No. 50
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. Juni
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 50 Seite 1]

Das Impfgeschäft im Impfbezirk Schönberg I (östlich) findet in diesem Jahre in nachstehender Weise statt:

I. für den Impfdistrict Schönberg

im Boye'schen Gasthofe hieselbst

a. Impfung der im Jahre 1888 zu Schönberg, Sabow, Rabensdorf, (Hof u. Dorf) Kl. und Gr. Bünsdorf geborenen Kinder

am Mittwoch, den 26. Juni d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Mittwoch, den 3. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr.

b. Wiederimpfung der Zöglinge aus der Knaben= und Mädchenschule zu Schönberg sowie der Kinder aus der Schule zu Sabow

am Donnerstag, den 27. Juni d. J.,
Nachmittags 1 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Donnerstag, den 4. Juli d. J.,
Nachmittags 1 Uhr.

II. für den Impfdistrict Gr. Siemz,

bestehend aus den Ortschaften:

Gr. Siemz, Kl. Siemz, Falkenhagen, Lindow und Törpt
im Schulhause zu Gr. Siemz
a. Impfung der im Jahre 1888 geborenen Kinder,
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Gr. Siemz, Falkenhagen und Lindow

am Mittwoch, den 26. Juni d. J.,
Nachmittags 1 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Mittwoch, den 3. Juli d. J.,
Nachmittags 1 Uhr.

III. für den Impfdistrict Carlow,

bestehend aus den Ortschaften:

Carlow, Cronscamp, Klocksdorf, Kuhlrade, Neschow, Maurinmühle, Ollndorf, Pogez, Raddingsdorf, Samkow, und Stove, (Hof und Dorf)
im Krellenberg'schen Gasthofe zu Carlow
a. Impfung der im Jahre 1888 geborenen Kinder,
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Carlow, Cronscamp, Kuhlrade, Klocksdorf und Neschow

am Mittwoch, den 26. Juni d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Mittwoch, den 3. Juli d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr.

IV. Für den Imfdistrict Demern,

bestehend aus den Ortschaften:

Demern (Hof u. Dorf) Gr. und Kl. Rünz, Röggelin und Schaddingsdorf,
im Schulhause zu Demern,

[ => Original lesen: 1889 Nr. 50 Seite 2]

a. Impfung der im Jahre 1888 geborenen Kinder,
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Demern u. Gr. Rünz

am Mittwoch, den 26. Juni d. J.,
Nachmittags 5 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Mittwoch, den 3. Juli d. J.,
Nachmittags 5 Uhr.

V. für den Impfdistrict Menzendorf,

bestehend aus den Ortschaften:

Menzendorf, (Hof u. Dorf), Blüßen, Grieben, Lübseerhagen, Papenhusen, Retelsdorf, Rodenberg, Rottensdorf und Rüschenbeck
im Schulhause zu Lübseerhagen,
a. Impfung der im Jahre 1888 geborenen Kinder,
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Grieben und Lübseerhagen

am Donnerstage den 27. Juni d. J.,
Nachmittags 4 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Donnerstag, den 4. Juli d. J.,
Nachmittags 4 Uhr.

      Den Ortsvorständen wird hierdurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der obgedachten Termine und für Zuführung der Impflinge durch Ansage der Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder Sorge zu tragen.
      Eltern, Pflegeeltern und Vormünder deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu fünfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.       Schönberg, den 21. Juni 1889.

Großherzogl. Mecklb. Landvogtei des Fürstenth. Ratzeburg.
F. Graf Eyben.

H. Spieckermann.       


      Unter Bezugnahme auf die landvogteiliche Bekanntmachung vom 21. d. Mts., betreffend die Impftermine im Impfdistrikt Schönberg I, wird mit Rücksicht auf die in neuester Zeit mehrfach vorgekommenen Fälle von Diphtheritis und Scharlach hiedurch angeordnet, daß die Impflinge aus den Familien, in denen Diphtheritis oder Scharlach bestehen oder kürzlich bestanden haben, von der General=Impfung fernzubleiben haben.
      Schönberg, den 24. Juni 1889.

Großherzogl. Mecklb. Landvogtei des Fürstenth. Ratzeburg.
F. Graf Eyben.

H. Spieckermann.       


Anzeigen.

Auf den Antrag des Bauunternehmers Carl Kroeger zu Lüdersdorf soll über die daselbst sub Nr. 25 belegene Büdnerei c. p. seines noch minorennen Sohnes Carl Kroeger ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 30. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 10. Mai 1889.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Antragsmäßig soll über die zu Cronscamp sub Nr. IV belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Asmus Beckmann daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden. Es werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 6. August d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 21. Mai 1889.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

E. Breuel, Act.       


Unter dem heutigen Datum ist ins hiesige Handelsregister sub Nr. 65 Fol. LII eingetragen:

Firma: Hugo Heincke.
Ort der Niederlassung: Schönberg.
Name und Wohnort des Inhabers : Lorenz Christian Friedrich Wilhelm Hugo Heincke in Schönberg.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,          
den 19. Juni 1889.          
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.       


Wider den flüchtig gewordenen Schmiedegesellen Adolf Busch aus Oldenburg, welcher dringend verdächtig ist, am 31. Mai d. J. in Schönberg sich eines Diebstahls schuldig gemacht zu haben, ist der richterliche Haftbefehl erlassen. Ich bitte um Vigilanz event. Festnahme und Benachrichtigung. p. Busch ist ca. 35 Jahre alt, groß und schlank,

[ => Original lesen: 1889 Nr. 50 Seite 3]

hat blonde Haare und einen blonden Schnurrbart. Bekleidet war derselbe bei seiner Entweichung mit einem dunkelgrauen Jacket und einer grauen Mütze mit großem Schirm.
Schönberg i/M., den 18. Juni 1889.

Der Amtsanwalt.


Die diesjährige Impfung in hiesiger Stadt wird im Gastwirth Boye'schen Lokale hieselbst und zwar an den nachfolgenden Terminen vorgenommen werden:

a. Impfung der im Jahre 1888 zu Schönberg geborenen Kinder

am Mittwoch, den 26. Juni d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Mittwoch, den 3. Juli d. Js.,
Vormittags 10 Uhr.

b. Wiederimpfung der Schüler der Real= und Bürgerschule

am Donnerstag, den 27. Juni d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Donnerstag, den 4. Juli d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr,

c. Wiederimpfung der Schülerinnen aus der Mädchenschule

am Donnerstag, den 27. Juni d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Donnerstag, den 4. Juli d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr.

Die bevorstehenden Impftage werden hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß an denselben nicht nur alle im Jahre 1887 geborenen Kinder, sondern auch alle früher geborenen Kinder, welche bisher nicht, oder ohne Erfolg geimpft wurden, dem Impfarzte zuzuführen sind, während die im Laufe dieses Jahres geborenen Kinder gesetzlich erst im künftigen Jahre impfpflichtig sind.
Schönberg, den 24. Juni 1889.

Der Magistrat.


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[ => Original lesen: 1889 Nr. 50 Seite 4]
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Entree für Nicht=Abonnenten a Person 30 Pfg.
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                                                    die Vereinsmusiker.


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Die Anstalt ist während des                          
Johannistermines
vom 24. Juni bis 1. Juli d. Js.
an den Werktagen:
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 30. Juni d. Js.:
von 7 bis 9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 15. Juni 1889.                          
                                                    Das Directorium.


Am Montag, den 1. Juli cr., Nachmittags 1 Uhr findet die II. diesj. ordentliche

Haupt=Versammlung
der
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im Gastwirth Boye'schen Locale statt, wozu die Mitglieder hierdurch freundl. eingeladen werden.
               Tagesordnung:
      1. Erheben der halbjährl. Innungs=Beiträge.
      2. Einschreiben von Lehrlingen.
      3. Allgemeine Innungs=Angelegenheiten.
  NB. Das Einschreiben der Lehrlinge beginnt Morgens 9 Uhr.

                                                    Der Vorstand.


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Verlobte.
Schönberg.                                                    Obernkirchen.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospect der Firma J. Braun in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichen Leser besonders aufmerksam machen.


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 50 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 50 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 25. Juni 1889.


Ueber den Besuch des Kaisers in Stuttgart zum Regierungsjubiläum des Königs von Württemberg berichten süddeutsche Blätter: Das Kaiserpaar trifft am Dienstag Vormittag auf dem Bahnhofe der württembergischen Hauptstadt ein, auf welchem großer Empfang Stattfindet. Später ist Parade, im Residenzschlosse werden verschiedene Festlichkeiten veranstaltet werden. Abends ist Fackelzug. Am Mittwoch erfolgt die Reise nach Sigmaringen zur Vermählungsfeier des Erbprinzen Wilhelm von Hohenzollern. Nach Abschluß der Festlichkeiten reist die Kaiserin nach Kissingen, der Kaiser zum Antritt seiner nordischen Reise nach Kiel.
Der Reichskanzler Fürst Bismarck und der Eisenbahnminister v. Maybach haben sich in Folge des Ausstandes in den Bergwerken von Rheinland und Westfalen, sowie von Schlesien dahin verständigt, daß die Kohlenstationen sämmtlicher Staatsbahnen, welche durch etwaige Ausstände von Arbeitern der Kohlenbergwerke in der Beschaffung ihres Kohlenbedarfs gestört werden könnten, die Kohlenvorräthe und die Lagereinrichtungen, wenn angängig, um das zehnfache vergrößert werden. Vorerst gilt das für die Eisenbahnen, welche im Kriegsfalle von den Truppen benutzt werden müssen. Mit der Vermehrung der Kohlenvorräthe und Erweiterung der Lagereinrichtungen ist bereits begonnen.
Aufsehen erregen die Artikel Hamburger freikonservativer Blätter, welche ihre Spitze unverblümt gegen den Grafen Waldersee richten. Es wird geklagt, daß die jüngsten Alarmartikel auf eine militärische Seite zurückzuführen seien, die dem Reichskanzler in den Weg komme. Des Weiteren wird ausgeführt, daß das Bestreben obwalte, die Civilverwaltung mehr dem militärischen Einfluß zu unterwerfen. Es habe sich das besonders in der westfälischen Ausstandsbewegung gezeigt.
Anläßlich der Artikel mehrerer freikonservativer Hamburger Blätter, welche Reibungen zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Grafen Waldersee andeuteten, bemerkt die Köln. Ztg., daß Graf Waldersee vollauf mit seinen Dienstgeschäften zu thun und für andere Dinge keine Zeit übrig habe. Der General ist jetzt bekanntlich auf einer Generalstabsreise in Süddeutschland.
In der Antwortnote des Schweizer Bundesraths an die Deutsche Regierung soll, wie aus Bern verlautet, in Abrede gestellt werden, daß zwischen schweizer Behörden und deutschen Sozialisten irgend ein Einverständniß bestehe; die schweizer Polizei könne nicht alle Vorfälle voraussehen und verhindern. Bei gewissen Vorfällen hätten Agenten, die mit der deutschen Polizei in Verbindung gestanden hätten, sich eingemischt. Die Neutralität der Schweiz sei als Grundsatz des öffentlichen Rechts in Europa anerkannt, der von Niemandem bestritten werde. Die Schweiz werde fortfahren, die Neutralität gewissenhaft zu beachten.
Die Theilnahme Deutschlands an der von der Schweiz vorgeschlagenen Arbeiterschutzkonferenz wird, wie aus Berlin verlautet, erst dann zugesagt werden, wenn die augenblicklich schwebenden Verhandlungen mit der Schweiz über die Fremdenpolizei ihren Abschluß erreicht haben werden. Auch die englischen Blätter besprechen den diplomatischen Zwischenfall zwischen der Schweiz und den drei Kaisermächten und bedauern, daß die Schweiz auf diese Weise Frankreich in die Arme getrieben werden könne, doch könne die Schweiz das Asylrecht für Verbrecher einschränken und abändern, ohne ihrer Würde etwas zu vergeben. Die offiziöse "Nordd. Allg. Zeitung" sagt in einem Artikel: "Wenn in Deutschland den Bestrebungen, welche auf den Umsturz der öffentlichen Ordnung gerichtet sind, ähnliche Unterstützung geboten würde, wie sie die deutschen Umsturzbewegungen in der Schweiz finden, wenn russische Beamte mit List nach Deutschland hinübergelockt, eingesperrt und wie Verbrecher behandelt würden, wie dies bei Wohlgemuth geschehen ist, so ist nicht zu bezweifeln, daß zwischen Deutschland und Rußland längst der Krieg ausgebrochen wäre. Wenn französische und belgische Sozialrevolutionäre an der deutschen Grenze denselben Vorschub erhielten, wie die deutschen Sozialdemokraten in der Schweiz, so würde der Friede auf der westlichen Grenze Deutschlands nicht bestehen. Die Frage ist berechtigt, ob es der Schweiz bei ihrer Neutralität freisteht, dem freundlichen deutschen Grenznachbar gegenüber solche Akte auf ihrem Gebiet zu fördern, welche zwischen anderen Staaten zum Krieg führen würden. Die Neutralität der Schweiz ist ein Privilegium, dessen Mißbrauch der Privilegirte vermeiden muß; dieselbe wird natürlich unhaltbar, wenn eine beleidigende Mißachtung der Interessen des Nachbarstaates dort für berechtigt gehalten wird."
Die von Deutschland und Rußland am 13 d. M. in Bern geschehenen Schritte sind, der "Nordd. Allg. Ztg." zu Folge, von dem österreichisch=ungarischen Gesandten amtlich unterstützt worden.
Friedensaussichten kommen aus London. Der englische Unterstaatssekretär Fergusson bemerkte in einer Rede, die er am Mittwoch bei dem Jahresessen des konservativen Vereins in Waudsworth hielt, in Betreff der politischen Lage habe die Regierung Grund für die Hoffnung, daß das Jahr 1889 ebenso friedlich verlaufen werde, wie es begonnen habe.
Das neue spanische Alkoholgesetz wird voraussichtlich schon am 1. Juli in Kraft treten. Der Senat hat dasselbe in der von der Deputirtenkammer festgesetzten Fassung am Montag angenommen.


- Schönberg. In der letzten Schöffensitzung des hiesigen Amtsgerichts erschien der Hsw. C. aus Niendorf auf der Anklagebank. Derselbe war beschuldigt, am 24. Januar 1888 von der von ihm zu leistenden Deputatholzfuhr aus dem Garnsee nach Schönberg unterwegs 5 Kloben Holz entwendet zu haben. Der Angeklagte war auf der Rückfahrt nach Niendorf von dem Husaren Köster betroffen worden, wie er hinter einer Hecke einige Kloben Holz hervorholte und auf seinen leerem Wagen legte. Befragt, wie er zu dem Holz komme, gab er zur Antwort, er habe das Holz gefunden und wolle es beim Schulzen abliefern. Wie aber durch Zeugenaussagen nachgewiesen wurde, fehlte an seiner Fuhre, die er in Schönberg abgeladen hatte, ein ähnliches Quantum, während ihm in der Forst ein richtiges Maaß überliefert war. Das Gericht sah ihn als überführt an und verurtheilte ihn wegen Diebstahls zu 14 Tagen Gefängniß und in die Kosten des Verfahrens.
- Schönberg. Der Lehrer Müther aus Mirow ist an der hiesigen Real= und Bürgerknabenschule als 12. Lehrer von Johannis d. Js. ab angestellt worden.
- Schönberg. Das vor der Sabowerstraße belegene Wohnhaus Nr. 29 a ist am 23. d. Mts. von dem Besitzer, Zimmermeister Egert hier, an den Gärtner Scharnweber aus Johannstorf für die Summe von 12 000 Mark verkauft worden.
- Schönberg. Am Sonnabend, den 22. ds. Mts. wurde das Gehöft des Hauswirth Kroepelin zu Falkenhagen durch ein Feuer, welches gegen 10 1/2 Uhr Vormittags entstand, in Asche gelegt. Das Feuer wurde zuerst in dem mit dem Kathen unter einem Dach befindlichen Wagenschauer bemerkt und verbreitete sich in kurzer Zeit über sämmtliche Gebäude, als Wohnhaus mit eingebauten Viehställen, Scheune und Schweinestall. Das Vieh, mit Ausnahme zweier Ziegen, sowie einiges Inventar konnte gerettet werden, alles übrige wurde ein Raub der Flammen. Gebäude und Inventar sind bei der

[ => Original lesen: 1889 Nr. 50 Seite 6]

hiesigen Feuerversicherungsgesellschaft versichert. Auf welche Weise das Feuer entstanden, ist bisher nicht ermittelt. Am 24. d. Mts. hat wieder ein kleinerer Brand stattgefunden, indem Morgens 5 Uhr das Wohnhaus der Grothschen Büdnerei in Herrnburg bis auf die Ringmauern niedergebrannt ist. Auch hier ist über die Entstehungsursache des Feuers nichts bekannt.
- Die Einwohnerzahl von Berlin dürfte wie bereits gemeldet, jetzt anderthalb Millionen Seelen betragen und wird diese Ziffer bis Ende des Jahres 1889 noch um ein Bedeutendes überschritten haben. Um das Jahr 1723 besaß Berlin 50,000 Einwohner, welche Zahl sich 32 Jahre später fast verdoppelt hatte. Bis 1755 stieg die Einwohnerzahl auf 103,000 Seelen und fiel bis zum Schluß des siebenjährigen Krieges auf 98,000, um dann wieder in weiteren 15 Jahren sich um 8000 Seelen zu vermehren. 1802 betrug die Einwohnerzahl bereits 150,000, ohne dann bis 1810 eine weitere Vergrößerung zu erfahren. 1823 besaß Berlin 190,000 Einwohner, nach weiteren 37 Jahren - also 1860 - schon 500,000, und 1876 wurden in Berlin 1 Million Einwohner gezählt. Es bedurfte dann noch ferner 13 Jahre, um der mächtig aufblühenden Millionenstadt weitere 500,000 Einwohner zuzuführen.
- Zu großem Skandal kam es in einer Versammlung der arbeitenden Maurer in Berlin, die von Mitgliedern des Strikekomitees wieder zum Ausstand bewogen werden sollten. Den Komiteemitgliedern wurde in äußerst scharfer Weise vorgeworfen, sie hätten den Streit zu ihrem eigenen Vortheil muthwillig herbeigeführt. Der Lärm darüber wurde so groß, daß die Versammlung aufgelöst wurde.
- Am Sonntag versuchte die Frankf. Zeitung die Resultate der Ruderregatta durch Brieftauben zu befördern. Der Versuch fiel vortrefflich aus. Die 7 Tauben trafen sämmtlich pünktlich ein und zwar die schnellste derselben schon nach einer Minute. Zur Vorsicht war noch mittelst Wagen ein Bericht nach der Redaction gesandt worden; der Ueberbringer desselben fand aber bei seinem Eintreffen bereits alles gesetzt. Auf nicht allzuweite Strecken, die ein Verirren des Thieres nahezu ausschließen, dürfte sich die Beförderung durch Brieftauben außerordentlich bewähren.
- Papst Leo XIII. hat dem König von Sachsen als Geschenk zur 800jährigen Jubelfeier einen Tisch in Mosaik, Christus und Johannes darstellend, und dem König von Württemberg zum Regierungsjubiläum ein Mosaikbild, einen Blumenkorb darstellend, bestimmt. Der Nuntius Agliardi ist beauftragt worden, die Geschenke zu überreichen.
- Die Ausstellung der deutschen Landwirthschafts=Gesellschaft in Magdeburg wurde am Donnerstag bei prächtigem Wetter und unter außerordentlicher Theilnahme durch den Grafen zu Stolberg=Roßla mit einem Hoch auf Kaiser und Bundesfürsten eröffnet.
- Aus dem Westfälischen Kohlenbezirk wird berichtet, daß nicht wenige Zechen im Mai 70 000 Mk. verloren haben. Der Verlust ist schwer einzubringen, da für die Kohlenlieferungen Abschlüsse gemacht sind und die Bergleute wenig Neigung zu Ueberstunden zeigen.
- Die Aussichten für die diesjährige Weinernte werden vom Rhein als recht gute geschildert. Die Traubenblüte, die bei dem günstigen Wetter rasch verläuft, ist in den besseren Tagen nahezu beendet und wenn die Menge der Blüten auch durchweg keine übermäßig große ist, so können die Winzer sich doch damit trösten, daß die vorhandenen sehr kräftig und groß sind und bei einigermaßen normaler Weiterentwickelung den alten Spruch bestätigen werden: "Viel Geschein giebt wenig Wein, wenig Schein giebt viel Wein." Freilich bereitet ein ganzes Heer von Ungeziefer dem Winzer viel Kummer, besonders der Rebstichler und der Springwurmwickler, die in einigen Gemarkungen so massenhaft auftreten, daß morgens 3 Uhr zum Käferabsuchen geläutet wird. Ungeachtet dieser Mißhelligkeiten haben die Winzer die Zuversicht, ein gutes Weinjahr zu bekommen, und viele andere Leute werden sich mit ihnen freuen, wenn sich ihre Hoffnungen erfüllen.
- Eine seltene Ehe ist in der vorigen Woche in Bochum geschlossen worden. Das betreffende Paar bringt allerlei (!) Kinder zusammen. Die Frau heirathete zum vierten Mal; vorher war sie drei Mal mit Wittwern verheirathet, die sämmtlich Kinder mit in die Ehe brachten, und jeder Ehe entsprossen wiederum Kinder. Der nunmehrige vierte Mann bringt seiner Frau zweierlei Kinder zu, die er zu einem Theil von seiner ersten Frau (einer Wittwe) übernommen hat. Ein Glück ist es, daß sämmtliche Kinder deutsch verstehen.
- In der Kirschenstadt Werder in der Mark herrscht zur Zeit ungeheuerer Trubel. Unablässig rollen lange Wagenreihen mit Kirschen zum Bahnhof. Ein Güterzug nach dem andern wird mit Kirschen verfrachtet. Daneben gehen Dampfer mit hunderten von Centnern Kirschen ab. Die Bahnhofsrestauration, sowie das dem Bahnhof zunächst gelegene Lendelsche Etablissement gleichen einer Börse. Da wird Obst angeboten, Preis gemacht, Lieferungsverträge abgeschlossen, Zahlungen geleistet. Die von Berlin kommenden und in Werder haltenden Personenzüge erhalten gewöhnlich 6 bis 10 Wagen Kirschen angehängt.
- Zu Wagen von Oldenburg nach Venedig. Aus Oldenburg wird vom 18 Juni gemeldet: Telegraphisch ist hier die Nachricht eingetroffen, daß der hiesige Reitanstaltsbesitzer Lehnhard seine Wette, binnen 15 Tagen mit seinem Viergespann von hier nach Venedig (richtiger nach dem Ort Pieve di Cadore im Venetianischen) zu gelangen, gewonnen hat. Am gestrigen Tag früh 10 3/4 Uhr wurde das Ziel erreicht. Die Fahrt ging übrigens nicht ohne jeden widrigen Zwischenfall ab; hinter Fulda war an abschüssiger Stelle der Bremsapparat an dem sehr leicht gebauten Gefährt zwei mal gebrochen.
- Hofrath Dr. A. B. Meyer in Dresden veröffentlicht unter dem 12. d. Mts. folgende Mittheilung: "Soeben erhielt ich vom Prinzen Ferdinand in Bulgarien auf telegraphischem Weg, d. d. Sophia 12. Juni, 5 Uhr Abends, die Mittheilung, daß "seit einigen Tagen auf den Steinhalden von Knjajevo (eine halbe Stunde von Sophia) kolossale Schwärme Tausender von "Rosenstaaren" (Pastor roseus L.) eingetroffen seien. "Die Vögel, so lautet das Telegramm weiter, sind sehr abgemagert und ermattet und bedecken Boden, Sträucher und Steine mit einer schwarz und rosenfarbenen Decke. Es gelang dem Prinzen, prachtvolle, intensiv pfirsichfarbene Männchen zu erlegen. In der Nacht werden sie auch lebend gefangen. Prinz Ferdinand fügt noch hinzu, daß Rosenstaare seit dem Jahre 1876 dort nicht gesehen worden seien. Da es nun nicht unmöglich ist, daß dieser in den Donautiefländern, Süd=Rußland und im angrenzenden Asien u. s. w. verbreitete Vogel seine diesjährigen Streifereien wieder bis zu uns ausdehnen wird, so beeile ich mich, die Aufmerksamkeit der Herren Beobachter ganz besonders auf den Rosenstaar zu lenken und zu bitten, daß genaue und ausführliche Angaben über sein eventuelles Auftreten, über die Anzahl der Individuen, ihr Verhalten, ihre Zugrichtung u. s. w. mir baldgefälligst eingesandt werden möchten." Im vorigen Jahr war es das Steppenhuhn, in diesem Sommer wird der "Rosenstaar" so freundlich sein, uns über die Saure=Gurken=Zeit hinzuhelfen.
- In Bezug auf das Belegen von Plätzen in Eisenbahncoupees ist eine Entscheidung beachtenswerth, die die Eisenbahndirektion Bromberg vor einiger Zeit auf Grund des Eisenbahn=Reglements in einem besonderen Fall getroffen hat. Bei dem Antritt der Fahrt genügt das bloße Belegen mit Gepäckstücken nicht, um dem Reisenden den Platz zu sichern, sondern jeder später Erscheinende hat das Recht, die Gepäckstücke weiter zu schieben und den Platz einzunehmen. Wenn man aber während der Reise auf einer Zwischenstation für kurze Zeit seinen Platz verläßt, so muß das Anrecht auf denselben, falls man ihn mit Sachen belegt hat, respektirt werden. Unterläßt man aber die Belegung in einem solchen Fall, so verliert man das Anrecht auf den Platz.
- Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd "Saale" streifte auf seiner Reise nach New=York in der Nacht vom 11. zum 12. d. M. einen Eisberg, erlitt aber glücklicherweise keinen Schaden dadurch.
- Die österreichischen Hofärzte haben eine Er=

[ => Original lesen: 1889 Nr. 50 Seite 7]

klärung dahin abgegeben, daß ein nachgeborenes Kind des verstorbenen Kronprinzen in keinem Fall zu erwarten sei. Die Kronprinzessin hat nunmehr völlige Freiheit, ihren Aufenthaltsort zu wählen, erhalten; bisher zwangen sie Staatsgründe, im Lande zu bleiben, so lange Hoffnungen auf einen nachgeborenen Thronerben vorhanden waren.
- Saatenstand in Ungarn. Der am 20. Juni veröffentlichte offizielle Bericht über den Saatenstand Ungarns in der Zeit vom 11. bis 18. Juni lautet: "Die ungünstige Witterung der abgelaufenen Woche hat einen weiteren Rückgang der Saaten hervorgerufen, da in Folge der großen Hitze und Dürre die Vegetation mit Ausnahme von ein oder zwei Camitaten, sich nirgends entsprechend entwickeln konnte.
- Der größte Diamant der Welt ist der "Impériale", welcher jetzt auf dem Marsfeld in Paris ausgestellt. Derselbe gehört einem Syndikat, dessen Haupttheilnehmer der Oesterreicher Pam ist. Der "Impérial", welcher sich in der französischen Juwelen=Abtheilung befindet, wiegt 44 Karat mehr als der "Régent", dessen Gewicht 136 Karat beträgt, und 74 Karat mehr als der "Kohinoor" der englischen Krone.
- Blutiger Regen fiel Ende voriger Woche im Flecken Sulejen (Gouvernement Lublin) in Russisch=Polen. Die durch den Wolkenschleier durchschimmernden Sonnenstrahlen beleuchteten roth vom Himmel herabkommende schwere Regentropfen; große rothe Lachen bildeten sich überall und in jedem Rinnstein rieselte ein kleiner hellrother Bach. Die weißen Hemdärmel der unter den Regen gerathenen Bauern war mit "Blut" getränkt und Furcht und Schrecken ergriffen die ganze Bevölkerung des Städtchens, welche der Versicherung des Schulmeisters und Doktors, daß die rothe Farbe des Regenwassers von einer Menge in den höheren Luftregionen sich aufhaltender und vom Regen niedergerissener unsichtbarer Infusorien herrühre, keinen Glauben schenkend, steif und fest von dem bevorstehenden Weltuntergang überzeugt war. Eine Flasche von diesem rothgefärbten Regenwasser ist behufs näherer chemischer und mikroskopischer Untersuchung nach Warschau abgeschickt worden.
- Nach den neuesten Nachrichten über Stanley glaubt man in England darauf rechnen zu können, daß der berühmte Reisende Anfang September nach Europa zurückkehren werde.
- Von einer furchtbaren Feuersbrunst wird aus China berichtet, wo die Stadt Lachun in der Provinz Setschuan gänzlich niedergebrannt ist, und 1200 Menschen in den Flammen umgekommen und an 10 000 Familie obdachlos geworden sein sollen.
- Das Tabakrauchen der Schüler. Unter dieser Ueberschrift bringt "The Scienc" die Resultate der Beobachtung von 38 Knaben aus allen Gesellschaftsklassen, welche längere Zeit hindurch, von zwei Monaten bis zu zwei Jahren, Tabakraucher waren. Von denselben zeigten 27 Constitutionsveränderungen und ungenügendes Wachsthum, 32 litten an unregelmäßiger Herzthätigkeit, verdorbenem Magen, Husten und starker Neigung zum Alkoholgenuß; 13 hatten intermittirenden Puls und einer beginnende Schwindsucht. Nachdem sie das Tabakrauchen aufgegeben hatten, war die eine Hälfte innerhalb 6 Monaten von allen krankhaften Erscheinungen frei, die andere Hälfte genas nach einem Jahr.
- Fünfzigtausend Mieder. Aus Brasilien wird ein komisches Sittenbild gemeldet: Die erste Wirkung der bei uns durchgeführten Abschaffung der Sklaverei bestand darin, daß die befreiten Sklavinnen in Masse ihren Lieblingswunsch erfüllten und sich Mieder kauften. Das Tragen derselben war ihnen nämlich bisher verwehrt; in dem Augenblick jedoch, da sie frei handeln durften, galt ihr erster Weg den Miederfabriken, in drei Tagen wurden fünfzigtausend Stück Mieder verkauft; ganze Schiffsladungen sind unterwegs, die aber noch lange nicht hinreichen werden, allen Bestellungen zu genügen.


Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
                          (Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 50 Seite 8]

Angela.
[Fortsetzung.]


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