No. 20
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. März
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1889 Nr. 20 Seite 1]

Nr. 4 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1889 enthält in der
           I. Abtheilung:

(3.) Verordnung zur Abänderung des § 35 der Revidirten Verordnung zur Ausführung des Gerichtskostengesetzes vom 14. Januar 1886.
           II. Abtheilung.
(1.) Bekanntmachung, betreffend die für Leitungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Januar 1889.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die zehnjährigen Durchschnittspreise des Liquidationsjahres 1. April 1889/90 für Landlieferungen.
(3.) Publikandum, betreffend die Liquidation über Militairleistungen.
         III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.


Am 3. März war es ein Jahr, daß Kaiser Wilhelm I. zum letzten Male beim Vorbeimarsche der Wache am Fenster seines Palais erschien und von einer tausendköpfigen Menge schweigend, aber mit tiefer Rührung begrüßt wurde. Neben dem alten Herrn saß in einem Lehnstuhle die Kaiserin Augusta, vor ihm standen in blauweiße Matrosenanzüge gekleidet die drei ältesten Söhne des Prinzen Wilhelm und grüßten freudig die dichte Menge. Der greise Kaiser war tiefgebeugt, vor kurzem war der Kronprinz in San Remo operiert, der junge Prinz Ludwig Wilhelm von Baden, sein Enkel, gestorben. Geraume Zeit blieb das Kaiserpaar mit den Urenkeln am Fenster und dankte wieder und wieder. Das war an einem Sonnabend mittag, einem frischen Frühlingstage. Und am zweiten Sonntag darnach wurde bei heftigem Schneesturm der Sarg des ersten Hohenzollernkaisers in den Berliner Dom geführt.
Am Todestag Kaiser Wilhelms I., am 9. März, an dem im ganzen deutschen Reich entsprechende Feierlichkeiten abgehalten werden, soll in den Räumen des nunmehrigen Palais der Kaiserin Augusta in Berlin für die Mitglieder der kaiserlichen Familie ein Trauergottesdienst stattfinden. Da die Räume des Palais, die Kaiser Wilhelm s. Z. bewohnt hat, sehr beschränkt sind, so werden diesem feierlichen Akt außer den Mitgliedern der kaiserlichen Familie nur noch die in Berlin weilenden badischen Herrschaften, sowie diejenigen Adjutanten beiwohnen, welche am Todestag den Dienst bei dem verstorbenen Kaiser gehabt haben.
Die beiden ältesten Söhne des deutschen Kaiserpaares, der Kronprinz und Prinz Eitel Fritz, empfangen seit dem 1. Februar d. J. durch den königlichen Seminarlehrer Fechner den ersten Elementarunterricht. Fechner war am preußischen Hofe bereits einmal in gleicher Stellung thätig, und zwar als Jugendlehrer der Prinzessin Luise Margarethe von Preußen, der jetzigen Herzogin von Connaught. Wie verlautet, besitzen die kleinen Prinzen, welche jetzt seiner Leitung anvertraut sind, fast keinerlei Vorkenntnisse. Einige Kindergebete, ein wenig Zahlenkenntniß - das ist alles. Danach gehört die Erzählung, daß der junge Kronprinz schon im Jahre 1886 ein Schreiben an seinen Urgroßvater nach Ems gerichtet habe, in das Reich der Mythe.
Zu den außergewöhnlichen Ernennungen, welche der Kaiser vor wenigen Tagen in Bezug auf die militärischen Chargen der beiden Söhne des Fürsten Bismarck und auf diejenige des Kulturministers v. Goßler hat erfolgen lassen, ist wie aus dem Militär=Wochenblatt hervorgeht, noch eine vierte gekommen. Diese betrifft den Finanzminister v. Scholz, der vom Vicefeldwebel der Landwehr zum Sekonde=Lieutenant ernannt worden ist. Auf diese Weise ist der Finanzminister der jüngste und zugleich der älteste Lieutenant der Armee geworden; sein Patent zählt erst nach Tagen, an Jahren aber hat der Finanzminister bereits die Zahl 55 erreicht. Der Kaiser hatte, wie in parlamentarischen Kreisen erzählt wird, als er am 25. Februar beim Fürsten Bismarck zum Diner erschien, die Patente für die 4 Herren mit sich gebracht und überreichte diese Beweise hoher Gnade den Herren vor Tische persönlich; zuletzt wandte er sich an den Finanzminister v. Scholz bedauerte, daß derselbe als junger Mann in seiner militärischen Carriere zurückgeblieben sei, und überreichte ihm dann das Patent, durch welches er nachträglich den Charakter als Sekonde=Lieutenant erhalten hat.
Von einem Herzogshut für den Prinzen Albrecht wird gemunkelt. Die neuerliche Anwesenheit des württembergischen Ministers v. Mittnacht in Berlin soll mit Verhandlungen über die Erhebung des Prinz=Regenten von Braunschweig zum Herzog zusammenhängen.
Schleswig=Holstein ungedeelt! hört man unerwartet wieder einmal. Es wird dabei nicht an Dänemark gedacht, das Nordschleswig haben möchte, sondern an den Plan der preußischen Regierung, Holstein eine Provinzialregierung mit den Sitz in Kiel und Schleswig eine solche mit dem Sitz in Schleswig zu geben, was die Einheimischen nicht gern zu sehen scheinen. Die Regierung wird die Sache dem Provinziallandtag vorlegen.
In Stuttgart ist in der Nacht vom Sonntag zum Montag der dortige österreichisch=ungarische Gesandte Freiherr v. Herbert=Rathkeal ganz plötzlich am Herzschlag gestorben. Er war erst 56 Jahre alt.
Neuere Nachrichten aus Petersburg, welche die Kreuzzeitung erhalten haben will, lassen es wiederum zweifelhaft erscheinen, daß Zar Alexander III. noch innerhalb des Monats März nach Deutschland kommen werde.
Der Zuckersteuer=Entwurf ist dem Bundesrath zugegangen. Er ist in Folge der Beschlüsse der Londoner Conferenz ausgearbeitet worden und wird nach erfolgter Begutachtung des Bundesrathes an den Reichstag gelangen. Er bezweckt die Beseitigung jeder Art von Prämien, die Materialsteuer soll aufgehoben und nur noch eine Consumabgabe nach einem einheitlichem Steuersatz erhoben werden, aber nicht von dem zur Ausfuhr gelangten Zucker, so daß die Rückvergütigung und die darin versteuerte Prämienzahlung nicht mehr stattfinden.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 20 Seite 2]

Die Königin=Regentin von Spanien beabsichtigt in nächster Zeit eine Reise nach Andalusien zu unternehmen und insbesondere die Städte Sevilla und Granada zu besuchen. Es ist das erste Mal, daß die Königin nach dieser Provinz kommen wird, die Nachricht ist von der Bevölkerung freudig aufgenommen worden.
Die Reichsregierung soll nach einer Meldung der "Weserzeitung" dem Dr. Peters untersagt haben, seine Expedition in das Innere Ostafrikas vom deutschen Küstengebiet anzutreten. Man wollte den Arabern die Möglichkeit abschneiden, durch neue Geiseln einen Druck auf die Maßregeln zur Unterdrückung des Aufstandes auszuüben. Die vor einiger Zeit durch die Zeitungen gegangene Nachricht, daß der deutsch=ostafrikanischen Plantagengesellschaft in Folge des Aufstandes erlittene Schaden sich auf 1 1/4 Millionen Mark belaufe, wird von zuständiger Seite als unrichtig bezeichnet, da schon 500 000 Mk. zur Deckung desselben genügen dürften. An der ägyptischen Grenze ist wieder ein Deserteur angekommen, welcher erzählt daß vor einigen Monaten aus Omdurman drei Dampfer gegen Emin Pascha abgesandt worden seien; dieselben hätten nach langsamer Fahrt den Bahr=el=Ghasal erreicht, wo Emin die Derwische vernichtet und die Dampfer erobert hätte. Vor Samoa ist eine Veränderung eingetreten, welche die Deutschen mit hoher Genugthuung erfüllen kann. Der Capitän der dort Stationirten amerikanischen Corvette "Adams", Leary, welcher sich durch seine deutschfeindliche Haltung besonders hervorgethan und die Eingebornen zum Widerstand gereizt hat, ist aus "dienstlichen Rücksichten" von Samoa abrufen worden. An Stelle des deutschen Konsuls Knappe ist Generalkonsul Dr. Stübel nach Apia abgereist. Herr Stübel ist schon früher einmal auf Samoa thätig gewesen.
Die Blockade der Küsten von Sansibar und Pemba hat nach einer Meldung des Bureau Reuter am Montag begonnen. Drei englische Kriegsschiffe werden in nächster Zeit zur Verstärkung der Blockade erwartet. Das in Port Said eingetroffene deutsche Schulgeschwader hat noch immer keine Segelordre erhalten, doch ist es wahrscheinlich, daß dasselbe zunächst nach Sansibar und nicht nach Samoa bestimmt ist. Aus Samoa wird gemeldet, daß der deutsche Consul den Waffenstillstand mit Mataafa abgeschlossen hat, der bis zur Beendigung der Conferenz gehalten werden soll. Die Nordd. Allg. Ztg. behauptet in einem Leitartikel, daß die deutsch=amerikanischen Zeitungen das Vorgehen Deutschlands in Samoa anerkennend beurtheilen, während die englisch=amerikanischen immer noch grundlose Beschuldigungen gegen Deutschland häufen. Darin spiegelte sich auch der Haß und Neid, mit dem die englische und irische Einwanderung der deutschen gegenüberstehe; der Deutsche sei bescheiden, sparsam und daher gedeihe er, wo der leichtlebige Kelte, der anspruchsvollere Engländer, der vergnügungssüchtigere Franzose und der händelsüchtigere Amerikaner nicht fortkomme.


- Schönberg. Wegen fahrlässiger Tödtung wurde von der hiesigen Strafkammer am 5. v. M. der Knecht W. aus S. zu einer Gefängnißstrafe von 2 Monaten verurtheilt, ihm ist jedoch die Strafe im Gnadenwege auf 1 Monat ermäßigt.
- Schönberg. Im Zwangsversteigerungsverfahren wurde im Termin am 5. dies. Mts. vor dem Großherzoglichen Amtsgerichte hieselbst die dem Bäcker Ollrogg in Lüdersdorf gehörige Büdnerei verkauft und wurde dafür der Preis von 4120 M. bezahlt. Zu der Büdnerei gehören 320 ha Wiesenland. Der Hauptgläubiger war der Käufer, dessen hypothekarische Forderung den von ihm gebotenen Kaufpreis noch um ein beträchtliches übersteigen soll.
- Schönberg. Am 5. dies. Mts. Nachmittags gegen 4 Uhr entstand im Hause des Käthners Hagen in Ziethen ein Feuer, welches das ganze Haus einäscherte bis auf die massiven Ringmauern. Des Besitzers Mobiliar und Vieh, sowie das Mobiliar des Einwohners konnte glücklicherweise gerettet werden, dagegen verbrannten dem Letzteren acht Sack Mehl, welche nicht versichert waren. Wir hören, daß Haus und Mobiliar bei der hiesigen Feuerversicherungsgesellschaft versichert ist. Ueber die Entstehungsursache des Feuers ist bisher nichts bekannt.
- Friedland, 4. März. Dem Septimaner des hiesigen Gymnasiums Kuhn, welcher am 31. Jan. einen beim Schlittschuhlaufen in eine Wake gerathenen Mitschüler mit eigener Gefahr die Hand reichte und ihn mit eigener Hand über Wasser hielt, bis weitere Hülfe kommen konnte, ist in Anerkennung dieses Verhaltens von Sr. Kgl. Hoheit dem Großherzoge eine silberne Remontoir=Uhr mit der Allerh. Namenschiffre und der Inschrift "Carl Kuhn Friedland, 31. Jan. 1889" verliehen worden.
- Der Sund ist zugefroren; die dänischen Postdampfer haben wegen des Eises ihre Fahrten auf der Linie=Korför einstellen müssen.
- Prinzessin Bernadotte, die Gemahlin des Prinzen Oskar von Schweden, welcher nach seiner Vermählung mit Fräulein Ebba Munk den Namen eines Prinzen Bernadotte angenommen hat, hat ihrem Gemahl ein Töchterchen geschenkt.
- Ein Telegramm aus Mailand meldet: Prinz Alexander von Battenberg wohnt bereits seit zwei Wochen unter dem Namen Graf Hartenau mit seiner jungen Gemahlin im hiesigen "Hotel Manin", wo beide äußerst zurückgezogen leben. Sie beabsichtigen, am hiesigen Platz eine Wohnung zu miethen, um dauernden Aufenthalt in Mailand zu nehmen.
- In einem Hotel in Kairo sind zwei englische Offiziere Nachts ermordet und beraubt worden.
- Der berühmte Edison in Newyork hat sich während eines Experiments eine schwere Verletzung seiner Augen zugezogen.


Anzeigen.

Bekanntmachung.

Der unterzeichnete Vorstand bringt hiermit unter Bezugnahme auf die diesseitige Bekanntmachung vom 7. November, v. J. wiederholt zur Kenntniß der Genossenschaftsmitglieder:

I. Von jeder Anzeige über einen Unfall, die nach Maßgabe des § 55 des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 der Ortspolizeibehörde erstattet werden muß, ist von Seiten des Betriebsunternehmers oder im Falle seiner Abwesenheit oder Behinderung von dem an seiner Stelle Verpflichteten - § 55 Absatz 3 des erwähnten Gesetzes - gleichzeitig dem Vertrauensmann Mittheilung zu erstatten. § 32 Abs. 1 des Genossenschafts=Statuts.
Im Bedarfsfall werden Formulare zu Unfall=Anzeigen vom Genossenschafts=Büreau, von den Vertrauensmännern und deren Stellvertretern unentgeltlich abgegeben. Außerdem hält vorschriftsmäßig Formulare vorräthig in Schönberg

die Buchhandlung von C. Sievers.

II. Das Genossenschaftsgebiet ist in 24 Vertrauensmannsbezirke eingetheilt. Die Abgrenzung der einzelnen Bezirke sowie die Namen der Vertrauensmänner und deren Stellvertreter sind für die Bezirke 20 bis 24 aus der folgenden Zusammenstellung zu ersehen:
Bezirk 20. Die Stadt und die Vogtei Schönberg sowie das Gut Torisdorf.
Vertrauensmann: Pächter Drews zu Zarnewenz.
Stellvertreter: Hauswirth Behncke zu Menzendorf.
Bezirk 21. Die Vogtei Rupensdorf.
Vertrauensmann: Schulze Hagendorf zu Boitin=Resdorf.
Stellvertreter: Erbpächter Prüß zu Lauen.
Bezirk 22. Die Vogtei Stove.
Vertrauensmann: Pächter Kaiser zu Stove.
Stellvertreter: Schulze Wigger zu Samkow.
Bezirk 23. Die Vogtei Schlagsdorf nebst Domhof und Palmberg bei Ratzeburg.
Vertrauensmann: Schulze Stein zu Rieps.
Stellvertreter: Schulze Hauschild zu Ziethen.
Bezirk 24. Die Vogtei Mannhagen nebst den Gütern Horst und Dodow.
Vertrauensmann: Viceschulze Brüggemann zu Mannhagen.
Stellvertreter: Hauswirth Willhöft zu Walksfelde.
Neubrandenburg, den 23. Februar 1889.

Der Vorstand der Berufsgenossenschaft für die Unfallversicherung der land= und forstwirthschaftlichen Arbeiter des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz.
I. V. A. Pries.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 20 Seite 3]

Holz=Auction Nr. 24.

Am Montag den 11. März, Morgens 9 Uhr, sollen beim Gastwirth Freitag hieselbst nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

Aus dem Rupensdorfer Holze.

    4 Rmet, eichen und eschen Knüppel,
    3 Fuder eichen Kiepenholz,
210 Rmet. buchen Kluft und Knüppel,
  40 Fuder buchen Durchforstholz und Reiser,
  10 Stück fichten Klassenbäume und Stangen,
  64 Rmet. kiefern Kluft und Knüppel.
Das Holz steht am Langberg, Försterkoppel, Sülsdorfer Tannen und ist numerirt von 745 bis 920.
Schönberg, den 3. März 1889.

Der Oberförster.       
C. Hottelet.            


Holz=Auction Nr. 25.

Am Mittwoch, den 13. März, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Thies zu Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

1. Aus dem Schlagbrügger Holze:

    4 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
    5 Rmet. buchen Kluft II. Cl.
  71 Rmet. Nadelholz Kluft, Olm u. Knüppel.

2. Aus dem Bahlen.

  13 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
    3 Rmet. buchen Olm.
    2 Rmet. Fauleschen Kluft I. Cl.
  52 Rmet. Nadelholz Kluft, Olm u. Knüppel.

3. Aus dem Garnseerholze.

    2 Rmet. eichen Kluft II. Cl. u. Knüppel.
    2 Rmet. buchen Kluft II. Cl. u. Knüppel.
    3 Rmet. fauleschen Kluft u. Knüppel.
    2 Rmet. birken Kluft.
  60 Rmet. kiefern Kluft I. Cl.
195 Rmet. Nadelholz Kluft, Olm u. Knüppel.
Schönberg, den 1. März 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Per comptant.
Einige neue complete Betten 27 M. pr. Stück.
Lübeck, obere Hüxstraße 6 1 Etag.


Alle diejenigen, welche noch Forderungen haben an meinen verstorbenen Mann, den

Rentier F. Eckmann,
wollen ihre Ansprüche schriftlich einreichen bis zum 1. April d. J.

                                                    Marie Eckmann Wwe.,
                                                    geb. Robrahn.


Alle diejenigen, welche an den Nachlaß des Käthners Hans Joachim Sass zu Schlagdorf noch Forderungen haben, ersuche ich als Vormund der Saß'schen Minorennen, solche bis zum 20. d. M. bei mir anzumelden.
Gleichzeitig ersuche ich die etwaigen Schuldner, ihre Forderungen an mich zu begleichen.
Schlagsdorf, den 7. März 1889.

Hauswirth Joachim Ollmann.       


Dabersche und gelbe Kartoffeln
empfiehlt zu billigen Preisen                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Pferd                          Pferd

In Hof Wahrsow bei Lüdersdorf deckt ein starker dänischer Fuchshengst, 7 Jahre alt, mit weißen Mähnen und Schweif und vorzüglichem Gangwerk fremde Stuten gegen ein Deckgeld von 11 M., welche bei der ersten Zuführung zu entrichten sind. Der Hengst ist 4 mal in Schleswig gekört.

Hof Wahrsow.                                                     G. Hörcher.


Eine Partie guten                                                    
Dachreth
steht zu verkaufen bei                                                    
                                                    Fritz Retelsdorf, Fischer,
Ratzeburg.


Zum sofortigen Antritt wird                                                    
ein Arbeitsmann
gesucht, der mit Pferden umzugehen versteht.                                                    
                                                    Graf Eyben.


Nach Lübeck ein Mädchen für Küche Hausarbeit und Wäsche und ein Stubenmädchen, das auch Handarbeit kann, zu 1. Mai.

                                                    Lübeck, Johannisstr. 64.


Inventur-
Ausverkauf
bis 15. März
Eine Partie Kleiderzeuge,
Buckskins & vorigjähr. Mäntel etc.
Diverse Reste.
Preise sehr billig.
                                                    Wilhelm Oldenburg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 20 Seite 4]

Einem geehrten Publikum empfehle meine fertigen                          
Schuh-Waaren
in sehr großer Auswahl zu nachstehend verzeichneten, billigen Preisen.                          

Für Herren:

Ein Paar Halbstiefel von gutem Roßleder mit Doppelsohlen, an 10 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Halbstiefel von gutem Rindleder, an 7 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Stiefeletten von sehr gutem Roßleder 10 Mark - Pfg.
Ein Paar Zugschuhe von sehr gutem Roßleder 7 Mark - Pfg.
Ein Paar Schnürschuhe von gutem Roßleder 7 Mark - Pfg.

Für Damen:

Ein Paar Stiefeletten von Glacee mit Lackblatt 9 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Stiefeletten von Roßleder mit Lackblatt 7 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Stiefeletten von feinstem Roßleder 7 Mark - Pfg.
Ein Paar Stiefeletten von Lasting mit Lackkappe 5 Mark - Pfg.
Ein Paar Promenadenschuhe mit Lackblatt 6 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Promenadenschuhe, Lasting mit Zug 3 Mark 25 Pfg.
Ein Paar Hausschuhe, Lasting mit hohen Absätzen 3 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Hausschuhe von gutem Roßleder 4 Mark - Pfg.
Ein Paar Lederpantoffel von 2 Mark und 2 Mark 50 Pfg.
Tanzschuhe in verschiedenen Preislagen.
Ein Paar Konfirmanden=Stiefeletten von gutem Roßleder, an 5 Mark - Pfg.
Ein Paar Konfirmanden=Stiefeletten mit Lackblatt, an 6 Mark 50 Pfg.
Ein Paar Knabenstiefel mit Falten und Lackstulpen, an 5 Mark - Pfg.
Kinderstiefel habe circa 200 Paar auf Lager, in sehr verschiedenen Mustern und durchaus guter Waare, sehr billig und zwar von 60 Pfg. an.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    J. W. Hundt, Schuhmachermeister.


Fortsetzung unsers großen
Inventur - Ausverkauf
einschließlich sämmtlicher Artikel unseres ganzen Lagers zu allerbilligsten Preisen.
                                                    Gebrüder Burchard.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Außerordentliche Versammlung

am Sonntag, den 10. März d. J., Nachmittags 3 Uhr im Vereinslocal.

Tagesordnung:

Aufbringung eines Geldbeitrags zur Errichtung eines Denkmals für weiland Se. Majestät den hochseligen Kaiser Wilhelm I. auf dem Kyffhäuser.

                                                                              Der Vorstand.


Sonnabend, den 9. März,
Anstich von
Rostocker Bier.
                                                    W. Maass.


Bestes Weizenmehl, Roggen-, Fein- und Grobmehl, Buchweizen- Gerst- und Hafergrütze sowie Graupen
empfiehlt in bester Qualität billigst                                                    
                                                    J. W. Hagen,
                                                    Bäckerei und Mehlhandlung.


Gesucht sofort oder Ostern d. J. ein Hypothekenposten von 2000 Mark für eine Bauernstelle im hiesigen Fürstenthum.

Näheres bei                                                     Wilh. Heincke.


Eintragungen in die Standesamts=Register der Gemeinde Carlow.
Vom Februar bis März 1889.

a. Geboren:

Ein unehelicher Sohn zu Klocksdorf.
Dem Büdner=Anerben Heinrich Wienck zu Samkow ein S.
Dem Maurergesellen Joachim Benthien zu Kl. Pogez eine T.
Dem Schlossermeister Peter Bruhn zu Carlow ein S.
Dem Böttchermeister Heinrich Holst zu Pogez ein S.

b. Eheschließungen:

Der Bauaufseher Johann Friedrich Wilhelm Schulze zu Hamburg mit Anna Dorothea Wiencke zu Carlow.
Der Büdner=Anerbe Joachim Heinrich Maaß zu Schaddingsdorf mit Catharina Maria Luise Hamann zu Carlow.

c. Gestorben:

Luise Catharina Bohn, Fischertochter zu Klocksdorf 20 J. 10 M.
Elise Maria Kaven zu Pogez, 5 M. alt.
Wittwe Catharina Engel Bruhn geb. Parbs zu Klocksdorf. 83 J. 9 M. alt.


Kirchliche Nachrichten
Sonntag, den 10. März.

      Vormittagskirche: Pastor Langbein.
      Abendkirche (6 Uhr): Pastor Kaempffer.
        Amtswoche: Pastor Langbein


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,7 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,5 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 10.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 20 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 20 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 8. März 1889.


- Die kaiserliche Yacht "Hohenzollern" wird künftig dauernd zur Verfügung des Kaisers gehalten werden. Sie wird besetzt mit 135 Mann Unterpersonal, Leute von tadelloser Führung, die aus allen Marinetheilen ausgesucht werden.
- Eine linke Hand hat Berlin in eine gewisse Aufregung gebracht. Sie ist am abschüssigen Rand des Schiffsbauerdamms im Schnee von Kindern gefunden und offenbar einem lebenden Menschen mit scharfem Beil abgehauen worden. Sie ist durch Schnee und Frost so zugerichtet, daß sogar die Aerzte noch nicht mit Sicherheit feststellen konnten, ob sie einem Mann oder einer Frau angehört hat. Es ist eine Arbeitshand. Die ganze Polizei vom obersten Chef an war auf der Stelle, auch der Criminalkommissar Höfft, dem die Entdeckung vieler dunkler Verbrechen nachgerühmt wird. Ein Leichnam ist noch nicht aufgefunden worden. Die Criminalpolizei hat aber erfahren, daß im Corridor eines Hauses am Schiffsbauerdamm Blutspuren aufgefunden worden sind.
- Aus dem Ausschußzimmer der Berliner Studentenschaft sind aus dem dort eingemauerten Geldschrank 2000 M., der gesammte Baarbestand, gestohlen worden.
- Die mit dem zweiten Hauptgewinn der Kölner Dombau=Lotterie beglückte Berliner Küchenfee weiß sich, obwohl sie weder jung noch schön ist, vor Heirathsanträgen kaum zu lassen, seitdem ihr Glück bekannt geworden ist. Die Zahl dieser Anträge beträgt bereits über ein halbes Hundert, und unter den Freiern befinden sich nicht blos Männer aus dem dienenden Stande, sondern auch solche, die als "höhere Partie" gelten könnten. Dem Mädchen selbst hat der Gewinn den Kopf vollständig verdreht: anstatt Petroleum gießt sie Essig oder andere Flüssigkeit in die Lampen, statt des Waschgeschirres bringt sie Milchtöpfe, und namentlich beim Kochen, das ihre spezielle Aufgabe ist, hat sie seitdem wiederholt alle mögliche Verwirrung angerichtet.
- Alle Predigtamts=Kandidaten, oder schon im Amt stehende Prediger, welche im Heer mit der Waffe gedient haben und noch der Reserve angehören, sollen im Lauf dieses Jahres zu einer vierwöchentlichen Uebung in einem Militärlazaret einer der größeren Garnisonstädte eingezogen, werden, um in der Krankenpflege ausgebildet zu werden.
- Streuen wir nicht nur Futter für die Vögel, sondern auch Sand und Asche für die Menschen auf den Bürgersteigen. An dem einen Tag heut lesen wir aus vielen Orten von Arm= und Beinbrüchen auf dem unbestreuten Trottoir und von Strafen und peinlichen kostspieligen Prozessen, die in Folge dieser Unglücksfälle anhängig gemacht worden sind. Die meisten Verunglückten begnügen sich nicht mit den Polizeistrafen, sondern verlangen Ersatz der Kurkosten u. s. w.
- Bei einem Landmann am Absteig bei Marne (Holstein) wollte vor einigen Abenden das Dienstmädchen ein Streichholz entzünden, wobei sie aus Unvorsichtigkeit ein Gefäß mit kochend heißer Milch umstieß, so daß sich der Inhalt über ein in einem danebenstehenden Wagen liegendes 1/4jähriges Kind ergoß, das total verbrannt wurde und nach anderthalb Tagen unter furchtbaren Qualen starb.
- Seit Dienstag wurde die aus Weixdorf gebürtige Hebamme Opitz in Dresden vermißt. Jetzt fand man ihre Leiche mit Schnee bedeckt einige 20 Meter von der Straße zwischen Laura und Grünberg. Ein um den Hals geschlungener Strick deutete auf Erdrosselung. Durch die begleitenden Umstände ist ein Selbstmord vollständig ausgeschlossen, auch die Annahme eines Raubmordes ist unwahrscheinlich; man vermutet vielmehr einen Mord aus Rache.
- In Nürnberg ist am 2. März unter Schnee und Sturm eine Nachtigall eingetroffen, Frau Pauline Lucca, die berühmte und originelle Sängerin.
- In Franken wurde vor 1200 Jahren durch Bischof Kilian das Christenthum eingeführt. Zu Ehren dieses Jubiläums wird in Würzburg unter Theilnahme sämmtlicher bayrischen Bischöfe und des Bischofs von Fulda eine große Feier stattfinden.
- Kaiser Franz Joseph hat beschlossen, das Jagdschlößchen Mayerling vom Erdboden verschwinden zu lassen und einen Eichenwald an dessen Stelle anzulegen. Wald und Grund gehen, wie bekannt, in das Eigenthum des Stiftes Heiligenkreuz über.
- Der Anfall auf den Geldbriefträger Hager in Wien zeigt ein neues Beispiel, daß das Amt eines Briefträgers, namentlich in Großstädten, kein harm= und gefahrloses ist. Der Briefträger erzählt den Vorfall so: "Auf meine Frage an die Hausfrau : "Wohnt Herr Friedrich Meixner hier?" antwortete ein junger Mann, aus der Thüre tretend, "Ja, hier bin ich." Er mußte mich erwartet haben. Vor einem Sofa in dem halbdunklen Zimmer stand ein kleiner Tisch, auf welchem Herr Meixner das Rezepisse, das ich ihm gereicht hatte, unterschrieb. In dem Augenblick, als ich ihm den Geldbrief reichen und das Rezepisse entgegennehmen wollte, flog mir eine rothe Wolke ins Gesicht, ich verspürte heftige Brennen und erhielt gleichzeitig einen Stoß, der mich auf das Sopha warf. Der Räuber stürzte sich auf mich und würgte mich, ich hatte mir aber den Paprika aus den Augen gerieben und faßte den Burschen an der Kehle und schleuderte ihn zurück. Ich konnte nun aufspringen und glaubte schon seiner Herr zu sein, als hinter einem Hängekasten hervor, der neben dem Sofa stand und dessen Thür offen gewesen war, ein zweiter Bursche hervorsprang und seinem Kameraden zu Hilfe eilte. Ich hatte mich unterdes der Thür genähert und schrie, so laut ich nur konnte, um Hülfe. Den angeblichen Meixner hielt ich beim Genick fest und schließlich bemühten sich Beide, von mir los zu kommen. Sie ergriffen die Flucht, ich lief ihnen schreiend nach, und vor dem Hausthor auf der Straße wurden sie von Schneeschauflern und Passanten angehalten, und nachdem ich ihnen den Sachverhalt rasch erzählt, auf die Polizeiwachstube in der Postgasse gebracht. Ich eilte in das Haus in die Wohnung zurück, wo jetzt die Frau Korzak, Herr Bennicz und viele Hausleute versammelt waren, die erst mein Schreien auf der Stiege gehört hatten. Auf dem Sofa fand ich zerstreut eine Anzahl Geldbriefe, die während des Kampfes aus meiner Tasche gefallen waren. Ich begab mich sofort zur Postdirection, um die Anzeige von dem Raubversuch zu erstatten." Soweit die Erzählung des Briefträgers. Bei der Postdirection wurde konstatirt, daß von den 50-51 Geldbriefen im Werth von 80 000 Gulden keiner fehlte. Die beiden Verbrecher sind stellenlose Gehülfen.


Maria Stuart.
Novelle von Robert Hessen.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 20 Seite 6]

Maria Stuart.
[Fortsetzung.]


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD