No. 89
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. November
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 89 Seite 1]

            Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß

der Barbier und Musikus Heinrich Böttcher in Lüdersdorf

von der unterzeichneten Behörde als Fleischbeschauer für die Ortschaft Lüdersdorf und Umgegend angenommen und heute als solcher beeidigt worden ist.
                  Die Taxe für den Fleischbeschauer beträgt                   a. für die Untersuchung eines Schweines jedesmal 75 Pfennig (Mecklenburg).             b. für diejenige eines einzelnen Fleischtheiles, also auch einer Seite amerikanischen Specks 50 Pfennig (Mecklenburg).
            Schönberg, den 7. November 1888.

Großherzoglich Mecklb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Der deutsche Reichstag ist durch kaiserlichen Erlaß auf den 22. November nach Berlin berufen. Staatsminister v. Bötticher ist dieser Tage in Friedrichsruh gewesen, um mit dem Fürsten Bismarck die nöthigen Verabredungen und Bestimmungen über die dem Reichstag zunächst zu machenden Vorlagen zu treffen.
In einige Berliner Blättern fand man vor einigen Tagen eine Mittheilung, wonach Kaiser Wilhelm bei dem im Gewandhaus abgehaltenen Cercle den Reichsgerichtspräsidenten von Simson nicht der Ehre einer Unterhaltung gewürdigt, sich auch die Senatspräsidenten nicht habe vorstellen lassen und sich nur mit dem Ober=Reichsanwalt v. Tessendorf unterhalten hätte. Der "Hamb. Corr." ist in der Lage, auf Grund von Berichten zweier Augenzeugen diese Mittheilung als falsch bezeichnen und versichern zu können, daß dem Kaiser die anwesenden Reichsgerichtsräthe sämmtlich vorgestellt worden und daß der Monarch sich mit den meisten derselben, und in erster Linie mit dem Reichsgerichtspräsidenten in liebenswürdiger Weise unterhalten habe.
S. M. der Kaiser wird sich am 4. Dezember nach Oldenburg zum Besuch des großherzoglichen Hofes begeben.
Prinz Heinrich von Preußen tritt am Dienstag, den 13. d. M., auf dem Panzerschiff "Kaiser" die Reise nach Kopenhagen an. Der König Albert und Prinz Georg von Sachen sind am Freitag in Berlin eingetroffen und haben sich mit dem Kaiser zur Jagd nach Königs=Wusterhausen begeben. Nach Beendigung der am Sonnabend stattfindenden Jagd, an welcher auch der Herzog von Coburg theilnimmt, werden die hohen Gäste des Kaisers nach Berlin zurückkehren und sich dann nach Sybillenort begeben.
Graf Herbert Bismarck, der Staatssekretair, hat am Donnerstag die Ehre gehabt, den Kaiser Wilhelm bei sich zu Tisch zu sehen. An der Tafelrunde saßen alle Gefährten der Kaiserreisen von Petersburg bis Rom und manche Erinnerungen und Erlebnisse wurden ausgetauscht die nicht in die bösen indiskreten Zeitungen gekommen sind.
Die Einrichtung einer allgemeinen Stellvertretung für den Reichskanzler, über die so viel hin und hergestritten ist, hat sich in der Hauptsache nunmehr vollzogen. Herr v. Bötticher ist schon lange Vertreter Fürst Bismarcks auf dem Gebiete der inneren Politik, Graf Herbert Bismarck in der auswärtigen Politik, und jetzt veröffentlicht der Reichsanzeiger, daß der Kaiser den Reichsschatzsekretär Freiherrn v. Maltzahn mit der Vertretung Fürst Bismarcks in den Finanz=Angelegenheiten betraut hat. Damit ist die Stellvertretung des Reichskanzlers auf den wichtigsten politischen Gebieten Thatsache, Fürst Bismarck kann sich auf sein Altentheil ruhig zurückziehen oder - hat es schon gethan.
Von 433 preußischen Wahlen zum Abgeordnetenhause sind 429 bekannt: davon Conservative 133, Freiconservative 64, Centrum 98, Nationalliberale 87, Freisinnige 29, Polen 13, Dänen 2, Welfen 2, fractionslos 1.
Das große Wort in den Zeitungen führt Herzog Ernst II. mit dem 2. Band seiner Denkwürdigkeiten. Der Band ist reich an mancherlei Aufschlüssen über die geschichtlich interessante neue Zeit (bis 1860) und über die geschichtlich interessantesten und wichtigsten Persönlichkeiten dieser Zeit, über Napoleon III., König Wilhelm IV. von Preußen, später Kaiser Wilhelm I., die Minister von Manteuffel, Schwarzenberg, Radowitz und viele andere. Die Charakteristiken derselben sind sehr werthvoll. Wir lernen genauer als seither in die 50er Jahre hineinsehen und lernen die Stellung des Prinzen von Preußen zu seinem Bruder, dem König kennen. Der Prinz wurde damals mit derselben Erbitterung verfolgt, wie der Polizeipräsident von Hinckeldey, der dem Gesetz auch Achtung verschaffen wollte und dafür als warnendes Exempel dem besten Schützen dieser Partei vor die Pistole im Duell getrieben und erschossen wurde. Ueber diese Angelegenheit verbreitet ein Brief des Prinzen an den Herzog vom 13. März 1856 grelles Licht. Ein besonderes Kapitel ist dem Nationalverein gewidmet. Glück hat der herzogliche Schriftsteller, daß sein Buch in eine politische Pause fällt, in die Pause der Erholung über die jüngsten Ereignisse im Schloß und im Rathhaus zu Berlin und vor der Eröffnung des Land= und des Reichstages kommt. Zu lesen giebt's genug, denn der Band enthält 545 Seiten.
Im Elsaß sind am Dienstag bei der Einstellung

[ => Original lesen: 1888 Nr. 89 Seite 2]

der Rekruten grobe Ausschreitungen vorgekommen. In Altkirch versuchte eine nach Hunderten zählende Volksmenge sich beim Abmarsch der Rekruten von der Kornhalle nach dem Bahnhof unter wüstem Geschrei und Brüllen unter die geordneten Züge zu mischen. Als das begleitende Militär dies nicht erlaubte, drängte sich das Volk gewaltsam vor und aus der Menge erfolgten Steinwürfe gegen die Soldaten. Das Militär lud schließlich die Gewehre und ging gegen die Massen vor, wodurch die Ordnung wieder hergestellt wurde. Weit ernster als in Altkirch waren die Ausschreitungen in Illfurk, einer Bahnstation auf der Strecke Altkirch=Mühlhausen. Als der Zug mit den Rekruten dort ankam, drängte die Volksmenge wild und schreiend dem Zug entgegen. Jede Ordnung wurde verhöhnt: Soldaten, Stations= und Zugbeamten, die zur Ruhe mahnten und die aufgeregten Leute zurückdrängen wollten, wurden von den Andrängenden beschimpft. Von allen Seiten erscholl der Ruf "Vive la France!" Der befehligende Offizier, welcher verhöhnt und angegriffen wurde, zog schließlich blank um sich zu verteidigen, und verletzte einen der Angreifer am Kopf. Der Bahnhof wurde dann mit Gewalt geräumt.
In Havre wurde Sonnabend Nachmittag das Wappenschild des deutschen Konsulats im Beisein des deutschen Konsuls, des Herrn Puyland, Director des Verwaltungswesens, des Ministerium des Innern und des dortigen Zentral=Polizeikommissars wieder aufgehängt. Es waren etwa 50 Zuschauer zugegen und es verlief alles ruhig.
Der preußische Helm soll, wie verlautet, auch in der italienischen Armee eingeführt werden.
Die "Italie" meldet von erfolgreichen Versuchen, die man bei Akqua Aketosa mit einer neuen sehr kleinen Gewehrpatrone gemacht habe, die statt des Pulvers mit einem geheim gehaltenen chemischen Präparat geladen sei. Das Geschoß soll mit diesem Präparat fast die doppelte Kraft erhalten, welche man bisher mit Pulver erzielte. Sonstige Vortheile wären, daß der Lauf nicht angegriffen noch verschmiert oder erhitzt würde. Ferner soll der Knall des Schusses ganz bedeutend vermindert werden und das Gewicht der Patrone so geling sein, daß man jeden Soldaten mit 250 Patronen ausrüsten könnte.
Die Besserung im Befinden des Königs von Holland ist eine derartige, daß bis auf Weiteres keine Bulletins mehr ausgegeben werden.
Nach den neuesten Nachrichten ist es als sicher anzunehmen, daß der Czar nicht nach Kopenhagen gehen und den Besuch des Kaisers Wilhelm nicht vor dem nächsten Frühjahr erwiedern wird. Der Czar hat bei dem Eisenbahnunfall doch mehrere Verletzungen erlitten, welche namentlich an der Brust und den Beinen empfindliche Schmerzen verursachen. Die Kaiserin ist dagegen nur leicht an der Hand verletzt.
Der Zar ist nach einer Petersburger Meldung der "Köln. Ztg." durch den Eisenbahnunfall mehr erschüttert worden, als man seiner Natur nach annehmen mußte; fortwährend beschäftigen ihn die vielen Opfer und der Schmerz der Hinterbliebenen; es ist schwer, ihn auf andere Gedanken zu bringen, sowie er sich an seinen Arbeitstisch setzt, fehlt ihm sein steter Begleiter: der große Hund, der sonst immer zu seinen Füßen lag und der beim Unfall umkam. Dieser ruft ihm wieder alles in die Erinnerung zurück; man hat den Zaren schon einigemal allein in seinem Zimmer, in Thränen gefunden. Thatsache ist, daß der Czar darauf bestanden hat, schnell zu fahren, und den abratenden Verkehrsminister Possjet bei einer Gelegenheit sogar recht hart angelassen hat. Ein starkes silbernes Cigarren=Etui, welches der Zar in der rechten Hosentasche trug, ist fast ganz platt gedrückt; die Quetschung ist sehr schmerzhaft.
Der Zar schreibt den Bahnunfall dem landesüblichen Betrug, Diebstahl und der Pflichtlosigkeit zu, und soll geäußert haben: "Bei Gott, das muß anders werden!" Will er ein neuer Herkules werden und den Augiasstall reinigen? Das ist selbst dem eisernen Nikolaus nicht gelungen, der gesagt hat: "Ich und mein Sohn sind die einzigen, die nicht stehlen."
Der russische General Gurko, hat sich wieder einmal als Großsprecher gezeigt. Er sagte: "Wohl ist momentan die Lage friedlich, aber wenn der Zar "Vorwärts" befiehlt, dann überschreiten wir ohne Mobilisirung binnen 24 Stunden die Grenzen. Die russischen Soldaten sind den deutschen und österreichischen überlegen, sie wissen die Wege nach Berlin und Wien!" "Gesagt ist leichter als gethan" ist ein altes Sprüchwort!
Aus St. Petersburg wird gemeldet, daß der Generalgouverneur Gurko dem Minister des Innern von Warschau aus gemeldet habe, es sei von ihm eine über ganz Polen verbreitete revolutionäre Gesellschaft entdeckt worden. 23 Studenten der Warschauer Universität, mehrere polnische Beamte und Richter sollen bereits verhaftet worden sein.
In Rußland ist abermals eine neue Maßregel zur Hebung der Wehrkraft angeordnet worden. Bis jetzt hatten die einzigen Söhne, deren Eltern ein Alter von mehr als 50 Jahren erreicht hatten, das Vorrecht der ersten Rangklasse zu genießen, d. h., sie wurden sofort in die Reserve eingetheilt. Nach der neuesten Verordnung soll diese Klasse junger Leute zwar ihr Privilegium bewahren, jedoch alle 2 Jahre für 6 Wochen zu Waffenübungen herangezogen werden. Diese Maßregel ist zu dem Zweck eingeführt worden, um den ganzen Stand der Reservetruppen und der Miliz zu befähigen, im Fall eines Krieges allsogleich zu der Truppe einzurücken.
In Krakau wurde am Dienstag ein höherer russischer Offizier als der Spionage verdächtig verhaftet.
Exkönigin Natalie von Serbien hat in Polen einen Güterkomplex für 1 800 000 Rubel angekauft und will sich dort niederlassen. Alle ihre Wertsachen und Mobilien hat sie aus Belgrad bereits erhalten, dazu eine Million Franken.
Die Königin Natalie von Serbien bereitet einen Protest gegen die Ehescheidung vor, welcher direkt der großen Skupschtina unterbreitet werden soll. Sollte diese die Kenntnißnahme des Protestes ablehnen oder die Annahme desselben verweigern, so gedenkt die Königin den mit dem König geführten Briefwechsel zu veröffentlichen, um die gegen sie vorgebrachte Beschuldigung, daß sie politische Intriguen gesponnen habe, zu entkräften.
Das Gerücht, die deutsch=ostafrikanische Gesellschaft habe in Folge der neuesten Vorgänge in Ostafrika und auf Sansibar den Beschluß gefaßt, sich aufzulösen, wird jetzt für völlig unbegründet erklärt. Man erblickt an maßgebender Stelle vielmehr in der Thatsache, daß Deutschland und England das Araberthum gemeinsam bekämpfen werden, einen Grund mehr dafür, den deutschen Besitz festzuhalten. Und das gewiß mit Recht! Das deutsch=englische Abkommen soll übrigens in den nächsten Tagen veröffentlicht werden.


Anzeigen.

Bekanntmachung.

Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum halben Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistrikts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 12. November 1888.

Die Armenbehörde.


Holz=Auction Nr. 1.

Am Donnerstag, den 15. November, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

a. aus dem Pellmoor:

  27 Rmt. Loheichen Knüppel I. Cl.
  18 Rmt. Loheichen Knüppel II. Cl.
    4 Rmt. Loheichen Olm

b. Aus den Lenschower Tannen.

  50 Stück tannen Kiepenhölzer.
106 Rmt. tannen Kluft I. Cl.
  57 Rmt. tannen Knüppel.
Schönberg, den 7. November 1888.

                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 89 Seite 3]

Zur Beachtung.

Zufolge höherer Anweisung soll in Zukunft der freihändige Holzverkauf auf das Allernothwendigste beschränkt werden. Ich ersuche etwaige Reflectanten, namentlich ihren Bedarf an kleinen Nutzhölzern rechtzeitig bei den betreffenden Förstern anzumelden, worauf die gewünschten Hölzer nach Möglichkeit auf den Auctionen zum Angebot gebracht werden.
Schönberg, den 7. November 1888.

                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Dienstag, den 20. November d. J. Vormittags 11 Uhr sollen in Lüdersdorf
  1, 20 bis 30 Mille Torf,
  2, 1 Häcksellade mit Messer,
  3, 1 Axt, Beil, Schlage, Harken, Forken, Spaten,
  4, 2 Schiebkarren,
  5, ca. 4 bis 5 Sack Eß= u. Viehkartoffeln, Rüben und Wurzeln,
  6, 1 Stampftrog,
  7, 1 großer messingener Kessel,
  8, 1 Butterfaß,
  9, 1 Lade,
10, Diverse Schlete, Bretter etc. öffentlich meistbietend gegen sofortige Baarzahlung verkauft werden.
Versammlung der Käufer im Kruge zu Lüdersdorf.
Schönberg, den 12. November 1888.

Staffeldt. Gerichtsvollzieher.        


Zur gefälligen Beachtung.

Zu der in voriger Nr. dieses Blattes annoncirten, morgen stattfindenden Generalversammlung des Vereins kleinerer Landwirthe, ist noch zu bemerken, daß in derselben mehren wichtige Gegenstände, zu denen auch das Unfallversicherungsgesetz, die Anzeigepflicht des Vorkommens der Tuberculose beim Rindvieh u. s. w. gehören, besprochen werden sollen. Es werden daher nicht allein die Vereinsmitglieder, sondern auch alle sonstigen kleineren Landwirthe im Fürstenthum Ratzeburg hiedurch freundlichst eingeladen, sich an der Versammlung recht zahlreich betheiligen zu wollen.
Schönberg, den 13. November 1888.

Der Vorstand.        


Grüne und gelbe Brecherbsen, Victoria=Erbsen, ungeschält, alle vorzüglich kochend, weiße Bohnen, Linsen, Sago, Mannagrütze, Gries, Kartoffelgraupen, Kartoffelmehl, Reismehl, Buchweizenmehl, feine und grobe Gerst- Buchweizen- und Hafergrütze, feine und grobe Graupen. An Futterstoffen halte auch Reisfuttermehl und Maisschrote.

                                                    H. Wolgast.
                                                    Bäckerei und Mehlhandlung.


Nr. 28 275. 38 297. 70 607. 70 621. je 1/8 Loos à 15 Mk. 75 Pfg. hat zu der am 12. November d. J. beginnenden Hauptziehung der 105. Herzgl. Braunschweig. Landes=Lotterie abzugeben

A. J. Stuhr, Neubrandenburg.        


Cocos-, Manilla- u. Wachstuch-Läufer, Cocosmatten
empfiehlt                                                    H. E. Peters.
                                                                      Glasermeister.


Zur bevorstehenden Schlachtzeit empfehle mich den Bewohnern von Stadt und Land als Hausschlachter.
Schönberg, den 6. November 1888.

H. Groth, Siemzerstraße 131.        


Geschäfts=Eröffnung.

Den Bewohnern von Schönberg und Umgegend mache ich die ergebenste Anzeige, daß ich mein Geschäft eröffnet habe und bitte um geneigtem Zuspruch. Gute Arbeit und prompte Bedienung zu den billigsten Preisen.

                                                    Achtungsvoll
                                                    L. Schramm. Klempner.
                                                     Siemzerstraße 180.


Geschäfts=Eröffnung.

Einem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend zur Nachricht, daß ich in meinem neu erbauten Hause eine Bäckerei und Conditorei verbunden mit Mehlhandlung eröffnet habe.
Unter Zusicherung aufmerksamer reeller Bedienung zeichne

                                                    achtungsvoll
                                                    J. W. Hagen.


Lampen=Cylinder,
bis 10 Linien à Dtz. 50 Pfg.                          
bis 14 Linien à Dtz. 75 Pfg.                          
empfiehlt                                                    J. Ludw. D. Petersen.
Wiederverkäufer erhalten Rabatt.


G. & O. Lüders, Hamburg,
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für Milchkühe, Ochsen und Schweine.

Alleinverkauf bei
Herrn J. Borchert, Carlow.


Englisches Salz
zur Schlachtzeit empfiehlt                                                    
                                                    C. Schwedt.


Prima Fettbücklinge
empfiehlt                                                    
                                                    H. Mette.


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Bettfedern-Lager
William Lübeck in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfd.) gute, neue

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                                                    W. Maack,
                                                              Zahntechniker.

NB. Reparaturen werden prompt ausgeführt. D. O.


Ein feines weißleines Taschentuch gez. mit Monogramm S. B. ist am Sonntag den 4. Nov. in der Kirche verloren worden. Abzugeben in der Exedition dieses Blattes.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 89 Seite 4]

Zu dem am 21. November d. J. bei mir stattfindenden                          
Landmanns-Balle
erlaube ich mir die Herren Hauswirthe hierdurch freundlichst einzuladen.                          
Schönberg.                                                    J. Boye.


Logo der Hagelassekuranz Da unsere Gesellschaft in diesem Jahre keinen Hagelschaden zu vergüten hat, soll auch nur ein Beitrag von 20 Pfg. pro 100 Mark Versicherungssumme zur weiteren Verstärkung des Reservefonds - der jetzt bereits 22,600 Mark beträgt - erhoben werden.
Wir ersuchen unsere Mitglieder solchen Beitrag am Freitag, den 30. November, Morgens 10 Uhr, im Boye'schen Gasthof hierselbst einzuzahlen.
           Schönberg, den 1. November 1888.
Direction der Hagelversicherungs=Gesellschaft im Fürst. Ratzeburg.
J. Kröger.                           Wilh. Heincke.


Stadt Lübeck.
Am Mittwoch, den 14. November cr.:
I. grosses Militär-
Abonnements-Concert
mit nachfolgendem BALL,
ausgeführt von der gesammten Kapelle des Schweriner Jäger=Bataillon unter Leitung des Großh. Musikdirectors Herrn A. Reckling
Anfang Abends 7 Uhr.
Wozu ergebenst einladet                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Zum
Concert & Ball
am Donnerstag, den 15. November
ladet ergebenst ein                                                    
                                                    H. Tretow, Demern.

NB. Die Musik wird ausgeführt von der Kronas'schen Musikkapelle und weitere Einladungen finden nicht statt. Anfang 6 Uhr Abends.


Zu dem am Freitag, den 16. November, Abends 6 Uhr, im Krellenberg'schen Gasthause zu Carlow stattfindenden

Concert

des "Gesangvereins Carlow" unter Mitwirkung der Kronas'schen Kapelle ladet ergebenst ein

                                                    der Vorstand
Nach dem Concert Ball.


Diedr. Teschau, Messerfabrikant,
Lübeck, Breitestraße 24.
Specialgeschäft u. Fabrik in
Messerwaaren und Scheeren.
Revolver, Salonbüchsen, Pistolen, Munition, Barometer, Thermometer, Reißzeuge.
---------------
Reparatur-Werkst. Hohlschleiferei.
Neue Klingen, Korkzieher, Hefter werden eingesetzt, Kaffemühlen geschärft, Siebe eingebunden.
Neu - Anfertigungen
rasch und sauber.


Gesucht Arbeiterinnen
zum Stricken von                                                    
                                                    Hugo Heincke.


Haushalt-Seife
von Carl John & Co., Berlin N u. Cöln a. Rh.
in vorzüglicher Qualität ist äußerst mild für die Haut, und daher sehr empfehlenswerth.
à Pfund mit 6 und 8 Stück 60 Pfg.
                                                    W. Heitmann. Buchbinder.


Schutzmarke     Mack's Doppel-Stärke

Qualität unübertroffen!
Nur ächt
mit nebiger Schutzmarke. - Alleiniger Fabrikant & Erfinder
Hch. Mack, Ulm a./D.


Ich halte von jetzt an blaues Wollenzeug, verschiedene Sorten Flanelle, selbst gesponnenes Strickgarn, Handschuhe und Strümpfe zum Verkauf vorräthig.

J. Voss Tuchmacher.        


Allen, die unsere unvergeßliche Tochter Wilhelmine zu ihrer letzten Ruhestätte begleiteten und ihren Sarg mit Kränzen schmückten, sowie den Herren Pastoren für Ihre trostreichen Worte am Grabe und in der Kirche sagen wir den herzlichsten Dank.
Gr. Siemz, den 10. November 1888.

                                                    W. Tews und Frau
                                                    nebst Kindern.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 11. November.

        Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
        Abendkirche (6 Uhr:) Pastor Langbein.
        Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 89 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 89 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 13. November 1888.


- Schönberg. Am Sonnabend Nachmittag, den 10. ds. Mts., beschäftigte sich der Knecht Wienck in Samkow, ein Schwiegersohn des Hauswirths Meiburg daselbst, mit einem geladenen Gewehr, als letzteres sich unverhofft entlud. Die Ladung, welche aus Schrot bestand, fuhr dem Zimmergesellen Meiburg, der in derselben Stube auf dem Bettrande saß, dicht beim Munde in's Gesicht, so daß er sofort todt hintenübersank. Der Verstorbene war ein Fünfziger, verheirathet und hinterläßt Frau und drei erwachsene Kinder.
- Daß Hamburg eine sehr reiche Stadt ist, sieht man ihr sofort an, so ungefähr, wie man in der Gesellschaft an einem Menschen erkennt, ob er einen feinen Schneider hat. Im Verhältniß ist Hamburg vielleicht die reichste Stadt in Deutschland und sicher eine der reichsten in ganz Europa, so daß sie sich's schon etwas kosten lassen konnte, den Kaiser mit Glanz zu empfangen. Eins ist zweifellos, jedenfalls hat der Kaiser in Hamburg besser gespeist, als auf allen seinen Reisen von Stockholm bis nach Neapel, denn die Hamburger Küche ist ein leuchtender Ruhm der alten Hansestadt, und das Essen wird als eine Art weihevollen Tempeldienstes betrachtet. Uebrigens mußten, um den neuen Freihafen herzustellen, ganze Stadttheile, niedergelegt, riesige Hafenbecken frisch aus der Erde herausgegraben und alte Wasserläufe zugeschüttet werden; die Baumeister und Ingenieure haben Geld und Ruhm reichlich verdient. Nicht weniger als 1000 Gebäude wurden niedergerissen und für 19 000 Einwohner, welche in jenen Straßen angesiedelt waren, galt es, neue Wohnsitze zu schaffen. Wer Hamburg vor 5 Jahren kannte und wer es jetzt wiedersieht, traut seinen Augen nicht. Wo ehedem Wasser war, ist jetzt Land und umgekehrt. Bei den Hafenbassins an der Elbe ist eine völlig neue Stadt emporgewachsen. Die neuen Hafenanlagen haben 106 Millionen Mark erfordert, zu denen das Reich 40 Millionen beigesteuert hat.
- Die autorisierte englische Uebersetzung des Berichtes der deutschen Aerzte über die Krankheit Kaiser Friedrichs ist am Sonnabend in London im Verlag von P. Schloßmann erschienen.
- Die Gesammtzahl der während des Sommerhalbjahres 1888 bei den 14 der preußischen Verwaltung angehörigen Armeekorps an Hitzschlag erkrankten Mannschaften hat 73, die Zahl der durch Hitzschlag verursachten Todesfälle 5 betragen. Auf die Zeit der Herbstübungen, die Monate August und September, entfallen 42 Erkrankungen und 3 Todesfälle.
- Die Uniform der Postbeamten ist in 17 Jahren bereits viermal abgeändert worden. Nun heißt es, daß nochmals eine Abänderung zu Gunsten einer kleidsamen Uniform stattfinden soll.
- Reati possidentes! Glücklich, die im Besitz sind! rufen sich die Leipziger zu, wenn sie am Palast des Reichsgerichtes vorübergehen. Sie erinnern sich, daß es für die Regierung im Reichstag einen harten Kampf gab, ehe das Reichsgericht nach Leipzig kam, die Berliner und andere Leute hätten es gern in Berlin gehabt. Jetzt sind so ziemlich alle mit Leipzig zufrieden und der Kaiser, der den Grundstein mit einem schönen Hammersprüchlein hat legen helfen, auch.
- Dem Erfinder des Porzellan, Johann Friedrich Böttger, soll in Meißen ein Denkmal errichtet werden.
- Die Zahl der diesjährigen Besucher des Königsschlosses Herrenchiemsee belief sich auf ca. 42 000 Personen. Die Eintrittsgelder betrugen 145 000 Mark.
- In jeder großen Hafenstadt riecht man mit leidlicher Nase, worin der Haupthandel besteht, je nach der Jahreszeit. In Rotterdam riecht's, wenn man zur rechten Zeit kommt, nach Zwiebeln, was dem stärksten Mann stundenlang Thränen der Rührung erpreßt; in Triest nach Pfeffer, daß einem tagelang das Fell juckt. In Bremen nach Petroleum und im besseren Fall nach Taback, ein Geruch, der fast etwas gemüthliches hat und den man leicht mit dem feinsten Rheinweingeruch im Ratskeller vertauschen kann. Wenn man übrigens von Bremen spricht, dann muß man auch vom "Norddeutschen Lloyd" reden, jenem großen Schifffahrts=Unternehmen, das selbst in England nicht seines Gleichen hat. Die Hamburger sagen: "Nehmen Sie der Stadt Bremen ihren Lloyd, so ziehen Sie ihr die Seele aus dem Leibe!" Und die Leute können's wissen.
- Die Statistiker haben ihre Augen auch auf die Heirathen geworfen, nicht gerade auf die schönsten, aber auf die merkwürdigsten Paare; denn bei den Heirathen geht's oft sehr prosaisch her und der Geschmack ist grundverschieden. Z. B. im Jahre 1887 haben 8 Mädchen unter 20 Jahren Männer im Alter von mehr als 70 Jahren geheirathet; 5 männliche Personen zwischen 20 und 30 Jahren haben Frauen von mehr als 60 Jahren geheirathet; 111mal hat der Onkel die Nichte geheirathet.
- Unglück hatte ein zärtlicher Bräutigam in Liegnitz. Er ließ sich in Berlin wunderschön photographieren und schickte das Bild seiner Braut. Diese aber erblickte auf der Photographie nicht ihren Bräutigam sondern eine grimmig dreinschauende Bulldogge und ein zierliches Cypernkätzchen. Sie hielt das für eine Anspielung, daß sie zusammenpaßten wie Hund und Katze und schrieb ihm ab. Nun war das Erschrecken an ihm, er forschte nach und ermittelte, daß der Photograph die Pakete und Bilder verwechselt hatte. Die Versöhnung fand einige Tage später auf dem Standesamt statt.
- Folgendes Reiterstückchen haben am 2. November mehrere Offiziere des 2. Schlesischen Husarenregiments Nr. 6 in Leobschütz in Schlesien ausgeführt. Am Mittwoch fand zu Ehren des scheidenden Regimentskommandeurs, Obersten von Rosenberg, in Neustatt ein Festessen statt, an welchem auch die Offiziere der Schwadron in Leobschütz sich beteiligten. Für Donnerstag hatte Herr von Rosenberg verschiedene Abschiedsbesuche in Leobschütz beabsichtigt und begab sich deshalb, von mehreren Offizieren begleite, nach dem Neustädter Bahnhof um mit der Bahn nach Loebschütz zu fahren. Kurz vor Abgang des Zuges, beim Abschied, riefen einige der Herren ihrem Obersten noch die Worte zu: "Auf Wiedersehen in Rasselwitz!" Mit dem Augenblick, da der Zug abfuhr, setzten sich drei Offiziere zu Pferd und fort ging es im Galopp nach Rasselwitz zu, immer neben dem Zuge her. Als dieser in Rasselwitz hielt, waren auch unsere Husaren zur Stelle, um ihren Kommandeur nochmals zu begrüßen. Eine Strecke von 13 1/2 Km. haben diese Herren demnach in einer Zeit von 16 Minuten durchritten.
- Von einem furchtbaren Unglück wird aus Montreux in der französischen Schweiz berichtet. In dem vor kaum einem Jahr erbauten Wasserreservoir der elektrischen Werke hat am Dienstag Morgen kurz nach 5 Uhr ein Durchbruch stattgefunden und eine schreckenerregende Verheerung angerichtet. Eine Reihe von Häusern wurde durch die niederstürzenden Wassermassen mit solcher Geschwindigkeit eingerissen, daß die noch im Schlaf liegenden Bewohner zum Theil in den Fluthen den Tod fanden. Man spricht von 20 Todten; die Leichen wurden bis hinunter an den See geschwemmt. Eine Menge Schweine, Ziegen, Kühe wurden in dem See aufgefangen. Von den Gasthäusern haben das Hotel du Cygne und das Hotel Monney großen Schaden glitten.
- Die Bevölkerungsziffer geht in den französischen Landkreisen sehr zurück, so stark, daß die Zunahme der Stadtbevölkerung den Ausfall im

[ => Original lesen: 1888 Nr. 89 Seite 6]

Vergleich mit anderen Ländern bei Weitem nicht ausgleichen kann. Der Verlust an Landbevölkerung beträgt für die letzten 40 Jahre mehr als 2 300 000 Köpfe. Einer der ersten französischen Volkswirthschaftler spricht sich hierüber folgendermaßen aus: "Der französische Volksstamm ist deshalb weniger fruchtbar, weil er überhaupt weniger kraftvoll geworden ist. Die erschrecklichen Wirkungen des Schnapsgenusses, das übermäßige Tabakrauchen, die Verwüstungen, welche gewisse Krankheiten auf unsere Bevölkerung ausüben, und zwar nicht allein in den Städten, sondern mehr und mehr auch auf dem Lande, Alles dieses trägt dazu bei. Ein großer Bruchtheil der Familien hat keine Kinder; in anderen sterben die Kinder im frühen Alter dahin, weil sie nicht Kraft und Mark genug besitzen, um den naturgemäß unausbleiblichen Kinderkrankheiten genügenden Widerstand zu leisten."
- Die Aktionäre der Spielhölle von Monte Carlo haben alle Ursache unzufrieden zu sein. Die Aermsten mußten in der vor einigen Tagen abgehaltenen Generalversammlung erfahren, daß der Reingewinn des verflossenen Jahres nur 250 000 Pfund Sterling (5 Mill. Mk) betragen hat, also hinter dem vorjährigen um 500 000 Pfund Sterling zurückgeblieben ist, während noch vor einigen Jahren der Nutzen sich im Durchschnitt auf eine halbe Million Pfund Sterling bezifferte. Es wird eben nicht mehr so hoch gespielt als in früheren Jahren. Während des Jahres haben 25 Selbstmorde stattgefunden, gegen 19 im vorhergehenden Jahr. Das letzte Opfer der Spielbank war eine junge Russin, welche ihr ganzes Vermögen verloren und sich aus Verzweiflung in das Meer gestürzt hat.


Der Deserteur.
Novelle von Stanislaus Graf Grabowski.
Fortsetzung.
(Nachdruck verboten.)


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