No. 67
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. August
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 67 Seite 1]

Kaiser Wilhelm ist am 20. d. in Straßburg angekommen. Er hat sich über den ebenso großartigen wie herzlichen Empfang sehr anerkennend geäußert und den Bürgermeister Back beauftragt, der Bevölkerung seinen kaiserlichen Dank auszusprechen. Der Abends stattgefundene Zapfenstreich, sowie der Lampionzug sind auf das Glänzendste verlaufen. Bis in die späte Abendstunde wogte eine zahllose Menschenmenge vor dem Kaiserpalast und in den benachbarten Straßen auf und ab und brachte den Majestäten, die sich wiederholt auf dem Balcon zeigten, durch begeisterte Zurufe und Absingen der "Wacht am Rhein" stürmische Ovationen dar. Bei dem gestern um 8 1/2 Uhr stattfindenden Empfang waren die Spitzen der Militär= und Civilbehörden, Mitglieder des Staatsraths und andere Personen aus den höheren einheimischen Gesellschaftsklassen, im Ganzen etwa sechzig, befohlen. Am andern Morgen gegen 9 Uhr fuhr der Kaiser mit dem Großherzog von Baden zur Parade; zehn Minuten später folgte die Kaiserin in vierspännigem Wagen. Das Kaiserpaar wurde aus ihrer Fahrt von dem dichtgedrängten Publikum mit nicht endenwollenden Hochrufen begrüßt.
Die Parade am 21. August ist auf das Glänzendste verlaufen. Eine zahllose Menschenmasse, welche schon seit dem Morgengrauen auf das Paradefeld hinausgezogen, wohnte derselben bei; die Kriegervereine waren vor der Tribüne aufgestellt. Um 11 1/2 Uhr fuhr die Kaiserin zurück, um 12 Uhr verließ der Kaiser, welcher die Uniform des Garde du Corps=Regiments trug, das Paradefeld. Derselbe ritt an der Spitze der Fahnencompagnie, umgeben von glänzendem Gefolge, im Schritt durch die Straßen, überall mit Begeisterung begrüßt. - Sämmtliche Blätter widmen dem kaiserlichen Besuch überaus sympathische Artikel. Der Enthusiasmus für das kaiserliche Paar, besonders auch in der einheimischen Bevölkerung ist ein sehr großer; der Fremdenverkehr ist kaum zu bewältigen. Das Wetter ist bei bedecktem Himmel kühl, jedoch ohne Regen.
Die zur Verstärkung der Marine in Angriff genommenen Schiffsbauten werden eifrig fortgesetzt. Wie aus Wilhelmshaven berichtet wird, sollen die 13 Panzerschiffe durch 4 neue vermehrt werden, die sich zumeist dem größten, wenn auch nicht schwersten deutschen Panzerschiff, dem in England gebauten Admiralschiff "König Wilhelm", nähern werden. Die neuen Schiffe sollen eine Länge von 108 m und eine Breite von 19 m und an den stärksten Stellen einen Panzer von 400 mm Durchmesser erhalten. In ähnlicher Weise wie die Schiffe "Preußen" und "Friedrich der Große" sollen auch die neuen Schiffe mit Thürmen versehen werden. Eins derselben wird auf der Werft in Wilhelmshaven, ein zweites auf der Kieler Werft, das dritte vom "Vulkan" in Stettin und das vierte von der Actiengesellschaft "Weser" in Bremen erbaut werden.
Die russische Kaiseryacht Derschawa hat Befehl, zum 23. August zur Abfahrt bereit zu sein.
In Paris fand am Sonntag ein Riesen=Schmaus statt, zu welchem die Bürgermeister von ganz Frankreich durch die Stadtverwaltung eingeladen waren. In der Industriehalle der Champs Elysees waren Tische für 15 000 Personen gedeckt. Für den Präsidenten der Republick, die Minister und sonstigen Personen von Rang war auf einer zwei Meter hohen Estrade ein Ehrentisch hergerichtet. Zu dem Festessen war die Kleinigkeit von 80 000 Tellern erforderlich, die auf einander gethürmt, die mehrfache Höhe des Eifelthurms ergeben haben würden, ferner wurden 50 000 Gabeln, 20 000 Messer, 16 000 Löffel, 15 000 Teelöffel und 52 000 Gläser gebraucht. 1300 Maitres d'hotel besorgten die Bedienung, 75 Köche und 90 Küchenjungen bereiteten die Speisen. Es wurden 28 000 Liter Suppe, 3000 kg. Fisch, 2500 kg. Filet, 1200 Puten und 800 Enten verzehrt. Schließlich sind 37 000 Flaschen Wein, 4000 Flaschen Mineralwasser und 3000 Flaschen mit Eiswasser getrunken worden. - Um an diesem Festessen theilzunehmen, waren nicht weniger als 13 000 Bürgermeister nach Paris gekommen. Dieselben wurden mittags im Stadthause begrüßt und begaben sich sodann in feierlichem Zuge durch die Rivolistraße nach dem Industriepalast, von der Pariser Bevölkerung lebhaft bejubelt. Der Anblick der 14 000 Tischgenossen in dem mächtigen Raume war unbeschreiblich. Carnot wurden große Huldigungen dargebracht. Der Präsident des Pariser Gemeinderaths, Chautemps, toastete auf denselben und erntete stürmischen Beifall bei dem Satz: "Kein König präsidirt den Festen des heutigen Frankreichs, sondern ein Bürger, den trotz seiner Bescheidenheit seine ausgezeichneten Eigenschaften auf den ersten Beamtenposten des Landes erhoben haben." Carnot toastete in längerer, leider mit zu schwacher Stimme gesprochener Rede auf die Gemeinden Frankreichs. Obwohl der größere Theil der Anwesenden Herrn Carnot nicht verstand, applaudirte man doch. Carnot schwelgte hauptsächlich im Triumph der Ausstellung, den schulvolle Wühlereien und aufrührerische Unternehmungen nicht zu schmälern vermocht hätten. Nach dem Schmaus amüsirte man sich in dem an den Industriepalast anstoßenden "Jardin de Paris", wo große Fidelitas herrschte. Obwohl die Köpfe ziemlich erhitzt waren, hat kein Mißton das Fest gestört, welches auf die Wahlen und somit auf die Geschicke der Republik einen günstigen Einfluß üben dürfte.
Von Boulangers neuem Manifest spricht niemand. Die boulangistischen Blätter allein machen viel Wesens davon, können aber im großen Publikum keine Theilnahme dafür erwecken. Botschafter Waddington ist aus London nach Paris gekommen. - Das Ministerium wird blos gegen etwa 50 ausgesprochen boulangistisch gesinnte aktive Offiziere vorgehen. 1200 weitere Offiziere dagegen, die Boulanger blos bei der Hochzeit seiner Tochter, bei seiner Wahl und ähnlichen Gelegenheiten Visitenkarten und einfache Glückwünsche zuschickten, nicht weiter belästigen.


- Schönberg. Nach der Annonce in dieser Zeitung veranstaltet die Intendantur des Großherzoglichen Hoftheaters zu Schwerin während der

[ => Original lesen: 1889 Nr. 67 Seite 2]

Spielzeit 1889/90 wieder ein Abonnement auf sechs Vorstellungen für auswärtige Besucher. Die Fremdenvorstellungen der vorigen Jahre haben in den betheiligten Kreisen vielen Anklang gefunden und waren zahlreich besucht, auch wird diesmal von verschiedenen Seiten eine noch größere Betheiligung in Aussicht gestellt, so daß die Intendantur für das kommende Jahr wieder eine Dreitheilung der Abonnenten eintreten zu lassen beabsichtigt. Die Preise für das Abonnement sind dieselben geblieben, wie im vorigen Jahre. Für die Eisenbahnfahrt nach und von Schwerin werden Retourbillets mit eintägiger Gültigkeit zum einfachen Fahrpreise ausgegeben, und werden die Vorstellungen so gelegt, daß die Theilnehmer möglichst geringe Zeit von ihrem Wohnorte abwesend zu sein brauchen. - Wie wir weiter erfahren, finden die Vorstellungen in angemessenen Zwischenräumen während der Spielzeit statt und werden jedes Mal öffentlich bekannt gemacht. Bei etwaigen Repertoirstörungen will die Intendantur durch Hinzuziehung von Gästen nach Möglichkeit die angekündigten Vorstellungen aufrecht erhalten; indessen ist es nicht ausgeschlossen, daß statt einer angesetzten Vorstellung eine andere stattfinden muß, wenn eine Vertretung nicht zu schaffen und eine rechtzeitige Abkündigung nicht mehr möglich ist.


Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Schlosser Emil Paul Max Liebezeit, geb. am 16. October 1870 zu Köttwitzsch, Kreis Kochlitz, zuletzt in Schlag=Sülsdorf, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Amtsgerichts=Gefängniß zu Schönberg i. Meckl. abzuliefern.
Neustrelitz, den 15. August 1889.

Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
H. Götze.

                           Beschreibung.
                  Alter: 18 Jahre.
                Statur: mittel, breitschulterig.
                Haare: dunkelblond.
               Augen: blaugrau.
              Gesicht: oval.
     Gesichtsfarbe: gelblich.
            Kleidung: schwarzer, roth= und weißkarrirter Tuchanzug, schwarzer Filzhut und Stiefeletten.
Besondere Kennzeichen: auf dem linken Arm die Tätowirung: "Glück auf" mit einem Lorberkranz und 2 Hämmern.


Steckbrief.

Gegen den Sattler Friedrich Gabriel aus Posen welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Verbrechens gegen § 176,3 des St.=G.=B. verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Amtsgerichts=Gefängniß zu Schönberg i/Meckl. abzuliefern.
Neustrelitz, den 16. August 1889.

Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
H. Götze.

                           Beschreibung.
                Alter: 48 Jahre.
               Statur: breitschulterig.
              Größe: 1,70 m.
              Haare: blond.
                 Bart: dunkelblond und voll.
            Gesicht: voll.
   Gesichtsfarbe: gesund.
           Sprache: hochdeutsch.
           Kleidung: ein dunkelgrauer Rock, auf dessen rechter Schulter ein schwarzer Flicken eingenäht ist, eine schwarze Hose, eine ausgeschnittene Weste, ein weißes Vorderhemd, ein brauner Strohhut und Stiefeln.


Die Lieferung des Bedarfs an bestem Petroleum für die Straßenlaternen in hiesiger Stadt und auf dem Amte während der bevorstehenden Wintermonate soll event. dem Mindestfordernden übergeben werden. Reflectanten werden hierdurch aufgefordert, ihre Preisofferten

bis zum 31. August cr.

schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 22. August 1889.

Der Magistrat.


Oeffentliche Zwangsversteigerung.

Am Donnerstag, den 29. August cr., Vorm. 8 1/2 Uhr sollen in Rieps
          2 Bolzen grobes Tischzeug,
          4 Bolzen flächsen Leinen,
          2 Bolzen heeden Leinen,
        25 Ellen weißes wollenes Zeug,
        16 Ellen heeden Leinen,
    8 1/2 Ellen flächsen Leinen
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Sammelplatz der Käufer im Kruge zu Rieps.
Schönberg, den 21. August 1889.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Torf=Auction.
Am Freitag, den 30. d. Mts., Morgens 9 Uhr, lasse ich auf meinem am Roduchelstorf=Lübseer Wege belegenen Moore

circa 130 Mille Preßtorf

öffentlich meistbietend, unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen gegen gleich baare Bezahlung verkaufen.
Roduchelstorf, den 22. August 1889.

                                                    P. Grevsmühl.


Budenbesitzer, welche für den 2. September d. Js. ihre Buden auf dem Festplatze aufzuschlagen wünschen, haben sich am Mittwoch, den 28. August, abends 7 Uhr auf dem Baubrink zu melden.

Das Sedan-Comité des Kriegervereins für das Fürstenthum Ratzeburg.


Alle Diejenigen, welche noch Forderungen an den Nachlaß des verstorbenen Hauswirths A. Timm zu Blüßen zu haben vermeinen, werden hiermit aufgefordert, sich innerhalb 14 Tagen bei mir zu melden. Zugleich ersuche ich auch Diejenigen, welche noch Zahlungen an denselben zu leisten haben, dieselben innerhalb der gedachten Frist ebenfalls an mich zu entrichten.
Blüßen, den 19. August 1889.

                                                    H. Oldenburg, Hauswirth.


30 Mark Belohnung

zahle ich demjenigen, der mir den Thäter, der mir aus meinen Kleemieten im Felde Klee gestohlen hat, so nachweist, daß ich denselben gerichtlich belangen kann. Zugleich verbiete ich hierdurch allen Unbefugten das Betreten meines Ackers.

                                                    J. Breuel, Selmsdorf.


Nervenschwäche

und deren Folgezustände: Angstgefühl, Appetitlosigkeit, Gedächtnißschwäche, Gemüthsverstimmung, Herzklopfen, Magenschwäche, Ohrensausen, Mattigkeit, Schlaflosigkeit, Schwindel, Uebelkeit, Zittern der Glieder u. s. w. beseitige auch in den hartnäckigsten Fällen durch meine rationellen Heilmittel.

                                                    Heyden, Chemiker, Hamburg.


Für
34 Pfennig

kann man für September auf die täglich 8 große Seiten stark erscheinende

Berliner
Morgen=Zeitung

nebst "täglichem Familienblatt" bei allen Postanstalten, sowie bei den Landbriefträgern abonniren. Der in kurzer Zeit erlangte große Leserkreis beweist, daß dieses ächte Volksblatt den richtigen Weg eingeschlagen hat und eine
                        gesunde billige Kost
                        fürs deutsche Volk
bietet. Wer sich das Blatt erst einmal ansehen will, verlange eine Probe=Nummer von der "Expedition der Berliner Morgen=Zeitung," Berlin SW.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 67 Seite 3]

Gr. Rennen
zu
Ratzeburg
am 1. September cr.,
Nachmittags 4 Uhr.


Am Sonntag, den 25. und Montag, den 26. August findet bei mir ein

Scheibenschiessen

nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine Freunde und Gönner ergebenst einlade.

Am Montag, den 26.: Tanzmusik.
                                                    Frau Gastwirth Holtz.
                                                    Neue Welt.


Zu dem am 25. und 26. August bei mir stattfindenden

Scheiben=Schießen

nach guten Gewinnen lade ich hiedurch freundlichst ein.

                                                    Gastwirth Oldenburg
                                                    in Lockwisch.
1. Preis:
Ein dreischaariger Pflug.


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[ => Original lesen: 1889 Nr. 67 Seite 4]

Programm
zur Sedanfeier in Schönberg 1889.
1. Sonntag, den 1. September:

Vormittags 10 1/4 Uhr: Theilnahme an dem Vormittags=Gottesdienst.
Abends 7 1/2 Uhr: Beginn des Fackelzuges vom Siemzer=Thore aus.
Abends 8 Uhr: Bekränzung des Kriegerdenkmals.
Abends 8 1/2 Uhr: Freudenfeuer, Festrede, patriotische Gesänge.
Abends 9 Uhr: Commers und Concert im Schützenhause. Eintrittsgeld 20 Pf.

2. Montag, den 2. September:

Morgens 6 Uhr: Reveille.
Morgens 9 1/2 -11 Uhr: Concert auf dem Marktplatze.
Nachmittags 1 Uhr: Festzug durch die Stadt vom Siemzer Thore aus bis zum Schützenhause.
Nachmittags 2 Uhr: Beginn des Schießens nach Silber= und Alfenide=Gewinnen, sowie der Kinderbelustigungen auf dem Baubrink.
Nachmittags 2 Uhr: Concert im Schützenhause Eintrittsgeld 20 Pf.
Abends 7 Uhr: Einmarsch.
Abends 8 Uhr: Beginn der Festbälle im Schützenhause und im Boye'schen Lokale. Eintrittsgeld für Herren 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg)., für Damen 50 Pfennig (Mecklenburg).
Um recht rege Betheiligung an dieser nationalen Feier bittet

das Sedan-Comité
des Kriegervereins für das Fürstenthum Ratzeburg.


Krieger=Verein
für das Fürstenthum Ratzeburg.

Der unterzeichnete Vorstand giebt den Kameraden hierdurch kund:

1. Für die Mitglieder des Vereins finden nachfolgende Entree=Ermäßigungen statt.
a. Zum Commers am 1. September und zum Concert am 2. September ist der Eintritt frei.
b. zu den Festbällen am 2. September zahlen die Kameraden für ihre Person ein Eintrittsgeld von 50 Pf. und für eine Dame 25 Pf. Für weiter einzuführende Damen ist das volle Eintrittsgeld mit 50 Pf. zu entrichten.
2. Angetreten wird vor dem Vereinslokale:
a. Am 1. September zum Kirchgang um 3/4 10 Uhr Vormittags.
b. Zum Fackelzug Abends 7 Uhr.
c. Am 2. September zum Festzug um 1/2 1 Uhr Nachmittags.

                                                    Der Vorstand.


Fremden-Abonnements-Vorstellungen im Großherzoglichen Hoftheater zu Schwerin während der Spielzeit 1889/1890.

Die unterzeichnete Intendantur eröffnet für Auswärtige wieder ein Abonnement auf 6 Vorstellungen (4 größere Opern und 2 größere Schauspiele), für welche ein Platz in der Fremdenloge 18 M., im I. Range 12 M., im Parkett und Parkettloge 10 M., im II. Rang Balkon und Mitte 6 M. und im II. Rang Seite 5 M. kostet. - Für die Fahrt nach und von Schwerin wird der einfache Eisenbahnfahrpreis berechnet. Die Karten werden nicht auf Namen ausgestellt, und sind die Theater=Abonnementskarten und 6 Eisenbahnfahrkarten gleichzeitig zu nehmen. Die Anmeldungen müssen bis zum 5. September einschließlich geschehen und werden von

Herrn Hotelbesitzer Spehr zu Schönberg i. M.

freundlichst entgegengenommen.
Spätere Anmeldungen können nur ausnahmsweise und wenn Plätze übrig bleiben, berücksichtigt werden. Die Aushändigung der Karten gegen Zahlung des Eintritts= und Fahrpreises für die 6 Vorstellungen erfolgt später im September.
Schwerin, den 21. August 1889.

Großherzogliche Hoftheater-Intendantur.


Zum Erntebier
am Sonntag, den 25. d. Mts.,
ladet ergebenst ein                                                    J. Wienck.

Sülsdorf, im August 1889.


Kirchliche Nachrichten
Sonntag, den 25. August.

Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 33.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 67 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 67 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 23. August 1889.


- Beim Parademahl am 13. d. Mts. hatte der Kaiser Wilhelm, wie nachträglich bekannt wird, die Abzeichen eines Generals der Infanterie, die zwei Sterne in den Epaulettes, angelegt, während er bisher nur die Abzeichen eines Generalmajors trug, entsprechend dem militärischen Range, den er bei seiner Thronbesteigung bekleidet hatte. Wie verlautet, ist diese Aenderung darauf zurückzuführen, daß Feldmarschall Graf Moltke namens des Heeres als ältester Offizier desselben an den Kaiser die Bitte gerichtet hatte, diese höheren Abzeichen zu tragen. Nur in England hat jetzt der Kaiser einen noch höheren militärischen Rang, indem der Admiral of the fleet dort die Feldmarschallswürde einnimmt. Wie man sich erinnert, hat auch der verstorbene Kaiser Wilhelm einer namens der Armee von dem damaligen höchsten Offizier, dem Kronprinzen, vorgetragenen Bitte im Jahre 1871 entsprochen und die Feldmarschall=Abzeichen angelegt.
- Zur Betheiligung an der Huldigung, die dem Kaiser bei seiner Anwesenheit in Straßburg dargebracht werden soll, haben sich bis jetzt 95 Vereine mit 7500 Mitgliedern angemeldet. Außerdem werden die Studentenschaft und die Schüler der höheren Schulen an derselben theilnehmen. Die alten und die neuen Vereine in Metz, gegen 40 an der Zahl, haben am Sonnabend unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Halm eine Versammlung abgehalten und in derselben den Beschluß gefaßt, zur Verherrlichung des Empfanges und der Anwesenheit des Kaiserpaares bei allen festlichen Veranstaltungen einmüthig zusammenzuwirken.
- Nach Straßburg sind 13 Hofequipagen darunter ein Galawagen, aus dem königlichen Marstall abgegangen.
- An Geldspenden überwies der Oesterreichische Kaiser 34 000 M., wovon 15 000 M. den Armen der Stadt Berlin zufallen.
- Nach dem "Militärwochenblatt" hat die preußische Armee einschließlich des sächsischen und württembergischen Korps im Monat Juni 126 Mann durch den Tod verloren; hierunter haben sich 29 Selbstmörder befunden.
- In der Marinebestechungsangelegenheit liegt die erste amtliche Äußerung vor. Das Reichsamt der Marine macht bekannt, daß folgende Firmen von allen Lieferungen für die Marine ausgeschlossen worden sind: Eduard Lax u. Co. in Hamburg und Minden, Rudolf Warmbold in Bremen und Gustav Beling in Bremen.
- In Altona mißhandelte ein Bürstenbinder seine Frau in der Dienstag=Nacht mit einem stumpfen Instrument so entsetzlich, daß die Arme am Morgen ihren entsetzlichen Verletzungen erlag. Der rohe Ehemann wurde in einer Wirthschaft verhaftet und gefesselt dem Gefängniß zugeführt. Die Menge nahm dabei eine so drohende Haltung an, daß die Polizei Mühe hatte, den Mann vor Lynchjustiz zu bewahren. Die Habgier nach einer kleinen Erbschaft, welche dem stets betrunkenen Mann von der arbeitsamen Frau vorenthalten wurde, soll den Mann zu der Blutthat veranlaßt haben.
- Aus Petersburg trafen kürzlich in Eydtkuhnen 10 000 Kilo geprägtes Gold zur Weiterbeförderung ein. Verpackt war dieses edle Metall in 250 Kisten, und zum Verladen waren zwei Eisenbahnwagen erforderlich. Diese Sendung gelangte über Köln nach Paris in Begleitung russischer Beamten.
- Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich auf der Eisengießerei Karlshütte bei Dortmund. Eine Anzahl Arbeiter war mit dem Gießen eines größeren Stückes beschäftigt, als plötzlich die Gießpfanne umschlug und das flüssige Eisen umherspritzte. Es wurden sieben Arbeiter verletzt, darunter einer schwer.
- Zu Primkenau schoß ein Herzoglicher Jäger einen Fuchs, der fünf vollkommen ausgebildete Läufe hatte. Der fünfte Lauf war aus der Brust herausgewachsen.
- Studiosus Tunner, Kneipwart der aufgelösten Burschenschaft "Stiria" in Graz, wurde zu drei Tagen Polizeiarrest verurtheilt, weil er als Erwiderung eines Reichsdeutschen "Heil Dir im Siegerkranz" singen ließ.
- Eine höchst unangenehme Ueberraschung ist am Dienstag Abend den Besuchern des Eiffelthurms in Paris bereitet worden. Der Fahrstuhl blieb plötzlich 20 Meter über dem Boden unbeweglich stecken, zum Entsetzen der Passagiere, unter denen mehrere Frauen sich befanden, die ohnmächtig wurden. Ingenieure erbauten schließlich eine Laufbrücke vom Fahrstuhl nach der Treppe, über die die Passagiere glücklich in Sicherheit gebracht wurden.
- Ueber ein schreckliches Verbrechen wird vom Mittwoch, den 14. d. M. aus New=York folgendes geschrieben: In dem Speisesaale der Eisenbahnstation Lathrop in Pensylvanien ist heute der ehemalige Richter Terry von Kalifornien durch den richterlichen Beamten Nagle durch Pistolenschüsse getötet worden. Nagle frühstückte mit dem Richter des obersten Gerichtshofes der Vereinigten Staaten Field am Buffet, als Terry, der vor kurzem durch Field zu einer Gefängnißstrafe verurtheilt worden war, den Saal betrat und, sobald er den 73jährigen Field sah, diesem eine Ohrfeige gab. Nagle feuerte sofort zweimal auf Terry und traf denselben tödtlich. Die mitanwesende Frau des Getöteten stürzte sich auf die Leiche. Der Mörder wurde alsbald festgenommen. Der Vorgang macht in New=York großes Aufsehen.
- Langkong in Siam war vor einigen Wochen der Schauplatz ernster Ruhestörungen. Am 30. Juni kam es zwischen zwei Parteien chinesischer Kulis zu einem Kravall, wobei 200 Personen getötet und 200 verwundet wurden. Die Kulis waren alle mehr oder weniger berauscht. Die siamesischen Truppen griffen die Ruhestörer mit dem Bajonet an und zerstreuten sie, nachdem 900 verhaftet worden waren.
- Behandlung der Pferdegeschirre. Im allgemeinen hat man die Gewohnheit, die Pferdegeschirre im Wasser zu waschen, was für dieselben aber sehr nachtheilig ist, denn das Leder wird dadurch hart, trocknet aus und reibt die Pferde wund. Man kann diese Uebelstände leicht verhüten. Eine Mischung von gleichen Theilen Leinöl und Seife läßt man über Feuer schmelzen. Mit dieser Salbe schmiere man die Geschirre auf der Seite, welche den Körper des Pferdes berührt, ein. Wiederholt man dies öfters, so werden die Geschirre in gutem Stande erhalten und namentlich dem Einfluß der Feuchtigkeit widerstehen.
- Um Aepfel rasch und ohne Verlust schälen zu können, tauche man dieselben eine Minute in kochendes, noch kürzere Zeit in brausend kochendes Wasser. Sie lassen sich dann abziehen wie eine Pellkartoffel, wobei nicht das Geringste vom Apfel verloren geht.
- Er kann Recht haben. Das neugeborene Brüderchen hat zu wiederholtem Male auf das unzweideutigste bewiesen, daß es im Besitz ganz außerordenlicher Stimmmittel war, zum nicht geringen Leidwesen des kleinen Bernhard. Eines Tages fragte letzterer die Mama: "Nicht wahr, das Brüderchen ist vom Himmel gefallen?" - "Ja mein Söhnchen." - Der kleine Bernhard schwieg eine Weile, dann begann er wieder: "Mama!" -"Was denn mein Söhnchen?" - "Ich kann es den Engeln eigentlich nicht so übel nehmen, daß sie ihn hinausgeschmissen haben."


Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
                          (Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 67 Seite 6]

Angela.
[Fortsetzung.]


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