig gestalten werde, bestätigt sich. Aus den verschiedenen Revieren im östlichen Theil der österreichischen Monarchie werden erfolgreiche Bärenjagden gemeldet. Bei Borgo (an der Grenze Siebenbürgens und der Bukowina) sind innerhalb einiger Tage bei Treibjagden nicht weniger als sechs starke Bären erlegt worden. Im Sohler Komitat wurde eine alte Frau, die mit ihrer Enkelin im Wald mit Holzsammeln beschäftigt war, von einem Bären angegriffen und zu Boden geworfen. In tausend Aengsten warf sich das kleine Mädchen schreiend und weinend auf den Bären und zerrte ihn am Ohr, worüber Petz so erstaunt war, daß er sich, ohne weiteres Unheil anzurichten, aus dem Staube machte.
- In dem Dorfe Olo Uifalu in Siebenbürgen wurden durch den Einsturz des Thurmes der reformierten Kirche sechs Personen getötet und vier schwer verletzt.
- Am Sonnabend fand zu Rom die feierliche Seligsprechung des französischen Lazaristenpriester Perhoyre im Beisein zahlreicher Cardinäle, der Geschwister des Seliggesprochenen und von ca. 2000 Wallfahrern statt.
- Der oberste Gerichtshof in Brüssel erklärte

[ => Original lesen: 1889 Nr. 92 Seite 8]

endgiltig die Zulassung weiblicher Personen zur Advokatur für unzulässig.
- Im Davoser Hochthal macht sich in diesem Jahr ein außergewöhnlich reger Fremdenverkehr fühlbar. Die diesjährige Wintersaison wird danach jedenfalls die stärkste werden, welche das weltbekannte Davos jemals gesehen hat. Es heißt, daß sich dort bereits 1000 Kurgäste eingefunden haben, eine Zahl welche in den vergangenen zwei Jahren erst Mitte December erreicht wurde. Daß die Bahn Lanquart=Klosters für die Besucher von Davos eine höchst willkommene Einrichtung und Erleichterung ist, versteht sich von selbst. Weil in ihren Wagen 1. und 2. Klasse hauptsächlich erholungsbedürftige und kranke Davos=Reisende anzutreffen sind, ist die Prätigäuerbahn nicht ganz mit Unrecht die Krankenbahn genannt worden.
- Der Papst wird sparsam. Er hat seinen Marstall auf 12 Pferde herabgesetzt, von denen nur 4 zu seinem eigenen Gebrauch bestimmt sind. Den Prälaten des Vatikans, die sich bisher der Wagen und Pferde desselben nach Belieben bedienen durften, ist dieses Recht entzogen worden. Für sie darf künftig nur eingespannt werden, wenn eine Weisung des Papstes selbst dies anordnet. Vier Kutscher von den dreizehn, die bisher im Dienst waren, sind pensionirt worden; den andern neun hat der Papst freigestellt, entweder mit einer Abfertigung von 4000 Lire fortzugehen oder sich künftig mit einem Monatslohn von 30 Lire zu begnügen. Unter den Cardinälen soll darüber großes Mißvergnügen herrschen, denn die wenigsten von ihnen haben einen eigenen Marstall.
- Wie groß in England die Zahl der gebildeten Damen ist, welche vergeblich nach einer angemessenen Thätigkeit suchen, erhellt aus folgender Notiz, welche wir einer Londoner Zeitung entnehmen. Voriges Jahr waren im Civildienst=Departement der postamtlichen Sparkassen 15 Stellen für weibliche Bedienstete vacant mit einem Jahresgehalt von 1200 Mk. Für diese 15 Aemter meldeten sich 2500 Kandidatinnen. Heuer betrug die Zahl der vacanten Stellen 9. Die Kandidatinnen, welche sich einem sehr strengen Examen unterzogen, um diese Stellung zu erhalten, waren mittlerweile auf 5000 angewachsen. Eine Assekuranz=Gesellschaft, welche weibliche Commis beschäftigt, hat Anmeldungen auf drei Jahre zum Voraus.
- Vom Millionär zum Kellner. Anfangs dieses Monats hat in Chicago der Schankwärter Charles Clark einen Selbstmord begangen. Clark, der im 65. Lebensjahre stand, war früher einmal Millionär und Geschäftsmann in New=York gewesen. Durch unglückliche Spekulationen verarmte er vollständig und der einstige Millionär mußte auf Kosten der Stadt auf dem Armen=Kirchhof beerdigt werden.


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