No. 88
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. November
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 88 Seite 1]

Bekanntmachung.

            Die ordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts beim Großherzoglichen Landgericht zu Güstrow für das IV. Quartal dieses Jahres wird am

Montag, den 3. December 1888

eröffnet.
                Rostock, den 7. November 1888.

Der Präsident
des Großherzoglichen Oberlandesgerichts.
Dr. Budde.


Das österreichische Wehrgesetz.

Ueber die Bestimmungen, welche das den Parlamenten vorgelegte neue österreichische Wehrgesetz enthalten wird, theilt die "Politische Correspondenz" folgendes mit:
An dem bisherigen auf 800 000 Mann normirten Kriegszustand der österreichischen Armee wird festgehalten, jedoch versorgt, daß dieser Kriegszustand im Bedarfsfall auch thasächtlich vorhanden ist. Zu diesem Zweck wird sich das jährliche Rekrutenkontingent für das Heer im Ganzen um etliche Tausend Mann höher stellen, als dies bisher, ohne Hinzurechnung der Ersatzreserven der Fall war. Auch der Landwehr wird ein entsprechendes Rekrutenkontingent zugewiesen, welches indes den bislang festgesetzten Minimal=Ergänzungsbedarf nicht übersteigen wird. Das neue Rekrutenkontingent für Heer und Landwehr soll fortan die Grundlage der Kriegsstärke bilden, während eine feststehende Ziffer der Kriegsstärke im Gesetz nicht mehr enthalten ist. Unbeschadet des Rechtes der Legislative zur jährlichen Bewilligung des Rekrutenkontingentes soll die Ziffer der Auszuhebenden für die nächsten 10 Jahre festgestellt werden. Bisher betrug die Stellung für Heer und Landwehr zusammen, ohne die Ersatzreserve, im Jahresdurchschnitt 140 000 Mann, während die künftige Rekrutenzahl nur 125 000 Mann begreifen soll. Das neue Wehrgesetz giebt ferner dem Heer sowie der Landwehr eine Ersatzreserve, deren Mannschaften fortan zu denselben periodischen Waffenübungen herangezogen werden, wozu die Reservisten verpflichtet sind. Das stellungspflichtige Alter wird vom 20. auf das 21. Lebensjahr verlegt, diejenigen Einjährig=Freiwilligen, welche die Reserveoffizierprüfung nicht bestanden haben, wird die Verpflichtung auferlegt, ein zweites Jahr nachzudienen. Fortsetzung der Stadien während des Dienstjahres wird von jetzt ab für unstatthaft erklärt, dagegen die Formalitäten betreffs Erlangung der Freiwilligenberechtigung vereinfacht. Wesentliche Vereinfachungen und Verbesserungen werden auch bezüglich des Assentierungsgeschäftes getroffen. Für die Kriegsmarine wird eine Art zweiter Reserve, die "Seewehr" neugeschaffen. Im Ganzen wird durch das neue Wehrgesetz eine wesentliche und wirksame Verbesserung des Wehrsystems erzielt, ohne doch die Militärlasten in weitgehender einschneidender Weise zu erhöhen; das wird erreicht, indem die unerläßlichen Anforderungen der allgemeinen Wehrpflicht angemessen vertheilt werden.
Die Kölnische Zeitung meldet, daß der Kaiser demnächst für die Reichsbeamten eine kleidsame Uniform anordnen werde.


Der amtliche Bericht der deutschen Aerzte über die Krankheit des Kaisers Friedrich soll nunmehr, ungeachtet aller Drohungen Sir Morell Mackenzies, dennoch in London erscheinen.
Die Reorganisation der deutscheu Marineverwaltung ist nunmehr endgiltig beschlossen und sind die betreffenden Anordnungen vom Kaiser vollzogen worden. Bekanntlich handelt es sich um eine Trennung der Verwaltung und des Oberkommandos. An der Spitze der Admiralität bleibt Graf Monts. Wie verlautet, ist eine Aenderung bezüglich des Seebataillons in der Weise geplant, daß dasselbe als Regiment in zwei Bataillone zu je vier Compagnieen vom 1. April 1889 formiert wird. - Die Nachtragsforderung für die Ergänzung der Schlachtflotte auf die Stärke der im Flottengründungsplan vorgesehenen Panzerschiffe soll sich auf 100 Millionen Mark belaufen. Die Forderung ist von einer Denkschrift über die Aufgabe der Marine und über die Verwendung der Forderung begleitet.
Der Erbgroßherzog von Oldenburg, welcher zum Besuch des Kaiserpaares in Berlin eingetroffen ist, gedenkt eine Reise nach Indien anzutreten.
In Leipzig waren einige Tage vor Anwesenheit des Kaisers mehrere Sozialdemokraten verhaftet worden. Die Veranlassung zu der Maßregel soll, wie jetzt bekannt wird, darin bestanden haben, daß seitens der Verhafteten geplant war, am Tage des Kaisereinzuges ein sozialdemokratisches Flugblatt zu verbreiten.
Dr. Peters aus Berlin hat am Sonnabend in Dresden vor einer Versammlung von etwa 2000 Personen, in welcher sich der König Albert sowie die Prinzen Georg und Max befanden, einen Vortrag über die ostafrikanische Bewegung gehalten. Er forderte staatliche Unterstützung und energisches Vorgehen unserer Flotte gegen die Aufständischen, sowie gemeinsames Handeln der interessierten Staaten zur Herstellung der Verbindung mit Emin Pascha.

[ => Original lesen: 1888 Nr. 88 Seite 2]

Die "Nordd. Allg. Ztg." veröffentlich eine Eingabe der in Belfort verunglimpften Studenten an den Reichskanzler worin sie mittheilen, daß das badische Justizministerium die Belforter Angelegenheit für erledigt halte, nachdem alle Bemühungen, einen französischen Rechtsanwalt zu gewinnen, erfolglos geblieben seien.
Die französische Regierung erwarb für 2 1/2 Millionen Franken das Patent des amerikanischen Erfinders Grayson auf Dynamitbomben, die aus gewöhnlichem Kanonen geschossen werden.
Kronprinz Rudolf von Oesterreich wird nächste Woche auf der Durchreise nach Kopenhagen zu kurzem Aufenthalt in Berlin eintreffen und dann mit dem Prinzen Heinrich von Preußen zur Beiwohnung der Jubiläumsfeierlichkeiten in Kopenhagen nach dort abreisen.
Der Besuch des Czaren in Berlin wird jetzt für Ende November in Aussicht gestellt.
Kaiser Alexander scheint nicht an ein Bubenstück der Nihilisten zu glauben, sondern schreibt die Hauptschuld bei der Entgleisung des Bahnzugs sich selbst zu. Der kaiserliche Zug hatte 1 1/2 Stunden Verspätung gehabt und der Kaiser befahl, diese Versäumniß durch schnelleres Fahren wieder einzuholen. Die den Zug begleitenden Ingenieure warnten davor durch den Wegebauminister Eossjet, und als der Befehl wiederholt wurde, vergrößerten sie die Fahrgeschwindigkeit nur um ein Geringes. Erst auf bestimmten Befehl fuhren sie schließlich 65 Werst pro Stunde, nachdem sie noch erklärt hatten, die Kursk=Charkow=Asow=Bahn vertrüge kaum mehr als 60 Werst pro Stunde, da sie sehr mittelmäßig gebaut sei. Der Kaiser soll jetzt auch befohlen haben, bei der Untersuchung doppelt vorsichtig zu verfahren, da er selbst den oben erwähnten Befehl ertheilt habe. Possjet wird vorgeworfen, er habe die seitens der Ingenieure vorgebrachte Warnung nicht genügend unterstützt. Der Kaiser fuhr zunächst nach seinem Lustschloß Gatschina und dann nach Petersburg. Er fuhr mit der Kaiserin im offenen Wagen langsam durch die Hauptstraßen, das Volk jubelte ihm zu, und dann gings in die Kathedrale, wo Kaiser und Kaiserin am Grab Alexanders II ihr Gebet verrichteten. An demselben Tage noch gedachten sie die Verwundeten zu besuchen. Die betreffende Bahn soll übrigens eine der schlechtesten in ganz Rußland sein und das will viel heißen. Das Gerücht, daß der Kaiser nächstens nach Berlin kommen werde, erhält sich.


Anzeigen.

Das auf der Baek bei Ratzeburg belegene s. g. Herrenhaus soll auf Abbruch verkauft werden und steht zu diesem Zwecke ein Termin auf

Sonnabend, den 10. d. Mts.,
Vormittags 11 Uhr,

im Lokale des Gastwirths Spolert auf der Baek an, zu welchem Kaufliebhaber mit dem Bemerken geladen werden, daß die Bedingungen vor Eröffnung des Termins bekannt gemacht werden sollen, auch in der hiesigen Registratur eingesehen werden können.
Schönberg, den 3. November 1888.

Großherzogl. Mecklb. Domainen-Amt.
F. Graf Eyben.

H. Spieckermann.        


Holz=Auction Nr. 1.

Am Donnerstag, den 15. November, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

a. aus dem Pellmoor:

  27 Rmt. Loheichen Knüppel I. Cl.
  18 Rmt. Loheichen Knüppel II. Cl.
    4 Rmt. Loheichen Olm

b. Aus den Lenschower Tannen.

  50 Stück tannen Kiepenhölzer.
106 Rmt. tannen Kluft I. Cl.
  57 Rmt. tannen Knüppel.
Schönberg, den 7. November 1888.

                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.


Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 3. December 1888 bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf

Mittwoch, den 14. November d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Strafkammer I anberaumt.
Güstrow, den 8. November 1888.

Der Präsident des Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Landgerichts.
(gez.) von Bölckow.


Zur Beachtung.

Zufolge höherer Anweisung soll in Zukunft der freihändige Holzverkauf auf das Allernothwendigste beschränkt werden. Ich ersuche etwaige Reflectanten, namentlich ihren Bedarf an kleinen Nutzhölzern rechtzeitig bei den betreffenden Förstern anzumelden, worauf die gewünschten Hölzer nach Möglichkeit auf den Auctionen zum Angebot gebracht werden.
Schönberg, den 7. November 1888.

                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.


Bekanntmachung.

Das Flachsreinigen in der Flachsreinigungs=Anstalt zu Schönberg, Fürstenthum Ratzburg, beginnt in den nächsten Tagen, und ersuche ich die Herren Landwirthe, welche diese Anstalt zum

Frau Amtmann Drevs.
pr. L. Stoll.


Geschäfts=Eröffnung.

Einem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend zur Nachricht, daß ich in meinem neu erbauten Hause eine Bäckerei und Conditorei verbunden mit Mehlhandlung eröffnet habe.
Unter Zusicherung aufmerksamer reeller Bedienung zeichne

                                                    achtungsvoll
                                                    J. W. Hagen.


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Wiederverkäufern sehr empfohlen.

                                                    Hugo Wiese, Dresden,
                                                    Kaulbachstr. 33 I.


Geschäfts=Eröffnung.

Den Bewohnern von Schönberg und Umgegend mache ich die ergebenste Anzeige, daß ich mein Geschäft eröffnet habe und bitte um geneigtem Zuspruch. Gute Arbeit und prompte Bedienung zu den billigsten Preisen.

                                                    Achtungsvoll
                                                    L. Schramm. Klempner.
                                                     Siemzerstraße 180.


Nr. 28 275. 38 297. 70 607. 70 621. je 1/8 Loos à 15 Mk. 75 Pfg. hat zu der am 12. November d. J. beginnenden Hauptziehung der 105. Herzgl. Braunschweig. Landes=Lotterie abzugeben

A. J. Stuhr, Neubrandenburg.        


Ein feines weißleines Taschentuch gez. mit Monogramm S. B. ist am Sonntag den 4. Nov. in der Kirche verloren worden. Abzugeben in der Exedition dieses Blattes.


Englisches Salz
zur Schlachtzeit empfiehlt                                                    
                                                    C. Schwedt.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 88 Seite 3]

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empfiehlt                                                    H. E. Peters.
                                                                      Glasermeister.


Zur bevorstehenden Schlachtzeit empfehle mich den Bewohnern von Stadt und Land als Hausschlachter.
Schönberg, den 6. November 1888.

H. Groth, Siemzerstraße 131.        


[ => Original lesen: 1888 Nr. 88 Seite 4]
Logo der Hagelassekuranz Da unsere Gesellschaft in diesem Jahre keinen Hagelschaden zu vergüten hat, soll auch nur ein Beitrag von 20 Pfg. pro 100 Mark Versicherungssumme zur weiteren Verstärkung des Reservefonds - der jetzt bereits 22,600 Mark beträgt - erhoben werden.
Wir ersuchen unsere Mitglieder solchen Beitrag am Freitag, den 30. November, Morgens 10 Uhr, im Boye'schen Gasthof hierselbst einzuzahlen.
           Schönberg, den 1. November 1888.
Direction der Hagelversicherungs=Gesellschaft im Fürst. Ratzeburg.
J. Kröger.                           Wilh. Heincke.


Stadt Lübeck.
Am Mittwoch, den 14. November cr.:
I. grosses Militär-
Abonnements-Concert
mit nachfolgendem BALL,
ausgeführt von der gesammten Kapelle des Schweriner Jäger=Bataillon unter Leitung des Großh. Musikdirectors Herrn A. Reckling
Anfang Abends 7 Uhr.
Wozu ergebenst einladet                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Zum
Concert & Ball
am Donnerstag, den 15. November
ladet ergebenst ein                                                    
                                                    H. Tretow, Demern.

NB. Die Musik wird ausgeführt von der Kronas'schen Musikkapelle und weitere Einladungen finden nicht statt. Anfang 6 Uhr Abends.


Zu dem am Freitag, den 16. November, Abends 6 Uhr, im Krellenberg'schen Gasthause zu Carlow stattfindenden

Concert

des "Gesangvereins Carlow" unter Mitwirkung der Kronas'schen Kapelle ladet ergebenst ein

                                                    der Vorstand
Nach dem Concert Ball.


Zu der am Sonntag, den 11. November bei mir stattfindenden

Tanz=Musik
lade ich hierdurch freundlichst ein.                                                    
Zum Ausschank kommt Metbier.
                                                    F. Sterly, Selmsdorf.


Am Sonnabend, den 10. November cr., Abends 8 Uhr, in Spehr's Hotel hieselbst Versammlung des

Verschönerungs-Vereins.
Um recht rege Beitheiligung bittet                                                    
                                                    der Vorstand.


8. General=Versammlung
des landwirthschaftlichen Vereins kleinerer Landwirthe für das Fürstenthum Ratzeburg.
am Mittwoch den 14. November 1888.
Vormittags 9 Uhr,

im Locale des Herrn J. Boye in Schönberg.

Bem.: Nichtmitgliedern soll der Besuch dieser Versammlung gerne gestattet sein und werden dieselben gebeten, ihr Erscheinen vorher beim Vorstande anzumelden

Der Vorstand.        


Särge
von 24 Mark an, bis zu den feinsten hat vorräthig und empfiehlt solche                          
                                                    W. Nothdurft.


Habe in nächster Woche eine Ladung                          
Kiepentannen
in Lüdersdorf und werde dieselben in Auction verkaufen lassen.                          
                                                    F. Lundwall.


Ich halte von jetzt an blaues Wollenzeug, verschiedene Sorten Flanelle, selbst gesponnenes Strickgarn, Handschuhe und Strümpfe zum Verkauf vorräthig.

J. Voss Tuchmacher.        


Pantoffel Cordpantoffel Frauengrösse à Dutz Paar m. gesteppt. Filzsohl. M. 3.90, m. imit. Lederaufl. M. 4.75 m. Rinderspaltleder M. 5, mit holzgenagelten Tuchsohlen M. 6.50 bis M.10, Tuchschuhe, Cordschuhe m. holzgenagelten Tuchsohlen M. 11 Holzsohlenschuhe liefert G. Engelhardt, Zeitz.


Heute Abend 9 Uhr entschlief im festen Glauben an ihren Erlöser unsere liebe Mutter und Großmutter

Frau Oberamtmann
Henriette Drenkhahn, geb. Boccius

im Alter von 93 Jahren und etlichen Tagen.
Schönberg, den 5. November 1888.

                                                    Die tiefbetrübten Kinder und Enkel.

Die Beerdigung findet heute Freitag Nachmittag 3 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 11. November.

        Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
        Abendkirche (6 Uhr:) Pastor Langbein.
        Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospect des bekannten
Bankhauses Philipp Fürst
in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichen Leser noch besonders aufmerksam machen.

Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 6.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 88 Seite 5]

Erste Beilage
zu Nr. 88 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 9. November 1888.


 

 

 

 

 

 

Rechnungs-Abschluß

 

der

 

Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt

 

in Schönberg

 

am 1. Juli 1888.

 

 

Vignette

[ => Original lesen: 1888 Nr. 88 Seite 6]

A. Ersparniß=Anstalt


Bilanz.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Gewinn= und Verlust=Berechnung.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Reservefonds der Ersparniß=Anstalt am 1. Juli 1888: 7735 M. 51 M. 11 Pfennig (Mecklenburg)

[ => Original lesen: 1888 Nr. 88 Seite 7]

B. Vorschuß=Anstalt


Bilanz.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Gewinn= und Verlust=Rechnung.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Reservefonds der Vorschuß=Anstalt am 1. Juli 1888: 54 815 M. 37 M. 73 Pfennig (Mecklenburg)

[ => Original lesen: 1888 Nr. 88 Seite 8]

               Vorstehender Rechnungs=Abschluß der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt haben wir geprüft und mit den ordnungsmäßig geführten Büchern übereinstimmend gefunden.

 

               Schönberg, den 12. October 1888.

 

Die Revisions= Committe.

 

H. Burmeister.       A. Montag.       H. Lenschow.

 

 

               Der vorstehende Rechnungs=Abschluß der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt ist von der heute abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung der Actionäre genehmigt worden.

               Schönberg, den 6. November 1888.

 

Das Directorium
der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.

H. Meyer.      H. Lohse.      J. Breuel.
J. Boye.      C. J. W. Burmeister.

 

                                                                              Secretair: H. Stoffers.

 

 

 


[ => Original lesen: 1888 Nr. 88 Seite 9]

Zweite Beilage
zu Nr. 88 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 9. November 1888.


- Schönberg. Von dem am 6. November zusammengetretenen Ausschusse zur Wahl der Schöffen und Geschworenen aus dem Fürstenthum Ratzeburg für das Geschäftsjahr 1889 wurden gewählt:

a. In der Vorschlagsliste der Geschworenen:

  1. Hofschmied Fritz Dräger=Schönberg.
  2. Kaufmann Franz Lundwall=Schönberg.
  3. Realschullehrer Johannes Pleines=Schönberg.
  4. Gastwirth Carl Burmeister=Schönberg.
  5. Hauswirth Jochen Siebenmark=Blüssen.
  6. Schulze Heinrich Lenschow=Gr. Bünsdorf.
  7. Hauswirth Asmus Koltz=Grieben.
  8. Hauswirth Heinrich Kock=Rüschenbeck.
  9. Hauswirth Heinrich Oldenburg=Kl. Mist.
10. Hauswirth Johannes Nevermann=Wahrsow.
11. Hauswirth Wilhelm Oldörp=Ollndorf.
12. Domainenpächter Georg Dierking=Hof=Lockwisch.
13. Domainenpächter Heinrich Rusch=Kl. Rünz.
14. Mühlenpächter Theodor Wieschendorf=Maurinmühle.
15. Hauswirth Peter Robrahn=Carlow.
16. Kaufmann Wilhelm Siebenmark=Schlagsdorf.
17. Hauswirth Joachim Oldörp=Schlag=Sülsdorf.
18. Schulze Heinrich Ollmann=Schlagsdorf.
19. Hauswirth Heinrich Murjahn=Ziethen.
20. Schulze Hans Meier=Schlag=Sülsdorf.
21. Viceschulze Franz Ehlers=Panten.

b. zu Hauptschöffen:

  1. Kaufmann Ludwig Spehr=Schönberg.
  2. Senator Friedrich Stüve=Schönberg.
  3. Uhrmacher Ludwig Vogel=Schönberg.
  4. Kaufmann Wilhelm Oldenburg=Schönberg.
  5. Schulze Johann Siebenmark=Schwanbeck.
  6. Hufenpächter Fritz Dittmann=Kleinfeld.
  7. Hauswirth Johann Wiencke=Bardowieck.
  8. Hauswirth Hans Lohse=Gr. Siemz.
  9. Hauswirth Joachim Bennin=Teschow.
10. Hauswirth Heinrich Boye=Bechelsdorf.
11. Hauswirth Heinrich Stein=Duvennest.
12. Erbpächter Joachim Prüß=Lauen.
13. Schulze Joachim Ollrogge=Niendorf.
14. Hauswirth Heinrich Holst=Cronscamp.
15. Pfarrackerpächter Fritz Rumpf=Demern.
16. Hauswirth Heinrich Freitag=Gr. Rünz.
17. Hauswirth Peter Boye=Campow.
18. Schulze Fritz Völkner=Mechow.
19. Hauswirth Heinrich Burmeister=Rieps.
20. Domainenpächter Louis Hesse=Römnitz.
21. Schulze Heinrich Oldendurg=Schlagbrügge.
22. Krämer Hans Joachim Ollrogge=Schlag=Resdorf.
23. Schulze Johann Brüggeman=Walksfelde.
24. Hauswirth Hermann Lübbers=Ppanten.

c. zu Hülfsschöffen:

  1. Amtsverwalter Heinrich Spieckermann=Schönberg.
  2. Maler Conrad Schultze=Schönberg.
  3. Handschuhmacher Emil Jannicke=Schönberg.
  4. Cigarrenfadrikant Christian Rieckhoff=Schönberg.
  5. Bürgermeister Ludwig Bicker=Schönberg.
  6. Kaufmann Wilhelm Wieschendorf=Schönberg.

- Schönberg. Die Genossenschaftsmeierei hieselbst verarbeitete im Monat October ca. 40 000 Liter Milch und zahlte an die Genossenschafter 10 Pf. und an die Lieferanten 9 1/36 Pf. für das Liter gelieferter Milch.
- Schönberg. Die Genossenschaftsmeierei Rieps hat nunmehr am 7. d. Mts. ihren Betrieb begonnen.
- Auf den Tanzböden in Ratzeburg entwickelt sich seit einiger Zeit ein eigenthümlicher Streik. Das Militär hat sich in den Kopf gesetzt nicht mehr, wie bisher, 1 Mark, sondern nur 50 Pfennig für das Tanzabonnement zu zahlen, was uns als "unter Kameraden" auch als völlig genügend erscheint. Die Musiker sind anderer Ansicht; aber sie spielen seitdem nur für die leeren Wände; das überaus zahlreich erscheinende Militär singt und pfeift, ruft auch einmal Hurrah, aber tanzt nicht. Civilisten entschlagen sich aus Mitgefühl oder wodurch sonst geleitet, ebenfalls des edlen Tanzvergnügens und so spielt die Musik umsonst.
- Ueber eine Schlägerei mit tödtlichem Ausgange wird der "L. Z." aus Holstendorf bei Ratzburg Folgendes gemeldet: "Am Sonnabend Morgen waren die beim Hufner St. bediensteten Knechte Ollmann aus Schlagsdorf und Rohwedder aus Schmilau auf dem Felde gemeinsam beim Pflügen beschäftigt. Hierbei geriethen sie einer geringfügigen Sache wegen in einen Wortwechsel, der leider ein sehr trauriges Ende fand; plötzlich entriß R. seinem Nebenknecht den Pflugreiniger (einen schweren, in eine Eisenspitze auslaufenden Stock) und hieb damit in blinder Wuth auf ihn ein, so daß der Angegriffene, am Kopfe schwer verletzt, zu Boden stürzte. Der schnell herbeigerufene Arzt konstatirte eine Gehirnverletzung, an deren Folgen Ollmann bereits am Sonntag Mittag verstorben ist." Rohwedder, ein bisher unbescholtener und durchaus nicht als gewaltthätig bekannter Mensch, der übrigens die tiefste Reue über seine unheilvolle That an den Tag legt, wurde verhaftet und dem Ratzeburger Amtsgerichtsgefängniß zugeführt.
- Der bekannte Maler und Zeichner Hans Speckter ist am Donnerstag im Irrenhaus zu Lübeck gestorben.
- Als im Jahr 1842 das alte winkelige Hamburg zu einem Fünftel abbrannte zählte die Stadt 150 000 Einwohner. Heute hat sie mehr als 500 000 und wenn man Altona und Wandsbeck als natürliche Vorstädte hinzuzählt, sogar 640 000 Einwohner. Dabei dehnt sich die Stadt und wächst zusehends. Aufwärts an der alten großen Eisenbahnbrücke baut sich bereits ein ganz neuer Stadttheil auf und wandert man durch die großen Schiffswerften am linken Elbufer, so liegen überall neue Schiffe auf den Baugerüsten. Allenthalben thun sich neue Handelskomptoire auf und wenn man liest, daß im Jahre 1887 die Filiale der Reichsbank einen Geschäftsumsatz von 8 Millionen Mark hatte, von den anderen Banken ganz zu schweigen, darf man annehmen, daß die Hamburger Recht haben, wenn sie auch nach Eintritt in den deutschen Zollverein an ein gutes Geschäft glauben und heute Jedermann versichern: wir sind nicht tot zu machen und fürchten den Zollanschluß nicht mehr!
In diesem Punkt ist nämlich ein auffälliger Wechsel in der Stimmung eingetreten. Noch vor einem Jahr hörte man alte eingesessene Hamburger, von dem richtigen Schlag der "Hamborger Borger", wie sie in ihrer Mundart heißen, mit großem Zorn auf die verwünschte preußische Einrichtung schimpfen. Aus dem Mund derselben Leute ist heute ein wesentlich ruhiges Urtheil und die Hoffnung zu vernehmen, daß alles ganz gut gehen werde, wenn nur die Zollverwaltung so "koulant" im Verkehr bleibe, wie sie sich bisher bei den Nachverzollungen gezeigt habe. Uebrigens hatte sich in letzter Zeit der Humor der Sache bemächtigt. Der junge Nachwuchs in Hamburg sieht die Geschichte überhaupt politisch nicht so tragisch an, wie einige der Alten, welche Hamburgs Selbständigkeit dadurch begraben glauben. In einzelnen Blättern erschienen kurz vor dem Zollanschluß noch Anzeigen, in welchen sich junge Leute erboten, in wohlhabenden Häusern den überzähligen Champagner austrinken zu helfen, damit er nicht verzollt zu werden brauche. Und ähnliche Scherze gab's in Menge. Passirt irgend etwas, so ist jetzt die stehende Redensart: "Daran ist der Zollanschluß schuld." Zum Schluß ist alle Welt in Hamburg einig, daß die gewaltige Umwälzung zweifellos die alte berühmte Stadt mit den modernsten und großartigsten Hafenanlagen versehen habe, die sie sonst nicht in einem Menschenalter sich gebaut hätte.
- Die ersten Münzen mit dem Bilde Kaiser Wilhelms II., Zweimarkstücke, hat Hamburg zum Andenken an den Zollanschluß geprägt. Dieselben enthalten auf der Rückseite eine bezügliche Inschrift mit dem Datum des 28. Oktober 1888. Zu gleicher Zeit wurden Münzen mit dem Bilde Kaiser Friedrichs ausgegeben. Die Umschrift lautet: "Seinen Fritz wird Deutschland nie vergessen," die Inschrift: "Lerne leiden, ohne zu klagen."
- Das kurz gemeldete Schadenfeuer in der Koopmannschen Exportschlächterei zu Hamburg soll durch eine Gasexplosion entstanden sein. Zwei große Speicher mit werthvollen Maschinen und Schlacht=

[ => Original lesen: 1888 Nr. 88 Seite 10]

einrichtungen sind niedergebrannt; die Vorrathsräume konnten dagegen gerettet werden. Der Schaden wird auf 300 000 Mark geschätzt, die Schlächterei ist aber mit 630 000 Mark versichert. Der Betrieb dürfte voraussichtlich in 14 Tagen theilweise wieder aufgenommen werden können.
- Von einem schweren Verluste wurde der Bauerngutsbesitzer Wilcke zu Groß=Mantel bei Küstrin betroffen. Er hatte die Gewohnheit, des Nachts den Schafstall offen zu lassen. In der Nacht riß sich nun sein junger bissiger Schäferhund von der Kette los, lief in den Schafstall, erwürgte einige Schafe und trieb die andern so eng zusammen, daß 32 am Morgen erstickt waren. Der Verlust beläuft sich auf über 1000 Mark.
- Auf merkwürdige Art verunglückte kürzlich im Kreise Märk. Friedland ein Förster. Derselbe schoß einen Hasen und legte darauf die noch mit einem Laufe geladene Flinte mit gespanntem Hahn zur Erde. Während er sich kniend mit dem geschossenen Hasen zu schaffen machte, lief sein Hund über das Gewehr, das sich entlud. Die ganze Schrotladung ging aus unmittelbarer Nähe dem Förster durch Stiefel und Wade, so daß alle Sehnen und Fleischtheile der Wade zerrissen sind.
- In Merane i. S. tödtete die 23jährige Ehefrau des Musikdirektors Engelmann in Folge plötzlicher Umnachtung des Geistes ihr ca. einjähriges Kind und versuchte sodann, sich mittelst einer Axt selbst das Leben zu nehmen, wurde aber von einer Anverwandten überrascht und daran gehindert. Tags vorher war ein ca. dreijähriges Kind der E.'schen Eheleute gestorben und im Schmerz um den verlorenen Liebling mag der Keim zum Ausbruche des Wahnsinns gelegen haben.
- In Freistatt in Schlesien wurde kürzlich unter einer Hecke die Leiche eines Mannes gefunden, der vor wenigen Jahren 200 000 Mark geerbt, seitdem aber von Stufe zu Stufe gesunken war.
- Bei den Schweizer Bauern muß noch kein großer Notstand sein. Einem solchen in Weggis sind vor einigen Tagen 340 000 Franks in baar und Werthgegenständen gestohlen worden.


Der Deserteur.
Novelle von Stanislaus Graf Grabowski.
(Nachdruck verboten.)


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