No. 13
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Februar
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1889 Nr. 13 Seite 1]

Zur Geschichte der preußischen Zivilliste sind einige nicht uninteressante Daten mitzutheilen. Die Scheidung des Kronvermögens vom Staatsvermögen ist eine Errungenschaft unseres Jahrhunderts. In Preußen wurde 1822 die Kronfideikommiß=Rente auf 2 1/2 Millionen Thaler festgesetzt. Diese Summe hielt König Friedrich Wilhelm III. für alle Zeit für ausreichend und verzichtete deshalb auf das Recht, daß die Krone sie einseitig erhöhen dürfe. Schon unter Friedrich Wilhelm IV. zeigte sich die Unzulänglichkeit dieser Summe und einer der ersten Schritte des späteren Kaisers Wilhelm nach Antritt der Regentschaft war, eine Erhöhung um eine halbe Million vom Landtag zu fordern. Diese wurde ohne Weiteres zugestanden. Daß trotzdem schon nach wenigen Jahren eine Erhöhung um den doppelten Betrag, um eine volle Million Thaler gefordert wurde, hatte einen sehr annehmbaren Grund. Der preußische Staat hatte eine ansehnliche Vergrößerung erfahren, die dem Königshaus vermehrte Repräsentationspflichten auferlegte. Auch diese Million wurde ohne Widerspruch bewilligt und somit war die ursprüngliche Kronrente um 60 pCt. erhöht worden. Nach der Gründung des deutschen Reiches wurde die Frage angeregt, ob durch dieselbe dem preußischen Königshause Repräsentationspflichten erwachsen würden, die vom Reich zu tragen seien und ob, wenn dies nicht der Fall sei, nicht wenigstens die preußische Dotation zu erhöhen sei. Die eine wie die andere Frage ist damals verneint worden. Jetzt werden 3 1/2 Millionen gefordert und auch diese werden, da sie nothwendig sind, ohne Anstand bewilligt werden.
Die Budgetkommission des preußischen Abgeordnetenhauses bewilligte die Erhöhung der Civilliste gegen die beiden freisinnigen Stimmen Virchows und Richters. Weitere Aufklärungen über das Bedürfniß der Erhöhung wurden nicht gebeben. Virchow erklärte, ein Bedürfniß für die andauernde Erhöhung sei nicht erwiesen; zu einmaliger Erhöhung sei er bereit.
Im königlichen Schlosse zu Berlin fand am Mittwoch ein Festessen zu Ehren des britischen Admiral Lord Charles Beresford statt. Am Donnerstag abends 6 Uhr war abermals ein Festessen zu Ehren der marokkanischen Gesandschaft, an welchem alle Hof= und Staatswürdenträger, sowie die Mitglieder des königlichen Hauses theilnahmen.
Kaiser Wilhelm II. wird dem Sultan von Marokko als Gegengeschenk Trakehner Rappen senden.
Die neue Artillerievorlage wird dem Bundesrath während der Vertagung des Reichstages, die Sonnabend begingt, zur Beschlußfassung zugehen. Der Betrag der Vorlage wird jetzt wieder auf 50 Millionen etwa angegeben.
Ein neuer Gesetzentwurf für Ostafrika ist, wie aus Berlin gemeldet wird, für den Reichstag in Vorbereitung. Es finden gegenwärtig amtliche Erörterungen über die Einrichtung einer subventionirten Dampferlinie nach Sansibar statt, welche zwar noch nicht zu einer Entscheidung geführt haben, die es indessen wahrscheinlich machen, daß eine diesbezügliche Vorlage noch in der gegenwärtigen Session dem Reichstage zugehen wird.
Der Reichsanzeiger veröffentlicht das ostafrikanische Gesetz. Die Expedition Wißmann besteht aus etwa 60 Personen und reist diese Woche noch über Brindisi nach Sansibar. Jedes Mitglied enthält 1000 Mark Reisevorschuß. 1000 Sudanesen sind zur Bekämpfung der Sklavenhändler bereits angeworben.
Prinz Heinrich von Preußen empfing in Kiel den Hauptmann Wißmann, der nunmehr seine Reise nach Sansibar antritt.
Bei der Leichenfeier für den Kronprinzen Rudolf machte es auf alle Anwesenden einen tiefen Eindruck, daß der Kaiser Franz Josef, entgegen allem Herkommen, die Leiche bis in die Gruft begleitete, wo der Sarg neben den des Kaisers Josef II. gestellt wurde. Von tiefem Schmerz überwältigt, kniete der Kaiser nieder, verrichtete laut schluchzend ein Gebet und küßte zum Abschied das Bahrtuch. Gerührt thaten die Erzherzöge das Gleiche. Dann kehrte der Monarch in fester Haltung in die Kirche zurück. Auf dem Sarg waren nur die Kränze van der Kaiserin, der Kronprinzessin und dem belgischen Königspaar befestigt. Während der Leichenfeier in der Kapuzinerkirche hielten sich die Kaiserin, die Kronprinzessin und die Erzherzogin Valerie in der Kapelle der Hofburg auf.
Den größten Kranz, aus Kamelien und Maiglöckchen gewunden, hat die "Französische Presse" auf den Sarg des Kronprinzen Rudolf legen lassen. Die Franzosen kokettiren förmlich mit ihm, er sei ihr Freund und Verbündeter gewesen. Sie bedenken nicht, daß die Kaiser und die Kanzler Deutschlands und Oesterreichs immer nachdrücklich versichert haben, daß das Bündniß keineswegs auf persönlichen Neigungen, sondern auf einer tiefgehende Gemeinschaft der Interessen beider Nationen beruht, auch abgesehen davon, daß der Kronprinz betheuert hat, er sei ein aufrichtiger Freund des Bundes. Augenblicklich führt ja auch Kaiser Franz Joseph in vollster Rüstigkeit das Szepter und auf absehbare Zeit hat der Todesfall politisch schwerlich Einfluß. Gespannt war man, wie die katholische Kirche, die den Selbstmord sehr streng beurtheilt, den Todesfall behandeln werde. Sie scheint sich an das Gutachten der Aerzte gehalten zu haben, welches eine abnorme Bildung des Gehirn annimmt. Das hat den Priester der Hofburg, den Erzbischof und den Papst bestimmt, Geisteskrankheit anzunehmen und dem Todten die geweihte Erde und den kirchlichen Segen zu gewähren. Kronprinz Rudolf ist das 113. Glied des Habsburger Kaisergeschlechtes, das in der Gruft der Kapuziner in Wien beigesetzt ist. In einem hinterlassenen Brief an seine Mutter, die Kaiserin Elisabeth, soll sich der Kronprinz auch über den Grund des Selbstmordes ausführlich ausgesprochen haben.
Wer kann bei der Fluth von Gerüchten das Wahre von dem Falschen scheiden, nachdem die

[ => Original lesen: 1889 Nr. 13 Seite 2]

Schleusen geöffnet sind? So wird jetzt erzählt, das kronprinzliche Paar habe durchaus nicht so glücklich gelebt, wie seither angenommen wurde, die Kronprinzessin habe schon im Oktober v. J. ihre königlichen Eltern in Brüssel flehentlich gebeten, ihr die Rückkehr ins Elternhaus zu gestatten, ein offener Bruch sei nur durch das energische Eingreifen der Kaiserin Elisabeth vermieden worden. Bestätigen soll sich, daß Kaiser Franz Joseph im ersten Augenblick die Veröffentlichung der Todesart des Kronprinzen nicht gewünscht, später aber sie angeordnet habe mit dem Wort: Mein Volk hat ein Recht, die Wahrheit zu erfahren. Er ist der Unglücklichste, er hat den einzigen Sohn, den populären Erben seines Reiches verloren und mit ihm eine gewisse Bürgschaft für die Zukunft; er mag mit Wallenstein sagen: Hier steh' ich, ein entlaubter Baum! So versteht man immer besser sein ernstes und bedeutungsvolles Wort: "Ich werde aber meine Pflicht thun bis ans Ende." Ein Räthsel ist, daß die Kugel, mit welcher sich der Kronprinz das Leben genommen hat, noch immer nicht gefunden worden ist, obwohl das ärztliche Gutachten festgestellt hat, daß sie zum Kopf hinausgegangen ist.
Die Kugel, welche dem Kronprinzen Rudolf den Tod zugebracht hat, ist zufolge einer Meldung der "Vossischen Zeitung," am Sonntag Nachmittag unter dem Polster des kronprinzlichen Bettes gefunden worden. Die Kugel prallte an dem Betttischchen ab und fiel zurück; man fand sie, wo sie am wenigsten erwartet wurde. Das Zimmer, in welchen der Kronprinz gestorben ist, soll zu einer Kapelle umgewandelt und daselbst alljährlich am Sterbetag eine Seelenmesse abgehalten werden.
Prinz Alexander von Battenberg, welcher kürzlich aus dem deutschen Militärdienst ausschied, soll demnächst in englische Kriegsdienste eintreten, um mit seinem gesammten Hause nach England auszuwandern. Sobald diese Angelegenheit, in welcher er auch eine längere Unterredung mit dem Kaiser Franz Josef von Oesterreich geflogen, endgiltig geregelt sein wird, heißt es, daß er die Tochter Kaiser Friedrichs, die Prinzessin Victoria von Preußen, heirathen wird, die dann in England ihr dauerndes Domizil nehmen wird.


Am Nordostsee=Canal.

Der große Nordostsee Canal, den Deutschland baut, ist kein internationaler, er ist lediglich ein deutscher, er ist eben unser Canal; er ist auch kein Aktienunternehmen mit Börsencours, sondern er ist auch in diesem Sinne rein unser Canal, ein Privateigenthum des deutschen Volks. Andererseits, selbst wenn die Elblotsen Recht behielten, wenn der Canal für den Handel nur eine nebensächliche Bedeutung bekäme (weil die Fracht zu theuer wird), wenn das vorgesehene Capital nicht reichte und sich nicht verzinsen sollte, immerhin sind wir mit diesem Werk nur einem von der ganzen Nation längst erkannten Fingerzeig der Natur gefolgt, und der Segen dieser Folgsamkeit wird nicht ausbleiben, das darauf verwandte Capital wird sich hoch verzinsen, wenn auch nicht unmittelbar in klingender Münze. Dieser Canal wird unter allen Umständen ein Hauptstück unserer Volksrüstung, unserer Küstenvertheidigung werden. Er wird unsere Kriegsflotte von Dänemark und seinen feindlichen Gesinnungen wie feindlichen Stürmen und Strömungen frei machen, er wird die Scheidewand beseitigen, die bisher zwischen unserer Nordsee= und Ostseeflotte mit ihren Häfen, Werkstätten und Magazinen bestand, und er wird uns gestatten, ganz nach Bedarf gegen Rußland oder gegen England oder Frankreich mit unserer gesammten Seewehr Front zu machen. In diesem Sinn ist es unmöglich, das in den Canal gelegte Capital unproduktiv zu nennen. Es ist ebenso wenig unproduktiv wie die Millionen und aber Millionen, die wir jährlich auf unser Landheer verwenden; denn mit all' diesen Millionen schützen wir unsere Produktion und den durch diese redlich erworbenen Besitz. Und eben diese geschützte Produktion gewährt auch dem Reich die Mittel zu ihrem Schutz. Wir haben das Geld, uns diesen Canal zu bauen, auch wenn er sich nicht verzinsen sollte. Wenn er aber gebaut ist, selbst eine ganze Flotte werth, so werden wir den anderen Völkern gegenüber wahrlich nicht ärmer dastehen, als da wir ihn noch nicht besaßen. Von den großen Werken Kaiser Wilhelms I. war dieser Canalbau die letzte, aber sicher nicht die geringste Wohlthat, die er unserem Vaterland erwiesen hat. So läßt sich das "Daheim" berichten.
- Schönberg. Die Meierei=Genossenschaft Groß Mist, Klein Mist und Schlag=Sülsdorf lieferte im Monat Januar 1889 52303 Pfund oder 25367 Ltr. Milch, verkauft wurden 26 Ltr. Milch, verarbeitet 25 341 Ltr. Milch und gewonnen 2014 Pfund Butter. Gebraucht wurden zu 1 Pfund Butter 12,5 Ltr. Milch. Für 1 Kilo Milch wurde ausbezahlt 7 8/10 Pfg., bei Zurücknahme der Mager= und Buttermilch.
- Die Wachtmeister und Unteroffiziere des Regiments der Gardes des Corps in Berlin haben sich auf Anordnung des Kaisers die Backenbärte abschneiden müssen; diese Bärte sollen im Regimente nicht mehr getragen werden.
- Das Reichsgericht hat dahin entschieden, daß Butter, welche 40 Prozent Wasser enthält, auch dann als gefälscht anzusehen ist, wenn dieser hohe Wassergehalt nicht künstlich zugesetzt ist, sondern von ungenügendem Auskneten der Butter herrührt.
- Der Allgemeine Deutsche Sprachverein geht gegen die unnöthigen Fremdwörter praktisch vor. Zunächst hat er eine deutsche Speisekarte veröffentlicht, welche eine Verdeutschung der in Küche und Gasthofswesen gebräuchlichen und entbehrlichen Fremdwörter enthält. Sein Grundsatz ist: Kein Fremdwort für das, was gut deutsch ausgedrückt werden kann. Das nächste Heft wird die kaufmännische Sprache behandeln.
- In der Nähe von Tübingen hat in der Nacht zum Montag ein junger Mann einen Kameraden ohne alle Veranlassung erstochen. Statt Reue oder Bestürzung über die schändliche That zu zeigen, bedrohte der Unmensch auch den Vater seines Opfers, der zufällig dazu kam.
- Ein Mädchen in Wendisch=Buchholz, welches 7 Jahre alt ist, wiegt bereis über 170 Pfund. Das Kind erfreut sich dabei der besten Gesundheit und eines recht klaren Verstandes.
- Die Orleans in Frankreich sollen's mit der reichen Herzogin von Galliera durch ihren Geiz und ihre Habsucht verdorben haben. Die Herzogin, die ihnen nahe befreundet war, hatte den Orleans nach und nach 45 Millionen und ein andermal 10 Mill. Fr. geschenkt und ihnen den unteren Theil des Palastes zur Wohnung überlassen. Als die Orleans ausgewiesen wurden, wollte die Herzogin ihre früheren Gemächer wieder beziehen, aber die Orleans gaben die Schlüssel nicht heraus und zeigten sich sehr undankbar. Das verdroß die Herzogin und sie machte ein neues Testament, in welchem sie die Orleans enterbte.
- Die Hungersnoth in den chinesischen Provinzen Chantung und Mandschurei hat sich durch die ungewöhnliche Winterkälte noch verschlimmert. In Chinkiang, in dessen Umgebung eine Viertelmillion Menschen am Verhungern ist, haben in Folge dessen ernstliche Unruhen stattgefunden. Das britische Consulat und mehrere Häuser, welche Ausländern gehörten, wurden niedergebrannt.
- Das Kapuzinerkloster in Wien, in welchem sich seit 1633 die Kaisergruft befindet, liegt auf dem Neuen Markt, ganz in der Nähe der Hofburg. Kaiserin Maria Theresia und ihr Sohn, Kaiser Joseph, schlafen in großer stiller Gesellschaft mit den Kapuzinern, die früher sehr eifrige und strenge Herren waren. Zur Zeit der französischen Revolution von 1789, die in vieles Dunkle und Heimliche hineinleuchtete, wurden im Kapuzinerkloster tief unter der Erde viele Gefangenen im elendesten Zustande entdeckt und befreit, mehrere waren wahnsinnig. Kaiser Joseph hatte die Untersuchung gegen die sich sträubenden Mönche durchgesetzt. Der letzte Kronprinz von Oesterreich, der vor Kronprinz Rudolf in der Kapuzinergruft beigesetzt wurde, war der Sohn Karls VI., Erzherzog Leopold, mit dem 1716 der Mannesstamm der Habsburger ausstarb. Kaiserin Anna, die Gemahlin des Kaisers Mathias, war es, welche den Grundstein zur Kapuzinerkirche

[ => Original lesen: 1889 Nr. 13 Seite 3]

und zugleich zur Kaisergruft legte. Schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts erwies sich die Gruft zu klein und Kaiser Leopold I. ließ sie daher 1701 erweitern. Bald genügte jedoch auch die erweiterte Gruft nicht, und enge standen die großen, kunstvollen Sarkophage an einander, so daß sich Kaiserin Maria Theresia entschloß, neben der alten Gruft eine neue für die Linie Habsburg=Lothringen anzulegen. Zu gleicher Zeit wurden die schadhaft gewordenen Särge durch neue prachtvollere ersetzt. Als erste aus dem Hause Habsburg=Lothringen bettete man Erzherzogin Anna Karolina (geboren 1740, gestorben 1741), ein Töchterlein Franz I., in die Kaisergruft. Dann kamen in rascher Folge innerhalb eines Jahrzehnts acht neue Insassen, unter welchen sich auch Kaiserin Elisabeth Christina, Gemahlin Karls VI., befand. Kaiser Franz Joseph II. wollte einfach und schlicht begraben sein. Sein Sarg ist daher prunk= und schmucklos, keine andere Zier ist an demselben, als ein großes Kreuz auf der Deckelseite. Und diese einfache Form wurde seither allgemein beibehalten mit einer einzigen Ausnahme, Kaiser Franz I., welcher noch in einem römischen Sarkophag begraben wurde. Die letzte Todte, die in der Kapuzinergruft bestattet wurde, war die Erzherzogin Henriette, die am 12. August 1886 verstorbene Tochter des Erzherzogs Karl Salvator. Nun ist als der hundertdreizehnte Habsburger Kronprinz Rudolf in die Gruft seiner Ahnen eingezogen, in der er bereits ein Schwesterchen vorfindet, die kleine Erzherzogin Sophie, welche als zweijähriges Kind 1865 gestorben ist.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Selmsdorf sub Nr. 68 belegene Büdnerstelle c. p. des Schlossermeisters Heinrich Schlatow daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte au diesem Geldstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 27. April 1889,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 7. Februar 1889.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Antragsmäßig soll über die zu Baeck sub Nr. 23 belegene Büdnerei c. p. des Maurergesellen Carl Stein von dort ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 16. Februar 1889,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg den 3. December 1888.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Holz=Auction Nr. 18.

Am Donnerstag, den 14. Februar, Morgens 9 Uhr sollen beim Gastwirth Freitag hieselbst nachstehende Holzsortimente aus dem Rupensdorfer Holze öffentlich meistbietend verkauft werden.

260 Rmet. buchen Kluft und Knüppel,
  40 Fuder buchen Durchforst=Pollholz,
    5 Fuder ellern Wadelholz.
Das Holz ist nummerirt von 578 bis 742.
Schönberg, den 6. Februar 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Holz=Auction Nr. 19.

Am Sonnabend, den 16. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente aus dem Heidenholze meistbietend verkauft werden.

a. bei freier Concurrenz

    3 Stück Eichen Enden mit 1,39 Festmet.
    2 Rmet. eichen Knüppel,
  12 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.,
172 Rmet. buchen Kluft und Knüppel.

b. bei beschränkter Concurrenz

    4 Stück buchen Nutzholzblöcke = 5,09 Fstm.,
    9 Rmet. buchen Nutzholz=Kluft (0,75 Met. Scheitlänge)
  12 Fuder buchen Pollholz,
  17 Fuder ellern Nadelholz I. und II. Cl.
Schönberg den 6. Februar 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Vorbereitungs-Anstalt
für die
Postgehülfen-Prüfung in Kiel.

Junge Leute von 15 bis 23 Jahren werden für obige Prüfung sicher vorbereitet. Falls das Ziel nicht erreicht wird, verpflichte ich mich, den vollen Pensions= u. Unterrichtspreis zurück zu zahlen. Bisher haben 294 meiner Schüler die Prüfung bestanden. Augenblicklich sind 255 Schüler hier. Anmeldungen für den 26. April nimmt baldigst entgegen

                                                                              J. H. F. Tiedemann.
                                                                              Kiel, Ringstraße 55.


Den geehrten Bewohnern von Selmsdorf und Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich mich in Selmsdorf als

Tischler

niedergelassen habe, und empfehle mich zu allen Arbeiten unter Zusicherung prompter und billiger Bedienung.

Selmsdorf.                                                     Heinrich Möller.


Schleifsteine
in jeder Größe,                                                    
Bügelsägen sowie Bügelsägenblätter
empfiehlt                                                             
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Gutes Dachrohr
hat zu verkaufen                                                    
                                                    W. Oldenburg. Lüdersdorf.


Schutzmarke     Mack's Doppel-Stärke

Qualität unübertroffen!
Nur ächt
mit nebiger Schutzmarke. - Alleiniger Fabrikant & Erfinder
H. Mack, Ulm a./D.


Zu Ostern wird auf Hof Kl. Rünz ein                                                    
tüchtiges Mädchen
als Leuteköchin gesucht.                                                    


Zu Ostern suche ich ein                                                    
Mädchen,
welches gut nähen kann und etwas leichte Hausarbeit mit übernehmen will.                          
Hof Schlagsdorf.                                                     A. Sick.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 13 Seite 4]

Bis Ende Februar
Großer Ausverkauf bei Ludwig Wendt
in LÜBECK.
Grosse Partien.
Schwarze und farbige Seidenwaaren. Winter-, Sommer- und Waschstoffe.
Fertige Kleider Winter- und Sommer-Konfektion
Teppiche           Möbelstoff          e Gardinen      etc.


Anker-Cichorien
von Dommerich & Co. in Magdeburg-Buckau.
Anker-Cichorien ist rein
Anker-Cichorien ist mild bitter
Anker-Cichorien ist trocken Anker-Cichorien ist bekömmlich
Anker-Cichorien ist ergiebig
Anker-Cichorien ist würzig
Anker-Cichorien
ist überhaupt der beste Kaffee=Zusatz und wesentlich vorzuziehen den vielen anderen, unter der nicht berechtigten Bezeichnung "Kaffee" im Verkehr befindlichen, Cichorie=Sorten. Anker-Cichorien ist zu kaufen das 125 g Packet zu 10 Pfg. in Schönberg bei H. Brüchmann, J. Kummerow, C. H. Vock und A. Zander, in Selmsdorf bei H. Brinckmann und P. Krellenberg in Sülsdorf bei J. Wiencke.


Stadt Lübeck.
Grosser Masken-Ball
am Sonntag, den 17. Februar cr.
Anfang: Abends 7 1/2 Uhr.
Entree für Masken 50 Pfennige.
Es ladet ergebenst ein                                                    
                                                    J. H. Freitag.

NB. Eine reichhaltige Auswahl von Maskenkostümen steht einem verehrten Publikum vom Freitag ab in meinem Locale zur gefäll. Verfügung.


Epilepsie (Fallsucht) Krampf, Nervenleiden, heilt selbst in den veraltetsten Fällen. (Gewöhnlich in 3 Tagen.) Auch brieflich. Gestützt auf mehr als 20jährige Erfolge.
Ohne Rückfall bis heute.
                                                    D. Mahler. Spezialist,
                                                    Nymegen bei Aachen


Zum Einsetzen künstlicher Zähne

und ganzer Gebisse unter Garantie, sowie auch zum Plombieren und fast schmerzlosen Zahnziehen mit Zahnfleischbetäubung empfiehlt sich ganz ergebenst

                                                    W. Maack,
                                                    Zahntechniker.
                                                    NB. Reparaturen werden prompt ausgeführt.
                                                                              D. O.


Pr. gelbe Eßkartoffel,
ab Keller, hat abzugeben                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Statt besonderer Meldung.

Heute Morgen 7 Uhr nahm Gott der Herr unsern lieben treuen Mann und Vater den Lehrer und Küster

Wilhelm Woisin
> zu sich in sein Himmelreich.                                                              
Selmsdorf, den 10. Februar 1889.                                                    

Mathilde Woisin,                                                    Wilhelm Woisin,
geb. Kraepelin.                                                    Pastor zu Rühlow.
Magnus Woisin,
Pastor zu Woldegk.


Durch die Geburt eines kräftigen Söhnchens wurden hocherfreut                          
                          B. Schweigmann u. Frau.
                          geb. Kreyssig.
Schönberg, den 10. Februar 1889.                          


Die heute stattgehabte glückliche Geburt eines Sohnes beehren sich anzuzeigen
Schönberg, den 10. Februar 1889.

                          Protokollführer Schnell und Frau.


Eintragungen in die Standesamts=Register der Gemeinde Carlow.
Vom Januar bis Februar 1889.

a. Geboren.

D. Hauswirth Peter Holst zu Klocksdorf 1 T.
D. Hauswirth=Anerben Heinrich Holst zu Carlow 1 S.
D. Arbeitsmann Johann Lange zu Maurinmühle 1 T.
D. Arbeitsmann Johann Peters zu Carlow 1 S.
D. Bäckermeister Heinrich Möller zu Carlow 1 T.
D. Schullehrer Ludwig Peters zu Klocksdorf 1 S.
D. Arbeitsmann Heinrich Ahrendt zu Neschow 1 T.
D. Arbeitsmann Johann Freitag zu Neschow 1 T.
D. Arbeitsmann Johann Wulff zu Neschow 1 T.
D. Arbeitsmann Johann Kähler zu Samkow 1 S.

b. Eheschließungen:

Der Pferdeknecht Heinrich Wilhelm Kähler zu Gr. Rünz mit Anna Maria Catharina Maaß zu Samkow.

c. Gestorben:

Otto Paul Augustin aus Carlow 7 M. alt.
Emma Dorothea Holst aus Samkow, 10 J. 2 M. alt.
Emil Johannes Augustin aus Carlow, 10 M. alt.
Hartwig Wilhelm aus Carlow, 1 J. 3 M. alt.
Der Arbeitsmann Peter Kleinfeldt aus Cronscamp, 66 J. 8 M.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,7 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,5 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 13 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 13 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 12. Februar 1889.

- Der Empfang der marokkanischen Botschaft im kaiserlichen Schloß zu Berlin hat am Mittwoch Mittag 12 Uhr mit außergewöhnlichem Pomp stattgefunden, welcher darauf schließen läßt, daß der außerordentlichen Sendung eine große politische Bedeutung beigemessen wird, obgleich weder in der Anrede des Botschafters, noch in der Antwort des Kaisers eine politische Anspielung enthalten war. Die Mitglieder der Botschaft fuhren in 4 Galawagen nach dem Schloß, wobei sie von einer Schwadron Garde=Ulanen eskortirt wurden. Vor dem Galawagen wurden von Stallbediensteten des Sultans die zum Geschenk für den Kaiser bestimmten Berberhengste geführt. Am Eingang des Schloßhofes sowie im Schweizersaal waren Ehrenkompagnien aufgestellt. Der Empfang fand im weißen Saal statt, wo die Schloßgardekompagnie und eine Kompagnie der Garde du Korps Aufstellung genommen hatte. Zu beiden Seiten des Thrones standen die Minister, der Bundesrath, die Präsidien der Parlamente und die Generalität. In der Diplomatenloge hatte die Kaiserin mit den drei ältesten Prinzen Platz genommen. Punkt 12 Uhr gab der Kaiser das Zeichen zum Eintritt. Der Botschafter trat an die Stufen des Thrones und verlas in arabischer Sprache die Botschaft, welche der Dolmetscher französisch wiederholte. Hierauf erhob sich der Kaiser und antwortete in deutscher Sprache. Die Botschaft wurde alsdann von der Kaiserin im Pfeilersaal empfangen, wo auch die sehr werthvollen Geschenke des Sultans für den Kaiser, die Kaiserin und den Kronprinzen ausgelegt waren. Nach Beendigung der Audienz wurden im Schloßhof die Berberhengste besichtigt, 9 an der Zahl (der zehnte hatte wegen eines kleinen Unfalls im Stall bleiben müssen). Die verhältnißmäßig kleinen, aber kräftigen Thiere erregten allgemeine Bewunderung.
- Die Berberhengste, welche die marokkanische Gesandschaft dem Kaiser als Geschenk überbrachte, sind noch unzugerittene Thiere, ein Rappe, ein Falbe, zwei Braune, die übrige Schimmel. Eines der Pferde wurde bei dem Aufzuge fortgelassen, weil es infolge eines Schadens der Reise noch lahmt. Die Thiere waren bei dem Aufzuge mit kostbaren Brokat=Decken in Orange, Olivengrün etc. bedeckt, zwei Damenpferde gesattelt. Die Führer, Araber und Mulatten, schritten in gelben Moroquin=Pantoffel durch den Schnee. Nach dem Marstall zurück wurden die Pferde von königlichen Stallbedienten geführt. Die ganze Gesellschaft trug ebenfalls gelbe Pantoffel, die Vornehmsten waren in weiße, die übrigen in bunte Gewänder gehüllt. Alle Fenster des Kaiserhaus lagen bei der Abfahrt voll gelber und brauner Gesichter. Die Ulanen Eskorte mit ihren schnurgraden Linien imponirte sichtlich. Nach dem Schlosse ging der Zug im Tritt, zurück durch dichtes Schneegestöber in scharfem Trabe.
- Ueber die Kämpfe auf Samoa bringt, wie soeben ein Privattelegramm meldet, die "Köln. Ztg." weitere Mittheilungen, denen folgendes zu entnehmen ist: "Bei dem Gefecht am 18. Dezember hat der Amerikaner Klein selbst den ersten Schuß auf das Landungskorps der "Olga" abgegeben. Die für die Deutschen siegreiche Entscheidung des Tages wurde durch die Mannschaften des "Eber" und des "Adler" herbeigeführt. Drei Verwundeten, welche in der Nähe von Vailele in die Hände der Samoaner fielen, wurden, während sie noch am Leben waren, die Köpfe abgeschnitten. Am 19. Dezember fand in Mulinu die feierliche Bestattung der Gefallenen statt.
- Vor 10 Jahren noch hatte man einen "Neger=Maskenball" auch in Berlin für unmöglich gehalten. Gegenwärtig aber wundert man sich nicht einmal mehr darüber, daß den in Berlin lebenden Negern so wohl ist, daß sie einen Maskenball unter sich abgehalten haben. Am vergangenen Sonntag Abend hatten sie sich, etwa 90 an der Zahl, lauter echte Afrikaner, in einem Ballsaal der Brunnenstraße, alle maskiert, zusammengefunden, um sich der Festfreude hinzugeben. Die Musik bestand aus 4 Mann, von denen 2 die Mandoline schlugen, einer die Flöte blies und einer mit Kastagnetten den Takt angab. Nach dieser Musik wurde getanzt, d. h. einer oder höchstens zwei Neger tanzten, die anderen sangen dazu. Gegen 12 Uhr Nachts hielt ein herkulisch gebauter Neger ein Gebet, nachher fand große Tafel statt. Viele hatten ihre Frauen, zumeist echte Berlinerinnen, und ihre Kinder mitgebracht.
- Wer hätte gedacht, daß auch bei den Bierbrauern nicht alles Gold ist, was glänzt? In dieser Hinsicht macht der Geschäftsbericht der Münchener Kolosseums=Brauerei Aufsehen. Er klagt über die erdrückende Konkurrenz der Großbrauereien, über die Nothwendigkeit mittleren Brauereien, mit großen Opfern Häuser mit Wirthschaften zu hohen Preisen zu kaufen. "Es gehe mit den Kleinbrauereien abwärts, vielen seien durch unvorsichtige Kapitalaufnahme die Hände gebunden, sie müßten von unreellen Hopfen= und Gersten=Lieferanten ihren Bedarf decken, wodurch verminderte Güte des Bieres und Abfall der Trinker herbeigeführt werde. Weigere sich der Brauer, so werden ihm die Kapitalien gekündigt und der Ruin ist fertig." (Diese Klagen scheinen sich vorzüglich auf München zu beziehen.)
- Zwei neue prachtvolle Rosensorten kommen im Frühjahr in den Handel. Die eine ist die öfter blühende Hybride König Oskar von Schweden, ein kräftiger Strauch mit dunkelgrüner Belaubung, großen, gutgefüllten, schön gebauten Blumen in dachziegelartiger Form. Die Farbe ist carmin mit zinnober angehaucht, der Geruch sehr angenehm. Die andere ist eine großblumige Polyantha=Rose, genannt Clotilde Soupert. Der 40-50 cm hohe Strauch ist kräftig, die Belaubung dicht hellgrün. Die dichtgefüllte Blume erscheint beinahe ununterbrochen bis zum Herbst, die äußeren Blätter sind perlweiß, die inneren lackrosa, rosa und weiß auf demselben Stock.
                          - Der Pferdehandel.
                          Im Pferdehandel niemand trau,
                          Nicht deinem Freund, nicht deiner Frau.
                          Soll der Gaul etwas taugen,
                          Kauf' nicht mit den Ohren, kaufe mit den Augen.
                          Sei beim Handel wie ein König,
                          Denke viel und rede wenig.
                          Wie auch immer die Gestalt,
                          bleibe ruhig, bleibe kalt,
                          Und besonders - bleibe stumm,
                          Rede nicht von steif und krumm;
                          Schweig und sieh auf seinen Gang,
                          Ob die Tritte kurz, ob lang.
                          Ruhig sag: "Ich danke schön,"
                          Wenn kein Handel soll geschehn;
                          Sage einfach, kurz und schlicht:
                          "Lieber Freund, es paßt mir nicht."


Der Deserteur.
Novelle von Stanislaus Graf Grabowski.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 13 Seite 6]

Der Deserteur.
[Fortsetzung.]


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD