No. 12
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. Februar
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 12 Seite 1]

Nach der neuen preußischen Rangliste zählt die preußische Armee 6 General=Feldmarschälle oder ihnen im Range gleichstehende General=Obersten, nämlich die Grafen Moltke und Blumenthal, die Prinzen Georg von Sachsen und Albrecht von Preußen, den Großherzog von Baden, den General von Pape; ferner 63 Generale der Infanterie und Kavallerie, 87 Generallieutenants, 132 Generalmajors, 264 Obersten, 292 Oberstlieutenants, 132 Generalmajors, 264 Obersten, 292 Oberstlieutenants, 1195 Majors. Unter den Generälen der Infanterie und Kavallerie befindet sich kein Bürgerlicher; von den Generallieutenants sind 7 bürgerlich, von den Generalmajors 33, von den Obersten 99, von den Oberstlieutenants 103, von den Majors 541.
Dem preußischen Abgeordnetenhaus ist am Sonnabend ein Gesetzentwurf betreffend die Erhöhung der Krondotation zugegangen. Nach demselben sollen an den Kronfideikommisfonds 3 1/2 Millionen Mark jährlich mehr aus der Staatskasse gezahlt werden als bisher. In der Begründung wird gesagt, daß die bisherige Rente als Kronfideikommisfonds seit Jahren nicht mehr dem sich aus ihrer Zweckbestimmung ergebenden Bedürfniß genüge, zumal durch Uebernahme der Kaiserwürde die Repräsentationspflicht der Krone eine Erweiterung erfahren habe.
Der voraussichtliche Thronfolger von Oesterreich=Ungarn, der älteste Sohn des Erzherzogs Carl Ludwig, Erzherzog Franz Ferdinand, war im Laufe des Winters bei der Letzlinger Jagd der Gast Kaiser Wilhelms II. Der junge Prinz hat damals durch die Frische seiner Wesens und seine Liebenswürdigkeit einen ganz vortrefflichen Eindruck gemacht.
Ein Haupttummelplatz russisch=französischen Ränkespiels ist Rumänien. Russen und Franzosen ist der vortreffliche deutsche Fürst, der dort regiert, ein Dorn im Auge, sie wollen ihn stürzen und das Land in russischen Besitz oder doch unter russischen Einfluß bringen. Rußland spendet den diplomatischen Wühlern und Hetzern russisches Gold, Frankreich seine Sympathie und Hülfe; die goldene oder übergoldete bulgarische Jugend hat ihre hohe Schule in Paris, wohin sie alle eilen, um zu studieren, das heißt, um sich zu amüsiren und Geld und Kräfte zu vergeuden. Wenn einmal der große Tanz in Europa angeht, dann wird Rumänien eine große Rolle spielen.


Anzeigen.

In der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar 1889 sind in Kl. Mist mittels Einbruches gestohlen worden:
            1 Seite Speck, ca. 40 Pfund,
            1 Schinken, ca. 28 Pfund
            etwa 4 Pfund gekochten Fleisches und 2 frische Mettwürste.
Um Vigilanz und schleunige Benachrichtigung wird gebeten.
Neustrelitz, den 4. Februar 1889.

Der Erste Staatsanwalt.
Beglaubigt: Meyer, Lofdiätar.


Holz=Auction Nr. 15.

Am Sonnabend, den 9. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Wienck zu Sülsdorf nachstehende Holzsortimente aus dem Kleinfelder und Sülsdorfer Zuschlage meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.
  82 Stück eichen Nutzholzenden,
  10 Stück eichen Wagendeichseln,
  16 Rmet eichen Knüppel,
  16 1/2 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.,
    6 Fuder eichen Pollholz,
    1 Stück buchen Nutzholzblock = 0,79 Fstm.,
209 Rmet. buchen Kluft I, II und Knüppel,
    4 Fuder starkes buchen Durchforstholz I. Cl.,
    3 ellern Pantoffelhölzer,
  21 Fuder ellern Wadelholz I. und II. Cl.,
105 Stück fichten Bauhölzer, Sägeblöcke und Zopfenden,
  10 Stück Derbholzstangen I. und II. Cl.,
  24 Rmet. Derbholz Kluft und Knüppel.
Schönberg, den 31. Januar 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Holz=Auction Nr. 16.

Am Montag, den 11. Februar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Thieß zu Ziethen nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden.

a. Aus dem Garnseerholze.

    4 Eichen Nutzholzblöcke 5,35 Festm.
  28 Rmet. eichen Kluft I., II. Cl. u. Knüppel,
    8 eichen Nutzholzblöcke 11,40 Festm.,
248 Rmet. buchen Kluft II. Cl. u. Olm,
  60 Fuder buchen Durchforstholz II. u. III. Cl.

b. Aus dem Bahlen.

52 Rmet. buchen Kluft II. Cl. u. Olm.,
  10 Fuder buchen Pollholz,
    6 Rmet. ellern Knüppel.
Schönberg, den 3. Februar 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Holz=Auction Nr. 17.

Am Dienstag, den 12. Februar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Reimers zu Schlagsdorf nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden.

a. Aus dem Garnseerholze.

  83 Fuder buchen Pollholz,
    5 Fuder Hegenholz.

b. Aus dem Lanckower Holze.

  16 Stück eichen Stangen I. Cl. Wagendeichseln,
  15 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.,

c. Aus dem Steinbrink.

    6 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.

d. Aus dem Thandorfer Zuschlage.

    5 eichen Classenbäume IV. Cl.,
    7 eichen Stangen I. Cl. Wagendeichseln,

[ => Original lesen: 1889 Nr. 12 Seite 2]

    2 Rmet. eichen Knüppel,
    3 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.
Schönberg, den 3. Februar 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Holz=Auction Nr. 18.

Am Donnerstag, den 14. Februar, Morgens 9 Uhr sollen beim Gastwirth Freitag hieselbst nachstehende Holzsortimente aus dem Rupensdorfer Holze öffentlich meistbietend verkauft werden.

260 Rmet. buchen Kluft und Knüppel,
  40 Fuder buchen Durchforst=Pollholz,
    5 Fuder ellern Wadelholz.
Das Holz ist nummerirt von 578 bis 742.
Schönberg, den 6. Februar 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Holz=Auction Nr. 19.

Am Sonnabend, den 16. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente aus dem Heidenholze meistbietend verkauft werden.

a. bei freier Concurrenz

    3 Stück Eichen Enden mit 1,39 Festmet.
    2 Rmet. eichen Knüppel,
  12 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.,
172 Rmet. buchen Kluft und Knüppel.

b. bei beschränkter Concurrenz

    4 Stück buchen Nutzholzblöcke = 5,09 Fstm.,
    9 Rmet. buchen Nutzholz=Kluft (0,75 Met. Scheitlänge)
  12 Fuder buchen Pollholz,
  17 Fuder ellern Nadelholz I. und II. Cl.
Schönberg den 6. Februar 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Vorbereitungs-Anstalt
für die
Postgehülfen-Prüfung in Kiel.

Junge Leute von 15 bis 23 Jahren werden für obige Prüfung sicher vorbereitet. Falls das Ziel nicht erreicht wird, verpflichte ich mich, den vollen Pensions= u. Unterrichtspreis zurück zu zahlen. Bisher haben 294 meiner Schüler die Prüfung bestanden. Augenblicklich sind 255 Schüler hier. Anmeldungen für den 26. April nimmt baldigst entgegen

                                                                              J. H. F. Tiedemann.
                                                                              Kiel, Ringstraße 55.


Hagelschaden=Versicherungsverein
für Mecklenburg=Schwerin u. =Strelitz.

Die 36. ordentliche General=Versammlung der Herren Vereins=Mitglieder wird

am Dienstag, den 5. März cr.,
Morgens 11 Uhr,

zu Schwerin in Stern's Hotel stattfinden und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:

1. Bericht über die im Jahre 1888 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1888/89 sowie der revidirten Rechnung vom 1. März 1887/88.
2. Wahl eines Rechnungs=Revisors.
3. Wahl zweier Districts=Vorsteher und zwar für den 5. District Neubuckow=Bützow und für den 7. District Malchin=Laage.
4. Wahl neuer Taxanten für die statutenmäßig ausscheidenden Herren.
5. Wahl einer Revisions=Committe nach Vorschrift des § 40 der Statuten.
6. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der General=Versammlung gestellt werden.
Die Herren Vereins=Mitglieder werden ersucht, sich zahlreich einzufinden.
Grevesmühlen, den 2. Februar 1889.

                                                    Die Direction
                                                    H. von Leers auf Mühlen=Eixen.


Zu Ostern wird auf Hof Kl. Rünz ein                                                    
tüchtiges Mädchen
als Leuteköchin gesucht.                                                    


Den geehrten Bewohnern von Selmsdorf und Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich mich in Selmsdorf als

Tischler

niedergelassen habe, und empfehle mich zu allen Arbeiten unter Zusicherung prompter und billiger Bedienung.

Selmsdorf.                                                     Heinrich Möller.


Das älteste und größte
Bettfedern-Lager
William Lübeck in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfd.) gute, neue
Bettfedern für 60 Pfg. das Pfund,
vorzüglich gute Sorte Mark 1,25
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reiner Flaum nur Mk. 2,50 und Mk. 3.
Bei Abnahme von 50 Pfd. 5 pCt. Rabatt.
Umtausch gestattet.
Prima Inletstoff zu einem großen Bett
(Decke, Unterbett, Kissen und Pfühl),
zusammen für nur 14 Mark.


Diedr. Teschau, Messerfabrikant,
Lübeck, Breitestraße 24.
Specialgeschäft u. Fabrik in
Messerwaaren und Scheeren,
Revolver, Salonbüchsen, Pistolen, Munition, Barometer, Thermometer, Reißzeuge.
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Reparatur-Werkst. Hohlschleiferei,
Neue Klingen, Korkzieher, Hefter werden eingesetzt, Kaffemühlen geschärft, Siebe eingebunden
Neu-Anfertigungen
rasch und sauber.


Schwarze Cachemires
nur schwere reinwollene Qualitäten empfiehlt
billigst                                                             
                                                    Hugo Heincke.


Weinblüthen-Duft
von Carl John & Co., Berlin N u. Cöln a. Rh. verbreitet beim Zerstäuben in Zimmern ein erfrischendes feines Aroma, und ist ein liebliches Parfüm für das Taschentuch.
à Flacon Mk. 1,00 und 1,50.
                                                    W. Heitmann. Buchbinder.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für

Schönberg bei                                                     Emil Jannicke, Bandagist.


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Zu Ostern dieses Jahres sucht ein                          
ordentliches Mädchen
                                                    Sophie Petersen.


Zu Ostern suche ich ein                                                    
Mädchen,
welches gut nähen kann und etwas leichte Hausarbeit mit übernehmen will.                          
Hof Schlagsdorf.                                                     A. Sick.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 12 Seite 3]

Bis Ende Februar
Großer Ausverkauf bei Ludwig Wendt
in LÜBECK.
Grosse Partien.
Schwarze und farbige Seidenwaaren. Winter-, Sommer- und Waschstoffe.
Fertige Kleider Winter- und Sommer-Konfektion
Teppiche           Möbelstoff          e Gardinen      etc.


Feuerversicherungsbank für Deutschland zu Gotha
Auf Gegenseitigkeit errichtet im Jahre 1821.
Bekanntmachung.

Nach dem Rechnungsabschluß der Bank für das Geschäftsjahr 1888 beträgt die in demselben erzielte Ersparniß:

75 Procent

der eingezahlten Prämien.
Die Banktheilhaber empfangen, nebst einem Exemplar des Abschlusses, ihren Dividenden=Antheil in Gemäßheit des zweiten Nachtrages zur Bankverfassung der Regel nach beim nächsten Ablauf der Versicherung, beziehungsweise des Versicherungsjahres, durch Anrechnung auf die neue Prämie, in den in obigem Nachtrag bezeichneten Ausnahmefällen aber baar durch die unterzeichnete Agentur, bei welcher auch die ausführliche Nachweisung zum Rechnungsabschluß zur Einsicht für jeden Banktheilnehmer offen liegt.
Schönberg, im Februar 1889.

                                                    Wilh. Schreep.
                                                    Agent der Feuerversicherungsbank f. D. zu Gotha.


Theater in Schönberg.
Im Saale des Hrn. Boye.
(Direction H. Gürcke.)
Am Freitag, den 8. Februar: "Der Friedensengel."
Am Sonntag, den 10. Februar:
"Der Bauernbaron."


Stadt Lübeck.
Grosser Masken-Ball
am Sonntag, den 17. Februar cr.
Anfang: Abends 7 1/2 Uhr.
Entree für Masken 50 Pfennige.
Es ladet ergebenst ein                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Alle Diejenigen, welche noch Forderungen an den verstorbenen Schuhmachermeister H. Schwartz, sowie Diejenigen die Genanntem noch etwas schulden oder Sachen von ihm besitzen, dies bis zum 15. März dieses Jahres bei mir anzumelden.

Retelsdorf.       
Sabowerstraße 23.       


Schleifsteine
in jeder Größe,                                                    
Bügelsägen sowie Bügelsägenblätter
empfiehlt                                                             
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Gutes Dachrohr
hat zu verkaufen                                                    
                                                    W. Oldenburg. Lüdersdorf.


G. & O. Lüders, Hamburg,
empfehlen                                                    
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für Milchkühe, Ochsen und Schweine.                          
Alleinverkauf bei
Herrn J. Borchert, Carlow.


Ein kleines
Kindermädchen
sucht zu Ostern                                                    
                                                    Fr. Kaiser-Stove.


Die Verlobung unserer ältesten Tochter Caroline mit dem Herrn Wilhelm Bade aus Barneckow beehren wir uns ganz ergebenst anzuzeigen.
Schönberg i. M., den 6. Februar 1889.

                                                    Bürgermeister Bicker und Frau
                                                    Sophie geb. Hamann


Statt besonderer Meldung

Am 6. Nov. v. J. starb zu Ethel (Louisianna) nach langem Siechthum unsere liebe Schwester

Anna Prätorius, geb. Kaiser,

im 29. Lebensjahre. Im Namen der hinterbliebenen Geschwister

Stove.                                                     Alexander Kaiser.


Allen denen, welche meinen Schwieger= und unseren Großvater zu seiner Ruhestätte begleiteten, bringen wir hiermit unsern wärmsten Dank.

                                                    Marie Eckmann. Wwe.
                                                    und Kinder.


Kirchliche Nachrichten
Sonntag, den 10. Februar.

          Vormittagskirche: Pastor Kaempffer
               Abendkirche (6 Uhr) Pastor Langebein.
          Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,7 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,5 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Blatt Nr. 6.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 12 Seite 4]

Großer
Inventur-Ausverkauf.
Heute beginnt unser grosser Ausverkauf von bei der Inventur zurückgesetzten Waaren zu äußerst billigen Preisen. Auf nachstehende Artikel machen wir besonders aufmerksam.

Eine Partie Kleiderstoffe, ganzer Meter von 25 Pfennig (Mecklenburg). an alte Elle 15 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie 100ventin. schwarz reinwoll. Cachemirs für Confirmandinnen. ganzer Meter von 88 Pfennig (Mecklenburg). an alte Elle 50 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie Cattune ganzer Meter von 25 Pfennig (Mecklenburg). an alte Elle 15 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie neu gedruckte Stoutse ganzer Meter von 35 Pfennig (Mecklenburg). an alte Elle 20 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie schwarze Sammete ganzer Meter von 70 Pfennig (Mecklenburg). an alte Elle 40 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie weiss und crême englisch Gardinen ganzer Meter von 40 Pfennig (Mecklenburg). an alte Elle 23 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie Bührenzeuge ganzer Meter von 25 Pfennig (Mecklenburg). an alte Elle 15 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie echtblaue Flanelle ganzer Meter von 75 Pfennig (Mecklenburg). an alte Elle 43 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie Hemdentuche ganzer Meter von 25 Pfennig (Mecklenburg). an alte Elle 15 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie ungebleichte Stoutse ganzer Meter von 25 Pfennig (Mecklenburg). an alte Elle 15 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie weisse reinlein. Taschentücher 1 Dtz. 2 M., 1/2 Dtz. 1 M.
Eine Partie weisse Bettdecken, gute Qualität 1 St. 2 M.
Eine Partie weisslein. Tischtücher 1 St. 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). u. 2 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie Tischdecken 1 St. 1 M.
Eine Partie coul. fertige Unterröcke 1 St. 1 M. 75 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie beste englische Strickwolle Z.=Pfd. 2 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie 200yds schwarz u. weiss Maschinengarn Rolle 8 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie 500 Ct. 100 Mtr. Zwirn, schwarz, weiss, roh. 1 Knäul 5 Pfennig (Mecklenburg).
Eine Partie Feule (Scheuertücher) 1 Stück 10 Pfennig (Mecklenburg).

Gebrüder Burchard.       


Den Eingang der persönlich eingekauften Neuheiten zur Konfirmation und für das Frühjahr erlauben uns ergebenst anzuzeigen und in reichster Auswahl zu empfehlen.
Neuheiten: Kleider-Stoffe mit dazu passenden Besätzen.
Neuheiten: Buckskins zu Anzügen und Paletots.
Neuheiten: schwarze Woll-Kleiderstoffe und Seidenzeuge.
Neuheiten: Unterrockstoffe, fertige Unterröcke, Tricot-Blousen, Tricot-Taillen, Tischdecken, Teppiche, Gardinen, Ausstattungsgegenstände, als Bettdrelle, Inlets, Betttuchleinen, Gedecke, Servietten und Handtücher.
Neuheiten: fertige Schürzen, Concert-Tücher, Umschlagtücher u. Schneider-Artikel.
Besondere und grosse Ausstattung: Regenpaletots Dollmans, Promenadenmäntel Umbindungen, schwarze und coul. Jaquette.

Gebrüder Burchard.       


[ => Original lesen: 1889 Nr. 12 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 12 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 8. Februar 1889.


- Schönberg. Am 5. und 6. d. M. sind vor der Strafkammer beim hiesigen Amtsgericht nachstehende Strafsachen verhandelt worden:
1. Der Knecht Heinrich W. zu Sahmkow, welcher am 9. November v. J. sich mit einer Hauswirthstochter verheirathet hatte, war am nächsten Tage auf der Stelle seines Schwagers mit dem Letzteren und einem Großonkel in seiner Schlafstube zusammen gewesen. Als die beiden Letzteren dort ein altes Gewehr besahen, holte der W. aus seinem Koffer ein Gewehr heraus, welches er sich früher einmal gekauft und am Morgen geladen hatte, um Tauben damit zu schießen. Bei der Herausnahme des Gewehrs ging der W. so unvorsichtig damit um, daß dasselbe sich entlud und der Großonkel von dem Schuß in den Kopf getroffen und dadurch sofort getötet wurde. - Wegen dieser fahrlässigen Tödtung wurde der Knecht W. in Berücksichtigung seiner bisherigen Unbescholtenheit und seiner gezeigten tiefen Reue zu einer zweimonatlichen Gefängnißstrafe verurtheilt.
2. Dem Fischereipächter B. zu Lankow waren schon seit längerer Zeit wiederholt Fische aus seinen gelegten Fischkörben gestohlen worden, als er eines Tages den Müller K. bemerkte, wie er einen seiner Fischkörbe aus dem Wasser herauszog. Er ging deßhalb zu einem Kaufmann in Ratzeburg um ihn wegen der weiteren Schritte zu Rathe zu ziehen. Er erklärte demselben, daß ihm schon lange Fische gestohlen würden und er nun den K. beim Herausziehen des Fischkorbes gefaßt hätte. - Wegen dieser von einem anwesenden Dritten gehörten Aeußerung hatte der K. gegen den B. die Privatklage angestrengt, und in erster Instanz die Verurtheilung desselben erlangt. - Auf eingelegte Berufung des Beklagten hat die Strafkammer denselben freigesprochen, weil angenommen wurde, daß der Beklagte die fragliche Aeußerung zur Wahrnehmung berechtigter Interessen gemacht habe.
3. Der Zimmergesell J. K. aus Lankow war vom Schöffengericht zu Schönberg wegen Diebstahls von Gras, welches er am Lankower See sich gemäht und eingefahren hatte, zu einer zweitägigen Gefängnißstrafe verurtheilt worden und hatte gegen dieses Urtheil Berufung eingelegt. In der Verhandlung wurde nun festgestellt, daß der Wasserstand des Lankower Sees in den verschiedenen Jahreszeiten sehr erheblich wechselt und die Grenze zwischen dem See und den angrenzenden Grundstücken bestritten ist. - Der Schulze, Bruder des Angeklagten, welcher mit seinem Grundstück an einem Theil des Lankower Sees heranstößt, nimmt für sich das Recht in Anspruch, auch das Gras auf dem Seegrunde, wenn das Wasser zurückgetreten ist, zu mähen und hatte er seinem Bruder die Erlaubniß ertheilt, das Gras dort für sich zu werben. Soweit der Angeklagte nur auf dem von seinem Bruder beanspruchten Theil des Seegrundes das Gras gemäht hatte, konnte seine Verurtheilung wegen Entwendung des Grases nicht aufrecht erhalten werden. - Der Angeklagte hatte nun aber auch an einer andern Stelle des Lankower Sees, wo derselbe an das Forstgebiet angrenzt, Gras geworben und wurde von der Strafkammer ausgesprochen, daß er in soweit völlig bewußt eine unrechte Handlung begangen habe. Da aber bei der Ungewißheit der Grenze zu Gunsten des Angeklagten angenommen wurde, daß er auf Forstgrund gemäht und daher nur einen Forstfrevel begangen habe, so mußte, weil seitens der Forstbehörde ein Strafantrag gegen ihn nicht gestellt war, das erste Urtheil aufgehoben und das Verfahren eingestellt werden.
4. In der 4. gleichfalls in der Berufungsinstanz verhandelten Sache waren von den beiden Angeklagten, Knecht Sch. und Knecht N., nur der erstere erschienen, während der letztere der wegen der Unbekanntheit seines Aufenthalts an ihn gerichteten öffentlichen Ladung keine Folge geleistet hatte. Da jedoch die Berufung seitens der Amtsanwaltschaft eingelegt war, so wurde in die Verhandlung trotz der Abwesenheit des N. eingetreten. - Am Sedantage v. J. war der Pantoffelmacher V. mit einem Mädchen aus dem Freitag'schen Tanzlokal zu Schönberg herausgekommen und hatte sich bei ihm die Eifersucht geregt, als der Sch. zu dem Mädchen herangetreten war. Dadurch war ein Streit entstanden, bei welchem die beiden Angeklagten den V. durchgeprügelt und der N. ihm mittels eines zugeklappten Messers eine Kopfwunde beigebracht hatte. Die Berufung, welche sich gegen die erstinstanzliche Freisprechung des Sch. und die nicht ausreichende Verurtheilung des N. zu 4 Wochen Gefängniß richtete, wurde begründet gefunden und Sch. zu 3 Wochen Gefängniß, der N. aber zu 2 Monate Gefängniß, sowie beide zur Tragung der Kosten verurtheilt.
5. Am 17. September v. J. war auf der Neuen=Welt Tanzmusik, an welcher die Knechte aus Rieps und Ollendorf theilnahmen. - Wie bedauerlichst so häufig bei ähnlichen Gelegenheiten im hiesigen Fürstenthum kam es auch bei diesem Vergnügen zu Schlägerei, zu welcher der Anerbe H. B. aus Rieps die Veranlassung gab, indem er den Knecht B. aus Ollendorf zu einem Zweikampf herausforderte und ihn, als dieser denselben ablehnte, an der Brust faßte. Als daraufhin der B. den Anerben H. B. zur Abwehr desselben ins Gesicht schlug sodaß letzterer blutete, stürtzten sich die Riepser auf den B. aus Ollendorf und schlugen, wie festgestellt worden ist die Knechte B. und L. aus Rieps auf denselben ein. - Der Thäter L. ist, da er zum Militair eingetreten war, dem Militärgericht zur Aburtheilung überwiesen, während der Anerbe H. B. und Knecht B. aus Rieps vom Schöffengericht zu Schönberg jeder zu 2 Monat Gefängniß verurtheilt worden war. Knecht B. verbüßte seine Strafe aber der Anerbe H. B. hatte gegen das Urtheil Berufung eingelegt, welche jetzt vor der Strafkammer verhandelt wurde. - Durch die Beweisaufnahme konnte nicht festgestellt werden, daß der Anerbe H. B., nachdem seine Herausforderung so energisch von dem Knecht B. aus Ollendorf zurückgewiesen worden war, in Gemeinschaft mit den andern Riepsern Knechten noch auf den Verletzten eingehauen hatte und mußte er deßwegen unter Aufhebung des schöffengerichtlichen Urtheils freigesprochen werden, jedoch lehnte die Strafkammer den Antrag seines Vertheidigers, der Staatskasse die Erstattung der baaren Auslagen des Angeklagten aufzuerlegen, aus dem Grunde ab, weil der Angeklagte die erste Veranlassung zu dem Streite gegeben hatte.
6. Am 2. Verhandlungstage erschienen auf der Anklagebank das Dienstmädchen P. aus Schweden und die Arbeitsfrau T. aus Rehna, welche sich wegen Diebstahls und Hehlerei zu verantworten hatten. - Die P. hatte im vorigen Jahre bei dem Holländereipächter H. zu Demern gedient und dort einen auf ihrer Stube stehenden Koffer ihrer Dienstherrschaft in der Weise geplündert, daß sie in die Rückwand ein Loch geschnitten und durch dies Loch zu zwei verschiedenem Malen von den im Koffer liegenden Sachen 4 Betttücher, 10-15 Ellen Leinwand, 6 Paar Strümpfe und 1 Kopfkissenbezug weggenommen hatte. - Am 24. October v. J. zog die P. zum Hauswirth B. zu Gr. Rünz und hat sie dort ihrem Mitmädchen Anna Cordel einmal Kleiderzeug im Werthe von 7 M. und ein anderes Mal aus ihrem Koffer unter Benutzung des rechten Schlüssels 3 M. weggenommen. - Die P. wurde deswegen zu einer Gefängnißstrafe von 5 Monaten und 2 Wochen verurtheilt. - Die T., welche von der P. im Vorverfahren beschuldigt

[ => Original lesen: 1889 Nr. 12 Seite 6]

worden war, an dem Diebstahl der 15 Ellen Leinewand aus dem Koffer zu Hof Demern theilgenommen zu haben, wurde von dieser Mitthäterschaft freigesprochen, weil die Mitangeklagte P. die Beschuldigung zurückzog. Dagegen wurde die T. wegen Hehlerei zu einem Tag Gefängniß verurtheilt, weil sie das Kleiderzeug, welches die P. ihrem Mitmädchen in Gr. Rünz gestohlen und unter einer Brücke auf dem Fußstege von Gr. Rünz nach Rehna verborgen hatte, von der Mitangeklagten P. zum Geschenk angenommen hatte, obgleich dieselbe ihr gesagt hatte, daß sie das Zeug gefunden habe. - Da durch die Annahme dieses unrechtmäßig erworbenen Zeuges die Hehlerei vollendet war, so konnte die T. auch nicht dadurch die Strafbarkeit ihrer Handlung aufheben, daß sie das Zeug wieder unter die Brücke zurückgelegt hatte.
7. In der Nacht vom 25./26. December v. J. nächtigten auf der Krüger'schen Herberge zu Schönberg die Reisenden Former T., Haartuchmacher A. und Tischlergeselle M. Als die letzteren beiden am Morgen des 26. December erwachten, hatte der T. sich aus dem Staube gemacht und die Legitimationspapiere seiner Schlafgenossen sowie 2 M. des A. und den Ueberzieher, Hut und Stiefel des M. mitgenommen. Der T. reiste nunmehr mit den Papieren des A. unter dessen Namen und wurde in Lauenburg wegen Bettelns als solcher verurtheilt. Dort wegen des hiesigen Diebstahls vernommen, behauptete er mit großer Dreistigkeit, daß er der A. sei und die Papiere ihm gehörten. - Jetzt auf der Anklagebank räumte er jedoch, da es gelungen war, der herumziehenden A. und M. habhaft zu werden und dem Angeklagten T. vorzuführen, sofort ein, der beschuldigte T. zu sein und den Diebstahl hier in Schönberg begangen zu haben. - Wegen seiner zweimaligen Vorbestrafung wegen Diebstahls wurde die gegen ihn unter Zubilligung mildernder Umstände erkannte Strafe auf 6 Monat Gefängniß bemessen.
8. Die schwerste Strafe wurde gegen den letzten Angeklagten, den Arbeiter G. aus Mustin, welcher schon eine Anzahl Vorstrafen wegen Betrugs und Diebstahls zu verzeichnen hatte, erkannt. - Derselbe hatte am 11. November v. J. hier in Schönberg sich mehrerer Betrügereien schuldig gemacht, indem er sich fälschlich für den Puggenfahrer beim Müller Koch aus Lockwisch ausgegeben und auf den Namen desselben Waaren gekauft resp. zu kaufen versucht hatte. - Zunächst hatte er den Kürschner Oldörp, welchem er genaue Auskunft über die Häuslichkeit des Müllers Koch zu geben vermochte, so getäuscht, daß derselbe ihm eine Mütze, einen Hut und ein paar Filzpantoffeln auf Credit verabfolgte. Weniger Glück hatte er bei dem Kaufmann Schweigmann, von welchem er Zeug zum Werthe von 70 - 80 M. forderte und bei dem Uhrmacher Hagemeister, von welchem er eine Uhr mit Kette kaufen wollte. Dieselben trauten seinen Angaben nicht und verweigerten die Aushändigung der Waaren an ihn Der Hagemeister gab ihm ein Schreiben an den Koch mit, in welchem er von letzterem die Anerkennung verlangte, daß er für die Bezahlung der von G. geforderten Uhr aufkommen wolle. Der Angeklagte G. Schrieb darunter den Namen des Koch mit der geforderten Anerkennung und behauptete, daß Koch, welcher hier anwesend sei, solches geschrieben habe. Hagemeister ließ sich aber nicht täuschen. - Der Angeklagte erhielt eine Strafe von 2 Jahren Zuchthaus und 300 Mark, event. im Unvermögensfalle noch 14 Tage Zuchthaus mehr und wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf 5 Jahre aberkannt.
- Schönberg. Ein in Neuhof in Diensten stehender Meiereiknecht W. S. entwich am Sonntag Morgen heimlich aus seinem Dienst, worüber die Dienstherrschaft vielleicht nicht sehr betrübt ist. Leider hat aber der Ausreißer auch 18 M. und eine silberne Uhr mitgehen heißen, welche zwei dort bediensteten armen Mädchen gehören. Hoffentlich gelingt es, den unehrlichen Menschen zu ergreifen und der verdienten Strafe zuzuführen.
- Eine kleine halbkomische Fehde hat's in der Kolonialverhandlung im Reichstag doch gegeben, aber nur so nebenbei. Der Abg. Bamberger hielt dem Reichskanzler vor, ein Beamter der ostafrikanischen Gesellschaft habe einen Neger, der ihn geprellt hatte, durchprügeln und ins Wasser werfen lassen. Als Fürst Bismarck ungläubig schien, sagte Bamberger: "Ich habe es von einem Missionar, der eben so wie Fürst Bismarck Doktor der Theologie, also glaubwürdig ist (Heiterkeit)." Unter noch größerem Gelächter meinte Fürst Bismarck, der Redner möge sich doch beruhigen, er, der Reichskanzler, habe doch den Neger nicht geprügelt und ins Wasser geworfen.
- Lehrer Flad, der sich im Dienste der Reichsregierung als zweiter Lehrer nach Kamerun begiebt, ist von Hamburg aus mit einem Wörmannschen Dampfer am letzten Januar abgereist. Flad, der bisher an der Jakobschule in Stuttgart thätig war, erhält 4000 Mk. Jahresgehalt; der erste Lehrer in Kamerun, Christaller, (auch ein Schwabe) bezieht 5000 Mark. Christaller wird einen dreimonatlichen Urlaub nach Deutschland antreten, sobald Flad sich in der Kameruner Schule eingearbeitet hat.
- Im Berliner Volkskaffeehaus und Speisehaus kostet das Napf kräftiger Suppe aus einem Teller Gemüse und Fleisch bestehend, 30 Pfg. die große und 20 Pfg. die kleine Portion. Abends giebts nach Auswahl Suppe, deutsches Lendenstück, falsche Hasen, frische Wurst, gebratene Leber, Gemüse und Bratkartoffel. Also für jeden Geschmack, Appetit und Geldbeutel etwas.
- Beim Ausladen eines Viehwagens am Bahnhof von Offenbach brannte neulich ein Ochse durch und lief auf der Bahnstrecke weiter und zwar gegen einen in voller Fahrgeschwindigkeit ihm entgegenkommenden Güterzug, der ihn total zermalmte.
- In München sollten sie die alten Nachtwächter wieder anstellen, die getutet und gesungen haben: "Bewahrt das Feuer und das Licht!" Im Januar hat's dort 31 mal gebrannt, also jeden Tag einmal und mehrmal sehr bedeutend; man denke an die Gummifabrik und Spatenbräu.
- An dem Biß eines Papageis, welcher eine Blutvergiftung herbeiführte, starb dieser Tage in München einer der dortigen bekanntesten Gastwirthe, Josef Grünwald, der Besitzer des Münchener "Grand=Hotel."
- Vor ein paar Tagen biß in einer Familie zu Regensburg das Kindermädchen im Schlafe ihrem Pfleglinge einen Finger ab.
- Ein Kölner Wirth wettete um eine Flasche Champagner mit einem Gaste, er wolle mit dem mächtigen Bernhardiner des Gastes um die Wette essen. Die Speisen wurden verabredet und zuerst jedem eine Portion Braten gebracht. Im Handumdrehen hatte der Hund aufgeräumt, während der Wirth in aller Seelenruhe seine Portion verkleinerte und verzehrte. Die zweite Portion kam; im Nu war der Hund auch mit dieser fertig und der Wirth nahm sich auch mit dieser Zeit. Als Schüssel und Teller leer waren, griff der Wirth nach einer Schnitte Brot, theilte sie ehrlich in zwei gleiche Theile und reichte die eine Hälfte seinem Partner hin. Der Hund beschnüffelte sie, zog den Schwanz zwischen die Beine und schlich davon. Der Wirth verzehrte seine Schnitte und hatte die Wette gewonnen.
- Die Sozialdemokraten kennen einander ganz gut. Als Liebknecht, der Reichstagsabgeordnete, vor einigen Jahren seine Reise nach Nordamerika machte rieth Most in den Zeitungen seinen Spießgesellen, den Anarchisten, den Verräther zu verhauen. "Selbst thun, Hans!" empfahl ihm Liebknecht ebenfalls öffentlich mit gutem Humor. Es ist ja weltbekannt, daß Most, der alles verruiniren will, nicht gern seine eigene Haut zu Markt trägt, kein Blut sehen kann und lieber unter die Bettstelle kriecht.
- Das Eisenbahnunglück bei Borki in Rußland hat unglaubliche Dinge zum Vorschein gebracht. Im Verkehrsministerium in St. Petersburg sind ganze Stöße von Berichten gefunden worden, in welchem der Generalinspector Ingenieur Kroneberg, ein ehrlicher Deutscher, den Zustand der betreffenden Eisenbahnen entdeckte und dringend Abstellung der lebensgefährlichsten Mängel und Mißstände fordert. Sie blieben alle unbeachtet liegen und nichts geschah, bis der Zar und seine Familie daran glauben mußten. Jetzt philosophieren die Russen, was für ein

[ => Original lesen: 1889 Nr. 12 Seite 7]

Unglück wäre geschehen bei einer Mobilmachung! Diese in den Wind geschlagenen Warnungen erinnern an die Warnungen des französischen Militärbevollmächtigten Obersten Stoffel vor dem preußischen Heer und namentlich vor dem preußischen Generalstab im Jahr 1870. Kaiser Napoleon III. ließ sie unbeachtet in seinem Kabinett liegen, die Preußen fanden sie in St. Cloud. Und wie hat sich dieser Leichtsinn gerächt!
- Das Steppenhuhn, welches so unvermuthet in Mitteleuropa auftauchte, so liebenswürdig aufgenommen wurde und alle Hoffnungen auf seine Acclimatisirung so schnöde täuschte, besitzt, wie sich nachträglich ergeben hat, Eigenschaften, die es gar nicht bedauern lassen, daß es sich in heimlicher Flucht seinen alten asiatischen Revieren zugewendet hat. Trotz der proclamirten Schonung haben doch einzelne dieses nahen Verwandten unseres Rebhuhn mit dem Pulver und Blei der Jäger Bekanntschaft gemacht und consequenter Weise auch den Weg in die Bratpfanne gefunden. Dort und auf dem Tische haben sie sich aber keineswegs bewährt! Mit ganz ungewöhnlicher Uebereinstimmung versichern alle, die das Glück gehabt haben, dies seltene Wildpret zu verspeisen, daß ein Steppenhuhn im gebratenen Zustande durchaus keine Aehnlichkeit mehr mit dem Rebhuhn hat und daß die Zähigkeit einer recht alten Haushenne und der thranige Geschmack einer wilden Ente zusammengenommen ungefähr den Eindruck wiedergeben, den ein sorglich zubereitetes Steppenhuhn auf einen einigermaßen verwöhnten Gaumen macht. Ein erboster Weidmann ruft dem Flüchtling ein recht malitiöses Adieu in folgenden Versen nach:
"Als du kamst zu uns gezogen, - Warst du weidlich respectirt, - Jedes Land hat dir gewogen - Amtlich Schonung decretirt. . - Doch das Schonen war vergebens, - Undank alle Mühe fand, - Die Bedingung Deines Lebens - Ist ja ödes Steppenland. - Mit so blöden Klumpenständern, - Paradox hast sie gewählt, - Fußt man nur in Salzseeländern, - Aber nicht in Bergeswelt. - Laß es dir in Güte sagen, - Was man ehrlich sagen muß : - Dem verwöhnten deutschen Magen - Ist dein Wildpret kein Genuß. - Steppenvieh mit Schwingenborsten, - D'rum verzieh' dich säuberlich, - Denn in Deutschlands grünen Forsten - Ist kein Heimatland für dich ! - Grüß' Mongolen und Kirgisen, - Grüß' die ganze Tartarei, - Wo sie noch mit Pfeilen schießen - Statt mit Pulver und mit Blei!"
- Ein junger Herkules deutscher Geburt, der 26jährige Sebastian Miller aus München, hat, wie die "Newyorker Staatszeitung" berichtet, dieser Tage in der Klinik des "Pensylvania Hospital" in Philadelphia Proben seiner Kraft und Muskelstärke gegeben. Es war eine große, hauptsächlich aus Studenten bestehende Zuhörerschaft anwesend. Auf dem soliden tannenen Tisch lagen eine große eiserne Kugel, eiserner Ring und einige feste Kieselsteine. Dann trat an der Seite Dr. Mortons Sebastian Miller herein. Sein Oberkörper war bis zum Gürtel entblößt. Er nahm einen der Kieselsteine, legte ihn, von dem Ring gehalten, auf die eiserne Kugel, schwenkte seinen Arm ein paar Mal im Kreis herum und ließ ihn wie einen Hammer auf den Kieselstein niederfallen. Beim dritten Schlag war dieser in kleine Stücke zertrümmert. Während dieser Vorgänge machte Professor Morton seine Studenten auf die kolossale Entwicklung der Muskeln des jungen Mannes aufmerksam, welche ihn, wie er sagte, an die bekannte Herkules=Statue erinnerten. Um seine Hand vor Verwundung zu schützen, pflegt Miller sie mit Tüchern zu umwickeln, ehe er schlägt. Mit freier Hand kann Miller 1800 Pfund aufheben; seine Brustweite beträgt 47 1/2 Zoll.
- Frauenlogik. Ein Mann kam nach Hause und fand die Wohnung verschlossen. Nachdem er alles Mögliche versucht hatte, um sich Eingang zu verschaffen, blieb ihm Schließlich nichts anderes übrig, als die Eingangsthür durch einen Schlosser öffnen zu lassen. Auf dem Tische seines Wohnzimmers fand er einen Zettel, auf welchem ihm seine Frau schrieb: "Ich bin ausgegangen und habe das Dienstmädchen mitnehmen müssen, aber Du findest den Schlüssel unter der Schwelle."


Der Deserteur.
Novelle von Stanislaus Graf Grabowski.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 12 Seite 8]

Der Deserteur.
[Fortsetzung.]


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