No. 26
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. März
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 26 Seite 1]

Antragsmäßig soll über das zu Schönberg im Galgenmoor an der Schlauentrift sub Nr. 20 A belegene Wohnhaus c. p. des Rademachers Peter Ehmke ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 11. Mai 1889, Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg den 25. Februar 1889.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Steckbrief.

Gegen den am 17. Februar 1860 zu Gutzkow geborenen Knecht Carl Neidow, welcher sich verborgen hält, soll eine durch Urtheil der Strafkammer des Großherzoglichen Amtsgericht zu Schönberg i/M. vom 5. Februar 1889 erkannte Gefängnißstrafe von zwei Monaten vollstreckt werden. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in die Gefängnißstation zu Strelitz abzuliefern.
Schönberg i/M., den 26. März 1889.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Holz=Auction Nr. 28.

Am Dienstag, den 2. April, Morgens 11 Uhr sollen im Kruge zu Mannhagen nachstehende Holzsortimente aus dem Mannhäger Zuschlage meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.
        17 Stück eichen Blöcke = 10,95 Festmet.,
          2 Stück buchen Nutzholzblöcke 3,70 Festmet.,
      119 Rmet. buchen Kluft I. Cl.,
        31 Rmet. buchen Knüppel.
Schönberg, den 21. März 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Das zu Schönberg an der Marienstraße sub Nr. 40 belegene Wohnhaus c. p. soll unter der Hand preiswürdig verkauft werden, und werden Kaufliebhaber, ersucht, sich an den Unterzeichneten zu wenden.
Schönberg, den 21. März 1889.

                                                                              A. Dufft. Actuar.


Anker-Cichorien ist der beste.


Holz=Auction.
im Vitenser Forste,
Revier: Strohkircher Holz

am Montag, den 1. April 1889 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen über:
          eichen Nutz= und Pfahlholz,
          buchen Kluftholz,
          buchen Knüppelholz,
          buchen Zweigholz, Versammlung Morgens 9 Uhr im Hau.
Rehna, den 27. März 1889.

Großherzogliche Forstinspection.


Hugo Heincke
empfiehlt in großer Auswahl zu sehr billigen Preisen:
Schwarze reinwollene Cachmires,
Kleiderbesätze in schwarz und farbig,
Fertige Wäsche für Damen, Herren und Kinder
Oberhemden, Vorhemden, Kragen und Manschetten,
Universal- und Gummiwäsche,
Unterröcke, Schürzen und Rüschen,
Tricottaillen, Tricotkleidchen, Blousen,
Normalunterzeuge, System Jäger,

Corsetts,

Glacé- und Stoffhandschuhe,
Regenschirme,
Herrenschlipse,
Taillentücher, Taschentücher,
Hemdentuche, Piqé, Flanell,
Schürzenzeuge, Bettdecken,
Spitzen und Stickereien,
Seidenen Bänder,

Engl. Tüllgardinen.


Kleesaat- und Kornsäemaschinen
sowie
3 und 4=scharige Pflüge
sind jetzt wieder vorräthig und empfehlen billigst                          
Schönberg i. M.                                                    
                                                    Oldenburg u. Ahrendt.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 26 Seite 2]

Ziegeleiverpachtung.

Zur Verpachtung der auf Herstellung von ca. 500 000 Steinen jährlich eingerichteten, für den Absatz besonders günstig - 1/2 Meile von Schwaan und ca. 1 Meile von Rostock - gelegenen, mit der schiffbaren Warnow durch einen Canal verbundenen Ziegelei zu Gr. Viegeln setze ich hiermit auftragsmäßig einen Termin in meiner Wohnung (Neuer Markt 5) hieselbst an auf

Sonnabend, den 30. März,
Vormittags 11 Uhr.

Die Bedingungen liegen bei mir zur Kenntnißnahme aus und sind auf Wunsch in Abschrift zu haben. Die drei Meistbietenden haben im Termin je 1000 M. Caution für den event. Zuzug zu bestellen und bleiben an ihre Gebote 3 mal 24 Stunden, innerhalb welcher die Entscheidung auf solche resp. mit Rückgabe der Cautionen erfolgt, gebunden; das Ziegelei=Inventar ist vom demnächstigen Pächter bei der innerhalb 14 Tagen nach dem Zuschlag erfolgenden Uebergabe nach Taxe käuflich zu übernehmen. Die Verpachtung soll auf einen spätestens zu Anfang des Termins, mit Rücksicht auf die inzwischen verlautbarenden Wünsche der Reflectanten zu bestimmenden Zeitraum erfolgen. Die Besichtigung steht jeder Zeit frei.
Rostock, den 14. März 1889.

                                                                              H. Kortüm, Rechtsanwalt.


Vacanz.
Die Agentur einer alten renommirten
Feuerversicherungs-Actien-Gesellschaft

soll für den hiesigen Platz neu besetzt werden. Das laufende Geschäft wird sofort übergeben.
Gefällige Offerten unter A. Z. 15. an die Expedition d. Ztg. erbeten.


Für eine deutsche gut eingeführte

Lebensversicherungs-Gesellschaft

wird ein rühriger Vertreter gesucht.
Offerten unter T. W. 9. befördert die Expedition d. Ztg.


Eine unter wirklich günstigen Bedingungen operirende

Hagelversicherungs-Gesellschaft

sucht für Schönberg und Umgegend einen thätigen Agenten. Gefällige Offerten unter S. T. 7. wolle man an die Expedition d. Ztg. richten.


Anker-Cichorien ist der beste.


Zum Selbstfärben

von Kleidungsstücken, Strümpfen, Garnen, Bändern, und sonstigen Haushaltungszeugen, empfehle meine langjährig beliebten echten Farben in
Violet (lilla), Kirschroth, Ponceauroth (hell), Rothbraun, Modebraun, Kaffeebraun, Dunkelbraun, Schwarz, Grau, Grün, Hell= und Dunkelblau.
Ferner halte für verblichene Kleider und Möbelstoffe meine Aufbürstfarben zum Ueberbürsten bestens empfohlen.

                                                                              H. Brüchmann.


Pantoffel Cordpantoffel Frauengrösse à Dutz Paar m. gesteppt. Filzsohl. M. 3.90, m. imit. Lederaufl. M. 4.75 m. Rinderspaltleder M. 5, mit holzgenagelten Tuchsohlen M. 6.50 bis M.10, Tuchschuhe, Cordschuhe m. holzgenagelten Tuchsohlen M. 11 Holzsohlenschuhe liefert G. Engelhardt, Zeitz.


Saat-Offerte.

Rothklee, prima kräftige holsteinische Saat, 95 % Keimfähigkeit M. 65,
Rothklee, prima kräftige holsteinische Saat, 94 % Keimfähigkeit M. 60,
Weißklee, prima kräftige oberländische Saat, 94 % Keimfähigkeit M. 70,
Alsike, schwed. Klee, extra fein fein M. 80,
Gelbklee (Steinklee), feinste diesj. Qual. M. 35,
Thymothee, deutsche Saat keine amerikan. Herkunft M. 37,
Großaal, englisch direct importirt M. 15,
Großaal, italienisch M. 20.
Alles per 100 Pfund mit 6 Monate Ziel unter Garantie der Seidefreiheit empfiehlt

Ratzeburg i. L.                                                     Ernst Rautenberg.


Grabsäule     W. Busch,
Bild- und Steinhauerei
Schönberg.
Anfertigung von Grabdenkmälern in
    Grabsäule
Sandstein, Marmor und Granit, jeder Form und Grösse in sauberster Ausführung bei billigster Preisnotirung.
Inschriften anerkannt gut.
Vergoldung dauerhaft.
Desgl. Anfertigung Steinmetzarbeit nach Maass und Zeichnung.


Samos
(griechischer Wein)
pro Flasche 1 Mk. incl. Flasche,
bei Abnahme von 12 Fl. pro Fl. 90 Pfg.
empfiehlt                                                           
                                                    Aug. Spehr.


Braunkohlen
erwarte ich in 10 bis 12 Tagen und empfehle ab Bahnhof billigst                           
                                                    C. Schwedt.


Das älteste und größte
Bettfedern-Lager
William Lübeck in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfd.) gute, neue
Bettfedern für 60 Pfg. das Pfund,
vorzüglich gute Sorte Mark 1,25
prima Halbdaunen nur Mk. 1,60, Mk. 2,
reiner Flaum nur Mk. 2,50 und Mk. 3.
Bei Abnahme von 50 Pfd. 5 pCt. Rabatt.
Umtausch gestattet.
Prima Inletstoff zu einem großen Bett
(Decke, Unterbett, Kissen und Pfühl),
zusammen für nur 14 Mark.


Bruch=Heilung.
Die Heilanstalt für Bruchleiden hat uns mit unschädlichen Mitteln ohne Berufsstörung von Leisten=, Hodensack= und Wasserhodenbruch durch briefliche Behandlung vollständig geheilt, so daß wir jetzt ohne Bandage arbeiten können. Joh. Breit, Ehrenfeld b. Cöln; P. Gebhard, Schneiderm., Friedersried b. Neukirchen, 54 J.; Jos. Kast, Handlung, Simmerberg b. Lindau; A. Schwarz, Wagenbauer, Langenpfungen b. Rosenheim (für Kind). "Broschüre: "Die Unterleibsbrüche und ihr Heilung gratis. 3000 Bandagen bester Construktion vorräthig; mit einer Mustersammlung ist unser Bandagist in:

Lübeck "Hotel du Nord",
am 17. jeden Monats von 8 Uhr Vorm. bis 12 1/2 Uhr Nachm.

zur unentgeltlichen Maßnahme und Besprechung zu treffen. Man adressire: An die Heilanstalt für Bruchleiden in Stuttgart, Allenstraße 11.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 26 Seite 3]

Einem geehrten Publikum empfehle meine fertigen                          
Schuh-Waaren
in sehr großer Auswahl zu nachstehend verzeichneten, billigen Preisen.                          

Für Herren:

Ein Paar Halbstiefel von gutem Roßleder mit Doppelsohlen, an 10 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Halbstiefel von gutem Rindleder, an 7 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Stiefeletten von sehr gutem Roßleder 10 Mark - Pfg.
Ein Paar Zugschuhe von sehr gutem Roßleder 7 Mark - Pfg.
Ein Paar Schnürschuhe von gutem Roßleder 7 Mark - Pfg.

Für Damen:

Ein Paar Stiefeletten von Glacee mit Lackblatt 9 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Stiefeletten von Roßleder mit Lackblatt 7 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Stiefeletten von feinstem Roßleder 7 Mark - Pfg.
Ein Paar Stiefeletten von Lasting mit Lackkappe 5 Mark - Pfg.
Ein Paar Promenadenschuhe mit Lackblatt 6 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Promenadenschuhe, Lasting mit Zug 3 Mark 25 Pfg.
Ein Paar Hausschuhe, Lasting mit hohen Absätzen 3 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Hausschuhe von gutem Roßleder 4 Mark - Pfg.
Ein Paar Lederpantoffel von 2 Mark und 2 Mark 50 Pfg.
Tanzschuhe in verschiedenen Preislagen.
Ein Paar Konfirmanden=Stiefeletten von gutem Roßleder, an 5 Mark - Pfg.
Ein Paar Konfirmanden=Stiefeletten mit Lackblatt, an 6 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Knabenstiefel mit Falten und Lackstulpen, an 5 Mark - Pfg.
Kinderstiefel habe circa 200 Paar auf Lager, in sehr verschiedenen Mustern und durchaus guter Waare, sehr billig und zwar von 60 Pfg. an.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    J. W. Hundt, Schuhmachermeister.


Grosse Auswahl
von
fertigen Herrengarderoben
als
Kinderanzügen, Knabenanzügen u. s. w.
zu den billigsten Preisen.

Die Stoffe von der Frankfurter Messe sind jetzt ankommen; ich habe die Gelegenheit benutzt und äußerst billige Einkäufe gemacht, also bin ich jetzt im Stande, die Sachen enorm billig zu liefern, wie noch nie dagewesen ist, und führe zu gleicher Zeit den neuesten Berliner Schnitt.

Schönberg.                                                     H. J. Lange,
                                                                          Schneidermeister.


Gartengeräthe!
Stahl-Spaten (gez. C. Schwedt),
2 1/2 Pfund schwer und jedes Stuck unter Garantie sowie
sämmtliche Gartengeräthe
empfiehlt in großer Auswahl                          
                                                    C. Schwedt.


Grabkreuze
über 100 Stück auf Lager in den geschmackvollsten Mustern offerire billig.                          
Grabgitter!
jedes Muster nach Wunsch.
                                                    C. Schwedt.


Anker-Cichorien ist der beste.


Wegzugshalber beabsichtige ich meine

Büdnerei

von ungefähr 40 Scheffel Aussaat Acker und Wiesen mit lebenden und todten Inventarien baldigst zu verkaufen.
Hierauf Reflectirende wollen sich bei mir melden.

                                                    Wittwe Dettmer
                                                    in Neschow.


Medicinal-Ungarweine.
UNGARWEIN-EXPORT-GESELLSCHAFT Schutzmarke Unter fortlaufender Controlle von Dr. C. Bischofi in Berlin.
Direct von der Ungar-Wein-Export-Gesellschaft in Baden=Wien durch die berühmtesten Aerzte als bestes Stärkungsmittel für Kranke und Kinder empfohlen. Durch den sehr billigen Preis als tägliches Stärkungsmittel und als Dessertwein zu gebrauchen Verkauf zu Original=Preisen bei
C. J. Burmeister, Hotel 'Stadt London.'
General=Depot für Schönberg, Grevesmühlen, Rehna, Dassow, Gadebusch, Klütz.


Soeben erschien im Verlage von Werner u. Hörnig in Lübeck, Breitestraße 35:

Dr. Binder
                          wie er ist.
Mit dem Bilde des Dr. Binder in Holzschnitt.
Preis 20 Pfg.
Vorrätig in allen Buch= und Papierhandlungen.
Colporteure sofort gesucht. Hoher Rabatt.
Lübeck, Breitestr. 35.       Werner & Höring.


Die neuesten Muster von                                                    
Tapeten und Borden
in reicher Auswahl und zu den billigsten Preisen empfiehlt                          
                                                    L. Creutzfeldt, Glaser.
Schönberg, den 25. März 1889.                          


Böhm. Stückbraunkohlen
erwarte ich in dieser Woche und empfehle selbe ab Bahnhof billigstens.                          
                                                    F. Heitmann.


25 Ruthen Gartenland
im Rübencamp hat noch zu verpachten                          
                                                    H. Meyer, Uhrmacher.


2-3 Fuder Dünger
hat zu verkaufen.                                                    
                                                    L. Burmeister.


Cognac
der Export-Cie für
Deutschen Cognac Köln a. Rh.,
bei gleicher Güte bedeutend billiger
als französischer.
Ueberall in Flaschen vorräthig
Man verlange stets unsere Etiquettes.
Directer Verkauf nur mit Wiederverkäufern.


Anker-Cichorien ist der beste.


Am Mittwoch den 3. April, fahre ich mit meinem Omnibus nach dem

Ratzeburger Viehmarkt.
Abfahrt Boye's Gasthof 5 1/2 Uhr.
Neue Welt 7 Uhr Morgens.
                                                    L. Schütt.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 26 Seite 4]

Gebrüder Barg.
Kohlmarkt 5 Lübeck, Kohlmarkt 5
empfehlen ihr bedeutend vergrößertes und sortirtes Lager in
Tuchen, Bukskins, Paletotstoffen etc.
Herren- und Knaben-Anzüge,
Confirmanden-Anzüge
von Mk. 14,50 an,
Kleiderstoffe in der größten Auswahl und den neuesten Sachen,
Neuheiten in Besätzen,
Schwarze Cachmires und Seidenzeuge,
nur erprobte und gute Qualitäten.
Gardinen, Leinenwaaren, Bettzeuge, Bettfedern und Daunen,
Woll- und Holländische Waaren
en-gros und en-détail.
Normal=Unterzeuge,
sowie grösste Auswahl in
Jaquetts, Paletots, Regenmänteln etc.
Für Damen und Kinder.
Confirmanden-Jaquetts und Umhänge
von 4 bis 30 Mk.


Am Sonntag, den 31. d. Mts. im Saale des Herrn Boye

Concert

für Schlag= und Streichzither, Piano und Geige,
Wozu ganz ergebenst einladen

                                                    die kleinen Geschwister Grewsmühl.

Billets sind im Voraus zu haben beim Herrn Boye und in der Restauration F. Tesch.

1. Platz 75 Pf.      2. Platz 50 Pfg.      Gallerie 30 Pfg.
An der Casse:
1. Platz 1 M.      2. Platz 60 Pfg.      Gallerie 40 Pfg.


9. General-Versammlung
des landwirthschaftlichen Vereins kleinerer Landwirthe des Fürstenthums Ratzeburg findet statt
am Freitag, den 29. März 1889,
Vormittags 9 Uhr,
im Locale des Herrn Gastwirths Boye in Schönberg.
                                                    Der Vorstand.


Frostfreie Dabersche und gelbe Eßkartoffel,
alle Sorten Kleesamen,
Erbsen, Gerste, Bohnen, Wicken, etc. zur Saat
empfiehlt in feinen Qualitäten zu billigen Preisen
                                                    J. H. Freitag.


Anker-Cichorien ist der beste.


Gemüse- und Blumensämereien,
sowie durchgewinterte Sommerkohl=Pflanzen empfiehlt                          
                                                    H. Upahl.


Kirchliche Nachrichten
Freitag, den 29. März

        Passionspredigt Vormittags (10 Uhr): Pastor Langbein

Sonntag, den 31. März

        Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
        Abendkirche (6 Uhr): Rector Kort.
          Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,7 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,5 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 13.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 26 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 26 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 29. März 1889.


"Auf den jüngsten Matrosen" lautete, wie man nachträglich erfährt, der Trinkspruch, den Se. Majestät der Kaiser in seiner Freude über die Geburt des jüngsten Hohenzollernsprossen am Mittwoch im Kreise der Offiziere des Leib=Garde=Husaren=Regiments und dessen direkter Vorgesetzten ausbrachte. Von der frischen Thatsache ausgehend, sprach der Kaiser sozusagen frisch aus dem Sattel heraus. Aus seiner Rede erklang die Freude über das jüngste Familienereigniß, die herzlichste Liebe, welche ihn mit dem Vater des Neugeborenen verbindet und das stolze Vertrauen, welches er auf den Prinzen Heinrich setzt.
Süddeutsche Blätter berichten eine Äußerung des Kaisers Wilhelm zum Reichstagsabgeordneten Freiherrn von Ellrichshausen bei der Tafel beim Grafen Waldersee, nach welcher der Kaiser die Absicht haben soll, zum Jubiläum des Königs von Württemberg nach Stuttgart zu kommen.
Die Frage nach dem Zeitpunkt, an welchem die nächsten Reichstagswahlen erfolgen werden, wird wiederum vielfach in der Presse erörtert. Auf der einen Seite glaubt man, die Neuwahl werde im März 1890 stattfinden, auf der anderen Seite behauptet man, daß die Entscheidung schon im Herbst für die nächsten fünf Jahre fallen werde. Die letztere Meinung, wahrscheinlich weil man es so wünscht, wird besonders in linksliberalen Blättern vertreten.
Die Reise des Grafen Herbert Bismarck nach London gilt, wie jetzt bekannt wird, vor allem der Feststellung der Einzelheiten für den Besuch des Kaiser Wilhelms II. in London. Dann hat der Graf aber auch den Auftrag, mit dem Ministerpräsidenten Lord Salisbury allgemeine Erörterungen zu pflegen. Von Bündnißverhandlungen soll keine Rede sein.
Der Staatsminister Graf Bismarck ist am Sonnabend Nachmittag von London nach dem Landgut seines Freundes, des Lord Rosebery bei Epsom gereist, wo er einige Tage verweilen wird. Trotzdem wird fast allgemein angenommen, daß die Reise des Grafen Bismarck auch mit der Kolonialpolitik in Verbindung stehe.
Die frühere Nachricht von der Fahrt des deutschen Schulgeschwaders nach Samoa ist nun endlich widerlegt: Das Geschwader hat am Sonnabend auf Befehl der Admiralität die Rückreise nach Kiel angetreten. Ende April trifft es dort ein und wird außer Dienst gestellt. Die Seekadetten des Geschwaders werden zu Offizieren ernannt. Das ostafrikanische Kreuzergeschwader wird zum 1. Oktober in Kiel erwartet.
Der Bundesrat hat am Montag in seiner Plenarsitzung den Antrag Preußens betr. die Abänderung von Bestimmungen des Strafgesetzbuches und des Preßgesetzes dem Ausschuß für Justizwesen zur Vorberatung überwiesen.
Dem Bundesrath ist, wie schon erwähnt, die Vorlage, welche das Sozialistengesetz ersetzen soll, zugegangen. Ueber dieselbe verlautet in parlamentarischen Kreisen: Folgendes: Der Entwurf ist viel kürzer, als das Sozialistengesetz, da die zum Theil sehr einschneidenden Aenderungen sich auf Umänderung und Hinzufügung weniger Paragraphen beschränken. Daß die Vorlage auf dem Boden des allgemeinen Rechts gehalten ist, ist richtig. Dies ist dadurch erzielt, daß an die Stelle des Begriffs der sozialdemokratischen Bestrebungen einerseits die zum Theil verschärften bisherigen Bestimmungen über politische Verbrechen und Vergehen treten sollen, anderseits daß das, was bisher unter "sozialdemokratischen, kommunistischen, auf den Umsturz der bestehenden Staats= und Gesellschaftsordnung gerichteten Bestrebungen" verstanden wurde, durch Angriffe auf die Grundlagen des Staatswesens, die Monarchie, Ehre und Eigenthum ersetzt werden soll, welche Angriffe nunmehr mit Strafe bedroht sind. Nach gerichtlichen Verurtheilungen wegen solcher Strafhandlungen soll Ausweisung auf eine bestimmte Reihe von Jahren zulässig sein. Eine dauernde polizeiliche Ausweisung soll nicht mehr erfolgen, entsprechend jenen Aenderungen werden auch Vereine und Versammlungen. unter jene Bestimmungen fallen, von denen namentlich die Versammlungen der Auflösung verfallen können, wenn jene strafrechtlichen Kriterien als vorhanden angesehen werden. Von den Aenderungen des Preßgesetzes dürfte diejenige die wichtigste sein, welche die Zulässigkeit des dauernden Verbotes einer Zeitschrift ausspricht. Auch diese soll nach vorheriger gerichtlicher Verurtheilung wegen eines der vom Entwurf aufgezählten Verbrechen und Vergehen zulässig sein. Bezüglich der Fortsetzung und Verbreitung verbotener Zeitschriften sind ähnliche Bestimmungen wie im Sozialistengesetz vorgesehen.
Ueber die Aufhebung des Paßzwanges an der elsaß=lothringischen Grenze schweben zwischen Deutschland und Frankreich nach der "Nationalztg." Verhandlungen. Es sei die Aufhebung der Maßnahme beschlossen und nur eine Frage von Wochen, vielleicht von Tagen. Dazu bemerkt die offiziöse Temps folgendes: "Wir glauben zu wissen, daß Unterhandlungen dieser Art in der That durch unsern Botschafter in Berlin, Herbette, mit der deutschen Regierung angeknüpft sind, und daß diese keine abschlägige Antwort ertheilt hat, daß aber bis jetzt noch nichts erreicht worden ist.
Der ehemalige Reichstagsabgeordnete Antoine hat seinen Einzug in Frankreich und in die gute Stadt Paris wie ein Fürst von Gottes Gnaden gehalten. Die Thatsache, daß ein unbedeutender Thierarzt, der kein anderes Verdienst hat, als 18 Jahre lang den Haß gegen das Deutschthum geschürt und das arme Lothringen der Wohlthat einer ruhigen, friedlichen Entwicklung beraubt zu haben, zu solchen Ehren gelangen kann, ist bezeichnender als andere für die in Frankreich herrschend Stimmung und wohl geeignet, uns an unsere Pflichten zu erinnern. Die Mittelchen, die Antoine zur Reklame verwendet, sind ganz dieselben, mit welchen Gambetta und Boulanger die Höhen des Ruhms erstiegen haben: Empfänge mit endlosen Abordnungen, Bankette mit bombastischen Reden etc. Um den großartigen Empfang in Paris, zu welchem sich Deputirte und Senatoren, Abordnung der elsässischen Vereine, der Studenten und Polytechniker, der Schützen= und Turnvereine etc. eingefunden hatten, in Scene setzen zu können, war Antoine, der schon zuvor in Paris gewesen war, extra nach Nancy zurückgereist. Es ist ein Glück, daß die Pariser ein neues Spielzeug gefunden haben, das den abgenutzten Hampelmann Boulanger vielleicht eine Zeit lang in die Ecke bringt.
Das französische Torpedoboot Nr. 110, das in der Nacht zum Freitag mit dem übrigen Geschwader von Havre in See gegangen war, ist während eines Sturmes gekentert und spurlos verschwunden. Die gesammte Mannschaft, welche aus 13 Personen bestand, hat den Tod in den Wellen gefunden. Dieses Ereigniß hat in Paris große Beunruhigung hervorgerufen, da man aus demselben ungünstige Schlüsse auf die Verwaltung und den Zustand der Marine ziehen zu müssen glaubt. Die Erklärungen, welche der Marineminister Krantz am Sonnabend in der Kammer auf eine diesbezügliche Anfrage gegeben hat, waren auch nicht gerade geeignet, die Gemüther zu beruhigen, indem sich nach denselben noch 50 nach demselben Modell gebaute Torpedoboote in der französischen Flotte befinden. Eine von seinem Vorgänger angeordnete Untersuchung hatte ergeben, daß die Stabilität der Boote ausreichend, aber die Form derselben fehlerhaft sei, und er selbst habe früher verboten, dieselben zu Fahrten auf hoher See zu benutzen. Der Marineminister hat befohlen, alle Torpedoboote desselben Modells außer Dienst zu stellen.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 26 Seite 6]

Der Gegenbesuch des Kaisers Franz Joseph am Berliner Hofe soll bereits im Monat Mai stattfinden. Auch verlautet, Metzger in Wiesbaden solle zur Durchführung einer Massagekur an der Kaiserin Elisabeth nach Wien kommen.
In der Kaiserstadt Wien gewinnen die Antisemiten immer mehr an Boden. Bei den Wahlen zum Gemeinderath im zweiten Wahlkörper haben am Donnerstag die Antisemiten von 12 Kandidaten wieder 4 durchgebracht, so daß ihrer jetzt 27 im Gemeinderath sitzen. Die Wahlbetheiligung war sehr stark, fast alle Beamten und Lehrer haben für die Antisemiten gestimmt.
Der ungarische Landtag in Pest hat die entscheidenden Bestimmungen des Wehrgesetzes mit 253 gegen 144 Stimmen unverändert angenommen.
In Folge der strengen Maßnahmen haben die Pester Straßenskandale nun endlich ihren Abschluß erlangt. Höchstens zeigen sich dann und wann noch einige Schreihälse, die aber sofort arretirt werden. In der Kammer wird diese Woche wohl die Fertigstellung des Wehrgesetzes erfolgen, doch ist nicht ausgeschlossen, daß nochmals eine Verzögerung eintritt. Was die Angelegenheiten des Abg. Rochonczy betrifft, der einem Studenten, der ihn geohrfeigt hatte, eine Kugel in's Bein schoß, so wird wohl keine Gerichtsverhandlung stattfinden, denn Rochonczy ward thatsächlich überfallen.
Die Angelegenheit der Heirath des Prinzen von Battenberg, die nicht gesetzmäßig verlaufen sein soll, ruht gegenwärtig beim Justizminister. Der Präfekt von Nizza schickte einen Bericht mit Aufzählung der dem Falle anhaftenden Unregelmäßigkeiten an die Regierung, welche die Akten dem Justizminister übergab.
Der Zustand des Königs von Holland macht jetzt die Einsetzung einer Regentschaft zur unabweisbaren Nothwendigkeit. Die Minister des Innern und der Justiz haben sich deshalb nach Schloß Loe begeben. Es verlautet, der frühere Ministerpräsident Heemskerk werde mit der Regentschaft betraut werden.
Auf spanischem Boden wird am Mittwoch eine interessante Monarchen= oder richtiger Monarchinnen=Zusammenkunft stattfinden. Die beiden Frauen auf europäischen Königsthronen, die Königin Viktoria von England und die Königin=Regentin Marie Christine von Spanien, haben den Entschluß gefaßt, sich zu San Sebastian persönlich zu begrüßen. Die Anregung ist von englischer Seite ausgegangen. Die Königin=Regentin von Spanien ist von Madrid bereits in Begleitung des Ministerpräsidenten Sagasta und des Ministers des Auswärtigen Vega de Armijo nach San Sebastian abgereist. Von dort aus begiebt sich die Königin Viktoria dann nach Biarritz.


- Schönberg. Wie verlautet ist der Hauptmann z. D. Stöcker, bisher Compagnie=Chef im 4. Magdeburgischen Inf.=Regt. Nr. 67. lt. Cab.=Ordre vom 22. d. M., zum Bezirksoffizier für das hier am 1. April zu errichtende Meldeamt ernannt worden.
- Schönberg. Die mit dem 1. April d. J. in Wirksamkeit tretende Postagentur auf der Eisenbahnhaltestelle in Grieben wird dem hiesigen Postamte unterstellt und von dem Stations=Vorsteher Marten zu Grieben verwaltet werden. Der Landbestellbezirk Grieben wird folgende Ortschaften umfassen: Roxin, ausschl. Abbau, Hof= und Kirch=Mummendorf, Bonnhagen, Papenhusen, Rodenberg, Rüschenbeck, Lübsee, Volkenshagen, Zehman, Grieben Menzendorf=Abbau und Menzenberg, von denen Roxin, Hof= und Kirch=Mummendorf, Papenhusen, Grieben und Lübsee eine wochentäglich zweimalige Bestellung, sämmtliche Ortschaften jedoch mit Ausnahme der Abbauten die Sonntagsbestellung erhalten. Die Bestellung wird durch zwei Boten ausgeführt werden, welche an den Wochentagen um 6 1/2 Uhr Vrm. und 1 1/2 Uhr Nachm., an den Sonn= und Festtagen um 6 1/2 Uhr Vrm. ihre Bestellung beginnen. Der Landbestellbezirk des hiesigen Postamts wird aus dem Bezirk des Postamts zu Rehna gleichfalls zum 1. April die Ortschaft Roduchelsdorf zugelegt werden, sodaß nach Abgabe der Ortschaften Grieben und Menzenberg es hat ermöglicht werden können, daß die Ortschaften Blüssen, Sabow, Lübseerhagen, Menzendorf, Dorf und Hof, eine wochentäglich zweimalige Bestellung erhalten, welche um 7 Uhr Vrm. bezw. 1 Uhr Nachm. beginnen werden.
- Schönberg. Der bisher hier stationirt gewesene Steuereinnehmer Studemund ist als Grenzaufseher nach Dierhagen versetzt. An seine Stelle kommt der Supernumerar Nußdorf aus Güstrow.
- Schönberg. Wie es heißt, werden wir demnächst auch in eine Lohnbewegung eintreten, indem die Gesellen der hiesigen Baugewerke von ihren Meistern eine Erhöhung des Tagelohns von 2 Mk. 60 Pf. auf 3 Mark fordern. Wie sich die Meister zu dieser Forderung stellen werden, bleibt abzuwarten. Die hiesigen Gesellen dieser Gewerke arbeiten bekanntlich 10 1/2 Stunden täglich. - Im Strelitzer Amte Mirow haben die Gesellen gleichfalls die Arbeit niedergelegt, weil die dortigen Meister sich weigerten, den Tagelohn, bei einer Arbeitszeit von 11 Stunden, von 2 Mk. auf 2 Mk. 50 Pf. zu erhöhen.
- Schönberg. Die Theatervorstellung, welche der Kriegerverein am 27. März in Boye'schen Theaterlokale gab, war außerordentlich zahlreich besucht und fand allgemein lebhaftes Interesse durch die gelungene Aufführung der einzelnen Stücke. Auch die Einnahmen, deren Reinertrag bekanntlich dem Ausschuß für die Errichtung eines Denkmals der ehemaligen deutschen Soldaten für Kaiser Wilhelm I. auf dem Kyffhäuser überwiesen werden soll, war eine sehr gute.
- Schönberg. Der landwirthschaftliche Verein für das Fürstenthum Ratzeburg hielt am 26. März im Boye'schen Locale seine diesjährige Frühjahrs=Versammlung ab und zwar unter größerer Betheiligung wie früher, da diesmal die Versammlung Nachmittags zusammentrat, und Abends ein gemeinschaftliches Abendessen im Vereinslocale folgte. Die Anregung, die Versammlungen künftig auf den Nachmittag anzusetzen, ging von einzelnen Mitgliedern aus, die mit Recht betonten, es wäre ihnen einestheils zu zeitraubend, anderntheils auch zu kostspielig, einen ganzen Tag diesem Zwecke zu opfern. Der Verein beschloß nach Erledigung der aufgestellten Tagesordnung, für die nächste Herbstversammlung den Professor Heinrich zu Rostock und den Handelschemiker Dr. Kluge zu Lübeck, welch letzterer Mitglied des Vereins ist, zu einem Vortrag im Verein aufzufordern.
- Schönberg. Der hiesige landwirthschaftliche Verein kleinerer Landwirthe, dessen Mitgliederzahl bereits auf über 100 angewachsen ist, wird am 29. März im Boyeschen Lokale seine diesjährige ordentliche Frühjahrsversammlung abhalten. In derselben wird der landwirthschaftliche Wanderlehrer Dr. Giersberg aus Hamburg einen Vortrag halten über Wiesen= und Moordammcultur. Außerdem stehen auf der Tagesordnung folgende Fragen: Ist es möglich, durch Zufuhr von künstlichem Dünger den Reinertrag des Bodens zu erhöhen? Was ist am vortheilhaftesten beim Weidegang des Viehes: wenn dasselbe frei umhergeht, oder wenn es getüdert wird? Auch soll über die Abhaltung einer Thierschau berathen werden.
- Der Brautschleier und eine Spitzengarnitur für die Schwester der Kaiserin, die Braut des Prinzen Friedrich Leopold, sollen auf Befehl der Kaiserin in Schlesien ausgeführt werden.
- Einen furchtbaren Kampf hat in Berlin am vergangenen Freitag ein Mann gegen 6 Frauen ausgefochten. Eine Frau G., wohnhaft in der Ackerstraße, hatte Wäsche auf dem Boden des Hauses zum Trocknen aufgehängt. Am nächsten Morgen gewahrte sie, daß der Inhalt einer Tintenflasche über die Wäsche ausgegossen war. Der Ehemann stellte eine in demselben Haus wohnende Wirthsfrau zur Rede, weil sie als die Eigenthümerin der gefundenen Tintenflasche erkannt worden war. Diese Frau machte sich nun mit ihren 5 Töchtern über den Mann her, der bei dem Kampf derartig zerkratzt, zerschunden und zerbissen wurde, daß er schwer verwundet darnieder liegt. Eine Strafgerichtsverhandlung wird den Abschluß dieses bisher unentschieden gebliebenen Kampfes bilden.
- Ein großartiger Glockenguß hat dieser Tage in der Collierschen Gießerei in der Mark Brandenburg stattgefunden; da wurden 8 Glocken verschiedener Größe auf einmal gegossen und alle gelangen.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 26 Seite 7]

Die eine Glocke ist für den Marktflecken Wildberg bestimmt, wo die uralte Kirchenglocke das Trauergeläute für Kaiser Wilhelm I. noch ausgehalten hatte, aber bei dem Geläute für Kaiser Friedrich gesprungen war. Zum Andenken stehen auf der Glocke die Verse: "Als Kaiser Friedrich ausgerungen, Bin, um ihn trauernd, ich gesprungen. Nun rufe ich mit neuen Tönen, Kommt lasset Euch mit Gott versöhnen".
- Im Klub der Landwirthe in Berlin hat der neue Rektor der Landwirthschaftlichen Hochschule, Professor Wittmack, einen Vortrag über die botanische Werthschätzung des Heues gehalten, dessen wesentlicher Inhalt in weiteren Kreisen bekannt gemacht zu werden verdient. Die Bewerthung des Heues erfolgte bisher nur nach ganz allgemeinen Gesichtspunkten. Auch für die Militärlieferung bestanden bis jetzt nur derartig allgemein gehaltene Vorschriften; augenblicklich aber wird auf Veranlassung des Militärdepartements ein mit illustrirten Tafeln auszustattende Anleitung ausgearbeitet, welche genauere Bestimmungen über die Bewerthung dieses wichtigen Futtermaterials ermöglichen. In dieser Anleitung wird auch auf die botanische Werthschätzung eingehend Rücksicht genommen. Es muß in der That befremden, daß die botanische Seite bisher so wenig beachtet worden ist bei einem Produkt, dessen Anbau in Deutschland auf einem Flächenraum von 5 900 000 Hektaren und speziell in Preußen auf einem solchen von 3 Millionen Hektaren erfolgt, von dem in Deutschland 17, in Preußen 6 Millionen Tonnen geerntet werden, deren Werth 363 Mill. Mark beträgt. Der Handel unterscheidet bisher in Berlin im Allgemeinen nur zwischen Oder= und Elb=, Havel= und Kremmener Heu, der Werth dieser Sorten schwankt zur Zeit zwischen 4,75 und 3,80 Mk., während in Holland beispielsweise der Preis des besten Heues dreimal höher ist, wie der des schlechtesten und auch in Wien erheblichere Preisunterschiede zwischen den einzelnen Sorten bestehen. Wer bisher über den Werth einer Heusorte sich eingehender informiren wollte, wählte zumeist den Weg der chemischen Analyse, die jedoch keineswegs immer ein wahres Bild giebt. So enthält beispielsweise der gefürchtete Schachtelhalm hohe Prozentsätze an Protein und Eiweiß, wie überhaupt die sogenannten Unkräuter reicher an diesen an sich schätzbaren Stoffen sind, wie die Futtergräser, obgleich sie ihrer sonstigen Beschaffenheit nach mit Recht zu den Unkräutern gezählt werden. Professor Schindler hat auf Grund eingehender Untersuchungen die These aufgestellt, daß der thatsächliche Nährwerth des Heues proportional sei dem Gehalt der Leguminosen und umgekehrt proportional der Menge der vorhandenen Sauergräser. In Bezug auf die Hervorhebung der Leguminosen wünscht der Redner einige Einschränkung dieser These, deren Richtigkeit er im Allgemeinen aber zugiebt. Für die Praxis wird es daher nothwendig sein, sich über die botanischen Merkmale der Bestandtheile des Heues zu informiren, und es lassen sich auch sehr wohl solche Merkmale aufstellen; so sind im Allgemeinen die Blätter der süßen Gräser gerollt, die der saueren gefaltet, die Blattscheiden der süßen offen, die der saueren geschlossen etc.
- Die altberühmten Solinger Waffenschmiede schwärmen für die neuen Infanteriesäbel für die Offiziere, denn solcher Säbel sind nicht weniger als 60-80 000 Stück bei ihnen bestellt.
- In diesen Tagen sind wiederum 30 Württemberger nach Posen gereist, um sich dort auf den für sie und andere Landsleute vorbehaltenen Gütern anzusiedeln.
- Die Reise der Kaiserin von Oesterreich nach Wiesbaden ist deshalb aufgegeben worden, weil in Wiesbaden in der letzten Zeit etliche Fälle von Keuchhusten vorgekommen sein sollten.
- Allen Angeworbenen für die Wißmannsche Expeditionstruppe ist strengstens anbefohlen, nicht für Zeitungen zu korrespondiren.
- Die wiederholt eingegangene Nachricht, daß Emin Pascha den Madhisten eine empfindliche Niederlage beigebracht habe, ist neuerdings wieder durch Mahomed Berawi, der vor einigen Tagen aus Omdurman in Kairo eingetroffen ist, bestätigt worden. Derselbe sagte aus, er habe im Juli des vergangenen Jahres 6000 Madhisten auf ihrem Zug gegen Emin Pascha begleitet. Die Madhisten hätten bei Bor eine vollständige Niederlage erlitten, fast alle seien getödtet und sämmtliche Schiffe und viele Waffen und Munition erbeutet worden. Berawi selbst sei mit 100 Leuten nach Omdurman entkommen. Emin Pascha habe sich in guter Gesundheit befunden und alle seine Leute seien bei ihm in der Provinz Bahrel=Ghasal gewesen. Auch hätten sich einige europäische Reisende in seiner Begleitung befunden. Eine direkte Nachricht von Emin Pascha wäre jedenfalls weit mehr werth, als alle Siegesbotschaften, die aus solchen trüben Quellen und auf solchen Umwegen zu uns gelangen.
- Fürst Alexander Battenberg ist bei der Königin Victoria in Ungnade gefallen. Das Journal "Truth" erzählt, der Maler Angeli habe von der Königin den Auftrag gehabt, den Fürsten in halber Lebensgröße zu malen. Infolge der jüngsten Verheiratung wurde dieser Auftrag aber rückgängig gemacht. Man erzählt sich sogar, daß die Königin im ersten Sturm der Entrüstung den Befehl gegeben habe, alle vorhandenen Photoghraphien des Fürsten ins Feuer zu werfen. Der Bruder Alexander Battenbergs, Prinz Ludwig, ist bekanntlich der Gemahl der Prinzessin Beatrice, der jüngsten Tochter der Königin Victoria.
- Die Hungersnoth in China wächst immer; der Shantung=District wird durch Hunger und Fieber allmählich entvölkert. Täglich begehen Hunderte von armen Bauersleuten Selbstmord, um dem langsamen Sterben zu entgehen.


Wolf Machwüste.
Eine Wilderergeschichte aus Mündens Vorzeit.
Von Hermann Robolsky.
                          (Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 26 Seite 8]

Wolf Machwüste.
[Fortsetzung.]


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