No. 34
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 30. April
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 34 Seite 1]

Bekanntmachung,
betreffend den revidirten Prämientarif für die Versicherungsanstalt der Tiefbau=Berufsgenossenschaft.
Vom 18. April 1889.
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Für die Versicherungsanstalt der das Gebiet des Reichs umfassenden Tiefbau=Berufsgenossenschaft wird an Stelle des unter dem 8. Dezember 1887 bekanntgemachten provisorischen Prämientarifs nach Anhörung des Genossenschaftsvorstandes und nachdem inzwischen auch für die genannte Berufsgenossenschaft ein Gefahrentarif aufgestellt worden ist, der nachstehende revidirte Tarif auf Grund des § 24 des Bauunfallversicherungsgesetzes hiermit festgesetzt:

Revidirter Prämientarif
für die Versicherungsanstalt der Tiefbau=Berufsgenossenschaft.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Sonstige Bestimmungen und Erläuterungen.

1. Für Arbeiten, welche vorstehend nicht aufgeführt sind, ist der Prämiensatz der Klasse B zur Anwendung zu bringen.
2. Wenn bei der Ausführung einer Bauarbeit derselbe Arbeiter mit mehreren Arten (Kategorien) von Arbeitern beschäftigt war (z. B. mit Straßenreinigung und Steinschlagen), so sind die verschiedenen Arten in der monatlichen Nachweisung besonders anzugeben und für jede Art die verwendeten Arbeitstage und die verdienten Löhne getrennt aufzuführen (vergleiche Anleitung des Reichs=Versicherungsamts, betreffend die Nachweisungen von Regie=Bauarbeiten vom 12. Dezember 1887). Erfolgt eine solche Trennung nicht, so wird bei der Berechnung der Prämie die Höchste in Betracht kommende Gefahrenklasse zu Grunde gelegt.
          Berlin, den 18. April 1889.

Das Reichs=Versicherungsamt.
Bödiker.


- In Wien herrscht wieder vollkommene Ruhe, ein am Donnerstag Abend niedergegangener tüchtiger Regen hat die letzten Funken der Empörung in den wenigen noch vorhandenen Krakehllustigen ausgelöscht. Die Anstifter zu den Straßenkämpfen sollen, wie es jetzt heißt, Angestellte der Geschäfte gewesen sein, die von dem Pöbel angegriffen und demolirt worden sind.
- In Rom hat es großes Aufsehen erregt, daß der berühmte Fastenprediger Pater Agostino da

[ => Original lesen: 1889 Nr. 34 Seite 2]

Montefelto in seiner Abschiedspredigt am vergangenen Mittwoch von der Kanzel herab, nachdem er den Segen Gottes für den Papst, die Kirche und für die Kardinäle erfleht hatte, auch für das Vaterland und den König, indem er ihn denjenigen nannte, "der durch seine hohe Mission das Vaterland den Weg der Ehre und des Ruhmes zu führen berufen ist," um den Segen Gottes gebeten hat. Ja, er vergaß auch die Minister und das Heer nicht, was unter den Zuhörern ein unbeschreibliches Staunen erregte. Seit 1870 ist dies das erste Mal gewesen, daß des Königs in einer römischen Kirche im Gebet Erwähnung geschehen ist.
- Aus Apia wird gemeldet, daß es einem Taucher gelungen sei, die Schiffskasse des gescheiterten Schiffes "Trenton" zu retten. Der "Eber" soll in Stücke gegangen sein, die "Nipsic" soll durch den amerikanischen Dampfer "Alert" nach Auckland gebracht werden, der "Trenton" und die "Vandalia" aber sind verloren.
- An amerikanischen Besuchen wird's in diesem Jahr nicht fehlen. Auf allen Dampfern, die von New=York nach England, Frankreich, Deutschland fahren, sind schon die Plätze belegt, man sagt, an die 100 000. Zuerst geht's nach Paris zur Ausstellung, dann theilt sich der Strom nach Deutschland hin.
- Wie einträglich Patente auf kleine, aber nützliche oder gefallende Gegenstände sind, zeigt folgende Zusammenstellung im "Hamburgischen Korrespondenten": In einem Prozeß kam jüngst ans Licht, daß der Erfinder der metallenen Scheiben, welche verwendet werden, um die Sohlen und Absätze vor Abnutzung zu schützen; 1879 derer 12 Mill. und 1887 143 Millionen verkauft hat, mit einem Gewinn von 5 Millionen Mark. Ebenso große Summen strömten dem Erfinder der gläsernen Glocken zu, welche über die Gasflammen gehängt werden, um die Zimmerdecke gegen das Geschwärztwerden zu schützen; auch die Erfindung der Schmirgelleinwand war nicht minder gewinnbringend. Sehr oft wird eine Erfindung erst nach längerer Zeit, und wenn die Umstände ihr günstig sind, nach ihrem vollem Werth geschätzt. So erzielte der Erfinder der Rollschlittschuhe schließlich noch über vier Millionen Mark, obwohl er bei Ablauf seines Patentes die Kosten für dieses noch nicht verdient hatte. Der Drillbohrer hat mehr Geld eingebracht als manche Silbermine der Welt, und der Amerikaner, welcher auf den Gedanken kam, kupferne Spitzen an Kinderschuhe zu machen, lebt in denselben Verhältnissen, als wenn er von seinem Vater 8 Millionen Mark geerbt hätte. Der Erfinder des gewöhnlichen Nadeleinfädlers verdient jährlich über 40 000 Mark. Ebenso einträglich wie diese nützlichen Gegenstände sind die patentirten Spielzeuge, sobald sie in die Mode kommen. Ein Geistlicher erzielte mit einem solchen von ihm erfundenen, in Amerika und England beliebt gewordenen Spielzeug wöchentlich 8000 Mark. Das auch in Deutschland eingebürgerte Spielzeug, der "zurückkehrende Ball" (ein hölzerner Ball, der an einem Faden befestigt ist) verschaffte dem Patentinhaber ein Jahreseinkommen von Mk. 200 000, während der Erfinder einer "tanzenden Figur" jährlich 300 000 Mark aus seinem Patent einheimst. Diese Liste ließe sich noch viel weiter führen.
- Seit langer Zeit hätte Stanley gern gewußt, worin das Gift besteht, mit dem die Eingeborenen in Afrika ihre Pfeile bestreichen, die vielen seiner Leute so gefährlich geworden sind. Endlich fand man, als in Arisibba Halt gemacht wurde, mehrere Pakete getrockneter rother Ameisen und damit war das Geheimniß enthüllt. Diese Insekten werden von den eingeborenen in Massen gefangen, getötet, getrocknet und zu Pulver gemahlen, in Palmöl gekocht und dann werden die Pfeilspitzen mit der Flüssigkeit bestrichen. Auf die Weise können alle möglichen Insekten=Gifte zubereitet werden. Das Gift wird stets im Wald hergestellt und es ist verboten, es in die Nähe eines Dorfes zu bringen.
- Ein neuer Automat. Das erfindungsreiche Amerika hat auch in den Automaten wiederum eine sinnreiche Neuerung herausgeklügelt. In Brooklyn giebt es jetzt solche Automaten, aus denen man alles zur Korrespondenz Nöthige erhalten kann: Bleistifte, Briefmarken, Postmarken und Postkarten. Da vor dem Automaten sich ein Schreibpult befindet, so kann ein vergeßlicher Briefschreiber leicht auf der Straße zu jeder Zeit des Tages oder der Nacht das Versäumniß nachholen.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Selmsdorf sub Nr. 68 belegenen Büdnerei des Schlossermeisters Heinrich Schlatow daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 27. April 1889.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub. Nr. 4 belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Joachim Heinrich Wilhelm Lühr daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 22. Juni 1889,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 9. April 1889.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Holz=Auction Nr. 33

Am Freitag, den 3. Mai, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden.

Aus den Wahrsower Tannen.

46 Rmet. tannen Kluft.
59 Rmet. tannen Knüppel.
Schönberg, den 24. April 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Verzinktes Drathgeflecht

in größtmöglicher Auswahl und 40 verschiedenen Nummern in Maschenweite und Breite.

Verzinkter Stacheldrahtzaundrath
von F und G auf Holzhaspeln à 25 Kilo = 250 m.

Drathgeflecht und Stacheldrath in
ganzen Rollen zu Fabrikpreisen.

Flaschenzüge zur Befestigung leihweise.
Schönberg i. M., den 15. April 1889.

                                                    C. Schwedt.


Zu verkaufen eine große Parthie                          
Herings=Kisten
pr. 100 Stück mit Deckel 10 Mark.
                                                    Fritz Steffen, Fischräucherer,
                                                    Schlutup.


Ich habe mich in Ratzeburg als
Thierarzt

niedergelassen und wohne im Hause des Gastwirths Käther, früher Stöckmannsche Gewese.

                                                    Conrad Deupser.

NB. Sprechstunde für Hundepraxis von 8 bis 9 Uhr Morgens.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 34 Seite 3]

Norddeutsche Hagel-Versicherungs-Gesellschaft.
Geschäftsumfang 1888:
57,499 Polizen mit 450,182,483 Mark Versicherungssumme.

Die Gesellschaft ist während ihres 20jährigen Bestehens 631,393 Polizen mit über 5044 Millionen Mark Versicherungssumme abgeschlossen und für 80,998 Schäden 38,475,375 Mark Entschädigung vergütet. Sie ist schon seit ihrem neunten Jahre die weitaus größte aller Hagel=Versicherungs=Gesellschaften und bietet sowohl durch die Zahl und Versicherungssumme ihrer Mitglieder, als durch ihre Ausdehnung über ganz Deutschland die größte Sicherheit, zugleich aber eine Garantie für mäßige Durchschnitts=Beiträge.

Reserven: 1,652,782 Mark 14 Pfg.

Die Größe der Gesellschaft ist der beste Beweis, daß ihre Einrichtungen mehr als die jeder anderen Gesellschaft den Beifall des versichernden Publikums gefunden haben.
Zu jeder näheren Auskunft, sowie Uebersendung von Antragsformularen sind der Unterzeichnete wie die Vertreter der Gesellschaft jederzeit gerne bereit.

                                                    Franz Heidborn,
                                                    Generalagent in Güstrow.


Bruch=Heilung.
Die Heilanstalt für Bruchleiden hat uns mit unschädlichen Mitteln ohne Berufsstörung von Leisten=, Hodensack= und Wasserhodenbruch durch briefliche Behandlung vollständig geheilt, so daß wir jetzt ohne Bandage arbeiten können. Joh. Breit, Ehrenfeld b. Cöln; P. Gebhard, Schneiderm., Friedersried b. Neukirchen, 54 J.; Jos. Kast, Handlung, Simmerberg b. Lindau; A. Schwarz, Wagenbauer, Langenpfungen b. Rosenheim (für Kind). "Broschüre: "Die Unterleibsbrüche und ihr Heilung gratis. 3000 Bandagen bester Construktion vorräthig; mit einer Mustersammlung ist unser Bandagist in:

Lübeck "Hotel du Nord",
am 17. jeden Monats von 8 Uhr Vorm. bis 12 1/2 Uhr Nachm.

zur unentgeltlichen Maßnahme und Besprechung zu treffen. Man adressire: An die Heilanstalt für Bruchleiden in Stuttgart, Allenstraße 11.


Wir Unterzeichneten sind als Mitglieder des Gesammt=Ausschusses ermächtigt, Beiträge für das Denkmal der ehemaligen deutschen Soldaten für

Kaiser Wilhelm I.
auf dem Kyffhäuser entgegen zu nehmen. Wir bitten in Folge dessen alle, die dazu beitragen wollen, daß das Soldatendenkmal unseres Heldenkaisers keinem anderen an Großartigkeit und Schönheit nachstehe, ihr Scherflein uns resp. einer der folgenden Sammelstellen zu übergeben.
          Sammelstelle in:
      1. Mechow bei Hrn. Schulzen Volckers.
      2. Schlagsdorf bei Hrn. Büdner Leez.
      3. Thandorf bei Hrn. Schulzen Otte.
      4. Rieps bei Hrn. Hausw. Hein. Retelsdorf.
      5. Maurinmühle bei Hrn. Wieschendorf.
      6. Demern bei Hrn. Invaliden Hartmann.
      7. Carlow bei Hrn. Hausw. Bruhn.
      8. Herrnburg bei Hrn. Kaufmann Kleinfeld.
      9. Palingen bei Hrn. Schulzen Mette.
    10. Lüdersdorf bei Hrn. Stellmacher Bröcker.
    11. Lockwisch bei Hrn. Hausw. Kröger.
    12. Gr. Mist bei Hrn. Hausw. Retelsdorf sen.
    13. Selmsdorf bei Hrn. Pastor Horn.
    14. Falkenhagen bei Hrn. Hausw. Kröplin.
    15. Lübseerhagen bei Hrn. Schulzen Egert.
    16. Blüßen bei Hrn. Anerben Siebenmark.
    17. Rodenberg bei Hrn. Hausw. Burmeister.
    18. Klocksdorf bei Hrn. Peter Meiborg.
          Schönberg, den 9. April 1889.

Dr. M. Marung,                          H. Fölsch,
Stabsarzt a. D.                           Rechtsanwalt.


Am kalten Damm Nr. 4 ist die untere

Wohnung,

bestehend aus 5 Zimmern und Wirthschaftsräumen, zu Michaelis d. J. zu vermiethen.
Schönberg, den 28. April.


Vermiethung

Zu Michaelis d. J. steht mein Haus ganz oder getheilt zu vermiethen. Nähere Auskunft ertheilt mein Sohn, auch Frau Schleuß, Kalterdamm 7.

                                                    Johanna Creutzfeldt.


Arthur Mansfeld,
Holstenstr. 13, :Lübeck, Holstenstr. 13.
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Arthur Mansfeld.


Saat-Offerte.

Rothklee, prima kräftige holsteinische Saat, 95 % Keimfähigkeit M. 65,
Rothklee, prima kräftige holsteinische Saat, 94 % Keimfähigkeit M. 60,
Weißklee, prima kräftige oberländische Saat, 94 % Keimfähigkeit M. 70,
Alsike, schwed. Klee, extra fein fein M. 80,
Gelbklee (Steinklee), feinste diesj. Qual. M. 35,
Thymothee, deutsche Saat keine amerikan. Herkunft M. 37,
Großaal, englisch direct importirt M. 15,
Großaal, italienisch M. 20.
Alles per 100 Pfund mit 6 Monate Ziel unter Garantie der Seidefreiheit empfiehlt

Ratzeburg i. L.                                                     Ernst Rautenberg.


Amerikanische Ringäpfel,
Magdeburger Salzgurken,
fest und schön, empfiehlt                                                    
                                                    W. Wieschendorf.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 34 Seite 4]

Militair-Concert

Zu dem am Donnerstag, den 2. Mai d. J. stattfindenden Concert im Boye'schen Lokale ausgeführt vom Trompeter=Corps der reitenden Artillerie=Abtheilung zu Neumünster ladet ergebest ein

J. Boye.                           J. Leu, Stabstrompeter.
Billets im Vorverkauf beim Herrn J. Boye und Lohndiener Ratzburg 50 Pfennig (Mecklenburg)., an der Casse 75 Pfennig (Mecklenburg). Anfang 8 Uhr.
Nach dem Concert Ball.


Logo der Hagelassekuranz
Die Hagel-Versicherungs-Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg.
big>gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt 1847,

gewährt ihren Mitgliedern unzweifelhafte Sicherheit. - Trotz der geringen Beiträge der letzten Jahre haben wir einen Sicherungsfonds von

25,000 Mark,

ansammeln können, welcher bei den hiesigen Ersparniß= und Vorschußkasse belegt ist und an welchen neu eintretende Mitglieder sofort participiren. Wir laden zum Beitritt ein.
Schönberg im April 1889.

Die Direction.
J. Kröger-Lockwisch.                           Wilh. Heincke.


Regen- und Sonnenschirme, große Auswahl, billige Preise
bei                                                     H. Scheer.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Am Sonntag, den 5. Mai d. J., Nachmittags 3 Uhr

Allgemeine Versammlung

im Vereinslokal.

      Tagesordnung.
1. Bericht über Einnahme und Ausgabe der letzten vom Verein veranstalteten Theatervorstellung und die Verwendung des Ueberschusses.
2. Beschlußfassung über die Beschickung des diesjährigen Delegirtentages und des Landeskriegerfestes in Neustrelitz.
3. Sonstige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


B. Gartz, Kürschner

empfiehlt sein reichhaltiges Lager von
Herren=Strohhüten, Knaben=Strohhüten, Kinder=Strohhüten, neu, sehr elegant, äußerst billig.
Ganz neue schwarze Haarhüte, best Waare. Steife Herrenhüte, Wollhüte 2. Sorte, preiswürdig gearbeitet, sehr elegant. Herren=Mützen, ganz neu! Ebenfalls für Knaben.
Herren=Mützen, wasserdicht auf Garantie. Weiche Filzhüte, verschieden farbig für Herren und Knaben.


Samos
(griechischer Wein)
pro Flasche 1 Mk. incl. Flasche,
bei Abnahme von 12 Fl. pro Fl. 90 Pfg.
empfiehlt                                                           
                                                    Aug. Spehr.


Sehr schöne Ferkel
sind zu verkaufen zu Gr. Molzahn.                          


Mache hierdurch die Anzeige, daß ich von jetzt an kräftige
Blumenkohl=, Sommer= u. Winterkohlpflanzen nebst verschiedene Blumenpflanzen sowie später Sellerie, Porre, Wirsig=, Rosen=, braunen und rothen =Kohl, Oberkohlrabi, Steckrübenpflanzen, rothe Beet= und Runkelrübenpflanzen empfehle.

                                                    H. Brüchmann.


Gute Eßkartoffel
Empfangene Ladung empfehlen                          
Gebrüder Burchardt.


Ich habe noch zu Michaelis 1889                          
zwei Wohnungen
zu vermiethen, eine im Parterre und die ganze obere Etage.                          
                                                    Frau Caroline Bruhn.


Marie Breuel
August Schleuß
Verlobte.
Schönberg i. M., im April 1889.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,7 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,5 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 34 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 34 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 30. April 1889.


- Schönberg. Ein empfindliche Verlust traf vor einigen Tagen den Hauswirth W. in dem nahe belegenen Kl. B., indem seine fünf Ackerpferde in wenigen Stunden alle krepirten. Die Pferde waren nämlich mit Ungeziefer besetzt und wurden von einem zugezogenen Kammerjäger mit einer Arsenikauflösung zur Vertilgung des Ungeziefers eingerieben und da nach der ersten Einreibung ein voller Erfolg nicht erzielt war, so wurde dieselbe wiederholt. Hierdurch trat eine Arsenikvergiftung ein, welcher die Pferde erlagen, während ein Füllen und ein altes Pferd, die ebenfalls mit Arsenikauflösung behandelt waren, heftig erkrankt sind, aber noch leben.
- Schönberg. Zu der am 19. April in Klocksdorf gefeierten goldenen Hochzeit der Hauswirth Heitmann'schen Eheleute erfahren wir noch, daß der Ehemann im 83., die Ehefrau, Catharina Jacobs, im 80. Lebensjahre steht. S. K. H. der Großherzog ließen Allerhöchst Ihren Glückwunsch durch den Pastor Langmann in Carlow dem Jubelpaar aussprechen und demselben eine Prachtbibel zum Geschenke machen.
- Schönberg. Wir hören, daß die Ortschaften Niendorf, Olndorf, Retelsdorf, Törpt und Kl. Siemz ebenfalls die Errichtung einer Genossenschaftsmeierei beschlossen haben, woran sich die Hauswirthe aus diesen Ortschaften fast sämmtlich betheiligen werden. Die zum Betriebe erforderlichen Gebäude werden auf der Niendorfer Feldmark unweit der Chaussee errichtet werden und wird die Firma "Niendorfer Genossenschaftsmeierei" lauten. Ferner haben sich auch die Dorfschaften Schlagsdorf, Schlag=Resdorf und Thandorf zur Bildung einer Genossenschaftsmeierei zusammengethan, während hieran die Höfe Schlagsdorf und Neuhof als Lieferanten von Milch sich betheiligen werden.
- Schönberg. Vorgestern, am Sonntage Quasimodogeniti, wurde der als Küster und Lehrer nach Selmsdorf an Stelle des verstorbenen Küsters Woisin berufene Lehrer Lenschow aus Grieben unter zahlreicher Betheiligung der Gemeinde in sein neues Amt eingeführt.
- Der Hamburger Knabenmörder ist in der Person des Schuhmachers Beuthien verhaftet. Der Lehrer Claasen, eine Frau Koch, sowie einige Knaben, die den Mann vor und nach der That gesehen, haben denselben aus der Zahl von 14 Bettlern und Vagabunden, die mit ihm zugleich ihnen vorgeführt wurden, bestimmt erkannt. Wenn man die Kratzwunden auf der Hand Beuthiens sieht und annimmt, daß er der Mörder des Knaben Emil Steinfatt sei, dann muß sich das Entsetzen über die schreckliche Blutthat steigern, da man aus den Wunden auf den Kampf, den das arme Kind um sein Leben geführt, und auf die Qual, die es erduldet hat, schließen kann.
- In Hamburg ist für die Hinterbliebenen der bei der Samoa=Katastrophe Verunglückten die ansehnliche Summe von 18 314 Mark gezeichnet worden.
- Dem Bundesrath ist ein Antrag Preußens betr. die Abänderung des § 4 des Strafgesetzbuches, der von der Verfolgung wegen im Ausland begangener Vergehen und Verbrechen handelt, nebst Gesetzentwurf und Begründung zugegangen.
- Der 18. April war der 25. Erinnerungstag an die Erstürmung der Düppeler Schanzen, ein Ehrentag der preußischen Armee. Die Dänen hatten sich aus dem Danewerk in die Düppeler Schanzen auf der Halbinsel Sundewit zurückgezogen. Der Schanzen waren zehn und sie waren durch Laufgräben verbunden und durch einen Brückenkopf geschützt. Die Dänen hatten nicht nur Wolfsgruben, spanische Reiter, Eggen gelegt, sondern sie auch durch einen Drahtzaun geschützt; zwischen Zaun und Graben lagen lose mit Erde überdeckte Bretter, durch welche mit der Spitze nach oben, lange Schwertnägel geschlagen waren; vor den Böschungen waren Pallisaden angebracht und ein Minennetz harrte des Augenblicks, in welchem es entzündet werden und die Stürmenden niederwerfen sollte. Prinz Friedrich Karl hatte den Sturm auf den 18. April 1864) festgesetzt und leitete ihn von dem Spitzberg aus. Die Sturmkolonne sammelte sich ohne Geräusch früh 2 Uhr in der Parallele; Geistliche gingen in den Laufgräben umher, um den Stürmenden, denen sie das heilige Abendmahl gereicht hatten, den letzten Trost zu spenden. Eine 6 Stunden lange furchtbare Kanonade eröffnete den Sturm, die Glocke von Düppel schlägt 10 Uhr. Da ertönt das Kommando, die geschlossene Sturmkolonnen rücken vor, die Pioniere mit Aexten, Sandsäcken und Leitern, die Musikkorps spielen den Sturmmarsch und es geht mit donnerndem Hurrah auf die Tod speienden Schanzen. Mit einem Schlag beleben sich die Wälle der Schanzen, Kartätschen hageln die Stürmenden nieder und schmettern ganze Reihen zu Boden, die Preußen stürmen vorwärts, ohne einen Schuß zu thun. 1200 tapfere Männer, unter ihnen 70 Offiziere, sinken tot oder schwer verwundet nieder, es geht aber immer vorwärts und um 2 Uhr wehen auf allen Schanzen und auf dem Brückenkopf die preußischen Fahnen. Da entblößt Prinz Friedrich Karl tiefbewegt das Haupt und bricht in die Worte aus: Ich danke Gott und dem Heere für diesen ruhmvollen Sieg. Der Kronprinz, der neben ihm stand, fiel ihm um den Hals und Thränen des Dankes und der Freude traten allen in die Augen. Als der Prinz des Kommandeurs des Brandenburgischen Füsilierregiments Nr. 35 ansichtig wurde, reichte er ihm erschüttert die Hand mit den Worten: "Ich möchte jeden einzelnen Mann Ihres Regimentes umarmen. Durch den Sieg war das Schleswigsche Festland vom Feind befreit, das Dänenheer zertrümmert und der preußischen Armee ein Ehrentag beschieden, wie sie ihn seit der Schlacht von Waterloo nicht hatte erleben dürfen. Die Kunde von der Eroberung brauste wie ein Sturmlied durch das Land. Mit Hochgefühl erzählte man sich von den Einzelheiten des Kampfes, von dem Prinzen, der den Sturm meisterhaft geleitet, von dem General v. Raven, der von der Sänfte aus, auf seine Wunden zeigend, sterbend den Seinigen zugerufen: "Zeit ist es, daß wieder einmal ein preußischer General für seinen König blutet," von dem tapferen Major v. Beeren, der in der eroberten Schanze gefallen war mit einem Hoch auf den König, von dem Feldwebel Propst mit der Fahne in der Hand: "Tambour, schlag' an, es gilt einen Mann," vom dem Pionier Klincke mit dem Pulversack, dem preußischen Winkelried; Piefkes Sturmmarsch brauste durch ganz Deutschland. Es war die Bluttaufe der durch die Reorganisation neu geschaffenen Armee. Das Selbstvertrauen hat die Armee nie wieder verlassen.
- Der 8. deutsche Geographentag ist am Mittwoch in Berlin eröffnet und durch seinen Ehrenpräsidenten, den Kulturminister v. Goßler, bewillkommnet worden.
- In der Aula der Universität ist am Mittwoch Mittag der XVIII. deutsche Chirurgen=Congreß eröffnet worden. Unter den überaus zahlreichen Theilnehmern befanden sich neben den Berliner Kapazitäten die Herren Billroth (Wien), v. Esmarch (Kiel), König (Göttingen), Thiersch (Leipzig), Trendelenburg (Bonn), u. a. m. Geheimrath v. Bergmann eröffnete den Congreß durch eine Ansprache, die der Krankheit Kaiser Friedrichs galt. Die Reihe der wissenschaftlichen Vorträgen eröffnete Professor v. Esmarch; er sprach über Ursache und Diagnose der Krebse insbesondere derjenigen der Zunge und der Lippen."
- Die Eröffnung der Ausstellung von Gegenständen, Vorrichtungen und Apparaten zur Verhütung von Unfällen wird in Gegenwart des Kaisers am 30. April vormittags um 10 Uhr in Berlin stattfinden.
- In dem Postgebäude in der Oranienstraße

[ => Original lesen: 1889 Nr. 34 Seite 6]

in Berlin herrschte dieser Tage wie alltäglich schon früh Morgens stille Thätigkeit, welche nur durch das Klopfen eines Maurers gestört wurde, der das zerfallene Aeußere des Hauses repariren sollte. Der Maurer klopfte so fleißig auf einen Mauerstein, daß der zum Telephon gerufene Beamte absolut nichts verstehen konnte. "Hören Sie doch 'mal ein Bischen mit dem Klopfen auf, das stört uns bei dem Telephoniren!" ruft der Beamte zum Fenster hinaus. Gehorsam setzt sich der Maurer auf seinen Kalkkasten. Gegen Mittag schaut der Beamte zufällig wieder zum Fenster hinaus, da saß der Maurer noch auf seinem Kalkkasten und schmauchte vergnügt sein Pfeifchen.
- Klaus Groth, der Dichter des Quickborn und vieler gemüthvoller lustiger und trauriger Lieder in niederdeutscher Mundart, hat am Mittwoch in Kiel, der Stätte seiner wissenschaftlichen Wirksamkeit, seinen 70. Geburtstag gefeiert. Es war ein Festtag für die ganze Stadt. Die städtischen Behörden überreichten ihm eine Adresse, in welcher ihm mitgetheilt wurde, daß der Platz bei seiner Wohnung für immer "Groth=Platz" heißen solle. Briefe und Telegramme trafen aus allen Theilen Deutschlands und auch aus dem Ausland in reicher Zahl ein, darunter auch eine Depesche des deutschen Kaisers, die die besten Glück= und Segenswünsche und die Mittheilung enthielt, daß dem Dichter der rothe Adlerorden 3. Klasse verliehen worden sei.
- Die Sammlungen der Freunde für den Dichter Bodenstedt sollen 30-36 000 Mk. ergeben haben.
- Im "Bürgerlichen Brauhause" zu München wurden die beiden Osterfeiertage nahe an 300 Hektoliter Bier verschänkt.
- Seit dem 1. April sind nicht weniger als 8400 italienische Arbeiter in München angekommen. Ein großer Theil derselben fand in den Ziegeleien in der Umgegend Arbeit. Den Jagd=, Flur= und Anlagen=Aufsehern ist verschärfte Aufmerksamkeit zu empfehlen, denn diese Italianissimi fangen alles zusammen, was "kreucht und fleucht" und "hüpft und springt."
- Der Aufsichtsrath der Aachen=Münchener Feuerversicherungs=Gesellschaft beschloß, 70 Prozent Dividende für 1888 vorzuschlagen.
- Die Mutter der Baronesse Vetsera hat ihren Haushalt in Wien vollständig aufgelöst und gedenkt nach England überzusiedeln.
- Prinz Alexander von Battenberg, jetzt Graf Hartenau genannt, weilt mit seiner Gemahlin seit einigen Tagen in Graz und wird demnächst nach Schloß Heiligenberg übersiedeln, wo er den Sommer zuzubringen gedenkt. In Graz hat sein erster Besuch dem Kommandanten Baron Schönfeld gegolten, auch soll er erklärt haben, später in Oesterreich in die Armee eintreten zu wollen. Den Eltern seiner Frau, die in Preßburg leben, gedenkt Graf Hartenau von Graz aus einen mehrtägigen Besuch abzustatten.
- Der Tramway=Verkehr in Wien ist seit dem Mittwoch wieder überall eröffnet, etwa 150 Wagen verkehren auf den Linien, auf denen für gewöhnlich 340 Wagen zur Verfügung stehen. Der Strike ist beendet und ein Theil der Kutscher ist wieder in Dienst, blutige Köpfe hat's aber auch am Mittwoch noch gegeben, doch sind die Berichte einzelner Blätter, daß scharf geschossen worden sei, übertrieben. Bürgermeister Uhl und die Minister Graf Taaffe und v. Bacquehem haben zwischen den Kutschern und der Gesellschaft vermittelt und schließlich auch einen Ausgleich herbeigeführt.
- Dienstag abend wurde auf dem Wallenstädtersee eine Barke mit 6 Insassen plötzlich vom Sturm überrascht, schlug um und 4 Glarner Mädchen (Confirmandinnen) ertranken.
Boulanger ist mit seinen Freunden Dillon und Jurquet, dem Hauptmann Guiraud und zwei Dienern glücklich in London angekommen und im Bristol=Hotel abgestiegen. Boulangistische Agitatoren versuchten etwas, wie einen Empfang zu veranstalten, aber ihre Bemühungen riefen nur das Gegentheil hervor, denn die versammelte Menge brach in Zischen und Geheul aus. Das Gesicht, welches der General machte, sah nicht eben recht vergnügt aus. Die Londoner Zeitungen machen wenig Aufhebens von dem Besuch. Solange Boulanger es nicht gar zu arg treibt, wird er ruhig in London bleiben können. Bereitet er aber der britischen Regierung Verlegenheiten, so hat auch dort sein Stündlein geschlagen.
Die Begrüßungsartikel, die die Londoner Zeitungen dem General Boulanger widmen, laufen alle auf eine ernste Verwarnung hinaus, die ihm über das in England zu beobachtende Verhalten keinen Zweifel lassen. Vielleicht ist es eine Folge dieses kühlen Empfangs, daß Boulanger bereits die Absicht ausgesprochen hat, den Maimonat zur Wiederherstellung seiner Gesundheit in Bordighiera in Italien zuzubringen. Unterdes setzt die Untersuchungs=Commission in Paris ihre Arbeit gründlich und unverdrossen fort und es verlautet, daß die Ergebnisse keineswegs unerheblich seien.
- Die Weltausstellung in Paris geht ihrer Vollendung entgegen. 22 000 Arbeiter sind bei Tage und 5000 bei Nacht beschäftigt. Täglich treffen 150 Waggons Güter ein. 30 amerikan. Soldaten kamen, andere Mannschaften sind unterwegs. Die Stadt Epernay beschickt die Ausstellung mit einem gefüllten Riesenfaß, einer Nachahmung des Heidelberger Fasses, welches zwölf Paar Ochsen ziehen.
In den russischen Ostseeprovinzen wird weiter russifizirt. Der Kurator des Lehrbezirks hat, wie aus Riga gemeldet wird, bekannt gemacht, daß er in Zukunft nur noch die Eröffnung solcher städtischer und privater Schulen gestatten werde, an denen in russischer Sprache unterrichtet werde.
- Die Fürstin von Sagan in Cannes ist vor einigen Wochen von einem kleinen Affen am Handgelenk gebissen worden. Niemand schenkte diesem Umstand weiter Beachtung, bis das Thier wasserscheu wurde und in einem Wuthanfall starb. Jetzt meldete man Herrn Pasteur den Unfall, und dieser rieth der Fürstin, welche sich in Cannes noch immer des besten Befindens erfreut, nach Paris zu kommen, um sich seiner Behandlung zu unterziehen. Sie wird nächstens dort erwartet.
- In London sind ziemlich gelungene Versuche gemacht worden, Brot mittelst Elektrizität zu backen, es soll geschwinder gehen und billiger und das Brot keinen Geschmack annehmen.
- Eine aufregende Wettfahrt über den Ozean zwischen dem Cunard=Dampfer"Gallia", dem Inman=Dampfer "City of Berlin" und dem Whitestar=Dampfer "Adriatic" fand am Gründonnerstag ihren Abschluß. Alle drei Schiffe setzten am Mittwoch, den 10. April, 5 Uhr Nachmittags, von Sandy Hook ab. In den ersten drei Tagen konnte keines der drei Schiffe vor den anderen einen Vorsprung gewinnen, trotzdem sie alle mit voller Kraft fuhren. Am vierten Tage kam die "Gallia" ihren beiden Rivalen voraus und passirte am 18. April 11,45 Vormittags die Signalstation von Browhead an der irischen Küste, wo die "City of Berlin" an dem gleichen Tage um 2,5 und die "Adriatic" um 3,25 Nachmittags anlangte. Allen drei englischen Schiffen weit überlegen zeigte sich jedoch die "Lahn" des Norddeutschen Lloyd, welche - englische Blätter verschweigen es - sich auch an der Wettfahrt betheiligte. Schon am Abend des ersten Tages war sie allen drei übrigen Dampfern außer Sicht gekommen. Die "Lahn" legte die Fahrt von ihrem Dock im Newyorker Hafen bis Southampton in 7 Tagen 8 Stunden zurück.
- Ueber das Schicksal des vor fünf Jahren auf der Fahrt von Antwerpen nach New=York spurlos verschwundenen Auswandererschiffes Germania, der Lloyd=Gesellschaft gehörig, welches über tausend Passagiere an Bord hatte, verlauten jetzt einige Nachrichten. Wie ein amerikanisches Blatt, "die Freie Presse aus St. Helena," meldet, fand man an der Küste von Florida eine mit Moos bewachsene zugekorkte Flasche, in welcher sich ein Zettel befand, auf welcher in etwas verwischter Schrift folgende Worte standen: "Der Dampfer Germania steht in Flammen und wird sinken. Wind heftig, Boote unbrauchbar, alle Hoffnung aufgegeben. Johann Steinberg, Stuttgart (Deutschland)."
- In London produzirt sich seit einiger Zeit ein Affe, welcher die Violine spielt. Das Thier hat sechs kleine Repertoirstücke, die es ziemlich rein zum

[ => Original lesen: 1889 Nr. 34 Seite 7]

Vortrage bringt. Er hat im Ganzen zwei Jahre studiert, und ein londoner Musik=Kritiker, welcher des Scherzes halber eine Recension schrieb, meinte darin, daß ein Mensch in dieser schweren Zeit auch nicht viel mehr auf diesem schwierigen Instrumente erreiche. Der Affe, welcher elegante Concert=Toilette, schwarzen Frackanzug mit weißer Cravatte trägt, spielt auf einer Kindergeige und macht während des Vortrages ein sehr kluges und ernstes Gesicht. Fehlt nur noch, daß die . . . Elephanten anfangen Klavier zu spielen!
- Anton v. Werners großes Bild "Fürst Bismarck im Reichstag" ist dem deutschen Klub in Melbourne von einigen seiner Mitglieder zum Geschenk gemacht worden.
- Aus New=York wird gemeldet, daß an der Grenze der Indianerländereien von Oklahama, welche am Montag Mittag Ansiedlern freigegeben werden, sich eine ungeheuere Aufregung bemerklich macht. Eine Masse Kolonisten ist in den Grenzstädten von Kansas versammelt. 1000 Wagen sind in Caldwell angekommen, 7000 Personen, zumeist arme Leute, Weiber und Kinder, sind in einem 35 Kilometer langen Thal versammelt und leiden große Noth. Zwei Kolonisten haben einander im Streite um bestimmte Landansprüche erschossen und mehrere Personen sind verschwunden, vermutlich ermordet worden. Viele entschlossene, trefflich bewaffnete Männer, haben einen Geheimbund gebildet, um Landparzellen mit Gewalt zu erobern und zu vertheidigen 730 Wagen sind in Arkansas City angekommen, 140 Wagen sind längs des Arkansasflusses aufgestellt und über 20 000 Kolonisten haben diese Route eingeschlagen. Eine starke Gruppe Kavallerie versperrt den Weg. Eine ähnliche Völkerwanderung findet an den Grenzen von Texas und Arkansas statt.
- Wie die Gliedmaßen verunglückter Arbeiter auf Grund des Unfallgesetzes geschätzt werden. Die deutsche "Metallarbeiterzeitung" giebt in nachfolgender Tabelle eine Uebersicht der häufiger eintretenden Unfälle und der erfolgten Rentenfeststellung Seitens der Berufsgenossenschaften und der Schiedsgerichte. Die Leser werden aus derselben ersehen, welche Entschädigung bei einem etwaigen Falle zu erwarten ist. Die volle Rente, welche bei vollständiger Arbeitsunfähigkeit bezahlt wird, beträgt bekanntlich zwei Drittel des letzten vollen Jahresverdienstes. Nach dieser vollen Rente sind die Prozentsätze der für sonstige Unfälle zu zahlenden Renten zu bemessen und die nachstehenden Zahlen beziehen sich darauf.
          [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
In den meisten Fällen ist beim Schiedsgericht eine Erhöhung der Renten erfolgt, so daß es den Verunglückten nicht zu verdenken ist, wenn sie diese Instanz anrufen und sich nicht mit dem Bescheid der Berufsgenossenschaft begnügen. Ist erst ein fester Anhaltspunkt für die Entscheidungen des Reichsversicherungsamtes geschaffen, dann werden diese Streitsachen sich bedeutend verringern. Bemerken wollen wir noch, daß die in der Tabelle bei den einzeln Fällen angegebene endgiltige Unfallrente nach einem Jahresverdienst von 900 Mk. berechnet ist.
- "Willensübertragung" wird ein neues, wahrhaft verblüffendes Kartenkunststück genannt, daß in Gesellschaft viel exercirt wird. Zwei Personen setzen sich einander gegenüber, von welchen die eine, die wir A. bezeichnen wollen, aus einem Spiel Karten auf's Geratewohl etwa 12 bis 20 wählt und fächerförmig in die linke Hand nimmt, so daß sie der Partner B. nicht sehen kann. A. reicht sodann B. seine Rechte und richtet sein ganzes Denken auf eine der Karten, während B. sich jeden Gedankens zu entschlagen, sein Denken gleichsam stillstehen zu lassen sucht, wobei es sich empfiehlt, daß er die Augen schließe und im Zimmer Ruhe herrsche. Nach etwa einer halben oder vollen Minute ruft A. jene Karte, auf die er sein Denken konzentriert hatte, wonach B. in den Fächer und die gerufene Karte herausziehen wird, obzwar er die Stelle, wo sie gesteckt, vorher nicht gewußt, ja nicht einmal geahnt hatte, ob sich die betreffende Karte überhaupt unter den gewählten befinde. Der Griff geschieht ganz sicher, obgleich man nichts davon weiß, man steht eben unter dem Willen des Anderen, des Wissenden, der seinen Willen auf uns übertragen hat. Das erste Mal ist man bei dem Gelingen des Experimentes zwar erstaunt und verwundert, aber man glaubt an einen Zufall; allein da man auch ein zweites und drittes, ja viertes und fünftes Mal gelingen sieht, fängt man daran zu glauben an, um so mehr, da es auch gelingt, wenn A. und B. die Rollen wechseln, oder andere Personen der Gesellschaft es versuchen. Es gelingt immer, wenn nur die Vorbedingungen gegeben sind, daß die betreffenden Personen einerseits ihr gesamtes Denken eine Minute lang auf eine Karte konzentrieren, anderseits sich jeden Denkens entschlagen können, und vorausgesetzt, daß keine äußeren Ablenkungen stattfanden.


Ehrentraut & Co.
Eine Kriminalgeschichte von A. Oskar Klaußmann.
                          (Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1889 Nr. 34 Seite 8]

Ehrentraut & Co.
[Fortsetzung.]


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