No. 17
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 26. Februar
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 17 Seite 1]

Bekanntmachung.

      Die ordentliche Sitzungperiode des Schwurgerichts beim Großherzoglichen Landgericht zu Güstrow für des 1. Quartal dieses Jahres wird am

Donnerstag, den 21. März d. J.

eröffnet.
      Rostock, den 21. Februar 1889.

Der Präsident des Großherzoglichen Oberlandesgerichts.
Dr. Budde.


Die "Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht einen Artikel über das Verhältniß Fürst Bismarcks zu Kaiser Wilhelm II. In demselben heißt es: Mögen immerhin gewisse Blätter sich den Anschein geben als hätten sie einen Nachfolger für den ersten Kanzler schon bei dessen Lebzeiten bereit, sie haben die Rechnung ohne den Wirth gemacht wie die Interessenten der Bismarck feindlichen Politik unter Kaiser Friedrich die Rechnung ohne den Wirth gemacht hatten, so lange der Kaiser zu regieren vermochte. Das "Niemals", welches einst Kaiser Wilhelm I. auf das letzte Entlassungsgesuch des Fürsten Bismarck geschrieben, wird auch Kaiser Wilhelm II. aufrecht erhalten.
Kaiser Wilhelm hat sich für Montag bei dem Reichskanzler zu Tisch geladen. Als Gäste sind sämmtliche preußische Minister und die beiden Chefs des Militär= und Zivilkabinets gebeten. Zum Sonnabend hat der Kaiser eine Einladung des russischen, zum 2. März eine des italienischen und zum 6. März eine des französischen Botschafters in Berlin angenommen.
Nach der jetzt erst von berufener Seite getroffenen Vereinbarung werden die Plenarsitzungen des Reichstags nicht vor dem 12. März wieder eröffnet, wahrscheinlich aber erst nach dem 15. März. Die Berathungen über die Alters= und Invaliden=Versicherung werden von der Kommission am 7. März wieder aufgenommen; in etwa einer Woche glaubt man die zweite Lesung beendigen zu können, so daß der Reichstag einige Tage später im Plenum zur zweiten Berathung schreiten kann.
Die Reichstagscommission für das Alters= und Invaliditätsgesetz hat am Mittwoch die erste Lesung des Entwurfs beendigt. Die zweite Berathung in der Commission soll sofort beginnen, sobald die Beschlüsse der ersten Lesung redigirt sein werden.
Die Artillerie=Vorlage, von der es hieß, sie sei dem Bundesrath nunmehr zugegangen, ist noch nicht endgiltig ausgearbeitet. Dieselbe soll, wie man jetzt hört, als Nachtragsetat eingebracht werden.
Nachdem Kaiser Wilhelm in den letzten Tagen wiederholt die in der Umgebung von Berlin liegenden Regimenter persönlich hat alarmiren lassen, werden jetzt die plötzlichen Alarmirungen durch die Regimentskommandeure fortgesetzt. So wurden am Montag früh in Potsdam die dort garnisonirenden beiden Garde=Ulanen=Regimenter alarmirt und auf dem Bornstedter Felde zusammengezogen, woselbst trotz des tiefen Schmutzes, eine größere Felddienstübung stattfand.
Bei der Garde=Infanterie in Berlin finden in diesen Tagen die Rekruten=Vorstellungen statt, denen der Kaiser zum Theil persönlich beiwohnen wird.
Die probeweise Einführung der Lanze bei unseren Kavallerie=Regimentern soll so günstige Ergebnisse gehabt haben, daß man seitens des Kriegsministeriums die Verfügung der thatsächlichen Bewaffnung der Dragoner und Husaren mit der Lanze erwartet. Im März und im April sollen auch die Reservisten der Kavallerie zu ihren Regimentern einberufen werden, um einige Tage hindurch in der Handhabung der Lanze unterrichtet zu werden. Es wird darauf hingewiesen, daß bei den Uebungen die Ueberlegenheit der Lanze gegen den Säbel in eklatanter Weise zu Tage getreten sei, daß ein geschickter Lanzenreiter im Kampfe gegen drei mit dem Säbel Bewaffnete stets den Sieg davon davonzutragen imstande ist.
Die "Post" bemerkt zu einem Gerücht, Geh. Rath Geffeken wolle den Reichsanwalt wegen Verletzung des Briefgeheimnisses gerichtlich belangen, ein solcher Prozeß würde der Regierung gar nicht unlieb sein. Es würden dann die noch vorhandenen dunklen Punkte klargestellt.
Der 16. deutsche Handelstag ist am Dienstag in Berlin eröffnet worden. Staatssekretär v. Bötticher begrüßte die Herren im Namen der Staatsregierung.
Die Nachrichten über den Zustand des Königs von Holland lauten sehr ungünstig, am Donnerstag fand eine ärztliche Berathung in Schloß Leo statt, zu welcher Professor Rosenstein zugezogen war. Es wird ein neuerliches Auftreten der Diphteritis befürchtet.
Es hat viel Aufsehen, besonders in Wien erregt, daß in St. Petersburg am 7. Februar ein Hofball abgehalten worden ist, obschon man eine Verschiebung desselben wegen der Hoftrauer um den Kronprinzen Rudolf von Oesterreich allgemein erwartet hatte. In Kreisen, die mit dem russischen Hof in Fühlung stehen, wollte man wissen, daß die Kaiserin eine Verschiebung des Balles lebhaft gewünscht hätte. Sie habe aber nicht mit ihrem Verlangen durchzudringen vermocht, da der Kaiser auf der Abhaltung des Ballfestes unnachsichtlich bestanden

[ => Original lesen: 1889 Nr. 17 Seite 2]

habe. Was die Gründe betrifft, welche ihn bewogen haben, auf seinem Entschluß zu beharren, so wird auf die Thatsache hingewiesen, daß vor vielen Jahren seitens des Wiener Hofes unter ganz ähnlichen Umständen das gleiche Vorgehen beobachtet worden sei. "Hast Du bei meiner Hoftrauer getanzt, tanz ich bei Deiner," hat also der Sprößling der Rowonoffs zum Habsbuger gesagt.
Die Verwirrung in Paris übersteigt alles Maß. Kein einziger Staatsmann hat rechte Neigung die Kabinettsbildung zu übernehmen; Carnot hat Freycinet, Rouvier und Genossen gebeten der ministerlosen Zeit ein Ende zu machen, aber niemand kann sich entschließen. Die Blätter fallen nun über den Präsidenten der Republik her. Die Gemäßigten forderten sofortige Auflösung der Kammer, die Radikalen ein Kabinet aus ihren Reihen, auf beides will Carnot aber nicht eingehen. Er hofft immer noch, ein annehmbares Kabinett unter Freycinet, Tirard oder Rouvier fertig zu bringen. Man glaubt aber, es werde guter Letzt nichts anderes übrig bleiben, als die Bildung eines reinen Beamtenministeriums, welches nur vom Präsidenten abhängt. Die Pariser Geschäftswelt ist unmuthig und besorgt wegen der Ausstellung und verwünscht die Krisis. Es sieht sehr trübe aus.
Die Nachricht von Abtretung resp. Beschenkung des Gebiets zwischen Melillah und der algerischen Grenze an Deutschland seitens des Sultans von Marokko wird in unterrichteten Kreisen als tendenziöse Erfindung, als völlig unbegründet für jetzt und später bezeichnet.
In der letzten Sitzung des Direktoriums der deutschen ostafrikanischen Gesellschaft ist von dem zur Berichterstattung aus Sansibar eingetroffenen Consul Vohsen die bisher nicht bekannte Mittheilung gemacht, daß in Dar=es=Salaam und Bagamoyo die Zollerhebung schon wieder aufgenommen ist, so daß dem Sultan von Sansibar die demselben gewährleistete Summe gezahlt werden konnte.
Nach einer englischen Depesche verlangen die Araber die Auswechslung aller gefangenen Sklavenhändler gegen die katholischen Missionare. Das englische Kriegsschiff "Penguin" kaperte eine Slavendhau bei Pembau. Die deutschen Offiziere brachten viel Gepäck und Kriegsmaterial mit. Weitere 60 Offiziere und Unteroffiziere werden noch erwartet.
Die Reichsregierung hat bei der Vereinigten=Staaten=Regierung den Antrag auf Verhaftung und Bestrafung des Amerikaners Klein gestellt, welcher den Ueberfall unserer Seeleute in Samoa leitete. Klein ist in San Franzisco, und auf Grund der vorhandenen Thatsachen muß gegen ihn, wenn es nach Recht geht, die Anklage wegen Mord erhoben werden. Amerika befindet sich mit Deutschland nicht im Kriege. Schießt ein Amerikaner auf deutsche Soldaten, ohne angegriffen zu sein, so ist das ganz einfach Mord, Verbrechen gegen das Leben.
Der amerikanische Staatssekretär Bayard hat bezüglich der durch die Zwischenfälle auf Samoa entstandenen Erregung erklärt, er glaube nicht, daß das Volk sich wegen Samoas in einen Krieg einzulassen wünsche, es liege dazu noch keine Veranlassung vor. Falls das Volk jedoch einen Krieg wolle, müsse es sich einen anderen Staatssekretär anschaffen. Von Interesse ist auch sein Ausspruch, man müsse in einer Republik den militärischen Geist zu dämpfen suchen; die Ermuthigung desselben würde bald einen Krieg herbeiführen. Die deutschen Behörden auf Samoa haben den Amerikaner Klein, welcher bekanntlich die Aufständischen zum Kampf gegen die Deutschen geführt hat, zu verhaften gesucht, um ihn kriegsgerichtlich aburtheilen zu lassen Klein ist jedoch auf ein amerikanisches Kanonenboot geflüchtet, dessen Capitän seine Auslieferung verweigert hat. Klein ist nun auf einem Postdampfer in San Francisco angekommen. Schade!


- Schönberg. Die Aushebung der Militärpflichtigen des Fürstenthums Ratzeburg wird am 2. und 3. April abgehalten werden.
- Schönberg. Der von Freitag bis Sonnabend Abend vergangener Woche herrschende Nordoststurm brachte uns wiederum reichlich Schnee, so daß am Sonntag Morgen verschiedentlich Schneeverwehungen und im Laufe des Tages bereits Stockungen und Störungen im Eisenbahnverkehr eingetreten sind. Glücklicherweise hat der orkanartige Sturm am Sonnabend Abend in seiner Kraft nachgelassen und ist damit auch die Gefahr einer Sturmfluth beseitigt, die schon recht bemerkbar in die Erscheinung trat. Die Ufer unseres Hafens waren zu beiden Seiten überschwemmt, so daß das Wasser sich ungehindert über die dahinter gelegenen Wiesenflächen ergoß und das auf den Lagerplätzen befindliche Baumaterial an Steinen fußhoch umspülte, auch bis an die dort befindlichen höher gelegenen Materialienschuppen heranreichte. Der an dem Freilauf gelegene Theil des Mühlengehöfts, nämlich der Viehhof mit den Ställen, war vorzugsweise bedrohet, indem das aus dem Maurinehafen in den Freilauf gedrängte Wasser die hohe Felseneinfassung des Hofes überfluthet hatte, die Fundamente des Schweinestallgebäudes bespülte und sich bei etwa einstündiger weiterer Andauer des Sturmes in die Schweineställe ergossen haben würde. Wir hören, daß der Mühlenpächter ein solches Vorkommniß bereits ins Auge gefaßt und zur rechtzeitigen anderweitigen Unterbringung des gefährdeten Viehes alle Vorkehrungen getroffen haben soll. Auch anderwärts sollen Ueberfluthungen, jedoch ohne erheblichen Schaden vorgekommen sein, so in Lübeck durch die Trave an den tiefer gelegenen Stellen, in Rostock an dem an der Warnow gelegenen Gelände durch diesen Fluß. - In Kiel ist bereits eine Sturmfluth eingetreten. Das Wasser steht daselbst 68 Zoll über Null - höchster Stand seit 1873 - überspielt einen Theil des Hafenquais und dringt in die Keller ein. Der Fuhrverkehr ist unterbrochen und wird weiteres Steigen des Wassers befürchtet.
- Schönberg. In der Wohnung eines hiesigen Schuhmachers explodirte vor einigen Tagen ein Ofen, Indem der obere Theil desselben heruntergeschleudert wurde. Der Ofen war mit Steinkohlen geheitzt, und die Ofenklappe zu früh geschlossen worden.
- In einem von dem Ortsvorstand in Brützow geschlachteten, fast 200 Kilogramm schweren Schweine wurden gestern von dem beeidigten Fleischbeschauer, Tapezier Riebstein aus Rehna, eingekapselte Trichinen in großer Menge vorgefunden.
- Hamburg. Hinrichtung des Raubmörders Dauth. Freitag Mittag wurde Dauth von dem Oberstaatsanwalt Herrn Dr. Hirsch der Bescheid des Senats und in Folge dessen das nahe Bevorstehen seiner auf Sonnabend früh 7 1/4 Uhr festgesetzten Hinrichtung mitgetheilt. Der Verbrecher hörte mit Ruhe die Mittheilung an, ohne auch nur eine Miene zu verziehen. Dem Gefängnißgeistlichen Herrn Pastor Ebert, welcher ihm Trost spenden wollte, erklärte er, daß er den Tod nicht fürchte, da er 14 Jahre zur See gefahren sei und wohl mehr als einmal dem Tode ins Auge geschaut habe. Unmittelbar nach der ihm gewordenen Mittheilung wurde Dauth mit Handschellen, die mit einer Stange verbunden sind, gefesselt und dann aus seiner Zelle in ein im Parterre gelegenes Local gebracht, welches ungefähr 60 Schritte von der Richtstätte entfernt liegt. - Ueber die letzten Stunden des Verbrechers erfährt der "Hamb. Corr." noch Folgendes: Am Freitag, 4 Uhr Nachmittags, besuchte der Rechtsanwalt Dr. Elkan den von ihm s. Z. wegen Erkrankung des Dr. Beit Vertheidigten. Dieser sprach dem Anwalte seinen Dank für die gehabte Mühewaltung aus. - Um 7 Uhr begab sich Dr. Veit in die Zelle und ermahnte nochmals ernstlich den Verurtheilten, zu bereuen. Dann stellte sich Pastor Ebert nochmals ein, da schien der Verurtheilte schon empfänglicher für die Tröstungen der Religion zu sein. - Bis 9 Uhr blieben abwechselnd der Geistliche und Dr. Veit bei dem Verurtheilten, welcher sich, von zwei Gefängnißaufsehern unausgesetzt bewacht, um 10 Uhr zu Bette begab und sehr unruhig schlief. Um 5 Uhr stand er auf, um 6 Uhr genoß er Kaffee und Brot und unterhielt sich dann mit der größten Gelassenheit mit den ihn bewachenden Beamten. - Bald nach 6 Uhr empfing Dauth in einem Nebenzimmer, wo ein Tisch durch zwei Leuchter und Cruzifix zum Altar hergerichtet worden war, auf seinen Wunsch das Abendmahl, welcher Handlung auch der Gefängnißlehrer beiwohnte. Hierbei bezeigte der Verurtheilte einige Rührung. Als dann schrieb er drei Briefe, an seine Frau, an seine Schwester Frau Müller in Frankfurt a. M., an Fräulein Bloch in Carlsruhe, und übergab dieselben, nachdem der Gefängnißgeistliche und der Oberinspector sie gelesen, dem Ver=

[ => Original lesen: 1889 Nr. 17 Seite 3]

theidiger Dr. Beit, welcher mittlerweile erschienen war, mit der Bitte, von dem Inhalt Niemandem Kenntniß zu geben. Alsdann trank er noch ein Glas Wein und rauchte eine von Dr. Beit empfangene Cigarre, wiederholt bemerkend, daß dieselbe ganz vortrefflich schmecke. Auf Verwendung des Geistlichen wurden sodann dem Verurtheilten, dessen ruhiges Benehmen alle Besorgnisse vor Excessen unbegründet erscheinen ließ, die Fesseln abgenommen. - Ungefähr um 6 3/4 Uhr fragte er den Geistlichen, wie viel Zeit noch sei und als dieser antwortete: "Eine halbe Stunde," sagte er: "Noch so lange, ich wünsche nur, daß die Hinrichtung ohne Hindernisse von Statten geht, den Tod fürchte ich nicht." Schlag 7 1/4 Uhr trat Herr Oberinspector Kampe zu dem Tische, an welchem Dauth saß und sagte, es sei jetzt Zeit, Dauth möge sich erheben. Sofort richtete er sich straff auf, ohne eine Miene zu verziehen und nahm, während er die Halsbinde und den Quäder ablegte, Abschied von Herrn Dr. Beit und dem Oberinspector, indem er ihm für die ihm zu Theil gewordene humane Behandlung dankte. Dann ging er festen Schrittes zwischen dem Geistlichen und dem Oberinspector, gefolgt von zwei Gefängnißbeamten und dem Vertheidiger, die Stufen zum Hofplatz hinunter. - Dauth wurde vor den Platz des Oberstaatsanwalts geführt, wo er mit gesenktem Blick straff aufgerichtet stehen blieb. Herr Dr. Hirsch verlas dann den Urtheilsspruch des Geschworenengerichtes, sowie den abschlägigen Bescheid des Senats auf das Gnadengesuch und schloß dann mit den an den Scharfrichter Birk gerichteten Worten: "So übergebe ich Ihnen den Deliquenten, walten Sie Ihres Amtes." Zu Dauth gewandt fügte er hinzu: "Gott sei Ihnen gnädig. - Der Scharfrichter und vier Gehülfen nahmen dann Dauth in Empfang. In einem Augenblick war Dauths Jacke ausgezogen und das Anschnallen begann, was Dauth Alles, ohne eine Miene zu verziehen, über sich ergehen ließ. Dann schnellte das Brett in seine Lage, der obere Halsring fiel, der Scharfrichter zog die Schnur und eine Minute später rollte mit einem dumpfen Schlage der Kopf des Gerichteten in eine untergestellte Kiste. - Die ganze Procedur von dem Augenblick, als Dauth die Zelle verließ, bis zur vollendeten Enthauptung dauerte nicht ganz drei Minuten.
- Die Unart der Kinder auf die Kufen der in voller Fahrt befindlichen Schlitten aufzuspringen, hat dieser Tage in Forst einem Knaben das Leben gekostet, der trotz des Verbotes mit noch einigen Kameraden hinten aufgesessen war. Als nun der schnell fahrende Schlitten um eine Straßenecke bog, wurde er so heftig geschleudert, daß einer der Knaben herunterfiel und an einem Prellsteine seinen sofortigen Tod fand.
- Das österreichische Staatsbudget für 1889 ist vom Budgetausschuß des Abgeordnetenhauses nunmehr fertig und weist, was in Oesterreich auch noch nicht oft vorgekommen ist, einen bedeutenden Ueberschuß auf. Die Einnahmen betragen 542 800 274, die Ausgaben 539 980 215 Gulden, es ist demnach also ein Ueberschuß von 2 820 059 Gulden vorhanden. Dieser Ueberschuß wird auf die erhöhten Einnahmen bei der Kascha=Oderberger= und der Nordbahn, sowie auf die größere Ergiebigkeit der Spiritus= und Petroleumsteuer zurückgeführt.
- In Prag trat am Mittwoch abend 9 Uhr ein Einjährig=Freiwilliger, Sohn eines reichen Prager Hausbesitzers, in einen Zuckerbäckerladen und fragte die 16jährige bildhübsche Verkäuferin Hermine, ob sie ihn lieben wolle, sie sagte entschieden "Nein," worauf er sich vor den Spiegel stellte, und zwei Revolverschüsse in seinen Mund abfeuerte und sofort tot zusammenstürzte. Zwei Damen, welche Backwerk kauften, wurden ohnmächtig, auch die kleine Verkäuferin war starr vor Schreck. Ein Polizeibeamter versuchte sie zu vernehmen, aber sie vermochte kein Wort hervorzubringen.
- Wie man aus London meldet scheint es sich zu bestätigen daß entweder Jack der Aufschlitzer selbst, oder einer seiner Nachahmer Nicaragua und Jamaica besucht hat. Ganz dieselben Mordthaten werden von dort berichtet; dieselbe Wahl der Opfer, dieselbe Art der Verstümmelung, dieselbe Heimlichkeit bei der Ausführung. Man holt daher wieder jene Anschauung hervor, die ihn als einen malayischen Matrosen hinstellte, der zwischen London und Amerika fuhr und einer gewissen Classen von Straßendirnen den Tod geschworen hatte.
- Die Wiedereinführung der Prügelstrafe ist mit Rücksicht auf die stetig zunehmenden Einbruchsdiebstähle in London vom Schöffengericht am Londoner Central=Gerichtshof vorgeschlagen worden. Dieselbe leistete vor einem Jahrzehnt vorzügliche Dienste gegen eine bestimmte Klasse von Uebelthätern, die sog. Garotter, welche sich abends auf ihre Opfer stürzten und knebelten. Auch anderwärts würden die bewährten "25" für gewisse Vergehen sehr am Platze sein.


Anzeigen.

Zur Ausloosung der Geschworenen welche für die am 21. März 1889 bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf

Donnerstag, den 28. Februar 1889,
Mittags 12 Uhr,

eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Civilkammer I anberaumt.
Güstrow, den 22. Februar 1889.

Der Präsident
des Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Landgerichts.
(gez.) von Amsberg.


Holz=Auction Nr. 20.

Am Donnerstag, den 28. Februar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

a. Aus den Lenschower Tannen.

35 Stück birken Stangen II. Cl.,
21 Fuder birken Wadelholz I. Cl.,
40 Rmet. kiefern Kluftholz,
14 Rmet. kiefern Knüppelholz.

b. Aus den Wahrsower Tannen.

  7 Stück kiefern Leiterbäume III. Cl.,
60 Rmet. kiefern Kluftholz,
77 Rmet. kiefern Knüppelholz.

c. Aus den Herrnburger Tannen.

20 Fuder kiefern Durchforstholz von Bohnenstangen bis Hopfenstangenstärke.
Schönberg, den 21. Februar 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Holz=Auction Nr. 21.

Am Montag, den 4. März, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

a. Aus den Palinger Tannen.

123 Rmet. kiefern Kluftholz,
943 Rmet. kiefern Knüppelholz.

b. Aus den Lauer Tannen.

  20 Fuder kiefern Durchforstholz von Schleetstärke.
Schönberg, den 21. Februar 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Holz=Auction Nr. 22.

Am Dienstag, den 5. März, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Krellenberg zu Carlow nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

1. Aus dem Carlower und Röggeliner Holze.

    5 Rmet. eichen Kluft und Knüppel,
    3 Fuder eichen Pollholz,
  20 Rmet. buchen Kluft und Knüppel,
  30 Fuder buchen Durchforstholz u. Pollholz.

2. Aus dem Struckberg u. vom Gr. Rüntzer Felde.

    8 Rmet. eichen Kluft, Olm und Knüppel,
    3 Fuder eichen Pollholz,
118 Rmet. buchen Kluft II. Cl.,
  56 Rmet. buchen Olm,
  10 Rmet. buchen Knüppel,
  28 Fuder buchen Pollholz.
Schönberg, den 24. Februar 1889.

Der Oberförster.       
C. Hottelet.            


[ => Original lesen: 1889 Nr. 17 Seite 4]

Holz=Auction Nr. 23.

Am Mittwoch, den 6. März, Morgens 10 Uhr, fallen beim Gastwirth Reimers zu Schlagsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

1. Aus dem Steinort.

  1 eichen Stange I. Cl.,
  2 Rmet. eichen Kluft und Knüppel,
16 Rmet. buchen Kluft I. Cl.,
73 Rmet. buchen Kluft II. Cl. und Olm,
  7 Fuder buchen Pollholz.

2. Aus der Rabenwiese.

25 Rmet. ellern Knüppel.

3. Aus dem Seebruch.

  2 Rmet. eichen Knüppel,
  2 Fuder eichen Durchforstholz II. Cl.,
  7 Rmet. buchen Kluft II und Olm,
  9 Fuder buchen Durchforstholz,
  5 Rmet. ellern Knüppel,
  2 kiefern resp. fichten Blöcke.

4. Aus dem Seebruch.

24 Stück eichen Stangen I. und II. Cl.,
  2 Rmet. eichen Kluft II. Cl.,
12 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.,
  7 Rmet. buchen Knüppel,
23 Fuder buchen Durchforstholz I. und II. Cl.,
  2 Rmet. Nadelholz Kluft.
Schönberg, den 24. Februar 1889.

Der Oberförster.       
C. Hottelet.            


Vorbereitungs-Anstalt
für die
Postgehülfen-Prüfung in Kiel.

Junge Leute von 15 bis 23 Jahren werden für obige Prüfung sicher vorbereitet. Falls das Ziel nicht erreicht wird, verpflichte ich mich, den vollen Pensions= u. Unterrichtspreis zurück zu zahlen. Bisher haben 294 meiner Schüler die Prüfung bestanden. Augenblicklich sind 255 Schüler hier. Anmeldungen für den 26. April nimmt baldigst entgegen

                                                                              J. H. F. Tiedemann.
                                                                              Kiel, Ringstraße 55.


Särge

aus Eichen= und Tannenholz in jeder Größe und Ausstattung hält in großer Auswahl stets vorräthig und empfiehlt solche zu den billigsten Preisen

                                                    Kiel & Rindfleisch.


Rechtsanwalt Fölsch ist bis 5. März d. Js. verreist.


In nächster Zeit lasse ich mich in                          
Ratzeburg als                          
Thierarzt
nieder.                                                    Conrad Deupser.


Bis Ende Februar
Großer Ausverkauf bei Ludwig Wendt
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Grosse Partien.
Schwarze und farbige Seidenwaaren. Winter-, Sommer- und Waschstoffe.
Fertige Kleider Winter- und Sommer-Konfektion
Teppiche           Möbelstoff          e Gardinen      etc.


Am Donnerstag, den 28. Februar, veranstaltet der von der Gesellschaft Gürcke her bekannte und beliebte Komiker Gustav Bils einen sogenannten gemüthlichen Abend. Wozu wir alle Freunde des Humors einladen möchten.

Näheres durch Zeitung und Programm.


Vorläufige Anzeige.

Das 3. Abonnements-Concert der Schweriner Jägercapelle findet am

Mittfasten, den 27. März cr,

statt.

                                                    J. H. Freitag.


Dabersche und gelbe Kartoffeln
empfiehlt zu billigen Preisen                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Auf Anordnung Großherzoglicher Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg soll bis auf Weiteres ein Arbeiter zur Reinhaltung des Trottoirs vom Schulhause bis zum Bahnhofs=Trottoir angenommen werden.
Zu melden beim Landbaumeister Rickmann.
Schönberg, den 24. Februar 1889.


Einem Sohn achtbarer Eltern können wir eine
gute Lehrstelle
in einem Materialwaaren=Geschäft Schwerins unter günstigen Bedingungen nachweisen.
                                                    Gebr. Burchard.


Zu Ostern suche ich einen                          
Knecht
oder erwachsen Jungen.                          
                                                    Schulze Lohse Törpt.


Gesucht zu sofort ein                                                    
Mädchen
nicht unter 18 Jahren in einem kinderlosen Haushalt, gegen guten Lohn, zu melden in                          
                                                    Lübeck, Dankwartsgrube 24.


Am 24. Februar dieses Jahres Abends 8 Uhr ist zu Demern im Fürstenthum Ratzeburg der

Rechtsanwalt Theod. Friedr. Kindler

nach eben vollendetem 82. Lebensjahre kampflos und friedlich entschlafen.
Im Namen der trauernden Familie widmet diese Anzeige den Freunden und Bekannten des Entschlafenen
Demern, den 26. Februar 1889.

                                                    G. Fischer Pastor.

Die Beerdigung findet statt am 28. Februar cr. Nachmittags 3 1/2 Uhr auf dem alten Kirchhofe zu Schönberg.



Heute Morgen 2 3/4 Uhr entschlief plötzlich und unerwartet am Schlagfluß unsere gute Mutter und Schwiegermutter

Frau Caroline Studemund
geb. Peeck.

im 61. Lebensjahr. Dies statt jeder besonderen Meldung.

Die tiefbetrübten Hinterbliebenen.

Beerdigung, Donnerstag den 28. Nachmittags 3 Uhr.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,7 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,5 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 17 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 17 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 26. Februar 1889.


- Der Kaiser hat, wie aus Halle gemeldet wird, den durch das Eisenbahnunglück bei Niemberg betroffenen Personen 500 Mk. zugehen lassen.
- Einen schönen Zug aus dem Leben Kaiser Wilhelms I. erzählte gern der kürzlich verstorbene Graf v. Gneisenau. Der Graf wurde bei seiner Anwesenheit in Ems häufig zur kaiserliche Tafel gezogen; zu seinen Gewohnheiten gehörte es, den Kaffee, der nach dem Essen herumgereicht wurde, verbindlichst abzulehnen. Eines Tages ist er wieder der Gast seines kaiserlichen Gebieters. Man bietet ihm eine Tasse Kaffee an; der Graf dankt und läßt sich nicht einen Augenblick in der Unterhaltung mit der Kaiserin stören; zum zweiten Mal erscheint der Diener und fragt, ob dem Grafen vielleicht Kaffee gefällig ist; schon will er abermals danken, als die Kaiserin lächelnd sagt: "Nehmen Sie doch Kaffee!" Der Graf kommt dem Befehl nach und hält die Tasse, ohne die Unterhaltung zu unterbrechen, in der Hand. Da tritt der Kaiser auf ihn zu: "Nun, Gneisenau, Sie trinken ja nicht." Gneisenau bringt einige Worte der Entschuldigung vor. "Dann sehen Sie doch wenigstens die Tasse an!" Gneisenau thut es ; Thränen der Rührung treten ihm in die Augen; auf der Tasse ist das Bild seines Vaters. Mit heiterem Wohlwollen sagt der Kaiser: "Habe die Tasse heute früh auf der Promenade gesehen und für Sie gekauft! Müssen immer daraus trinken!"
- Auch der Berliner Armen hat die außerordentliche marokkanische Gesandschaft nicht vergessen. Es wurden dem Herrn Oberbürgermeister Dr. von Forkenbeek seitens der Genannten 2000 Mark ausgehändigt.
- Bei zahlreichen Sozialdemokraten in Berlin haben Haussuchungen stattgefunden und sind den Behörden viele verbotene Druckschriften in die Hände gefallen.
- Die ersten Berliner Bankfirmen, ferner Rothschild in Frankfurt, Oppenheim in Köln, die Norddeutsche Bank in Hamburg etc. gründeten zur Hebung des deutsch=asiatischen Handelsverkehrs eine "Deutsch=Asiatische Bank" mit einem Kapital von 22 1/2 Millionen Mark. Der Sitz der Bank wird in Shanghai sein.
- Zwei Monate Gefängniß legte die Berliner Strafkammer einem Schlächtermeister Fechner auf, weil derselbe einem Arbeiter für zehn Pfennige Fleischwurst verkauft hatte, die der Sachverständige für so verdorben erklärte, daß ihr Genuß gesundheitsschädlich wirken konnte. Der Gerichtshof war den Ausführungen des Staatsanwaltes gefolgt, welcher geltend machte, daß das Schlachtergewerbe notorisch einen bedeutenden Gewinn abwerfe, um so mehr könne aber auch verlangt werden, daß die Schlächter nur gesunde und gute Waare führten, beziehungsweise verkauften.
- Ein interessantes Schauspiel, das Fortschaffen eines Gebäudes auf Rollen nach amerikanischem System, steht Berlin demnächst bevor. Es handelt sich nämlich darum, eine auf dem Lausitzer Platz stehende Kapelle unversehrt eine Strecke fortzuschaffen, damit sie als Gotteshaus so lange weiter dienen kann, bis der Bau der Emmauskirche, welche sich auf dem Lausitzerplatz genau an der Stelle erheben soll, wo die Kapelle steht, vollendet ist.
- Ein gräßlicher Unglücksfall ereignete sich am Montag abend in einer Berliner Bierbrauerei. Ein Bierbrauer war an einem mit kochendem Wasser gefüllten Bottich beschäftigt, als er plötzlich ausglitt, und in das kochende Wasser fiel. Obgleich der Unglückliche sofort aufsprangt hat er sich die ganze rechte Seite dermaßen verbrüht, daß seine Aufnahme in ein Krankenhaus erfolgen mußte.
- Der Staatsminister Graf Görtz=Wrisberg ist in Braunschweig gestorben.
- Großes Aufsehen erregte in Leipzig der während eines Festes am Sonnabend eingetretene Tod des Herrn Max Rentsch, Theilhaber der weltberühmten Firma C. G. Röder. Beim Cotillon wurde der Genannte, der herzleidend war, wiederholt von Damen zum Tanze aufgefordert, hatte aber jedenfalls diesen Aufforderungen zu oft entsprochen, denn während des Tanzes fiel R. plötzlich vom Schlage gerührt tot nieder.
- In Waldenburg i. Schl. wurde eine Katze im Briefkasten aufgefunden. Die Untersuchung ergab, daß das Schloß des Briefkastens wahrscheinlich mit einem Instrument zurückgedrückt, hierauf die Thür herabgeklappt und, nachdem die Katze hineingeschoben worden, der Kasten wieder so zugeklappt wurde, daß das Schloß einschnappte.
- In Essenheim (Rheinprovinz) stürzten unter den Schneemassen 5 Häuser ein. Die ganze Straße ist in Gefahr, man fürchtet noch weitere Einstürze.
- In Wiesbaden wird die Zahl der Patienten des Dr. Metzger eine immer größere. Der berühmte Arzt behandelt jetzt täglich ca. 70 Patienten, eine Zahl, welche er zu dieser Jahreszeit in Amsterdam nicht hatten.
- Aus Württemberg ziehen in diesem Frühjahr 20 Ackerbaufamilien nach der Provinz Posen, um dort ein erstes schwäbisches Dorf zu gründen.
- In Paderborn schoß am Sonnabend abend der Maler Menke mit einem Revolver auf seinen Sohn, traf aber seine dazwischentretende Frau, und verwundete dieselbe lebensgefährlich. Darauf entleibte sich der Thäter selbst.
- Die Stadt Heidelberg wird dem Sänger ihres Ruhmes, Victor von Scheffel, ein würdiges Denkmal für 40 000 Mk. errichten.
- In München hat die Polizeidirektion an die dortigen Kunsthandlungen das Ersuchen gerichtet, Photographien der Baronesse Vetsera zu entfernen.
- Gabriel Sedlmayr, Besitzer des Spatenbräus in München, hat dem Kommandanten der Feuerwehr, der sich bei Löschung des Brandes der Brauerei ausgezeichnet hat, 5000 Mk. für die Mitglieder überwiesen. Die Gendarmerie, die den Sicherheitswachdienst leistete, erhielt 500 Mark.
- Die "Bayreuther Bühnenfestspiele" dauern vom 21. Juli bis zum 18. August d. Js. "Parsifal" wird Sonntags und Donnerstag, "Tristan und Isolde" jeden Montag, "Die Meistersinger" jeden Mittwoch und Sonnabend aufgeführt. Hofkapellmeister Levi aus München dirigiert den "Parsifal," Felix Mottl aus Karlsruhe den "Tristan," Richter von der Wiener Hofoper "Die Meistersinger."
- Wer Ostern im Morgenland und an den heiligen Stätten feiern will, hat Gelegenheit. Am 21. März geht eine Reisegesellschaft von Triest ab, berührt Nazareth, Cana, Jerusalem, Bethlehem, Emaus, Reinleh, Jaffa etc. und geht entweder über Triest, Constantinopel oder Salonichi zurück. Preis der Reise sammt Verpflegung und Trinkgeldern 1. Classe 635 Gulden, 2. Classe 545 Gulden. Dauer der Reise 45 Tage. Anmeldungen beim Hofbuchhändler Leo Woerl in Wien, Spiegelgasse 12.
- Der ehemalige Präsident der französischen Republik, Jules Grevy, ist in Paris schwer erkrankt.
- Eine furchtbare Feuersbrunst in Rheims in Frankreich erinnert an das verhängnißvolle Ballfest des österreichischen Botschafters Fürsten Schwarzenberg 1810 in Paris, bei welchem die Botschafterin verbrannte. Einer der reichsten Einwohner gab einen Ball für 200 Gäste in seinem Hause, plötzlich loderte im Ballsaal ein Vorhang auf und wenige Minuten nachher war der Saal ein Flammenmeer. Alles flüchtete zu Fenstern und Thüren hinaus und überrannte sich entsetzt auf den Treppen; es gab dabei viele Todte und noch mehr Verwundete. Das Haus brannte vollständig nieder. Die Feuerwehr kam langsam trottend zu Fuß an und fand nichts mehr zu retten.
- Die Pariser Weltausstellung wird auch ihre Schönheitsconcurrenz haben. Dieselbe findet in der Weise statt, daß sämmtlichen Bewerberinnen um den

[ => Original lesen: 1889 Nr. 17 Seite 6]

"Grand-Prix de Beauté de Paris" ein vollständig gleichartiges Costüm vorgeschrieben wird. Die Erwählung der Schönsten findet auf dem Wege der öffentlichen Abstimmung statt. Die ausgesetzten Preise bestehen in einem Ersten zu 30 000 Francs, zwei weiteren zu je 2000 Francs und sechs dritten zu je 1000 Francs. Die Concurrenz ist selbstverständlich eine internationale. Wer sich schön genug fühlt, in den Wettkampf einzutreten, wende sich an den Secretär des Comitees Herrn C. Cornellier, 247 Rue de St. Honorè, Paris.
- Die Türken, die als schlechte Zahler bekannt sind, bleiben auch den Russen die fälligen Abschlagszahlungen auf 1878er Kriegsentschädigung regelmäßig schuldig. Diese Regelmäßigkeit in der Unregelmäßigkeit giebt alljährlich Anlaß zu einem Notenaustausch, bei denen der russische Botschafter sein klagendes Anliegen mit wohlwollender Höflichkeit vorzubringen pflegt. Diesmal jedoch ist, wie die "Kölnische Zeitung" meldet, seine Beschwerde nicht nur mit scharfer Ironie versetzt, sondern sie erhebt sich sogar am Schluß zu einer Sprache, die von einer Drohung kaum noch zu unterscheiden ist. Herr v. Nelidow fordert, daß ein Theil der letzten Anleihe oder der von Eisenbahnen erhobenen Gelder zur Tilgung der Schuld verwandt werde. Man möchte nach diesem schroffen Vorgehen annehmen, daß die Herren Russen irgend etwas verdrossen hat.


Der Deserteur.
Novelle von Stanislaus Graf Grabowski.
(Nachdruck verboten.)
(Schluß.)


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