No. 53
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. Juli
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 53 Seite 1]

Nr. 10. des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1889 enthält in der

II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betr. die zur Erhebung der Stempelabgabe und Abstempelung von Spielkarten befugten Zoll= und Steuerstellen.
(2.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütende Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Mai 1889.
(3.) Bekanntmachung, betr. die Versendung von Postpacketen nach den Bahama=Inseln.
III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.


Kaiser Wilhelm hat seine norwegische Reise angetreten. Der Kaiser traf am Montag Vormittag mit seinem Gefolge in Kiel ein und wurde am Bahnhof vom Prinzen Heinrich, der Admiralität, dem kommandierenden General und dem Oberpräsidenten von Schleswig=Holstein empfangen. Der Kaiser fuhr am Hafen entlang zum Schlosse. Vormittags 10 1/2 Uhr bestieg der Kaiser mit dem Prinzen Heinrich an der festlich geschmückten Barbarossabrücke das Kaiserboot und fuhr an der Reihe der salutierenden Panzerschiffe und der Manöverflotte vorbei zur Yacht "Hohenzollern." Der Hafen war mit zahlreichen Flaggen geschmückt, der Kaiser wurde von der Bevölkerung lebhaft begrüßt. An der folgenden Segelregatta der Marine, welcher der Kaiser am Bord der "Hohenzollern" beiwohnte, nahmen 65 Segelboote theil. Der Monarch spendete zum Schluß den Siegern selbst die ausgesetzten Preise. Nach dem Abschiede von dem Prinzen Heinrich und den zur Begrüßung erschienenen Herren ging alsdann die "Hohenzollern" in See. Die Kaiserflagge wurde mit lauten Hurrahrufen und Salutschüssen begrüßt. Der Kaiser stand auf der Kommandobrücke des Schiffes und ließ das herrliche Panorama an sich vorüberziehen. Das Gefolge des Kaisers besteht aus den Herren: Generalstabschef Graf Waldersee, General à la suite Graf Wedell, Hausmarschall Frh. v. Lyncker, Flügeladjutanten v. Sanden=Bibran, v. Lippe, v. Bülow, v. Scholl, Geh. Rath v. Kiderlen=Wächter als Vertreter des auswärtigen Amtes, Generalarzt Dr. Leuthold, der Gesandte Graf Eulenburg aus München, der Reisende Dr. Güßfeldt, Marinemaler Salzmann, Premierlieutnant v. Hülsen.
Mehrere Schweizer Firmen haben den Geschäftsverkehr mit Deutschland unter Hinweis auf die Ausfälle abgebrochen, welche ein Theil der deutschen Presse gegen die Schweiz unternommen hat. Mehrere Schweizer Zeitungen wenden sich nun an die betr. Geschäfts=Inhaber und meinen, daß ein solches Verhalten nicht recht und nützlich sei. Es wäre nicht wohlgethan, wenn die Schweizer ihrerseits den unangenehmen Streit vergiften und mächtige deutsche Privatinteressen auf die Seite der Gegner treiben würden. Sie können darum nicht eindringlich genug vor solchen übereilten Schritten warnen, über welche sich nur die Feinde ihres Landes freuen könnten.
Der Graf von Paris, das Haupt der Familie Orleans, wollte seinen Sommeraufenthalt in Mercy am Genfer See, nehmen. Die Schweizer Behörden ließen den Grafen wissen, daß der Aufenthalt nur gestattet würde, wenn er sich politisch gänzlich ruhig verhalten würde. Darauf hat der Graf verzichtet.
Der Pariser "Siécle" bespricht neuerdings die allgemeine Lage, insonderheit das Verhältniß zwischen Frankreich und Deutschland und die Chancen des nächsten Krieges zwischen den beiden Ländern. Besondere Bedeutung erlangt dieser Artikel durch den Umstand, daß der "Siécle" den französischen Regierungskreisen sehr nahe steht, und sogar als das Organ des Präsidenten Carnot gelten kann, so daß wir also in den Enthüllungen des Blattes die in den maßgebenden Kreisen herrschende Meinung erblicken dürfen. Der "Siécle hält den Krieg für unvermeidlich und zwar ist 1891 das Jahr, in dem er den Ausbruch der Feindseligkeiten erwartet, weil dieses Jahr dem Ablauf des jetzt zwischen Frankreich und Deutschland bestehenden handelspolitischen Verhältnisses voraufgehe und in Folge dessen der Vorläufer zu einer ernsten ökonomischen Schwächung Deutschlands sein werde! Thatsache sei, daß augenblicklich Niemand Neigung habe, den Faden zu zerreißen, an welchem seit mehreren Jahren ein allgemeiner Krieg hänge; doch liege dies nicht daran, daß das Friedensbedürfniß ein allgemeines sei, sondern Niemand sei bereit, oder habe das Gefühl einer so großen Ueberlegenheit über seinen Nachbar, um des Sieges sicher zu sein, selbst mit Hülfe der vorhandenen Bündnisse nicht. So weit Frankreich hierbei in Frage kommt, mag der "Siécle" Recht haben und enthalten die Ausführungen des Blattes wenigstens in einem Punkt die Wahrheit. Jedenfalls aber bleibt es recht interessant, daß die Friedensschalmeien, die zur Eröffnung und zum Gelingen der Ausstellung erklungen sind, schon nach so kurzer Zeit wieder der Kriegstrompete Platz gemacht haben.
Dem König von Holland wurde jegliche Beschäftigung untersagt und strenge Ruhe anempfohlen. Der Ministerpräsident des Großherzogthums Luxemburg wird täglich zweimal von dem Zustande des Monarchen in Kenntniß gesetzt.
König Leopold von Belgien und der Schah von Persien statteten zusammen den Arbeitern in der Fabrik Cockerill in Seraing einen Besuch ab. Der König erwiederte auf die Ansprache einer Abordnung von Fabrikarbeitern etwa folgendes: "Sie arbeiten in Ihrer Sphäre, ich in der meinigen. Alle Arbeiter bilden einen Theil derselben Familie und müssen sich die Hand reichen. Sagen Sie Ihren Kameraden, von welchen Gefühlen ich beseelt bin. Auf Wiedersehen, meine guten Freunde!"
Die Stellung Dänemarks in einem zukünftigen europäischen Krieg wird in der russischen Presse einmal wieder erörtert. Das pflegt in den Sommerferien öfter zu geschehen. Die einzige Rettung Dänemarks, heißt es, sei der Anschluß an Rußland, da eine Uebereinkunft zwischen Schweden und Deutschland getroffen sei, die sich gegen Dänemark richte. Diese russischen Vorsichtsmaßregeln sind bekanntlich

[ => Original lesen: 1889 Nr. 53 Seite 2]

überflüssig, da zwischen Deutschland und Schweden keinerlei Abmachungen und zwischen Kopenhagen und Berlin die besten Beziehungen bestehen. In Dänemark wünschen alle vernünftigen Leute für den Fall eines Kriege neutral zu bleiben.
Die Gehässigkeit der Petersburger Presse gegen Deutschland läßt nichts zu wünschen übrig. Der am Hofe viel gelesene "Graschdanin" versteigt sich zu folgenden Sätzen: "Fürst Bismarck ist nicht gewohnt, irgend was und irgend jemand zu achten, außer den Gelüsten seiner greisenhaft launischen Diplomatie. Daher kann man sagen, daß es keinen größeren Nihilisten in der Diplomatie giebt, als den Fürsten Bismarck, dem alle Zwecke und Mittel gut sind, wenn er das Seine erreicht."
König Alexander von Serbien ist auf seiner Reise im Süden in Kraljewo eingetroffen und von der Volksmenge enthusiastisch empfangen worden. Von dort begab sich der König nach Kloster Zitsche, wo die feierliche Krönung stattfand. Auf Specialbefehl des Czaren hat der russische Gesandte Persiani der Ceremonie beigewohnt.
Bei den Uebungen der Madrider Genietruppen mit einem Luftballon erschien dieser Tage plötzlich die Königin Maria Christine und gab ihrem Wunsche Ausdruck, eine Auffahrt zu machen. Unter dem Jubel der Soldaten und der Zuschauer stieg darauf der Ballon, in welchem die Königin Platz genommen hatte, bis zur Höhe von 350 Metern.


- In der Brauerei=Ausstellung in Berlin wurde dieser Tage ein interessantes Experiment vorgeführt. Trübes Bier wurde in einer Stunde vollkommen klar und trinkbar gemacht. Der Erfinder des Verfahrens bekam sofort viele Aufträge.
- Die Kindersterblichkeit ist in Berlin in diesem Sommer ganz entsetzlich groß, Todesursache sind meist Krankheiten wie Brechdurchfall und ähnliche. So sind in der Woche vom 8.-15. Juni 898 Kinder geboren und 1224 Todesfälle vorgekommen. Darunter 823 Kinder unter einem Jahre.
- Seine Freisprechung, die sehr viele höchlichst überrascht haben wird, hat der Scharfrichter Krauts, wie sich jetzt herausstellt, einem glücklichen (oder sollen wir sagen unglücklichen) Umstand zu verdanken. Die Mehrzahl der Geschworenen hatte auf "schuldig erkannt, es waren aber nur 7 Stimmen. Das Gesetz verlangt indessen, daß ein Schuldspruch "mit mehr als 7 Stimmen" gefällt wird, also mindestens mit 8 Stimmen. Die entscheidende achte Stimme fand sich aber nicht und aus diesem Grund hat die Freisprechung erfolgen müssen. Wie wenig auf die Freisprechung Krauts' gerechnet worden und wie groß heutzutage der Andrang zu allen einträglichen Aemtern ist, beweist der Umstand, daß sich um die Stelle eines Scharfrichters in letzter Zeit nicht weniger als 26 Personen bei der zuständigen Behörde gemeldet hatten.
- In einem Berliner Damenpensionat wurde ein großer Juwelendiebstahl ausgeübt, an welchem die Sorglosigkeit der Besitzerinnen die Schuld trägt. Für 10 000 Mark den Pensionären gehörige Schmucksachen geriethen in die Hände der Spitzbuben.
- Wie viele Billetsorten werden auf den Berliner Stadtbahnhöfen täglich verausgabt? Diese Frage bildete das Resultat einer Wette, das freilich von Niemand getroffen wurde. Die Zahl der Billetsorten betrugt nämlich 27 000.
- Der Kirschensegen ist in der Provinz Brandenburg in diesen Sommer so ungeheuer, daß selbst eine Meile von Berlin die schönsten Kirschen nicht mehr gepflückt werden können, weil die Händler nur 3, sage drei Pfennig, pro Liter bieten. Man überläßt die Süßkirschen deshalb lieber den Vögeln. In Tegel bei Berlin weigerten sich die Höcker, für Primawaare, die ihnen angeboten wurde, 5 Pfg. zu zahlen. Der Eigenthümer ließ hierauf mehrere Scheffel des feinsten Obstes seinen Schweinen zum Futter vorwerfen.
- Am Donnerstag Nachmittag wurde der Schlachthausdirektor zu Wiesbaden von einer wildgewordenen Kuh furchtbar zerfleischt und ist in Folge dessen schwer erkrankt.
- Anläßlich seines Jubiläums hat der König von Württemberg 245 Gnadenakte vollzogen; 180 Personen wurden Strafnachlässe, 65 Personen Straferlaß bewilligt.
- Die Zahl der Anmeldungen zum Münchener Turnfest ist in der letzten Woche rasch gestiegen und beträgt schon über 13 000. Den Turnern ist der Besuch der Königschlösser vom 24. Juli bis 8. August um die Hälfte des jeweiligen Preises gestattet worden. Auch die Münchener Kunstsammlungen u. s. w. sind meist während der ganzen Festzeit zugänglich, und zwar für die Festtheilnehmer unentgeltlich oder gegen halbe Preise.
- Keine Kourier= und Postzüge mehr. Die mitteleuropäische Fahrplankonferenz, die vor einigen Tagen in Interlaken versammelt gewesen ist, hat beschlossen, es seien alle Züge, die eine höhere Leistung aufweisen, als die gewöhnlichen Personenzüge, in Zukunft einheitlich als Schnellzüge zu bezeichnen. Einzig der Orient=Expreßzug behält den Namen Expreßzug, weil diese Bezeichnung vertragsmäßig geregelt ist. Die Bahnen werden in Zukunft sonst nur noch Güter=, Personen= und Schnellzüge haben.
- Zeugengebühren. Für die weitesten Kreise dürfte eine gerichtliche Entscheidung über Zeugengebühren von Interesse sein, die ein Berliner Fabrikbesitzer vor kurzem durchgesetzt hat. Bekanntlich erhalten Zeugen, die selbständig sind, also Handwerkmeister, etablirte Kaufleute, Aerzte u. s. w. keine Entschädigung, und zwar mit der Motivirung, daß es bei selbständigen Herren keinen Maßstab für die Beurtheilung des Schadens giebt, den sie durch die Zeitversäumniß etwa erleiden. Mit dieser Begründung war auch die Liquidation unseres Fabrikbesitzers, der als Zeuge auf dem Kriminalgericht volle 5 Stunden hatte versäumen müssen, abgewiesen worden. Der aber beruhigte sich hiermit nicht, sondern verklagte das Gericht, indem er darlegte, daß auch für die Zeugen, welche der Selbständigkeit sich erfreuen, ein Maßstab vorhanden sei, nämlich die Einkommensteuer. "Der Staat hat," so führte unser Gewährsmann aus, "laut beiliegender Quittung mich mit einem Jahreseinkommen von 5000 Mark eingeschätzt. Pro Tag beläuft sich mithin nach der Ueberzeugung des Staates mein Einkommen auf 13,70 M. pro Stunde (der Tag zu zehnstündiger Arbeitszeit gerechnet) also 1,37 M., und da ich 5 Stunden versäumt habe, so beanspruche ich nach dem Maßstab, welchen einem hohen Gerichtshof der Staat selbst an die Hand gegeben hat, 6,85 Mark Zeugengebühr." Diesen Auseinandersetzungen stimmte der Gerichtshof bei und der Fiskus wurde zur Zahlung der 6,85 M. Zeugengebühr verurtheilt.
- In Paris wurden Unterschlagungen bei der Steuerverwaltung im Betrage von 1 300 000 Frcs. entdeckt.
- Die Verlobung der Prinzessin Louise, ältesten Tochter des Prinzen von Wales, bildet seit mehreren Tagen in London das ausschließliche Gespräch. Der Bräutigam, Earl of Fife, Visconnt Macduff Baron Braca, ist 39 Jahre alt und ein hübscher Mann. Er ist Herr vieler Schlösser, hat ein Jahreseinkommen von ungefähr 80 000 Pfund und sein ursprüngliches Vermögen als Mitglied einer Bankfirma der City bedeutend vermehrt; er ist Pair Englands, Schottlands, Irlands und des vereinigten Königreichs, liberaler Unionist, obschon kein aktiver Politiker. Eearl of Fife ist ein alter Freund der Familie des Prinzen von Wales und der Königin Gutsnachbar, da sein Gut, Mar Lodge, nicht weit von Schloß Balmoral entfernt liegt. Der Bräutigam ist 17 Jahre älter als die Braut, trotzdem ist die Verlobung aus einer Herzensneigung hervorgegangen. Die Verlobung wird allgemein gebilligt.


Anzeigen.

Nachdem für das zum Nachlasse des Schmieds Heinrich Wilhelm Matthias Hundt hieselbst gehörige, vor dem Siemzerthore sub Nr. 144 allhier belegene Grundstück c. p. mit den darauf befindlichen durch Feuer beschädigten Gebäuden und dem dahinter liegenden Garten unter

[ => Original lesen: 1889 Nr. 53 Seite 3]

der Hand bereits ein Gebot von 7000 Mark abgegeben ist, wird von Obervormundschafts wegen zum öffentlichen Verkauf derselben ein Ueberbotstermin auf

Freitag, den 19. Juli d. Js.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Gerichte angesetzt, zu welchem Kaufliebhaber mit dem Bemerken hiermit geladen werden, daß die Bedingungen auf der Registratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu haben sind.
Schönberg, den 24. Juni 1889.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

E. Breuel, Act.       


Steckbrief.

Wider den flüchtig gewordenen Tuchmachergesellen Friedrich Gottlob Schmiel, geboren am 26. Juni um 1846 zu Jüterbog, welcher dringend verdächtig ist, im Mai d. Js. hier in Schönberg der Vergehen und Uebertretung gegen §§ 185,360,8, 77 des Strafgesetzbuches sich schuldig gemacht zu haben, ist der richterliche Haftbefehl erlassen.
Ich bitte um Vigilanz event. Festnahme und Benachrichtigung.
Schönberg i/M., den 3. Juli 1889.

Der Amtsanwalt.


Bekanntmachung.

Aus Anlaß der in letzter Zeit sich häufenden Zuwiderhandlungen werden den Genossenschaftsmitgliedern die die Anmeldepflicht regelnden Bestimmungen des Genossenschafts=Statuts, insbesondere die §§ 28, 29 in Erinnerung gebracht, wonach jeder Wechsel in der Person desjenigen, für dessen Rechnung der Betrieb stattfindet, von dem neuen Unternehmer oder dessen gesetzlichem Vertreter innerhalb 14 Tagen, Aenderungen in dem Betriebe, welche für die Zugehörigkeit zur Genossenschaft oder für die Umlegung der Beiträge von Bedeutung sind, innerhalb 4 Wochen unter Angabe des Tages, an welchem der Wechsel, bezw. die Aenderung eingetreten ist, bei dem zuständigen Vertrauensmann anzumelden sind.
Der Vorstand ist auf Grund § 124 des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 befugt, wegen Unterlassung dieser Anmeldungen Geldstrafen bis zu 300 Mark zu verhängen.
Wegen der Anzeige von Betriebsunfällen (§ 32 des Genossenschafts=Statuts) wird auf die diesseitigen Bekanntmachungen vom 4. Januar cr. und 23. Februar cr. wiederholt hingewiesen.
Neubrandenburg, den 22. Juni 1889.

Der Vorstand
der Mecklenburg=Strelitz'schen Landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft.
A. Pries.


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[ => Original lesen: 1889 Nr. 53 Seite 4]

Königschuß

laden wir hierdurch ein geehrtes Publikum von Stadt und Land so freundlichst als ergebenst ein.
Schönberg, im Juni 1889.

Capitain und Schaffner der Schützenzunft.
C. Schultze.      F. Baer.      J. Greiff.

Fest=Programm.

Zur Vorfeier am Sonntag Nachmittag die üblichen Ständchen. - Nachmittags von 6 bis 10 Uhr, Harmonie=Musik im Schützenhause, ausgeführt von der Rehnaer Stadt=Capelle unter persönlicher Leitung des Musik=Direktors Kronas.
Nach dem Concert Zapfenstreich.
Montag, den 8. Juli: Morgens 5 Uhr Reveille durch die Stadt. - Um 1/2 7 Uhr Antreten der Schützen - Spehr's Hotel. - Ausmarsch. - Nach Ankunft im Schützenhause Beginn des Schießens nach der Königsscheibe und den beiden Gewinnscheiben. Frühstück bei Tafelmusik. - Von 1/2 4 Uhr Nachmittags bis zum Einmarsch Harmonie=Musik im Schützenhause. - Entree für Nichtmitglieder 30 Pfg.
Dienstag, den 9. Juli: Ausmarsch, Schießen, Harmoni=Musik wie am Montag. - Nachmittags 4 Uhr:

Ziehung der Tombola.

Abends grosser Ball für Stadt= und Landbewohner im Schützenhause gegen Entree für Herren Mk. 1,50 und für Damen Mk. 0,50.
Mittwoch, den 10. Juli: Abends 8 Uhr

Fest-Ball

im Schützenhause, nur für Ehren= und Zunftmitglieder, welche als Legitimation die betreffende Medaille mit Schleife zu trugen haben.


Travemünder Rennen
den 2. und 4. August.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.


Während der beiden Königschußtage                          
warmes und kaltes Frühstück
im Zelt.
desgleichen Kaffee, Thee, Chokolade und Mehlspeise,
wozu ergebenst einladet                                                    
                                                     Johs. Krüger.


Außerordentliche Versammlung
der Selmsdorfer Todtenlade

am Sonntag, den 21. Juli 1889, Nachmittags 2 Uhr, wozu sämmtliche Mitglieder eingeladen werden.

                                                    Der Vorstand.
Schönberg, den 4. Juli 1889.


Anker-Cichorien ist der beste.


Pantoffel Cordpantoffel Frauengrösse à Dutz Paar m. gesteppt. Filzsohl. M. 3.90, m. imit. Lederaufl. M. 4.75 m. Rinderspaltleder M. 5, mit holzgenagelten Tuchsohlen M. 6.50 bis M.10, Tuchschuhe, Cordschuhe m. holzgenagelten Tuchsohlen M. 11 Holzsohlenschuhe liefert G. Engelhardt, Zeitz.


Allen, die unserm lieben Sohn Alfred die letzte Ehre erwiesen und ihn zu seiner Ruhestätte begleiteten, sowie denen, welche seinen Sarg so reichlich mit Kränzen schmückten, und denjenigen, die uns bei seinem Krankenlager so treu beigestanden haben, auch dem Herrn Pastor Langbein für seine trostreichen Worte am Grabe des Entschlafenen, sagen wir unsern herzinnigsten Dank.

                                                    Die tiefbetrübten Eltern.
                                                    Georg Ohls und Frau.


Anker-Cichorien ist der beste.


Kirchliche Nachrichten
Sonntag, den 7. Juli

Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
    Amtswoche: Pastor Langbein.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospect des bekannten
Bankhauses Robert Liebau.
in Braunschweig bei, worauf wir unsere verehrlichen Leser besonders aufmerksam machen.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 27.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 53 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 53 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 5. Juli 1889.


- In Kiel spielte sich in der Nacht vom Montag zum Dienstag voriger Woche in der Nähe des Klosterkirchhofes ein schauriger Auftritt ab; ein junges, blühend schönes Mädchen machte dort seinem Leben ein Ende, indem es sich mit einem Revolver in die Brust schoß. Der Tod trat sofort ein. Die Ursache der verzweifelten That soll Liebesgram gewesen sein.
- Ein deutsches Wort für Cigarre? Ein Cigarrenfabrikant in Düsseldorf, der, wie es scheint, keine anderen Sorgen hat, versendet die Aufforderung zu einer Wettbewerbung um die Auffindung eines guten deutschen Wortes für Cigarre. Jeder Bewerber darf drei Vorschläge machen, ein Ausschuß stellt die besten Vorschläge sämmtlicher Bewerber wieder zur engeren Wahl. Die Preise betragen 100, 80, 60, 40, 30 und 20 Mark.
- Am Sonntag Vormittag schlug der Blitz während des Gottesdienstes in die Kirche in Kayh (Württemberg). Pfarrer Baumann, der gerade predigte, wurde auf der Kanzel von dem Blitzstrahl getroffen und zu Boden geworfen, erlitt aber nur eine vorübergehende Betäubung.
- Am Donnerstag wüthete in Straßburg i. E. und in der Umgegend ein furchtbares Unwetter. Ueber dem Dorfe Busweiler entstand eine Windhose, welche dortselbst schon Schaden anrichtete, in Ringendorf aber drei Bauerngüter mit Obstgärten nahezu zerstörte. Menschenleben gingen nicht verloren.
- Ein Bericht von der Pariser Weltausstellung meldet: Die Preisrichter erkannten den deutschen Künstlern Uhde, Liebermann und Köppen die große goldene Ehrenmedaille zu. Außer Deutschland erhielt von nicht französischen Ländern nur noch Belgien und Oesterreich Ehrenmedaillen.
- Die Festungswerke von Saarlouis sollen geschleift und diese Stadt künftig nur als Depot und Waffenplatz gehalten werden.
- Bei Benevent spielte sich am Sonnabend eine fürchterliche Militärtragödie ab. Das Bersaglierie=Regiment Nr. 7 befand sich eben auf einem Uebungsmarsch, als der Soldat Borelli plötzlich die Kolonne verließ, sich hinter einem Baum postierte und ein Schnellfeuer gegen das Regiment eröffnete. Ehe Borelli niedergemäht werden konnte, erschoß er den auf ihn eindringenden Major Varino, verwundete schwer den Hauptmann Prestinari, ferner einen Korporal und drei Soldaten, sowie einen Beneventer Bürger, eine Frau und zwei Kinder, auch zwei Pferde wurden getötet. Erst nachdem Borelli 12 Schüsse abgegeben, wurde er niedergeschossen.
- Das Ende eines Luftschiffers. Aus Madrid schreibt man: In dem kleinen Städtchen Viktoria gab eine wandernde Künstlergesellschaft ihre Vorstellungen, wobei auch ein Ballon aufstieg, an dem ein Trapez anstatt der Gondel befestigt war, an dem der Kühnste der Gesellschaft während der Luftfahrt gymnastische Uebungen ausführte. Ein frischer Wind, der Nachmittags aufgesprungen war, hatte sich im Lauf der Ballon=Füllung derart verstärkt, daß er, noch ehe der bereits auf dem Trapez sitzende Luftschiffer das Zeichen zur Auffahrt geben konnte, die im Boden befestigten Drahtseile, welche den Ballon hielten, durchriß. Der unglückliche Künstler wurde durch den plötzlichen Ruck aus dem Gleichgewicht gebracht, bei seinem Sturz verwickelte sich eines seiner Beine in ein Drahtseil, welches sich derart um dasselbe schnürte, daß es durch das Fleisch bis auf den Knochen drang, wobei es die Blutadern durchschnitt. Der große Blutverlust muß den Unglücklichen in eine wohlthätige Ohnmacht versetzt haben, in der er etwa 15 Minuten lang verbleiben mußte und nach einem kleinen Dörfchen geschleppt wurde, wo die ersten Personen, die dem Unglücklichen zu Hilfe eilten, ihn noch am Leben fanden; nach wenigen Minuten hauchte er sein Leben aus.


Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
                          (Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 53 Seite 6]

Angela.
[Fortsetzung.]


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