No. 74
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. September
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 74 Seite 1]

Der Kaiser wird, wie verlautet, am 20. September bei dem großen Manöver des 7. Armeekorps gegen das 10. Armeekorps das erstgenannte Korps, am 21. September das 10. Armeekorps selbst führen. An beiden Tagen wird das vom Kaiser geführte Armeekorps zum erstenmal in großen Verbänden das rauchlose Pulver in Anwendung bringen.
Kaiser Wilhelm ernannte sich selbst nach der Parade bei Hannover zum Chef des 1. Hannoverschen Ulanenregiments Nr. 13. Das Hannoversche Füsilier=Regiment Nr. 73 erhielt den Namen "Prinz Albrecht von Preußen." Durch Corpsbefehl wird den Truppen dies mitgetheilt.
Die deutschen Fürsten, hat der Reichskanzler Fürst Bismarck einmal gesagt, sind die Stützen des Reiches. Wäre dieses Wort noch nicht gefallen, so müßte es jetzt ausgesprochen werden, denn bei den Besuchen, die Kaiser Wilhelm II. bisher an den verschiedenen deutschen Höfen gemacht, hat man es mit Freude beobachten können, welches innige Verhältniß zwischen dem Kaiser und seinen Bundesgenossen besteht. In den Trinksprüchen, die bei den Festbanketten ausgebracht werden, ist nichts von höfischer Steifheit und Kälte zu bemerken, sondern klingt, stets ein warmer Ton gegenseitiger Freundschaft durch, der einen weiten und starken Nachhall im deutschen Volke findet. Wenn die Mächtigen der Gegenwart, der deutsche Kaiser und die Reichsfürsten die Becher gegen einander erheben, reden sie einfach wie ihre Unterthanen, gemütlich wie gute Freunde.
Der Reichsanzeiger veröffentlicht einen kaiserl. Erlaß zur Ausgabe von 90 390 917 Mark 3 1/2procentige Reichsanleihe, beruhend auf den Gesetzen aus den Jahren 1882, 1885, 1886 und 1889. Davon sind 4 Millionen für den Hamburger, 3 für den Bremer Zollanschluß, 9 1/2 Millionen für den Nordostseecanal, der Rest für Militärzwecke bestimmt.
Ueber die Berufung des Reichstages wollen mehrere Berliner Blätter erfahren haben, daß dieselbe am 22. October erfolgen werde. Von anderer Seite heißt es dagegen, daß ein bestimmter Tag noch nicht in Aussicht genommen sei. Die Mittheilung, daß der Reichstag in der nächsten Session sich mit neuen militärischen Forderungen von größerem Umfang zu beschäftigen haben werde, wird von unterrichteter Seite als unrichtig bezeichnet. Die Arbeitsmenge soll auf das äußerste Maß beschränkt werden, die neue Regelung der Sozialistenfrage aber wird sich jedenfalls darunter befinden.
Die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" kommt in einem längeren hochoffiziösen Artikel auf das Schweine=Einfuhrverbot zurück. Sie hebt hervor, daß, nachdem England, Frankreich und Belgien wegen der Zunahme der Klauenseuche ein allgemeines Vieh=Einfuhrverbot gegen Deutschland erlassen haben, es als dringendste Aufgabe zu betrachten sei, die verlorenen Absatzgebiete bald wieder zu gewinnen, den heimischen Volkswohlstand vor ferneren derartigen Schädigungen zu schützen, und daß zum Schutz gegen die Einschleppung der Seuche von Osten nur ein allgemeines Einfuhrverbot übrig geblieben sei. Zur Milderung der Nachtheile des Verbots sei geschehen, was möglich war. Wenn gleichwohl Sonderinteressen geschädigt würden, müßten dieselben zurücktreten gegenüber dem allgemeinen Interesse, daß die Schließung der Ostgrenze gebieterisch fordere. Daß das Einfuhrvervot die Preissteigerung des Schweinefleisches und der übrigen Lebensbedürfnisse herbeigeführt habe, sei jedenfalls unrichtig. Die Händlerkreise, denen das Aufsuchen neuer inländischer Einkaufsgebiete unbequem sei, hätten die Grenzsperre als Anlaß benutzt, um die Fleischpreise künstlich in die Höhe zu schrauben und gleichzeitig der Regierung die Verantwortung dafür aufzubürden. Die inländische Produktion reiche vollständig aus zur Deckung des Bedarfs; es gelte nur, neue Bezugsquellen im Innern des Reiches sich zu eröffnen. Es ist vorauszusehen, daß das Kanzlerblatt mit seinen Ausführungen vielseitigem Widerspruch begegnen wird.
General v. Albedyll, der Kommandierende des VII. Armeekorps, soll den bestimmten Entschluß ausgesprochen haben, nach Beendigung der Manöver seinen Abschied zu nehmen.
Der Gesamtvorstand der deutschen Kolonialgesellschaft hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, an den Bundesrath und Reichstag aufs Neue eine Eingabe wegen Errichtung einer staatlich unterstützten Dampferlinie nach Ostafrika zu richten. Es scheint Aussicht vorhanden zu sein, daß das Gesuch jetzt durchdringen wird.
Nach einer der "Times" aus Sansibar zugegangenen Meldung ist am 8. d. M. eine große Karawane mit einer sehr bedeutenden Menge von Elfenbein und Vieh in Bagamoyo eingetroffen. Die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erblickt darin einen Beweis für die erfolgreiche Thätigkeit des Reichskommissars Wißmann, "Dank welche an der deutsch=ostafrikanischen Küste geordnete Zustände zurückzukehren beginnen und die gestörten Handelsbeziehungen mit dem Innern des Landes wieder aufgenommen werden."
Der russische Thronfolger ist am Donnerstag Nachmittag auf der Yacht "Zarewna" in Kiel eingetroffen und von den Spitzen der Militärbehörden empfangen worden. Nachdem er kurze Zeit im Schloß verweilt hatte, wurde um 5 Uhr die Reise nach Hannover fortgesetzt. In Paris gilt es als sicher, daß der Großfürst=Thronfolger vor dem Schluß der Ausstellung dort eintreffen wird, und zwar inkognito als "Comte du Nord."
Aus Petersburg wird gemeldet: Der Gegenbesuch des Czaren in Berlin findet bestimmt nach Schluß der preußischen Herbstmanöver vor der Kaiserreise nach Griechenland statt. Die Czarin begleitet den Czaren.
In Brüssel hat es am Dienstag großes Aufsehen erregt, daß der belgische Thronfolger, Prinz Balduin, in der Uniform eines preußischen Dragoner=Rittmeisters nach Hannover zu den Manövern abgereist ist. In Paris wird er sich nun so bald nicht wieder blicken lassen dürfen, der Herzog von Württemberg, der Höchstkommandierende in Ostgalizien, wird sich ebenfalls zu den Manöver nach Hannover begeben.
Die Boulangisten beherrschen die Pariser Wahlversammlungen jetzt dermaßen, daß die Republikaner

[ => Original lesen: 1889 Nr. 74 Seite 2]

kaum noch zu Wort kommen können. Der frühere Ministerpräsident Flocket sprach sich ziemlich muthlos aus, es ist ihm nicht gelungen, eine einzige Kandidatenrede zu halten, da er fortwährend niedergeschrien wurde.
Das französische Geschwader in Cherbourg hatte zur Feier des Namenstages des Czaren großen Flaggenschmuck angelegt. Alle Schiffe gaben Salven von 21 Schüssen.
Die Schattenseiten der französischen Militärverhältnisse sind besonders auch bei den letzten Reservisten=Einziehungen hervorgetreten. Pariser Blätter theilen offenherzig mit, daß 19 Procent der Reservisten durch Abwesenheit geglänzt haben. Weitere 7 Prozent mußten von der Teilnahme an den Manövern entbunden werden, da sie nach den Angaben der Militärärzte nicht imstande waren, die Strapazen zu ertragen.
Als der Ministerpräsident Crispi gestern Abend zwischen 6 und 7 auf dem Corso Carraciolo in Neapel mit seiner Tochter eine Spazierfahrt machte, schleuderte ein Mann 2 Steine nach ihm, deren einer Crispi am Kinn verwundet hat. Der Mann, der alsbald verhaftet wurde, bezeichnete sich selbst als einen früheren Zögling der Architekturschule mit Namen Emil Coporali. Er ist 21 Jahre alt. Die Wunde Crispis scheint keine schwere zu sein, Crispi kehrte ruhig nach Hause zurück; die Bevölkerung ist in hohem Grad entrüstet.


- Schönberg. Der im Januar vorigen Jahres ins Leben getretene Bücherzirkel naht sich in sofern seinem Ende, als die Bücher am nächsten Sonnabend zum letzten Male gewechselt werden. Allem Anschein nach ist aber Hoffnung vorhanden, daß der Zirkel auch weiterhin bestehen wird, und dürfte also eine Vorbesprechung in nächster Zeit um so mehr am Platze sein, als einige Mitglieder in den Michaelisferien nicht in Schönberg anwesend sein werden. Im Uebrigen erlauben wir uns, auf das heutige Inserat zu verweisen.
- Schönberg. Am 1. October d. J. werden die Ersatz=Reservisten zum Landsturm 1. Aufgebots übergeführt, welche bei der Aushebung im Jahre 1884 der Ersatz=Reserve überwiesen und zu militärischen Uebungen nicht herangezogen waren. Wir machen die betheiligten Personen darauf aufmerksam, daß sie ihren Ersatz=Reserve=Paß behufs Eintragung des Vermerks der Ueberführung zum Landsturm 1. Aufgebots bis Ende dieses Monats unaufgefordert an das Meldeamt in Schönberg einzusenden haben, und bemerken wir noch, daß der Briefumschlag entweder offen zu lassen oder mit dem Siegel der Ortsbehörde zu verschließen ist; der Adresse ist der Vermerk Militaria beizufügen. Die Nichteinsendung des Ersatz=Reserve=Passes hat die nachtheilige Folge, daß der Betheiligte am genannten Tage nicht zum Landsturm übergeführt wird, sondern noch in der Ersatz=Reserve verbleibt. Mit Ueberführung zum Landsturm 1. Aufgebots treten die betreffenden aus der militärischen Kontrole.
- Den preußischen Kriegervereinen ist eine ministerielle Verfügung zugegangen, worin diesen mitgetheilt wird, daß dieselben nur dann an Kaiserparaden u. s. w. theilnehmen können, wenn sie entweder dem deutschen Kriegerbunde, oder einem anderen, sich bewährt habenden größeren Verbande angehören.
- Die "Schlesische Zeitung" veröffentlicht einen Erlaß des Reichskanzlers, nach welchem fortan ungarische Schweine aus Steinbruch bei Pest über Oderberg nicht nur nach Ratibor, Sondern auch nach Beuthen zur sofortigen Abschlachtung in dem dortigen städtischen Schlachthaus, an je einem Wochentag, eingefügt werden dürfen. Das Fleisch von in Beuthen geschlachteten Steinbrucher Schweinen darf ohne Weiteres, wie dies bereits in Ratibor zugestanden worden ist, in den freien inländischen Verkehr übergeführt werden.
- Von 979 in Ratibor eingeführten Bakonier Schweinen wurden um Mittwoch wegen Mangels an Platz nur 175 geschlachtet. Der Preis sank auf 42 Mk. Lebendgewicht.
- Von der sächsisch=böhmischen Grenze kommen schwere Klagen über die durch das Verbot der Schweineeinfuhr hervorgerufene Fleischverteuerung. Die Leute strömen massenhaft über die Grenze und kaufen von österreichischen Fleischern, welche sich dicht an der deutschen Grenze etabliert haben, auf. Der Schmuggel hat eine große Ausdehnung gewonnen, sodaß Allerorten dringend die Aufhebung des Einfuhrverbotes gefordert wird.
- Wegen Unregelmäßigkeit bei den Militärlieferungen sind in Mainz im ganzen vier Militärpersonen verhaftet. Alle vier hatten von einem Lieferanten Gefälligkeiten sich erweisen lassen.
- Die Entwürfe für das dem verstorbene Kaiser Wilhelm in Berlin zu errichtende Denkmal sind nunmehr zur Besichtigung im Landesausstellungsgebäude am Lehrter Bahnhof ausgestellt.
- Eine in der Nacht zum Sonntag bei Ohlsdorf in der Nähe von Hamburg auf freiem Felde abgehaltene stark besuchte sozialdemokratische Versammlung wurde von der Polizei gesprengt; 14 Personen wurden verhaftet, die übrigen entkamen.
- Vom Juristentag in Straßburg wird berichtet, daß derselbe über Erwarten zahlreich besucht ist. Der Senatspräsident Drechsler hat am Mittwoch Vormittag die erste Plenarversammlung im Universitätsgebäude feierlich eröffnet; Professor v. Gneist, der auch anwesend ist, wurde durch Zuruf zum Vorsitzenden, der Statthalter Fürst Hohenlohe auf Gneists Vorschlag zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Fürst Hohenlohe begrüßte dieselbe dann im Namen der Reichslande, der Prorektor Merkel im Namen der Universität. Dann sprach Prof. v. Gneist in dreiviertelstündiger Rede über den Entwurf des bürgerlichen Gesetzbuches, Professor Eck=Berlin erstattete den üblichen Generalbericht über die Rechtsentwicklung in Deutschland.
- Die Meldehunde der Jäger bewähren sich, so schreibt man dem "Hann. Kur." ausgezeichnet, und haben diejenigen des Jägerbataillons Nr. 10 in diesem Manöver ganz Vorzügliches geleistet. In jeder Kompagnie ist einem gelernten Jäger die spezielle Obhut über die Hunde anvertraut.
- In Cochem am Rhein hat bereits die Lese der Frühburgunder begonnen. Die Beschaffenheit der Trauben ist vorzüglich. Nach Weinen älterer Jahrgänge ist augenblicklich wenig Nachfrage, da alle Hoffnung vorhanden ist, daß der 1889er an Güte die beiden letzteren Jahrgänge übertreffen wird.
- In der Gemarkung Hahnheim wurden in einer wenig geschützten Lage neben bereits reifen Trauben eines Frühburgunder=Weinstockes verschiedene vollkommen entwickelte neue Blüten (sogenannte Gescheine) aufgefunden. Bei andauernd weiterer guten Witterung können die Trauben zweiter Blüte wohl noch vollkommen reif werden, ein Fall, der sich seit dem prachtvollen Weinjahr 1805 nicht wieder ereignet hat.
- Bei dem am Freitag bei Landeshut in Schlesien abgehaltenen Manöver stürzte ein Dragoner mit seinem Pferde, welches in einen Graben gerieth und nicht mehr fort konnte, während der Reiter über das Pferd hinausgeworfen wurde und sich das Genick brach, sodaß sein Tod auf der Stelle eintrat.
- Die Vereinigung sächsischer Baumwollspinner hat eine Beschränkung der Arbeitszeit von 12 auf 11 Stunden abgelehnt.
- Endlich geht der Strike der Londoner Dockarbeiter nun wirklich zu Ende, und, falls nicht noch einmal etwas dazwischen kommt, wird mit Anfang der nächsten Woche die Arbeit wieder aufgenommen. Die Dockverwaltungen sind richtig mürbe gemacht und werden vom 4. November ab schon den Sechs=Pence=Lohn pro Stunde bezahlen. Damit sind die Arbeiter einverstanden.
- Der bekannte amerikanische Erfinder Edison, der sich namentlich auf dem Gebiete der Elektrizität einen großen Namen gemacht hat, ist mit seiner Gemahlin in Berlin aus Paris eingetroffen und in der Wohnung des Geh. Raths Dr. Werner v. Siemens auf dessen Einladung abgestiegen. Damit sind sich die beiden Männer persönlich näher getreten, welche bahnbrechend in der neuen und in der alten Welt für die Elektrotechnik gewesen sind.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 74 Seite 3]

Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Schlagsdorf sub Nr. 18 belegene Büdnerstelle c. p. des Tischlers Friedrich Joachim Heinrich Lühr daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden. Es werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 21. October d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 2. August 1889.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 7. October 1889 bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden außerordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf

Donnerstag, den 19. September 1889,
Mittags 12 Uhr,

eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Civilkammer I. anberaumt.
Güstrow, den 12. September 1889.

Der Präsident
des Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Landgerichts.
(gez.) von Amsberg.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Donnerstag, den 19. September d. J., Nachmittags 2 Uhr, sollen in Mannhagen

2 Kühe, 1 einjähr. Kalb, 3 Bauwagen, 1 Stuhlwagen, 2 Pflüge, 3 Eggen, 1 Walze, 1 Staubmühle, 1 Decimalwaage mit Gewichten, 4 Pferdesielen, Säcke, Wagenketten, Wagenlaterne, Hölzer, altes Sopha, Wanduhr alter Schrank, Backtrog u. s. w.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Sammelplatz der Käufer im Kruge zu Mannhagen.
Schönberg, den 14. September 1889.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Holz=Auction.

Am Donnerstag, den 19. September a. c., Vormittags 10 1/2 Uhr, sollen durch den Unterzeichneten in der Wirthschaft "Damman's=Thurm" öffentlich und meistbietend versteigert werden:

360 Dtz. 6-26 Fuß 1" dicke und 4-12" breite
astreine Föhren=Seitendielen
und ca. 1500 Dtz. Föhren ebenkant. 1, 1 1/4 u. 1 1/2"
Wahlbretter.

Verzeichnisse sind beim Unterzeichneten kostenfrei zu erhalten.
Lübeck, den 9. September 1889.

                                                    G. Olrogge
                                                    beeidigter Auctionator.


Schutzmarke     Mack's Doppel-Stärke

Qualität unübertroffen!
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H. Mack, Ulm a./D.


Von der Pflugfabrik Ed. Schwartz u. Sohn, Berlinchen, ist mir der commissionsweise Verkauf ihrer landwirthschaftl. Geräthe übertragen. Empfehle

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zum Schälen und Tiefpflügen zu Fabrikpreisen.
Auch habe stets einige Pflüge zur Ansicht und zum Versuch vorräthig.


                                                                                 Hochachtend
Schönberg i/M.                                                        ;Joh. Bockwoldt.
                                                                                 Schmiedemeister.


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Schönberg.                                                    Oldenburg u. Ahrendt.


Das größte Glück auf Erden

ist nicht der Reichtum an Geld und Gut, sondern die Gesundheit. Viele Kranken erkennen ihre wahren Leiden nicht und lassen sich als Magenkranke, Blutarme, Bleich= und Schwindsüchtige behandeln. Betrachte man nun bei den meisten Kranken die sich zeigenden Symptome genauer, so wird man finden, daß Wurmkrankheit die Hauptrolle spielt; so manche Medizin wird gegen obenstehende Leiden eingenommen, wäre aber besser ersetzt durch ein Wurmmittel des bekannten Spezialisten Theodor Konetzky in Stein bei Säckingen. Die sichersten Symptome eines an Bandwurm=, Spuhl= oder Madenwürmer Leidenden sind: Abgang nudel= oder kürbisähnlicher Glieder und sonstiger Würmer, sowie Blässe des Gesichts, matter Blick, blaue Ringe um die Augen, Abmagerung, Verschleimung, stets belegte Zunge, Verdauungsschwäche, Appetitlosigkeit, abwechselnd mit Heißhunger, Uebelkeiten, Aufstoßen eines Knäuels bis zum Halse, stärkeres Zusammenfließen des Speichels im Munde, Magensäure, Sodbrennen, häufiges Aufstoßen, Schwindel, öfter Kopfschmerz, unregelmäßiger Stuhlgang, Koliken, Kollern und wellenförmige Bewegungen, dann stechende, saugende Schmerzen in den Gedärmen, Herzklopfen - Zahlreiche Atteste aus allen Kantonen beweisen die Vorzüglichkeit der Methode. - Dauer der Kur 30 bis 60 Minuten, ganz ohne Berufsstörung. Bei Bestellung ist Alter und Geschlecht des Patienten anzugeben. Die meisten Kranken, welche solche Mixtur versuchsweise nahmen, waren von Würmern geplagt, während andere damit die dem Körper sehr dienliche Entfernung aller Unreinigkeiten zu ihrer Zufriedenheit erzielten. Die Kur ist unter Garantie der Gesundheit vollständig unschädlich.


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[ => Original lesen: 1889 Nr. 74 Seite 4]

Großer Ausverkauf.

Wegen der Veränderung meines Lagers beabsichtige ich, den ganzen Vorrat von fertigen

Herren-Garderoben

schleunigst, zu jedem nur irgend annehmbaren Preise zu verkaufen, nur um damit zu räumen.

                                                    H. J. Lange,
                                                    Schneidermeister.


Die "Nachrichten" erscheinen täglich mit Ausnahme der Sonn= und Festtage:
Die "Nachrichten" bringen täglich als Gratis=Beiblatt die Amtlichen Mecklenb. Anzeigen, welchen das officielle Publicationsorgan der Mecklenb. Behörden sind und in welchen auch alle Bekanntmachungen über Holz=Auctionen zum Abdruck gelangen.
Die "Nachrichten" können bezüglich der Reichhaltigkeit an politischen und Tagesnachrichten sich getrost jedem andern Blatte zur Seite stellen.
Ein umfangreiches Depeschenmaterial, durch die günstige Versendungszeit unterstützt, setzt die Zeitung in den Stand, hinsichtlich Schnelligkeit der Mittheilungen der täglichen Ereignisse an ihre Leser sogar mit den Berliner Zeitungen concurriren zu können.

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Einladung zum Abonnement auf die
Mecklenburger Nachrichten
mit den "Amtl. Meckl. Anzeigen" u. in eigener Officin hergestelltem "Illustrirt. Sonntagsblatt."
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Die "Nachrichten" haben Correspondenten in allen Städten und größeren Orten Mecklenburgs.
Die "Nachrichten" bringen umfassende, zum Theil telegraphische Nachrichten über Börse, Handel und Schifffahrt, sorgfältigste Notiz aller Preisbewegungen landwirthschaftl. Producte und Bedürfnisse.
Die "Nachrichten" wenden dem unterhaltenden Theil, den Fortschr. in Literatur, Kunst, und Wissenschaft besondere Aufmerksamkeit zu.
Die "Nachrichten" sind die billigste der in gleichem Umfange erscheinenden Meckl. Zeitungen; sie kosten

vierteljährl. nur Mark 3.75 incl. Postaufschlag.

Inserate in den "Nachrichten", deren Auflage fortwährend im Steigen begriffen ist, finden weiteste Verbreitung.

Redaction und Verlag der "Mecklenburger Nachrichten",
Schwerin i. M., Klosterstraße 8 u. 6.


Kampf=
genossen-
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

Am 22. d. Mts. veranstaltet der Krieger=Verein in Dassow die Weihe seiner Fahne. Die Kameraden werden zur Betheiligung aufgefordert und wollen sich zwecks Sicherung von Fahrgelegenheit bis zum 20. beim Kameraden Maack anmelden.

                                                    Der Vorstand.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Diejenigen Kameraden, welche in der heutigen Versammlung nicht anwesend waren, und an der Fahrt nach Dassow am Sonntag, den 22. September cr. theilnehmen wollen, haben sich bis Donnerstag Abend - 19. d. Mts. - beim Kameraden Oldenburg hieselbst zu melden.
Schönberg, den 15. September 1889.

                                                    Der Vorstand.


Zum Klavierstimmen
emfiehlt sich                                                    
Schönberg i/M.                                                     L. Schriever, Lehrer.


Bücherzirkel.

Die geehrten Mitglieder werden ergebenst gebeten, sich am Freitag, den 20. d. Mts., Abends 7 Uhr an bekannter Stelle recht zahlreich einfinden zu wollen.        J.


Kirchliche Nachrichten
Bußtag, den 18. September.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Nachmittagskirche: Pastor Kämpffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 74 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 74 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 17. September 1889.


- Auf dem Fürstlich Bismarck'schen Gut Schönau hat am vergangenen Sonntag das Erntefest stattgefunden, welches durch das Erscheinen des Gutsherrn, des Fürsten Bismarck, seine besondere Weihe erhalten hat. Der Reichskanzler erschien im Wagen, stieg jedoch nicht aus, da er augenblicklich an Venenentzündung am Bein leidet und daher nicht ohne Schmerzen stehen oder gehen kann. Der Fürst blieb eine Stunde auf dem Gut und verabschiedete sich dann mit den freundlichen Worten: "Amüsirt Euch gut, Kinder!"
- Die heirathslustigen Damen Berlins haben alle Ursache mit den Berliner Herren unzufrieden zu sein, denn nirgendwo in den 36 Regierungsbezirken des preußischen Staates sind so viele Junggesellen von über 26 Jahren anzutreffen als dort. Im Uebrigen Deutschland kommen mehr unverheirathete nur noch im Elsaß vor. Dagegen ist es für heirathslustige Damen nirgends besser als in dem Ländchen Reuß ältere Linie; dort befinden sich von 14 825 Männern über 26 Jahre 10 577 verheirathete, also rund 71 Prozent. Reuß jüngere Linie weist 69, Sachsen 69, Mecklenburg 61, Bayern 60, Berlin 58, Elsaß 56 Prozent verheirathete Männer über 26 Jahren nach.
- In einer Kartonfabrik in der Neuen Königstraße zu Berlin fand am Dienstag Vormittag eine schwere Dampfkesselexplosion statt, welche furchtbare Verheerungen anrichtete. Schwer verletzt wurden vier, leicht drei Personen.
- Ein Berliner Student, Julius Dierke mit Namen, ist, wie das "Giornali di Sicilia" meldet, am 30. August bei Cammarata in einem Hohlweg von Räubern überfallen und durch einen Flintenschuß verwundet worden. Die Briganten haben ihm dann sein Geld im Betrage von 375 Lire weggenommen und ihn hülflos liegen lassen. Später ist er von einer Patrouille reitender Carabinieri gefunden und in Sicherheit gebracht worden, die Räuber sind inzwischen entdeckt und zur Haft gebracht worden.
- Die Untersuchungen der Weinberge auf das Vorkommen der Reblaus werden in der Rheinprovinz mit Ablauf dieser Woche geschlossen. Neue Reblausherde sind in diesem Jahr in den Gemeinden Honnef, Lenbsderf bei Linz und Westum bei Sinzig gefunden worden; in allen Fällen war eine Verschleppung der Krankheit aus benachbarten Infektionsstellen anzunehmen.
- Im Gasthof "Zum Schütting" in Varel ist ein 110 Pfd. schwerer Kürbis zur Schau ausgestellt.
- Der Fürst von Monaco, der schon seit mehreren Tagen mit dem Tod gerungen hat, ist am Dienstag Abend auf seinem Schloß Marchais bei Paris gestorben. Fürst Carl III. hat bereits 33 Jahre lang die Krone des durch die Spielbank berüchtigten Fürstenthums getragen. Er lebte zumeist fern von seinem Land und verzehrte in süßem Nichtsthun die Zinsen seines großen Vermögens, zu dem die Pacht für die Spielbank einen großen Theil beisteuerte. In der Regierung folgt ihm sein Sohn, Erbprinz Albert, geboren am 13. November 1848. Derselbe war in erster Ehe mit einer Tochter des Herzogs von Hamilton vermählt, ist aber seit Jahren geschieden und hat sich dieser Tage mit der Herzogin=Wittwe Richelieu, geborene Heine, vermählt. Dies wird das erste Beispiel sein, daß eine geborene Jüdin auf einem, wenn auch kleinen Thron Platz nimmt.
- Der belgische Gouverneur der Provinz Antwerpen hat über die Patronenexplosion an den Minister des Innern einen amtlichen Bericht erstattet, in dem es heißt, die Ursachen der Patronen=Katastrophe seien noch nicht endgültig festgestellt; insbesondere sei noch nicht festgestellt, ob der Patronenschuppen, in welchem gearbeitet wurde, zuerst in die Luft geflogen sei, oder ob die nahegelegenen Petroleummagazine schon vor der Explosion gebrannt hätten. Die eingeleitete Untersuchung wird fortgesetzt. Die Zahl der bis jetzt standesamtlich eingetragenen Todten beträgt 72, die Zahl der Verwundeten, welche in den Hospitälern untergebracht sind, beträgt 114. Die ganze Untersuchung scheint keinen anderen Zweck zu haben, als die belgischen Behörden von dem schweren Vorwurf des grenzenlosen Leichtsinns, daß sie diese gefährliche Arbeit überhaupt gestattete, zu entlasten. Mindestens ein Dutzend Augenzeugen veröffentlichen in Brüsseler Blättern Erklärungen, nach welchen der Patronenschuppen zuerst in die Luft flog. Trotzdem ist dem Gouverneur die Sache nicht klar.
- Die Opfer der Antwerpener Katastrophe sind nun größtentheils beerdigt. Am Montag Morgen bewegte sich der erste Leichenzug, in dem sich 20 Särge befanden, von einer großen Volksmenge begleitet, durch die Straßen der Stadt. Der Anblick der jammernden Angehörigen, welche dem Zuge folgten, war herzzerreißend, und auch bei den Zuschauen blieben nur wenig Augen thränenleer. Viele der Umgekommenen mußten begraben werden, ohne daß man ihre Persönlichkeit feststellen konnte, da sie so entstellt und verstümmelt waren, daß ihre nächsten Angehörigen sie nicht wiederzuerkennen vermochten. Die Zahl der Opfer wird täglich größer, da noch fortwährend Verwundete den erhaltenen Verletzungen erliegen.
- In der Romagna sieht's wieder einmal schlimm aus; unter den ländlichen Arbeitern herrscht eine gewaltige Gährung, die hauptsächlich dadurch hervorgerufen worden ist, daß bei der Maisernte Dreschmaschinen zur Anwendung gekommen sind. Wie vor Jahrzehnten die Industriearbeiter in England, so führen jetzt die Feldarbeiter in Italien Krieg gegen die Maschinen, die ebenso wie die Maschinenbesitzer von der Gendarmerie beschützt werden müssen, weil die Arbeiter vor Gewaltthätigkeiten nicht zurückschrecken. Bei Ravenna ist es bereits zu einem blutigen Zusammenstoß gekommen.
- An der atlantischen Nordküste Amerikas wüthet seit einigen Tagen ein furchtbarer Orkan. An der Küste von New=Yersey sind viele Schiffe, darunter die Bark "Atlanta" von Hamburg, gescheitert und viele Menschen umgekommen.
- Nach weiteren Meldungen von der nordatlantischen Küste hat der Orkan noch angehalten. Atlantic City ist fast gänzlich überschwemmt; an der Küste New=Yerseys ist der Schaden ganz außerordentlich groß. Mehrere Schiffe haben Schiffbruch gelitten und 37 Personen sind umgekommen.
- Der amerikanische Millionär Jay Gould, dessen Vermögen über 100 000 000 Dollars beträgt, leidet an Menschenfurcht. Nirgends erscheint er, ohne von mehreren Personen begleitet zu sein. Seine Tochter Nellie führt den Vater fast stets am Arme und sein Sohn George geht an seiner Seite oder hinter ihm. Meistens befinden sich vier Personen um Jay Gould, selten weniger als drei. Ein Geheimpolizist folgt ihm auf Schritt und Tritt. Mit all seinen Millionen sieht Jay Gould wie ein sorgenbelasteter, abgehärmter, unglücklicher Mann aus.


Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
                          (Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 74 Seite 6]

Angela.
[Fortsetzung.]


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