No. 14
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. Februar
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 14 Seite 1]

Es bestätigt sich, daß die Artillerievorlage in nächster Zeit dem Bundesrath zugehen wird. Der Betrag wird nur auf 11-12 Millionen angegeben.
Das österreichische Kaiserpaar reiste nach Pest und wurde mit großem Enthusiasmus empfangen. Der Kaiser sprach beim Empfange der Minister und Deputationen seinen herzlichen Dank für die allgemeine Theilnahme am Tode des Kronprinzen Rudolf aus. - Das rumänische Königspaar wird demnächst zum Besuch in Wien erwartet.
Die Kronprinzessin Stefanie zieht sich mit ihrem Töchterchen Elisabeth auf einige Zeit in das schöne, aber einsame Meeresschloß "Miramare" bei Triest zurück. Laut kaiserlicher Entschließung hat die unglückliche Frau den offiziellen Titel: "Ihre kaiserliche und königliche Hoheit, durchlauchtigste Frau Kronprinzessin=Wittwe Erzherzogin Stefanie" erhalten.
Die franz. Kammer hat die Vorlage über Wiedereinführung der Bezirkswahlen unter namentlicher Abstimmung über das ganze Gesetz mit 268 gegen 222 Stimmen genehmigt.
Der Präsident der Vereinigten Staaten hat dem Congreß den Vorschlag des Fürsten Bismarck betreffend die Wiederaufnahme der Conferenz von 1887 mitgetheilt. Dieselbe soll erfolgen auf den Grundbedingungen der Unabhängigkeit der Eingeborenem auf Samoa, sowie der Gleichberechtigung der contrahirenden Mächte. Staatssekretär Bayard hat bei Annahme des Vorschlages ferner gefordert, daß Waffenstillstand eintrete und die deutschen Offiziere angewiesen würden, die kriegerischen Operationen einzustellen und das Resultat der Conferenz abzuwarten.
Wie man dem Standard meldet, werden England und Deutschland die Blokade an der Küste von Sansibar gleichzeitig aufheben, jedoch nicht eher als bis Wißmanns Expedition absegelt.
Aus Washington wird gemeldet, daß der Staatssekretär Bayard den amerikanischen Konsul in Samoa, Sewell ersucht habe, seine Entlassung zu nehmen, da seine Ansichten nicht mit denen der Regierung der Vereinigten Staaten übereinstimmen. An der in Berlin behufs Regelung der Samoa=Angelegenheit stattfindenden Conferenz wird auch England theilnehmen. Ueberhaupt besteht, wie die "Post" aus zuverlässiger Quelle erfährt, zwischen der englischen und der deutschen Regierung in Bezug auf die Samoafrage ein erfreuliches Einverständniß.
Die Samoa= oder Schiffer=Inseln liegen im Stillen Ocean nordöstlich vom australischen Festland. Sie wurden erst vor 123 Jahren durch den Franzosen Bougairville entdeckt, der die Eingeborenen ob ihrer Geschicklichkeit als Seefahrer bewunderte und dieser Gruppe von Eilanden den Namen gab. Die Einwohner sind malayischen Stammes und haben, obwohl sie ziemlich alle zum Christenthum bekehrt worden sind, eine entschiedene Vorliebe für ein so einfaches Kostüm, daß sie fast nur mit ihrer Haut bekleidet umhergehen. Die Milde des Klimas ist der Fortdauer dieser wenig kostspieligen Mode außerordentlich günstig. Im Uebrigen sind die Samoaner längst über den Naturzustand hinaus, und ihre höhere Cultur äußert sich in beständigen Thronstreitigkeiten und Bürgerkriegen. Sie treiben es fast noch ärger als die Bevölkerungen der südamerikanischen Republiken; wie dort die Präsidenten, so wechseln auf den Schifferinseln die Könige. Die Colonialpolitik, welche alle Welt beleckt, hat es mit sich gebracht, daß diese weltvergessenen Eilande plötzlich für Europa einige Wichtigkeit gewonnen haben. Das deutsche Reich schloß am 30. Juli 1877 einen Handels= und Freundschaftsvertrag mit Samoa ab, der im folgenden Jahr zu einer Landung deutscher Seesoldaten auf der Insel Opolu führte, deren Bewohner den Vertrag gebrochen hatten. Die Nordamerikaner und Engländer, die überhaupt nur schwer vertragen können, die deutsche Flagge in fernen Meeren zu sehen, betrachteten das Eindringen deutschen Einflusses mit um so verdrießlicheren Blicken, als das Hamburger Haus Godefroy fast den ganzen Handel Samoas in seine Hände zu bringen wußte. Die Amerikaner namentlich reizten die Eingeborenen gegen die Deutschen auf und bestimmten den König Malietoa, eine Deutschland feindliche Haltung anzunehmen. Deutschland schlug ein kurzes Verfahren ein: Malietoa wurde 1887 gefangen genommen, weggeführt und an seinerstatt Matasese als Herrscher eingesetzt. Aber sofort stand ein Prätendent auf, der den Namen Mataafa trägt, erklärte Matasese für einen Usurpator und der Bürgerkrieg loderte in hellen Flammen auf. Die deutschen Kriegsschiffe mußten in die Kämpfe der Eingeboren eingreifen. Sie hatten nicht nur den König Matasese, dessen Streitkräfte denen seines Gegners nicht gewachsen waren, sondern auch Leben und Eigenthum ihrer Landsleute zu schützen.


Anzeigen.

Holz=Auction Nr. 19.

Am Sonnabend, den 16. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente aus dem Heidenholze meistbietend verkauft werden.

a. bei freier Concurrenz

    3 Stück Eichen Enden mit 1,39 Festmet.
    2 Rmet. eichen Knüppel,
  12 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.,
172 Rmet. buchen Kluft und Knüppel.

b. bei beschränkter Concurrenz

    4 Stück buchen Nutzholzblöcke = 5,09 Fstm.,
    9 Rmet. buchen Nutzholz=Kluft (0,75 Met. Scheitlänge)
  12 Fuder buchen Pollholz,
  17 Fuder ellern Nadelholz I. und II. Cl.
Schönberg den 6. Februar 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


[ => Original lesen: 1889 Nr. 14 Seite 2]

Holz=Auction
im Vitenser Forste,
Revier: Woitendorfer Holz,

am Montag, den 18. Februar 1889 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen über:
            buchen Kluft, Knüppel und Ausschußholz,
            buchen Zweigholz,
            ellern Schleete für Pantoffelmacher,
            ellern Stangenholz,
            allerlei Stangenholz
            birken Kluft und Knüppelholz,
            birken Stangenholz
            fichten Stangenholz in Fuderhaufen.
Versammlung Morgens 9 Uhr beim Holzwärterhause zu Woitendorf.
Rehna, den 12. Februar 1889.

Großherzogliche Forstinspection.


Hagelschaden=Versicherungsverein
für Mecklenburg=Schwerin u. =Strelitz.

Die 36. ordentliche General=Versammlung der Herren Vereins=Mitglieder wird

am Dienstag, den 5. März cr.,
Morgens 11 Uhr,

zu Schwerin in Stern's Hotel stattfinden und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:

1. Bericht über die im Jahre 1888 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1888/89 sowie der revidirten Rechnung vom 1. März 1887/88.
2. Wahl eines Rechnungs=Revisors.
3. Wahl zweier Districts=Vorsteher und zwar für den 5. District Neubuckow=Bützow und für den 7. District Malchin=Laage.
4. Wahl neuer Taxanten für die statutenmäßig ausscheidenden Herren.
5. Wahl einer Revisions=Committe nach Vorschrift des § 40 der Statuten.
6. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der General=Versammlung gestellt werden.
Die Herren Vereins=Mitglieder werden ersucht, sich zahlreich einzufinden.
Grevesmühlen, den 2. Februar 1889.

                                                    Die Direction
                                                    H. von Leers auf Mühlen=Eixen.


Vorbereitungs-Anstalt
für die
Postgehülfen-Prüfung in Kiel.

Junge Leute von 15 bis 23 Jahren werden für obige Prüfung sicher vorbereitet. Falls das Ziel nicht erreicht wird, verpflichte ich mich, den vollen Pensions= u. Unterrichtspreis zurück zu zahlen. Bisher haben 294 meiner Schüler die Prüfung bestanden. Augenblicklich sind 255 Schüler hier. Anmeldungen für den 26. April nimmt baldigst entgegen

                                                                              J. H. F. Tiedemann.
                                                                              Kiel, Ringstraße 55.


Eigengemachtes Leinen,

flächsen und heeden, in Bolzen wird zu kaufen gesucht.
Offerten mit Preisangabe abgeben in der Expedition dieses Blattes.


Kiepen=Tannen=Auction
in Lüdersdorf.
Am Sonnabend, den 16. Februar d. J.,
Nachmittags 2 Uhr,
werde ich am Bahnhof Lüdersdorf                          
15 Kiepen=Tannen
in Auction verkaufen lassen.                          
                                                    F. Lundwall.


Empfing soeben eine Ladung                                                    
frische Kiepen=Tannen
und empfehle dieselben ab Lager am Hafen.                                                    
Schönberg.                                                     F. Lundwall.


Hemdentuche, schwarze reinwollene Cachemires, Kleiderbesätze
sowie sämmtliche Artikel zur Schneiderei empfiehlt zu billigsten Preisen                          
                                                    Hugo Heincke.


Auflage 352,000; das verbreitetste aller deutschen Blätter überhaupt, außerdem erscheinen Uebersetzungen in zwölf fremden Sprachen.
Initialen MW Die Modenwelt. Illustrirte Zeitung für Toilette und Handarbeiten.
Monatlich zwei Nummern. Preis vierteljährlich M. 1.25 = 75 Kr.
Jährlich erscheinen:
24 Nummern mit Toiletten und Handarbeiten, enthaltend gegen 2000 Abbildungen mit Beschreibung, welche das ganze Gebiet der Garderobe und Leibwäsche für Damen, Mädchen und Knaben, wie für das zartere Kindesalter umfassen, ebenso die Leibwäsche für Herren und die Bett= und Tischwäsche etc., wie die Handarbeiten in ihrem ganzen Umfange. 12 Beilagen mit etwa 200 Schnittmustern für alle Gegenstände der Garderobe und etwa 400 Muster=Vorzeichnungen für Weiß= und Buntstickerei, Namens=Chiffren etc.
Abonnements werden jederzeit angenommen bei allen Buchhandlungen und Postanstalten. - Probe=Nummern gratis und franco durch die Spedition, Berlin W, Potsdamer Str. 38; Wien I, Operngasse 3.

Eine alte deutsche Feuer=Versicherungs=Gesellschaft, in Schönberg bereits eingeführt, sucht für dort und Umgegend einen durchaus tüchtigen und leistungsfähigen Vertreter.
Offerten unter K. 963 postlagernd Rostock erbeten.


Ziegenbock        Zwei gut milchende                          
Ziegen
sind sofort zu verkaufen. Siemzerstr. 109.


Danksagung.

Für alle Beweise der Anhänglichkeit an meinen seligen Mann und der Theilnahme an meinem Schmerze sage ich mit meinen Söhnen hierdurch herzlichen Dank.
Selmsdorf, den 14. Februar 1889.

                                                    Mathilde Woisin,
                                                    geb. Kraepelin.


Pantoffel Cordpantoffel Frauengrösse à Dutz Paar m. gesteppt. Filzsohl. M. 3.90, m. imit. Lederaufl. M. 4.75 m. Rinderspaltleder M. 5, mit holzgenagelten Tuchsohlen M. 6.50 bis M.10, Tuchschuhe, Cordschuhe m. holzgenagelten Tuchsohlen M. 11 Holzsohlenschuhe liefert G. Engelhardt, Zeitz.


Bis Ende Februar
Großer Ausverkauf bei Ludwig Wendt
in LÜBECK.
Grosse Partien.
Schwarze und farbige Seidenwaaren. Winter-, Sommer- und Waschstoffe.
Fertige Kleider Winter- und Sommer-Konfektion
Teppiche           Möbelstoff          e Gardinen      etc.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 14 Seite 3]

Großer
Inventur-Ausverkauf.
Heute beginnt unser grosser Ausverkauf von bei der Inventur zurückgesetzten Waaren zu äußerst billigen Preisen. Auf nachstehende Artikel machen wir besonders aufmerksam.

Eine Partie Kleiderstoffe, ganzer Meter von 25 Pfennig (Mecklenburg). an alte Elle 15 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie 100ventin. schwarz reinwoll. Cachemirs für Confirmandinnen. ganzer Meter von 88 Pfennig (Mecklenburg). an alte Elle 50 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie Cattune ganzer Meter von 25 Pfennig (Mecklenburg). an alte Elle 15 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie neu gedruckte Stoutse ganzer Meter von 35 Pfennig (Mecklenburg). an alte Elle 20 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie schwarze Sammete ganzer Meter von 70 Pfennig (Mecklenburg). an alte Elle 40 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie weiss und crême englisch Gardinen ganzer Meter von 40 Pfennig (Mecklenburg). an alte Elle 23 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie Bührenzeuge ganzer Meter von 25 Pfennig (Mecklenburg). an alte Elle 15 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie echtblaue Flanelle ganzer Meter von 75 Pfennig (Mecklenburg). an alte Elle 43 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie Hemdentuche ganzer Meter von 25 Pfennig (Mecklenburg). an alte Elle 15 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie ungebleichte Stoutse ganzer Meter von 25 Pfennig (Mecklenburg). an alte Elle 15 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie weisse reinlein. Taschentücher 1 Dtz. 2 M., 1/2 Dtz. 1 M.
Eine Partie weisse Bettdecken, gute Qualität 1 St. 2 M.
Eine Partie weisslein. Tischtücher 1 St. 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). u. 2 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie Tischdecken 1 St. 1 M.
Eine Partie coul. fertige Unterröcke 1 St. 1 M. 75 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie beste englische Strickwolle Z.=Pfd. 2 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie 200yds schwarz u. weiss Maschinengarn Rolle 8 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie 500 Ct. 100 Mtr. Zwirn, schwarz, weiss, roh. 1 Knäul 5 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie Feule (Scheuertücher) 1 Stück 10 Pfennig (Mecklenburg).

Gebrüder Burchard.       


Den Eingang der persönlich eingekauften Neuheiten zur Konfirmation und für das Frühjahr erlauben uns ergebenst anzuzeigen und in reichster Auswahl zu empfehlen.
Neuheiten: Kleider-Stoffe mit dazu passenden Besätzen.
Neuheiten: Buckskins zu Anzügen und Paletots.
Neuheiten: schwarze Woll-Kleiderstoffe und Seidenzeuge.
Neuheiten: Unterrockstoffe, fertige Unterröcke, Tricot-Blousen, Tricot-Taillen, Tischdecken, Teppiche, Gardinen, Ausstattungsgegenstände, als Bettdrelle, Inlets, Betttuchleinen, Gedecke, Servietten und Handtücher.
Neuheiten: fertige Schürzen, Concert-Tücher, Umschlagtücher u. Schneider-Artikel.
Besondere und grosse Ausstattung: Regenpaletots Dollmans, Promenadenmäntel Umbindungen, schwarze und coul. Jaquette.

Gebrüder Burchard.       


[ => Original lesen: 1889 Nr. 14 Seite 4]

Bruch=Heilung.
Die Heilanstalt für Bruchleiden hat uns mit unschädlichen Mitteln ohne Berufsstörung von Leisten=, Hodensack= und Wasserhodenbruch durch briefliche Behandlung vollständig geheilt, so daß wir jetzt ohne Bandage arbeiten können. Joh. Breit, Ehrenfeld b. Cöln; P. Gebhard, Schneiderm., Friedersried b. Neukirchen, 54 J.; Jos. Kast, Handlung, Simmerberg b. Lindau; A. Schwarz, Wagenbauer, Langenpfungen b. Rosenheim (für Kind). "Broschüre: "Die Unterleibsbrüche und ihr Heilung gratis. 3000 Bandagen bester Construktion vorräthig; mit einer Mustersammlung ist unser Bandagist in:

Lübeck "Hotel du Nord",
am 17. jeden Monats von 8 Uhr Vorm. bis 12 1/2 Uhr Nachm.

zur unentgeltlichen Maßnahme und Besprechung zu treffen. Man adressire: An die Heilanstalt für Bruchleiden in Stuttgart, Allenstraße 11.


Baugewerk-, Maschinen- und Mühlenbau-Schule
Neustadt in Mecklenburg. Auskunft durch den Director Jentzen.


Stadt Lübeck.
Grosser Masken-Ball
am Sonntag, den 17. Februar cr.
Anfang: Abends 7 1/2 Uhr.
Entree für Masken 50 Pfennige.
Es ladet ergebenst ein                                                    
                                                    J. H. Freitag.

NB. Eine reichhaltige Auswahl von Maskenkostümen steht einem verehrten Publikum vom Freitag ab in meinem Locale zur gefäll. Verfügung.


Pferd                          Pferd

In Hof Wahrsow bei Lüdersdorf deckt ein starker dänischer Fuchshengst, 7 Jahre alt, mit weißen Mähnen und Schweif und vorzüglichem Gangwerk fremde Stuten gegen ein Deckgeld von 11 M., welche bei der ersten Zuführung zu entrichten sind. Der Hengst ist 4 mal in Schleswig gekört.

Hof Wahrsow.                                                     G. Hörcher.


G. & O. Lüders, Hamburg,
empfehlen                                                    
Hülsenfreies Reisfuttermehl

24% Protein und Fett garantirt bei 52% stickstofffreien Extractstoffen als wirksamstes, gesundestes und billigstes

Kraftfutter
für Milchkühe, Ochsen und Schweine.                          
Alleinverkauf bei
Herrn J. Borchert, Carlow.


Schleifsteine
in jeder Größe,                                                    
Bügelsägen sowie Bügelsägenblätter
empfiehlt                                                             
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Gutes Dachrohr
hat zu verkaufen                                                    
                                                    W. Oldenburg. Lüdersdorf.


Zu Ostern wird auf Hof Kl. Rünz ein                                                    
tüchtiges Mädchen
als Leuteköchin gesucht.                                                    


Das älteste und größte
Bettfedern-Lager
William Lübeck in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfd.) gute, neue
Bettfedern für 60 Pfg. das Pfund,
vorzüglich gute Sorte Mark 1,25
prima Halbdaunen nur Mk. 1,60, Mk. 2,
reiner Flaum nur Mk. 2,50 und Mk. 3.
Bei Abnahme von 50 Pfd. 5 pCt. Rabatt.
Umtausch gestattet.
Prima Inletstoff zu einem großen Bett
(Decke, Unterbett, Kissen und Pfühl),
zusammen für nur 14 Mark.


Alle Diejenigen, welche noch Forderungen an den verstorbenen Schuhmachermeister H. Schwartz, sowie Diejenigen die Genanntem noch etwas schulden oder Sachen von ihm besitzen, dies bis zum 15. März dieses Jahres bei mir anzumelden.

Retelsdorf.       
Sabowerstraße 23.       


Zu Ostern suche ich ein                                                    
Mädchen,
welches gut nähen kann und etwas leichte Hausarbeit mit übernehmen will.                          
Hof Schlagsdorf.                                                     A. Sick.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 17. Februar.

          Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
            Abendkirche (6 Uhr) Pastor Langbein.
          Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,7 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,5 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 7.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 14 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 14 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 15. Februar 1889.

- Lübeck. Am 12. Febr., Abends gegen 8 Uhr schellte der Tischlergeselle Karl Müller aus Goslar bei seiner in der Roeckstraße dienenden Braut, einer Ostpreußin, an der Hausthür. Als das Mädchen die Thür öffnete und sich zu ihrem Bräutigam begab, fand es denselben furchtbar erregt; auf die theilnehmende Frage, was er wolle, gab der Tischler zur Antwort: "Du fragst noch, erst will ich Dich, dann mich erschießen!" Die Braut schrie auf und bat um ihr Leben, dabei suchte sie dem Hause näher zu kommen, um ihr Nebenmädchen zur Hülfe herbeizurufen. In diesem Augenblick krachte ein Schuß und als das entsetzte Mädchen in das Haus floh , schickte ihr der Liebhaber noch einen zweiten Schuß nach, ohne daß glücklicher Weise das Mädchen durch einen der erfolgten Schüsse getroffen war. Nach einiger Zeit fiel im Garten ein dritter Schuß. Etwas später versuchte der Tischler nochmals in das Haus hineinzukommen, welches ihm indeß nicht gelang. Nachdem von dem Vorfall Anzeige im Polizei=Bureau gemacht war, wurde der Tischler aufgesucht und in seinem Logis in der Hundestraße mit verbundenem Kopfe angetroffen. Dort hatte er angegeben, daß er Zahnschmerzen habe. Es wurde in seinem Logis ein noch mit drei scharfen Schüssen versehener Revolver in dem Ofenrohr versteckt vorgefunden. Er selbst hatte sich auf offener Straße - in der Roeckstraße - einen Schuß an der rechten Seite des Kopfes beigebracht. Er ist dort, wie er selbst angiebt, niedergefallen und hat, nachdem er wieder zur Besinnung gekommen ist, nochmals versuchen wollen, in das Haus zu gelangen, um seine Braut zu erschießen, welches ihm aber erfreulicher Weise nicht gelungen ist. In Folge auf Anordnung des Polizei=Arztes dem Krankenhause übergeben werden. Der erste Schuß ist nach seiner Angabe durch seine Unvorsichtigkeit in den Erdboden gegangen, wo der zweite hinging, weiß er nicht.
- Die marokkanische Gesandschaft wird noch ca. 8 Tage in Berlin verweilen und dann die Rückreise antreten.. Die Länge des Aufenthalts erklärt sich dadurch, daß es bei den Bekennern des Propheten als eine Unhöflichkeit gilt, einen Gast weniger als 8 Tage bei sich zu behalten. 12 Tage dagegen werden als Ehre und Auszeichnung betrachtet und jeder Tag darüber ist eine Erhöhung derselben. Der Gesandtschaft wird übrigens bei Hof alle nur erdenkliche Auszeichnung erwiesen. Am Donnerstag hat ihr zu Ehren in der Bildergalerie ein Festmahl zu 90 Gedecken stattgefunden, an welchem alle in Berlin anwesenden Fürstlichkeiten, die Generalität und viele Hof= und Staatswürdenträger theilnahmen. Abends 1/2 6 Uhr empfing die Kaiserin Augusta die Gesandtschaft und sprach für die kostbaren Geschenke, welche der Sultan für sie bestimmt hatte, seinen Dank aus. An demselben Tag ist die Gesandtschaft auch noch von dem Fürsten Bismarck empfangen worden, um demselben die für ihn bestimmten Geschenke zu überreichen. Der Eindruck, den der große Empfang durch den Kaiser auf den Botschafter gemacht hat, war so überwältigend, daß sich dieser, wie sein Ausdruck war, "dagegen arm fühlte", das will sagen, befangen von all den Ehren, die ihm zu Theil geworden. Am Tag nach dem Empfang soll ein großer Bericht an den Sultan von Marokko abgegangen sein.
- Silberne Fünfmarkstücke mit dem Bildniß Kaiser Wilhelms II. und der Jahreszahl 1888 sind soeben zur Ausgabe gelangt. Die Prägung der Münzen ist eine vorzügliche und namentlich zeichnet sich das Portrait des Kaisers durch seine Naturtreue aus. Ausgeprägt ist nur eine geringe Zahl von Münzen dieser Art. Die weiter zur Ausgabe gelangenden Münzen erhalten sämtlich die Jahreszahl 1889.
- In Berliner und Hamburger Blättern wird der Generalstabschef Graf Waldersee als Nachfolger des Fürsten Bismarck an die Wand gemalt und die Stellung des Finanzministers von Scholz als erschüttert bezeichnet.
- Das Lösegeld für die von Buschiri gefangenen Missionare beträgt nach den neuesten Berliner Mittheilungen 7000 Rupien, das ist ca. 14 000 M., was verhältnismäßig sehr billig ist, da anfänglich eine exorbitante Summe verlangt wurde. Die Auslieferung des Dr. Mayer allein hat s. Z. 30 000 M. gekostet. Außer den 7000 Rupien müssen auch noch drei von den Deutschen gefangne arabische Sklavenhändler daran gegeben werden.
- Sterletts, die feinsten und kostbarsten russischen Fische, machte s. Z. nur der Zar dem Kaiser Wilhelm zum Geschenk und später machten es ihm einige Bankiers nach. Heute ist dieser kostbare Fisch in den Berliner Markthallen zu haben, wo er munter neben Aalen, Karpfen und Hechten herumschwimmt.
- Eintausendachthundert Centner Salz hat die große Berliner Pferdebahn in den letzten 4 Tagen gebraucht, um den Verkehr auf ihren Linien aufrecht zu erhalten.
- Die Arbeiter Schröder und Brunn, welche im October v. J. auf dem Stadtpostamt in Berlin Postbeutel mit mehr als 1 Million Mark Werth gestohlen und in Hamburg untergebracht hatten, sind vom Landgericht in Berlin, Schröder zu 4 Jahren und Brunn zu 7 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. Geld und Papiere waren bald gefunden worden.
- In Frankfurt a. M. wurde vorigen Sonnabend der erste frische Spargel auf den Markt gebracht.
- Kaiser Rothbart ist aus der Burgruine Kyffhäuser ausgezogen, seit das neue Deutsche Reich errichtet ist, und Kaiser Wilhelm I. wird einziehen in seinem mächtigen Standbild. In der Ruine befindet sich im Sommer für die vielen Fremden, die Berg und Ruine besuchen, eine einfache Wirthschaft. Diese wurde im October v. J. von einigen Strolchen erbrochen und ausgeraubt. Die Strolche stahlen nach Durchbrechung von Thüren und Mauern Bier, Wein, Arrak, Nordhäuser, Bittern, Chartreuse, Wurst, Zucker und Kartoffeln und ließen sich's im Thal gut schmecken oder verkauften es. Der Schuster August Weidemann aus Buttelstedt wurde als einer der Diebe ermittelt und vom Gericht zu 9 Monaten Gefängniß verurtheilt; der andere, ein Schlosser, ist entkommen.
- Die Schneestürme haben bei Halle zwischen den Stationen Niemberg und Stumsdorf ein entsetzliches Unglück veranlaßt. Zur Freilegung der Geleise war ein Schachtmeister mit 75 Arbeitern nach jenen Stationen befördert worden. Irrthümlich hatte man an Ort und Stelle die Schneeschaufler nach der verkehrten Seite aussteigen lassen, sie hatten kaum den Zug verlassen, so brauste ein Zug nach Magdeburg daher und fuhr mitten in den Menschenknäuel hinein, ihn zerschneidend, zerfleischend. Acht Todte sind bereits nach Halle gebracht und noch viel mehr schwer Verwundete.
- Der ungeheure Schneefall hat sich nicht nur auf ganz Deutschland, Belgien, Holland und Dänemark, sondern auch auf Nieder= und Oberösterreich, auf Mähren und Salzkammergut, auf Schlesien und Galizien erstreckt und überall die Bahnverbindungen unterbrochen.
- In Holland herrschen schreckliche Ueberschwemmungen. Nach einem Bericht des "Etoile belge" steht Rotterdam vollständig unter Wasser, so daß jeder Verkehr eingestellt werden mußte.
- Kaiser Franz Joseph hat ein gutes Beispiel gegeben, daß ein Mann seine Frau loben darf, wenn sie ihm in den schwersten Stunden des Lebens treu und standhaft zur Seite gestanden hat. Als ihm

[ => Original lesen: 1889 Nr. 14 Seite 6]

die Präsidenten des Abgeordnetenhauses ihr Beileid bezeugten, sagte er: "Ich werde meine Regentenpflicht auch ferner treu und gewissenhaft erfüllen." Und dann tief athmend fuhr er fort: "Wie viel ich in diesen Tagen der Kaiserin zu danken habe, welche große Stütze sie mir gewesen ist, kann ich nicht warm genug aussprechen. Ich kann dem Himmel nicht genug danken für eine solche Lebensgefährtin. Sagen Sie dies weiter, je mehr Sie es verbreiten, desto mehr werde ich Ihnen danken." Auch Luther hat ja seine Käthe oft gerühmt und ebenso Jordan, der berühmte Dichter und Rhapsod, seine "Frau Ute". Und die Bibel hat der "tugendsamen" Hausfrau das schönste Denkmal für alle Zeiten errichtet.
Die Kronprinzessin Stefanie erhält die Nutznießung von vier Millionen Gulden. Der Zinsbetrag wird halbjährlich im Voraus dem König Leopold zugestellt. Die verwaiste Erzherzogin Elisabeth verbleibt bei den kaiserlichen Großeltern und übernimmt der Kaiser Franz Joseph persönlich die Vormundschaft.
Die österr. Corpskommandanten erließen Reservatbefehle, wonach den Offizieren jede Erwähnung der Vorgänge in Mayerling im Gespräche strengstens untersagt wird.
- Die Leipziger "Illustrirte Zeitung" vom 9. Februar enthält das Bild des Kronprinzen Rudolf, das Bild des Jagdschlosses Mayerling und das Sterbezimmer daselbst.
- 300 Oesterreicher sind bettelarm und an Leib und Seele heruntergekommen aus Brasilien zurückgekehrt, wohin sie gewissenlose Agenten mit glänzenden Versprechungen gelockt hatten. Sie wurden furchtbar getäuscht, fanden Hunger, Kummer und Elend und wären verkommen, wenn sie nicht endlich die Regierung auf ihre Kosten frei gemacht und herübergeschafft hätte. Nun müssen sie in der verschmähten Heimath ein neues Leben anfangen, zu welchem sie nichts als ihre schweren Erfahrungen mitbringen.
- Ein kurzer Artikel im "Figaro" ist werth, von allen Eltern und Aerzten mit Hoffnung begrüßt zu werden. "Im Pasteurschen Institut in Paris hat man eine außerordentliche Entdeckung gemacht. Die Doktoren Roux und Yersyn haben den Mikroben isolirt, welcher die fürchterliche Krankheit, den Kroup oder die Diphterie, hervorbringt. Sie haben geduldig die Bedingungen studiert, unter welchen sich dieser Mikrobe entwickelt und wunderbarerweise ist es ihnen gelungen, die diphteritische Infektion bei Meerschweinchen, Kaninchen und Tauben zu reproduziren. Indem sie auf dem Wege dieser Experimente weiter fortschritten, haben sie das durch den Mikroben sekretirte Gift isolirt, aus welchem Gift alle die Ohnmachts= und paralytischen Anfälle des Kroup entstehen, und der Tag ist wahrscheinlich nicht entfernt, daß sein Impfmittel gefunden sein wird." (Und ein Würgengel in der Welt weniger sein wird.)
- In Rom ist am Freitag voriger Woche der herrliche Königsadler verendet, den im Jahre 1879 der damalige Kronprinz Friedrich Wilhelm der Stadt gelegentlich seines Besuches zum Geschenk gemacht hatte. Das stolze Thier war neben der traditionellen Wölfin die Zierde des Kapitals, wo beide Thiere inmitten der Lorbeerbüsche und Rosen täglich die schaulustige Menge fesselten. Jedesmal, wenn Kaiser Friedrich an seinen königlichen Freund schrieb, pflegte er als Postskriptum beizufügen: "Cosa fa l'aguilla?" (Wie geht es dem Adler?) Der Aar Kaiser Friedrichs ist nun tot, und wenn die Wölfin ebenfalls der Natur ihren Tribut zahlt, so verbleiben, als einzige Sehenswürdigkeit nur noch die Gänse. welche dort in der Sala Massima schnattern, wie damals, als sie das Vaterland retteten.
- In Rom hat's einen sehr ernsthaften Putsch gegeben. Tausende von unbeschäftigten Arbeitern drangen in die innere Stadt, erbrachen die Kaufläden, zertrümmerten alles, nahmen mit was ihnen paßte, und brachten das Stadtviertel in Angst und Schrecken. Da die Polizei sich ohnmächtig erwies, mußten die Soldaten einschreiten. Viele, die Waffen trugen, wurden verhaftet, sie sollen der rothen Internationale angehören.
- Aus Dünaburg berichtet die "St. Petersburger Zeitung" folgende Geschichte von einem Hund: Unweit der Station Malinowka der Dünaburg=Witebsker Bahn lebt der Gutsbesitzer Strauß. Er hat in Dünaburg ein großes Geschäft, welches Schweinefleisch nach Petersburg versendet. Dieser Tage nun kamen zu dem Gutsbesitzer zwei Bauern und meldeten ihm, daß in ihrem Dorf an 200 Schweine zu verkaufen seien. Strauß dachte ein Geschäft zu machen, nahm 2000 Rubel Geld, einen Revolver und seinen Hund, einen prachtvollen Neufundländer, mit und begab sich mit den beiden Bauern auf den Weg. Fünf Stunden fuhren die Bauern mit dem Gutsbesitzer auf verschiedenen, denselben unbekannten Landwegen und kamen schließlich in das Dorf, wo Strauß gebeten wurde, auszusteigen. Strauß ließ seinen Hund vor der Thür und begab sich in eine Bauernhütte, wo er den Pelz, in dem sich der Revolver befand, abnahm. Der Wirth bat ihn, Platz zu nehmen und ging in den Flur hinaus, wo er mit den Begleitern des Gutsbesitzers flüsternd zu sprechen anfing. Als diese Unterhaltung zu lange dauerte, rief Strauß ungeduldig : "Ihr da! Ich habe keine Zeit zu verlieren! Wird's bald?" Nun trat der Wirth in die Hütte und sagte: "Beeile Dich nicht zu sehr, wirst schon hinkomm!" "Was soll das heißen?" rief Strauß wütend. "Wirst schon in die andere Welt kommen!" sagte der Wirt und nun trat auch einer der Begleiter in das Zimmer mit einem riesigen Messer. Strauß begriff, daß er in eine Räuberfalle geraten war. Zu seinem Entsetzen bemerkte er auch, daß er nicht unbemerkt aus dem abgelegten Pelz den Revolver herausnehme konnte. Der unglückliche Gutsbesitzer verlor den Mut und bot den Räubern sein Geld an, sie sollten ihm nur das Leben lassen. "Das wird nicht gehen," erklärten ruhig die Bauern, "jetzt, wo Du in unseren Händen bist, willst Du uns die Füße küssen, und wenn wir Dich herauf lassen, so schickst Du uns nach einer Stunde die Polizei, Du mußt schon hier bleiben." "Hört", bat mit Thränen in den Augen der Gutsbesitzer, "ich habe weder Kinder noch eine Frau, Niemand wird mich beweinen, laßt mich dann wenigstens von meinem geliebten Hund Abschied nehmen. Die Bauern waren gerührt und ließen den Hund herein. Das prachtvolle Thier drängte sich an den Herrn und ließ sich von demselben mit sichtlichem Vergnügen streicheln und küssen. Der zärtliche Abschied schien aber den Räubern ein wenig zu lange zu dauern und der Wirth trat nun entschlossen auf Strauß zu und packte ihn roh an der Brust, der andere Bauer hob den Arm mit dem Messer. In demselben Augenblick aber sprang der Neufundländer wie ein Tiger an den Hals des letzteren und riß ihm die Gurgel heraus, warf sich darauf auf den mit Strauß ringenden Wirth und zerfleischte ihm den Arm und eine Seite der Brust. Als der dritte Bauer, der draußen Wache hielt, auf den Lärm hereinstürzte, hatte Strauß schon Zeit gehabt, seinen Revolver aus dem Pelz herauszunehmen und streckte den Räuber mit einem Schuß nieder. Strauß besichtigte noch das Haus und überzeugte sich, daß außer den Leichen niemand darin war, er legte nun die drei toten Bauern auf seinen Wagen und brachte sie in die dünaburger Kreispolizei=Verwaltung, wo er den Hergang seines Abenteuers erzählte. Der Hund ist nun natürlich der Held des Tages.
- Die verschluckte Taschenuhr. Der siebenzehnjährige Bauernbursche Trasim aus dem Kreise Slutzk, Gouvernement Minsk, erschien vor einiger Zeit beim Kreisarzt und bat, ihn von einer harten Brotkruste zu befreien, die er vor einigen Tagen verschluckt habe. Da aber mehrere dargereichte erweichende Mittel nicht halfen und die harte Brotkruste auch mehreren derben Brechmitteln erfolgreich widerstand, so wurde erst zur Kautschuksonde und dann zur Metallsonde gegriffen. Bei Einführung der letzteren klang aber plötzlich dem Arzt ein ganz seltsamer Ton entgegen. Man drang daher auf den jungen, blöde dreinschauenden Burschen mit der

[ => Original lesen: 1889 Nr. 14 Seite 7]

Frage ein, ob er einen metallenen Knopf oder gar eine große Kopeke alter Prägung verschluckt habe. Dieser bestand aber hartnäckig auf seiner ersten Aussage. "Dann muß ich Dir, mein Junge, eine Maus in den Magen hinablassen, damit sie Dir das Brot wegfrißt," sagte der Arzt mit bedauernder Miene. Jetzt erst verstand sich der Patient zu dem Geständniß, daß er eine Taschenuhr verschluckt habe. Er war gerade bei seinem Popen zur Beichte, als die auf dem Tische liegende Uhr seines Väterchens ihn so mächtig lockte, daß er der Versuchung nicht widerstehen konnte und die erste Gelegenheit seines Alleinseins mit dem wundervoll tickenden Ding benutzte, um sie rasch in seiner Tasche verschwinden zu lassen. Als das Ungeheuerliche geschehen, überkam den Jungen die Furcht vor einer möglichen Entdeckung und da hat er in seiner Angst das corpus delicti verschluckt. Der Dieb, welchem eine schwere Operation bevorsteht, wurde nach der 15 Meilen entfernten Gouvernementsstadt transportirt, da die Aerzte in Slatzk es nicht wagten, eine Oeffnung des Magens vorzunehmen.
- Naturwissenschaftliches. Wohl nicht allseitig dürfte es bekannt sein, daß einige Berufsstände in einer kleinen Thiergattung recht achtungswerthe Collegen haben, die einen Fleiß und eine Umsicht an den Tag legen, der uns oft geradezu in Erstaunen versetzt; es sind dies nämlich die Ameisen. Einzelne Arten derselben sind zunächst tapfere und schneidige Soldaten; muthig gehen sie auf den Feind los und die hartnäckigsten Gefechte werden geliefert. Weiter sind aber auch einzelne Gattungen treffliche Baumeister und unter ihnen nimmt die Termite eine bedeutsame Stellung ein; ihre Wohnungen erreichen oft eine Höhe von 4 Metern. Große Gänge und zahlreiche Kammern werden von ihnen in sehr geschickter Weise angelegt. Weniger dürfte es aber bekannt sein, daß wieder andere Arten Pflanzenbau und Milchwirthschaft treiben, somit Landwirthe sind. In Südamerika hat man nämlich vor einigen Jahren eine Ameise aufgefunden, welche eine Grasart, den sog. Ameisenreis, sehr geschickt anbaut. Je ein Stückchen Land wird förmlich hergerichtet und die kleinen Samen in die Erde gebracht. Auflaufendes Unkraut wird abgerissen und zur richtigen Zeit die Ernte, darauf die Entkörnung vorgenommen. Bei eintretendem Regen werden die Halme ins Trockene gebracht, um dann schließlich bei gutem Wetter gar getrocknet zu werden; in gleicher Weise verfahren sie mit den kleinen Samen, von denen sie leben. Unsere heimischen Ameisen treiben dagegen Milchwirthschaft. Ihre Kühe sind die Blatt= und Schildläuse, welche sie in großer Menge sammeln. Es ist bekannt, daß die Blattläuse von Pflanzensäften leben. Die Ameisen streicheln sie wie liebkosend mit den Fühlern und Vorderfüßen, bis diese ein Tröpfchen hellen Zuckersaftes aus Röhren am Hinterleib austreten lassen, den die Ameisen begierig auflecken. Wie der sorgsame Hirte sein Melkvieh von einem Ort zum andern treibt und im Herbst in den warmen Stall zurücktreibt, so sorgen die Ameisen für ihr Melkvieh. Sie setzen dieselben, die sich nur schwer bewegen können von, abgewelkten dürren Zweigen auf frische und saftige, bauen zum Schutz für sie förmliche Stallungen und bringen sie im Herbst, wenn es draußen an Nahrung zu fehlen beginnt, unter die Oberfläche der Erde, indem sie dieselben auch hier an Pflanzenwurzeln setzen, damit sie nicht verhungern. Auch Arbeiter wissen sie sich in geschickter Weise zu verschaffen. Eine rothgelbe Ameise unternimmt deshalb förmliche Kriegszüge, sie überfallen besonders die graue Mauerameise, rauben denselben ihre Puppen und sind die Thierchen ausgeschlüpft und später herangewachsen, so müssen sie alle Geschäfte besorgen.
- Die als Sellerie bekannte Salatwurzel ist in neuester Zeit auch als eine Arzneipflanze ersten Ranges gegen die leider so häufige Krankheit des Rheumatismus erkannt worden. Koche die Sellerieköpfe mit etwas Salz in Wasser oder dünner Fleischbrühe, so giebt es einen vorzüglichen Heiltrank gegen Hexenschuß und Rheumatismus aller Art. Gießt man aber Wein auf die ohne Salz abgekochten und in Scheiben geschnittenen Köpfe, so entsteht eine treffliche Bowle, die an Ananasbowle grenzt, aber nur mäßig genossen werden darf. Der fleißige Anbau von Sellerie ist daher auch den Gärtnern zu empfehlen.
- Eine "schneidige" Frau Hauptmann in Charlottenburg hat an einem der letzten Abende folgendes tapfere Stück geleistet. Als sie von einer Gesellschaft heimging, wurde sie von einem Jüngling angesprochen und trotz ihrer Abwehr bis zu ihrem Wohnhaus verfolgt. Dort angelangt, faßte sie, nachdem sie die Hausglocke gezogen hatte, mit fester Hand den zudringlichen Menschen im Genick und hielt ihn, obschon er sich loszumachen suchte, bis der Bursche ihres Mannes die Hausthür geöffnet hatte. Nun überlieferte die Dame ihren Gefangenen dem tapferen Grenadier mit dem energischen Befehl: "Stich ihm ein paar feste!" Mit militärischer Sorgfalt kam der Bursche diesem Befehl der schneidigen Frau Hauptmann nach.


Der Deserteur.
Novelle von Stanislaus Graf Grabowski.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 14 Seite 8]

Der Deserteur.
[Fortsetzung.]


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