No. 11
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. Februar
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 11 Seite 1]

Nr. 2 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzburg pro 1889 enthält in der
            I. Abtheilung:
      (1.) Verordnung zur Ausführung des § 30, Absatz [?] des Bauunfallversicherungs=Gesetzes.
            II. Abtheilung:
      (1.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat December 1888.
      (2.) Bekanntmachung, betr. die Vergütung für Naturalverpflegung im Jahre 1889.
      (3.) Bekanntmachung, betr. die Außerverkehrsetzung der am Ende des Jahres 1888 ungültig gewordenen Gewichte.
      (4.) Bekanntmachung, betr. die Mittheilung der in Patentsachen ergangenen gerichtlichen Erkenntnisse.


An Kronprinz Rudolfs Todtenbett

Das traurige Ereigniß in Wien hat einen noch entsetzlicheren Charakter angenommen. Kronprinz Rudolf erschoß sich, wie nunmehr amtlich mitgetheilt wird, in einem Anfluge von Geistesstörung selbst. Wir haben somit ein Seitenstück zu dem Tode König Ludwigs II. von Baiern vor uns. Bis ins innerste Mark erschüttert stehen wir dem tragischen Ende des ritterlichen Kaisersohnes gegenüber. So jung, so reich begabt, so allgemein beliebt, und ein solch fürchterlicher Tod! Angesichts des in Geistesstörung begangenen Selbstmordes wird nunmehr auch das Leichenbegängniß einen lediglich privaten Charakter tragen. Die Leiche ist erst Sonntag Nacht aus dem Schlafgemach des Todten in die Hofburgkirche überführt worden, wo dem Publikum der Zutritt freisteht. Das Begräbniß selbst wird Dienstag Nachmittag 4 Uhr erfolgen und zwar wird der Sarg auf dem kürzesten Wege zur Kapuzinerkirche geführt werden, in deren Gruft der Todte seine Ruhestätte findet. Da aller Glanz fernbleibt, werden auch die nicht mit dem Kaiserhofe verwandten Fürstlichkeiten der Ceremonie nicht beiwohnen. Noch immer langen zahlreiche Beileidstelegramme an. Die Wiener Bevölkerung, die immer schon nicht recht an einen Herzschlag glauben wollte, verharrt in dumpfer Trauer. Auch in den übrigen großen Städten der Monarchie herrscht die heftigste und allgemeinste Bestürzung.
Es wird noch weiter mitgetheilt, daß der Kronprinz schon vor zwei Jahren und wieder vor acht Tagen dem Geh. Rath Szögenyi die Ordnung seiner Papiere übergab. Da Szögenyi in Folge der Erkrankung seiner Kinder an den Masern nicht mit dem Kronprinzen verkehrte, schrieb ihm Letzterer, er möge den Auftrag im Fall seines Todes ja nicht vergessen seit Monaten zeigten sich beim Kronprinzen Zeichen der Lebensmüdigkeit und Todessehnsucht, doppelt unbegreiflich bei Jemand, der, wie er, früher das Leben in vollen Zügen genoß. Er sagte wiederholt ganz offen: Ich werde nicht mehr lange leben. Auch wurde in den letzten Wochen beim Kronprinzen einer jäher Wechsel seiner Stimmung, ein Ueberspringen von herzlicher Heiterkeit zu tiefer Melancholie oft wahrgenommen. Jedenfalls ist der Selbstmordgedanke erst im letzten Augenblick gefaßt, denn der Kronprinz hatte noch am Tage vor seinem Tode verschiedene Personen zum Besuch geladen. Daß er dann aber entschlossen war, aus der Welt zu gehen, beweist der Umstand, daß er die Schlafstubenthür fest verriegelte und verschloß, so daß diese erbrochen werden mußte. Da die traurige That doch gerüchtweise bekannt geworden war, erfolgte auf den Rath des ungarischen Ministerpräsidenten Tisza die Veröffentlichung. Das Testament enthält nur Privatsachen.
Die Sektion der Leiche hat stattgefunden, worauf dieselbe im großen Speisesaal der Hofburg aufgebahrt wurde. Der Sarg ist ein Metallsarg, der Kronprinz trägt die große Generalsuniform. Tief erschütternde Scenen spielen sich am Sarge ab. Die Kronprinzessin ist schwer zu bewegen, den Sarg zu verlassen, die kleine Prinzessin Elisabeth weint still vor sich hin. Um den Mund des Toten spielt ein sanftes Lächeln.
Privatnachrichten aus Wien melden noch folgendes: Laut aufgenommenen Protokolle hat Kronprinz Rudolf Mittwoch früh 1/2 7 Uhr im Schlafrocke die Thür des Schlafzimmers geöffnet und den Kammerdiener Loschek den Auftrag ertheilt, den Wagen zu bestellen, ohne Zweifel um allein zu bleiben. Kronprinz Rudolf entkleidete sich hierauf, versperrte die Thür, legte sich in das Bett und schoß bei Kerzenschein mit einem Revolver in die rechte Schläfe, die Kugel ging mitten durch die Schädeldecke hinaus. Der Kammerdiener kam nach Erledigung des erhaltenen Auftrages zurück, und wartete bis zur Frühstückszeit. Gegen 8 Uhr waren Graf Hoyos und Prinz Philipp von Coburg, welch letzterer soeben erst aus Wien zurückgekehrt war, ungeduldig geworden und klopften an die Thür des Schlafgemachs, die sie, was sonst nie der Fall war, versperrt fanden. Nachdem die Thür mit Gewalt eröffnet worden, sahen die entsetzten Herren den entseelten Kronprinzen im Bette liegen. Die rechte Hand vom Bette herabhängend, auf dem Munde gequollenes, gestocktes Blut; da sie einen Selbstmord für ausgeschlossen hielten, glaubten sie an die Berstung einer Ader, und Graf Hoyos eilte nach Baden. Der Kronprinz hat mehrere Briefe an die Mitglieder des Herrscherhauses zurückgelassen. Keine Zeile giebt auch nur im entferntesten Aufschluß über die Motive der schrecklichen That.
Kronprinz Rudolf klagte schon seit geraumer Zeit über seinen Gesundheitszustand, vermied es jedoch, ärztliche Autoritäten zu befragen. Vor drei Jahren erkrankte er ernstlich an allgemeinem Gelenkrheumatismus in Folge einer schweren Erkältung auf der Jagd. Der Rheumatismus bedingt Affectionen des Herzens, welche nur durch größte Schonung des Herzens einzudämmen sind. Der Kronprinz schonte sich aber nicht. Zu den Aufregungen seines litterarischen Berufes durch Herausgabe des Werks "Oesterreich=Ungarn in Wort und Bild" gesellte sich der anstrengende, mit häufigen Reisen verbundene Dienst als General=Inspekteur der Infanterie. Jede freie

[ => Original lesen: 1889 Nr. 11 Seite 2]

Zeit wurde zur Jagd verwendet, die sich infolge des lebhaften Temperamentes des Prinzen ebenfalls zu anstrengender Arbeit gestaltete. Zudem rauchte der Erzherzog viele Zigarren. Alle diese Momente scheinen auf den Zustand des Herzes üblen Einfluß gehabt zu haben, so daß die Katastrophe beschleunigt wurde. Behauptet wird auch, daß der Kronprinz zur Linderung seines Nervenleidens seit 2 Jahren heimlich Morphium nahm, wodurch das Uebel noch verschlimmert wurde.
Die Trauerkundgebungen von Fürsten und Regierungen, von Parlamenten und in der Presse dauern ununterbrochen fort. Ganz Wien, sowie die größeren Städte in Oesterreich=Ungarn sind in düsteren Trauerschmuck gehüllt. Zur Wiener Hofburg besteht ein ununterbrochener Andrang der Volksmenge. Das Gesicht des toten Kronprinzen ist, wie von Personen versichert wird, welche die Leiche gesehen haben, in keiner Weise entstellt, sondern nur ganz außerordentlich blaß. Zahlreiche Generale, Staatswürdenträger u. s. w. zogen am Sarge vorüber. Der Reichsrath hielt eine Trauersitzung ab, in welcher des Andenkens des Toten gedacht wurde.
- Im Reichstage herrschte am Freitag auf die Nachricht, der Kronprinz habe Selbstmord geübt, gewaltige Erregung. Der Sitzungssaal war zeitweise fast leer. - Der König und die Königin trafen von Belgien ein. Das Infanterie=Regiment Nr. 19 soll für ewige Zeiten den Namen des Kronprinzen tragen.
Zur Thronfolgefrage meldet man aus Wien: Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich=Este, der älteste Sohn des Erzherzogs Carl Ludwig, wurde am Donnerstag zum Kaiser berufen. Der Monarch eröffnete ihm, daß er ihn fortan als Thronfolger erachte. Erzherzog Carl Ludwig wird auf die Thronfolge zu Gunsten seines Sohnes verzichten. Erzherzog Franz Ferdinand wird den Namen Este ablegen. Letzterer geht auf den Erzherzog Otto über. Es verlautet, daß der nunmehrige Thronfolger vom Kaiser adoptirt wird.
Die Kronprinzessin Stefanie wird sich in Begleitung ihrer Eltern nach Belgien begeben und einige Monate tiefster Zurückgezogenheit in einem bisher noch nicht bekannten Ort verleben.
Sonntag Abend auf der Soirée in der deutschen Botschaft ersuchte der Kronprinz den Prinzen Reuß, dem Kaiser Wilhelm herzliche Grüße zu bestellen. Ein Courier überbrachte mit anderen Actenstücken dem Kaiser Wilhelm diese Grüße, als Kronprinz Rudolf bereits todt war.
Das Telegramm des Kaisers von Oesterreich an den deutschen Kaiser, welches ihm das Ableben des Kronprinzen meldete, hatte folgenden Wortlaut:
"Heute ist Dein geliebter Freund, mein geliebter Sohn Rudolf verschieden. Dein Franz Josef."
Nach Mittheilungen des aus Wien zurückkehrenden Grafen Stefan Karolyi hätte Kronprinz Rudolf vor der verhängnißvollen That fünf Briefe geschrieben, an den Kaiser, die Kaiserin, die Kronprinzessin, den Erzherzog Otto und den Prinzen von Braganza.


- Es ist bekannt genug, daß seit Jahren auf vielbesuchten Bergen und anderen Ausflugsorten in den Sommermonaten Postanstalten mit Telegraphenbetrieb eingerichtet sind. Das war schön von dem Herrn Generalpostmeister Stephan, der selbst gern in die Wälder geht und auf die Berge steigt, aber auch nützlich für ihn und seine große Verkehrsanstalt; denn wie werden diese Einrichtungen von dem dankbaren Publikum benutzt! Im vorigen Sommer gab's 250 000 Postsendungen zu und von den Bergen, und 10 500 Telegramme, 57 413 Postsendungen und 2014 Telegramme auf der Schneekoppe in Schlesien, 43 748 Postsendungen und 730 Telegramme auf der Bastei in der sächsischen Schweiz, 47 863 Postsendungen und 2338 Telegramme auf dem Brocken im Harz, 12 520 Postsendungen und 548 Telegramme auf dem Niederwald, 19 462 Postsendungen und 566 Telegramme vom Inselsberg und endlich 41 431 Postsendungen und 995 Telegramme von der Wartburg. Das macht, auf den Höhen wird das Herz weiter, sogar Porto und Telegraphengebühr gegenüber.
- Von dem neunten Jägerbataillon in Longwy an der belgischen Grenze desertirten 71 Mann wegen schlechter Behandlung und Kost. Sie verließen am Freitag Morgen ihre Kaserne; ein Lieutenant, der ihnen nachgesandt wurde, vermochte sie nicht zur Umkehr zu bewegen; sie überschritten die Grenze bei dem belgischen Dorf Halanzy und fuhren auf der Eisenbahn nach Musson (in Belgien, Provinz Luxemburg), wo der Bürgermeister sie empfing und einquartirte und wo sie bei Bürgern aßen. Das Kriegsministerium erhielt am Sonntag die Nachricht, die Ausreißer, welche lediglich einen dummen Streich gemacht hätten (!), seien gestern Abend wieder in ihrer Kaserne eingetroffen. Die pariser Blätter bestreben sich, den Vorfall abzuschwächen und als eine harmlose "Bierreise" darzustellen, aber die Möglichkeit eines derartiger Bruches der Disciplin erregt in Paris doch das mißliebigste Aufsehen.


Anzeigen.

Holz=Auction Nr. 13.

Am Mittwoch, den 6. Februar, Morgens 10 Uhr, beim Gastwirth Kaven zu Pogetz.

a. Aus dem Sahmkower Holze.

20 Stück eichen Nutzholzenden,
  6 1/2 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.,
  9 Fuder eichen Pollholz,
  8 Fuder eschen, ahorn und eichen Wadelholz I. und II. Cl.,
  2 Fuder hasel Knickholz,
  3 Rmet. eichen Kluft I. Cl.,
40 Rmet. eichen Kluft II. Cl. und Olm,
75 Rmet. buchen Kluft I. u. II. Cl. und Olm,
55 Fuder buchen Durchforstholz u. Pollholz,
12 Fuder ellern Wadelholz I. Cl.

b. Aus dem Gr. Rüntzer Zuschlag.

  3 Fuder buchen Durchforstholz.


Holz=Auction Nr. 14.

Am Donnerstag, den 7. Februar Morgens 10 Uhr, beim Gastwirth Krellenberg zu Carlow.

a. Aus dem Carlower und Röggeliner Holze.

    7 Fuder eichen Pollholz,
    8 Rmet. eichen Kluft II und Knüppel,
    1 buchen Nutzholzblock,
    2 1/4 Rmet. buchen Nutzholz (0,75 Met. Scheitlänge.)
101 Rmet. buchen Kluft I, II. Cl., Olm und Knüppel,
  80 Fuder buchen Durchforstholz und Pollholz,
    3 1/2 Fuder birken Wadelholz I. Cl.,
  20 Fuder ellern Wadelholz I. und II. Cl.,
  1 Fuder kiefern u. lärchen Durchforstholz I. Cl.

b. Vom Struckberg und Gr. Rüntzer Feld.

    4 Rmet. eichen Kluftholz I. Cl.,
    1 eichen Nutzholzblock,
    1 1/2 Rmet. buchen Nutzholz (0,75 Met. Scheitlänge.)
Schönberg, den 30. Januar 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Holz=Auction Nr. 15.

Am Sonnabend, den 9. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Wienck zu Sülsdorf nachstehende Holzsortimente aus dem Kleinfelder und Sülsdorfer Zuschlage meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.
  82 Stück eichen Nutzholzenden,
  10 Stück eichen Wagendeichseln,
  16 Rmet eichen Knüppel,
  16 1/2 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.,
    6 Fuder eichen Pollholz,
    1 Stück buchen Nutzholzblock = 0,79 Fstm.,
209 Rmet. buchen Kluft I, II und Knüppel,
    4 Fuder starkes buchen Durchforstholz I. Cl.,
    3 ellern Pantoffelhölzer,
  21 Fuder ellern Wadelholz I. und II. Cl.,
105 Stück fichten Bauhölzer, Sägeblöcke und Zopfenden,
  10 Stück Derbholzstangen I. und II. Cl.,
  24 Rmet. Derbholz Kluft und Knüppel.
Schönberg, den 31. Januar 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


[ => Original lesen: 1889 Nr. 11 Seite 3]

Holz=Auction Nr. 16.

Am Montag, den 11. Februar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Thieß zu Ziethen nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden.

a. Aus dem Garnseerholze.

    4 Eichen Nutzholzblöcke 5,35 Festm.
  28 Rmet. eichen Kluft I., II. Cl. u. Knüppel,
    8 eichen Nutzholzblöcke 11,40 Festm.,
248 Rmet. buchen Kluft II. Cl. u. Olm,
  60 Fuder buchen Durchforstholz II. u. III. Cl.

b. Aus dem Bahlen.

52 Rmet. buchen Kluft II. Cl. u. Olm.,
  10 Fuder buchen Pollholz,
    6 Rmet. ellern Knüppel.
Schönberg, den 3. Februar 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Holz=Auction Nr. 17.

Am Dienstag, den 12. Februar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Reimers zu Schlagsdorf nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden.

a. Aus dem Garnseerholze.

  83 Fuder buchen Pollholz,
    5 Fuder Hegenholz.

b. Aus dem Lanckower Holze.

  16 Stück eichen Stangen I. Cl. Wagendeichseln,
  15 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.,

c. Aus dem Steinbrink.

    6 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.

d. Aus dem Thandorfer Zuschlage.

    5 eichen Classenbäume IV. Cl.,
    7 eichen Stangen I. Cl. Wagendeichseln,
    2 Rmet. eichen Knüppel,
    3 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.
Schönberg, den 3. Februar 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Zu Ostern d. J. werden wiederum neue Zöglinge in das großherzogliche Schullehrer=Seminar hieselbst aufgenommen werden. Dabei wird auch solchen Aspiranten, die nicht in das Internat der Anstalt aufgenommen werden können, aber durch die Aufnahmeprüfung ihre Befähigung zur Theilnahme am Seminarunterricht nachgewiesen haben, die Erlaubniß zu solcher Theilnahme gegeben werden, falls sie gewillt und in der Lage sind, sich bis zu ihrer späteren Aufnahme ins Internat Wohnung und Kost im Orte unter den gewöhnlichen, ihnen alsdann bekannt zu gebenden Bedingungen zu verschaffen. Ohne Unterschied aber haben sich die durch die Prüfung Auszuwählenden vor Beginn des Seminar=Kursus durch Beibringung eines von ihnen selbst, wie von den Vätern resp. Vormündern unterschriebenen, von den Ortsobrigkeiten zu beglaubigenden Reverses zum Landesherrlichen Dienst auf 10 Jahre zu verpflichten.
Die Aufnahmeprüfung wird am

Donnerstag, den 7. März d. J.,
von Morgens 8 Uhr an,

die durch Regierungsverfügung vom 17. Febr. 1872 (Off. Anzeiger Nr. 8 desselben Jahres) vorgeschriebene ärztliche Untersuchung, für welche laut Verfügung 3 M. an die Seminarkasse zu zahlen sind, wird tags zuvor stattfinden, und es haben die Aspiranten sich dieserhalb bis zum 6. März, Mittags im Seminar vorzustellen. Bei der Aufnahme werden diejenigen jungen Leute, welche das 18. Lebensjahr zurückgelegt haben oder im laufenden Kalenderjahre noch zurücklegen, in erster Linie berücksichtigt werden.
Die Meldung, welche bis zum 27. Februar einzureichen ist, geschieht durch Einsendung eines von dem Seminar=Aspiranten selbst geschriebenen Lebenslaufes an den Unterzeichneten, in welchem namentlich über den Gang der Vorbildung, den bisherigen Aufenthalt und etwaige Dienststellung berichtet wird. Diejenigen Aspiranten, welche öffentliche Schulen in Städten besucht haben, haben ein Abgangszeugniß von der zuletzt besuchten Schule beizufügen Außerdem ist von einem jeden beizubringen: ein Taufschein, ein Konfirmationsschein, ein Wiederimpfungsschein, ein von dem betreffenden Prediger auszustellendes Zeugniß über sittliche Befähigung und untadelhafte Führung und eine vom Vater oder Vormunde vollzogene, von der Ortsobrigkeit beglaubigte Bescheinigung über das Vorhandensein der erforderlichen Geldmittel zur Bestreitung des Eintrittsgeldes von 16,50 M. und, für den Fall der Aufnahme ins Internat, des Pensionatsgeldes von jährlich 75 M. auf drei Jahre.
Mirow, den 31. Januar 1889.

                                                                              Ad. Krüger,
                                                                              Seminar=Direktor.


Vorbereitungs-Anstalt
für die
Postgehülfen-Prüfung in Kiel.

Junge Leute von 15 bis 23 Jahren werden für obige Prüfung sicher vorbereitet. Falls das Ziel nicht erreicht wird, verpflichte ich mich, den vollen Pensions= u. Unterrichtspreis zurück zu zahlen. Bisher haben 294 meiner Schüler die Prüfung bestanden. Augenblicklich sind 255 Schüler hier. Anmeldungen für den 26. April nimmt baldigst entgegen

                                                                              J. H. F. Tiedemann.
                                                                              Kiel, Ringstraße 55.


Hagelschaden=Versicherungsverein
für Mecklenburg=Schwerin u. =Strelitz.

Die 36. ordentliche General=Versammlung der Herren Vereins=Mitglieder wird

am Dienstag, den 5. März cr.,
Morgens 11 Uhr,

zu Schwerin in Stern's Hotel stattfinden und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:

1. Bericht über die im Jahre 1888 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1888/89 sowie der revidirten Rechnung vom 1. März 1887/88.
2. Wahl eines Rechnungs=Revisors.
3. Wahl zweier Districts=Vorsteher und zwar für den 5. District Neubuckow=Bützow und für den 7. District Malchin=Laage.
4. Wahl neuer Taxanten für die statutenmäßig ausscheidenden Herren.
5. Wahl einer Revisions=Committe nach Vorschrift des § 40 der Statuten.
6. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der General=Versammlung gestellt werden.
Die Herren Vereins=Mitglieder werden ersucht, sich zahlreich einzufinden.
Grevesmühlen, den 2. Februar 1889.

                                                    Die Direction
                                                    H. von Leers auf Mühlen=Eixen.


Schwarze Cachemires
nur schwere reinwollene Qualitäten empfiehlt
billigst                                                             
                                                    Hugo Heincke.


Zu Ostern dieses Jahres sucht ein                          
ordentliches Mädchen
                                                    Sophie Petersen.


Schleifsteine
in jeder Größe,                                                    
Bügelsägen sowie Bügelsägenblätter
empfiehlt                                                             
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Gesucht sofort ein zuverlässiger                          
Knecht,
der mit Pferden umzugehen versteht.                                                    
                                                    Joh. Boy Lübeck, Mauer 84.


Ein kleines
Kindermädchen
sucht zu Ostern                                                    
                                                    Fr. Kaiser-Stove.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 11 Seite 4]

Gebrüder Barg,
Lübeck, Kohlmarkt Nr. 5.
Grosser
Inventur-Ausverkauf
von Manufacturwaaren, Leinenwaaren,
Buckskin's
Mäntel für Damen und Kinder
zu bedeutend herabgesetzten Preisen.
-----------
Der Ausverkauf findet vom 1. bis 10. Februar statt.
-----------
Preise netto pr. comptant.
-----------
NB. Muster können von den Ausverkaufsartikeln nicht gegeben werden.


Bis Ende Februar
Großer Ausverkauf bei Ludwig Wendt
in LÜBECK.
Grosse Partien.
Schwarze und farbige Seidenwaaren. Winter-, Sommer- und Waschstoffe.
Fertige Kleider Winter- und Sommer-Konfektion
Teppiche           Möbelstoff          e Gardinen      etc.


Theater in Schönberg.
Im Saale des Hrn. Boye.
(Direction H. Gürcke.)
Am Dienstag, den 5. Februar:
Spielt nicht mit dem Feuer.
Preis=Lustspiel in 3 Akten von G. z. Putlitz.


Stadt Lübeck.
Grosser Masken-Ball
am Sonntag, den 17. Februar cr.
Anfang: Abends 7 1/2 Uhr.
Entree für Masken 50 Pfennige.
Es ladet ergebenst ein                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Den geehrten Bewohnern von Selmsdorf und Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich mich in Selmsdorf als

Tischler

niedergelassen habe, und empfehle mich zu allen Arbeiten unter Zusicherung prompter und billiger Bedienung.

Selmsdorf.                                                     Heinrich Möller.


Alle diejenigen, die der verstorbenen Wittwe Mußfeldt Wäsche zur Reinigung übergaben und dieselbe noch nicht zurückerhalten haben, werden ersucht, die Wäsche am Freitag, den 8. Februar daselbst in Empfang zu nehmen.

F. Wassmuth.       


Gutes Dachrohr
hat zu verkaufen                                                    
                                                    W. Oldenburg. Lüdersdorf.


Vorzüglich trockenen                          
überjährigen Torf
hat noch abzugeben                                                    H. Schreep.


Für die der Färberwittwe Marie Mußfeldt, geb. Zöllker, bei ihrer Beerdigung bewiesene letzte Ehre, sowie für die trostreichen Worte des Herrn Pastors am Grabe, sagen wir hiermit unseren herzlichsten Dank.

F. Wassmuth u. Kinder.        


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,7 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,5 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 11 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 11 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 5. Februar 1889.


Der Berliner Großloge ließ der Kaiser auf die anläßlich des Jahreswechsels ihm zugleich mit dem Mitgliederverzeichniß übermittelte Glückwunschadresse ein Dankschreiben zugehen. In dem Dankschreiben versichert der Kaiser die Freimaurerloge seines ferneren Schutzes und seiner Sympathien.
Die diesjährigen Kaisermanöver finden, wie nunmehr ganz sicher feststeht, bei dem 10. und dann bei dem 9. Armeecorps statt. Auch die Kaiserin wird bei den Manövern gegenwärtig sein.
Die militärischen Erlasse, welche am 27. Januar veröffentlicht worden sind, haben allgemein einen sehr günstigen Eindruck gemacht. Der sehr warme Ton, mit welchem der Kaiser in dem Dekret über die Fahnen=Verlegung von den beiden verstorbenen Kaisern spricht, kommt ihm offenbar aus tiefstem Herzen. Die Anordnung, durch welche 76 preußische Regimenter die Namen berühmter Heerführer und Generäle aus der Zeit des Großen Kurfürsten bis heute erhalten, folgt einem im Vorjahre gegebenen österreichischen Beispiele; auch sie ist freudig willkommen geheißen.
Eine marokkanische Gesandtschaft, der im Auftrag des Kaisers mehrere Herren vom Hofe entgegengefahren waren, ist am Mittwoch Vormittag in Berlin eingetroffen, wo sie im Kaiserhof Absteigequartier genommen hat. Die Mitglieder der Gesandtschaft sind in Berlin Gäste des Kaisers.
Dem preußischen Abgeordnetenhaus ist ein Gesetzentwurf zugegangen, in welchem die Erhöhung der Krondotation um 3 500 000 Mark vom 1. April 1889 ab beantragt wird.
Im deutschen Reichstage wurde in der Mittwochsitzung die ostafrikanische Vorlage endgiltig in 3. Lesung angenommen. Abg. Stöcker (kons.) trat eifrig für die Vorlage ein, deren Genehmigung man auch im Volke wünsche, und befürwortete eine Heranziehung der Missionäre zur Gewinnung der Eingeborenen, mit kriegerischer Macht allein werde nichts zu erreichen sein. Redner schließt mit den besten Wünschen für den Erfolg der Expedition. Abg. Sabor (Soz.) ist entschieden gegen die Vorlage. Abg. Windthorst spricht dafür, fordert aber, daß die Missionäre nicht in ihrer Arbeit gestört werden. Abg. Richter (freis.) protestiert gegen das Gesetz. Die Ehre des Reiches sei im vorliegenden Falle durchaus nicht mehr engagiert, wie in der Karolinen=Frage, in welcher auch von einem bewaffneten Einschreiten Abstand genommen sei. England habe genau dieselben Interessen in Ostafrika wie wir, hüte sich aber zu Lande vorzugehen, Für Deutschland werde dabei nichts Gutes herauskommen. Damit wurde die Debatte geschlossen.
Das ungarische Abgeordnetenhaus hat am Dienstag die Wehrvorlage in erster Lesung mit 267 gegen 140 Stimmen angenommen. Vor dem Hause sammelte sich eine Volksmenge, welche derartig gegen die Abstimmung lärmte, daß die Polizei gewaltsam die Straßen räumte, worauf die Regierungsmitglieder sich erst dann entfernen konnten. Tisza erhielt zahlreiche Glückwünsche, aber auch viele anonyme Briefe mit Todes=Androhungen waren ihm zugegangen. Am Abend gab es nochmals Skandal.
Der junge serbische Kronprinz Alexander ist kürzlich Lieutenant geworden. Bei dem aus diesem Anlaß gehaltenen festlichen Mahle erhob er sich, aufgefordert auch einen Trinkspruch auszubringen und ersuchte einfach die versammelten Officiere, auf seine Mutter zu toastiren. Alles war im ersten Augenblick betroffen über den unerwarteten Trinkspruch, doch fand man sich schnell in die Lage, und stieß, wenn auch mit etwas beklommenem Herzen, bald die hellklingende Gläser gegenseitig an. Ob der Toast ein Nachspiel für den Kronprinzen vor seinem königlichen Vater, der an dem Feste nicht theilnahm, hatte, ist noch nicht bekannt geworden.
In London hat man Berichte des Amerikaners Klein aus Samoa erhalten, denen zufolge die Anzahl der deutschen Todten deswegen so groß war, weil die Krieger Matafas die verwundeten deutschen Soldaten tödteten.


Hauptmann Wißmann.

Wir müssen den Lesern den Hauptmann Wißmann vorstellen, der in Ostafrika leiten und kommandieren wird. Im Reichstag war er der Gegenstand der größten Aufmerksamkeit, man studierte ihn förmlich und er machte einen sehr guten Eindruck. Er stand bei den Verhandlungen immer neben Bismarck im Vordergrund. Windthorst, der persönlich ein liebenswürdiger Mann von feiner Sitte ist, unterließ es nicht, dem "außerordentlichen Regierungskommissar" ein Kompliment zu machen. Solche kleine Aufmerksamkeiten versteht die schwarze Exellenz ebenso ausgezeichnet anzubringen, wie ihre berühmten kleinen Bosheiten. Und überdem geht ja Wißmann zu den Schwarzen drüben. Wißmann sah unter den meist bejahrten Herren des Reichstages und Bundesrathes wie ein Jüngling aus. Er ist ein brünetter Mann Mitte der Dreißiger mit tiefdunkeln, militärisch kurz geschnittenen Haaren, einem kleinen schwarzen Schnurrbart und dunkeln funkelnden Augen. Sein Auftreten ist stramm militärisch, er ist vom Scheitel bis zur Zehe preußischer Offizier. Auch im Reichstag trug er die Uniform als Hauptmann, er macht nicht viel Worte, seine Aeußerungen sind bei aller Bescheidenheit kurz und bestimmt und von einem gewissen Selbstvertrauen. Seine jetzige Reise nach Afrika ist die vierte. Zuerst ging er 1880 nach der Westküste und machte von dort mit Dr. Pogge seinen berühmten Zug durch Afrika nach der Ostküste, wozu er rund zwei Jahre brauchte. Ein Jahr nach der Rückkunft, Ende 1883, ging er für den König von Belgien nach dem Kongogebiet 1 1/2 Jahre lang. Im Frühjahr 1886 ging er wiederum mit einer Expedition von 1000 Köpfen von Westen nach Osten zur Erforschung des östlichen Kongogebietes hinaus, durchquerte dabei wiederum Afrika von Westen nach Osten und kehrte nach etwa 1 1/2 Jahren zurück. Er gehört zweifellos zu den erfolgreichsten und glücklichsten Afrikareisenden unserer Zeit. Deutschland hat alle Ursache, ihm Glück auf den Weg zu wünschen.
Diejenigen Personen, welche den Hauptmann Wißmann nach Ostafrika begleiten werden, haben, wie die "Post" erfährt, Weisung erhalten, sich vorzubereiten, daß sie ihre Abreise mit Ende dieser Woche antreten können. Es ist allen genau vorgeschrieben worden, mit welchen Gegenständen, Kleidung etc. sie sich zu ihrer Ausrüstung zu versehen haben.


- Schönberg. Am 1. Februar passirten den hiesigen Bahnhof 500 Rekruten, die für die Marine in Kiel bestimmt sind.
- Aus Gadebusch schreibt man, daß daselbst in diesen Tagen das Schweriner und das Ratzeburger Jägerbataillon zusammentreffen, um gemeinschaftlich in dortiger Gegend Gefechtsübungen vorzunehmen. Zu dem Zwecke erhält Gadebusch große Einquartierung, da ca. 900 Mann untergebracht werden müssen. Man vermuthet dort, daß im nächsten Herbst die Manöver des 9. Armeecorps in dortiger Gegend abgehalten werden.
- In Pragsdorf in Mecklenburg ist eine Gärtnerfamilie in Folge Genusses trichinenhaltigen Schweinefleisches schwer erkrankt. Der Fall beweist auf's Neue, wie nothwendig es ist, die geschlachteten Schweine auf Trichinen untersuchen zu lassen.
- Zur Beleuchtung des Rathhausthurmes mit bengalischem Licht am Abend des Geburtstages des Kaisers Wilhelm wurden 20 Centner Rothfeuer (Bengalische Flamme) gebraucht. Die Kosten dafür stellen sich auf 16000 Mk.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 11 Seite 6]

- Die dankbarsten Geburtstagsgäste des Kaisers Wilhelm waren die 2000 Knaben und Mädchen, von 13-16 Jahren, denen er an seinem Geburtstag Ernst von Wildenbruchs vaterländisches Schauspiel: "Die Quitzows" im Opernhaus in Berlin vorspielen ließ. Die 2000 waren eine Ehrengarde, aus sämmtlichen Schulen des Staates und der Stadt als die besten und die fleißigsten sorgfältig ausgewählt. Sie füllten in dem festlich erleuchteten Haus fast alle Plätze und folgten dem Stück, das der Kaiser für sie ausgewählt hatte, mit athemloser Spannung; der gesunde Humor und die Berliner Witze schlugen blitzartig durch. Zum Andenken erhielt Jedes eine Photographie des Kaisers und dessen Ansprachen an Volk, Heer und Marine.


Der Deserteur.
Novelle von Stanislaus Graf Grabowski.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.


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