No. 86
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. Oktober
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1889 Nr. 86 Seite 1]

Nr. 17 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1889 enthält in der

I. Abtheilung:
(7.) Verordnung zur Ausführung des Reichsgesetzes vom 1. Mai 1889, betreffend die Erwerbs= und Wirthschaftsgenossenschaften.
II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat September 1889.
(2.) Bekanntmachung, betr. die Beschädigung der Telegraphenanlagen.
III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.


Kaiser Wilhelm nahm Orden in großer Anzahl zur Vertheilung in Athen und Konstantinopel mit sich. Die mitgeführten Orden erreichen die Zahl 252, unter denen sich auch kostbare Stücke befinden, welche den Werth von 6000 Mark übersteigen.
An Bord des Kaisergeschwaders fand Mittwoch Abend bei stillem klaren Wetter eine sehr wirksame elektrische Illumination der Schiffe sowie Feuerwerk auf der "Irene" statt. An Bord war alles wohl.
Wie aus Konstantinopel gemeldet wird, sind 2 Panzerschiffe nach den Dardanellen abgegangen, um die Ankunft des Kaisers Wilhelm zu erwarten. Auf Befehl des Sultans wird außer den kaiserlichen Yachten "Sultanieh", "Izzedin" und "Stambul" ein aus 6 Panzerschiffen und 2 Fregatten bestehendes Geschwader demnächst zu demselben Zwecke abgehen.
König Humbert von Italien hat dem Kaiser Wilhelm in Genua ein Brillant=Diadem als Hochzeitsgeschenk für die Prinzessin Sophie überreicht, dessen Werth auf 300 000 Frcs. angegeben wird.
Von allen Seiten Friedensbotschaften! Auch der italienische Ministerpräsident Crispi will sein Scherflein dazu beitragen. Er hat in Rom nach seiner Rückkehr aus Genua, wohin er mit seinem König den deutschen Kaiser begleitet hatte, sich dahin ausgesprochen, daß nach den Aufschlüssen, die in den letzten Tagen Graf Herbert Bismarck über die europäische Lage ihm gegeben habe, der Friede auf lange Zeit hinaus gesichert erscheine.
Nachdem die beiden ersten Sitzungen des deutschen Reichstags resultatlos geschlossen werden mußten, weil kein beschlußfähiges Haus vorhanden war, steigerte sich am Donnerstag der Besuch auf 212 Mitglieder, 13 mehr, als zur Beschlußfähigkeit nöthig sind. Das bisherige Präsidium, die Herren von Lewetzow (kons.), Dr. Buhl (natlib.) v. Unruhe=Bomst (freikons.) wurde alsdann wiedergewählt, ebenso die Schriftführer. Nächste Sitzung Dienstag 1 Uhr. (Etatsberathung.)
Nach Bewilligung der vom Reichstage geforderten 250 Millionen werden die Schulden des deutschen Reiches den Betrag von einer Milliarde schon erheblich überschritten haben. Gegenwärtig beläuft sich die vierprozentige Reichsschuld auf 450 Millionen Mark, die dreiundeinhalbprozentige Reichsschuld auf 409 1/2 Millionen Mark. Nach Bewilligung der neuen Anleihe werden wir also fast 1100 Millionen Schulden haben.
Von allen Forderungen des neuen Haushaltungsplans hat im Reichstag am meisten die Position des Marineetats überrascht, welche den Bau einer neuen Kaiseryacht fordert, die 4 1/2 Millionen Mark kosten soll. Die "Hohenzollern" hat sich auf den bisherigen Reisen bekanntlich ganz gut bewährt, selbst die Reise nach dem Nordkap ist ohne nennenswerthe Störungen zurückgelegt. Aus dem Umstande, daß die Begründung der Neuforderung besonders größere Geschwindigkeit und größere Räume verlangte als sie bei der "Hohenzollern" zu Gebote stehen, muthmaßt man, daß der Kaiser noch weitere und ausgedehntere Seereisen im Auge habe. Wohin dieselben allerdings sich erstrecken sollen, entzieht sich jeder Kenntniß.
Der Bundesrath hat in seiner am Donnerstag abgehaltenen Sitzung den preußischen Entwurf des Sozialistengesetzes unverändert angenommen. Derselbe enthält nur unwesentliche materielle Aenderungen gegenüber dem bisherigen Entwurf. Die sozialdemokratische Fraktion des Reichstags hat einen Antrag auf Aufhebung sämmtlicher Lebensmittelzölle eingebracht.
Der Termin für die Neuwahlen zum deutschen Reichstag soll nach einer Meldung des "Hamburger Correspondenten" auf den 22. Februar nächsten Jahres, einen Sonnabend, festgesetzt sein.
Ueber die Unterredung, welche Fürst Bismarck mit den Sansibariten hatte, wird noch mitgetheilt, daß er denselben verbindlichst für die ihm überreichten Geschenke dankte. Im Gespräch betonte er, man wolle von dem Geschehenen lieber nicht mehr sprechen; er hoffe, der Sultan werde in Zukunft seinen gut gemeinten Rathschlägen Folge leisten.
Im Auftrag des Kaisers hat sich Generallieutenant v. Versen aus Metz zu den Beisetzungsfeierlichkeiten nach Lissabon begeben.
Erzherzog Johann von Oesterreich hat seinen Entschluß kundgegeben, auf seine Geburtsrechte, auf Titel, Aemter und Würden zu verzichten, und es heißt, Kaiser Franz Joseph habe das darauf bezügliche schriftliche Ansuchen des Erzherzogs bereits genehmigt. Erzherzog Johann entstammt dem ehemals in Toscana regierenden Zweig des Hauses Habsburg=Lothringen, er steht im 38. Lebensjahre und ist unverheirathet. Als er vor 2 1/2 Jahren plötzlich vom Commando des Linzer Armeecorps zurücktrat und in Disponibilität versetzt wurde, erregte dieser Vorgang um so größeres Aufsehen, als Erzherzog Johann als einer der tüchtigsten Offiziere der österreichisch=ungarischen Armee galt. Ueber die Gründe des zwischen ihm und dem Kaiser ausgebrochenen Zwistes wurden allerhand mehr oder weniger glaubwürdige Geschichten erzählt, etwas Zuverlässiges hat man aber darüber nie zu erfahren vermocht. Erzherzog Johann hat kürzlich in Fiume die Prüfung als "Kapitän langer Fahrt" abgelegt und gedenkt sich bei der Seebehörde eines auswärtigen Staates um eine Stelle als Kapitän eines Oceandampfers zu bewerben. Während das "Neue Wiener Tageblatt" meldet, der Erzherzog werde in Zukunft den Namen "Graf Orth" führen, unter welchem er gegenwärtig in Paris weilt, wird von

[ => Original lesen: 1889 Nr. 86 Seite 2]

andrer Seite behauptet, daß er den bürgerlichen Namen "Feld" anzunehmen beabsichtige. Jedenfalls ist das Ereigniß, das sich gegenwärtig wieder im österreichischen Kaiserhaus abspielt, höchst seltsamer Natur und wohl geeignet, auch weit über Oesterreichs Grenzen hinaus Aufsehen zu erregen.
Erzherzog Albrecht von Oesterreich hat sich am Montag von Wien zum Besuch seiner Nichte, der Königin=Regentin Marie Christine, nach Madrid begeben.
Einen glücklichen Griff hat offenbar der ungarische Minister Baroß mit seinem Zonentarif für Staatsbahnen gethan. Er hat dem Finanzausschuß die Mittheilungen machen können, daß vom 1. August bis zum 10. October die Zahl der Reisenden um 1 1/2 Millionen und die Einnahme daraus um 441 005 Gulden zugenommen habe. Das Resultat für den September sei noch günstiger gewesen, als dasjenige für den August.
Ueber die letzten Lebensstunden des Königs von Portugal fügen wir noch folgendes hinzu: Der Todeskampf des Königs begann am Freitag abend 7 Uhr. Der Monarch bewahrte fast bis zum letzten Augenblicke sein Bewußtsein und war in der Lage, noch in der letzten Nacht das ihm gereichte Glas Milch ohne Unterstützung an die Lippen zu führen und zu trinken, während der Patriarch von Lissabon, zu den Füßen des Sterbebettes knieend, inmitten der königlichen Familie Gebete sprach. Sobald der Kranke sein Ende herannahen fühlte, verweigerte er weitere Bemühungen der Aerzte. Seine Augen waren beständig auf die Königin gerichtet bis der Tod eintrat. Königin Maria Pia drückte dem Toten den letzten Kuß auf die Lippen, dann wandte sie sich an den Kronprinzen mit den Worten: "Der König ist tot, lange lebe der König." Nachdem sie auch ihn umarmt, fügte sie hinzu: "Ich segne Dich als Monarchen und wünsche Dir, daß Du alle Zeit ein so guter König seiest, wie Du ein guter Sohn warest."


- Neustrelitz, 23. Oct. Seit dem 20. d. M. hat der Großherzogliche Hof auf Allerhöchsten Befehl wegen des Ablebens Sr. M. des Königs Ludwig von Portugal und Algarbien auf drei Wochen Trauer angelegt.
- Schönberg. Die in voriger Woche in den benachbarten Holzungen und Buschkoppeln abgehaltenen Treibjagden lieferten einen guten Ertrag. Es wurden geschossen: 1) im Rupensdorfer Holze ein Rehbock, 23 Hasen, 3 Füchse und 4 Schnepfen, 2) in den Sabower und Gr. Siemzer Buschkoppeln 8 Hasen und 2 Fasanen und 3) im Niendorfer Holze und den benachbarten Buschkoppeln 20 Hasen, 2 Füchse und 7 Fasanen.
- Schönberg. In der heute Montag abgehaltenen Generalversammlung der hiesigen Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt wurde der Direction Decharge ertheilt wegen der letzten Jahresrechnung und die vorgeschlagene Dividenden=Vertheilung genehmigt, welche für die Ersparniß=Anstalt 10 2/5 % und für die Vorschuß=Anstalt 14 % des Actienkapitals beträgt. Hinsichtlich der Bilanz und der Gewinn= und Verlust=Berechnung verweisen wir auf unsere heutige erste Beilage. Das diesjährige Erträgniß dieser Anstalten ist für die Actionäre ein so hohes, wie dasselbe seit Gründung derselben nie gewesen. Daß statutsmäßig ausscheidende Directionsmitglied, Uhrmacher Meier hieselbst, wurde wiedergewählt. Der Reservefonds der Ersparniß=Anstalt beträgt jetzt 8892 M. 11 Pfennig (Mecklenburg)., der der Vorschuß=Anstalt 58,419 M. 73 Pfennig (Mecklenburg).
- Schönberg. Der hiesige Gesangverein Teutonia beabsichtigt, sich in seiner Mitgliederzahl zu erweitern, indem ca. 30 junge Damen demselben beizutreten beabsichtigen, und unter Leitung ihres bisherigen Dirigenten, des Musikus Creutzfeldt, sich zu einem gemischten Chor umzugestalten.
- Schönberg. In nächster Zeit werden die Herren E. Hoffmann & Sohn, welche zwei Jahre die Direction des Sommertheaters in Königsberg i. Pr. führten, ihre Vorstellungen im neuen Saale des Herrn Boye erröffnen. Die Direction verfügt über ein aus den besten Kräften bestehendes, sehr gut geschultes Personal von 20 Personen, worunter sich auch viele vortreffliche Gesangskräfte befinden. Das uns vorliegende Repertoir besteht aus den besten Novitäten auf dem Gebiete des Lustspiels und der Operetten=Posse, so daß unseren Theaterfreunden sehr heitere und genußreiche Abende in Aussicht stehen. Das erste Gastspiel der Hoffmannschen Gesellschaft findet am Sonntag, den 3. November statt und kommt an diesem Abend "Der Waldteufel" zur Aufführung. Diese Novität, durch eine herrliche Musik und schwungvolle, gediegene Handlung sich auszeichnend, von seinem Witz und Humor durchwoben, ist gegenwärtig Repertoirstück aller deutschen Bühnen und wurde am Central=Theater in Berlin über 200 Mal mit großen Erfolgen aufgeführt. Wir weisen daher mit Vergnügen auf dieses Gastspiel hin und freuen uns, eine gute Schauspiel=Gesellschaft in unserm Ort begrüßen zu können.
- Schönberg. Der Maurer Kaufmann zu Baek bei Ratzeburg verunglückte in diesem Sommer beim Bau der katholischen Kirche zu Lübeck; jetzt ist eine kleine Geldsumme durch eine Sammlung in der dortigen katholischen Gemeinde aufgebracht und ihm eingehändigt worden. Außerdem erhält Kaufmann wegen seiner völligen Erwerbsunfähigkeit von der Baugewerks=Berufsgenossenschaft zu Hamburg eine monatliche Rente von 62 M. 50 Pf.
- Unter den Kühen des Erbpächters Drähe zu Weinberg bei Güstrow ist die Maul= und Klauenseuche ausgebrochen.
- Der frühere Bürgermeister Senator Dr. Theodor Curtius in Lübeck, ein Bruder von Ernst Curtius in Berlin und ein Schwager des Gesandten von Schlözer, ist am Freitag, 79 Jahre alt, verstorben. Er war Vertreter Lübecks bei der Reichsregierung zur Zeit des Ueberganges zum Zollverein und der Feststellung der Militär=Convention.
- Dem Brande der Boldtschen Sägemühle zu Lübeck ist leider auch ein Menschenleben zum Opfer gefallen. Der Arbeiter Heinrich Küsten, welcher in der eine Treppe hoch belegenen Fournier=Werkstatt beschäftigt war, ist beim Aufräumen als verkohlte Leiche auf der Brandstätte gefunden worden.
- Generalfeldmarschall Graf v. Moltke beging am Sonnabend auf dem Schlosse zu Kreinau seinen 89. Geburtstag.
Der Sonderzug, welcher am Sonnabend Abend mit dem Gefolge des deutschen Kaisers von Berlin abging, das bei der Hochzeitsfeierlichkeit zu Athen gegenwärtig sein soll, ist in der Nacht zum Montag zwischen Bozen und Franzensfeste entgleist. Glücklicherweise ist Niemand verletzt.
- Das Hotel Bellevue auf dem Pilatus ist letzten Sonntag Abend abgebrannt.


Schwarze Seidenstoffe v. 95 Pfg. bis 18.65 p. Met. glatt, gestreift u. gemustert (ca. 180 versch. Qual.) - vers. roben= und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das zu Domhof bei Ratzeburg sub Nr. 11 belegene Wohnhaus c. p. der Frau Ziegenhirt, Johanna, geb. Wiche, daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 11. November d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 24. August 1889.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.       


Holz=Auction Nr. 4.

Am Montag, den 4. November, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 86 Seite 3]

1. Aus dem Pellmoor.

49 Rmet. Loheichen=Knüppel I. Cl.
28 Rmet. Loheichen=Knüppel II. Cl.

2. Aus den Lenschower Tannen

52 Stück Tannen Kiepenhölzer mit 42,54 Festmet.
36 Rmet. tannen Kluft.
  8 Rmet. tannen Knüppel.
  5 Fuder tannen Reiser.
Schönberg, den 28. October 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Kampf=
genossen-
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

3. ordentliche Versammlung

im 17. Vereinsjahre am 3. November 1889, Nachmittags 3 Uhr.

Tagesordnung:

1. Feier des 2. December und des Geburtstags Sr. Majestät des Kaisers.
2. Fortsetzung der Beratung über Punkt 1 der Tagesordnung vom 4. August.
3. Sonstige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Hiermit zur Anzeige, daß ich meine Flachsfabrik zum 1. November d. J. in Betrieb zu setzen gedenke und bitte ich die Herren Flachsinhaber, mir ihren gerötheten Flachs zur Bearbeitung gegen eine Vergütigung von 2 M. per 50 Kilo gütigst bald einzusenden.

Bauhof=Schönberg, Fürstenthum Ratzeburg,
im October 1889.                          
                                                    Frau Amtmann Drevs.


Von mehreren Seiten aufgefordert, habe ich unter Leitung eines namhaften Fachmannes das

Klavierstimmen

erlernt und empfehle mich den geehrten hiesigen sowie auswärtigen Herrschaften vorkommenden Falls bestens.

                                                    Achtungsvoll
                                                    L. Creutzfeldt, Musiker.


Viehwaschpulver

bewährtes, sicher wirkendes und billigstes Mittel gegen Ungeziefer beim Rindvieh, empfiehlt in Packeten zu 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). genügend für 10 resp. 5 Haupt Rindvieh.

                                                    die Apotheke zu Schönberg.


Frischen Seifenstein
in bekannter Güte, empfing und empfiehlt                                                    
                                                    J. F. Eckmann.


Fleisch- und Brühkübel
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Es ist die Hauptagentur der Hamburger, Militärdienst=Aussteuer= und Altersversicherungs=Gesellschaft in Hamburg für das Fürstenthum Ratzeburg mit dem Sitze in Schönberg unter günstigen Bedingungen zu vergeben. Offerten nimmt entgegen

die Bezirksdirection in Rostock
Wilhelm Zander.


Theater in Schönberg.
(Im Saale des Frl. Köster Hotel Stadt Lübeck.)
Donnerstag, den 31. October 1889: Einmaliges Gastspiel der plattdeutschen Lustspiel=Gesellschaft.
Neu !      Neu !      Neu !      Neu !      Neu !
Ein verfehlter Beruf,
Plattdeutsches Volksstück mit Gesang in 3 Acten
von Ludwig Schmalfeldt.
In Hildesheim, Braunschweig, Bremen, Hannover etc. mit jubelndem Beifall aufgeführt.
Preise der Plätze:
Im Vorverkauf: Sperrsitz 1 M., 1 Platz 80 Pfennig (Mecklenburg).,
2. Platz 60 Pfennig (Mecklenburg).,
An der Abendkasse: Sperrsitz 1 M. 20 Pfennig (Mecklenburg)., 1. Platz 1 M., 2. Platz 80 Pfennig (Mecklenburg)., Gallerie 40 Pfennig (Mecklenburg).,
Kassenöffnung 7 Uhr. Anfang 8 Uhr.

Es kann anderweitiger Abschlüsse halber nur dies eine Gastspiel stattfinden.

                                                    Die Direction.


Theater-Anzeige.

Nicht Dienstag den 5. November, sondern schon Sonntag den 3. November beginnt die Saison im Saale des Herrn Boye.

                                                    Hoffmann & Sohn.


J. Bohn's Etablissement,
Ratzeburg.
Neu renovirt.
Am Mittwoch den 30. d. M. als am
Viehmarkttage
große Tanzmusik.


Am Sonntag, den 3. November habe ich
Concert und Ball
Anfang 6 1/2 Uhr.
                                                    Gastwirth Dechow.
                                                    Ollndorf.


            Ball-Tücher,
            Ball-Handschuhe,
            Ball-Strümpfe,
            Kopfhüllen,
            Rüschen und
            seidene Bänder
empfiehlt in großer Auswahl zu sehr billigen Preisen

                                                    Hugo Heincke.


Am Mittwoch, den 30. d. Mts. fahre ich mit meinem Omnibus zum

Ratzeburger Viehmarkt.
Abfahrt von Schönberg 5 1/2 Uhr. Neue Welt 7 Uhr.
                                                    Ludwig Schütt.


Verloren

am Sonnabend ein grau und weiß gestreiftes Umschlagetuch zwischen Kl. und Gr. Rünz. Abzugeben bei

                                                    Landbaumeister Rickmann.


Zur Ballsaison
empfehle ich mein reichhaltiges Lager von Ballstoffen in nur hervorragenden Neuheiten,
als Ballhandschuhe, Strümpfe, Echarps, Tücher,
Schärpenbänder und Glcé-Handschuhe,
Auch zum Aufarbeiten von Kleidern halte ich mein assortirtes Lager von
seidenen Moirees,
glatten und geblümten Merveilleuses, in allen Farben bestens empfohlen.
                                                    Heinrich Meyer.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 86 Seite 4]

Geschäftsprinzip: Grosser Umsatz mit geringem Nutzen!
Eigene grosse Werkstätten!
Eigener Möbel. Transportwagen! Zur Herstellung der Mobilien verwende nur beste Materialien!

Carl Meyer's
Ausstattungs-Magazin
Lübeck, Fleischhauerstr. 40/42.

Erste Bezugsquelle für gut gearbeitete Mobilien jeder Art, vom Einfachsten bis zum Elegantesten.

Complete Braut-Ausstattungen,
sowie einzelne
Salons-, Wohn-, Speise- und Schlaf-Zimmer.
Hôtel- und Restaurations-Einrichtungen

Ganze Ausstattungen nach eigenen Zeichnungen resp. Modellen werden schnellstens und sauber angefertigt.
Jedem, der gut und billig kaufen will, empfehle mein Etablissement.
                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Carl Meyer.


Haupt-Niederlage
von

Löhnholdt-Oefen,
Junker-& Ruh-Oefen,
Rolloefen Husqvarna,
Säulenofen Pat.-Reg.-Säulenoefen,
Patent-Unterkasten,
Regulir-Sparherden,

zu Fabrik-Preisen bei
Heinr. Pagels, Lübeck.
Gefl. Anfragen finden umgehend Erledigung.


Gesangverein "Teutonia"

Am Donnerstag, den 7. November d. Js., im Lokale des Herrn Gastwirth Boye hier

Ball
mit voraufgehenden Gesangvorträgen.                          
Anfang 7 1/2 Uhr.
Schönberg, den 28. October 1889.         
                                                    Der Vorstand.


Vorläufige Anzeige.

In nächster Zeit beabsichtige ich in Schönberg im Locale des Herrn Boye einen

Tanz-Club
für Erwachsene
zu errichten.                                                    
Näheres durch Circulare.
                                                    Hochachtungsvoll
                                                    W. Dohrmann.


Verloren am Sonnabend den 19. October Morgens auf dem Wege von Molzahn nach Schönberg eine braune Pferdedecke, abzugeben bei

                                                    Wittwe Holst, Neue Welt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu zwei Beilagen


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 86 Seite 5]

Erste Beilage
zu Nr. 86 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 29. October 1889.


 

 

 

 

 

 

Rechnungs-Abschluß

 

der

 

Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt

 

in Schönberg

 

am 1. Juli 1889.

 

 

Vignette

[ => Original lesen: 1889 Nr. 86 Seite 6]

A. Ersparniß=Anstalt


Bilanz.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Gewinn= und Verlust=Berechnung.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Reservefonds der Ersparniß=Anstalt am 1. Juli 1889: 8892 M. 11 Pfennig (Mecklenburg)

[ => Original lesen: 1889 Nr. 86 Seite 7]

B. Vorschuß=Anstalt


Bilanz.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Gewinn= und Verlust=Rechnung.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Reservefonds der Vorschuß=Anstalt am 1. Juli 1889: 58419 M. 73 Pfennig (Mecklenburg)

[ => Original lesen: 1889 Nr. 86 Seite 8]

               Vorstehender Rechnungs=Abschluß der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt haben wir geprüft und mit den ordnungsmäßig geführten Büchern übereinstimmend gefunden.

 

               Schönberg, den 3. October 1889.

 

Die Revisions= Committe.

 

A. Montag.       H. Lenschow.       H. Burmeister.

 

 

               Der vorstehende Rechnungs=Abschluß der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt ist von der heute abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung der Actionäre genehmigt worden.

               Schönberg, den 28. October 1889.

 

Das Directorium
der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.

H. Lohse.      J. Breuel.      J. Boye.
C. J. W. Burmeister.      H. Meyer.

 

                                                                              Secretair: H. Stoffers.

 

 

 


[ => Original lesen: 1889 Nr. 86 Seite 9]

Zweite Beilage
zu Nr. 86 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 29. October 1889.


- In Ludwigslust ereignete sich am Donnerstag beim Scheibenstand ein recht betrübender Unglücksfall. Beim Scharfschießen wurde ein Dragoner, welcher bei der Scheibe zu thun hatte, so unglücklich von einer Kugel getroffen, daß er sofort ins Lazareth geschafft werden mußte, woselbst er, wie die "M. Z." hört, bald darauf starb.
- Der Gerber Martin Müller, welcher am Sonntag in Ludwigsburg auf den württembergischen Thronfolger geschossen hat, entpuppt sich immer mehr als ein geistig und sittlich heruntergekommener Mensch, dem es um weiter nichts zu thun war, als von sich reden zu machen. Obwohl er seit seiner Verhaftung nicht geradezu den Eindruck eines Verrückten gemacht hat, so muß doch wohl angenommen werden, daß er die That nicht mit vollen, klaren Sinnen begangen hat. Außer den Brüdern des Attentäters, welche schon seit geraumer Zeit Spuren von Geistesstörung an ihm wahrgenommen haben wollen, bestätigen auch frühere Lehrherrn und Kameraden von Müller, daß er oft ein absonderliches, auffälliges Betragen gezeigt habe. Ueber das Verhalten Müllers im Gefängniß berichtet der "Schwäbische Merkur": "Sein Mitgefangener, der ihm beigegegeben war, um einen Selbstmord zu verhindern, suchte ihn auszuforschen, und als er ihn fragte, was ihn hierher gebracht habe, so antwortete er: "Nichts Gutes!" Seitdem verweigerte er jede weitere Unterhaltung, wälzte sich in aufgeregtestem Zustand auf seinem Lager hin und her, hielt oft mit den Händen den Kopf, schlief wohl kaum eine Stunde des Nachts, aß fast nichts, ging seufzend und von Unruhe im Zimmer umher, wischte sich oft den Schweiß von der Stirne, verlangte oft ein Buch zum Lesen, warf es aber sogleich wieder bei Seite etc.
- Ein schauderhafter Unglücksfall ereignete sich Mittwoch abend auf der Lokalbahnstrecke Crefeld=Uerdingen. Gleich hinter dem Thiergarten wurde der Schaffner L. von dem dienstthuenden Kontrolleur vermißt. Man ahnte aber nicht, daß derselbe die ganze Strecke bis bei Lohren=Bockum mitgeschleift wurde, da er abgestürzt und wahrscheinlich mit dem Fuße im Trittbrette hängen geblieben war. An dieser Stelle fand man später die schrecklich verstümmelte Leiche des auf so entsetzliche Weise ums Leben gekommenen Beamten, dessen Kopf zur Hälfte gar nicht mehr vorhanden war. Der Tod oder wenigstens die Bewußtlosigkeit scheint sofort eingetreten zu sein. Der Verunglückte war verheirathet.
- Die Steppenhühner sind doch noch da! Auf der Scheibendorfer Feldmark unweit Brieg in Oberschlesien ist dieser Tage ein Volk dieses seltenen Wildes bemerkt worden.
- Die Tiefmessungskommission für den Bodensee hat bis jetzt die tiefste Stelle bei Keßweil mit 251 Meter gefunden.
- Die Verkehrsanstalten und Ober=Postkassen sind seitens des Reichs=Postamts veranlaßt worden, am 31. Oktober festzustellen, welche Beträge an Reichsgoldmünzen, an Einthalerstücken, an Reichssilbermünzen und an Reichskassenscheinen - nach den vier Sorten getrennt - unter ihren Geldbeständen am Schlusse der Dienststunden an dem bezeichneten Tage vorhanden sind. dabei soll darauf geachtet werden, daß neben den Reichskassenscheinen zu 5, 20 und 50 Mark Noten der Reichsbank und der Privatbanken nicht mitgezählt werden.
- Unteroffiziere und Mannschaften der Landwehr zweiten Aufgebots ziehen sich immer noch militärische Strafen dadurch zu, daß sie folgende Bestimmung des neuen Wehrgesetzes nicht überall beachten. Obgleich diese Mannschaften nämlich an Kontrollversammlungen nicht mehr theilnehmen, sind sie doch nach wie vor streng verpflichtet, jeden Umzug aus einem Ort in den andern, Veränderungen in ihrem Familienstande durch Geburt oder Tod bis zum 30. Lebensjahre jedesmal dem zuständigen Bezirksfeldwebel zu melden.
- Unter den zahlreichen Hochzeitsgeschenken welche für das kronprinzliche Brautpaar in Athen eingetroffen sind, stechen besonders die kostbaren Gaben hervor, mit welchen sich die griechischen Colonien des Auslandes eingestellt haben. Die größte Colonie in London hat dem Kronprinzen ein goldenes Service im Werth von 1000 Pfund Sterling und der Prinzessin eine vollständige Toilette=Einrichtung aus gediegenem Gold, deren Werth auf 1200 Pfund Sterling geschätzt wird, gespendet. Das Entzücken aller Damen erregte die Spende der griechischen Colonie in Brussa, wo bekanntlich die Seidenfabrikation in höchster Blüthe steht. Das Geschenk besteht aus zwei Ballen Seide, deren blauer Grundton von silbernen Fäden durchwebt und mit Gold gestickt ist. Drei der ersten Künstler haben fünf Monate lang an diesem Stoffe gearbeitet, wie er in solcher Kostbarkeit selbst in Brussa noch niemals fabrizirt worden ist.
- Eine eigenartige Huldigung wird in Athen für das deutsche Kaiserpaar vorbereitet. Hundert Frauen aus Sparta und fünfzig junge Mädchen aus Megara werden vor dem Herrscherpaar ihre berühmten alten Nationaltänze aufführen und dabei eigens gefertigte Geschenke überreichen. Das weltbekannte Fest von Megara, welches schon die alten Hellenen entzückte, wird also in Athen copirt werden.
- 15 Zentner Gold und Silber wogen die königlichen Tafelgeräthe, welche in Monza beim Besuch des deutschen Kaiserpaares zur Benutzung gelangten. Das Haus Savoyen besitzt vielleicht in Europa die reichste Silberkammer.
- In Kalmar in Schweden ist über die ganze Arbeiterwelt ein schweres Unglück hereingebrochen. Die große englische Streichholz=Compagnie, welche in Kalmar 4 große Fabriken besitzt und daselbst 1500 Arbeiter beschäftigt, stellte plötzlich ihre Fabrikation ein und entließ am hellen Mittage ohne irgend welche vorherige Ankündigung ihre sämtliche Arbeiter. Eine Einmischung des Gemeinderaths zu Kalmar, welche an die Hauptaktionäre der Gesellschaft nach England in eindringlichen Worten zu Gunsten der Arbeiter telegraphirte, verlief resultatlos. Die schwedische Presse nennt das Verfahren der Engländer, die ihre Arbeiter ohne Warnung oder Kündigung zur beginnenden Winterzeit einfach auf die Straße warfen, im "höchsten Grade rücksichtslos und aufrührerisch." Als Ursachen des Krachs werden angegeben: der Londoner Dockstrike und die dadurch bewirkte Brachlegung der enormen Lagerbestände. Der wahre Grund aber ist Mangel an Kapital.
- Strafe muß sein! Während des 1000jährigen Bestehens der "Pekinger Staatszeitung" sind, wie chinesische Blätter berichten, nicht, weniger als 1900 Redacteure derselben geköpft worden.
- Um Rothweinflecke aus der Wäsche zu entfernen genügt es, wenn man die Flecke in brausend kochendes Wasser hält, welches im Sieden erhalten werden muß.
- Was heutzutage alles verlangt wird! Ein reisender Handwerksbursche spricht bei einem Meister um Arbeit an. "Sie können anfangen zu arbeiten," spricht der biedere Meister, "jedoch unter einer Bedingung: Können Sie Skat spielen?" "Nein," war die Antwort. "Dann kann ich Sie nicht gebrauchen, uns fehlt immer der dritte Mann."


Reinherz.
Historische Erzählung von W. Egbert.
                          (Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 86 Seite 10]

Reinherz.
[Fortsetzung.]


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD