No. 9
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. Januar
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 9 Seite 1]

Am Geburtstage des Kaisers Wilhelm wurde von der Kuppel der Schloß=Kapelle von einem Trompeter=Korps ein Choral geblasen. Um 10 1/2 fand feierlicher Gottesdienst und gleich darauf Gratulationskour im Weißen Saale statt. Trauer=Abzeichen waren zu derselben nicht angelegt. Es waren erschienen die höchsten Beamten des Reiches und Preußens, die Botschafter und Gesandten, die Generalfeldmarschalle, die Ritter des Ordens vom schwarzen Adler, die Generalität, die Reichstags= und Landtagspräsidien u. s. w. Um 1 Uhr fand im Lichthofe des Zeughauses große Parole=Ausgabe statt und wurden zur selben Zeit auf dem Königsplatz durch die Garde=Feld=Artillerie 101 Salutschüsse gelöst. Nachmittags war Familientafel.
Die Kaiserin Friedrich hat das Vermächtniß der Fürstin Galliera, welches 5 Millionen Franken beträgt, angenommen. So wird wenigstens der "Frankfurter Zeitung" aus Paris gemeldet.
Die Hochzeit der Prinzessin Sophie mit dem Kronprinzen von Griechenland wird nach der "Post" im Frühjahr in Athen stattfinden, da in Berlin Schwierigkeiten hinsichtlich der religiösen Trauung in Folge der konfessionellen Verschiedenheiten entstehen würden.
Dr. v. Schelling, der Staatssekretär des Reichsjustizamtes, wird Justizminister in Preußen. Seine Ernennung ist täglich zu erwarten. Er ist ein Sohn des einst berühmten Philosophen von Schelling, der in den 40er Jahren der Philosophie eine Burg bauen wollte.
Dem vielgenannten Freiherrn von Roggenbach ist die badische Heimath verleidet, er will nach der Schweiz übersiedeln und sich in der Nähe von Zürich ankaufen.
Am 30. Januar trifft in Bremerhaven die aus 33 Personen bestehende Gesandtschaft des Sultans von Marokko ein und wird von dem Major Grafen v. Lüttichau und dem Geheimen Hofrath Konzki empfangen und nach Berlin geleitet werden. Dieselbe wird dem Kaiser unter andern Geschenken 10 Pferde überbringen.
In Wien bei Hofe ist der Geburtstag des deutschen Kaisers am Sonnabend durch ein Diner gefeiert worden, am Sonntag fand beim deutschen Botschafter Prinzen Reuß eine größere Abendgesellschaft statt, welcher der Kaiser und der Kronprinz beiwohnte.
Die Ehre, der größte Held der Reklame zu sein wird dem Exgeneral Boulanger Niemand streitig machen können. Er hat jetzt an 460 000 Wähler des Seine=Departements seine 8 Seiten umfassende Lebensbeschreibung gesandt, bei einem Photographen sind ferner 10 000 Photographien bestellt, die ihn auf seinem Rappen in großer Uniform darstellen und von denen das Stück 10 Franken kostet. Das Spaßigste bei der Sache ist, daß es in Frankreich noch immer Leute genug giebt, die allen Ernstes glauben, Boulanger bestreite seinen Aufwand mit deutschem Gelde. Der ehemalig Ministerpräsident Jules Simon sucht nun Boulanger zu überbieten, indem er gegen denselben eine 350 Seiten starke Broschüre, betitelt; "Erinnere Dich des 2. December" herausgeben wird, welche die jüngere Generation, die das Jahr 1851 nicht miterlebt hat, von Boulanger losreißen soll. Die Broschüre ist vor Allem viel zu lang, um Aussicht zu haben, von politischen Heißspornen gelesen zu werden.
Der Zustand des Königs von Holland ist unverändert traurig. Der Tod kann in den allernächsten Tagen eintreten, aber auch in längerer Zeit erst. Von einem wirklichen Leben des Königs kann man freilich schon seit zwei Wochen nicht mehr reden.
Nach Bukarester Nachrichten soll der König von Rumänien Vaterfreuden entgegensehen. Da der König keine Kinder besitzt, wurde vor einigen Jahren ein jüngerer Bruder desselben zum Thronfolger bestimmt.
Fürst Ferdinand von Bulgarien hat ein paar unkluge dynastische Einfälle gehabt. Die nationale Fahne Bulgariens ist eine Trikolore mit goldenem Löwen auf rothem Schild. Als die Bulgaren eines jüngsten Morgens aufwachten, wehte eine Flagge auf Ferdinands Schloß, die einen winzigen Löwen in grünem Kreuz auf weißem Schild zeigte. Es sollte die Coburgische Hausfarbe sein. Sie fand aber keine Gnade vor den Augen der Bulgaren, Ferdinand mußte sie wieder einziehen Einen anderen Stein des Anstoßes gab die Forderung des Fürsten, seinen und seiner Mutter Namenstag in den Kirchen zu feiern, obwohl beide nur katholische, nicht orthodoxe griechisch=katholische Heilige sind. Das war auch eine Art "Kulturkampf". Die Metropoliten, die gerade in Sofia zur Synode versammelt waren, zeigten sich so wiederspenstig, daß sie Nachts aus den Betten geholt und in vierspännigen Staatskarossen in ihre Sprengeln befördert wurden. So hats Ferdinand mit dem Volk und mit den Priestern verdorben, und das Heer schielt ohnehin noch nach Alexander.


- Schönberg. Der Geburtstag Kaiser Wilhelms II. wurde hier wie überall festlich begangen. In Spehr's Hotel hatten sich zahlreiche Herren aus Stadt und Land zu einem Festessen vereinigt. Der Kampfgenossenverein hatte zu einem Commers eingeladen, der zahlreich besucht war, bei dem verschiedene patriotische Reden gehalten, manch ernstes und manch heiteres Lied gesungen und verschiedene Declamationsvorträge gehalten wurden. Im großen Boye'schen Saale hatte der Kriegerverein zu einem Festball sich vereinigt, der ebenfalls sehr besucht war und die Theilnehmer bis zum frühen Morgen zusammenhielt.
- In Lübeck hat Sich dieser Tage laut erfolgter Eintragung in die Standesamtlichen Register der Rechnungsführer Lorenz Haß mit Fräulein Emmy Knight (sprich: Neid) verehelicht. Wenn Haß und Neid sich verbinden, was wird das geben?
- Das Schwurgericht in Hamburg hat in seiner heutigen Sitzung vom 26. Januar den Raub=

[ => Original lesen: 1889 Nr. 9 Seite 2]

mörder Dauth wegen des am 16. November v. J. an dem Spediteur Hülseberg verübten Mordes zum Tode verurtheilt.
- Die Fahnenbänder, welche der Kaiser Wilhelm gegenwärtig verleiht sind sämtlich Jubiläumsbänder zur Erinnerung an das hundert= oder zweihundertjährige Jubiläum der betreffenden Truppentheile. Die Bänder sind sämtlich schwarz mit Silberstickerei. Eins derselben trägt die Jahreszahlen 1688/1888, und deshalb die Namenszüge sowohl Kaiser Friedrichs III. wie Wilhelms II.
- Die diesjährigen Kaisermanöver finden, wie nunmehr ganz sicher feststeht, zunächst bei dem 10. und dann bei dem 9. Armeekorps statt.
- Der Hirsch, den Kaiser Wilhelm in Bückeburg erlegt, war im Schloßhofe zu Berlin zu sehen und erregte die Bewunderung aller Beschauer, die Spannweite des Geweihs ist derjenigen der Arme eines großen Mannes entsprechend, das Geweih hatte aber keine Krone angesetzt.
- Der deutsche Kronprinz, der am 6. Mai sein 7. Lebensjahr vollendet, hat den Hauptmann v. Falkenhayn vom großen Generalstab zum Militärgouverneur erhalten.
- Das schöne Brandenburger Thor in Berlin, vom Baumeister Langhans erbaut, wird heuer 100 Jahre. Es könnte viel erzählen. Am 27. Oktober 1806 zog Napoleon mit seiner Armee durch das neue Thor und entführte das berühmte Viergespann auf demselben nach Paris, das sich die Preußen später wiederholten. Keine fremde Armee hat es seitdem wieder durchschritten. Es wurde nun das Siegesthor der preußischen Armee, die Sieger von 1864, 1866 und 1870 sind hindurchgezogen in die jubelnde Hauptstadt. Im vorigen Jahre enthielt es den Scheidegruß an Kaiser Wilhelm: "Vale senex imperator" stand am Fries, als der todte Kaiser zum Mausoleum in Charlottenburg hindurchgeführt wurde.
- Die Schleppe der Kaiserin. Die Courschleppe, welche die Kaiserin Augusta Victoria beim Ordensfeste in Berlin trug, war sechs Ellen lang, aus feinster, weißer Lyoner Seide gearbeitet, und mit den kostbarsten Stickereien in Gold und Silber geschmückt. 12 junge Mädchen hatten beinahe zwei Monate lang daran zu sticken. Der Stoff kostet allein 6000 Mark.
- Dem zum Reichskommissar für Ostafrika ernannten Hauptmann Wißmann zu Ehren fand Freitag Abend ein großer "Kolonial=Commers" in Berlin statt. Wißmann hofft das Beste für das Gelingen seiner Aufgabe. Schon in nächster Woche bricht er nach Sansibar auf.
- Prof. Dr. Geffcken ist in Konstanz eingetroffen, um im benachbarten Kreuzlingen in der Heilanstalt des Herrn Dr. Binswanger Aufenthalt zu nehmen, wo er schon vor längeren Jahren einige Monate weilte.
- Der 10 Jahre alte Sohn eines Spandauer Bürgers stürzte am Sonntag so unglücklich auf dem Eise, daß er sich eine heftige Gehirnerschütterung zuzog und am Dienstag an den Folgen dieses Sturzes gestorben ist.
- Das Wort Ebbbä ist die neueste Erfindung in Berlin. Die ganze noble Herrenwelt führt es im Mund; junge Offiziere, Referendare, Studenten etc. finden alles ebbbä, was gewöhnliche Leute nur einfach hübsch, nett, fein oder geschmackvoll finden. Es ist schwer, das Wort so zu schreiben, wie es ausgesprochen wird ; der Ton liegt auf der letzten Silbe, die aber trotzdem kurz ist und nur möglichst scharf zum Ausdruck kommen muß. Ebbbä ist Alles und Jedes. Ein gutsitzender Rock, ein hübsches Mädchen, ein schmuckes Pferd, ein Geldbrief von Papa, ein packender Gassenhauer ist ebbbä. Ebbbä hat das bisher für ähnliche Bezeichnungen gebräuchliche Wort "schneidig" einigermaßen verdrängt; letzteres darf höchstens noch in der Schriftsprache angewendet werden. Wenn man aber "unter Kameraden" ist, dann giebt es selbstverständlich nur noch ebbbä. Eigentlich müßte man dem Kerl, der so 'was in die Oeffentlichkeit bringt, Denkzettel geben, das wäre ebbbä.
- Wie man aus Augsburg berichtet, wurde am 22 d. zwischen Buchloe und Wiedergeltlingen eine 84jährige Frau von einem Räuber zuerst niedergeschlagen, dann durch zwei Stiche getödtet und ihrer Baarschaft von zwei Mark beraubt.
- In Lingen im östlichen Frieslande hat sich auf dem Eise ein gräßliches Unglück ereignet. Ein Lehrer lief mit 40 Schülern auf der Ems Schlittschuh, das Eis gab nach, alle sanken unter und nur ein einziges Kind konnte gerettet werden.
- Frauen, die auf Bällen und in feinen Gesellschaften nach der neuesten Mode gehen wollen, müssen schwedische Handschuhe tragen, die fast bis an die nackte Schulter reichen. Einfacher freilich wäre es, daß sie dann lange Aermel trügen. An die alten guten Zeiten unserer Groß= und Urgroßmütter erinnern die Pompadours, zu deutsch Strickbeutel. Sie sind die neueste Mode und höchst elegant, und ersetzen die fehlenden Taschen und bergen Fächer und Opernglas. Die Ballkleider der Mädchen sind milchweiß, auch wie in alter Zeit, das künstlich hergestellte Crèm=Weiß ist verbannt, wir hätten beinah geschrieben: "verdammt."
- In New=York kamen kürzlich drei Kinder, zwei 8= und 9=jährige Mädchen und ein 7=jähriger Knabe, ohne alle Begleitung an. An ihren Gürteln trugen sie ein Schild mit der Aufschrift: "An alle Zugführer! Diese drei Kinder sollen nach Galveston, Texas, reisen, wo sie ihren Vater finden. Sie kommen aus Deutschland. Ihre Billets sind in ihren Taschen."
- Gutes und rasches Mastfutter für Schweine. Um junge Schweine schnell zum Wachsen und zum Fettwerden zu bringen, wird neuerlich als erprobt angerathen, das Futter anzusäuern, und dabei folgendermaßen zu verfahren: Man nimmt eine Handvoll gewöhnlichen Sauerteig, löst ihn in einem Gefäße mit warmem Wasser auf und setzt noch ein paar Hände voll schwarzen Wehlocker Schrots und eine Schaufel von gekochter und klein gestampfter Kartoffeln hinzu, rührt alles gut durcheinander und läßt es die Nacht hindurch stehen, um zu gähren. Am andern Morgen werden von diesem gesäuerten Futter ein paar Hände voll dem gewöhnlichen Futter zugesetzt und mit demselben gut vermengt. Von dem gesäuerten Futter wird jedesmal eine Hand voll Gährungsstoff zurückbehalten und jeden Abend wird er mit Mehl oder Schrot, Kartoffel und warmem Wasser angemengt: die Nacht hindurch, erfolgt dann die Gährung wieder, und am andern Morgen wird die Masse dem übrigen Futter wieder zugesetzt. Wenn mit dieser Fütterung ein viertel oder ein halbes Jahr fortgefahren wird, sollen die Schweine nach den hiermit gemachten Erfahrungen durch verhältnißmäßig wenig Futter zu einem hohen Schlachtgewicht gebracht werden.


Anzeigen.

In Sachen, betreffend die Zwangsversteigerung der dem Bäcker Ollrogge gehörigen, zu Lüdersdorf sub Nr. 3 belegenen Büdnerei c. p. stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:

1, der Verkaufstermin auf                          
Freitag, den 8. Februar 1889,
Vormittags 10 1/2 Uhr,
2, der Ueberbotstermin auf                          
Dienstag, den 5. März 1889,
Vormittags 10 1/2 Uhr.

Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück c. p. und an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Freitag, den 8. Februar 1889,
Vormittags 10 1/2 Uhr,

angesetzt.
Die Verkaufsbedingungen liegen 14 Tage vor dem ersten Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Betheiligten aus.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulierung

[ => Original lesen: 1889 Nr. 9 Seite 3]

der Verkaufsbedingungen, in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an das Grundstück c. p. bestimmten Termine und in dem Verkaufstermine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 5. November 1888.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

W. Wetzel.       


In das hiesige Handelsregister Fol. L Nr. 63 ist heute eingetragen:
Handelsfirma: Planthaber und Heitmann.
Ort der Niederlassung: Schönberg.
Name und Wohnort des Inhabers der Gesellschafter: Die Gesellschafter sind der Kaufmann Wilhelm Planthaber und der Schneidermeister Peter Heinrich Heitmann beide hierselbst.
Rechtsverhältnisse der Gesellschaft: Die Gesellschaft hat begonnen am 9. Oktober 1888.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 21. Januar 1889.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.       


Die Anmeldung zur Stammrolle aller im Jahre 1869 und früher geborenen resp. mit ihrer endgültigen Entscheidung über ihre Militärpflicht nicht versehenen militärpflichtigen jungen Leute, welche in der Stadt Schönberg ihren Aufenthalt haben, hat am

Mittwoch, den 30. Januar d. J.,

Vormittags in den Stunden von 10-12 Uhr bei uns zu geschehen. Auswärts geborene Militärpflichtige haben ihren Geburtsschein (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird), die bereits früher Gemusterten ihren Loosungsschein vorzulegen.
Schönberg, den 17. Januar 1889.

Der Magistrat.


Der gegen den Schlosser - Hofgänger - Franz Oscar Alexander Hafft aus Friedeberg wegen Unterschlagung und Betrugs unterm 26. December 1888 erlassene Steckbrief ist erledigt.
Neustrelitz, den 25. Januar 1889.

Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.


Holz=Auction Nr. 11.

Am Mittwoch den 30. Januar, Morgens 9 Uhr, sollen beim Gastwirth Freitag hieselbst nachstehende Holzsortimente aus dem Rupensdorfer Holze meistbietend verkauft werden.

    70 Stück eichen Wagendeichseln,
  200 Stück eichen Nutzholzenden,
    11 Rmet. zäheschen Kluftholz,
  134 Rmet. eichen Knüppel,
      6 Haufen eichen Pfahlholz à 1,50 Met. lang,
      1 Haufen eichen Pfahlholz à 2,00 Met. lang,
      4 Fuder starker eichen Durchforstholz,
    20 Fuder eichen Pollholz,
    54 Rmet. buchen Kluft und Knüppel,
    10 Fuder buchen Durchforstholz und Pollholz,
    22 Rmet. birken Kluft und Knüppel,
      3 Rmet. schwarzellern Knüppel,
    22 Fuder ellern Wadelholz I. und II. Cl.,
    20 fichten Stangen I. Cl.,
      8 Rmet. Nadelholz=Knüppel.
Das Holz steht in der Umgebung des Müschenbruchs, der Haberkost, Sprengshörn und Försterkoppel.
Schönberg, den 23. Januar 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Holz=Auction Nr. 12.

Am Donnerstag, den 31. Januar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente aus den Hohenmeiler Tannen meistbietend verkauft werden.

      5 Stück tannen Kiepenholz=Blöcke,
    25 Stück kiefern Derbholz=Stangen II. Cl.,
  150 Stück kiefern Hopfenstangen IV. Cl.,
2000 Stück kiefern Deckstöcke VI. Cl.,
  152 Rmet. kiefern Kluft,
      1 Rmet. fichten Kluft,
  253 Rmet. tannen Knüppel.
Schönberg, den 23. Januar 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Holz=Auction.

Am Donnerstag, den 31. d. M., Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Oldenburg zu Lockwisch nachstehende Holzsortimente aus der, der Frau Schleuß gehörenden Lockwischer Buschkoppel, öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden

  3 Stück eichen Enden,
  6 Stück buchen Enden,
25 Rmtr. buchen Kluft I. Cl.,
21 Rmtr. buchen Knüppel I. Cl.,
  2 Rmtr. aspen und weiden Knüppel,
25 Fuder buchen Durchforstungsholz,
15 Fuder buchen und eichen Pollholz,
  4 Fuder haseln Zaunbusch,
  1 Fuder Dorn.
Wahrsow, den 25. Januar 1889.

W. Radloff.       


Schülerinnen von auswärts, welche die hiesige Mädchenschule besuchen wollen, finden zu Ostern d. J. gegen ein mäßiges Kostgeld freundliche Aufnahme bei

Schönberg.                                                    Frau Aktuar Arndt.


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[ => Original lesen: 1889 Nr. 9 Seite 4]

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Theater in Schönberg.
Im Saale des Hrn. Boye.
(Direction H. Gürcke.)
Am Mittwoch, den 30. Januar:
"Der liebe Onkel."
Am Freitag, den 1. Februar:
"Steffen Langer aus Glogau."
Am Sonntag, den 3. Februar:
'Circus Stolperkrone.'
                                                    Die Direction.


Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin. Dritte Fremden=Abonnements=Vorstellung für die Abtheilung II.
am Dienstag, den 29. Januar 1889:
Maria Stuart, Trauerspiel in 5 Aufz. von Schiller
Ouvertüre von Alois Schmitt.
Anfang 6 Uhr.        Ende 9 1/2 Uhr.
Schwerin, den 25. Januar 1889.                  
         Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Kampf=
genossen-
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

4. ordentliche Versammlung
am Sonntag, den 3. Februar d. J.,
Nachmittags 3 Uhr,
im Vereinslokal.                                                    
Tagesordnung:
1. Unterstützungen.            
2. Vereinsangelegenheiten.
                                                    Der Vorstand.


Ratzeburger Bürgerverein.

Am Mittwoch, den 30. Januar, Abends 7 1/2 Uhr präcise, findet in Müller's Hotel in Ratzeburg ein Vortrag des berühmten

Professor Rudolf Falb

"Ueber Erdbeben" statt.
Vereinsmitglieder, deren Frauen und Kinder haben freien Zutritt.
Billets für Nichtmitglieder à 1 M. und für Schüler à 50 Pfennig (Mecklenburg). sind in M. Schmidt's Buchhandlung in Ratzeburg zu haben. Der Vorstand, dem es gelungen ist, den durch seine neuen Theorien über den Einfluß des Mondes auf die Erde berühmten Gelehrten für einen Vortrag zu gewinnen, bittet um zahlreiche Betheiligung.


Den geehrten Bewohnern von Selmsdorf und Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich mich in Selmsdorf als

Tischler

niedergelassen habe, und empfehle mich zu allen Arbeiten unter Zusicherung prompter und billiger Bedienung.

Selmsdorf.                                                     Heinrich Möller.


Nachdem ich die Concession zum Betriebe eines Pfand= und Leih=Geschäftes von Großherzoglicher Landvogtei erhalten habe, gestatte ich mir hiermit die Eröffnung des

Pfand= und Leih=Geschäftes
ergebenst anzuzeigen.                                                    
Schönberg, im Januar 1889.                                              

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Wilh. Hagen.


Schwarze Cachemires
nur schwere reinwollene Qualitäten empfiehlt
billigst                                                             
                                                    Hugo Heincke.


Verloren am Dienstag vor. Woche von Lockwisch über Wahlsdorf nach Bechelsdorf ein schwarz= und weißcarrirtes Umschlagetuch. Dem Wiederbringer 3 Mark Belohnung.

Pastor Kämpffer.       


Für die vielen Beweise herzlichster Theilnahme bei dem Tode unserer lieben Mutter und Schwiegermutter, der Wittwe Koeppen, sagen wir unseren tiefgefühltesten Dank.
Schönberg, den 28. Januar 1889.

Landvogtei-Registrator Koeppen.
Friederike Koeppen. geb. Evert.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für

Schönberg bei                                                     Emil Jannicke, Bandagist.


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Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,7 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,5 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 9 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 9 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 29. Januar 1889.


- An der Spitze der reichsten Leute in Berlin marschiert ein großer Unbekannter, welcher über ein jährliches Einkommen von Mk. 2 460 000 bis 2 522 000 zu gebieten hat; ihm schließen sich drei Personen an, die über ein Einkommen von 1 140 000 bis 1 200 000 bezw. von 1 020 000 bis 1 080 000 und von 960 000 bis 1 020 000 Mk. verfügen; sodann folgen 2 Personen mit 720 000 bis 780 000 Mk., eine Person mit 6600 bis 720 000 und endlich 2 Personen mit 600 000 bis 660 000 Mark. Somit haben in Berlin im Ganzen neun Personen ein Einkommen von über 600 000 Mk.; vergleicht man die Zahl dieser reichsten Berliner mit der des Vorjahres, so findet man, daß "ein theures Haupt" dazugekommen ist. Die Zahl der sog. "Thaler=Millionäre", welche aus Leutchen mit einem Einkommen von ungefähr 120 000 Mk pro anno rekrutieren, hat sich ebenfalls und zwar um 11 Exemplare vermehrt: mit Stolz können wir deshalb sagen: Berlin birgt 162 Thaler=Millionäre in seinen Mauern! "Mark=Millionäre" d. h. Leute mit einem Einkommen von etwa 400 000 Mk., sind ungleich mehr vertreten; denn in der Haupt= und Residenzstadt sind nicht weniger als 926 Personen mit einem Einkommen von über 42 000 Mark eingeschätzt.
- Die Gefahren der Statistik. Der junge Mann war Statistiker und demzufolge natürlich ein Quälgeist; er war in sein Fach vernarrt und beschäftigte sich fortwährend mit irgend welchen dunklen Berechnungen. So saß er eines Tages im Salon mit seinem Liebchen, er hatte merkwürdigerweise Zeit gefunden, sich zu verlieben, als er plötzlich sein Notizbuch aus der Tasche zog und rasch und eifrig zu schreiben begann. "Er schreibt ein Sonett für mich, der Gute!" dachte das Mädchen; allein folgende etwas sonderbare Frage, die er an sie richtete, brachte ihre Gedanken auf eine andere Richtung : "Wie viele Mahlzeiten hältst Du täglich?" "Je nun, drei natürlich, aber eine sonderbare Frage!" "Mach Dir nichts daraus, mein Liebchen, ich will Dir alles sofort klarlegen." Sein Bleistift fuhr mittlerweile hastig über das Papier, schließlich sagte er, während er zärtlich ihre Taille umfaßte: "Jetzt habe ich's heraus, Liebchen; und wenn Du wissen willst, wie viel in Deinen siebzehn Jahren zu diesem bewundernswerthen Mündchen hineingegangen ist, so kann ich Dir es genau sagen." "Um Himmelswillen, was soll denn das heißen?" "Hör' zu sagte er, "und Du wirst genau wissen, was Du verzehren mußtest, um diese Reize zu erhalten, welche dazu bestimmt sind, das Glück meines Lebens auszumachen." "Ich will's aber garnicht wissen!" "Du wirst überrascht sein, aber die Statistik ist eine wundervolle Wissenschaft. Höre doch nur: Du bist jetzt siebzehn Jahre alt und hast in denselben nach meinen Berechnungen verzehrt: 5 Ochsen oder Kälber, 14 Schafe oder Lämmer, 427 Hühner, 204 Enten, 42 Gänse, 100 Truthühner, 824 Stück verschiedenes Wild, 460 Fische, 3120 Eier, 500 Bündel Gemüse, 603 Körbchen Obst, 173 Käse 40 Säcke Mehl in Form von Brot, Kuchen etc.", das Mädchen unterbrach ihn zornsprühend und rief aus: "Ich finde, daß Sie sehr impertinent sind und will Ihnen nicht länger zuhören." Mit diesen Worten stürzte sie aus dem Zimmer. Er blickte ihr ganz verwundert nach und ging, mit sich selbst sprechend, davon. "Wenn sie in diesem Tempo 12 Stunden täglich fortspricht, so machen ihre Kiefer in zwanzig Jahren einen Weg von ca. 327,124 Meilen Distanz," rechnete er vergnügt aus; er war eben unverbesserlich.
- Grammatische Scherzfragen. Seiner geschwächten Gesundheit halber war der reiche Kaufherr Müller entschlossen, die Bäder auf Sylt aufzusuchen. Er schiffte sich dahin ein, hatte aber das Unglück, da er sich zu weit über die Schiffswand bog, über Bord zu fallen." Frage: "Ist er in der See oder in die See gefallen?" "In die See," werden Sie als grammatisch gebildeter Leser antworten. "O nein! In der See, denn es ist Dativ (Da-tief)." Gerettet begab er sich nach Hamburg. Das Hotel auf dem Jungfernstieg, das man ihm empfohlen hatte, war jedoch überfüllt und er mußte sich mit einem bescheidenen Zimmerchen im vierten Stock begnügen. Um so herrlicher war die Aussicht. Er trat ans Fenster; da ergriff ihn ein Schwindel und er stürzte hinunter. "Ist er auf der Straße oder auf die Straße gefallen?" "Auf die Straße," meinen Sie. "Gefehlt! Auf der Straße, denn es war der zweite Fall." Merkwürdigerweise unverletzt geblieben, beschloß er, zur Erholung nach Helgoland zu reisen. Er schiffte sich ein, hatte jedoch das verzweifelte Malheur, wieder über Bord zu fallen. "Ist er nun in der Ostsee oder in die Ostsee gefallen." "Zu dumm," rufen Sie, "in die Ostsee." "Aber sehen Sie, diesmal hat Sie Ihre Bildung vollständig in Stich gelassen. Herr Müller ist weder in der, noch in die Ostsee, sondern in die Nordsee gefallen."


Der Deserteur.
Novelle von Stanislaus Graf Grabowski.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 9 Seite 6]

Der Deserteur.
[Fortsetzung.]


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