No. 37
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. Mai
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 37 Seite 1]

Der Kaiser und die Kaiserin sind am Sonntag Morgen 1/2 9 Uhr in Kiel eingetroffen und am Bahnhof vom Prinzen Heinrich, den hessischen, meiningischen und mecklenburgischen Herrschaften, sowie den Spitzen der Militär= und Zivilbehörden empfangen worden. Bei herrlichem Frühlingswetter und unter stürmischem Jubel der Bevölkerung erfolgte in offenem Vierspänner der Einzug in die festlich geschmückte Stadt, in deren Straße die Studentenschaft, die Vereine und Gewerbe Spalier bildeten. Als bei Ankunft der Majestäten im Schloß auf dem Westthurm desselben die Kaiserstandarte gehißt wurde, gaben sämtliche im Hafen liegende Kriegsschiffe den Kaisersalut von je 22 Schuß. Im Hof des Schlosses stand eine Ehrenwache des Seebataillons, dessen Paradeuniform der Kaiser trug, sowie das Offizierkorps der Marine, nach dessen Begrüßung der Vorbeimarsch der Wache erfolgte. Um 1/2 1 Uhr fand im Wappensaal des Schlosses die Taufe des Erstgeborenen des Prinzen Heinrich statt. Die feierliche Handlung wurde durch den Marine=Oberpfarrer Langheld vollzogen, dessen Predigten das prinzliche Paar mit Vorliebe zu hören pflegt, während der musikalische Theil der Feier von dem 140 Stimmen umfassenden Nikolaikirchenchor ausgeführt wurde. Während der eigentlichen Taufhandlung wurde der Täufling vom Kaiser gehalten. Der Prinz erhielt die Namen: "Waldemar, Wilhelm, Ludwig, Friedrich, Victor, Heinrich." Nachdem die Beglückwünschung der Prinzessin Heinrich von Seiten der Familienmitglieder stattgefunden hatte, erfolgte eine Defilierkour. Um 5 war Galatafel, bei welcher der Kaiser einen Trinkspruch auf den Prinzen Waldemar von Preußen aufbrachte. Am Montag hat der Kaiser mit der Kreuzercorvette "Irene", die unter dem Kommando des Prinzen Heinrich steht, eine Fahrt in die Ostsee unternommen. Auch wird der Kaiser die Arbeiten am Nord=Ostsee=Canal bei seiner Mündung in den Kieler Hafen in Augenschein nehmen, und bei Holtenau an derselben Stätte weilen, an welcher am 3. Juni 1887 sein Großvater in seiner Gegenwart den Grundstein zu der Schleusenanlage gelegt hat. Eine Flottenübung wird während der Anwesenheit des Kaisers nicht stattfinden, doch wird derselbe die augenblicklich im Kieler Hafen versammelten Kriegsschiffe eine kurze Revue passiren lassen. Wie verlautet, werden die Majestäten bis zum Freitag in Kiel verweilen und an diesem Tag die Rückreise nach Berlin antreten.
Die Londoner "Times" bringt eine Nachricht, nach welcher die Kaiserin den Kaiser auf der Besuchsreise nach England begleiten werde. Die Kaiserin wird die Fahrt auf der Yacht "Hohenzollern" unternehmen, während der Kaiser auf dem Panzerschiff "Kaiser" die Ueberfahrt bewirken wird, weil die Yacht nicht geräumig genug ist, um das Kaiserpaar gleichzeitig zu beherbergen.
In dem Etatsjahr 1888/89 hat sich im Reiche ein Mehr von 10 Millionen bei den Ueberweisungen aus der Reichskasse an die einzelne Bundesstaaten, aber ein Gesammtdefizit von 23 Millionen Mark herausgestellt, das nun vom laufenden Etat bestritten werden muß. Die Ursachen des Defizits sind einige Mehrausgaben, vor allem aber Mindereinnahmen bei der Zuckersteuer.
Während der Hofprediger Stöcker selbst in Montreux bei einem Bekannten weilt, hat sein Gegner, der Pastor Witte, in Berlin unter dem Titel: "Mein Conflikt mit dem Hof= und Domprediger Stöcker" eine Broschüre veröffentlicht, in der er Stöcker gegenüber an das öffentliche Gewissen und an die Gesamtheit der Pastoren des deutschen Reichs als an 2 Senate einer ehrengerichtlichen Instanz appelliert. Er, Pastor Witte, sowohl wie der frühere Agitationsgenosse Stöckers, der Schneidermeister Grünberg, sollen dem Oberkirchenrath neues Material über Stöcker vorgelegt haben, sodaß der Oberkirchenrath gezwungen sein werde, von neuem Stellung in dem Streit zu nehmen.
Der Polizeiinspektor Wohlgemuth aus Mülhausen ist, wie von dort gemeldet wird, zum Zweck seiner Vernehmung nach Berlin berufen worden und befindet sich bereits auf dem Weg dorthin. Auch sind in Sachen Wohlgemuth die Akten aus der Schweiz in Berlin eingegangen. Nach denselben soll es, wie offiziös betont wird, feststehen, daß Wohlgemuth eine strafbare Handlung nicht begangen hat und daß die Aargauer Beamten, im Einverständniß mit dem Schneider Lutz, ihn erst auf Schweizer Gebiet gelockt haben, um ihn verhaften zu können. Die Verhaftung entbehre folglich jedes Rechtsgrundes und widerspreche dem völkerrechtlichen Herkommen. Auch gebe die Schweizer Regierung jetzt zu, daß Wohlgemuth durch den Sozialdemokraten Lutz die Falle gestellt worden sei.
Der Herzog von Nassau hat Sonnabend Luxemburg, nachdem er angesichts der Wiederherstellung des Königs von Holland die Regentschaft des Großherzogthums niedergelegt, verlassen, ist nach Frankfurt a. M. gereist, wo er in seiner dortigen Villa abgestiegen ist. Zwei mit Sträußen und Kränzen hochbeladene Wagen zeugten von dem überaus herzlichen Abschied in Luxemburg. Aus Holland wird bestätigt, daß es im Schloß Loo sehr unangenehme Auftritte gegeben hat, als der kranke König Wilhelm die Einsetzung der Regentschaften erfuhr. Minister und Aerzte haben seinen Aerger ganz gehörig zu fühlen bekommen. Für den kühlen Abschied, den der König dem Herzog von Nassau ertheilt hat, hat letzterem die Bevölkerung glänzende Huldigungen bereitet. Freitag Abend wurde dem Regenten ein glänzender Fackelzug dargebracht. Sonnabend Vormittag empfing der Herzog Deputationen der Volksvertretung, welche ihm warme Dankesadressen überreichten. Der Gefeierte antwortete, er sei tief ergriffen durch alle ihm zu Theil gewordenen Beweise der Sympathie, die er nie vergessen werde. Er bat, daß man ihm ein gutes Andenken bewahren möge, wie auch er ein guter Luxemburger bleiben werde. Sein letzter Wunsch sei, daß die Luxemburger noch lange treue und loyale Unterthanen des König=Großherzogs bleiben möchten. Bei der Abreise waren die Straßen von einer dichten Menschenmenge gefüllt, die den scheidenden Herzog und den Erb=

[ => Original lesen: 1889 Nr. 37 Seite 2]

Prinzen mit sympathischen Zurufen begrüßte. Die Mitglieder der Kammer und des Staatsrathes, sowie zahlreiche Beamte hatten sich zur Verabschiedung auf dem Bahnhof eingefunden und brachte bis zum Abgang des Zuges enthusiastische Hochrufe aus. Als der Zug sich in Bewegung setzte, rief der Herzog: "Vive le roi!" Die Menge antwortete mit tausendstimmigem "Vive le duc!" Ziemliches Erstaunen erregt das Urtheil der holländischen Aerzte, die den König Wilhelm für absolut regierungsunfähig erklärten und schon zwei Wochen nachher zugestehen mußten, daß sie sich geirrt hatten.
Vom Papst erzählt man in Rom, daß er sich gar nicht besonders gut befinde und bei allen, die ihn in letzter Zeit zu sehen Gelegenheit gehabt hätten, den Eindruck großer Kraftlosigkeit und Schwäche hinterlassen habe. Es soll in Folge dessen auch seit längerer Zeit schon die Zahl der Empfänge möglichst eingeschränkt worden sein und der Papst seine üblichen Spaziergänge in den Gärten des Vatikans unterlassen haben.
Der Papst lehnte mit einem kategorischen "Niemals" das Audienzgesuch des Kölner Männergesangvereins ab, nachdem dieser im Quirinal vor dem italienischen Königspaar gesungen hatte.
Ueber die Verhandlungen der Samoa=Conferenz dringen zwar Einzelheiten gar nicht in die Oeffentlichkeit, die Theilnehmer sind offenbar sehr verschwiegene Herren, trotzdem aber hört man von den verschiedensten Seiten versichern, daß sich die Dinge schnell und glatt abwickeln und daß auf die Beendigung der Verhandlungen in etwa 14 Tagen gerechnet wird. Die amerikanischen Delegirten sollen über ihren Aufenthalt in Berlin und über das Zuvorkommen, mit dem man ihnen überall begegnet, des Lobes voll sein und werden am Mittwoch im Kaiserhof ein großes Diner geben, zu dem sie Einladungen in großer Zahl haben ergehen lassen.
Die Samoa=Conferenz hielt am Sonnabend Nachmittag ihre zweite Sitzung ab. Der Ausschuß, welcher über die Landstreitigkeiten auf den Inseln berathen hatte, erstattete seinen Bericht, der zu einer längeren Erörterung Anlaß gab, die mit einem endgültigen Beschluß beendigt worden zu sein scheint.
Der deutsche Dampfer "Martha", mit Truppen der Wißmann=Expedition an Bord, ist wohlbehalten in der zu einer Festung umgewandelten ostafrikanischen Station Bagamoyo angekommen.


- Das Lübecker Bataillon wird in diesem Jahre im Mecklenburgischen manöveriren. Zunächst findet das Regiments=Exerciren zwischen der Stadt Crivitz und der Gaedebehner Forst statt, es folgt das Brigade=Manöver der 33. Brigade (75er und 76er) in der Gegend zwischen Parchim=Goldberg=Sternberg=Neukloster=Schweriner See. Das Divisions=Manöver der 17. Division (75er, 76er, 89er und 90er) wird östlich des Wallenstein=Grabens zwischen Warin=Bäbelin und Wismar abgehalten. Das ganze 9. Armeekorps wird an zwei Tagen in der Gegend von Grevesmühlen und Wismar manöveriren. Die schleswig=holsteinischen Regimenter werden in unserer Gegend zusammengezogen werden. In dem Rayon Lübeck=Dassow=Eichsen=Wittenförden=Hagenow=Boizenburg werden die 35. und 36. Brigade und später die 18. Division manöveriren.
- In Hamburg wurden in der Nacht zum Montag Unmassen sozialistischer Flugblätter verbreitet, worauf die Polizei zahlreiche Verhaftungen vornahm und große Massen Flugschriften beschlagnahmte.
- Ein ernster Unfall ereignete sich am Donnerstag in Potsdam. Als Nachmittags ein seit Jahresfrist verheiratheter Bäckermeister einen Revolver zur Hand nahm, entlud sich dieser plötzlich; drei Schüsse krachten gleichzeitig los und die Gattin des zu Tode erschrockenen Mannes sank mit lautem Aufschrei zu Boden; es waren ihr drei Schrotladungen in den Kopf gedrungen.
- Im rheinisch=westfälischen Kohlengebiet scheint die Lohnbewegung einen größeren Umfang anzunehmen. Auf den Zechen des Gelsenkirchener Bergreviers sind theilweise Arbeitseinstellungen der Schlepper und Pferdetreiber, welche eine Erhöhung des Lohnes verlangen, ausgebrochen. Auf der Königsgrube in Wanne strikt die ganze Belegschaft, es haben dort aber keine Ausschreitungen stattgefunden. Dagegen kam es in Gelsenkirchen namentlich durch Unterstützung jugendlicher Skandalmacher, zu lärmenden Straßenkundgebungen, wobei mehrere Schaufenster demolirt wurden. Die Sonntagswirthschaften sind polizeilich geschlossen. Zur Sicherung der Ruhe ist eine Compagnie Soldaten eingetroffen.
- Nicht weit von Gassen wurde dieser Tage der Nachmittags=Courierzug von Breslau nach Berlin angegriffen und zwar von einem - Ochsen. Derselbe war einem Fleischerlehrling durchgegangen und den Bahndamm entlang gelaufen, bis das Schnauben des herannahenden Zuges ihn stutzig machte. Er erwartete den Zug, welcher auf dem rechten Geleise fuhr, auf dem linken stehend, und versuchte, als derselbe an ihm vorbeifuhr, nach einem der Wagenräder zu stoßen, wobei er jedoch von dem Rade einen Stoß vor den Kopf erhielt, so daß er zusammenstürzte und rückwärts den Damm herunterfiel, wo er todt liegen blieb.
- Spatenbräu in München erbaut ein kolossales Malzhaus, worin nicht weniger als 17 Dampfmaschinen arbeiten.
- In Nürnberg ist wieder ein Blatternfall aufgetreten; es erkrankte ein Ausläufer, Vater von 8 Kindern.
- Man vertheilt in der Schweiz geprägte Sousstücke mit der Bezeichnung "Boulanger Empereur."
- Der Vesuv entwickelte eine erhöhte Thätigkeit. Der Eruptionskegel ist eingestürzt. An der Nordwestseite des Berges ergießt sich ein größerer Lavastrom herab bis zur Basis des großen Kegels.
- Ganz entsprechend dem revolutionären Charakter des Festes ist denn auch diese hundertjährige Erinnerungsfeier durch ein Attentat auf den Präsidenten Carnot gefeiert worden, das allerdings mißlungen und ohne besondere politische Bedeutung zu sein scheint. Der Mensch, der auf Carnot schoß, nennt sich Perrin und ist Magazinverwalter bei der Marine. Derselbe erklärt, er habe nur mit Pulver (ohne Kugel) geschossen und habe niemand verletzen, sondern nur die Aufmerksamkeit auf sich lenken wollen, weil er das Opfer von gegen ihn begangener Ungerechtigkeiten sei. Die Kugel fehlte auf einen Centimeter.
- Die französische Jubiläumsfeier zur Erinnerung an die erste französische Revolution nahm am Sonntag ihren Anfang und war vom schönsten Wetter begünstigt. Alles strömte nach Versailles. Die Eisenbahn war trotz vieler Extrazüge außer Stande, die Hunderttausende zu befördern. Viele benutzten daher Rennwagen und Droschken.
- In England angekommene transatlantische Dampfer berichten, ungeheure Eisberge angetroffen zu haben.


Anzeigen.

Holz=Auction Nr. 34.

Am Montag, den 13. Mai, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Reimer zu Schlagsdorf die vorkommenden Klassenbäume, Stangen und Späne bei beschränkter, das Fadenholz bei freier Concurrenz verkauft werden.

1. Aus dem Schlagbrügger Holze.

    2 Rmet. eichen Knüppel,
  16 fichten Stangen III. Cl.,
  22 Rmet. fichten Olm u. Knüppel.

2. Aus dem Bahlen.

    6 eichen Stangen I. Cl.,
  32 fichten Stangen I., II. u. III. Cl.

3. Aus dem Garnseerholze.

127 fichten Klassenbäume und Stangen,
  40 fichten Hopfenstangen,
  30 Rmet. fichten Kluft u. Knüppel,
  29 Rmet. Späne.

4. Aus dem Seebruch.

146 Rmet. kiefern und fichten Kluft u. Knüppel,
  69 Rmet. eichen u. nadelholz Späne.
Schönberg, den 1. Mai 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Holz=Auction Nr. 35.

Am Donnerstag, den 23. Mai, Morg. 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente aus den Hohemeiler

[ => Original lesen: 1889 Nr. 37 Seite 3]

Tannen meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.
          159 Rmet. kiefern Kluft,
          310 Rmet. kiefern Knüppel.
Herr Förster Polle zu Hohemeile weist auf Wunsch das Holz nach.
Schönberg, den 3. Mai 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Torf=Auction.

Der auf den Carlower Mooren aus dem vergangenen Jahre überstehende Torf soll öffentlich meistbietend gegen Bezahlung unter die im Termine bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden und zwar:

1. Kuhlrader Moor (Molzahner Seite).
am Donnerstag, den 16. Mai,
Morgens 9 Uhr,
ca. 200 Mille Formtorf.                          
2. Gr. Rünzer Moor.
am Freitag, den 17. Mai,
Morgens 9 Uhr,
ca. 50 Mille Ruthentorf.                          
ca. 16 Mille Formtorf.                          
3. Born=Moor.
am Freitag, den 17. Mai,
Vormittags 11 Uhr,
ca. 50 Mille Formtorf.                          
Carlow, den 6. Mai 1889.                          
A. v. Linstow.


Die Kaufmannsfrau Maria Klatt, geb. Schulz von hier will ihr am kalten Damm hieselbst belegenes Wohnhaus meistbietend öffentlich verkaufen. Ich setze deshalb den Verkaufstermin auf

Mittwoch, den 22. Mai 1889,
Vormittags 10 Uhr,

im Hause des Herrn Gastwirths J. Boye hieselbst an.
Schönberg, den 6. Mai 1889.

                                                    Chr. Buschow.
                                                    Privatcopiist.


Die Schulgelderhebung

findet in den nächsten beiden Wochen, vom 13. bis 25. Mai, statt. Die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.

                                                    J. Wegner, Schulgelderheber.


B. Gartz, Kürschner

empfiehlt sein reichhaltiges Lager von
Herren=Strohhüten, Knaben=Strohhüten, Kinder=Strohhüten, neu, sehr elegant, äußerst billig.
Ganz neue schwarze Haarhüte, best Waare. Steife Herrenhüte, Wollhüte 2. Sorte, preiswürdig gearbeitet, sehr elegant. Herren=Mützen, ganz neu! Ebenfalls für Knaben.
Herren=Mützen, wasserdicht auf Garantie. Weiche Filzhüte, verschieden farbig für Herren und Knaben.


Brut=Eier
von blauen Italienern und schwarzen Minorka das Stück zu 10 Pfennigen verkauft                          
                                                    D. Hempel.


Geschäfts=Eröffnung.

Nachdem ich die Gastwirthschaft meiner Mutter für eigene Rechnung übernommen, erlaube ich mir, diese dem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend ergebenst zu empfehlen.
Ich werde stets bemüht sein, bei aufmerksamer Bedienung, ich leite das Geschäft mit Hülfe eines bewehrten Geschäftsführers, gute Speisen und Getränke zu liefern und bitte, mich durch zahlreichen Besuch beehren zu wollen.
Schönberg, den 6. Mai.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Marie Köster.


Hierdurch bringe ich dem verehrten Publikum von Schönberg und Umgegend zur gefälligen Kenntniß, daß ich die

Tischlerei

des Herrn J. Holz übernommen habe, und bitte zugleich das demselben bisher geschenkte Vertrauen auch auf mich übertragen zu wollen.

                          Hochachtungsvoll
                          Heinrich Freitag, Tischlermeister.
                          J. Holz Nachfolger.


Stroh-Hüte!!
empfiehlt billigst                          
                                                    Hugo Heincke.


Sonnen=Schirme!
empfiehlt zu billigsten Preisen                          
                                                    Hugo Heincke.


Strümpfe, Socken und
Handschuhe
empfiehlt in großer Auswahl zu sehr billigen Preisen                          
                                                    Hugo Heincke.


Saat-Offerte.

Rothklee, prima kräftige holsteinische Saat, 95 % Keimfähigkeit M. 65,
Rothklee, prima kräftige holsteinische Saat, 94 % Keimfähigkeit M. 60,
Weißklee, prima kräftige oberländische Saat, 94 % Keimfähigkeit M. 70,
Alsike, schwed. Klee, extra fein fein M. 80,
Gelbklee (Steinklee), feinste diesj. Qual. M. 35,
Thymothee, deutsche Saat keine amerikan. Herkunft M. 37,
Großaal, englisch direct importirt M. 15,
Großaal, italienisch M. 20.
Alles per 100 Pfund mit 6 Monate Ziel unter Garantie der Seidefreiheit empfiehlt

Ratzeburg i. L.                                                     Ernst Rautenberg.


Von der Brauerei Marienthal ist mir die Vertretung für Schönberg und Umgegend übertragen worden, und empfehle

"Marienthaler Bier"
auf Flaschen und Gebinden in stets schönster Qualität.
                                                    W. Wieschendorf.


Vaterländische Vieh=Versicherungs=Gesellschaft zu Dresden,

(nicht zu verwechseln mit der Sächsischen Vieh=Versicherungs=Bank) feste und billige Prämien ohne Nachschußpflicht, günstigste Versicherungs=Bedingungen, Vertrag mit über 500 landwirthschaftlichen Vereinen, sucht aller Orten tüchtige und zuverlässige

Vertreter
Dresden, Schnorrstraße 14,p.                                                     Die Direction.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 37 Seite 4]

Regen- und Sonnenschirme, große Auswahl, billige Preise
bei                                                     H. Scheer.


Norddeutsche Hagel-Versicherungs-Gesellschaft.
Geschäftsumfang 1888:
57,499 Polizen mit 450,182,483 Mark Versicherungssumme.

Die Gesellschaft ist während ihres 20jährigen Bestehens 631,393 Polizen mit über 5044 Millionen Mark Versicherungssumme abgeschlossen und für 80,998 Schäden 38,475,375 Mark Entschädigung vergütet. Sie ist schon seit ihrem neunten Jahre die weitaus größte aller Hagel=Versicherungs=Gesellschaften und bietet sowohl durch die Zahl und Versicherungssumme ihrer Mitglieder, als durch ihre Ausdehnung über ganz Deutschland die größte Sicherheit, zugleich aber eine Garantie für mäßige Durchschnitts=Beiträge.

Reserven: 1,652,782 Mark 14 Pfg.

Die Größe der Gesellschaft ist der beste Beweis, daß ihre Einrichtungen mehr als die jeder anderen Gesellschaft den Beifall des versichernden Publikums gefunden haben.
Zu jeder näheren Auskunft, sowie Uebersendung von Antragsformularen sind der Unterzeichnete wie die Vertreter der Gesellschaft jederzeit gerne bereit.

                                                    Franz Heidborn,
                                                    Generalagent in Güstrow.


Bruch=Heilung.
Die Heilanstalt für Bruchleiden hat uns mit unschädlichen Mitteln ohne Berufsstörung von Leisten=, Hodensack= und Wasserhodenbruch durch briefliche Behandlung vollständig geheilt, so daß wir jetzt ohne Bandage arbeiten können. Joh. Breit, Ehrenfeld b. Cöln; P. Gebhard, Schneiderm., Friedersried b. Neukirchen, 54 J.; Jos. Kast, Handlung, Simmerberg b. Lindau; A. Schwarz, Wagenbauer, Langenpfungen b. Rosenheim (für Kind). "Broschüre: "Die Unterleibsbrüche und ihr Heilung gratis. 3000 Bandagen bester Construktion vorräthig; mit einer Mustersammlung ist unser Bandagist in:

Lübeck "Hotel du Nord",
am 17. jeden Monats von 8 Uhr Vorm. bis 12 1/2 Uhr Nachm.

zur unentgeltlichen Maßnahme und Besprechung zu treffen. Man adressire: An die Heilanstalt für Bruchleiden in Stuttgart, Allenstraße 11.


Kampf=
genossen-
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

1. ordentliche Versammlung im 17. Vereinsjahr am 12. Mai 1889, Nachmittags 3 Uhr,
Tagesordnung:

            1. Vorstandswahl.
            2. Geschäftsbericht.
            3. Kyffhäuserdenkmal.
            4. Beschickung des Delegirtentages in Neustrelitz.
            5. Aenderung der §§ 3, 5 und 6 der Vereinssatzungen.
            6. Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Möbel-Versicherungsverein
im Fürstenthum Ratzeburg.
General=Versammlung
am Sonntag, den 12. Mai d. J. im Kruge zu
Schlag-Resdorf.

Um recht zahlreiches Erscheinen der Mitglieder wird dringend gebeten.
Schlag=Resdorf.

                                                    Der Vorstand.


Am 1. d. Monats habe ich nach Ablauf meines Pachtcontractes die Köster'sche Wirthschaft (Stadt Lübeck) aufgegeben und danke bestens für das in so reichem Maaße geschenkte Vertrauen.
Meine Wohnung ist bis auf Weiteres bei Herrn Gebrüder Schweigmann und setze ich mein Getreidegeschäft unverändert fort.
Empfehle gelbe und dabersche Kartoffeln -Futtererbsen in bekannter Qualität und trifft in den nächsten Tagen eine Ladung Chilisalpeter ein.

                                                    J. H. Freitag.


Portemonnaie mit etwas Geld gefunden.
Abzufordern bei                          
                                                    F. Becker.


Verloren.
Auf dem Wege von Schönberg nach Grieben ist ein fast neuer                          
Wagen=Rock
verloren worden. Abzugeben gegen Belohnung bei                                 
                                                    Städing, Bohnhagen i. M.


Louise Köhler
Carl Rahn
Verlobte.
Schönberg, den 9. Mai 1889.


Kirchliche Nachrichten
Sonntag, den 12. Mai

Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Lehrer Steinführer. (Kein Abendmahl.)
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,7 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,5 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Der Gesammtauflage unserer heutige Nummer liegt ein Prospect des bekannten

Bankhauses Philipp Fürst

in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichen Leser besonders aufmerksam machen.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 19.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 37 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 37 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. Mai 1889.


- Schönberg. In der Sitzung der Strafkammer beim hiesigen Großh. Landgerichte am 7. d. Mts. sind nachstehende 6 Sachen zur Verhandlung gekommen:
1. Im Herbst v. J. hatte der Knecht R., beim Hauswirth Wigger zu Törpt in Dienst, eines Abends sein Portemonnaie mit 150 Mk. in die Tasche seines in seiner Kammer hängenden Rockes gesteckt, um das Geld am andern Morgen zu seinen Eltern nach Lübeck mitzunehmen. Wegen anderweitiger Arbeiten wurde die Reise nach Lübeck aufgeschoben und als nun der R. am Mittag sein Portemonnaie wieder in seinen Koffer verschließen wollte, fiel es ihm auf, daß dasselbe in einer andern Rocktasche stecke, er zählte deshalb das Geld nach und fand, daß ihm ein 20=Markstück fehle. Weil er auf Niemanden einen Verdacht des Diebstahls werfen konnte, verschwieg er eine Zeitlang seinen Verlust und konnte ihm auch sein Dienstherr, als er denselben nach einigen Wochen den Verlust geklagt hatte, keinen Rath ertheilen. Am folgenden Sonntag meldete der gleichfalls bei dem Hauswirth Wigger dienende Kuhfutterer B. seinem Dienstherrn, daß ihm in der vergangenen Nacht aus seinem Koffer ein Portemonnaie mit 9,95 M. gestohlen worden sei und daß er und seine Mitknechte in der Nacht auch ein Geräusch in ihrer Schlafkammer gehört hätten, als wenn jemand bei dem Koffer schließe, daß sie aber nicht weiter darauf geachtet hätten. Auf dem Koffer habe seine Hose gelegen, in welcher der Kofferschlüssel gesteckt habe und müsse der Dieb diesen Schlüssel benutzt haben. - Da der Dieb nur unter den Hausgenossen gesucht werden konnte, nahm der Hauswirth Wigger eine Durchsuchung der Koffer seiner Leute vor. Trotz seiner Anordnung, daß alle Leute zusammenbleiben sollten, hatte sich jedoch das Dienstmädchen Marie E. aus Gr. B. heimlich entfernt und bei ihrer Komode zu schaffen gemacht. Nachdem die Durchsuchung erfolglos geblieben war, forderte die Marie E. den Knecht R. auf, mit ihr nach der Knechtekammer zu kommen, damit sie nochmals ordentlich ausfege und nach dem Gelde suche. Der R. folgte ihr dorthin und fand die E. beim Fegen unter dem Bette das 20=Markstück. Das Geld des Kuhfutteres B. kam zunächst nicht zum Vorschein und wurde deßhalb im Hause die Rede darauf gebracht, daß der W. in Sch. die Kunst verstehe, den Dieb zu zeichnen und das gestohlene Geld herbeizuschaffen. Der B. erklärte dann auch, am nächsten Tage nach Sch. gehen zu wollen. Als er zu diesem Zwecke seine Stiefeln anziehen wollte, fand er sein Portemonnaie mit dem Geld im Stiefel stecken. - Am Abend erzählte er, daß er von W. in Sch. erfahren, sein Geld stecke im Stiefel und beim nächsten Diebstahl wolle W. auch den Dieb zeichnen. - Daraufhin ging die Marie E. zu W. und fragte ihn, ob B. bei ihm gewesen sei und wie er den Verstecksort des Geldes erfahren habe. - Durch diese Thatsachen erschien die Marie E., welche schon zweimal Diebstahlsstrafen erlitten hatte, der beiden Gelddiebstähle, welche nur von einem Hausbewohner ausgeführt sein konnten, für hinreichend überführt und wurde sie trotz ihres Leugnens von der Strafkammer zu 6 Monaten Gefängniß auf Grund des § 244 des St.=G.=B. verurtheilt.
2. Eine Verurtheilung zu 3 Monaten Gefängniß wegen Unterschlagung und Untreue wurde auch dem Agenten A. früher zu Sch. jetzt zu L. wohnhaft, welcher wegen eines ähnlichen Vergehens bereits 1887 eine einmonatliche Gefängnißstrafe erlitten hatte, zu Theil, weil er von den als Vormund für ein außereheliches Kind der D. vereinnahmten Alimentengeldern 30 Mark für sich selber verwendet hatte und zum Ersatz dieser unterschlagenen Summe nicht im Stande war. Der A. suchte sich zwar dadurch zu vertheidigen, daß er behauptete, die Pflegemutter seines Mündels habe ihm die 30 Mk. creditirt. Aber durch das Zeugniß der Pflegemutter wurde die Behauptung als unwahr erwiesen und erschien Letztere auch aus dem Grunde für gänzlich unwahr, weil der A. zugestehen mußte, das Geld schon für sich gebraucht zu haben, als die Pflegemutter zur Abholung desselben gekommen sei.
3. Der Knecht W. H. aus Klokow, schon zweimal wegen Diebstahls vorbestraft, hatte während seiner Dienstzeit beim Hauswirth E. zu Lübseerhagen seinen Mitknecht St. aus einem unverschlossenen Koffer 18 Mk. 9 Pf. weggenommen. Als der St. das Fehlen des Geldes alsbald merkte und den W. H. fragte, ob er das Geld genommen habe, verneinte Letzterer zwar solches, versuchte jedoch das Geld hinter einem Haufen Holz zu verbergen. Solches wurde von andern Leuten bemerkt und gestand nunmehr der W. H. auch den Diebstahl des Geldes ein, versuchte sich aber mit Trunkenheit zu entschuldigen. - Unter Annahme von mildernden Umständen legte die Strafkammer demselben eine Gefängnißstrafe von 5 Monat auf und sprach ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf 2 Jahre ab.
4. Ein anderer fünfmal wegen Diebstahls und wiederholt wegen Bettelns vorbestrafter Dieb, Knecht M. aus Vietgest wurde, weil er am 8. April d. J. zu Sch. gebettelt und bei Gelegenheit des Bettelns aus der Stube des Stellmachers B. zu Sch. ein neues Knabenhemd entwendet hatte, zu 1 Jahr Zuchthaus und 14 Tage Haft bei Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf 2 Jahre verurtheilt. Entdeckt wurde der Diebstahl dadurch, daß der Dieb das Hemd der Frau des Herbergswirths zum Kauf angeboten hatte.
5. Der als Schäfer auf dem hiesigen Bauhofe dienende H. B. erhielt am 27. November v. J. von dem Inspector Sch. im Auftrage der Dienstherrin den Auftrag, bis auf Weiteres Abends um 6 Uhr die Postsachen von der hiesigen Postanstalt abzuholen, wie derselbe es bereits im vorigen Jahre gethan hatte. Der H. B. verweigerte solche Dienstleistung, weil er nach seinem Contract zu derselben nicht verpflichtet sei. - Daraufhin wurde er von dem Inspector Sch. bei der hiesigen Landvogtei denuncirt und wurde ihm von derselben durch polizeiliche Strafverfügung wegen Dienstweigerung eine Geldstrafe von 3 Mk. auferlegt. Gegen diese Verfügung beantragte der H. B. die gerichtliche Entscheidung und war er vom hiesigen Schöffengericht zu 3 Mk. Strafe und zur Tragung der Kosten verurtheilt worden, weil der H. B. als gewöhnlicher Dienstbote engagirt und er, da die Wartung der wenigen Schafe seine Zeit und Kräfte nicht völlig in Anspruch nahm, auch zu anderen Dienstleistungen verpflichtet sei. - Gegen dieses Urtheil war von dem H. B. die Berufung eingelegt worden. - Die Strafkammer ging auf die Streitfrage nicht weiter ein, sondern hob das schöffengerichtliche Urtheil auf und stellte das Verfahren ein, weil der erforderliche Strafantrag nicht in der gehörigen Form gestellt war. Entgegen der Vorschrift der Strafprozeßordnung, daß Strafanträge bei der Polizeibehörde nur schriftlich gestellt werden können, hatte der Inspector Sch. den Strafantrag nur zur Registratur der Polizeibehörde gestellt und diese Registratur auch nicht unterschrieben. - Die Kosten wurden der Staatskasse auferlegt.
6. In der letzten Sache wurde gegen den Schuhmachergesellen Th. aus L., welcher vom Schöffengericht zu Sch. wegen Bettelns zu 3 Wochen Haft und wegen verbotswidriger Rückkehr in das Fürstenthum Ratzburg zu 14 Tagen Haft verurtheilt und der Landespolizeibehörde überwiesen worden war, verhandelt. - Da ihm seitens der Landespolizeibehörde eine corectionelle Nachhaft von 4 Monaten auferlegt worden war, so war der Th. bereits an die Landesstrafanstalt Strelitz abgeliefert worden. Die Amtsanwaltschaft hatte zu Gunsten des Th. die Berufung eingelegt, weil sie der Ansicht war, daß die Strafe von 14 Tagen Haft wegen verbotswidriger Rückkehr des Th. in das Fürstenthum Ratzeburg nicht gerechtfertigt sei. Der Th. hatte

[ => Original lesen: 1889 Nr. 37 Seite 6]

auf die Vorführung im Termin verzichtet und wurde in seiner Abwesenheit verhandelt. Nachdem die Staatsanwaltschaft die Principienfrage zur Entscheidung des Gerichts erstattet hatte, verwarf die Strafkammer die Berufung und bestätigte das schöffengerichtliche Urtheil.


Ehrentraut & Co.
Eine Kriminalgeschichte von A. Oskar Klaußmann.
                          (Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.


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