No. 68
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 27. August
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 68 Seite 1]

Bekanntmachung.

      Die ordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts beim Großherzoglichen Landagericht zu Güstrow für das III. Quartal dieses Jahres wird am

Montag, den 23. September d. J.

eröffnet.

    Rostock, den 24. August 1889.

Der Präsident
des Großherzoglichen Oberlandesgerichts.
Budde.


Bekanntmachung.

Alle durch die diesjährigen im hiesigen Fürstenthume stattfindenden Truppenübungen veranlaßten Flurschäden sind von den Beschädigten sofort bei den betreffenden Ortsvorständen anzumelden, von letzteren behufs Vorbereitung und Feststellung der Vergütungen zusammenzustellen und die Zusammenstellungen unverzüglich bei der Registratur der Großherzoglichen Landvogtei einzureichen.
Schönberg, den 14. August 1889.

Der Großherzogliche Civilcommissarius für die Abschätzung der Flurschäden im Fürstenthum Ratzeburg.
U. Frhr. v. Maltzan.


Der Schlachtermeister H. Gramm in Schönberg beabsichtigt, auf seinem an der Siemzerstraße sub Nr. 162 daselbst belegenen Grundstücke Schlachterei zu betreiben und hat bei Einreichung eines bezüglichen Situationsplanes die obrigkeitliche Erlaubniß hierzu nachgesucht.
Indem wir dies in Gemäßheit des § 17 der Gewerbeordnung zur allgemeinen Kenntniß bringen, ergeht hierdurch die Aufforderung, etwaige Einwendungen gegen die neue Anlage binnen 14 Tagen bei uns anzubringen.
Schönberg den 21. August 1889.

Großherzogl. Mecklb. Landvogtei des Fürstenth. Ratzeburg.
U. Frhr. v. Maltzan.

Spieckermann.       


Auf den Antrag der Ehefrau des Schulzen Möller, Maria geb. Oldenburg, zu Gr. Mist soll über deren daselbst sub Nr. 1 belegene Vollstelle c. p. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 24. September 1889,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnende Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 7. Juli 1889.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Auf den Antrag des Erbpächters Prüß zu Lauen und des Büdners Oldörp zu Bardowick soll über die zu Bardowick sub Nr. II belegene Vollstelle ihres Curanden Johann Jochen August Lose ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 9. November 1889,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der

[ => Original lesen: 1889 Nr. 68 Seite 2]

Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgefunden haben.
Schönberg, den 22. August 1889.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.       


Antragsmäßig soll über das zu Domhof bei Ratzeburg sub Nr. 11 belegene Wohnhaus c. p. der Frau Ziegenhirt, Johanna, geb. Wiche, daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 11. November d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 24. August 1889.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.       


Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 23. September 1889 bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf

Donnerstag, den 29. August 1889,
Mittags 12 Uhr,

eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Strafkammer I anberaumt.
Güstrow, den 26. August 1889.

Der Präsident
des Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Landgerichts.
(gez.) Bölckow.


Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Schlosser Emil Paul Max Liebezeit, geb. am 16. October 1870 zu Köttwitzsch, Kreis Kochlitz, zuletzt in Schlag=Sülsdorf, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Amtsgerichts=Gefängniß zu Schönberg i. Meckl. abzuliefern.
Neustrelitz, den 15. August 1889.

Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
H. Götze.

                           Beschreibung.
                  Alter: 18 Jahre.
                Statur: mittel, breitschulterig.
                Haare: dunkelblond.
               Augen: blaugrau.
              Gesicht: oval.
     Gesichtsfarbe: gelblich.
            Kleidung: schwarzer, roth= und weißkarrirter Tuchanzug, schwarzer Filzhut und Stiefeletten.
Besondere Kennzeichen: auf dem linken Arm die Tätowirung: "Glück auf" mit einem Lorberkranz und 2 Hämmern.


Steckbrief.

Gegen den Sattler Friedrich Gabriel aus Posen welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Verbrechens gegen § 176,3 des St.=G.=B. verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Amtsgerichts=Gefängniß zu Schönberg i/Meckl. abzuliefern.
Neustrelitz, den 16. August 1889.

Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
H. Götze.

                           Beschreibung.
                Alter: 48 Jahre.
               Statur: breitschulterig.
              Größe: 1,70 m.
              Haare: blond.
                 Bart: dunkelblond und voll.
            Gesicht: voll.
   Gesichtsfarbe: gesund.
           Sprache: hochdeutsch.
           Kleidung: ein dunkelgrauer Rock, auf dessen rechter Schulter ein schwarzer Flicken eingenäht ist, eine schwarze Hose, eine ausgeschnittene Weste, ein weißes Vorderhemd, ein brauner Strohhut und Stiefeln.


Die Lieferung des Bedarfs an bestem Petroleum für die Straßenlaternen in hiesiger Stadt und auf dem Amte während der bevorstehenden Wintermonate soll event. dem Mindestfordernden übergeben werden. Reflectanten werden hierdurch aufgefordert, ihre Preisofferten

bis zum 31. August cr.

schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 22. August 1889.

Der Magistrat.


Oeffentliche Zwangsversteigerung.

Am Donnerstag, den 29. August cr., Vorm. 8 1/2 Uhr sollen in Rieps
          2 Bolzen grobes Tischzeug,
          4 Bolzen flächsen Leinen,
          2 Bolzen heeden Leinen,
        25 Ellen weißes wollenes Zeug,
        16 Ellen heeden Leinen,
    8 1/2 Ellen flächsen Leinen
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Sammelplatz der Käufer im Kruge zu Rieps.
Schönberg, den 21. August 1889.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Am Freitag, den 30. August d. J. Vormittags 9 Uhr, soll im hiesigen Pfandlocal

eine fast neue Nähmaschine für Schuhmacher

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 24. August 1889.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Torf=Auction.
Am Freitag, den 30. d. Mts., Morgens 9 Uhr, lasse ich auf meinem am Roduchelstorf=Lübseer Wege belegenen Moore

circa 130 Mille Preßtorf

öffentlich meistbietend, unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen gegen gleich baare Bezahlung verkaufen.
Roduchelstorf, den 22. August 1889.

                                                    P. Grevsmühl.


Budenbesitzer, welche für den 2. September d. Js. ihre Buden auf dem Festplatze aufzuschlagen wünschen, haben sich am Mittwoch, den 28. August, abends 7 Uhr auf dem Baubrink zu melden.

Das Sedan-Comité des Kriegervereins für das Fürstenthum Ratzeburg.


Alle Diejenigen, welche noch Forderungen an den Nachlaß des verstorbenen Hauswirths A. Timm zu Blüßen zu haben vermeinen, werden hiermit aufgefordert, sich innerhalb 14 Tagen bei mir zu melden. Zugleich ersuche ich auch Diejenigen, welche noch Zahlungen an denselben zu leisten haben, dieselben innerhalb der gedachten Frist ebenfalls an mich zu entrichten.
Blüßen, den 19. August 1889.

                                                    H. Oldenburg, Hauswirth.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 68 Seite 3]

Gr. Rennen
zu
Ratzeburg
am 1. September cr.,
Nachmittags 4 Uhr.


Hängelampe       Eine große Auswahl
Lampen
in den verschiedensten
Mustern und Größen
sowie
Glocken,
Cylinder
und Docht
in bester Qualität
empfiehlt zum bevorstehenden Herbst schon jetzt ganz ergebenst

W. Wieschendorf,
Klempner.

Einige Hänge- u. Tischlampen
älterer Muster
werden zu Einkaufspreisen verkauft.


Reife, süße ungarische
Weintrauben,

5 Kilo Mk. 2,70 franco sammt Korb gegen Postnachnahme. Gute Ankunft garantirt.

                                                    Anton Thor. Weinbergbesitzer.
                                                    Werschetz (Süd=Ungarn).


Zum bevorstehenden Herbstmanöver empfehle:

Messer und Gabel, Eßlöffel in Neusilber, sowie gewöhnliche mit und ohne Stahleinlage. Porzellan und Steingutgeschirr in großer Auswahl.
                                                    C. Schwedt.


Baugewerkschule Eckernförde.
Wintersemester: 30. Oct. - Vorcursus Oct.
Kostenfr. Auskunft. Die Direction O. Spetzler.


30 Mark Belohnung

zahle ich demjenigen, der mir den Thäter, der mir aus meinen Kleemieten im Felde Klee gestohlen hat, so nachweist, daß ich denselben gerichtlich belangen kann. Zugleich verbiete ich hierdurch allen Unbefugten das Betreten meines Ackers.

                                                    J. Breuel, Selmsdorf.


Durch die Geburt eines Sohnes wurden heute hocherfreut
Schönberg, den 25. August 1889.

                                                    Actuar E. Breuel und Frau
                                                    geb. Cordua.


Emaillirtes Kochgeschirr
in reicher Auswahl,
Vorlegelöffel, Eßlöffel und Theelöffel
in Britannia=Metall und in Nickel ff. empfiehlt
                                                    W. Wieschendorf Klempner.


Kochgeschirre

blau=weiß, grau=weiß und marmorirt, sowie leichte Töpfe aus Gußeisen, mit und ohne Ring, Grapen und Pfannen alles in completer Auswahl, empfiehlt billigst

                                                    C. Schwedt.


Zu der bevorstehenden Einquartierung empfehle ich eine große Auswahl von guten und billigen
Messer und Gabeln, Vorlege= und Eßlöffeln, emaillirte Kochtöpfe, in allen Größen, Bettstellen mit Spiral und bandeisernen Matratzen.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Die berühmt gewordenen Kock'schen
Petroleumkocher

werden nach den verschiedensten Mustern und Größen besorgt, sowie auch vorräthige Zünder, doppelpatent Dochte, Spiritusrapidkocher mit Guß=Bassin, Obstpflücker mit unverbiegbaren Zinken, vernickelte Kleiderbügel, Rettigschneider, Apfelstecher und Besenstiehlbefestiger empfiehlt

                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Falläpfel
verkauft                                                    S. Bicker.


Schutzmarke     Mack's Doppel-Stärke

Qualität unübertroffen!
Nur ächt
mit nebiger Schutzmarke. - Alleiniger Fabrikant & Erfinder
H. Mack, Ulm a./D.


Nervenschwäche

und deren Folgezustände: Angstgefühl, Appetitlosigkeit, Gedächtnißschwäche, Gemüthsverstimmung, Herzklopfen, Magenschwäche, Ohrensausen, Mattigkeit, Schlaflosigkeit, Schwindel, Uebelkeit, Zittern der Glieder u. s. w. beseitige auch in den hartnäckigsten Fällen durch meine rationellen Heilmittel.

                                                    Heyden, Chemiker, Hamburg.


Eine Wohnung

von 5 Stuben, Küche, Kellerraum und Stall hat noch zu Michaelis zu vermiethen

                                                    E. Möller.
                                                    Siemzerthor 156.


Gesucht zu Michaelis ein gewandter

Laufbursche

dem Gelegenheit geboten wird sich zum Kellner auszubilden.
Ratzeburg.                                                     E. Dohrs,
                                                                        Schützenhof.


Gesucht in Schönberg zum 24. October ein älterer unverheiratheter

Arbeitsmann

als Knecht bei Pferden. Näheres zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


Auf dem Hofe zu Kulpin bei Ratzeburg werden bei hohem Lohn gesucht:
          ein Meiereiknecht,
          ein verheirath. Kuhfütterer u.
          ein Tagelöhner (Drescher).

                                                    F. König.


Sicherer Verdienst

Solide tüchtige Agenten eines jeden Standes werden bei hohem Verdienste für den Vertrieb von gesetzlich erlaubten leicht verkäuflichen Staats= und Prämien=Loosen angestellt.

Franco=Offerten an Bankhaus
Max Grünwald, Frankfurt a. M.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 68 Seite 4]

Programm
zur Sedanfeier in Schönberg 1889.
1. Sonntag, den 1. September:

Vormittags 10 1/4 Uhr: Theilnahme an dem Vormittags=Gottesdienst.
Abends 7 1/2 Uhr: Beginn des Fackelzuges vom Siemzer=Thore aus.
Abends 8 Uhr: Bekränzung des Kriegerdenkmals.
Abends 8 1/2 Uhr: Freudenfeuer, Festrede, patriotische Gesänge.
Abends 9 Uhr: Commers und Concert im Schützenhause. Eintrittsgeld 20 Pf.

2. Montag, den 2. September:

Morgens 6 Uhr: Reveille.
Morgens 9 1/2 -11 Uhr: Concert auf dem Marktplatze.
Nachmittags 1 Uhr: Festzug durch die Stadt vom Siemzer Thore aus bis zum Schützenhause.
Nachmittags 2 Uhr: Beginn des Schießens nach Silber= und Alfenide=Gewinnen, sowie der Kinderbelustigungen auf dem Baubrink.
Nachmittags 2 Uhr: Concert im Schützenhause Eintrittsgeld 20 Pf.
Abends 7 Uhr: Einmarsch.
Abends 8 Uhr: Beginn der Festbälle im Schützenhause und im Boye'schen Lokale. Eintrittsgeld für Herren 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg)., für Damen 50 Pfennig (Mecklenburg).
Um recht rege Betheiligung an dieser nationalen Feier bittet

das Sedan-Comité
des Kriegervereins für das Fürstenthum Ratzeburg.


Krieger=Verein
für das Fürstenthum Ratzeburg.

Der unterzeichnete Vorstand giebt den Kameraden hierdurch kund:

1. Für die Mitglieder des Vereins finden nachfolgende Entree=Ermäßigungen statt.
a. Zum Commers am 1. September und zum Concert am 2. September ist der Eintritt frei.
b. zu den Festbällen am 2. September zahlen die Kameraden für ihre Person ein Eintrittsgeld von 50 Pf. und für eine Dame 25 Pf. Für weiter einzuführende Damen ist das volle Eintrittsgeld mit 50 Pf. zu entrichten.
2. Angetreten wird vor dem Vereinslokale:
a. Am 1. September zum Kirchgang um 3/4 10 Uhr Vormittags.
b. Zum Fackelzug Abends 7 Uhr.
c. Am 2. September zum Festzug um 1/2 1 Uhr Nachmittags.

                                                    Der Vorstand.


Fremden-Abonnements-Vorstellungen im Großherzoglichen Hoftheater zu Schwerin während der Spielzeit 1889/1890.

Die unterzeichnete Intendantur eröffnet für Auswärtige wieder ein Abonnement auf 6 Vorstellungen (4 größere Opern und 2 größere Schauspiele), für welche ein Platz in der Fremdenloge 18 M., im I. Range 12 M., im Parkett und Parkettloge 10 M., im II. Rang Balkon und Mitte 6 M. und im II. Rang Seite 5 M. kostet. - Für die Fahrt nach und von Schwerin wird der einfache Eisenbahnfahrpreis berechnet. Die Karten werden nicht auf Namen ausgestellt, und sind die Theater=Abonnementskarten und 6 Eisenbahnfahrkarten gleichzeitig zu nehmen. Die Anmeldungen müssen bis zum 5. September einschließlich geschehen und werden von

Herrn Hotelbesitzer Spehr zu Schönberg i. M.

freundlichst entgegengenommen.
Spätere Anmeldungen können nur ausnahmsweise und wenn Plätze übrig bleiben, berücksichtigt werden. Die Aushändigung der Karten gegen Zahlung des Eintritts= und Fahrpreises für die 6 Vorstellungen erfolgt später im September.
Schwerin, den 21. August 1889.

Großherzogliche Hoftheater-Intendantur.


Empfehle mich zur Anfertigung von
Schuh=Waaren

sowie aller in meinem Fache vorkommenden Arbeiten unter Zusicherung schneller und guter Bedienung.

                                                    A. Ahrendt, Schuhmacher.
                                                    Siemzerstraße 163.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 68 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 68 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 27. August 1889.


Gelegentlich der Anwesenheit des Kaiserpaares in Straßburg hat der Kaiser den Armen dieser Stadt 3000 Mark überwiesen. Der jetzt in Paris auf Urlaub sich aufhaltende französische Botschafter Herbette ist, entgegen früheren Bestimmungen, nicht in Metz zur Begrüßung unseres Kaisers erschienen.
Kaiser Wilhelm hat jetzt zum erstenmale einem Kriegerverein eine Fahne verliehen: Der "Verein ehemaliger Gardefüsiliere" hat dieselbe erhalten. Die Uebergabe soll mit einer besonderen Feierlichkeit erfolgen.
Gegenüber Anzweiflungen erklärt der Rhein. Kur., daß die Verlobung der Prinzessin Margarethe von Preußen mit dem Erbprinzen von Nassau, dem künftigen Luxemburgischen Thronfolger, wirklich in Aussicht stehe.
Einige Blätter verbreiten die Nachricht, Fürst Bismarck wolle die Berufung eines Abrüstungskongresses nach Wien beantragen. Das Gerücht ist wohl schwerlich ernstlich zu nehmen, so erfreulich auch die Verwirklichung desselben wäre. Auch in Paris glaubt man, wie ein Wiener Telegramm meldet nicht an obige Absicht des deutschen Reichskanzlers.
Ueber das rauchlose Pulver schreibt die Budapester Correspondenz, der man bekanntlich offiziöse Beziehungen nachsagt, mit Bezug auf die Anwendung desselben beim Manöver nahe Spandau Folgendes: "Schon die Erfahrung dieses einen Manövers hat gezeigt, daß damit bedeutende Nachtheile verbunden sind. Nicht nur die im Vordertreffen, wenn auch gedeckt liegende Schützenkette wird vom Feind genau gesehen, sondern auch die rückwärtigen Glieder können keine Bewegung machen, ohne vom Feind, hinter dessen Rauchwolken jede Verschiebung und jedes Einrücken von Verstärkungen unbemerkt vor sich gehen kann, genau gesehen zu werden. Die Tragfähigkeit des neuen Pulvers ist keine größere, und die wichtige Frage, ob die Haltbarkeit denselben Anforderungen entspricht, als beim früheren, kann erst in Jahren entschieden werden. Da der Knall aber namentlich bei näheren und mittleren Distanzen ein ganz intensiver ist, und auch vom Knall des schwarzen Pulvers völlig abweicht und klar von demselben zu unterscheiden ist, kann die Frage wegen Einführung des neuen Pulvers noch keineswegs als gelöst betrachtet werden."
Eine neue Feldpost=Dienstordnung tritt an Stelle der bisherigen. Gleichzeitig sind seitens des Kriegsministeriums im Verein mit dem Reichspostamt neue Ausführungsbestimmungen zu der betreffenden Dienstordnung erlassen worden.
Gegenüber den widersprechenden Nachrichten, welche über den Besuch des Zaren verbreitet werden, bemerkt die "National=Zeitung, man dürfe als durchaus feststehend betrachtend, daß der Besuch in den nächsten Wochen stattfinden werde. Die Wahl der Reiseroute werde absichtlich offen gelassen. Man glaubt jedoch, daß für drei Linien Vorbereitungen getroffen seien.
Gegenüber den russischen Grenzscherereien scheinen nunmehr auch die österreichischen und preußischen Grenzbehörden die frühere Geduld verloren zu haben. Russische Staatsangehörige, welche die österreichische Grenze überschreiten wollen, sind verpflichtet, vor ihrer Abreise den Paß von einem österreichischen Consul in Rußland nachsehen zu lassen. An der preußischen Grenze wird gleichfalls eine schärfere Paßkontrolle geübt. Russische Ausweisungskarten haben nicht länger als 8 Tage Gültigkeit und russische Staatsangehörige, welche ohne solche Karten die Grenze zu überschreiten versuchen, werden ohne Weiteres zur Polizei geführt.
Präsident Carnot reiste am Mittwoch zu der verdienten Erholung nach Fontainebleau und wurde von der Bevölkerung festlich empfangen.
Wegen Verbindung mit Boulanger sind in Frankreich 50 active und 22 Landwehr=Offiziere theils cassirt, theils zur Disposition gestellt, theils Strafversetzungen unterworfen worden. 21 Unteroffiziere erhielten meist strengen Arrest, 8 Gendarmen wurden entlassen.
Die Sozialdemokraten in der Schweiz bieten ihre ganze Macht auf, um die Anstellung eines Bundesstaatsanwalts zu hintertreiben, haben aber trotz allen Geschreis und aller Wühlerei nur einen sehr schwachen Erfolg. Das Schweizer Bürgerthum ist durchaus mit der Maßregel einverstanden und wünscht sehnlichst, daß die Umstürzler, welche der Schweiz nur Verlegenheiten bereiten, zur Ruhe gebracht werden.
Der serbische Ministerrath hat das jährliche Einkommen Milans von 300 000 auf 360 000 Frcs. erhöht.
Wie die "Post" mittheilt, hat sich der Plan des Hauptmanns Wißmann, eine Kavallerietruppe zu bilden, zunächst nicht als ausführbar erwiesen. Die Pferde gehen früher oder später zum großen Theile ein. Die eigenthümliche Seuche, der die Thiere in den feuchtwarmen Strichen des tropischen Afrika unterliegen, ist eine Art Milzbrand, welcher sehr ansteckend ist. Etwa eine Woche nach Aufnahme des Giftes tritt Fieber ein, welches in meist wenigen Stunden den Tod herbeiführt. In Südafrika ist es nach vieler Mühe gelungen, in einzelnen Fällen die Thiere durch vorbeugende Mittel zu retten, die Mehrzahl ist aber auch dort verendet.
König Malietoa von Samoa ist jetzt vom deutschen Kanonenboot "Wolf" wieder nach seiner Heimat gebracht worden. Bei der Landung in Apia wurde er vom deutschen Generalkonsul Dr. Stübel begrüßt, der ihm erklärte, er sei völlig frei. Der Heimgekehrte wurde von seinen Landsleuten mit großer Freude empfangen, seine Wiederwahl zum Könige ist zweifellos.


- Schönberg. Die Michaelisferien der hiesigen Schulen beginnen in diesem Jahre am Sonnabend den 21. September und dauern wegen des auf den 8. October fallenden Herbstjahrmarktes bis zum 9. October.
- Schönberg. Das den Postmeister Saß'schen Erben gehörende Wohnhaus an der Marienstraße, das bisher an das Kaiserliche Postamt vermiethet war, ist, wie wir hören, für 13,500 Mk. an den Kornhändler Freitag verkauft worden, der auf dem daneben belegenen zu dem Grundstücke gehörenden Bauplatze einen Kornspeicher zu erbauen gedenkt.
- Schönberg. Auf Grund sachverständiger Gutachten sind durch Beschluß hoher Großherzoglicher Landesregierung für den von den diesjährigen Truppenübungen berührten Aushebungs=Bezirk des Fürstenthums Ratzeburg und für die Dauer dieser Uebungen die von dem Bundesrathe unter dem 23. December 1879 festgesetzten Vergütungssätze für geleisteten Vorspann um ein Fünftel erhöht worden. Es betragen demnach die Vergütungssätze pro Tag:
für ein einspänniges Fuhrwerk mit Führer 8 M. 40 Pfennig (Mecklenburg).
für ein zweispänniges Fuhrwerk mit Führer 12 M. 60 Pfennig (Mecklenburg).
für ein dreispänniges Fuhrwerk mit Führer 16 M. 80 Pfennig (Mecklenburg).
für ein vierspänniges Fuhrwerk mit Führer 21 M. - Pfennig (Mecklenburg).
- Schönberg. Die Hohe Großherzogl. Landesregierung veröffentlicht durch den Offic. Anzeiger in Bezug auf die bevorstehenden Truppen=Uebungen Folgendes: In diesem Jahre werden im Fürstenthume Ratzeburg die nachstehend aufgeführten Truppenübungen abgehalten werden: 1) Brigade=Exercieren der 35. Infanterie=Brigade am 2. und 3. September auf der Palinger Heide, 2) Brigade=Manöver der 35. Infanterie=Brigade am 5. September zwischen Schlutup und Dassow, 3) Brigade=Exercieren der 36. Infanterie=Brigade am 2. und

[ => Original lesen: 1889 Nr. 68 Seite 6]

3. September in der Gegend von Kogel, 4) Brigade=Manöver der 36. Infanterie=Brigade am 5. und 6. September in der Gegend von Zarrentin=Gudow= Ratzeburg=Roggendorf. Für diese Uebungen und die Märsche zu resp. von denselben sind die erforderlichen Marschrouten ausgefertigt worden; dieselben werden den betreffenden Ortschaften zur Veranlassung des Weiteren zugehen. Mit Rücksicht auf die den Truppen ohnehin schon zugemutheten starken Marschleistungen hat es sich nicht vermeiden lassen, die Ortschaften stellenweise über die abgeschätzte Belegungsfähigkeit hinaus zur Einquartierung heranzuziehen; es ist indessen seitens des Königlichen Divisions=Commandos ausdrücklich hervorgehoben, daß auf reglementsmäßige Quartiere für Offiziere und Mannschaften durchweg verzichtet werde und die Ansprüche der Truppen auf das bescheidenste Maß reducirt werden würden. Für die gesammten Uebungen vom 2. bis 10. September ist im allgemeinen Magazin=Verpflegung vorgesehen und wird Sorge getragen werden, daß die Truppen beim Einrücken ins Quartier die gelieferte Verpflegung bereits vorfinden oder doch schnell in den Besitz derselben gelangen. Zur Feststellung resp. Abschätzung der durch die Uebungen entstehenden Flurbeschädigungen ist nach Maßgabe des § 14 des Reichsgesetzes vom 13. Februar 1875 über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden, des Artikels II, § 7 des Gesetzes vom 21. Juni 1887, sowie der Ausführungsbestimmungen vom 21. Juli 1887, sowie der Ausführungsbestimmungen vom 30. August 1887 - Reichsgesetzblatt 1887, Seite 446 bis 450 - eine besondere Kommission eingesetzt, deren Verhandlungen von dem Landvogtei=Assessor Freiherrn von Maltzan in Schönberg als landesherrlichem Kommissarius geleitet werden. Die Ortsvorstände, sowie die Besitzer, Pächter etc., von Grundstücken in den von Truppenübungen berührten Gegenden werden hierdurch angewiesen, den Anordnungen und Aufforderungen des landesherrlichen Kommissarius in vorkommenden Fällen ungesäumt Folge zu leisten, auch haben die Ortsvorstände nach § 11, Absatz 1 des gedachten Reichsgesetzes vom 13. Februar 1875 zu veranlassen, daß zur möglichsten Verhütung von Flurschäden bestellte Felder, Schonungen etc. rechtzeitig und deutlich mit Strohwiepen bezeichnet werden, und für Aufstellung und Instandsetzung der Wegweiser, thunlichst auch an bloßen Feldwegen, Sorge zu tragen. Etwaige Entschädigungsansprüche sind durch Vermittelung des Vorstandes desjenigen Ortes, in dessen Bezirk das beschädigte Grundstück belegen ist, bei dem Kommissarius unverzüglich anzumelden bei Vermeidung des Erlöschens dieser Ansprüche gemäß § 16 des Reichsgesetzt vom 13. Februar 1875 bezw. Artikel II, § 8 des Reichsgesetzes vom 21. Juni 1887.
- Schönberg. Am Mittwoch, den 21. d. M. wurde in Schlagsdorf das diesjährige Missionsfest für unser Fürstenthum gefeiert. Man konnte wegen der in diesen Tagen herrschenden bösen Witterung um den Erfolg des Festes besorgt sein, aber über alles Erwarten günstig gestaltete sich der Verlauf desselben. In der von einer zahlreichen Zuhörerschaar dicht gefüllten, mit Guirlanden und Kränzen freundlich geschmückten Kirche hielt Pastor Dr. Bestmann=Mölln die Festpredigt über 2 Cor. 2, 14-17. Den Bericht über unsere ev.=luth. Mission unter den Tamulen in Ostindien erstattete Pastor Langmann=Carlow. Nach einem gemeinsamen Mittagsmahle im Siebenmarkschen Lokale fand Nachmittags 3 Uhr die Festfeier im Freien statt. Eingeleitet wurde dieselbe von Pastor Eulenberg=Schlagsdorf mit einer Ansprache über Joh. 12, 20-28, worauf Pastor Lüders=Gr. Berkenthin auf Grund des Schriftworts: "Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen" in einem Vortrage die Aufgabe und das Werk der Mission beleuchtete. Nach einer längeren Pause erzählte der Pastor Bernhardt=Gr. Salitz etwas aus der Tamulenmission und nach einer kurzen Erzählung des Pastor Eulenberg über die Bekehrung eines Barotseknaben in Afrika gab zum Schlusse Pastor Rußwurm=Ziethen in plattdeutscher Sprache ein Bild der merkwürdigen Lebensführung eines Dajakken, Namens Diata; er schilderte in demselben die Irrwege dieser dem Herrn wiederstrebenden Seele, die aber doch endlich, von treuer Fürbitte Lübecker Christen beständig geleitet, den vollen Frieden im Glauben an Christum gefunden hat. Der Festplatz war ebenfalls von einer zahlreichen Zuhörerschaft erfüllt, die den Vorträgen bis zu Ende mit reger Aufmerksamkeit folgte. Zwischen den Vorträgen wurden Lieder unter wirkungsvoller Begleitung der Wittfothschen Kapelle aus Wendorf gesungen. Der Gesammtertrag der Collekte belief sich auf 172 Mk. 40 Pfg. Das schöne Fest wird gewiß bei allen Theilnehmern eine freundliche Erinnerung und segensreiche Anregung hinterlassen.
- Am 21. August Morgens verstarb zu Ratzeburg nach kurzem Krankenlager der dort wohnende hochbetagte Geh. Regierungsrath Louis v. Moltke, ein Bruder des Generalfeldmarschalls Grafen v. Moltke.
- Eine zwölfjährige Mörderin, welche ein neun Jahre altes Kind mit kalter Ueberlegung gemordet hatte, stand am Mittwoch vor dem Lübecker Landgericht. Das Mädchen erhielt sieben Jahre Gefängniß.
- Die Königin Victoria hat dem Reichskanzler Fürsten Bismarck als "Zeichen ihrer besonderen Gnade und Werthschätzung" ihr Portrait in Lebensgröße verehrt. Vom Kaiser von Oesterreich hat Fürst Bismarck eine Büste, gleichfalls in Lebensgröße, zum Geschenk erhalten, da er die höchsten österreichischen Orden und ein Bild des Kaisers bereits besitzt.
- Eine kaiserliche Verfügung verordnet, daß die Feldwebel und Vicefeldwebel einschließlich der Vicefeldwebel des Beurlaubtenstandes, sowie die im gleichen Range stehenden Stabshoboisten und Stabshornisten und Zahlmeisteraspiranten bei denjenigen Truppen, bei welchen der Infanterie=Offizier=Degen neuen Modells zur Einführung gelangt ist, ebenfalls mit Infanterie=Offizier=Degen und Portepee neuen Modells zu bewaffnen sind. Die genannten Chargen haben den fraglichen Degen an einer weißen, bezw. schwarzen Ueberschnallkoppel zu tragen.
- Die Pallasche der Leibgarde der Kaiserin. Die "Solinger Zeitung" schreibt: Die bei der großen Parade zu Ehren des Kaisers von Österreich von der neugeschaffenen Leibgarde der Kaiserin benutzten Pallasche stammen aus den Werkstätten der Firma Weyersberg, Kirschbaum und Cie., Aktiengesellschaft für Waffenfabrikation in Solingen, und sind auf Bestellung des kgl. Kriegsministeriums angefertigt worden. Die Pallasche in reichster Goldausstattung sind nach dem Muster der Pallasche der Seydlitz=Kürassiere, speziell nach dem vom berühmten Reiter=General von Seydlitz getragenen und in der Ruhmeshalle zu Berlin aufbewahrten Degen gearbeitet.
- Die deutsche Botschaft in Wien ließ am Geburtstage des Kronprinzen Rudolf, am 21. d. M., im Auftrage des Kaisers Wilhelm einen großen prächtigen Kranz aus Blumen und Lorbeer und Palmenblättern bestehend und mit einer schwarz=weißen Schleife verziert am Sarge des Kronprinzen in der Kapuzinergruft niederlegen.
- Die deutsche Manöverflotte wird nach neuerer Bestimmung bereits am 31. August in Wilhelmshaven aufgelöst werden.
- Der Kaiser hat den Studiosus Eichler, Sohn des Superintendenten gleichen Namens in Pasewalk, welcher vor einigen Monaten den jüdischen Studiosus Bluhm im Duell im Grunewald bei Berlin erschoß und zu zwei Jahren Festungshaft verurtheilt wurde, begnadigt.
- Die Gehilfen der Berliner Colonialwaarengeschäfte gedenken jetzt ebenfalls in die Lohnbewegung einzutreten. Sie verlangen eine Arbeitszeit von 7 Uhr Morgens bis 9 Uhr Abends und wollen am Sonntage nur bis 2 Uhr Nachmittags thätig sein. Sechshundert Handlungsgehilfen haben sich bereits mit diesen Bedingungen einverstanden erklärt.
- Ein Goldregen ist wieder einmal über einen ehemaligen Bauer in Schöneberg bei Berlin, der bereits zu den Millionären gezählt wird, niedergegangen. Der Beglückte hat ein Stück von etwa 60 Morgen Land an eine Berliner Baugesellschaft verkauft und dafür über drei Millionen Mark eingeheimst.
- Eine ganze Reihe von Unglücksbotschaften wird aus der Reichshauptstadt gemeldet: Am Dienstag erschossen sich dortselbst zwei junge Mäd=

[ => Original lesen: 1889 Nr. 68 Seite 7]

chen wegen einer aus einem Liebesverhältniß entstandenen Geldverlegenheit, am Mittwoch erschoß sich ein drittes Mädchen mit einem Revolver wegen unglücklicher Liebe und eine vierte sprang aus demselben Grunde in die Spree. Letztere wurde aber noch gerettet.
- Am 13. Juni fand der Förster Schwartzkopf bei Augustwalde unweit Hohenkrug im Forst die schon in Verwesung übergegangene völlig bekleidete Leiche eines Mannes, welcher bei näherer Untersuchung als der Tischlergeselle Carl Bordasch erkannt wurde. Die Leiche wurde daher in einfacher Weise auf dem Augustwalder Kirchhofe bestattet, Geldbeutel, Uhr und Benachrichtigung der Mutter zugesandt. Diese behauptete, daß ihr Sohn 1000 Mk. in Werthpapieren bei sich haben müsse, bezeichnete sogar die Nummern der Scheine. Es ergab sich also die Nothwendigkeit einer Ausgrabung, die denn auch kürzlich im Beisein einer Gerichtskommission stattfand. Man fand richtig nach längerem Suchen in dem Ueberzieher des Verstorbenen sehr versteckt, die bezeichneten Werthpapiere und übersandte sie der Mutter.
- Aus der kgl. Gemäldegallerie in Dresden ist ein kleines Oelgemälde von Brouwer durch Losschrauben von der Wand gestohlen worden. Auf die Wiedererlangung des Bildes sind 1000 Mark Belohnung ausgesetzt.
- In Lemberg ist der Sohn des russischen Generals Degen wegen sozialistischer Umtriebe verhaftet worden.
- Der Seidenkaufmann Henneberg in Zürich hat seiner Vaterstadt Görlitz 20 000 Mark zur Errichtung eines Kunstmuseums als Geschenk überwiesen.
- Am 22. August waren 25 Jahre verstrichen, seitdem die Genfer Konvention abgeschlossen wurde, durch welche der verwundete und kranke Feind mit demjenigen, der ihm Hilfe bringt, unter völkerrechtlichen Schutz gestellt wurde. Welche Segen durch diese Konvention gestiftet worden ist, ist allgemein bekannt, freilich ist sie auch oftmals übertreten worden.
- Am Montag Abend fuhr während eines Gewitters der Blitz in den Eiffelthurm, richtete jedoch keinen Schaden an.
- Ein Tscherkessenkleid für die russische Kaiserin. Eine tscherkessische Fürstin, Tschingis=Khan Gussarowa, überreichte vor einigen Tagen der russischen Kaiserin ein tscherkessisches Nationalkostüm. Die Beschreibung der Toilette dürfte unsere Damen wohl interessiren. Das Kostüm hat folgende Bestandtheile: Die Mütze, nach Art eines spitz zugehenden Helmes, ist aus goldgesticktem, schwarzen Sammet, und deren Rand mit breiter Silberborde eingefaßt, der untere Saum derselben mit kleinen goldenen Knöpfen besetzt. Der Kopfputz ist mit weißer, goldig glitzernder Seidengaze umhüllt. Der aus Sammet gefertigte Beschwet (Halbrock), hellgranatfarben, mit kurzen Aermeln und mit lilafarbenem Fay gefüttert, ist über und über goldgestickt; beide Seiten der Corsage, die mit glänzenden Borden benäht und halbmondförmig sind, sind mit sternförmigen, silbernen Knöpfen besetzt, an denen goldene Quasten und Türkise angebracht sind. Die kurze, hellblaue Atlasjacke, mit goldgestickten Feldern ist ringsum mit goldenen Borden benäht und wird auf der Brust von 23 Paar silbernen vergoldeten Häfteln, die von mehr als einem Zoll Länge und mit Türkisen besetzt, zusammengehalten. Der Rand des Beschwets und der Jacke ist mit silbernen Schlengen (Maschen) garnirt. Die geschlitzten Aermel, die besonders an der Jacke befestig, sind mit durchbrochenen türkisenbesetzten Goldfransen garnirt. Das rosafarbene Atlashemdchen, ringsum von Silberborden eingefaßt, trägt vorn, ebenso wie auf den weiten Aermeln kleine Blumenstickereien, die mit Silberlahn eingefaßt sind. Granatfarbener Sammet schimmert durch die Goldstickerei des Gürtels durch, der durch breite, vergoldete Silberschnallen von herrlicher, durchbrochener Arbeit zusammengehalten wird und stellenweise mit großen Türkisen besetzt ist. Die Schnallen werden durch silberne Nadeln in Halbmond= und Sternform geschlossen; zu beiden Seiten des Schlosses befinden sich durchbrochene Halbmonde mit Sternen. Die tscherkessischen Beinkleider von cremefarbenem, gestreiftem Atlas sind silbergestickt. Die ponceaufarbenen Saffianschuhe sind mit Silberschnur auf weißer Atlas=Unterlage geschmückt. Die aus Palmenholz gefertigten Stelzen sind mit Sammet überzogen und mit Schwarzsilber und Vergoldung von seltener Arbeit geziert. Das gesammte Kostüm ist in hohem Grade prächtig, originell und kostbar, von alttscherkessischer Façon und fast ausschließlich eine Arbeit der Fürstin Tschingis=Khan. Das Kostüm war in heliotropfarbenem Atlas eingeschlagen, der, ringsum von Silberstickerei eingerahmt die Krone und Initialen der Kaiserin trägt.
- Vor einigen Tagen langte im Palast des englischen Thronfolgers ein eingeschriebener Brief an, der 10 000 Pfd. St. (200 000 Mk.) in englischen Banknoten enthielt. Die Sendung stammte von einer unbekannten Dame, welche um Entschuldigung für ihr Geschenk bat, da ihr Einkommen ihre Bedürfnisse weit übersteige. Die Glückliche!
- Die seit einiger Zeit in Bagdad aufgetretene Cholera hat plötzlich sehr stark um sich gegriffen. Gegen alle Schiffe aus dem persischen Golfe ist türkischerseits eine 14tägige Quarantaine angeordnet.
- "Nassauer" werden bekanntlich bei uns alle Diejenigen genannt, welche sich beim Bezahlen drücken oder überhaupt auf fremde Kosten zu "reisen" pflegen. Woher diese Bezeichnung stammt, das dürften wohl die wenigsten von Denjenigen wissen, welche diesen Ausdruck anwenden, weshalb wir hier das Nähere über den Ursprung mittheilen wollen, der übrigens für den Herzog von Nassau ein sehr ehrender ist. Zur Zeit des deutschen Bundes wurde, da Nassau keine Universität besaß, Göttingen als nassauische Landesuniversität erklärt. In seinem edlen väterlichen Sinn warf unser Herzog eine gewisse Summe für den Freitisch armer nassauischer Studenten aus. Da aber wenige, fast gar keine nassauische Studenten Gebrauch von dieser Gunst ihres Herzogs machten, so ließen dieselben, da das Geld einmal dafür da war, Studenten anderer deutschen Landestheile diese Wohltat genießen. Diese wurden dafür auch "Nassauer" genannt, und daher kommt es, daß man heute noch ganz ungerechter Weise den nassauischen Namen in der eingangs angedeuteten Weise mißbraucht.


Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
                          (Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

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Angela.
[Fortsetzung.]


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