No. 19
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. März
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 19 Seite 1]

Wenn in Preußen ein Offizier oder ein höherer Beamter seinen Abschied erhält, so empfängt er einen "blauen Brief", d. h. ein Schreiben in blauem Umschlag, worin ihm unter huldvollem Dank für geleistete Dienste seine Verabschiedung mitgetheilt wird. In den letzten Monaten ist ein wahrer Platzregen solcher Briefe über die Armee ergangen. Von den höchsten Generalstabsoffizieren angefangen bis herab zum Compagnieführer trafen die gefürchteten blauen Briefe ein. Das Ergebniß ist eine außerordentlich durchgreifende Verjüngung der Armee in ihren leitenden Kräften. Von den 14 Corpskommandanten sind nur die 6 jüngsten auf ihrem Posten verblieben, 8 neue wurden berufen. Im Ganzen wurden ungefähr 60 Generale und 150 hohe Stabsoffiziere aller Waffengattungen verabschiedet. Das riesige Schlachtschwert des deutschen Reiches, sein Heer, ist in aller Stille frisch geschärft worden. Der hochbetagte Kaiser Wilhelm I. wollte keine neuen Gesichter mehr sehen und mochte sich nicht von seinen alten lieben Waffengefährten der großen siegreichen Kriegszüge trennen. Er meinte, es sei noch Zeit genug, wenn sein Nachfolger "frisches Blut" in das Heer bringe. Der junge Kaiser hat sich dieser Aufgabe unterzogen und durch sie ist das deutsche Heer, wenn man so sagen darf, wieder jung geworden. Graf Moltke hat s. Z. seinen Abschied selber nachgesucht, indem er sagte, ein Generalstabschef muß noch sein Pferd besteigen können, und das kann ich nicht mehr.
Ueber den verhängnißvollen 18. März 1848 in Berlin lagert heute noch manches Dunkel, namentlich darüber wird gestritten, wer den Befehl zum Rückzug aus Berlin gegeben habe. Fürst Bismarck erzählte dieser Tage beim parlamentarischen Diner, der Befehl zum Rückzug sei am 19. März vom damaligen Minister von Bodelschwingh "veranlaßt" worden, dieser habe den Erlaß "an meine lieben Berliner" durchgesetzt und sei dann mit demselben zum General v. Prittwitz hinunter gegangen und habe diesen angesichts desselben zum Rückzug veranlaßt. Prittwitz, fuhr Bismarck fort, sei einige Tage darauf zu ihm, Bismarck, gekommen und habe gefragt, wie er sich in jener Lage verhalten haben würde, und er habe geantwortet man komme ja klüger vom Rathhaus zurück als man hingegangen sei, aber er würde an Stelle des Herrn v. Prittwitz sicher einem Unteroffizier befohlen haben, den Civilisten (Bodelschwingh) so lange in Verwahr zu nehmen, bis er seine militärischen Maßnahmen durchgeführt haben werde.
In dem dem Bundesrath zugegangenen Nachtragsetat, der 22 Millionen beträgt, sind auch die 2 Millionen für Ostafrika mit inbegriffen. Von denselben kommen 800 000 Mark noch auf den laufenden Etat, der Rest auf den nächsten.
Das neue deutsche kleinkalibrige Repetiergewehr, welches in der österreichischen Waffenfabrik zu Steyr hergestellt werden soll, weicht in der Construktion etwas von derjenigen des österreichischen ab. Diese Differenz erstreckt sich aber weniger auf den Mechanismus, Kaliber und Munition, als auf eine in den beiden Gewehren etwas verschiedenartige Unterbringung des Patronenmagazins, welche durch die verschiedene Art bedingt ist, in welcher das Gewehr in der deutschen und österreichischen Armee von der Mannschaft getragen wird.
Eine neue Probe des Mantelriemens kommt demnächst in der preußischen Armee zur Einführung.
Die Hauptleute der Fußartillerie rücken von jetzt ab in das Gehalt 1. Classe nach dem Dienstalter innerhalb der Waffe, statt wie bisher im Regiment auf.
Amtliche Wiener Blätter bestätigen nunmehr den Abschluß eines Vertrages zwischen dem deutschen Reiche und der österreichische Waffenfabrik in Steyr. Letztere hat bis 1890 250 000 neue Repetiergewehre zu liefern. Eine zweite Bestellung von 400 000 Stück steht in Aussicht.
Einer Anzahl von Offizieren und Mannschaften des vor Samoa liegenden deutschen Geschwaders sind Ordensauszeichnungen verliehen worden. Der Kaiser hat dazu folgenden Erlaß an den Chef der Admiralität gerichtet: "Ich freue mich, aus den mir vorgelegten Berichten über das Gefecht bei Apia am 18. December v. J. entnehmen zu können, daß Offiziere und Mannschaften sich im Gefecht tadellos und des Geistes und der Tradition meiner Marine würdig gefühlt haben. Ich habe mich daher veranlaßt gesehen, einer Anzahl von Offizieren und Mannschaften meiner Kreuzer=Korvette "Olga", meines Kreuzers "Adler" und meines Kanonenbootes "Eber" Auszeichnungen zu theil werden zu lassen und beauftrage Sie auch allen übrigen, an den Gefechten betheiligt gewesenen Offizieren und Mannschaften meine Anerkennung für ihr gutes Verhalten auszusprechen. Berlin, den 21. Februar 1889. gez. Wilhelm I. R."
Das deutsche Schulgeschwader, welches nach den Samoa Inseln unterwegs ist besteht bekanntlich aus den Kreuzerfregatten "Stosch" (Flaggschiff), "Charlotte", "Gneisenau" und "Moltke", und steht unter dem Befehl des Contreadmirals Hollmann. "Stosch", Gneisenau" und "Moltke" sind Schwesterschiffe von je 16 15=Centimeter=Geschützen, 2500 Pferdekräften und 403 Mann Besatzung, während die "Charlotte" als neueste Kreuzerfregatte unserer Marine 18 l5=Centimetergeschütze, 3000 Pferdekräfte und 427 Mann Besatzung hat. Sämmtliche Schiffe sind außerdem mit 6-8 Revolvergeschützen und Torpedoausrüstung armiert. Das Geschwader, welches bisher zur Ausbildung neuer Mannschaften und zu diplomatischen Diensten Verwendung fand, ist vollständig mobil und bildet eine nicht zu unterschätzende Streitmacht.
Ueber die Kämpfe, die am 21. Januar in Bagamoyo und am 25. Januar in Dar=es=Salaam stattgefunden haben, veröffentlicht die "Norddeutsche

[ => Original lesen: 1889 Nr. 19 Seite 2]

Allgemeine Zeitung" jetzt die offiziösen Berichte, aus denen hervorgeht, daß besonders bei dem letzteren von den Arabern der größte Theil entweder getödtet oder doch kampfunfähig gemacht worden ist. In Folge dessen soll unter den Arabern große Niedergeschlagenheit herrschen, die durch das vom Sultan erlassene Verbot der Einfuhr von Waffen noch vermehrt werde. Der am Dienstag in Sansibar eingetroffene Dampfer "Schwan", der sämmtliches Gepäck des Hauptmanns Wißmann und seiner Expeditionsmannschaften enthalten hat, ist alsbald nach Bagamoyo weitergesegelt. Der Dampfer "Martha" wird in Neapel den Pr.=Lieutenant v. Gravenreuth und an der ägyptischen Küste die von Wißmann dort angeworbenen Mannschaften aufnehmen. Die am 13. Januar bei dem Ueberfall der Missionsstation Pugu durch die Araber gefangen genommenen 3 Missionare und die Schwester Benedikta, die Oberin der Station, sind nun endlich nach wochenlangen Unterhandlungen in Freiheit gesetzt worden und nach Sansibar zurückgekehrt.
Die französische Regierung hat nun endlich den Muth gefunden, die Patriotenliga aufzulösen. Die direkte Veranlassung dazu scheint der Protest gewesen zu sein, welchen die Liga am Mittwoch Abend wegen der Beschießung der Aschiuow'schen Expedition gegen die Regierung gerichtet hat. Die Versammlung hat außerdem der befreundeten russischen Nation ihr Beileid bezeugt und eine Subskription für die Opfer des "Brudermordes" mit einem Beitrag von 1000 Fr. eröffnet. Die Boulangisten werden die Liga wahrscheinlich unter anderem Namen neu zu bilden versuchen. Wahrlich ein schlechter Dank für die unausgesetzten Bemühungen der Patriotenliga, Frankreich für die Tage der Revanche den russischen Beistand zu sichern! Die Regierung gedenkt auch mit den Säulen des Boulangismus kurzen Prozeß zu machen, denn nach der neuesten Meldung wird sie in der Kammer die Ermächtigung zur Verfolgung Laguerres nachsuchen, welcher gleichfalls in einem Manifest gegen die Maßregelung Aschinoffs Protest erhoben hat.
Rußland kommt mit einer neuen Anleihe. Ein Vertrag auf Emission von 700 Millionen Rubel vierprozentiger Rente ist soeben unterzeichnet worden. Wann die Ausgabe erfolgt, ist noch nicht bekannt.
Aus Petersburg verlautet gerüchtweise von einer Liebesgeschichte, wonach sich der Thronfolger Großfürst Nikolaus in die liebliche Prinzessin Helene von Montenegro so heftig verliebt haben soll, daß er nur sie heiraten will, und die geplante Verbindung mit der Prinzessin Alix von Hessen vorläufig als gescheitert zu betrachten ist. Der Thronfolger hat keine andere Erklärung gegen diese Heirath vorzubringen als: "Entweder die Prinzessin Helene von Montenegro oder gar keine." Der Kaiser Alexander soll daraufhin verfügt haben, in Anbetracht der großen Jugend des Thronfolgers vorerst 2 Jahre lang jedes Heirathsprojekt ruhen zu lassen. Die Prinzessin Helene von Montenegro ist erst 16 Jahre alt.
Der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, General Harrison, ist am Montag mit Kind und Kegel und begleitet von zahlreichen Freunden von Indianopolis in einem Sonderzug nach Washington abgereist und dort auch glücklich angelangt. Am nächsten Montag findet die feierliche Amtseinführung des neuen Präsidenten statt. Ueberall auf seiner Reise wurde er von großen Volksmengen freudig begrüßt. Der Wittwe des vor mehreren Monaten verstorbenen Generals Sheridan hat der Congreß eine Jahrespension von 2500 Dollars ausgesetzt.
- Auf die Anfrage einer Innung in Kattowitz an den Fürsten Bismarck in seiner Eigenschaft als Handelsminister, ob Nicht=Innungsmitglieder den Meistertitel führen dürfen, hat Fürst Bismarck in einem Schreiben an die Oppelner Regierung entschieden, daß Nicht=Innungsmitglieder allerdings den Meistertitel führen, nicht aber sich die Bezeichnung Innungsmeister beilegen dürfen.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Selmsdorf sub Nr. 68 belegene Büdnerstelle c. p. des Schlossermeisters Heinrich Schlatow daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte au diesem Geldstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 27. April 1889,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 7. Februar 1889.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Holz=Auction Nr. 23.

Am Mittwoch, den 6. März, Morgens 10 Uhr, fallen beim Gastwirth Reimers zu Schlagsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

1. Aus dem Steinort.

  1 eichen Stange I. Cl.,
  2 Rmet. eichen Kluft und Knüppel,
16 Rmet. buchen Kluft I. Cl.,
73 Rmet. buchen Kluft II. Cl. und Olm,
  7 Fuder buchen Pollholz.

2. Aus der Rabenwiese.

25 Rmet. ellern Knüppel.

3. Aus dem Seebruch.

  2 Rmet. eichen Knüppel,
  2 Fuder eichen Durchforstholz II. Cl.,
  7 Rmet. buchen Kluft II und Olm,
  9 Fuder buchen Durchforstholz,
  5 Rmet. ellern Knüppel,
  2 kiefern resp. fichten Blöcke.

4. Aus dem Seebruch.

24 Stück eichen Stangen I. und II. Cl.,
  2 Rmet. eichen Kluft II. Cl.,
12 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.,
  7 Rmet. buchen Knüppel,
23 Fuder buchen Durchforstholz I. und II. Cl.,
  2 Rmet. Nadelholz Kluft.
Schönberg, den 24. Februar 1889.

Der Oberförster.       
C. Hottelet.            


Holz=Auction Nr. 24.

Am Montag den 11. März, Morgens 9 Uhr, sollen beim Gastwirth Freitag hieselbst nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

Aus dem Rupensdorfer Holze.

    4 Rmet, eichen und eschen Knüppel,
    3 Fuder eichen Kiepenholz,
210 Rmet. buchen Kluft und Knüppel,
  40 Fuder buchen Durchforstholz und Reiser,
  10 Stück fichten Klassenbäume und Stangen,
  64 Rmet. kiefern Kluft und Knüppel.
Das Holz steht am Langberg, Försterkoppel, Sülsdorfer Tannen und ist numerirt von 745 bis 920.
Schönberg, den 3. März 1889.

Der Oberförster.       
C. Hottelet.            


Holz=Auction Nr. 25.

Am Mittwoch, den 13. März, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Thies zu Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

1. Aus dem Schlagbrügger Holze:

    4 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
    5 Rmet. buchen Kluft II. Cl.
  71 Rmet. Nadelholz Kluft, Olm u. Knüppel.

2. Aus dem Bahlen.

  13 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
    3 Rmet. buchen Olm.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 19 Seite 3]

    2 Rmet. Fauleschen Kluft I. Cl.
  52 Rmet. Nadelholz Kluft, Olm u. Knüppel.

3. Aus dem Garnseerholze.

    2 Rmet. eichen Kluft II. Cl. u. Knüppel.
    2 Rmet. buchen Kluft II. Cl. u. Knüppel.
    3 Rmet. fauleschen Kluft u. Knüppel.
    2 Rmet. birken Kluft.
  60 Rmet. kiefern Kluft I. Cl.
195 Rmet. Nadelholz Kluft, Olm u. Knüppel.
Schönberg, den 1. März 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Am Mittwoch, den 6. März d. J., Vormittags 10 Uhr, sollen in Schönberg:

1 Sopha, 1 Eckschrank, 1 runder Tisch, 3 Stück viereckige Tische, 1 Klavier und 1 Regulator
öffentlich meistbietend verkauft werden.
Versammlungsort der Käufer beim Gastwirth Boye in Schönberg.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       


In nächster Zeit lasse ich mich in                          
Ratzeburg als                          
Thierarzt
nieder.                                                    Conrad Deupser.


Brillen
mit fein geschliffenen Gläsern

sind jetzt zu 50 Pfennig (Mecklenburg)., 75Pfennig (Mecklenburg)., 1 M., 1,25 M., 1,50 M., 2 M. und 2,50 M. wieder vorräthig, sowie

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von                                                     C. Schwedt.


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Emaill. Kochtöpfe von Eisenblech, die im Gebrauch schadhaft geworden sind, werden in kurzer Zeit reparirt und neu emaillirt. Probemuster steht zur Ansicht. Die Besorgung übernimmt

Schönberg.                                                     J. Ludw. D. Petersen.


Pr. gelbe Eßkartoffel,
ab Keller, hat abzugeben                                                    
                                                    J. H. Freitag.


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Zu Ostern wird auf Hof Neuhof ein
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                                                    Staeding.


Zu Ostern suche ich einen                          
Knecht
oder erwachsen Jungen.                          
                                                    Schulze Lohse Törpt.


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[ => Original lesen: 1889 Nr. 19 Seite 4]

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                                                    Gebrüder Burchard.


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Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin.
Vierte Fremden=Abonnements=Vorstellung für die Abtheilung II.
am Mittwoch, den 6. März 1889:
Das Käthchen von Heilbronn.
Schauspiel in 5 Aufzügen von H. von Kleist.
Anfang 6 Uhr.      Ende 9 1/4 Uhr.
Schwerin, den 1. Februar 1889.
                          Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Stadt Lübeck.
Am Donnerstag, den 7. März großes
Fastnachts-Concert
mit nachfolgendem Ball
Es ladet ergebenst ein                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Am Dienstag den 5. und Mittwoch den 6. März                          
Tanz=Musik,
wozu freundlichst einladet                                    
Selmsdorf.                                                     J. Michaelsen.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Außerordentliche Versammlung

am Sonntag, den 10. März d. J., Nachmittags 3 Uhr im Vereinslocal.

Tagesordnung:

Aufbringung eines Geldbeitrags zur Errichtung eines Denkmals für weiland Se. Majestät den hochseligen Kaiser Wilhelm I. auf dem Kyffhäuser.

                                                                              Der Vorstand.


Am Sonntag Nachmittag 2 Uhr endete der liebe Gott durch einen sanften Tod die Leiden unseres lieben Vaters und Schwiegervaters, des früheren Schullehrers in Gr. Siemz, Johann Maass, im 89. Lebensjahre. Betrauert von

den hinterbliebenen Kindern u. Schwiegerkindern.

Die Beerdigung findet am Donnerstag den 7. März Nachmittags 2 1/2 Uhr auf dem alten Kirchhofe zu Schönberg statt.


Gesucht sofort oder Ostern d. J. ein Hypothekenposten von 2000 Mark für eine Bauernstelle im hiesigen Fürstenthum.

Näheres bei                                                     Wilh. Heincke.


Es hat dem Allmächtigen gefallen, unsern theuren Friedrich heute Abend nach langen schweren Leiden im 18. Jahre seines Lebens zu sich in sein Himmelreich zu rufen. Um stilles Beileid bitten die tiefbetrübten Eltern
Grieben, den 3. März 1889.

                                                    Heinr. Roxin und Frau
                                                    geb. Bruhn.

Die Beerdigung findet am Freitag, den 8. d. M., Mittags 12 Uhr, vom Sterbehause aus in Lübsee statt.


Die bei dem Tode und der Beerdigung des heimgegangenen Rechtsanwalts

Theodor Friedrich Kindler

der trauernden Familie aus allen Ständen entgegengebrachte Theilnahme hat sich in so zahlreichen Zeichen bethätigt, daß wir bitten. statt den Einzelnen gegenüber in dieser öffentlichen Weise und in Einem für Wort und Schrift und Schmuck und Geleit unsern Dank darbringen zu dürfen.
Demern den 1. März 1889.

G. Fischer, Pastor.       


Für die vielfachen Beweise der Theilnahme während der Krankheit und bei der Beerdigung unseres lieben Vaters des Bäckermeisters J. P. Hinzelmann sagen ihren tiefgefühlten Dank

die Hinterbliebenen.       


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,7 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,5 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 19 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 19 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 5. März 1889.


Die Civilliste des deutschen Kaisers.

Der hochbetagte Kaiser Wilhelm I. lebte bekanntlich sehr einfach. Für seine eigene Person hatte er kaum den Etat eines wohlhabenden Kaufmanns. Er war kein Feinschmecker, der auf theure Küche und feinste Weine sah. Ein Gläschen Champagner, ein Schluck guten Rheinweins, dieser allerdings mußte sehr gut sein, ein frisch gekochter Hummer waren der Gipfelpunkt seiner leiblichen Genüsse. Daß eine gute Havannah=Cigarre etwas ganz außerordentlich Angenehmes für einen verwöhnten Menschen sein kann, war ihm ganz unfaßbar, denn er rauchte niemals und verstand nie, welchen Genuß seine beiden großen Mitarbeiter Bismarck und Moltke am lieben Rauchkraut finden konnten. Hatte der Kaiser Gäste bei sich, dann zündete er sich nach der Tafel eine leichte Cigarette an, um damit kundzugeben, daß nun auch in seiner Gegenwart Rauchfreiheit herrsche. Sobald aber die Nächstsitzenden ihren "Glimmstengel" in Brand gesteckt hatten, legte er schleunigst seinen eigenen Papyros fort. Das machte in der Gesellschaft manches Vergnügen, denn sein Sohn, der verstorbene Kaiser Friedrich, und ebenso sein Neffe, der kriegsberühmte Prinz Friedrich Karl, waren ungeheuere Raucher. Ihnen ging Pfeife oder Cigarre niemals aus, weder im Feldlager noch im Privatzimmer. Auch der jetzige Kaiser weiß ein gutes Kraut zu würdigen, aber in Mäßigkeit. Der alte Kaiser Wilhelm war außerdem ein Herr, der jedem äußeren Prunk abhold war. Das brachte wohl Alter und Gewohnheit mit sich. Er baute von Zeit zu Zeit, weil er mußte, da es sich nach seiner Meinung schickte, daß ein Herrscher auch etwas ausgebe. Er befahl auch gelegentlich größere Hoffeste, aber er sah dabei, ohne ein Knicker zu sein, auf Sparsamkeit. Je älter er wurde, um so eingeschränkter wurden naturgemäß die öffentlichen Hoffestlichkeiten und besonders in den letzten Jahren vermißte die Berliner Geschäftswelt die Anregung des Hofes zu größeren Festen sehr stark. Kaiser Friedrich, der damals noch Kronprinz war, machte auch nur geringen Aufwand. Er hatte kein Geld dazu übrig, im Gegentheil, man munkelte manchmal davon, daß er Schulden machen müsse, wenn er ein größere Haus führen wolle. Seine Gemahlin war allerdings eine vortreffliche Wirthin und hatte strenges Rechnen von ihrer Frau Mama, der englischen Königin Victoria gelernt. Man machte ihr sogar häufig den Vorwurf sie rechne als fürstliche Dame gar zu genau. Sie wußte aber just gut hauszuhalten und daß war für sie die Hauptsache. Auch unter dem kurzen Regiment des unglücklichen Kaisers Friedrich verdiente die Berliner Geschäftswelt nicht viel vom Hof. Das brachte leider das Unglück der traurigen Krankheit mit sich.
Der junge Kaiser Wilhelm II. hat nun eine neue Zeit auch für die Geschäftswelt eröffnet. Für seine Person ist er, soweit bis jetzt bekannt, ganz von der spartanischen Einfachheit seines Großvaters Er lebt mäßig und einfach, hat keine kostspieligen Privatneigungen und wirft das Geld nicht zum Fenster hinaus. Aber er hat ersichtlich einen ausgeprägten Sinn für fürstliche Schaustellung nach dem Grundsatz: wer Geld hat, muß es unter die Leute bringen und ein Herrscher muß glänzend auftreten. Auch unter der jetzigen Trauerzeit, die noch Vieles einschränkt, läßt sich dieser Zug bereits erkennen. Natürlich sind die Berliner Gewerbetreibenden darüber nicht böse. Wenn der Hof glanzvoll auftritt, dann muß auch die große Aristokratie und die besitzende Klasse, soweit sie Beziehungen zum Hof hat, das Gleiche thun, und dadurch kommt Geld unter die Leute. Will der Kaiser äußere Pracht zeigen, dann hat er entweder das Hohenzollernsche Privatvermögen in Anspruch zu nehmen, und das ist nicht sehr groß im Verhältniß zu den Familienmitteln anderer europäischer Fürstenfamilien, z. B. der Habsburger, oder er muß einen höheren Kronbetrag erhalten. (Ist vom preußischen Landtag vor kurzem bewilligt.) Als Kaiser von Deutschland bezieht Wilhelm II. nur die geringfügige Summe, welche schon sein Großvater in Form eines "persönlichen Dispositionsfonds" erhielt. Da das Gesetz keine Beisteuer für die Hofhaltung des Kaisers kennt, weil der Kaiser unter den Fürsten nur gewissermaßen der Erste unter Gleichgestellten ist und nicht besondere Bezüge für seine Stellung erhält, so ist der Dispositionsfonds natürlich sehr gering. (800 000 Mark.) Damit kann ein deutscher Kaiser nicht weit kommen und wenn nicht die preußische Civilliste wäre, so stände es sehr schlecht mit dem Geschäft. Hat doch Kaiser Wilhelm I. eines Tages fast die Hälfte seiner Einnahme als deutscher Kaiser zum Besten der Rheinüberschwemmten fortgegeben. Da nun der junge Kaiser Wilhelm II. mehr zu repräsentiren wünscht (und mit Recht, wie die Berliner sagen), so wünschte er eine Erhöhung seiner Einkünfte. Man rechne z. B. nur, was solch ein Empfang kostet, wie vor kurzem derjenige der außerordentlichen Gesandschaft des Sultans von Marokko. Die zwölf kaffeebraunen Herren wurden mit der größten Pracht empfangen und haben für die Berberrosse und Seidenkleider, welche sie als Gaben dem Hof mitbrachten, entsprechende Geschenke nach Marokko zurückgenommen. Der kaiserliche Hausminister sagte also, er brauche mehr Geld, um eine anständige Wirthschaft für seinen kaiserlichen Herrn zu führen. Nun sind zur Zeit auch noch zwei kaiserliche Wittwen standesgemäß auszustatten. In dem Geldbeutel des kgl. Hofes war also eine gewisse Ebbe und deshalb ist beschlossen worden, die Bezüge "des Königs von Preußen" um jährlich 3 1/2 Millionen Mark zu erhöhen.
Bisher betrug die Civilliste für den König von Preußen nicht ganz 12 1/4 Millionen Mark. Fortan werden 15 3/4 Millionen Mark gezahlt werden. Die Erhöhung muß natürlich allein Preußen tragen, obgleich Wilhelm II. hauptsächlich in seiner Eigenschaft als deutscher Kaiser zu der Mehrausgabe gezwungen ist. Bemerkenswerth war gelegentlich der Erörterungen im preußischen Abgeordnetenhaus die Mittheilung des Finanzministers, daß aus dem hohenzollernschen Privatvermögen bereits Ausfälle in der Civilliste haben gedeckt werden müssen.


- Schönberg. Wir hören, daß für die Friedrich=Franz=Eisenbahn eine wesentliche Veränderung des bisherigen Fahrplans schon in nächster Zeit bevorsteht, indem hauptsächlich die hier 12 Uhr Nachts und 5 Uhr Morgens den Ort passirenden Züge wegfallen sollen Dafür soll der Morgens von Hamburg kommende Zug hier 1/2 7 Uhr eintreffen und direct bis Stettin gehen, während von dorther Abends 9 Uhr ein Personenzug eintreffen soll, der bis Hamburg fährt. Die bisherigen Schnellzüge sollen Kourierzüge werden und nicht in Schönberg halten, während die gemischten Züge in ihrer Anzahl unverändert bleiben, jedoch in Bezug auf die Zeit ihrer Ankunft und Abfahrt mehrfache Abänderungen erfahren werden.
- Schönberg. Nach der heutigen Bekanntmachung im Annoncentheil gelangt im Großherzoglichen Hoftheater zu Schwerin als vierte Fremdem Abonnements=Vorstellung für die Abtheilung II. "Das Käthchen von Heilbronn" am 6. ds. Mts. zur Aufführung. Wie wir hören, soll Wagners "Rheingold" demnächst nachfolgen
- Schönberg. Dem Armee=Verordnungsblatt entnehmen wir, daß in diesem Jahre Generalstabsreisen beim I. II. III. IV. VI. VIII. XI. XV. Armee=

[ => Original lesen: 1889 Nr. 19 Seite 6]

korps stattfinden werden und eine Festungsgeneralstabsreise beim V. Armeekorps.
- Schönberg. Wie in vielen Zeitungen zu lesen stand, hatte Se. Majestät der Deutsche Kaiser im vergangenen Jahre nach dem Rekruten=Einstellungstermin sich die größten Rekruten vorstellen lassen und dieselben reichlich beschenkt. Wenn wir nicht irren, waren es derzeit vier Eingestellte, denen diese Ehre widerfuhr. Nun wird uns mitgetheilt, der eine dieser Hünen sei aus dem Fürstenthume Ratzeburg gebürtig, woselbst er in Dorf Zarnewenz als ein jüngerer Sohn des Schulzen Sterly am 5. September 1868 geboren ist und zur Zeit seiner Militairpflicht beim 2. Garde=Regiment z. F. genügt. Ueber seine Körperverhältnisse haben wir erfahren, daß er eine Körperlänge von 1 Meter 93 Centim. 5 Millim., einen Brustumfang von 102/109 Centim. sowie ein Körpergewicht von 97 Kilogr. hat.
- Schönberg. In Schlagsdorf soll eine Telegraphen=Betriebsstelle errichtet und eine Verbindung mit Ratzeburg an der Teilstrecke Ziethen=Schlagsdorf hergestellt werden. Wegen Regelung der durch die Telegraphenstangen entstehenden Beziehungen der Straßenbauverwaltung zu der Reichs=Telegraphenverwaltung sind bereits Anfangs dieses Monats die beiderseitigen Beauftragten, der Landbaumeister Rickmann hieselbst und der Kaiserliche Telegraphen=Inspector Fieker aus Hamburg, in Ratzeburg zusammengetreten. Das dort getroffene Uebereinkommen ist von der Kaiserlichen Oberpostdirection bereits genehmigt worden und bedarf nur noch der Zustimmung der Großherzoglichen Landesregierung zu Neustrelitz, an welcher der Lage der Sache nach nicht gezweifelt wird.
- Schönberg. Wir berichteten unsern Lesern kürzlich, daß am 30. Februar von Bremen aus mit dem Dampfschiff Trave drei Kinder, welche bisher auf Kosten des hiesigen Landarmenverbands verpflegt wurden, von ihrer nach Flatonia in Texas ausgewanderten Mutter, die sich dort inzwischen verheirathet hatte, nachgefordert wurden, die Reise dorthin angetreten haben. Der Schiffs=Expedient Liebers in Bremen macht nun der hiesigen Armenbehörde die Mittheilung, daß die Trave am 1. März glücklich in Newyork angekommen und alle Passagiere, also auch die drei Kinder wohlbehalten gelandet sind. - Bei dieser Gelegenheit wollen wir nicht unerwähnt lassen, daß vom hiesigen Bauhofe demnächst eine ganze Arbeiterfamilie, die ebenfalls in Flatonia in Texas früher ausgewanderte Verwandte ansässig hat, gleichfalls dorthin auszuwandern gedenkt.
- Schönberg. Der Verkehr von wandernden Gesellen und sonstigen Leuten der Landstraße hat für unseren Ort Schönberg nicht abgenommen, sondern sich eher vermehrt. Im Jahre 1886 langten hier an und übernachteten 5526 Wanderer der obenbezeichneten Kategorie, im Jahre 1887 3685 und im Jahre 1888 7272. Angesichts dieser Zahlen, die für sich allein sprechen und denen gegenüber bei der meist tiefen sittlichen Verkommenheit der hier bezielten Gesellschaftsklasse es eines weiteren Commentars nicht bedarf, drängt sich doch die unabweisbare Frage auf, ob Seitens des Publikums noch länger mit Aufrichtung einer Verpflegungsstation gezögert werden darf. Ueberall dort, wo solche bestehen, hat sich deren Zweckmäßigkeit zweifellos herausgestellt, indem man bereits fast immer nach kurzer Zeit eine erhebliche Verminderung des in Frage stehenden Fremdenzuflusses bemerken konnte.
- Die Herzogin Paul von Mecklenburg liegt im Kindbett schwer krank darnieder. Professor Olshausen hat in der Nacht zum Donnerstag, als die kritische Stunde für die hohe Patientin eintrat, sich genöthigt sehen, zu dem schwersten operativen Eingriff zu schreiten, das Kind selbst ist tot, die Operation zwar glücklich verlaufen, indes geben die damit verbundenen Umstände Anlaß zu ernsten Befürchtungen, zumal da die Kräfte der Patientin schon durch ein vorhergegangenes Leiden sehr geschwächt sind. Die Herzogin Paul, geb. Prinzessin Marie zu Windisch=Grätz, geboren 11. Dezember 1856, ist die Tochter des Fürsten Hugo zu Windisch=Grätz und der verstorbenen Fürstin Luise, geborenen Herzogin von Mecklenburg=Schwerin, dieselbe vermählte sich am 5. Mai 1881 mit dem Herzog Paul Friederich von Mecklenburg=Schwerin, dem ältesten Bruder des regierenden Großherzogs. Aus der Ehe sind 3 Kinder entsprossen.
- Die Masern=Epidemie tritt augenblicklich im Fürstenthum Lübeck mit großer Heftigkeit auf. So sind in dem Flecken Ahrensbök, welcher etwa 1800 Einwohner zählt, bereits 20 Kinder an den Masern gestorben; sehr viele liegen noch krank danieder.
- In Alt=Käbelich bei Woldegk erkrankten vor einiger Zeit nach einander sämmtliche Mitglieder der dortigen Krügerfamilie an denselben Krankheitserscheinungen. Der kürzlich erst hinzugezogene Arzt konstatirte Trichinosis. In Fleischproben von einem Vor Wochen geschlachteten Schweine, von dem die Erkrankten gegessen, sind dann auch durch den Fleischbeschauer, eingekapselte und nicht eingekapselte Trichinen gefunden worden.
- In Arbeiterkreisen begrüßt man das Vorhaben des Kaisers, auch einzelnen größeren Fabriketablissements Besuche abzustatten, besonders dankbar, und es geht wie eine freudige Bewegung durch die Berliner Arbeiterwelt, daß der Kaiser ihre "Brotstellen" persönlich inspizieren wolle. Da diese Besuche unangemeldet abgestattet werden sollen, herrscht natürlich auch in den Kreisen der Arbeitgeber eine erwartungsvolle Bewegung.
- Kaiser Wilhelm erhält täglich und durchschnittlich 600 Briefe, er öffnet und liest nur die, deren Handschrift er kennt oder für die er sich wegen der Siegel und Wappen interessirt. Die anderen, meist Hülfsgesuche und dergleichen, gehen an sein Zivilcabinet und werden von diesem beantwortet. Einen besonderen Friseur und Barbier hält sich der Kaiser nicht, frisiren und rasiren muß ihn sein Kammerdiener, der kein (gelernter) Künstler ist, "aber schnell."
- Wie der "Post" aus Kiel berichtet wird, sind bereits am Sonnabend eine englische Geburtshelferin und eine englische Wärterin für das in der Familie des Prinzen Heinrich zu erwartende frohe Ereigniß eingetroffen- Außerdem wird der Direktor der gynäkologischen Klinik, Herr Professor Dr. Werth, bei dem Ereigniß zugegen sein.
- Wichtig für Bienenzüchter. Das preußische Finanzministerium hat die Entscheidung gefällt, daß die Besteuerung der Bienenzucht, wenn sie, wie dies namentlich bei Landschullehrern oft vorkommt, als Liebhaberei und als Nebenbeschäftigung betrieben wird, unzulässig ist.
- Die Steuer= und Wirthschaftsreformer, die gegenwärtig unter Vorsitz des Grafen Wirbach in Berlin ihren alljährlich üblichen Kongreß abhalten, haben als ersten Gegenstand ihrer Verhandlungen den "Arbeitermangel in der Landwirthschaft" eine überaus wichtige Frage besprochen. Die Arbeiternoth, besonders in den östlichen Provinzen Preußens, wurde als so drohend geschildert, daß sie die ordnungsmäßige Bewirthschaftung des Grund und Bodens unmöglich mache. Es wurde schließlich eine Eingabe an den Reichskanzler beschlossen, daß in allen hier in Frage kommenden Landestheilen Deutschlands ungesäumt darauf bezügliche Erhebungen vorgenommen werden.
- Professor Josef Joachim, der berühmte Meister des Geigenspieles, beging am Freitag sein 50jähriges Künstlerjubiläum. Am 1. März 1839 spielte er zum ersten Male in Pest in einem öffentlichen Conzerte. Er war damals sieben Jahre alt. Später studirte er unter Ernst, darauf ging er 1843 nach Leipzig, wo ihn Mendelssohn von David unterrichten ließ und später nach London für die Conzerte, der dortigen "Philarmonischen Gesellschaft" empfahl. Seit 1869 ist Professor Joachim Director der Hochschule für Musik in Berlin.
- Auf dem Bahnhofe zu Rendsburg wird jetzt stets ein Sonderzug bereit gehalten, um eine Pionierabtheilung nach der Elbe zu befördern, wo neue Ueberschwemmungen drohen.
- In Forst hatte ein Tuchmacher das Unglück, bei einer Hühneraugenoperation zu tief zu schneiden,

[ => Original lesen: 1889 Nr. 19 Seite 7]

so daß eine starke Blutung erfolgte und nach kurzer Zeit der Brand in der wunden Zehe auftrat. Nach dem Krankenhause überführt wurden drei Zehen amputiert. Man glaubte, dem Brande Einhalt gethan zu haben, doch verstarb der vor einigen Tagen noch kerngesunde, rüstige Mann an Entkräftung.
- 34 Zentner Tabak aus dem Kaiser Wilhelmsland sind nach der "Kreuzztg." in Berlin zu Cigarren verarbeitet worden. Die Neu=Guinea=Compagnie hat zum Anbau des Tabaks Pflanzer aus Sumatra in ihren Dienst genommen und den besten Samen von Sumatra und Havanna gekauft.
- Hingerichtet wurde in Breslau am Sonnabend morgen durch Scharfrichter Krauts der Tischlergeselle Krahe, welcher, wie wir s. Z. berichtet haben, ohne jede Veranlassung einen Schutzmann auf offener Straße erschossen hatte.
- In Dresden wird die Anlage einer großen Rennbahn geplant. Das auf 150 000 Mk. berechnete Anlagekapital ist bereits voll gezeichnet.
- Die diesjährige Leipziger Ostermesse beginnt am 6. Mai und endigt am 25. Mai.
Die Bewaffnung mit Lanzen steht nach einer Mittheilung der "Frkf. Ztg." auch für die bayerischen Chevauxleger=Regimenter in Aussicht.
- Dr. Döllinger in München, der größte katholische Geschichtsforscher und Lehrer und einer der unbeugsamsten Charaktere unserer Zeit, feierte am 28. Februar seinen 90. Geburtstag. Das Ideal seines Lebens war, die große katholische Kirche von Auswüchsen und Mißbräuchen zu reinigen und sie im Geist der ersten Jahrhunderte herzustellen. Da in seinem Geiste und in dieser Kirche die päpstliche Unfehlbarkeit keinen Raum finden konnte, so trat er dem neuen umwälzenden Dogma entschieden entgegen und anfangs an die Spitze des Altkatholizismus. Am 27. März 1871 veröffentlichte er die denkwürdigen Worte: "Als Christ, als Theolog, als Geschichtskundiger und als Bürger kann ich die Lehre von der Unfehlbarkeit nicht anerkennen."
-Hauptmann Wißmann hat vom Commerzienrath Pschorr in München einen Reisetrunk, bestehend aus 1000 Flaschen Exportbier zum Geschenk erhalten. Wißmann war während seines Aufenthaltes in Berlin ein großer Verehrer des Pschorr'schen Bieres.
- Hauptmann Wißmann ist am Montag in Alexandrien eingetroffen. Der von ihm außer den fünf gekauften Schiffen, noch gemiethete Dampfer "Martha" wird am 11. März Hamburg verlassen. Von den für die Organisation der Polizeitruppe und für die Geschäftsleitung Angeworbenen haben Europa bereits verlassen: Stabsarzt Dr. Schmelzkopf, kaufmännischer Beirath Wolf, die Premier=Lieutnants v. Bülow, v. Eberstein, Theremin, Sekonde=Lieutenant Schmidt, Dr. Busmüller. Premier=Lieutenant v. Gravenreuth, welcher dem Geschäftsbureau des Hauptmanns Wißmann in Berlin vorsteht, wird in den nächsten Tagen zur Dienstleistung im Auswärtigen Amt kommandirt werden. Es soll ein Versuch mit Einrichtung einer Brieftaubenpost für Ostafrika gemacht worden, zu welchem der Straßburger Brieftaubenverein dem Hauptmann Wißmann seine eigenen Tauben zum Geschenk gemacht hat.
- Die Arbeiten am Panama=Kanal sind fast gänzlich eingestellt. Im Lauf der letzten Wochen haben Tausende von Arbeitern die Landenge verlassen, nur wenige sind noch geblieben da nur noch das Nöthigste gethan wird, um zu vermeiden, daß die Panama=Gesellschaft der ihr gewährten Konzession für verlustig erklärt wird. Unordnungen sind nirgends vorgekommen, die großen Arbeitermassen sind still ihres Weges gezogen.
- Infolge der Schneestürme ist das Dorf Reiterschwang in Böhmen ganz verweht; man sieht nicht einmal die Schornsteine. Die Einwohner graben ihre Gänge unter dem Schnee, zuerst natürlich nach der Kirche und dem Wirthshaus, die zum Glück nahe beisammen liegen.
- Ein Fastenhirtenbrief des Cardinals Ganglbauer in Wien bemerkt u. a., die Kirche ließe lieber ganze Reiche aus ihrem Verbande scheiden, ehe sie die Unlösbarkeit des Ehebandes preisgeben würden. Man kann diese Aeußerung auf den Tod des Kronprinzen Rudolf beziehen.
- Die "N. Fr. Pr." meldet, daß die Mutter des Prinzen Alexander von Battenberg, sehr erregt durch die Heirath ihres Sohnes mit der Loisinger, nicht unbedenklich erkrankt sei.
- Am herzlichsten hat Fürst Ferdinand von Bulgarien den Prinzen Alexander zu seiner Vermählung mit der Loisinger beglückwünscht; denn er ist seitdem kein Lückenbüßer mehr, sondern der einzige, mit dem Bulgarien noch rechnen kann. Und Ferdinand wird, wenn er klug ist, sein Glück ausnützen.
- Die vielen Deutschen in Rom fühlen sich seit Kurzem noch einmal so gemüthlich. Die erste deutsche Bierkneipe in altdeutscher Art ist eröffnet worden. Sie liegt am Korso und heißt Gambrinushalle, ist mit humoristischen Bildern und Wandmalereien geschmückt und an der Decke schwebt das altbewährte Aufschneidemesser. Der Wirth ist ein Wiener, der Stoff Münchener Bürgerbräu.
- Die Fischerflotte von Grimby hat unter dem letzten Sturm furchtbar gelitten; 9 Boote mit 55 Personen sind untergegangen; weitere 17 Personen wurden über Bord gespült.
- Nicht ungünstige Aussichten scheinen sich jetzt für junge Damen, die ihren Unterhalt als Erzieherinnen und Privatlehrerinnen zu suchen gezwungen sind, in Japan zu eröffnen. Dort sind europäische junge Mädchen, namentlich Engländerinnen und Deutsche seit einiger Zeit als Erzieherinnen, Gesellschaftsdamen u. s. w sehr beliebt und etwaige Ankömmlinge, die dort ihr Glück versuchen wollen, pflegen meistens willkommen zu sein. Die japanische Jugend ist jetzt bekanntlich eifrig bestrebt, sich abendländische Bildung anzueignen. Es gehört daher zum guten Ton, daß jede reiche japanische Familie eine "Miho" aus Europa gewinnt, theils um der Frau und den Töchtern des Hauses Gesellschaft zu leisten, vornehmlich aber um die Erziehung der jugendlichen Familienglieder zu leiten, ihnen Sprach= und Schreibunterricht in den europäischen Hauptsprachen zu ertheilen und mit ihnen die Werke solcher europäischer Schriftsteller zu lesen, deren Name auch in den äußersten Osten gedrungen ist. Diese europäischen Erzieherinnen bekommen neben freier Wohnung und Verpflegung noch ein entsprechendes Gehalt. Nicht allzuselten sollen auch Herzensbündnisse zwischen den aus Europa kommenden Damen und japanischen Herren geschlossen werden. So erfährt die Wiener "Presse" von einer jungen Deutschen Namens Betty Helly, die sich in Yokohama als Erzieherin im Hause des reichen Obersten Kodosama befindet, daß sie sich demnächst mit dem ältesten Sohn des Obersten verehelichen und eine Hochzeitsreise nach Europa antreten werde. Die Tochter eines russischen Militärs aus einer ostsibirischen Garnison befindet sich in Yokohama als Vorleserin im Hause einer reichen japanischen Wittwe und giebt derselben zugleich Unterricht in der französischen Sprache. Sie erhält ein glänzendes Gehalt, das ihr gestattet, einen Theil ihrer Einnahmen Verwandten zuzuwenden. Auch ein junger Mann hat dort übrigens als Tanzlehrer zahlreiche und dankbare Schüler gefunden, welche die europäischen Tänze erlernen wollen.
- Es ist auffallend, daß die Kartoffeln bei einer englischen Mahlzeit eine weit vornehmere Rolle spielen, als in Deutschland, wo sie weniger als feine Zuspeise als vielmehr die untergeordnete Vervollständigung der anderen Gerichte vorstellen. In der That ist die Kartoffel drüben weit schmackhafter als die unsere. Das liegt aber nicht an der Erdfrucht selbst, sondern an ihrer Zubereitung. Nicht im Wasser kocht man sie gar, sondern in folgender Weise: Ueber ein mehr breites als tiefes Gefäß mit kochendem Wasser wird ein gut passender Durchschlag gelegt und in diesen die rein geschälten Kartoffeln, die auf diese Weise von den Dämpfen gekocht werden. Eine so zubereitete Kartoffel übertrifft die unsrige bedeutend an Wohlgeschmack und

[ => Original lesen: 1889 Nr. 19 Seite 8]

daher kann die Einführung dieser Kochart in unsere Haushaltungen empfohlen werden.
- Auch ein Standpunkt. In B. sitzen Musikfreunde beim Bier und sind voll des Lobes über das unvergleichliche Violinspiel des Geiger=Kaisers Joachim, welcher am Abend zuvor in der Stadt aufgetreten war. Endlich wird es dem anwesenden Stabstrompeter des dort garnisonirenden Dragoner=Regiments zu viel und er macht sich Luft mit den Worten: "Nun ja, spielt gut, aber setzen Sie 'n uff's Pferd, dann kann er nischt."


Maria Stuart.
Novelle von Robert Hessen.
(Nachdruck verboten.)


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