No. 32
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 19. April
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1889 Nr. 32 Seite 1]

Des heiligen Osterfestes wegen erscheint die nächste Nummer der Anzeigen
am Freitag, den 26. d. M.


Kaiser Wilhelm hat sich gestern Nachmittag 2 Uhr mittels Extrazuges von Wilhelmshaven nach Berlin zurückbegeben und ist hier Abends in der zehnten Stunde eingetroffen.
Wie dem Frankf. Journ. mitgetheilt wird, gilt es als wahrscheinlich, daß dem Reichstage im Mai ein Antrag auf Bewilligung einer Reichsunterstützung für eine deutsche Dampferlinie Aden= oder Alexandrien=Sansibar zugehen wird.
Gutem Vernehmen nach ist der Vertrag wegen Lieferung von 450 000 Manlicher=Gewehren zwischen der deutschen Regierung und der Steierer Waffenfabrik endgültig abgeschlossen worden. Die Gewehre sind von gleicher Beschaffenheit wie die österreichischen, nur der Verschluß weist eine Aenderung auf.
In Wien und Pest ist an amtlicher Stelle am Sonnabend bereits das Wehrgesetz, das die Unterschrift des Kaisers erhalten hat, veröffentlicht werden.
Der einzige Trost des Kaisers Alexanders III. ist Fürst Bismarck. Das hängt, so wunderlich es lautet, so zusammen. Dem Zaren wurde, als er noch Thronfolger war, von einer Zigeunerin prophezeit, er werde das 46. Lebensjahr nicht überleben. Da er jetzt 45 Jahre alt geworden und sehr abergläubig ist, geht ihm die Prophezeihung nicht aus dem Kopf und macht ihn melancholisch. Nur tagelang kann ihn die kluge Kaiserin beruhigen, indem sie ihn an Bismarck erinnert, dem einst, als er noch Gesandter in Frankfurt war, prophezeit wurde, er werde sein 66. Jahr nicht überleben. Er hat es überlebt und will noch viel älter werden.
Nachdem nun von dem französischen Senat die Verfolgung Boulangers und seiner Anhänger festgesetzt worden war, erschien ein Polizeikommissar in den Wohnungen Boulangers, Rocheforts und Dillons mit einem Vorführungs=Befehl, die erste Formalität, um deren Abwesenheit festzustellen.
Das gewinnende Auftreten des Herzogs von Nassau in Luxemburg, seine offiziellen und persönlichen Ansprachen in französischer Sprache, was sie ihm hoch anschlugen, haben den besten Eindruck bei den Luxemburgern gemacht. Nur an dem einen nahmen sie einen Abend lang in den Wirthshäusern Anstoß und raisonnirten gewaltig, daß ihr neuer Regent in preußischer Uniform und mit der Pickelhaube auf dem Kopf erschienen sei. Anderen Tages erfuhren sie aber, daß die Uniform des Herzogs die altnassauische und die Pickelhaube der nassauische Helm war. Als am ersten Abend der Herzog und Regent vom Balkon aus zum Volk sprach, blieb dieses ganz still und als er die angebliche Pickelhaube abnahm, ließen die Tausende stürmisch den Regenten leben.
Wie die "Pol. Corr." erfährt, wird in amtlichen türkischen Kreisen in Constantinopel der mehrfach angezweifelte Besuch Sr. Maj. des deutschen Kaisers beim Sultan für wahrscheinlich gehalten. Im Parke des Yildiz=Palastes hat man daher bereits mit den Vorbereitungen begonnen. Auch Bestellungen an Möbeln, Stoffen u. s. w. sind für denselben Zweck in beträchtlichem Umfange erfolgt. In dem in der Nähe von Constantinopel auf der asiatischen Seite gelegenen entzückenden Schlosse Beylabey, welches nach Eröffnung des Suez=Canals der Kaiserin Eugenie und dem preußischen Kronprinzen als Aufenthalt diente, werden gleichfalls Neuerungsarbeiten im Hinblick auf den Besuch vorgenommen.
Der Zusammentritt der Samoakonferenz wird etwa am 1. Mai erfolgen. Deutschland wird durch den Staatsekretär Grafen Bismarck vertreten sein und da die Conferenz auf deutschem Boden stattfindet, wird auch der Vorsitz von Deutschland geführt werden. - Die Köln. Ztg. bespricht die Aussichten der Samoa=Conferenz und schließt, daß die Ernennung von Bates zu einem der amerikanischen Delegirten auf der Samoa=Conferenz und das Gerücht von der Beigesellung des früheren Consuls Sewall unter dem Titel eines Zahlmeisters vermuthen läßt, daß Amerika die freundschaftliche Beilegung der Schwierigkeiten nicht ernstlich beabsichtige.
Aus Sansibar wird der Times gemeldet, daß vor einige Tagen eine kurze Waffenruhe zwischen den Aufständischen an der Küste und den Deutschen vereinbart worden ist. Der Sultan ist wieder genesen und nach Sansibar zurückgekehrt.
Am 17. März haben im nördlichen Kamerun Kämpfe zwischen den Eingeborenen und Besatzungsmannschaften des Kanonenboots "Hyäne" stattgefunden, bei denen es auf Seite der Deutschen einen Todten und mehrere Verwundete gab.


Anzeigen.

Eich. Lohrinden=Auction Nr. 31.

Am Mittwoch, den 24. April, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Freitag zu Schönberg Eichen Lohrinden zur Selbstgewinnung meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

a. Aus dem Pellmoor.
Von 50 Stück ca. 100 jährigen Eichen.
b. Aus dem Schwanbecker Zuschlage.
Von 100 Stück 80 bis 120jährigen Eichen.
c. Vom Gr. Rünzer Felde und aus der Brandkuhle im Röggeliner Damm.
Von 40 Stück 100 bis 150 jährigen Eichen.
Nähere Auskunft ertheilen die betr. Revierbeamten.
Schönberg, den 12. April 1889.                                                    

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Holz=Auction Nr. 32.

Am Donnerstag, den 25. April Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

a. Aus dem Kleinfelder Zuschlage.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 32 Seite 2]

    31 Stück Fichtenstämme = 48,80 Festmet. (ein Loosnr. 455 bis 485),
      7 Rmet. fichten Kluft=Anbruch u. Knüppel.

b. Aus den Hohenmeiler Tannen.

  372 Rmet. kiefern Kluft (Nr. 718-984.)
  400 Rmet. kiefern Knüppel (Nr. 718-984.)
1000 Stück kiefern Bohnenstangen.
Vorrath von Rodestämmen.
Schönberg, den 11. April 1889.

Der Oberförster.       
C. Hottelet.            


Zur Beachtung.

Suche für den Torfbetrieb auf dem Diestelhorstmoor im Rupensdorfer Holze

2 Torf=Arbeiter,

denen eventuell die Theilnahme an den Holzhauerarbeiten in Aussicht stelle.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Auctions=Anzeige.

Am Sonnabend, den 20. d. Mts. sollen

a. Vormittags 10 1/2 Uhr auf dem Hof des Kaufmanns Vock hieselbst die Nachlaßsachen der Eggert und
b. Mittags 12 Uhr Marienstraße Nr. 63 die Nachlaßsachen des Bäckermeisters Hinzelmann
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung versteigert werden. Zum Verkauf kommen:
Tische, Stühle, Schränke, Kommoden, Bettstellen, Küchengeräth, Leiter, Brennholz, auch Uniformstücke und was sonst alles vorhanden ist.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Am Donnerstag, den 25., Freitag, den 26. und Sonnabend, den 27. dss. Mts. sollen die zur Forstmeister Schmarsow'schen Concursmasse gehörige Sachen meistbietend versteigert werden. Es kommen zum Aufgebot:
am 25. d. M., von Vorm. 9 Uhr und Nachm. 2 Uhr an: Mobilien aller Art, u. A. Polstermöbel, 1 Büffet, 1 Eßtisch mit Einlagen, 2 Chaiselongues, 1 Herren=Schreibtisch, 1 Trumeau, Bettstellen, div. Schränke, Tische, Gartenmöbel u. s. w., ferner 1 eis. Geldschrank, 1 Concertflügel (Blüthner), div. Weine und sonstige Gegenstände;
am 26. d. M., von Vorm. 10 Uhr an: 1 Wienerwagen, 3 Jagdwagen, 1 Dreschmaschine, 1 Säemaschine, Bauwagen, Pflüge, Eggen, Pferdesielen und sonstige Haus= und Ackergeräthe, ferner 1 Boot, 1 Fußsack für 2 Personen, 1 Pelz, 1 schwed. Rollofen; von Nachm. 2 Uhr an: Jagdgeräthe, u. A. 1 werthvolle Büchsflinte mit Einsteckrohr und 1 neue Hamerley-Doppelflinte, Hirschgeweihe, Rehgehörne, Bilder, Uhren, Bücher, 1 eichengeschnitzte Console mit Crystallbowle, div. Silber und Alfenide=Sachen;
am 27. d.M. von Nachm. 2 Uhr an: Leinenzeug, Bettwäsche, Haus= und Küchengeräth.
Rehna, am 15. April 1889.

Der Conkursverwalter.
Reisener.


Große Auction.
in Mechow bei Ratzeburg.

Fortzugshalber wird am 30. d. M. Vorm. 10 1/2 Uhr, vor der Meierei öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden:

3 Pferde, 1 einjähriges Füllen, 1 Paar Kutschsielen, 3 Paar andere gute Sielengeschirre, 1 Phaeton, 2 Bauwagen, 1 Milchwagen auf Federn, 1 Milchverkaufswagen und div. gr. Milch=Wageneimer, kl. Handeimer, Milchtienen und Fässer, ferner: 1 Butterfaß, 1 Käsebalge, ca. 200 hölzerne Butten, ca. 200 Blechsatten, mehrere Hühner, sowie Mobilien, Haus= und Küchengeräthe u. a. m.
NB. Verkauf der Pferde präcise 12 1/2 Uhr.


Verkaufsanzeige.

Am Montag, den 29. April d. J. und event. Tags darauf, Morgens 9 Uhr beginnend, werde ich in meinem Locale "Stadt Lübeck" mein gesammtes Wirthschaftsinventar als namentlich:

Betten, Stühle, Tische, Schränke, Sophas, Schankutensilien, Saal= und Gartenmobiliar, Küchengeräth, und was sonst alles vorhanden
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkaufen lassen.
Schönberg, den 15. April 1889.

                                                    J. H. Freitag.


Auction.

Wegen Aufgabe meiner Holländerei beabsichtige ich am Dienstag, den 30. d. M., von morgens 9 1/2 Uhr an auf der Hofstelle des Kaufmanns Herrn Aven in Dassow folgende Gegenstände meistbietend gegen sofortige baare Zahlung zu verkaufen:

2 große Tische, 1 großer Schrank, 1 Kleiderschrank, 1 Leinenschrank, 1 Chatulle, 1 Küchenschrank, Bettstellen u. vollständige Leutebetten, Bettlaken, einige Bolzen leinen, heeden Garn, 2 eichene Laden, Eimer und große Küben, 1 Käsemaschine, 1 Käsebalge, 1 großer Backertrog, steinerne und verzinnte Milchsatten, Koch= und Küchengeräthe sowie Haus= und Gartengeräthe, ferner 2 Pferde (eine 11jährige schwarzbraune Stute, und eine 7jährige hellbraune Stute), 2 Pferdesielen und 2 Wagen.
NB. Die Pferde und Wagen kommen Mittags 12 Uhr zum Verkauf.
Gr. Voigtshagen, den 16. April 1889.

                                                    Stern, Holländer.


Am Dienstag, den 23. April, Morgens 10 Uhr, sollen in dem Küsterhause zu Selmsdorf folgende Sachen öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

1 großer Ausziehetisch (für 24 Personen), 1 Sopha, 1 Schreibtisch, 1 noch gut erhaltenes Pianoforte, Betten und Bettstellen, Haus= und Küchengeräth, 1 Schneidelade und sonstige Sachen.

                                                    Mathilde Woisin.


Auf der Auction des Herrn Matz in Mechow am 1. Mai 1889 soll auch ein gut erhaltenes

tafelförmiges Klavier

verkauft werden.
Mechow bei Ratzeburg, den 17. April 1889.
                                                    Stamer.


Arthur Mansfeld,
Holstenstr. 13, :Lübeck, Holstenstr. 13.
Erstes Special-Geschäft
für sämmtliche Damenartikel
Anerkannt billigste Bezugsquelle.
Hochelegant garnirt. Damenhüte mit Seidenband u. Blumenranken schon von
Mk. 1,50 an bis Mk. 25.
Garnirte Kinderhüte von 75 Pfg. an bis 5 Mk.
Grosses Lager
von Corsetts, Schürzen, Blousen etc.
Zuvorkommendste Bedienung.
Auswahlsendungen bereitwilligst, Umtausch jederzeit gestattet.
Putzarbeiterinnen, Händler, Boten erhalten hohen Rabatt.
Arthur Mansfeld.


Bestes russisches Leinsaat
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Gelbe Eierkartoffel
zum Pflanzen hält vorräthig                                                    
                                                    J. H. Freitag.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 32 Seite 3]

Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Am Sonntag, den 5. Mai d. J., Nachmittags 3 Uhr

Allgemeine Versammlung

im Vereinslokal.

      Tagesordnung.
1. Bericht über Einnahme und Ausgabe der letzten vom Verein veranstalteten Theatervorstellung und die Verwendung des Ueberschusses.
2. Beschlußfassung über die Beschickung des diesjährigen Delegirtentages und des Landeskriegerfestes in Neustrelitz.
3. Sonstige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Schmiede- und Schlosserinnung.

Versammlung am 23. d. Mts. Nachmittags 2 Uhr im Innungslocale.
          Tagesordnung: 1. Vorstandswahl.
2. Einzahlung des Beitrages zur Innung.
3. Rechnungsablage.
4. Einschreiben von Lehrlingen und Besprechung über sonstige Innungsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Wir Unterzeichneten sind als Mitglieder des Gesammt=Ausschusses ermächtigt, Beiträge für das Denkmal der ehemaligen deutschen Soldaten für

Kaiser Wilhelm I.
auf dem Kyffhäuser entgegen zu nehmen. Wir bitten in Folge dessen alle, die dazu beitragen wollen, daß das Soldatendenkmal unseres Heldenkaisers keinem anderen an Großartigkeit und Schönheit nachstehe, ihr Scherflein uns resp. einer der folgenden Sammelstellen zu übergeben.
          Sammelstelle in:
      1. Mechow bei Hrn. Schulzen Volckers.
      2. Schlagsdorf bei Hrn. Büdner Leez.
      3. Thandorf bei Hrn. Schulzen Otte.
      4. Rieps bei Hrn. Hausw. Hein. Retelsdorf.
      5. Maurinmühle bei Hrn. Wieschendorf.
      6. Demern bei Hrn. Invaliden Hartmann.
      7. Carlow bei Hrn. Hausw. Bruhn.
      8. Herrnburg bei Hrn. Kaufmann Kleinfeld.
      9. Palingen bei Hrn. Schulzen Mette.
    10. Lüdersdorf bei Hrn. Stellmacher Bröcker.
    11. Lockwisch bei Hrn. Hausw. Kröger.
    12. Gr. Mist bei Hrn. Hausw. Retelsdorf sen.
    13. Selmsdorf bei Hrn. Pastor Horn.
    14. Falkenhagen bei Hrn. Hausw. Kröplin.
    15. Lübseerhagen bei Hrn. Schulzen Egert.
    16. Blüßen bei Hrn. Anerben Siebenmark.
    17. Rodenberg bei Hrn. Hausw. Burmeister.
    18. Klocksdorf bei Hrn. Peter Meiborg.
          Schönberg, den 9. April 1889.

Dr. M. Marung,                          H. Fölsch,
Stabsarzt a. D.                           Rechtsanwalt.


Spargelpflanzen,

Stauden in 20 verschiedenen Sorten, alle Sorten Kohlpflanzen, sowie Blumen und Gemüsesämereien, hohe und niedrige Rosen in den schönsten Sorten, Obstbäume, sowie Bouquetts zur Confirmation. Sämmtliche Sämereien sind bei Herrn Weinrebe zu haben, auch nimmt derselbe für mich jede Bestellung bereitwilligst entgegen.

                          Hochachtungsvoll
Schönberg,                                                     Paul Präve,
                                                                        Kunst= und Handelsgärtner.


Feinste gelbe Speise-Kartoffel
per Tonne = 200 Pfund Mk. 8
bei                                                    
Ratzeburg.                                                     D. Jürgens.


Hoch- u. niederstämmige Rosen
empfiehlt                                                    
Schönberg.                                                     H. Upahl.


Stets vorräthig:

Einfache und doppelte Bruchbänder in verschiedenen Sorten, Gradehalter leicht zu tragen und sehr zweckmäßig, für junge Mädchen wohl zu beachten, Suspensor oder Tragbeutel, Gummi-Luftkissen für Kranke, Clysopomp und doppelte Clystirspritzen zum Selbstclystiren. Wundspritzen zu jeglichem Gebrauch, Irrigator u. Mutter-Rohre, Mutter-Kränze, Gummileinen, zum Schutz des Durchnässen für Betten in Wiegen, Milchpumpen, Brust-Hütchen, Brust-Gläser, electromotorische Zahnhalsbänder, Kinder das Zahnen leicht und schmerzlos zu befördern, sehr empfehlenswerth, Zahnkitt für hohle Zähne, Zahnringe, starke Schlauchgarnitur mit Bürste und Flasche, sowie giftfreie Gummisauger ohne Naht sind stets zu haben in Schönberg bei

                                                    Emil Jannicke,
                                                    Bandagist.


G. & O. Lüders, Hamburg,
empfehlen                                                    
Hülsenfreies Reisfuttermehl

24% Protein und Fett garantirt bei 52% stickstofffreien Extractstoffen als wirksamstes, gesundestes und billigstes

Kraftfutter
für Milchkühe, Ochsen und Schweine.                          
Alleinverkauf bei
Herrn J. Borchert, Carlow.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für

Schönberg bei                                                     Emil Jannicke, Bandagist.


Saat-Offerte.

Rothklee, prima kräftige holsteinische Saat, 95 % Keimfähigkeit M. 65,
Rothklee, prima kräftige holsteinische Saat, 94 % Keimfähigkeit M. 60,
Weißklee, prima kräftige oberländische Saat, 94 % Keimfähigkeit M. 70,
Alsike, schwed. Klee, extra fein fein M. 80,
Gelbklee (Steinklee), feinste diesj. Qual. M. 35,
Thymothee, deutsche Saat keine amerikan. Herkunft M. 37,
Großaal, englisch direct importirt M. 15,
Großaal, italienisch M. 20.
Alles per 100 Pfund mit 6 Monate Ziel unter Garantie der Seidefreiheit empfiehlt

Ratzeburg i. L.                                                     Ernst Rautenberg.


Engl. Tüllgardinen
empfiehlt billigst                                                    
                                                    Hugo Heincke.


Für Lübeck.
Tüchtige Tischlergesellen
bei 10stündiger Arbeit pro Stunde 34 Pf.                          
Näheres Tischler-Innungs-Herberge,                                                     Lübeck, Marlesgrube 15.


Gesucht zum 1. Mai ein zuverlässiger

Knecht,
der mit Pferden umzugehen versteht.                          
Lübeck.                                                     Joh. Boy, Fischhandlung.


Suche zu Johannis d. J. ein                                                    
Mädchen
für Küche und Hausarbeit.                                                    
Schönberg.                                                     Helene Montag.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 32 Seite 4]

Militair-Concert

Zu dem am Donnerstag, den 2. Mai d. J. stattfindenden Concert im Boye'schen Lokale ausgeführt vom Trompeter=Corps der reitenden Artillerie=Abtheilung zu Neumünster ladet ergebest ein

J. Boye.                           J. Leu, Stabstrompeter.
Billets im Vorverkauf beim Herrn J. Boye und Lohndiener Ratzburg 50 Pfennig (Mecklenburg)., an der Casse 75 Pfennig (Mecklenburg). Anfang 8 Uhr.
Nach dem Concert Ball.


Saat-Kartoffel
feinste, gelbe "Magnom bonum", ertragreichste Sorte, sehr widerstandsfähig gegen Fäulniß, per Tonne = 200 Pfund k. 8, (excl. Sack) empfange in diesen Tagen einige Waggons und empfehle. Ratzeburg, den 8. April 1889.                                                     D. Jürgens.


Stadt Lübeck.
Am Mittwoch, den 24. ds. Mts.:
III. Militär-Abonnementsconcert
mit nachfolgendem Ball
aufgeführt von der gesammten Kapelle der Schweriner Jägerbataillons unter Leitung des Großherzoglichen
Musikdirectors A. Rechling.
Anfang: Abends 7 1/2 Uhr.
Wozu ergebenst einladet                                                    
                                                    J. H. Freitag.

NB. Dienstboten ist der Zutritt nicht gestattet.


Am Sonntag und während der Festzeit
Kieler Doppel-Eiche
vom Fass
bei                                                     J. Boye.


Zu dem am 2. Ostertage und am Tage nach Ostern, den 22. und 23. April beim Gastwirth Kaven in Cronscamp stattfindenden

Scheibenschiessen
nach fogenden Mobilien laden wir ganz ergebenst ein.
Einsatz von 4 Schüssen 1 Mark.
Gewinne:

1. 1 Sopha.
2. 1 Sophatisch.
3. 1 Bettstelle.
4. 1 Tisch.
5. 2 Rohrstühle.
       6. 1 Tisch.
7. 1 Waschtisch.
8. 1 Rohrstuhl.
9. 1 Rohrstuhl.

Kaven, Gastwirth.                                                      J. Jahns Tischlermstr.
Cronscamp.


Zur
Tanz=Musik
am 2. Ostertage
ladet freundlichst ein                                                    
Sülsdorf.                                                     J. Wiencke.
NB. Dauer des Tanzes über 11 Uhr hinaus.                          


Während der Ostertage                          
Bock=Bier
Vom Faß, wozu freundlichst einladet                                                    
                                                    H. Rebbin, Menzendorf.


Die Apotheke zu Schönberg empfiehlt:
Dr. Brunengräbers Malzextract à Fl. 85 Pfennig (Mecklenburg)., bei Entnahme von 5 Fl. auf einmal à Fl. 80 Pfennig (Mecklenburg). Malzextract mit Eisen à Fl. 1,10 M.
Pepsinwein (Schering) à Fl. 1,50 M.,
Pepsinwein (Burck) à Fl. 2 M.
Chinawein, China=Eisenwein, Condurango=Wein, Medicinal=Tokayer.


Samos
(griechischer Wein)
pro Flasche 1 Mk. incl. Flasche,
bei Abnahme von 12 Fl. pro Fl. 90 Pfg.
empfiehlt                                                           
                                                    Aug. Spehr.


Lager von Tapeten und Borden
in den neuesten Mustern,
Amerikan. Patent=Rouleaux=Roller
ohne Schnur und Steller,
Glas=Jalousien, praktische Ventilatoren für jeden Raum
empfiehlt                                                    
                                                    H. E. Peters, Glasermeister.


Gesucht ein                                                    
Mädchen
zum Alleindienen bei hohem Lohn.                                                    
                                                    Neue Rosenstrasse 14 2. Etg.
                                                    Bei Pincus St. Pauli Hamburg.


Für die vielen Gratulationen und sonstigen erwiesenen Aufmerksamkeiten zu unserer silbernen Hochzeit sagen wir hierdurch unseren herzlichsten Dank.

                                                    Schlachtermeister Bockwoldt und Frau.


Kirchliche Nachrichten
Charfreitag.

        Vormittagskirche: Rektor Kort.
        Nachmittagskirche 1 1/2 Uhr: Pastor Langbein.

1. Ostertag.

        Frühkirche: fällt aus.
        Vormittagskirche: Pastor Langbein.
        Abendkirche (6 Uhr:) Lehrer Steinfuhrer.

2. Ostertag.

        Frühkirche: Pastor Langbein.
        Vormittagskirche: Pastor Langbein.
        Abendkirche fällt aus.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,7 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,5 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 16.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 32 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 32 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 19. April 1889.


- Schönberg. Der Frühling hat seinen Einzug gehalten und scheint jetzt ernsthaft seine Herrschaft befestigen zu wollen; er lockt allenthalben seine von den eisigen Banden des Winters gefangen gehaltenen Kinder zu neuem Leben hervor, kleidet ringsum die Natur in ihr schönstes Grün und wahrt auch jetzt wieder seinen Ruf als größter Zauberer. Nun ist für den Landmann auch die Zeit herangekommen in welcher er vom Morgen bis zum Abend in schwerer anstrengender Arbeit sein Feld beackert und besäet in der frohen Hoffnung, seinen Fleiß durch eine ertragreiche Ernte belohnt zu sehen. Jedoch der Erfolg hängt nicht von ihm ab, der liebe Gott muß seinen Segen dazu geben, wenn ein gedeihlicher Schluß eintreten soll. Damit soll aber nicht gesagt sein, daß nach geschehener Ackerbestellung der Landwirth nun beruhigt die Hände in den Schoß legen kann und weiter nichts zu thun hat, als abzuwarten, was aus der Saat wird; er hat nun erst recht die Verpflichtung, zu seinem Theil dazu beizutragen, etwa eintretenden Schaden an den Saaten, Früchten etc. nach Möglichkeit abzuwenden und die Folgen auf das geringste Maß einzuschränken. - Der schlimmste Feind des Landmanns ist das Hagelwetter und muß Bedacht darauf genommen werden, rechtzeitig und ausreichlich gegen den Schaden hieraus zu versichern. Meistentheils wird es nun schwierig sein, unter den vielen Gesellschaften, die hier vertreten sind, die Wahl zu treffen, weshalb wir die Aufmerksamkeit auf eine Gesellschaft lenken möchten, die auf anerkannt gesunden Grundlagen fußt, nachweislich seit der Zeit ihres Bestehens (40 Jahre) die niedrigsten Beiträge erhebt und unter behördlicher Oberaufsicht steht. Es ist dies die auf Gegenseitigkeit beruhende Hagelversicherungsgesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg in Schönberg. - Dieselbe hat im Jahre 1888 Saaten zur deklarirten Summe von 1,093,560 M. gegen Hagelschaden versichert, Hagelschaden, wie fast immer, garnicht gehabt, an Beitrag für 100 M. Versicherungssumme nur 20 Pf. erhoben und besitzt einen verhältnißmäßig bedeutenden Reservefond von 25000 Mark. Erwägt man nun, daß von Hagelversicherungsgesellschaften, die unter den anerkannt günstigsten Bedingungen arbeiten, regelmäßig ein vier bis fünfmal höherer Beitrag erhoben wird, so kann man nur staunend fragen, weshalb die Leute nicht solchen Gesellschaften den Rücken kehren und in ihrem eigenen wohlverstandenen Interesse der hiesigen Gesellschaft beitreten; wenigstes müßten doch die Landwirthe des hiesigen Fürstenthums ohne Ausnahme der vaterländischen Gesellschaft bei treten, das Gute liegt doch dieses Mal so nahe, oder sollte man den Grund für das passive Verhalten der hiesigen Gesellschaft gegenüber darin erblicken dürfen, daß nach dem alten Anspruche "der Prophet im eigenen Vaterlande nichts gilt"? Man sollte meinen, die angeführten Zahlen ließen doch zur Genüge erkennen, auf wessen Seite der Landmann seinen Vortheil zu suchen habe.
- Wie man aus Schwerin schreibt, wird die mecklenburgische Regierung demnächst eine außerordentliche Session der mecklenburgischen Stände einberufen, um denselben das mit der Mecklenburgischen Friedrich=Franzbahn getroffene Verstaatlichungs=Abkommen zur Genehmigung vorzulegen. Die außerordentliche Generalversammlung der Mecklenburgischen Friedrich=Franzbahn=Gesellschaft, welche über den Verkauf der Bahn an den Staat beschließen soll, dürfte Ende Mai stattfinden.
- Die unbescholtene 59 Jahre alte Sophie Kalck in Wittenförde bei Schwerin ist am Dienstag in aller Frühe anscheinend ermordet außerhalb ihrer Wohnung aufgefunden worden. Die Person war nur mit Nachtjacke und Unterrock bekleidet. Die Staatsanwaltschaft hat Untersuchung eingeleitet.
- In Hamburg ist in den Kreisen der Grokaufleute der patriotische Gedanke angeregt worden, an der Börse Sammlungen zum Bau zweier neuen Kriegsschiffe zu veranstalten, um die bei Samoa verunglückten zu ersetzen. Der Gedanke hat guten Anklang gefunden und große Summen sind zugesagt, wenn er zur Ausführung kommt.
- Bezeichnend für das Verhältniß, in welchem der verstorbene Generalarzt von Lauer zum Kaiser Wilhelm stand, ist die folgende hübsche Geschichte. "Kaiser Wilhelm war, wie man weiß, ein großer Freund des Champagners - der einzige Wein, der dem Monarchen zusagte, während er dem Rothwein und dem Rheinwein garnicht zugethan war. In seinem höheren Alter mußte sich jedoch der Kaiser auch in diesem Genußmittel eine seiner Gesundheit angemessene Beschränkung auferlegen und so kam es, daß er sich allmählich auf Anrathen seines treuen Leibarztes nur mit einer halben Flasche täglich begnügte, die er zum größten Theil beim Frühstück trank. Vor zwei Jahren nun in Gastein war eines Tages der Kaiser bei der Frühstückstafel ganz besonders aufgeregt, und seine Lust, das gewohnte Maß seines Lieblingsgetränkes zu überschreiten, darum doppelt rege "Heute trinken wir einmal eine Ganze, lieber Lauer", sagte er zu diesem - "und diesmal lasse ich mir ganz bestimmt nicht von Ihnen darein reden. - "Majestät wissen," gab der Arzt zurück, - "daß das Ihrer Gesundheit schaden würde, und deshalb könnte ich es unmöglich verantworten, - "Nun, dann trinken wir einmal ohne Ihre Verantwortung." "Majestät haben die Gnade gehabt, mir Ihr Wohl anzuvertrauen. Damit habe ich auch die Verantwortung übernommen und davon können mich Majestät nicht entbinden." Der Kaiser, der sich sonst die Strenge des treuen Arztes lächelnd gefallen ließ, wurde diesmal unwillig. - "Ich will nun aber einmal heute. Hören Sie - ich will!" Als hätte ihm der etwas barsche Ton aber schon wieder leid gethan, fügte er begütigend hinzu: "Dafür sollen Sie mir die Marke aussuchen dürfen. Die, welche Sie für am wenigsten gefährlich halten, die werde ich trinken!" - Nach Gastein wurde nämlich der kaiserliche Weinkeller nicht mitgenommen, sondern der Bedarf für die Tafel wurde von dem Hotelwirth bezogen. Lauer lächelte plötzlich und sagte: "Unter dieser Bedingung, Majestät, will ich es einmal wagen," worauf er sich entfernte. Bald kehrte er denn auch mit einer dickleibigen Flasche zurück. - "Das lasse ich mir gefallen, lieber Lauer, da sieht man doch, daß Sie es gut mit mir meinen! Nun dürfen sie mir auch selber einschenken!" Der Kork war natürlich schon entfernt und lächelnd goß der Arzt den perlenden Schaum in den bereit gehaltenen Pokal. Mit Behagen setzte der Kaiser das Glas an die Lippen und sog das edle Naß ein. Auf einmal aber verzog sich sein Gesicht - "Donnerwetter," sagte er - was haben Sie mir denn da für eine Sorte ausgesucht? Das ist mir ja ein ganz merkwürdiges Zeug." - "Majestät", entgegnete Lauer, "haben mir die Wahl der Sorte anheimgestellt, und da habe ich - "Mosel mousseux ausgesucht, es ist die am wenigsten schädliche. Sehr ungehalten fuhr nun der Kaiser auf, im nächsten Augenblick aber zog über sein Gesicht schon wieder das alte heitere Lächeln. "Ja," sagte er, "wenn Sie es so anfangen! Mit der Sorte wollen Sie mir den Champagner wohl ganz und gar abgewöhnen?" . . .
- In Bremerhaven ist ein Australier, der nach manchen abenteuerlichen Irrfahrten im fernen Süd=Australien als Schafzüchter zu einem gewissen Wohlstand gelangt, eingetroffen. Allein die Polizei erkannte in dem "Australier einen Hamburger, Namens Stolze, der Anfang der 70er Jahre von einem Husaren=Regiment in Schleswig desertirt ist. In der

[ => Original lesen: 1889 Nr. 32 Seite 6]

Annahme, daß Kaiser Friedrichs Gnadenerlaß, von dem er auch in seiner Welteinsamkeit vernommen, sein Vergehen tilge, hatte er, von Heimweh getrieben, die Reise nach Deutschland angetreten. Kaum hatte er indeß den heimathlichen Boden betreten, als er wegen Fahnenflucht verhaftet und in das Flensburger Gefängniß transportirt wurde. Die in Hamburg wohnende, hochbetagte Mutter, die inzwischen von der Heimkehr ihres Sohnes vernommen, eilte nach Flensburg, und im Gefängniß fand das Wiedersehen zwischen Mutter und Sohn statt. In tiefer Trauer verließ die greise Frau den seit Jahren todtgeglaubten Sohn und fürchtete, daß ihr wiederum eine jahrelange Trennung von ihm bevorstehe; der Heimgekehrte aber sah mit schwerem Herzen seiner Verurtheilung entgegen. Jetzt ist durch einen Gnadenakt Kaiser Wilhelms das Leid der Mutter und des Sohnes in grenzenlose Freude verwandelt worden. Kaiser Wilhelm hat dem Heimgekehrten jegliche Strafe erlassen. Die Mittheilung der Freudenbotschaft rief eine stürmische Bewegung im Gemüth des Hartgeprüften hervor; er war anfangs sprachlos vor Ueberraschung. Dann brach ein lauter Jubelruf aus seiner Brust hervor, und fast sinnlos vor Freude umarmte er die Umstehenden. Schwerlich ist jemals einem Kaiser aufrichtiger und stürmischer gedankt worden. Stolze wurde dieser Tage aus der Haft entlassen und hat sich sofort nach Hamburg begeben, wo die betagte Mutter seiner harrt. Nach Australien will er nicht, vielmehr gedenkt er, das Geschäft der Mutter zu übernehmen.
- Der auf einer Reise durch Indien begriffene Großherzog von Oldenburg und dessen Gemahlin, sowie der Graf Hohenau waren auf der Fahrt von Bombay nach Kalkutta in Lebensgefahr gerathen. Sie sowohl als ein anderer Theil der Reisegesellschaft erkrankten plötzlich unter Symptomen der Vergiftung. Die Untersuchungen ergaben, daß die Speisen, von denen sie genossen hatten, in schlecht gereinigten Kupfergefäßen bereitet worden waren. Sieben von der Reise=Gesellschaft starben. Das erbgroßherzogliche und gräfliche Paar befinden sich auf dem Wege der Besserung und haben, wie von der "Post" gemeldet wird, die Heimkehr bereits angetreten.
- Der Scharfrichter Krauts hat sich zweifelsohne einer großen Rohheit schuldig gemacht, aber die Ursache seines Zornes gehört auch zu denen, welche Leute in weniger grausigen Berufsstellungen zu Ausschreitungen veranlassen können. Vor einiger Zeit hatte sich nämlich seine Frau unter Mitnahme von Sachen heimlich von ihm entfernt und er hatte seinen Gehülfen Gummich im Verdacht, die Entführung bewerkstelligt zu haben. Als Krauts vor einiger Zeit mit Gummich in einem Spandauer Bierlokal zusammentraf, geriethen die beiden darüber in Streit und Krauts versetzte seinem Gegner den verhängnisvollen Fußtritt. Die Aufhebung der Untersuchungshaft wird voraussichtlich in den nächsten Tagen erfolgen, da bei den eigenartigen geschäftlichen Verhältnissen Krauts' jeder Fluchtverdacht ausgeschlossen ist und er obendrein in nächster Woche eine Hinrichtung in der Provinz vorzunehmen hat.
- Die Chokoladefabrik der Gebrüder Stollwerck in Köln soll durch das Bankhaus Erlanger und Söhne in Frankfurt a. M. in eine Aktien=Gesellschaft umgewandelt werden.
- Zu dem Denkmal für Kaiser Wilhelm I. auf dem Kyffhäuser sollen nur alte und junge Krieger beisteuern, nur mit zwei Frauen wurde auf ihre dringende Bitte eine Ausnahme gemacht. Sie sind aus einem ritterlichen Geschlecht, dessen Angehörige seit Jahrhunderten für Preußens und Deutschlands Ruhm gefochten haben und machten überdies geltend, daß ihr Vater ein Veteran aus den Befreiungskriegen gewesen sei, daß drei ihrer Brüder 1870 und der Verlobte der einen von ihnen bei Düppel den Tod für das Vaterland gestorben sei. Ihnen wurde das Vorrecht beizutragen, gern gestattet.
- Gute Kameradschaft bis zum Tode hat der einstige hannöversche Kavallerist Oslo gehalten. In der Schlacht bei Langensalza 1866 erhielt er einen furchtbaren Kopfhieb und war in Gefahr zu verbluten; neben ihm lag ein preußischer Landwehrmann Fritz Grothe; der nahm sich des Feindes an, verband ihn nothdürftig und rettete ihm das dahinfließende Leben. Das vergaß er seinem Retter, der ein Schlossergeselle in Berlin war, niemals er half ihn oft aus großer Noth, und als er kürzlich in Wiesbaden starb, setzte er ihn zu seinem Erben ein. Nur einen Stein auf mein Grab setze mir, und Deinen und meinen Namen darauf, bat er.
- Von einem unterirdischen Strom im Riesengebirge wird aus Hirschberg berichtet. In der Nähe des Dorfes Steinseiffen wurden Bohrungen zu einer neuen Wasserleitung nach Hirschberg angestellt. Dabei fand man einen Strom auf, welcher in einer Tiefe von etwa zwei Metern unterhalb der Oberfläche vom Gebirge her zu Thale geht. Die Deckschicht besteht in Lehm, es folgt sodann ein das Wasser enthaltendes Geschiebe und darauf als Untergrund Granit.
- Infolge eines Gelübdes ist eine schlesische Frau, ihrem Namen nach eine Polin, zu Fuß nach Rom gepilgert und wieder zurück. In Rom blieb sie nur acht Tage, wie man stundenlang und mühsam einen Berg ersteigt und oben angelangt, nur Minuten verweilen kann; zur ganzen Reise hat sie 500 Tage gebraucht.
- Eine drollige Geschichte die den Vorzug hat, buchstäblich wahr zu sein, hat sich dieser Tage in Sachsen abgespielt. Ein junger Herr in Kolditz, der nach Leipzig zu einer Hochzeit geladen war, hatte seinem Schneider aufgetragen, ihm spätestens zum Frühzug den seit acht Tagen in der Arbeit befindlichen Frack abzuliefern. Der Bekleidungskünstler verpfändete sein Wort, daß er vor 6 Uhr morgens das unentbehrliche Festgewand bringen werde. Doch der Mensch denkt und der Schoppen lenkt! Der Meister war Abends etwas "benebelt", dachte aber doch an den Frack und meinte zu seiner Ehehälfte: "Na, ich stehe um 3 Uhr auf, in zwei Stunden ist der Frack fertig." Unser Meister aber verfiel in den Schlaf des Gerechten, und als er erwachte, war es halb 6 Uhr. Welcher Schrecken! Aber der wackere Schneider wußte sich zu helfen. Er befahl einem Gesellen, den unvollendeten Frack einzupacken, steckte sein Handwerkszeug ein, bestieg dann mit seinem Kunden den Eisenbahnzug und vollendete auf der etwa zweistündigen Fahrt im Eisenbahnwagen den Frack bis auf den letzten Stich. Als die Haltestelle Borsdorf passirt war, hatte der Meister nur noch die Knöpfe anzunähen. In Leipzig angekommen, stürzte der flinke Meister zu einem Kollegen, um das Festgewand zu bügeln, und eine halbe Stunde später saß der Frack wie angegossen auf dem Leib des Kunden.
- Von einem schrecklichen Geschick wurde die 40jährige Gastwirthsfrau Weiß in Nürnberg ereilt. Ihre zwei Kinder an der Hand ging sie am äußern Lauferplatz entlang, als plötzlich von der andern höhergelegenen Seite des Platzes quer über denselben ein Rollwagen herangestürmt kam, dessen Deichsel der Frau den Unterleib durchspießte, indem die Frau an das nebenstehende Haus gepreßt wurde. Der Tod trat fast sofort ein; die beiden Kinder waren unverletzt geblieben. Der Wagen war unbespannt auf der erhöhten Seite des Platzes aufgestellt gewesen; spielende Kinder hatten die Bremse gelöst, worauf er ins Rollen gerathen war.
- Ein schweres Unglück oder Verbrechen ereignete sich bei einer Gefechtsübung zwischen dem Aargauer Bataillon Nr. 73 und dem Appenzeller Bataillon Nr. 74 bei Sulgen=Leimbach, indem ein Wachtmeister, Familienvater aus Steckborn, erschossen und ein Soldat verwundet wurde. Die sofortige Untersuchung ergab, daß scharfe Patronen weggeworfen worden waren. Ein Soldat soll noch zwei in der Hosentasche gehabt haben.
- Als heuer der erste dänische Frühjahrs=Postdampfer noch im Märzmonat die Insel Island erreichte, liefen die Inselbewohner voller Freude an den Strand, um Nachrichten aus der übrigen Welt entgegenzunehmen. Eine ihrer allerersten Fragen war nun die: "Lebt Bismarck noch?"

[ => Original lesen: 1889 Nr. 32 Seite 7]

- Nach Monaco sind während des diesjährigen Karnevals nicht weniger als 50,000 Personen gekommen. Man hat 15 Duelle und 16 Selbstmorde konstatirt. Ein reicher Engländer hat daselbst 1,300,000 Frcs. verlohren. Er versuchte darauf, sich zu tödten, ohne daß ihm dies gelungen, doch mußte der Schwerverwundete sich einer Armamputation unterziehen. Der Totalgewinn des Kasinos beträgt vom 1. Dezember 1888 bis 31. März 1889 sechzehn Millionen Francs . . . Sie werden eben nicht alle.
- Hochzeit im Yldizkiosk. Nicht zwei Töchter, wie kürzlich gemeldet worden ist, sondern 3 Nichten und eine Tochter hat der Großtürke dieser Tage zu verheirathen gehabt. An wen die 4 türkischen Prinzessinnen vergeben worden sind, erfährt man aber auch heute noch nicht, und so müssen wir uns bescheiden und uns damit begnügen, eine Beschreibung des Schlusses der Hochzeitsfeierlichkeiten wiederzugeben. Am 4. April erfolgte dieser Schluß und es heißt über denselben: Man kann füglich sagen, daß, seitdem Abdul Hamid auf dem Thron ist, das Palais noch niemals so viel Freude und Geselligkeit in sich barg, wie bei dieser Gelegenheit. In den letzten Tagen folgte daselbst Bankett auf Bankett, und der Sultan selbst schien all die Zeit über in so rosiger Stimmung, daß alle diejenigen, die ihn sahen und mit ihm zu verehren hatten, seine Liebenswürdigkeit nicht genug loben konnten. Die Diners, bei denen der Sultan in Person präsidierte, hatten ganz europäischen Anstrich, nur der Pilaw am Schluß des Mahles und der Umstand, daß die Türken den übrigen Gästen das Weintrinken ganz allein überließen, erinnerte daran, daß mau sich am muhamedanischen Hof befand. Schüsseln, Teller u. s. w. waren aus gediegenem Gold. Jedem Bankett wohnten gegen siebzig Personen bei, zuerst kamen die geistlichen Würdenträger daran, so ganz unter sich, dann die Minister und die anderen hohen Staatsbeamten nebst den bekanntesten Herren der hohen Finanz etc., dann das diplomatische Korps mit unseren deutschen, in türkischen Diensten stehenden Militärs und Zivilbeamten und schließlich die jüngeren Leute des Palastes und der Pforte. Gleichzeitig wurde in allen höheren türkischen Schulen der Hauptstadt bankettiert, natürlich auf Kosten des Sultans, der zu diesem Zweck die ausgesuchtesten Speisen aus seiner Küche sandte. Auch in Pera, dem Viertel der Fremden, wurde die Vermählung insofern gefeiert, als der bekannte italienische Tragöde Ernesto Rossi daselbst einige Theatervorstellungen gratis gab und dabei natürlich, im Gegensatz zu seinen früheren Vorstellungen, die der theueren Preise wegen wenig besucht waren, volle Häuser hatte.
- "Unheilbar." Ein englischer Arzt beklagt sich in der medizinischen Wochenschrift "Lancet" über eine Patientin, die er seit 20 Jahren von einem anscheinend unheilbaren Uebel zu heilen sucht. Die Dame, so sagt der Arzt, steht früh auf, ißt ein gutes Frühstück und nimmt um 2 Uhr ein tüchtiges Mittagsmahl zu sich, später Thee und halb neun ein Nachtessen mit einem Glas heißen Wasser und Branntwein; zu Bett halb elf. Sie spaziert täglich 6 bis 8 (engl.) Meilen, klagt nie über Schmerzen und hält gemeiniglich nach dem Mittagessen ein stundenlanges Schläfchen. Das Uebel, woran sie leidet, ist, daß sie die ganze Nacht hindurch schnarcht und zwar so laut, daß man es im ganzen Haus hört. Früher begnügte sie sich mit 4 Stufen Nachtmusik, jetzt fängt sie gleich beim Schlafengehen an, sie schnarcht, gleichviel in welcher Stellung sie liegt. Sie schnarcht so laut, daß sie 5 bis 6 Mal selbst davon aufgeweckt wird, der arme Gatte findet selbst im Dachkämmerlein, wohin er retiriert ist, keine Nachtruhe. Er ist deshalb in Verzweiflung und der Arzt, dessen Kunst für diesen Fall nicht ausreicht, wendet sich an seine Kollegen um Rath!
- Der Kaffeeverbrauch ist ein ungeheurer. An der Spitze stehen die Niederlande, wo 7,20 kg auf den Kopf gerechnet werden, dann folgt Belgien mit 4,34 kg. Deutschland verbraucht 2,29 kg, England, wo der Thee regiert, 0,44 kg und Rußland, wo der Schnaps Herrscher ist, 0,10 kg.
- Der Osterhase ist da. Welcher Jubel in unserer Kinderwelt. Aber schon viele Eltern verstecken die Eier gar nicht mehr. "Es ist so umständlich," sagt der Vater. "Alles wird in Unordnung gebracht," meint die Mutter. Welche frohe Stunden rauben aber die Eltern den Kindern. Wo man das Suchen noch gestattet, da werden häufig nur noch Chokoladen= oder Marzipaneier versteckt, die für den Kindermagen das reine Gift sind. Nur einige solche zwischen den bunten wirklichen Eiern werden viel mehr Jubel erwecken, und die Mühe der Mutter, welche die Eier verzierte, ist reichlich belohnt. Um blasse Farben zu erhalten, braucht man die Eier nur über Nacht in Farbewasser zu legen, kräftige Farben entstehen, wenn man die Eier in dem Farbewasser selbst siedet. Saffran oder Zwiebelschalen geben gelbe Farbe, Blauspäne violette, Indigo blaue, Karmin oder Krapp rothe Farbe. Will man die Eier weiß und farbig haben, so pinselt man die Stellen, die farblos bleiben sollen, mit flüssigem Wachs; man kann so reizende Muster herstellen. Um die Eier zu vergolden, bestreicht man sie mit Rauschgold, welches man in dünnem Gummi anrührt. Auch mit Abziehbildern kann man Eier verzieren, ebenso mit aufgeklebtem trockenem Moos und Blumen, Gold= und Silberfäden, Figuren und Monogramme. Hübsch sind Verzierungen, Inschriften und Verse im Ei, die man erhält, indem man sie auf die Schale der Eier mit einer Auflösung von Essig, Alaun und Galläpfel schreibt, worauf man die Schrift trocknen läßt und die Eier hart kocht. Nach dem Ablösen wird die Verzierung auf dem Ei zu lesen sein.
- In der Wahrsagerei spielt der Daumen eine große Rolle, er vertritt die Stärke und Kraft. Im alten Kinderreim ist es ja nicht anders: Der Daumen schüttelt die Pflaumen," d. h. er ist unter den fünf Brüdern derjenige, der am derbsten zupackt. Ein großer und starker Daumen wird deshalb auf Willenskraft und Charakterfestigkeit gedeutet, ein kleiner und schwacher auf Wankelmuth. Im alten Rom schnitt man den Feiglingen den Daumen ab.


Wolf Machwüste.
Eine Wilderergeschichte aus Mündens Vorzeit.
Von Hermann Robolsky.
                          (Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 32 Seite 8]

Wolf Machwüste.
[Fortsetzung.]


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD