No. 87
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. November
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 87 Seite 1]

         Nr. 20. des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg 1888 enthält in der

II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betreffend die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat September 1888.
(2.) Bekanntmachung, betr. die Anmeldung dienstpflichtiger, für den Mobilmachungsfall unabkömmlicher Beamte.
(3.) Bekanntmachung, betr. die Armenkassenbeiträge in den Distriecten Schönberg und Mannhagen.
(4.) Bekanntmachung, betr. die Beschädigung der Telegraphenanlagen.
(5.) Bekanntmachung, betr. die Versendung von Postpacketen nach den Falklands=Inseln.


Die Bürgermeister von Hamburg, Dr. Versmann und Dr. Petersen, haben vom Kaiser zur bleibenden Erinnerung an die Schlußsteinlegung der Zollanschlußbauten je eine kostbare Vase aus der Königl. Porzellanmanufaktur zum Geschenk erhalten. Dieselben waren von zwei kaiserlichen Handschreiben begleitet, in denen der Dank und die Anerkennung für die der Förderung des vaterländischen Werkes gewidmete verdienstvolle Thätigkeit der beiden Herren ausgesprochen ist. Der Kaiser konnte nur auf diese Weise auszeichnen, da die Senatoren nach hamburgischer Verfassung keine Orden annehmen dürfen.
Kaiser Wilhelm spendete für die bei dem großen Eisenbahnunglück in Süditalien verunglückten Personen 5000 Lire.
Die "Wiener Klinische Wochenschrift" bezeichnet das Mackenzie'sche Buch als das Produkt hochgradiger Verlogenheit, Böswilligkeit und Selbstüberhebung und erklärt daß, Mackenzie sich selber moralisch vernichtet habe.
Ob Forderungen für coloniale Zwecke in der nächsten Reichstagssession erhoben werden, darüber scheinen die Erwägungen in den maßgebenden Kreisen noch nicht abgeschlossen. Eine stärkere Inanspruchnahme unserer Flotte in Folge der Vorgänge in Afrika wird aber für sehr wahrscheinlich gehalten. Es heißt, daß dem Reichstage wieder officielle Actenstücke über die afrikanischen Verhältnisse vorgelegt werden. Jedenfalls wird man, sei es bei der Etatsberathung oder einer sonstigen Gelegenheit, einer eingehenden Verhandlung über diese Dinge im Reichstage entgegensehen können.
Die Kaiserin von Oesterreich plant eine Reise nach Westindien und den Vereinigten Staaten. Die hohe Dame, welche gegenwärtig in Corfu weilt, leidet entsetzliche rheumatische Schmerzen, welche das Nervensystem zu zerstören drohen. Die Kaiserin hat zwei von Dr. Metzger in Amsterdam in der Kunst der Massage ausgebildete Damen um sich, welche täglich diese Methode der Behandlung zur Anwendung bringen.
Ob der Schlesier Fritz Kilian in Nizza wirklich ein deutscher Spion war, ist zweifelhaft, unzweifelhaft aber ist, daß er ein einfältiger Renommist war; er prahlte, daß er mit dem Großen Generalstab in Berlin, er nannte sogar Namen, in Briefwechsel stehe, regelmäßig an ihn berichte, ja sogar, daß der alte Moltke ihn im vorigen Jahre besucht habe. Es ist eine wahre Beleidigung für den Generalstab, anzunehmen, daß er solche Windbeutel, wie Kilian einer ist, als Spion gebrauche. Ein eitler Großsprecher ist er und büßt dafür mit 5 Jahren Gefängniß. Einen Gimpel haben die Franzosen gefangen, er hat aber den Hals selbst in die Schlinge gesteckt.
Boulanger geberdet sich in Paris, als ob er schon Kaiser von Frankreich wäre, und seine Anhänger unterstützen ihn wacker. Wenn der General sich öffentlich zeigt oder im Theater erscheint, ist es, als sei der Monarch erschienen. Besondere Ovationen wurden Boulanger bei Gelegenheit der Vermählung seiner Tochter mit dem Hauptmann Driont erwiesen, aber der Skandal wurde schließlich so arg, daß die Polizei dazwischen treten mußte. Bemerkenswerth ist es auch, daß die ultramontane Presse immermehr für Boulanger Partei ergreift, der allerdings sehr auf die katholische Kirche angewiesen ist, weil er alle freidenkenden Republikaner gegen sich hat.
Wie dem "Grashdanin" über die Ursache des Eisenbahnunglücks bei Borki gemeldet wird, entgleiste zuerst nicht die Lokomotive, sondern der massive Wagen des Verkehrsministers. Obschon der kaiserliche Zug nur mit einer Geschwindigkeit von 40 Werst in der Stunde ging, waren die Stöße des entgleisten schweren Wagens so heftig, daß sie vor und hinter demselben Verwüstungen anrichteten. Von dem Wagen, in welchem sich die kaiserliche Familie befand, wurde der Boden herausgerissen, die Insassen stürzten auf den Bahndamm und wurden mit dem Waggondach bedeckt. Die Großfürstin Olga saß im nächsten Wagen, welcher nach rechts hinausgeschleudert wurde. Die Prinzessin fiel den Bahndamm hinab, blieb aber glücklicherweise unverletzt. Großfürst Michael, der sich mit seinen Eltern in demselben Wagen befand, lag einige Minuten unter, den Trümmern, wurde aber gleichfalls nicht verletzt. Von der ungeheuren Heftigkeit des Stoßes, den der Wagen des Kaisers erhielt, sowie von der Größe der Lebensgefahr, in der die Majestäten schwebten, zeugt die Thatsache, daß ein nur zwei Schritte vom Kaiser stehender Diener, der ihm soeben Kaffee reichte und der Hund des Kaisers neben ihm getötet wurden. Es wird dem Kaiser angenehm sein, zu erfahren, daß sich auf der Liste derjenigen, die ihn auf der russischen Botschaft in Paris zu seiner Rettung beglückwünscht haben, auch der Name Boulanger befindet.
Das Wiener Fremdenblatt hebt anläßlich der glücklichen Erhaltung des Kaisers von Rußland und der kaiserlichen Familie hervor, wie unabsehbar die Folgen gewesen wären, welche ein den Kaiser unglücklicher Ausgang nach sich gezogen hätte. Die glückliche Errettung des kaiserlichen Paares sei nicht

[ => Original lesen: 1888 Nr. 87 Seite 2]

nur ein freudiges Ereigniß für Rußland, sondern auch für Europa von hoher glücklicher Bedeutung. In dem Kaiser sei ein Monarch erhalten worden, welcher gerade in den letzten Jahren extremen Bestrebungen gegenüber wiederholt die volle Autorität für die Erhaltung der Ruhe unseres Welttheiles eingesetzt habe und welcher als mächtigster Schirmer des Friedens und der Friedensfreunde im eigenen Reiche walte.
Mit den neuesten russischen Truppenverschiebungen hat es doch anscheinend seinen besonderen Haken. Der "Kreuzzeitung" wird aus Moskau geschrieben: Die Nachricht ist nicht ohne Hintergrund, da in der That gemeldet wird, daß die zweite Division des 15. Armeekorps in Kasan eingeschifft, auf Dampfern die Wolga hinauf bis Nischnij=Nowgorod gefahren und von dort aus weiter nach Westen befördert werden soll. Der Ort ihrer Bestimmung ist noch nicht bekannt, jedenfalls wird sie nicht weit von der Grenze untergebracht werden. Diese Truppenverlegung steht im Zusammenhang mit der russischen Regierung, die östlichen Kadres der Armee mehr nach Westen zu ziehen; wenn derselbe zur Ausführung kommt, würden noch 2 weitere Divisionen an die deutsch=österreichische Grenze geschoben werden.
Endlich! Die Suez=Kanal=Konvention ist am vorigen Sonntag in Konstantinopel von den Vertretern sämmtlicher betheiligter Mächte unterzeichnet worden.
Die englische Regierung ist im Begriff, die kriegerischen Operationen gegen die Sklavenhändler der ostafrikanischen Küste zu beginnen. Sie hat in Folge dessen an die verschiedenen Missionsvereine benachrichtigt, daß es in Anbetracht dieser Maßregeln wünschenswerth wäre, wenn alle Stationen auf dem britischen Gebiet von Ostafrika von den Europäern geräumt würden. Der deutsche Admiral wird seine Maßnahmen beginnen, sobald die von Capstadt beorderte Korvette "Karola" eingetroffen sein wird. Ein gleichzeitiges Vorgehen von Engländern und Deutschen wird also zur Thatsache werden. Die von ihren Anführern maßlos aufgehetzten Araber scheinen von dieser Absicht Kenntniß erhalten zu haben, und bieten alles auf, das von den Deutschen noch besetzte "Bagamoyo" zu nehmen. Dort liegen aber die Kriegsschiffe "Möwe" und "Sophie" vor Anker, so daß irgend welche Gefahr für den Platz kaum besteht.
- Die Nachrichten aus Ostafrika wollen nicht erfreulicher werden. Nach dem gestern mitgetheilten Londoner Telegramm des in ostafrikanischen Gewässern stationirten deutschen Geschwadern nach Bagomoyo, wo allnächtlich Kämpfe stattfinden, ist eine Garnision von Marinetruppen verlegt. Man ersieht daraus zunächst, daß die Lage der deutsch=ostafrikanischen Gesellschaft eine verzweifelte sein muß, sodann daß der deutschen Reichsregierung selbst daran gelegen ist, diesen Platz zu halten. Schließlich ist mit dieser Landung einer Garnison die Thatsache eingetreten, daß das Reich begonnen hat, sich fest zu engagieren. Ohne blutige Opfer werden auch auf deutscher Seite die Kämpfe in Bagomoyo nicht vorübergehen.
In Sansibar wird es Ernst. Wie der Times gemeldet wird, hat die Kreuzercorvette "Sophie" das nördlich von Bagamoyo gelegene Dorf Whiudi, dessen Einwohner den Aufständischen in Bagomoyo Waffen, Munition und bewaffnete Sklaven geliefert hatten, bombardiert. Matrosen sind gelandet und haben das Dorf vollends eingeäschert. Die Times wendet sich von Neuem, und zwar entschiedener als bisher, gegen eine gemeinschaftliche Aktion Deutschlands und Englands zur Unterdrückung des ostafrikanischen Sklavenhandels durch Waffengewalt. Sie meint, eine deutsch=englische Konvention zu diesem Zweck würde gleichbedeutend mit dem Todesurtheil Emin Paschas und Stanleys sein.


- Nach der Ansicht bedeutender Astronomen bietet die Oberfläche des Planeten Mars ein Zukunftsbild der Erde dar. Wie jetzt der Mars aussieht, so oder ähnlich wird nach Jahrtausenden oder auch Jahrhunderttausenden die Erde aussehen. Wer heute einen Blick auf die Marsoberfläche wirft, hat einen astronomischen Blick in die Zukunft der Erde gethan. Der Mars ist nicht bewohnt; er ist nicht bewohnt, weil er nicht mehr bewohnt sein kann. Und er kann nicht mehr bewohnt sein, weil er ein einziger ungeheurer Gletscher ist. So behauptet namentlich der Astronom Figeau. Und warum ist er ein Gletscher? Aus drei Gründen: 1. wegen seiner weiten Entfernung von der Sonne, 2. wegen seiner Kleinheit, 3. wegen seines Alters.
- Um ihren Kunden täglich frische Eier liefern zu können, hat eine Handelsgesellschaft in New=York eine Anzahl fruchtbarer und unermüdlicher Hennen gekauft, die unter sachverständiger Pflege stehen. Den Kunden wird seitdem statt der Eier eine Henne am Abend ins Haus getragen, damit dieselbe ihre Eier in nächster Nähe des Frühstückstisches während der Nacht legen kann. Die Henne befindet sich in einem geflochtenem Korb, ist mit Wasser und Futter versehen, jedoch durch einen Knebel über dem Schnabel am "Gackern" verhindert, um die schlummernden Bewohner nicht zu stören. Der Thierschutz=Verein von New=York, dem diese Einrichtung zur Begutachtung vorgelegt worden ist, erklärt, daß die Behandlung den Thieren keinerlei Schaden oder Schmerz zufügt. Das neue System ermöglicht es also dem Kunden, gegen keinen höheren als den Marktpreis der Eier, die Fabrikation derselben selber zu beobachten, sich also von der Frische augenscheinlich zu überzeugen, dagegen läuft derselbe aber das Risiko, trotz seiner Vorherbezahlung auch einmal leer auszugehen, denn für die Sicherheit des Legens ihrer Hennen garantirt die Gesellschaft nicht, wie in ihrem Cirkular zu lesen ist. Der Preis wird nur für ein Ei entrichtet, legt die Henne mehr, so macht das keinen Unterschied, legt sie weniger, auch nicht.


Anzeigen.

Das auf der Baek bei Ratzeburg belegene s. g. Herrenhaus soll auf Abbruch verkauft werden und steht zu diesem Zwecke ein Termin auf

Sonnabend, den 10. d. Mts.,
Vormittags 11 Uhr,

im Lokale des Gastwirths Spolert auf der Baek an, zu welchem Kaufliebhaber mit dem Bemerken geladen werden, daß die Bedingungen vor Eröffnung des Termins bekannt gemacht werden sollen, auch in der hiesigen Registratur eingesehen werden können.
Schönberg, den 3. November 1888.

Großherzogl. Mecklb. Domainen-Amt.
F. Graf Eyben.

H. Spieckermann.        


Antragsmäßig soll über die zu Schlagsdorf sub Nr. XIV belegene Käthnerstelle c. p. des Käthners Joachim Saß daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Mittwoch, den 16. Januar 1889,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 3. November 1888.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Bekanntmachung.

Zur Ausführung des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886, betreffend die Unfallversicherung der in land= und forstwirthschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen werden die Gemeindebehörden des Lan=

[ => Original lesen: 1888 Nr. 87 Seite 3]

des, d. h. in den Städten die Magistrate, in allen übrigen Ortschaften die Ortsobrigkeiten (Großherzogliche Landvogtei, Gutsherrschaften) aufgefordert, nunmehr für ihre Bezirke die Verzeichnisse der Unternehmer der unter § 1 des Reichsgesetzes fallenden Betriebe in Maßgabe des § 34 desselben, sowie nach den Bestimmungen der landesherrlichen Verordnungen vom 31. Mai 1887 und 19. December 1887 (Offic. Anzeiger Nr. 21 und 45, für Ratzeburg Nr. 12 und 28) aufzustellen und in doppelter Ausfertigung

bis zum 15. December ds. J.

an den Vorstand der Berufsgenossenschaft für die Unfallversicherung der land= und forstwirthschaftlichen Arbeiter des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz in Neubrandenburg einzusenden.
In die Verzeichnisse sind sämmtliche Unternehmer land= und forstwirthschaftlicher Betriebe, sowie land= und forstwirthschaftlicher, nicht unter § 1 des Unfallversicherungsgesetzes vom 6. Juli 1884 fallender Nebenbetriebe, auch der Betriebe der Kunst= und Handelsgärtnerei aufzunehmen mit Ausnahme derjenigen, welche nach Bestimmung des Statuts der Genossenschaft von der Zahlung von Beiträgen für die von ihnen beschäftigten Personen befreiet sind.
Ueber solche Befreiung von Beiträgen bestimmt das Genossenschaftsstatut im § 27 sub 3.
Unternehmer, deren Betrieb nur in der Haltung von 2 Kühen und in der Bebauung von 43,36 Ar. (200 []Ruthen) Ackerland besteht, sind bezüglich der von ihnen beschäftigten Personen von Beiträgen befreit.
Ohne Rücksicht auf die Größe der bewirthschafteten Fläche sind befreit die Tagelöhner und die Deputatisten auf den Höfen, soweit solche als Betriebsunternehmer anzusehen sind.
Die Befreiung findet auf Handelsgärtnereien keine Anwendung.
Formulare für die Aufstellung der Verzeichnisse sind sämmtlichen Gemeindebehörden, bezw. Ortsobrigkeiten, von hier zugesandt worden.
Neustrelitz, den 30. October 1888.

Großherzogliches Landesversicherungsamt.
v. d. Decken.


In der Zeit vom 27. bis 29. October 1888 sind in Lindow b. Schönberg i/M. eine Seite Speck im Gewichte von ca. 30 Pfund, zwei halbe Seiten Speck im Gesammtgewicht von ca. 30 Pfund, ein Schinken ca. 25 Pfund schwer und vier Mettwürste, zusammen etwa 6 Pfund schwer, gestohlen worden. Es wird um Vigilanz und Benachrichtigung gebeten.
Neustrelitz, 1. November 1888.

Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.


Es hat dem Allmächtigen gefallen, unsere liebe Tochter Wilhelmine nach kurzer, schwerer Krankheit im fast vollendeten 3. Lebensjahre heute zu sich in sein Himmelreich zu rufen.
Diese Traueranzeige zeigen hiermit allen Verwandten und Bekannten an

Gr. Siemz, den 4. November 1888.
                                                    W. Tews und Frau
                                                    nebst Kindern.

Die Beerdigung findet am Sonnabend den 10. d. Mts. Mittags 11 Uhr vom Gastwirth Boye'schen Hause in Schönberg statt.


Einen fast neuen eisernen Sparherd hat billig zu verkaufen

                                                    J. Boye.


Gefunden auf der Chaussee nach Rabensdorf vier neue Körbe, die der Eigenthümer zurückerhalten kann bei Arbeiter Hans Dunkelmann zu Rabensdorf.


Den geehrten Bewohnern von Schönberg und Umgegend mache ich hiermit die Nachricht, daß ich mein Geschäft als Leichenfrau wieder fortsetze und empfehle mich zum Ausbessern von Wäsche und Kleidung und bitte um gefällige Aufträge, pro Tag 40 Pfennig (Mecklenburg).

Frau Marie Peters, geb. Grave.        


Bekanntmachung.

Das Flachsreinigen in der Flachsreinigungs=Anstalt zu Schönberg, Fürstenthum Ratzburg, beginnt in den nächsten Tagen, und ersuche ich die Herren Landwirthe, welche diese Anstalt zum

Frau Amtmann Drevs.
pr. L. Stoll.


Geschäfts=Eröffnung.

Einem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend zur Nachricht, daß ich in meinem neu erbauten Hause eine Bäckerei und Conditorei verbunden mit Mehlhandlung eröffnet habe.
Unter Zusicherung aufmerksamer reeller Bedienung zeichne

                                                    achtungsvoll
                                                    J. W. Hagen.


Die Maienblume des Caplandes.
Freesia refracta alba.

Unter diesem Namen kommt jetzt ein Zwiebelgewächs in den Handel, welches das aufmerksamste Interesse eines jeden Blumenfreundes verdient. Prachtvoll wohlriechend sind die weißen unzähligen Blüthentrauben, ihr Duft ist köstlicher und intensiver als der der feinsten Orchideenblumen. Während des Winters im Zimmer cultivirt, duften sie das ganze Zimmer aus und der Blumenfreund wird entzückt sein von den lieblichen Freesien. Je nachdem man sie pflanzt blühen sie vom Dezember bis April. Will man sie in's Freie haben, so pflanze man die Knollen im October aus und bedecke die Stellen etwas gegen Frost. Die Blumen erscheinen hier im Mai und werden auch hier das Auge des Blumenfreundes auf sich lenken.
Wir empfehlen die Anschaffung dieses wirklich schönen Gewächses und bestelle man sofort, da der Vorrath bald vergriffen sein dürfte. Wir erlassen: 12 Stück Zwiebeln zu 2 Mark., 100 Stück 15 Mk. Zur Weinachtszeit empfehlen wir angetriebene eventuell auch blühende Freesien in Töpfen und versenden solche frostfrei.

Per Topf 3 Mark.

Preisliste über diverse zur Herbstpflanzung geeignete Stauden und Knollen, sowie Hyacinthen, Makartbouquets gratis und franco.

Gebrüder Braitmaier, Erfurt,
Handelsgärtnerei.


Das älteste und größte
Bettfedern-Lager
William Lübeck in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfd.) gute, neue

Bettfedern für 60 Pfg. das Pfund,
vorzüglich gute Sorte Mark 1,25
prima Halbdaunen nur Mk. 1,60, Mk. 2,
reiner Flaum nur Mk. 2,50 und Mk. 3.

Bei Abnahme von 50 Pfd. 5 pCt. Rabatt.
Umtausch gestattet.
Prima Inletstoff zu einem großen Bett (Decke, Unterbett, Kissen und Pfühl),
zusammen für nur 14 Mark.


Zur bevorstehenden Schlachtzeit empfehle mich den Bewohnern von Stadt und Land als Hausschlachter.
Schönberg, den 6. November 1888.

H. Groth, Siemzerstraße 131.        


In dieser Woche treffen die letzten Ladungen gelber Esskartoffeln bei mir ein. Muster halte vorräthig. Preis pro 200 Pfund netto M. 17,50 ab Bahnhof.

J. H. Freitag.        


[ => Original lesen: 1888 Nr. 87 Seite 4]

Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin.
Erste Fremden=Abonnements=Vorstellung für die Abtheilung II
am Dienstag, den 6. November 1888.
Die Folkunger, Oper in 5 Akten von Kretschmer.
Anfang 6 Uhr, Ende 9 1/2 Uhr.
Schwerin, den 2. November 1888.
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Stadt Lübeck.
Am Mittwoch, den 14. November cr.:
I. grosses Militär-
Abonnements-Concert
mit nachfolgendem BALL,
ausgeführt von der gesammten Kapelle des Schweriner Jäger=Bataillon unter Leitung des Großh. Musikdirectors Herrn A. Reckling
Anfang Abends 7 Uhr.
Wozu ergebenst einladet                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Zu der am Sonntag, den 11. November bei mir stattfindenden

Tanz=Musik
lade ich hierdurch freundlichst ein.                                                    
Zum Ausschank kommt Metbier.
                                                    F. Sterly, Selmsdorf.


Am Sonnabend, den 10. November cr., Abends 8 Uhr, in Spehr's Hotel hieselbst Versammlung des

Verschönerungs-Vereins.
Um recht rege Beitheiligung bittet                                                    
                                                    der Vorstand.


Nr. 28 275. 38 297. 70 607. 70 621. je 1/8 Loos à 15 Mk. 75 Pfg. hat zu der am 12. November d. J. beginnenden Hauptziehung der 105. Herzgl. Braunschweig. Landes=Lotterie abzugeben

A. J. Stuhr, Neubrandenburg.        


Grüne und gelbe Brecherbsen, Victoria=Erbsen, ungeschält, alle vorzüglich kochend, weiße Bohnen, Linsen, Sago, Mannagrütze, Gries, Kartoffelgraupen, Kartoffelmehl, Reismehl, Buchweizenmehl, feine und grobe Gerst- Buchweizen- und Hafergrütze, feine und grobe Graupen. An Futterstoffen halte auch Reisfuttermehl und Maisschrote.

                                                    H. Wolgast.
                                                    Bäckerei und Mehlhandlung.


Lampen=Cylinder,
bis 10 Linien à Dtz. 50 Pfg.                          
bis 14 Linien à Dtz. 75 Pfg.                          
empfiehlt                                                    J. Ludw. D. Petersen.
Wiederverkäufer erhalten Rabatt.


Christbaum=Confect!
(delicat im Geschmack und reizende Neuheiten für den Weihnachtsbaum)
1 Kiste enthält cr. 440 Stück. versende gegen 3 Mark Nachnahme.
Wiederverkäufern sehr empfohlen.

                                                    Hugo Wiese, Dresden,
                                                    Kaulbachstr. 33 I.


Geschäfts=Eröffnung.

Den Bewohnern von Schönberg und Umgegend mache ich die ergebenste Anzeige, daß ich mein Geschäft eröffnet habe und bitte um geneigtem Zuspruch. Gute Arbeit und prompte Bedienung zu den billigsten Preisen.

                                                    Achtungsvoll
                                                    L. Schramm. Klempner.
                                                     Siemzerstraße 180.


Frischer
Seifenstein und Chlorkalk
empfing und empfiehlt in bekannter Güte                          
                                                    J. F. Eckmann.


G. & O. Lüders, Hamburg,
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Säcke zeichnen à Stück 5 Pfennige, sowie sämmtliche Arbeiten billigst bei

                                                    Joach. Köster, Maler,
                                                    Schönberg i/M.


Diedr. Teschau, Messerfabrikant,
Lübeck, Breitestraße 24.
Specialgeschäft u. Fabrik in
Messerwaaren und Scheeren.
Revolver, Salonbüchsen, Pistolen, Munition, Barometer, Thermometer, Reißzeuge.
---------------
Reparatur-Werkst. Hohlschleiferei.
Neue Klingen, Korkzieher, Hefter werden eingesetzt, Kaffemühlen geschärft, Siebe eingebunden.
Neu - Anfertigungen
rasch und sauber.


Eintragungen in das Standesamts=Register des Standesamts=Bezirks Carlow.

a. Geburten.

Dem Büdner Heinrich Böttcher zu Cronscamp 1 T.
Dem Schlachter Heinrich Jacobs zu Klocksdorf 1 T.
Dem Tischler Ferdinand Murtau zu Carlow 1 S.
Dem Schuster Wilhelm Creutzfeldt zu Pogez 1 S.

b. Eheschließungen:

Der Schneidermeister Hans Joachim Gerds zu Pogez mit Catharina Maria Harms zu Samkow.

c. Sterberfälle:

Die Tischlerfrau Catharina Ohde geb. Höppner zu Pogez, 38 J. 8 M. alt.
Der Büdner Johann Peter Dittmer zu Neschow, 39 J. 11 M.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 87 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 87 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 6. November 1888.


- Schönberg. Wie oft hört man über die Zunahme des Vagabondenthums und die dadurch hervorgerufene Plage, welche namentlich auf den Bewohnern des platten Landes theilweise recht schwer lastet, Klage erheben und zur Bekämpfung dieses Uebels allerlei Mittel und Wege empfehlen, die aber dann meistens nicht zur Ausführung gelangen, weil - ja weil sie eben gewöhnlich sich als unausführbar erweisen. Jedenfalls ist aber bereits in anderen Orten ein Weg versucht worden, dem fraglichen Uebel zu Leibe zu gehen und dieser Weg besteht in der Selbsthülfe des Publikums durch Bildung von Vereinen gegen die Hausbettelei. Die planlose Wohlthätigkeit, die in dem Verabreichen von milden Gaben an die Bettler, besteht, wird dadurch abgeschafft und in bestimmte Bahnen gelenkt, wodurch erfreulicher Weise die Bettelei und das Vagabondenthum in manchen Gegenden bereits erheblich eingeschränkt worden ist. Ob nun dieser Weg schließlich zur gänzlichen Ausrottung des fraglichen, den Nationalwohlstand so sehr schädigenden Uebels führen wird, ist eine Frage, die sich zur Zeit noch nicht beantworten läßt, da hierzu Erfahrungen auf dem bezeichneten Gebiete noch nicht in hinreichendem Umfange gesammelt werden konnten; immerhin aber ist es für unsern Ort geboten, auch in der angegebenen Richtung vorzugehen und nicht länger zu zögern, denn gerade Schönberg ist ein von dem reisenden Publikum der allerniedrigsten Klasse bevorzugter Ort, was vielleicht den Wenigsten bekannt sein dürfte. Die über den Fremdenverkehr von den Polizeibeamten seit Jahren geführten Bücher, welche uns zur Einsichtnahme erstattet sind, geben den Nachweis, daß im Jahre 1882 2970 Reisende, im Jahre 1883 3291 Reisende, im Jahre 1884 3554 Reisende, im Jahre 1885 4261 Reisende und im Jahre 1886 3685 Reisende hier beherbergt wurden. Nimmt man nun auch an, daß von diesen Reisenden einige im Besitze der nöthigen Reisemittel gewesen sind, so bleibt doch eine so erschreckend große Anzahl noch übrig, die rein auf den Bettel angewiesen ist, wenn nicht zu schlimmeren Mitteln zum Erwerbe des täglichen Unterhalts gegriffen wird, daß es gewiß gerechtfertiget ist, wenn man auch an das Publikum appellirt, um dem allerseits gespürten Uebel zu begegnen.
- Schönberg. Am 2. dies. Mts. wurde in hiesiger Stadt ein Mensch angehalten, der geisteskrank zu sein schien und der schließlich als ein früher in hiesiger Stadt bedienstet gewesener Handlungsgehülfe aus W. identifizirt wurde. Nachdem ärztlicherseits seine Unzurechnungsfähigkeit festgestellt worden, wurde der bedauernswerthe Mensch einstweilen in Schutzgewahrsam genommen, dem Vernehmen nach aber später einer Irrenanstalt übergeben.
- Schönberg. Wir erfahren, das als erste Vorstellung für die Abonnenten auf die im Großherzogl. Hoftheater zu Schwerin in diesem Winter stattfindenden Fremden=Vorstellungen die Mozart'sche Oper "Don Juan" in Aussicht genommen war, wie sie für die Abonnenten der ersten Abtheilung am 31. v. Mts. stattgefunden hat. Da indessen der Hofopernsänger Herr Dierich sich bei dieser letzteren Vorstellung eine Verletzung des Fußes zugezogen hat und dadurch einige Zeit hindurch am Auftreten verhindert ist, so gelangt für die zweite Abtheilung am 6. Nov. die Kretschmer'sche große Oper "Die Folkunger" zur Aufführung und wird beabsichtigt, den "Don Juan" später folgen zu lassen.
- Schönberg. Am Freitag vergangener Woche feierte das Hauswirth Wieschendorf'sche Ehepaar in Papenhusen das Fest seiner goldenen Hochzeit im Kreise der zahlreichen Kinder, Enkel und sonstigen Angehörigen; von allen Seiten waren Glückwünsche eingelaufen, auch hatten seiner Sr. Hoheit der Großherzog den Pastor Wolff in Kirch=Mummendorf, wohin Papenhusen eingepfarrt ist, mit Ueberbringung Allerhöchstseiner Glückwünsche und einer Prachtbibel beauftragt. Möge der liebe Gott dem Jubelpaare, welches das Fest in seltener körperlicher und geistiger Frische begehen konnte, noch recht viele frohe Tage verleihen!
- Eine besondere Ueberraschung verursachten dem Kaiser in Hamburg die Tausenden von Schwänen, die die Außenalster bevölkerten. Dieselben waren vorher knapp im Futter gehalten worden und drängten sich nun um den kaiserlichen Frühstückspavillon, wo ihnen wieder Futter geworfen wurde.
- Ein raffinirter Postdiebstahl hatte seit Sonnabend Nacht in das sonst so ruhige geschäftsmäßige Treiben der Beamten des Hauptpostamts in der Spandauerstraße in Berlin große Aufregung gebracht. Nach Eingang des von Köln kommenden Abendcourierzuges, der die gesammte amerikanische, englische, französische etc. Post bringt, vermißte man im Hauptpostamt einen großen, etwa einen Meter hohen und entsprechend dicken Sack, in welchem sich außer zahlreichen gewöhnlichen Briefen auch ein ganzes Packet Einschreib=Sendungen sowie mehrere an das Auswärtige Amt gerichtete Briefschaften befanden, welche derart wichtige Mittheilungen enthielten, daß man die Briefe von Paris aus per Feldjäger nach Köln hatte bringen lassen. Es wurde nun sofort nach allen Windrichtungen hin recherchirt und depeschirt, und auch die Beamten der Kriminalpolizei entwickelten eine fieberhafte Tätigkeit. Das Resultat der Ermittelungen war schließlich folgendes: An den Wagen, der vom Bahnhof im Hof des Hauptpostamts angekommen war, war ein Mann in der Uniform der Postbeamten herangetreten und hatte nach den Einschreibsendungen gefragt. Dieselben befanden sich in zwei großen Säcken, von denen der eine dem Fremden übergeben wurde, während ein anderer Postbediensteter den zweiten Sack auf der Schulter die Treppe hinauf nach den Briefvertheilungsbureaux trug. Von beiden Säcken ist nur der letztere an seinem Bestimmungsort angelangt, der andere ist jedenfalls von einem falschen Postbeamten, der früher thatsächlich bei der Hauptpost beschäftigt und daher von dem Geschäftsgang daselbst genau unterrichtet gewesen sein soll, nach einem von langer Hand vorbereiteten Plan gestohlen und seinen in der Kleinen Poststraße harrenden Genossen durch das Fenster der ersten Etage hinabgeworfen worden. Dieser vermißte Briefsack ist durch einen glücklichen Zufall am Montag Morgen im Schiffahrtskanal aufgefunden worden. Die erwähnten, für das Auswärtige Amt bestimmten Briefschaften fanden sich unverletzt vor, ebenso die gewöhnlichen Briefe, der größte Theil der Einschreibebriefe indes ist geöffnet und seines Inhalts beraubt worden. Es ist schwer festzustellen, wie hoch sich die entwendete Summe belaufen mag, da die amerikanischen Geschäftsleute Geld= und Werthsendungen meist nicht postalisch zu deklariren, sondern nur zu versichern pflegen. Am Montag war man in der Registratur C des Hauptpostamts mit dem Sortieren und Trocknen der völlig durchnäßten Briefschaften beschäftigt. Auf Tischen, Bänken und dem Fußboden lagen Hunderte von nassen Briefen und Drucksachen, welche im Laufe des Tages wohl zur Verwunderung der Adressaten in gedörrtem Zustand zur Bestellung gelangt sind.
- Der "Hamburgische Correspondent" meldet, daß die Berliner Postdiebe am Donnerstag bereits in Hamburg verhaftet worden seien. Ein ehemaliger Postassistent hatte den Versuch gemacht, bei einem Bankier verschiedene Koupons einzulösen, der Bankier aber schöpfte Verdacht, benachrichtigte die Polizei, welche die Genossen des Postassistenten im Gasthof dabei erwischte, wie sie Koupons in einen Koffer verpackten. Die Werthsumme der gestohlenen Papiere ist eine sehr bedeutende. (Allein ein Pariser

[ => Original lesen: 1888 Nr. 87 Seite 6]

Haus soll in einem der gestohlenen Postbeutel eine Million Lire nach Berlin gesandt haben.)
- Blitzzüge zwischen Berlin und Rom, bezw. Neapel via Gotthardt, sollen nunmehr auf Anregung der italienischen Regierung eingerichtet werden. Es schweben diesbezügliche Unterhandlungen.
- Auf das Dreirad in den Berliner Straßen ist jetzt auch das Fünfrad gefolgt und zeigte sich am Donnerstag und Freitag in der Leipziger und Friedrichstraße. Das fünfrädige Fahrzeug trug nicht weniger als 7 Personen, die sich fast sämmtlich in der bekannten Weise an der Fortbewegung betheiligten. Darnach dürfte es jetzt bis zum Veloziped=Omnibus nur noch ein Schritt sein.
- Dem Feldmarschall Fürsten Blücher soll in Kaub, wo er mit seiner Armee über den Rhein ging, ein Nationaldenkmal errichtet werden.
- Die aus St. Goarshausen am Rhein berichtet wird, geht, vom schönsten Wetter begünstigt, die Weinlese ihrem Ende entgegen. Sowohl Qualität wie Quantität sind einigermaßen befriedigend ausgefallen. Die Qualität ist besser als man vor dem Herbste erwartete. Der Frost hat im großen ganzen keinen nennenswerthen Schaden angerichtet. Für die Ohm werden von den Winzern 42-52 Mk. gefordert.
- Eine Mäuseplage herrscht gegenwärtig im Königsberger Landkreise, wie sie noch nicht beobachtet worden ist. Der Schaden, den diese Thiere an dem ungedroschenen Getreide in den Scheunen anrichten, ist außerordentlich groß. Auf einer Besitzung bei Mollehnen ist z. B. ein 20 Fuder Roggen enthaltender Schober derart von den Mäusen heimgesucht, daß er nur einen Erdrutsch von fünf Scheffeln Körner ergeben hat. Alle angewendeten Mittel zur Vertilgung der Thiere erweisen sich als unzureichend und die Leute stehen thatsächlich rathlos da.
- Am 29. v. M. wurde die internationale Kunstausstellung in München ohne besondere Festlichkeiten geschlossen, nachdem dieselbe ein sehr günstiges financielles Resultat, 100 000 M. Ueberschuß ergeben hat. Verkauft sind Kunstwerke für 1 050 000 M. das ist 27 Prozent der verkäuflichen Bilder.
- München steckt in einer Art von Gründungsfieber. Tagtäglich werden Aktienunternehmen gegründet, ganze Straßen werden auf Aktien gekauft, die Häuserpreise wachsen zu unglaublicher Höhe und die künstliche Bewegung hat sogar die kleinen Kapitalisten und Gewerbsleute ergriffen. Mancher Häusermakler soll an einem Vormittag 30-40 000 Mark "verdient" haben. Die ältesten und solidesten Brauereien werden von Bankleuten so überlaufen, es werden so fabelhafte Summen geboten, daß der festeste Mann ins Wanken kommt, und schließlich der Gründung zustimmt. Auch eine "katholische Bank" wird gegründet, um das "gute katholische" Volk anzulocken, namentlich auch durch das ausgesprengte Gerücht, der Fürst von Taxis vertraue der Bank seine Millionen an. Die Leute scheinen den Krach von 1873 ganz vergessen zu haben.
- In Nürnberg haben Maurer, die mit dem von einem benachbarten Wirth gelieferten Bier nicht zufrieden waren, sämtliche Maßkrüge in den Neubau eingemauert.
- Am 30. v. M. wurde der Böttchergeselle Kullmann aus dem Zuchthause St. Georgen in das Gefängniß zu Amberg gebracht. Kullmann hat die ihm wegen des Mordversuches auf den Fürsten Bismarck zuerkannten 14 Jahre verbüßt, hat jedoch noch 7 Jahre in Amberg wegen Meuterei im Zuchthause und wegen Verletzung eines Aufsehers zu verbüßen.
- 4 1/2 Jahre im Zuchthaus saß der Bergmann Lischenski, der im April 1884 von den Geschworenen in Essen eines Mordes schuldig erkannt worden war. Vielerlei Umstände machten die Wiederaufnahme der Untersuchung nöthig. Er wurde wiederum vor die Geschworenen gestellt und freigesprochen. Die Geschworenen veranstalteten sofort eine Sammlung für den Armen.
- Nicht wenig erstaunt war ein Wiener Kaufmann in Paris als an einem öffentlichen Ort der Radetzky=Marsch gespielt und endlos gejubelt wurde. Er fand aber bald die Erklärung: ein französischer Musiker hatte den größten Theil des Marsches einfach "entlehnt" und den Marsch "La Revanche" betitelt. Daher der Jubel und die Dacapo=Rufe.
- Eine Patrouille von 4 Mann und 1 Unteroffizier mit scharf geladenen Gewehren und einer Laterne bewaffnet, marschierte allabendlich von dem Fort Valerien bei Paris nach dem Bahnhof Surens und zurück, allabendlich seit 1871. Niemand kannte den Zweck. Der Kriegsminister Freycinet hat ihn jetzt entdeckt und die Patrouille ganz im Stillen abgestellt. Als 1871 die Deutschen Paris belagerten, mußten an jedem Abend Pariser Offiziere sich nach dem Mont Valeriean begeben, um die Fortschritt der deutschen Belagerer zu beobachten; um sie vor Beleidigungen verkommener Einwohner von Paris zu schützen wurde ihnen eine Patrouille mitgegeben. Und diese marschirte bis vorige Woche. Keiner der Dutzende von Kriegsministern hatte den Unsinn entdeckt.
- Zu Pferd nach Italien. In den Kreisen der Berliner Sportswelt erregt die Reise eines Millionärs mittelst Reitpferdes nach Italien allgemeines Interesse. Der Betreffende, ein Herr S., hat am 1. September die Reise nach Nizza angetreten, und zwar benutzt er ausschließlich seine eigenen Reitpferde. Am 14. September befand sich der schneidige Reiter bereits in Zürich, von da überschritt er gleichfalls zu Pferd den St. Gotthardpaß, um am 6. Oktober in die Thore von Mailand einzureiten. Oberitalien zu Pferd durchstreifend, gedenkt Herr S. am 1. November in Nizza anzulangen, von wo er, nach mehrtägigem Aufenthalt, auf gleichem Weg die Rückreise nach Berlin antreten wird. Herr S. reitet durchschnittlich 10 Stunden den Tag, die drei Pferde, welche er benutzt, sind Trakehner Zucht.
- Zu einer Katzenausstellung in London sind 514 Katzen eingeliefert, bildschöne Schnurrer, die aber keine Maus fangen.
- Beim Wettrennen in Borres in Irland hat ein Pferd, an welchem vor 14 Tagen der Luftröhrenschnitt vollzogen worden war und das eine Kanüle in der Kehle trägt, den Preis erlaufen.
- Der Keuchhusten. Beständig mehren sich die Krankheiten, als deren Ursache sich anscheinend Mikroorganismen (kleine lebende Gebilde) herausstellen. Durch einen russischen Forscher, Professor Dr. Afanassieff in Petersburg, ist vor Kurzem der sichere Nachweis erbracht worden, daß auch der Keuchhusten eine Infectionskrankheit ist, erzeugt durch einen specifischen Mikroorganismus, den sein Entdecker Bacillus tussis convulsivae genannt hat. Dieser befindet sich in großer Menge neben vereinzelten anderen Bakterien in dem Auswurf von keuchhustenkranken Kindern und ist durch Eigenschaften (Art seines Wachsthums und seiner Vermehrung) scharf gekennzeichnet. Er bildet kurze, zarte Stäbchen, die theils einzeln, theils zu zweien gepaart liegen, oder in langgezogenen Ketten aneinander gereiht sind. Von diesen Bakterien lassen sich auf verschiedenen Nährböden (Gelatine, Agar=Agar, Kartoffeln) Kolonieen züchten, die wieder charakteristische Form und Farbe haben. Spritzt man jungen Hunden oder Kaninchen dieses Bakterium durch die Luftröhre oder unmittelbar in die Lunge, so werden bei den Thieren Krankheitserscheinungen hervorgerufen, die dem Keuchhusten sehr ähneln. Bei den angesteckten Thieren haften die betreffenden Bakterien auf der Schleimhaut der Luftwege. Der specifische Bacillus konnte auch in den Leichen der Kinder nachgewiesen werden, die an Keuchhusten zu Grunde gegangen waren, und zwar in den Lungen und in dem Schleim der Athmungswege. Auf diese jetzt klargestellte bakterielle Natur des Keuchhustens ist gewiß auch der Erfolg zurückzuführen, den man neuerdings mit desinfizierenden und antiseptischen Mitteln, wie Karbolsäure u. a., gegen diese tückische Krankheit erreicht hat.
- Den Rauchern thut es wohl, daß dem viel verleumdeten Taback einmal etwas Gutes nachgesagt wird, noch dazu von einem Arzt. Dieser, ein Italiener, hat nach vielen Untersuchungen gefunden, daß der Tabacksrauch die Entwicklung der Bakterien die incognito im Leibe des Menschen so viel Unheil anrichten, theils hemmen, theils ganz verhindern, namentlich der Cholera= und der Typhus=Bazillen.


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