No. 85
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. Oktober
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 85 Seite 1]

Die Thronrede, mit der am 22. Oktober, Mittags um 12 Uhr, im Weißen Saal des kgl. Schlosses durch den Staatsminister v. Boetticher der Reichstag eröffnet worden ist, bezeichnet als Ziel der Thätigkeit des jetzigen Reichstages die Sicherung des Friedens nach innen und außen. Es handle sich auch jetzt um die Mitwirkung des Reichstags an der Aufgabe, die Schlagfertigkeit und die Tüchtigkeit des Heeres auszugestalten, um dadurch den auf die Erhaltung des Friedens gerichteten Bestrebungen der deutschen Regierung den gebührenden Nachdruck zu geben. Die Thronrede kündigt die Einbringung eines neuen Militairgesetz=Entwurfes an betr. eine anderweitige Eintheilung der Armee. Hieraus und aus der entsprechenden Weiterentwickelung der Seemacht würden Mehrausgaben entstehen, zu deren Bestreitung eine nicht unbeträchtliche Steigerung der Matrikularbeiträge der einzelnen Staaten in Aussicht genommen sei, die jedoch aus den den Bundesstaaten aus den Reichseinnahmen zugehenden Ueberweisungen wieder gedeckt, ja überwogen werden würden. Die Thronrede erwähnt ferner, daß durch das Alters= und Invaliditätsgesetz ein neuer weitreichender segensreicher Schritt zur Ausgleichung der sozialen Gegensätze geschehen sei, hebt die Nothwendigkeit der Abwehr gegenüber den staatsfeindlichen, namentlich die Arbeiterbevölkerung verführenden Elemente hervor und kündigt die Vorlage eines Sozialistengesetzes, eines Bankgesetzes, sowie die Einbringung einer weiteren Kreditforderung für Ostafrika und endlich die Errichtung einer besonderen Kolonial=Abtheilung im Auswärtigen Amt an, um dieses von den Kolonialsachen zu entlasten. Es heißt in der Thronrede dann weiter: "Die Hoffnungen, die bei der letzten Eröffnung des Reichstages in Bezug auf die Erhaltung des Friedens ausgesprochen worden seien, hätten sich nicht nur verwirklicht, sondern durch die persönlichen Beziehungen des Kaisers zu den ihm verbündeten und befreundeten Herrschern der Nachbarstaaten noch an Sicherheit gewonnen. Diese Beziehungen dienten dazu, im Ausland das Vertrauen auf die ehrliche Friedensliebe der deutschen Politik zu befestigen, und berechtigten zu dem Glauben, daß der Friede auf Grundlage der bestehenden Verträge auch im nächsten Jahr erhalten bleiben werde.
Die zur Bestreitung einmaliger Ausgaben für das Heer, die Flotte, die Reichseisenbahnen, Telegraphen und Fernsprecheinrichtungen erforderlichen Gelder sollen in Höhe von 236 789 307 Mk. durch eine neue Reichsanleihe beschafft werden.
Der Reichskanzler Fürst Bismarck wird, wie die "Post" meldet, am 25. October wieder nach Berlin zurückkehren, um an den Verhandlungen des Reichstags Theil zu nehmen. In Bezug auf das Sozialistengesetz soll vor der Beschlußfassung im Bundesrath ein Einvernehmen mit den Führern der Mehrheitsparteien des Reichstags stattfinden.
Wie aus Köln gemeldet wird, werden die dortigen Regimenter schon in kurzer Zeit mit dem neuen kleinkaliberigen Gewehr versehen sein.
Von zuverlässiger wiener Seite wird bestätigt, daß eine wirthschaftliche Annäherung Rumäniens an Oesterreich eingeleitet werden soll. Zunächst soll eine 10jährige Wehrkonvention abgeschlossen werden und dann sollen Verhandlungen über einen Handelsvertrag nachfolgen.
Die Ungarn haben "ihren Kopf" durchgesetzt. Kaiser Franz Josef von Oesterreich hat genehmigt, daß im Verfolg des Dualismus der österreichisch=ungarischen Monarchie die Armee künftig "kaiserlich und königlich", statt wie bisher kaiserlich=königlich genannt werde. Die offizielle Veröffentlichung dieses neuen Zugeständnisses an die Herren Magyaren ist am Sonntag in den amtlichen Blättern erfolgt.
Ein Telegramm aus Pest meldet, daß die Szegediner Eisenbahn=Betriebsdirection Anweisung erhalten habe, für die Tage vom 7. bis 8. November d. J. entsprechende Vorbereitungen zu treffen, da der deutsche Kaiser auf der Rückreise von Konstantinopel Ungarn passiren und über Rutka, ohne Wien zu berühren, nach Berlin zurückkehren werde.
Nach telegraphischen Meldungen aus Monza ist die Abreise des Kaiserpaares am Montag Vormittag 9 Uhr nach Genua erfolgt. Die Häuser hatten sämtlich den reichen Flaggenschmuck behalten, den sie zum Empfang der hohen Gäste angelegt hatten. Kurz vor neun Uhr erschienen der Kaiser und die Kaiserin, von dem italienischen Königspaar, dem Prinzen von Neapel und dem Ministerpräsidenten Crispi begleitet, auf dem Bahnhof, wo die überaus herzliche Verabschiedung stattfand. Die Kaiserin sandte noch vom Wagen aus der Königin Margherita ihre Abschiedsgrüße, indem sie ihr zurief: "Auf Wiedersehen!" König Humbert und Crispi nahmen ebenfalls im Salonwagen Platz, um dem Kaiserpaar bis Genua das Geleit zu geben. Die zahlreiche Volksmenge begrüßte die Herrschaften bei der Abfahrt, ebenso wie vorher in den Straßen, mit stürmischen Zurufen. In Genua hat sich der Kaiser an Bord des "Kaiser" begeben, während die Kaiserin mit ihrer Begleitung sich auf der Yacht "Hohenzollern" eingeschifft hat, um die Ueberfahrt nach Athen anzutreten. Am 22., 23., 24. und 25. October befinden sich die Majestäten auf See. Der Kaiser hat während seines Aufenthaltes in Monza dem Herzog von Apulien und dem Grafen von Turin, Söhnen des Prinzen Amadeus, den Rothen Adlerorden 1. Klasse verliehen.
In Konstantinopel hat die bevorstehende Ankunft des deutschen Kaiserpaares die armenische, die kretensische, die bulgarische und alle anderen Fragen, die sonst die Gemüther zu erregen pflegen, in den Hintergrund gedrängt. Es wird wohl aber auch in Europa kein zweites Land geben, wo die Vorbereitungen zu einem würdigen Empfang der hohen Gäste so außerordentliche Anstrengungen erfordern. Wie viel Mühe und Geld kostet es allein, um dem Militär wenigstens für kurze Zeit ein nach unseren Begriffen einigermaßen respektables Aussehen zu geben, und gerade dieser Punkt scheint dem Sultan angesichts der Vollkommenheit, welche in dem Land seines Gastes in militärischen Dingen herrscht, be=

[ => Original lesen: 1889 Nr. 85 Seite 2]

sondere Sorgen zu bereiten. Der Sultan hat befohlen, daß jeder Soldat der Konstantinopeler Garnison zu Ehren des deutschen Kaisers eine neue Uniform erhalten soll, aber nicht aus den Magazinen, sondern direkt von einem Schneider angemessen. Kein Wunder, daß die Schneider in Konstantinopel, welche 20 000 gutsitzende Uniformen in 14 Tagen herstellen sollen, nahe daran sind, den Kopf zu verlieren. Außerdem scheint man die Ankunft des Kaisers benutzen zu wollen, um mit den im Offiziercorps herrschenden Unsitten, die bisher jedes militärische Auge beleidigen mußten, aufzuräumen, denn ein Kriegsbefehl besagt, daß alle Offiziere in Zukunft rein und sauber gekleidet sein müssen. Es wird ferner denselben streng untersagt, mit offenem Rock, ohne Säbel, oder mit Stock, Schirm und Packeten in den Händen öffentlich zu erscheinen. Bisher konnte man häufig Offiziere, selbst höhere, sehen, wie sie in den belebtesten Straßen mit offenem Rock, in der Hand ein Taschenbündel mit Früchten, einherwandelten. Die Straßen, welche der deutsche Kaiser zu passiren hat, werden ebenfalls in Stand gesetzt; Baracken, welche die Straßen, einengen oder verunreinigen, sind demolirt worden. Konstantinopel wird also dem Kaiser Wilhelm eine umfassende Straßenregulierung zu verdanken haben, auf die es sonst vielleicht noch einige Zeit hätte warten müssen.
Auch der italienische Ministerpräsident Crispi soll nach einer Meldung aus Rom beabsichtigen, demnächst dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruh einen Besuch abzustatten, und zwar gleichzeitig mit dem Grafen Kalnoky, dem österreichischen Minister des Aeußern. Aus dieser Meldung wird geschlossen, daß in Folge des Zarenbesuchs in Berlin wichtigere politische Verhandlungen zwischen den Friedensmächten gepflogen werden. Wenn Graf Kalnoky allein in Friedrichsruh einträfe, so würde dies nichts Ungewöhnliches bedeuten, da Fürst Bismarck und Graf Kalnoky alljährlich, im Spätsommer oder zu Anfang des Herbstes, zusammenzukommen pflegen. Die Meldung, daß der Besuch der beiden Diplomaten beim Reichskanzler in Friedrichsruh stattfinden werde, steht allerdings im Widerspruch mit derjenigen, daß Fürst Bismarck am 25. d. M. in Berlin eintreffen soll. Eine von beiden Nachrichten wird also der Berichtigung bedürfen. Vielleicht kommt der Reichskanzler schon eher.
Die Zarenfamilie ist am Freitag Abend von ihrer Reise in das Ausland wohlbehalten nach Gatschina zurückgekehrt. Dem russischen Hof sehr nahestehende Personen erzählen, die sehr reiselustige Zarin, der das beständige beschauliche Leben in Gatschina keineswegs zusage, habe Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, um die Hochzeit in Athen mitmachen zu dürfen. Der Wunsch der Zarin habe jedoch wegen der ungelöst gebliebenen Etiquettenfrage, welche die Zarin jetzt vom Berliner Hof ferngehalten habe, unerfüllt bleiben müssen. Der russische Thronfolger war in der Nacht zum Sonnabend in Brindisi eingetroffen und hat sich alsbald mit dem Prinzen Waldemar von Dänemark und dem Prinzen Georg von Griechenland zur Weiterreise nach Athen eingeschifft.
Der Großfürst=Thronfolger von Rußland ist am Sonntag in Athen eingetroffen. Die dänische Königsfamilie ist in der Nacht zum Montag in Brindisi angekommen und hat am Montag die Reise nach Athen fortgesetzt.
Da die Einführung des kleinkalibrigen Gewehrs in der russischen Armee fest beschlossen ist, so ist trotz aller gegentheiligen Behauptungen an der Richtigkeit der Gerüchte, die Petersburger Regierung wolle eine große Anleihe aufnehmen, nicht mehr zu zweifeln. Die Kosten zur vollständigen, möglichst schnellen Herstellung des Gewehrs werden auf 250 Millionen Rubel berechnet und eine solche Summe würde in dem stets mit einem Defizit kämpfenden russischen Finanzhaushalt schwerlich aus den laufenden Mitteln zu erübrigen sein. Fraglicher ist es allerdings, ob Rußland den Versuch machen wird, seinen Geldbedarf im Ausland zu decken, da man nur in Frankreich, und auch hier wohl vergeblich, anklopfen könnte. Unter diesen Umständen ist es wahrscheinlicher, daß die russische Regierung an eine innere Anleihe denkt.
Prinzessin Militza von Montenegro erhielt anläßlich ihrer Vermählung mit dem Herzog Georg von Leuchtenberg vom Czaren 1 Million Rubel als Brautgeschenk. Die neuvermählte Herzogin spendete nun jetzt das ganze Brautgeschenk für die durch Hungersnoth arg bedrückten Bewohner Montenegros und ist zu diesem Behufe bereits eine halbe Million Rubel bei einer Bank in Wien zur Auszahlung angewiesen worden.
In Portsmuth in England finden demnächst Schießproben mit "Dynamit=Kanonen" Statt. Die englische Marineverwaltung hat nicht übel Lust, die ebenso schreckliche, wie kostspielige Erfindung sich zu Nutzen zu machen.
Fürst Ferdinand von Bulgarien hat Paris wieder verlassen und ist nach England zum Besuche des Grafen von Paris gereist. Aus Sofia wird gemeldet, daß Fürst Ferdinand am 1. November zurückerwartet wird.


- Neustrelitz, 21. Oct. Wie verlautet, wurde S. M. der Kaiser Wilhelm II. dem hiesigen Hofe Anfang November cr. einen Besuch abstatten.
- Aus Neustrelitz meldet die "N. Z.": Wie wir hören, hat, S. K. H. der Großherzog zu befehlen geruht, daß die etatsmäßigen Feldwebel, Wachtmeister etc., des diesseitigen Contingents durch Kaiserl. Cabinets=Ordre eingeführte besondere Abzeichen ihrer Charge, bestehend in einer schmalen goldenen Tresse, welche 7 mm von dem Aermel=Aufschlage anzubringen ist, ebenfalls anzulegen haben. Ebenso werden die Feldwebel den neuen Infanterie=Offizier=Degen in nächster Zeit tragen.
- Schönberg. Das Concert am Dienstag Abend im Boye'schen Saale hieselbst, welches der Musikdirector Gielau aus Lübeck mit seinen Söhnen Rudolf und Emil unter Mitwirkung der Concertsängerin Fräulein Eschenburg, gleichfalls aus Lübeck, veranstaltet hatte, fand allseitig die gebührende Anerkennung hinsichtlich der zum Vortrag gebrachten Piecen. Besonderes Lob fanden die Lieder des Fräulein Eschenburg, die mit vieler Wärme und besonders gut geschulter Stimme vorgetragen wurden. Der Besuch des Concerts war leider kein besonders großer, doch dürfte dieser bei Wiederholung des Concerts sich besser gestalten.
- Schönberg. Von den hier derzeit von der Großherzoglichen Strafkammer des Landgerichts zu Neustrelitz wegen der bekannten hierselbst ausgeführten Massendiebstähle zu mehreren Jahren Gefängniß verurtheilten Lehrjungen ist, nachdem schon vor mehreren Wochen der Schuhmacherlehrling M. von hier wegen guter Führung auf freien Fuß gesetzt wurde, nunmehr auch der Tischlerlehrling H. von hier in Folge eines an den Landesherrn gerichteten Gnadengesuches freigelassen. Weit über die Hälfte seiner Strafe wurde ihm im Gnadenwege erlassen.
- Schönberg. Die diesjährige Herbst=Controllversammlung für die im hiesigen Fürstenthum sich aufhaltenden Militairpflichtigen wird am 4. und 5. November resp. in Schönberg und Schlagsdorf abgehalten werden.
- Ihren 31. Geburtstag feierte die Kaiserin Augusta Victoria am 22. d. M. auf den Wogen des Mittelmeeres an Bord der Kaiseryacht "Hohenzollern".
- Der Kaiser hat den Werftarbeitern in Kiel 1000 Mk. zu einer Festlichkeit geschenkt.
- Bei dem evangelischen Gottesdienste, welcher der Eröffnung des deutschen Reichstages am Dienstag im Berliner Dome voranging, hielt Hofprediger Bayer die Predigt.
- Vor dem Hamburger Schwurgericht hat am Donnerstag die Verhandlung gegen den Schuhmacher Benthien begonnen, welcher wegen des Lustmords an dem im Horner Moor todt aufgefundenen Knaben Steinfatt angeklagt ist. Die Verhandlung, zu welcher 109 Zeugen geladen waren, nahm 3 Tage in Anspruch und endete mit dem Todesurtheil des Benthien.
- Vor einiger Zeit wurde von einem Manne aus Erzhausen bei Langen (Hessen) berichtet, der mehrere Tage hintereinander fest schlief. Derselbe Mann schlief in voriger Woche vom Montag bis zum Freitag ohne Unterbrechung, und er schliefe vielleicht heute noch, wenn man ihn nicht nach langem Suchen auf dem Heuboden gefunden und endlich wach gerüttelt hätte.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 85 Seite 3]

Farbige Seidenstoffe v. 95 Pfg.

bis 12,55 p. Met. - glatt, gestreift, karrirt u. gemustert (ca. 2500 versch. Farben u. Dessins)
- vers. roben= und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépot G. Henneberg, (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Schlagsdorf sub Nr. 18 belegene Büdnerei c. p. des Tischlers F. Lühr daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 21. October 1889.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Holz=Auction Nr. 3.

Am Montag, den 28. October cr., Vormittags 10 Uhr sollen in "Stadt Lübeck" hieselbst nachstehende Hölzer meistbietend, bei freier Concurrenz verkauft werden.

A. Aus dem Pellmoor.

50 Loheichen 2. Qualität mit ca. 35 Festmt.

B. Aus dem Schwanbecker Zuschlage.

122 geringe Loheichen 2. Qualität mit ca. 54 Festmt.

Daselbst bei beschränkter Concurrenz.

16 Rmet. Loheichen=Knüppel I. u. II. Cl.
Schönberg, den 20. October 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Kampf=
genossen-
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

3. ordentliche Versammlung

im 17. Vereinsjahre am 3. November 1889, Nachmittags 3 Uhr.

Tagesordnung:

1. Feier des 2. December und des Geburtstags Sr. Majestät des Kaisers.
2. Fortsetzung der Beratung über Punkt 1 der Tagesordnung vom 4. August.
3. Sonstige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Revolver, Flobertbüchsen u. Patronen, Gewehrpatronen u. Pfropfen, Pulver u. Schrot
empfiehlt                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Staßfurter Kainit
ab Bahnhof zu liefern empfiehlt billigstens                          
                                                    Aug. Spehr.


            Ball-Tücher,
            Ball-Handschuhe,
            Ball-Strümpfe,
            Kopfhüllen,
            Rüschen und
            seidene Bänder
empfiehlt in großer Auswahl zu sehr billigen Preisen

                                                    Hugo Heincke.


Ausverkauf.

Wegen Verlegung meines Möbelgeschäfts nach meinem Hause Mühlenstraße 28 beabsichtige ich das vorhandene Lager möglichst zu verringern und stelle sämmtliche Möbel und Polsterwaaren von heute ab zum Kostenpreise zum Verkauf.
Lübeck, den 9. October 1889.

                                                    Paul Schumburg.
                                                    Möbelfabrikant, obere Hüxstraße 14.


Sehr schöne diesjährige gelbe und grüne
Erbsen,
Bohnen,
sowie ff. gesten, hafer und buchweizen                          
Grütze und Graupen
in allen Sorten empfiehlt billigst                          
                                                    J. W. Hagen,
                                                    Bäckerei und Mehlhandlung.


Gefundenes Geld!

Alte Briefmarken und ganze Couverts von Mecklenburg, Oldenburg, Braunschweig etc. (1851-71) kauft stets zu hohen Preisen

                                                    Hermann Brand, Naumburg (Saale).


Es ist die Hauptagentur der Hamburger, Militärdienst=Aussteuer= und Altersversicherungs=Gesellschaft in Hamburg für das Fürstenthum Ratzeburg mit dem Sitze in Schönberg unter günstigen Bedingungen zu vergeben. Offerten nimmt entgegen

die Bezirksdirection in Rostock
Wilhelm Zander.


Zu Ostern werden mehrere                          
Tagelöhner-Wohnungen
frei zu Gr. Molzahn.                                                    
                                                    Röper.


Eine Arbeiterfamilie
findet zu Ostern Wohnung bei                          
                                                    Kaiser-Stove.


Wir suchen zu Neujahr oder Ostern 1890 für ein gutes Materialgeschäft in Schwerin einen Sohn achtbarer Eltern als Lehrling.

                                                    Gebr. Burchard.


Ein Bäckerlehrling
wird gesucht von                                                    
                                                    J. Berlin, Bäck.


Bruch=Heilung.
Die Heilanstalt für Bruchleiden hat uns mit unschädlichen Mitteln ohne Berufsstörung von Leisten=, Hodensack= und Wasserhodenbruch durch briefliche Behandlung vollständig geheilt, so daß wir jetzt ohne Bandage arbeiten können. Joh. Breit, Ehrenfeld b. Cöln; P. Gebhard, Schneiderm., Friedersried b. Neukirchen, 54 J.; Jos. Kast, Handlung, Simmerberg b. Lindau; A. Schwarz, Wagenbauer, Langenpfungen b. Rosenheim (für Kind). "Broschüre: "Die Unterleibsbrüche und ihr Heilung gratis. 3000 Bandagen bester Construktion vorräthig; mit einer Mustersammlung ist unser Bandagist in:

Lübeck "Spethmanns Hotel",
am 17. jeden Monats von 8 Uhr Vorm. bis 12 1/2 Uhr Nachm.

zur unentgeltlichen Maßnahme und Besprechung zu treffen. Man adressire: An die Heilanstalt für Bruchleiden in Stuttgart, Allenstraße 11.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 85 Seite 4]

Zur Ballsaison
empfehle ich mein reichhaltiges Lager von Ballstoffen in nur hervorragenden Neuheiten,
als Ballhandschuhe, Strümpfe, Echarps, Tücher,
Schärpenbänder und Glcé-Handschuhe,
Auch zum Aufarbeiten von Kleidern halte ich mein assortirtes Lager von
seidenen Moirees,
glatten und geblümten Merveilleuses, in allen Farben bestens empfohlen.
                                                    Heinrich Meyer.


Am Sonntag, den 27. October:                          
im Saale des Herrn Gastwirth Boye                                                    
3. Abonnements-Concert
(Streichmusik) mit nachfolgendem Ball
bis über Mitternacht hinaus.
Concert=Entree für Nicht=Abonnenten à Person 50 Pfennig (Mecklenburg).
Anfang Abends 7 1/2 Uhr.
Hierzu laden ergebenst ein                          
                                                    Die Vereinsmusiker.


Stadt Lübeck.
Am Sonntag, den 27. d. Mts.
Concert
der Günther'schen Bergkapelle                          
Nach dem Concert Ball. Anfang 7 1/2 Uhr. Entrée à Person 50 Pfg.


Vorläufige Anzeige.

In nächster Zeit beabsichtige ich in Schönberg im Locale des Herrn Boye einen

Tanz-Club
für Erwachsene
zu errichten.                                                    
Näheres durch Circulare.
                                                    Hochachtungsvoll
                                                    W. Dohrmann.


Am Sonntag, den 27. d. M.,                          
Anstich von
Schultheis Brauerei, Berlin.
                                                    W. Maass.


J. Bohn's Etablissement,
Ratzeburg.
Neu renovirt.
Am Mittwoch den 30. d. M. als am
Viehmarkttage
große Tanzmusik.


Tanzmusik

am Sonntag, den 27. d. M., und Anstich von echtem Kulmbacher Bier, wozu ergebenst einladet

Carlow.                                                     J. Krellenberg.

Hiermit zur Anzeige, daß ich meine Flachsfabrik zum 1. November d. J. in Betrieb zu setzen gedenke und bitte ich die Herren Flachsinhaber, mir ihren gerötheten Flachs zur Bearbeitung gegen eine Vergütigung von 2 M. per 50 Kilo gütigst bald einzusenden.

Bauhof=Schönberg, Fürstenthum Ratzeburg,
im October 1889.                          
                                                    Frau Amtmann Drevs.


Nachdem ich in Kiel den Kursus für Damenschneiderei beendet, empfehle ich mich den geehrten Damen zur Anfertigung aller Arten in und außer dem Hause. Eleganten Sitz, gute Arbeit und solide Preise versprechend. Um geneigte Aufträge bittet

                                                    Pauline Wicht,  Rupensdorf.


Von mehreren Seiten aufgefordert, habe ich unter Leitung eines namhaften Fachmannes das

Klavierstimmen

erlernt und empfehle mich den geehrten hiesigen sowie auswärtigen Herrschaften vorkommenden Falls bestens.

                                                    Achtungsvoll
                                                    L. Creutzfeldt, Musiker.


Viehwaschpulver

bewährtes, sicher wirkendes und billigstes Mittel gegen Ungeziefer beim Rindvieh, empfiehlt in Packeten zu 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). genügend für 10 resp. 5 Haupt Rindvieh.

                                                    die Apotheke zu Schönberg.


Am Mittwoch, den 30. d. Mts. fahre ich mit meinem Omnibus zum

Ratzeburger Viehmarkt.
Abfahrt von Schönberg 5 1/2 Uhr. Neue Welt 7 Uhr.
                                                    Ludwig Schütt.


5 bis 6 Wochen alte Ferkel
auf Hof Wahrsow zu verkaufen.


Verloren

am Sonnabend ein grau und weiß gestreiftes Umschlagetuch zwischen Kl. und Gr. Rünz. Abzugeben bei

                                                    Landbaumeister Rickmann.


Auf dem Wege von Selmsdorf bis Schönberg wurde am Dienstag Abend eine Wagendeichsel und ein Kaisermantel verloren. Abzugeben gegen Belohnung bei Hrn. Gastwirth Holldorff in Schönberg.


Heute Morgen 1 Uhr entschlief sanft nach längerem Leiden in dem Herrn meine innigst geliebte Frau und unsere gute Mutter

Anna Beckmann geb. Lenschow.
Tief betrauert von                                                    
J. Beckmann nebst Kindern.
Um stille Theilnahme wird gebeten.

Die Beerdigung findet am Sonnabend den 26. October, Nachmittags 3 Uhr, statt.


Kirchliche Nachrichten
Sonntag, den 27. October.

Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 43.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 85 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 85 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 25. October 1889.


- Ueber das Befinden des unglücklichen Königs Otto von Bayern berichte die "M. N. N." u. a.: König Otto sieht zur Zeit sehr kräftig aus. Er trägt einen mächtigen bis auf die Brust reichenden Vollbart, den er auf gewöhnliches Maß nicht reduzieren läßt. Nur eine alte Dienerin, die den König schon als Knaben auf den Armen getragen, ruft er an und giebt ihr Befehle, vergißt diese aber sofort wieder. Der König ißt reichlich, trinkt gerne Sect und raucht stark.
- Die "kleine Excellenz", Abg. Dr. Windthorst, ist nach wiederholten Berathungen mit dem Herzog von Cumberland von Gmunden wieder abgereist.
- Die Universität Heidelberg hat dem Consul Meier in Bremen zu seinem 80. Geburtstag eine ganz besondere Auszeichnung zu Theil werden lassen, indem sie ihn zum Ehrendoktor beider Rechte ernannt hat.
- Von der französischen Uebersetzung der Reden des Reichskanzlers Fürsten Bismarck ist soeben der letzte Band der zweiten Ausgabe erschienen. Die ganze Ausgabe umfaßt 7 sehr starke Bände. Zwischen der ersten und der zweiten Ausgabe besteht der Unterschied, daß in der ersten die Reden in chronologischer Reihenfolge gegeben, in der zweiten dagegen nach Materien und innerhalb derselben wieder chronologisch geordnet sind.
- Der Miterbauer des Eiffelthurms Köchlin, suchte beim schweizerischen Bundesrath um die Konzession für die Erbauung einer Drahtseilbahn von Lauterbrunnen auf die Jungfrau nach. Der Kostenanschlag ist auf 10 Millionen Franken berechnet und soll der Bau größtentheils im Tunnel erfolgen.
- Gelegentlich der Jahresversammlung der französischen Eisen= und Stahlgesellschaft in Paris wurde über den Plan eines Brückenbaues zwischen Frankreich und England, der von Schneider in Creusot herrührt, verhandelt. Die Brücke soll von einem Punkte in der Nähe des Kap Geis=Nez, wo der Kanal am schmalsten ist, nach Folkestone gebaut werden und auf Pfeilern in Abständen bis zu 600 Metern ruhen. Als Material soll Stahl dienen. Die Kosten sind auf 680 Millionen Franken veranschlagt und der Bau soll nicht länger als 10 Jahre dauern.
- Bei Toulon ist dieser Tage ein riesiger Haifisch gefangen worden, der 4 Meter lang war und an 1500 Kilo wog. In dem Leib des Ungethüms fand man die Ueberreste eines Menschen, der noch nicht lange verschlungen worden war; nach den dabei gefundenen Kleiderresten war es der Körper eines Matrosen eines kürzlich gesunkenen Torpedobootes.
- In dem kleinen Lande Belgien giebt es gegenwärtig 136 000, (sage einhundertsechsunddreißigtausend) Schnapskneipen. Daneben beläuft sich die Zahl der Schulen auf 5500. Sicherlich ein edles Verhältniß!
- In der Nähe des Dorfes Epe, hart an der holländischen Grenze, hat im Wald ein Scharmützel zwischen drei preußischen Gendarmen und zwei Wilderern stattgefunden. Die Wilderer, welche zuerst gefeuert hatten, ergaben sich erst, als ihnen die Munition ausgegangen war; sie wiesen sich als Bürger eines holländischen Grenzortes aus und wurden nach Ahaus ins Gefängniß gebracht.
- Unsere "höheren Töchter," so schreibt man aus Konstanz, haben sich in ganz netter Weise emanzipirt: sie machen es ihren "Kommilitonen" vom Gymnasium nach und tragen - Klassenmützen, hübsche, meist gestrickte Kappen in geschmackvollen Formen je nach der Klasse in grau, schwarz, roth oder auch verschieden gestreift. Wenigstens eine ganz hübsche Idee und für die Börse der Väter ungleich billiger, als die entsetzlichen Hüte, die in diesem Sommer Souffleurkastenform annahmen.
- Einen tüchtigen Schnupfen sich zu holen, dazu gehört in dieser Jahreszeit nicht viel. Als Mittel dagegen empfiehlt die "Apotheker=Zeitung": Ein Theelöffel von Kampferpulver wird in ein mehr schmales als weites Gefäß gethan und dieses zur Hälfte mit kochendem Wasser gefüllt. Ueber dasselbe stülpt man dann eine dreieckige Papierdüte, deren Spitze man soweit abreißt, daß man die ganze Nase hineinstecken kann. Auf die Weise athmet man die warmen, kampferhaltigen Wasserdämpfe 10 bis 15 Minuten ein. Das Verfahren wird nach 4 bis 5 Stunden wiederholt, und selbst der hartnäckigste Schnupfen leistet ihm nicht Widerstand, meistens verschwindet er schon nach zwei= bis dreimaligem Einathmen.
- Mittel gegen Brandwunden. Ein einfaches Mittel gegen Brandwunden ist das Mehl. Wer sich brennt, muß sofort die verbrannten Theile dick mit Mehl bestreuen, nicht etwa bloß zart bepudern, und das Mehl längere Zeit liegen lassen, dann hört der Schmerz sofort auf und es giebt keine Blasen. Ein Arbeiter, der sich vielfach und stark verbrannt hatte, daß an seinem Aufkommen von dem behandelnden Arzt ernstlich gezweifelt wurde, ist durch dieses Mittel gerettet worden.
- Strychninweizen. Im allgemeinen ist der nach bekannten Vorschriften bereitete, rothgefärbte, mit Strychnin vergiftete Weizen gegen Ratten und Mäuse sehr wirksam; in Folge längeren Liegens trocknet, derselbe jedoch aus, und schließlich lassen ihn die Thiere unberührt liegen. Um ihn den Mäusen wieder angenehm zu machen, wird im "Zoologischen Garten" empfohlen, den Weizen in zerlassener frischer Butter herumzuwälzen und dann in die Mausgänge zu streuen. Versuche welche in dieser Richtung angestellt wurden, hatten einen vollkommenen Erfolg, indem in der betreffenden Wohnung seit 3 Jahren keine Maus gespürt wurde. Auch gegen Ratten soll sich das Mittel mit demselben Erfolge anwenden lassen.
- Mittel gegen Motten. Eine höchst wirksame Mottentinktur erhält man auf folgende Weise: 5 g Patchouliöl, 20 g Naphtalin, 20 g Carbolsäure, 50 g Kampfer, 5 g Mirbanöl, 50 g Terpentinöl giebt man unter 850 g Spiritus, läßt die Mischung einige Zeit stehen und filtrirt dieselbe. Gebraucht wird die Flüssigkeit wie folgt: Man gießt solche auf Löschpapier und legt dasselbe zwischen die vor Motten zu bewahrenden Pelze oder Wollsachen, die gut in Tüchern eingeschlagen und in kühlen Räumen aufgewahrt werden.


Reinherz.
Historische Erzählung von W. Egbert.
                          (Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 85 Seite 6]

Reinherz.
[Fortsetzung.]


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