No. 86
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. November
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 86 Seite 1]

Kaiser Wilhelm in Hamburg.

Zur Beiwohnung der feierlichen Grundsteinlegung bei den Zollanschlußbauten hatte sich Kaiser Wilhelm am Montag Vormittag nach der alten, festlich geschmückten Hansestadt begeben und ist dort mit unendlichem Jubel begrüßt worden. Großartig war das Bild der ersten deutschen Handelsstadt im Festglanz. Am Sonntag waren schon die Mitglieder des Bundesrathes, die Vertreter der verbündeten Regierungen, eingetroffen, ihnen zu Ehren gab der Senat ein Festdiner. Am Montag Vormittag wurden die letzten Festausschmückungen in den Straßen beendet, die von wogenden Menschenmassen bedeckt waren. Weit her aus Schleswig=Holstein, Hannover, Mecklenburg, Pommern u. s. w. waren die Festgäste eingetroffen. Das Wetter war trübe, indessen trocken. Am Montag Mittag 12 Uhr traf der Kaiser auf der Lombardsbrücke ein und wurde in dem daselbst errichteten Pavillon von einer Senatsdeputation unter Führung der Bürgermeister Versmann und Petersen begrüßt. Der Monarch, welcher Generals=Uniform und den Hohenzollernmantel trug, drückte den Bürgermeistern herzlich die Hände und sagte, es gereiche ihm zu besonderer Freude, diesem festlichen Acte beiwohnen zu können. Von hier begab sich der Kaiser zu Fuß über den mit einem Zeltdache geschmückten Rundsteg nach der "Alsterlust", wo er mit den Vertretern der Stadt und den Spitzen der Behörden ein Frühstück einnahm. Die Barkasse "Oskar", welche Se. Majestät darauf mit den Herren seines Gefolges bestieg, sah prächtig aus. Sie trug einen weißen Schwan als Gallione und war reich vergoldet; die Kajüte war fortgenommen und statt derselben ein Baldachin in den Hamburger Fahnen angebracht. 30 Alsterdampfer und zahlreiche reich geschmückte Boote begleiteten die Kaiser=Barkasse bis zum Jungfernstieg. Der Kaiser stand aufrecht im Boote, während ihm alles zujubelte. Donnernder Enthusiasmus erhob sich bei der Landung am Jungfernstiege. Nachdem der Kaiser, in dessen Gefolge sich der mit endlosen Ovationen begrüßte Graf Moltke und die Minister von Bötticher und Graf Bismarck befanden, die Front der dort aufgestellten Ehrenkompagnie abgeschritten hatte, bestieg er an dem wundervollen Triumphbogen die mit vier Pferden bespannte Equipage. Im zweiten Wagen folgten Graf Moltke und Graf Herbert Bismarck, ferner das übrige Gefolge. Die Fahrt ging langsam durch die Feststraßen. Der Kaiser schien überrascht durch die Pracht der Decorationen und dankte freundlich für die Huldigungen. Die Fahrt ging zur Brooksbrücke, wo der Kaiser den Grundstein legen sollte. Zu der Feier trat der Monarch unter dem Jubel der dichtgedrängten Volksmenge unter den dort errichteten prachtvollen Baldachin; auf einem Podium rechts standen die Bevollmächtigten zum Bundesrath, das Präsidium und die Mitglieder des Reichstages, die Reichsbeamten. Links standen die Hamburger Behörden. Als der Kaiser nahte, empfing ihn eine schmetternde Fanfare. Der Senat führte den Monarchen auf seinen Festplatz, die Musik spielte die Nationalhymne. Nachdem das Gefolge und die hohen Herrschaften Platz genommen, dankte Bürgermeister Dr. Versmann dem Kaiser für seine Theilnahme, verlas die Urkunde über die Feier und bat den Kaiser, den Schlußstein einzufügen. Hierauf geleiteten die beiden Bürgermeister Se. Majestät nach dem Brückenportal, wo der erste Vorsitzende der Baudeputation die silberne Kelle überreichte. Der Kaiser warf mit feierlichem Ernste den bereit gehaltenen Mörtel an den Stein; die Gewerbe, in Festtracht, vollzogen darauf die Vermauerung. Dann überreichte der zweite Vorsitzende der Baudeputation Sr. Majestät den silbergetriebenen Hammer, worauf der Kaiser drei Hammerschläge mit den Worten that: "Zur Ehre Gottes, zum Besten des Vaterlandes, zu Hamburgs Wohl." Ebenso thaten nach einander drei Schläge: Graf Moltke, die Bürgermeister von Hamburg, die Mitglieder des Bundesrathes, der Vorstand des Reichstages, die Präsidenten der Bürgerschaft, der preußische Gesandte etc. Es herrschte eine feierliche Stille. Nunmehr hielt Prediger Dr. Hirsche die Weiherede, und dann sang die ganze Versammlung: "Allein Gott in der Höh' sei Ehr!" Bei dem nun folgenden Hoch auf den Kaiser fand die Begeisterung kein Ende; die Musik spielte die Nationalhymne, welche entblößten Hauptes von der Menge gesungen ward. Darauf wieder endloser Jubel, unter welchem der Kaiser die Dampfbarkasse abermals bestieg, um eine Rundfahrt durch die neuen Zollanlagen anzutreten. Ueber die neue Elbbrücke ging es im weiten Kreise zurück zum neuen Jungfernstieg. Eine kurze Ruhepause folgte, welche der Kaiser in dem alten, mit gediegener Pracht ausgestatteten Jenisch'schen Hause am Jungfernstieg, welches zum Empfang des hohen Gastes prächtig geschmückt war, verbrachte. Die Besitzerin, Fräulein Jenisch, begrüßte den Kaiser an der Seite des Bürgermeisters Versmann, der Kaiser zog sich kurze Zeit zurück und erschien dann wieder im Salon, mit den befohlenen Herren sich huldvoll unterhaltend. Die liebenswürdige Wirthin wurde von dem Kaiser besonders ausgezeichnet. Durch die prachtvoll erleuchteten Straßen begab sich der Kaiser sodann zur Kunsthalle, wo das glänzende Festbankett stattfand. Der Kaiser saß zwischen den beiden Bürgermeistern der Hansestadt. Der Eingang erfolgte unter einem prachtvollen, weißrothgoldenen Baldachin. Bürgermeister Dr. Petersen brachte das Hoch auf den Kaiser aus, der mit herzlichem Danke für den so glänzenden Empfang seine besten Wünsche für das Gedeihen Hamburgs vereinte. Nach der Einnahme des Kaffees kehrte der Kaiser zur Bahn zurück, dankte nochmals und verließ unter begeisterten Hochrufen die Stadt. Eine kurze Fahrt brachte ihn nach dem nahen Friedrichsruh, auf dessen glänzend erleuchteten Bahnhof er

[ => Original lesen: 1888 Nr. 86 Seite 2]

vom Reichskanzler begrüßt wurde. Der Kaiser dankte dem Fürsten in herzlichster Weise und begab sich dann mit ihm nach dem Schlosse, fortwährend von lauten Hochrufen begrüßt. Dienstag Nachmittag erfolgte die Rückkehr nach Berlin. In Hamburg blieben die Festgäste vereint, außerordentlich prachtvoll gestaltete sich die Illumination.
Nach amtlicher Mittheilung lautet die wichtigste Stelle in der Antwort des Kaisers an die städtische Deputation, wie folgt: Während er, der Kaiser, auf der Reise gewesen sei, hätten die Tageblätter seiner Haupt= und Residenzstadt die Angelegenheiten seiner Familie in einer Art und Weise an die Oeffentlichkeit gezogen und besprochen, wie sich ein Privatmann dies nie würde gefallen lassen. Er sei dadurch nicht nur schmerzlich berührt, sondern sein Unwille sei dadurch erregt worden, vor allem bitte er sich aus, daß das fortdauernde Zitieren seines seligen Vaters gegen seine Person endlich unterbleibe; es verletze ihn als Sohn aufs Tiefste und sei unpassend im höchsten Grade. Er gebe sich der Erwartung hin, daß wenn er Berlin zu seiner hauptsächlichen Residenz wähle (und ihn als einen Berliner ziehe es immer dahin) man davon absehen werde, intime Beziehungen seiner Familie zum Gegenstand der Erörterung in der Presse zu machen. Die Aufgaben, welche Fürst und Volk vereinten, um unser Vaterland groß und glücklich zu machen, seien bedeutend und mannigfach genug, um sich mit voller Wärme ihnen hinzugeben und sich mit ihnen zu beschäftigen und alle anderen Dinge wie die vorerwähnten ruhen zu lassen.
Der deutsche Reichstag wird am 20. November in Berlin zusammentreten. Zum ersten Präsidenten an Stelle des Herrn v. Wedell wird voraussichtlich der frühere Präsident v. Lewetzow gewählt werden.
Zu Liegnitz hat eine neue Beschlagnahme der Mackenzie=Broschüre stattgefunden.
Die russische Kaiserfamilie hat sich am Sonntag von Bukn nach Sewastopol einschifft. Der Abschied der Bevölkerung war ein sehr herzlicher und der Kaiser hat sich sehr befriedigt über seine Aufnahme ausgesprochen. In Sewastopol wird der Zar eine Revue über die Flotte des Schwarzen Meeres abhalten. Von dort geht es nach St. Petersburg zurück.


- Schönberg. Die diesjährigen Herbstcontrolversammlungen im Fürstenthum Ratzeburg werden am 28. November stattfinden und zwar in Schönberg Morgens 9 Uhr und in Schlagsdorf Mittags 1 Uhr.
- Schönberg. Am 27. v. Mts. wurden in der regelmäßigen Generalversammlung des hiesigen Geflügelzuchtvereins die auf die stattgehabte Ausstellung bezüglichen Rechnungen vorgelegt, woraus sich für die Casse ein Mehrkostenbetrag von 10,85 M. zur Deckung ergab. Hiernach wurden die bisher nicht abgeholten Gewinne, bestehend in mehreren Topfpflanzen und 1,1 Stamm blauer Italiener, unter den Erschienenen versteigert und der Erlös einstweilen zur Casse genommen. Nachdem jetzt die Tagesordnung erschöpft war, wurde dem Vorsitzenden für seinen Gelegenheits der Ausstellung an den Tag gelegten Eifer und Umsicht von den Erschienenen der Dank des Vereins ausgesprochen und damit die Versammlung geschlossen.
- Schönberg. Dem Hauswirth E. Maaß in Lindow wurde eine unangenehme Ueberraschung zu theil, als er im Anfang dieser Woche auf seinen Räucherboden stieg, und hier bemerkte, daß das auf demselben befindliche Fleisch bis auf eine halbe Seite Speck gestohlen war; am Freitag der vergangenen Woche war das Fleisch noch unversehrt auf dem Räucherboden gewesen. Hoffentlich gelingt es, den Thäter zu ermitteln und ihm die verdiente Strafe angedeihen zu lassen.
- Das Städtchen Hünfeld, Station der Bebra=Frankfurter Bahn, das etwa 1800 Einwohner zählt, steht seit Montag früh in Flammen. Etwa 150 Häuser, also gut 3 Viertheile der Stadt, darunter die Post und das Rathhaus, sind bereits niedergebrannt. Ueber 1000 Personen sind obdachlos, der Schaden wird auf 2 Millionen Mark geschätzt. Die Kirche ist verschont. Das Unglück ist so groß, daß es jeder Beschreibung spottet. Auch in dem benachbarten Großenbach wüthet eine Feuersbrunst.
- Einen eigenartigen Tod erlitt in Flensburg der Todtengräber Sörensen. Man fand denselben vom Schlage gerührt in sitzender Stellung in einer neugegrabenen Grabstätte auf dem neuen Kirchhofe tod vor.
- In Löwenberg in Schlesien verunglückte eine Semmelverkäuferin in ihrer Wohnung dadurch, daß dieselbe einer auf dem Fußboden stehenden Petroleumlampe zu nahe kam, es verbrannte die 70jährige Frau so, daß nur stückweise die einzelnen Körpertheile gesammelt werden konnten, indem das Fleisch sich von den Knochen loslöste.
- In Posen brach in der Sonnabends=Nacht auf dem Zentralbahnhof in der Haupt=Werkstatt großes Feuer aus, vernichtete ein Gebäude fast gänzlich, ferner 50 darin befindliche Waggons und viel Material. Der Schaden beträgt angeblich eine halbe Million Mk.; 400 Arbeiter sind brodlos geworden.
- Victor Neßler, der Komponist des "Rattenfänger von Hameln" und des "Trompeter von Säckingen", komponiert eine neue Oper, die in seiner Vaterstadt Straßburg spielt und die in München zuerst zur Aufführung kommt.
- "Boulanger" nennen die Rheinpfälzer, welche schlechte Jahrgänge gern mit Spitznamen taufen, den 1888er Wein.
- Die Meldefrist der Fremden in Frankreich wird durch ein jetzt erschienenes Dekret bis zum 1. Januar verlängert.
- Die Polizei in London dressiert Bluthunde, um sie auf die Spur der Mörder zu setzen und zu hetzen.
- Aus Uleaborg (Norden Finnlands) wird telegraphisch gemeldet, daß dort festes Eis ist. Die Temperatur ist 18 Grad unter Null und eine vollständige Schlittenbahn bereits vorhanden.


Anzeigen.

Zur öffentlich meistbietenden Wiederverpachtung der Lagerplätze am hiesigen Hafen steht ein Termin auf

Sonnabend, den 3. November d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

vor dem Großherzoglichen Domainen=Amte an, wozu Pachtliebhaber hierdurch mit dem Bemerken geladen werden, daß die Bedingungen im Termin bekannt gemacht werden.
Schönberg, den 25. Oktober 1888.

Großherzogl. Mecklb. Domainen-Amt.
F. Graf Eyben.

H. Spieckermann.        


Bekanntmachung.

Zur Ausführung des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886, betreffend die Unfallversicherung der in land= und forstwirthschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen werden die Gemeindebehörden des Landes, d. h. in den Städten die Magistrate, in allen übrigen Ortschaften die Ortsobrigkeiten (Großherzogliche Landvogtei, Gutsherrschaften) aufgefordert, nunmehr für ihre Bezirke die Verzeichnisse der Unternehmer der unter § 1 des Reichsgesetzes fallenden Betriebe in Maßgabe des § 34 desselben, sowie nach den Bestimmungen der landesherrlichen Verordnungen vom 31. Mai 1887 und 19. December 1887 (Offic. Anzeiger Nr. 21 und 45, für Ratzeburg Nr. 12 und 28) aufzustellen und in doppelter Ausfertigung

bis zum 15. December ds. J.

an den Vorstand der Berufsgenossenschaft für die Unfallversicherung der land= und forstwirthschaftlichen Arbeiter des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz in Neubrandenburg einzusenden.
In die Verzeichnisse sind sämmtliche Unternehmer land= und forstwirthschaftlicher Betriebe, sowie land= und forstwirthschaftlicher, nicht unter § 1 des Unfallversicherungsgesetzes vom 6. Juli 1884 fallender Nebenbetriebe, auch der Betriebe der Kunst= und Handelsgärtnerei aufzunehmen mit Ausnahme derjenigen, welche nach Bestimmung des Statuts der Genossenschaft von der Zahlung von Beiträgen für die von ihnen beschäftigten Personen befreiet sind.

[ => Original lesen: 1888 Nr. 86 Seite 3]

Ueber solche Befreiung von Beiträgen bestimmt das Genossenschaftsstatut im § 27 sub 3.
Unternehmer, deren Betrieb nur in der Haltung von 2 Kühen und in der Bebauung von 43,36 Ar. (200 []Ruthen) Ackerland besteht, sind bezüglich der von ihnen beschäftigten Personen von Beiträgen befreit.
Ohne Rücksicht auf die Größe der bewirthschafteten Fläche sind befreit die Tagelöhner und die Deputatisten auf den Höfen, soweit solche als Betriebsunternehmer anzusehen sind.
Die Befreiung findet auf Handelsgärtnereien keine Anwendung.
Formulare für die Aufstellung der Verzeichnisse sind sämmtlichen Gemeindebehörden, bezw. Ortsobrigkeiten, von hier zugesandt worden.
Neustrelitz, den 30. October 1888.

Großherzogliches Landesversicherungsamt.
v. d. Decken.


Holz=Auction.
im Vitenser Forste.
Revier Törber Holz

am Dienstag, den 6. November 1888, über
            eichen Bau= und Nutzholz Drümme,
            Eichhester zu Pfahlholz,
            eichen Kluftholz,
            eichen Knüppelholz,
            eichen Zweigholz.
Versammlung Morgens 9 Uhr bei der großen Eiche.
Rehna, den 31. October 1888.

Großherzogliche Forstinspection.


Bekanntmachung.

Das Flachsreinigen in der Flachsreinigungs=Anstalt zu Schönberg, Fürstenthum Ratzburg, beginnt in den nächsten Tagen, und ersuche ich die Herren Landwirthe, welche diese Anstalt zum

Frau Amtmann Drevs.
pr. L. Stoll.


Kampf=
genossen-
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

III. ordentliche Versammlung
am 4. November 1888.

Tagesordnung:
        1. Aenderung des §. 9.
        2. Feier des 1. December.
        3. Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Nr. 28 275. 38 297. 70 607. 70 621. je 1/8 Loos à 15 Mk. 75 Pfg. hat zu der am 12. November d. J. beginnenden Hauptziehung der 105. Herzgl. Braunschweig. Landes=Lotterie abzugeben

A. J. Stuhr, Neubrandenburg.        


G. & O. Lüders, Hamburg,
empfehlen                                                    
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                                                    Schönberg i/M.


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                                                    J. Boye.


Zu der am Sonntag, den 11. November bei mir stattfindenden

Tanz=Musik
lade ich hierdurch freundlichst ein.                                                    
Zum Ausschank kommt Metbier.
                                                    F. Sterly, Selmsdorf.


Grüne und gelbe Brecherbsen, Victoria=Erbsen, ungeschält, alle vorzüglich kochend, weiße Bohnen, Linsen, Sago, Mannagrütze, Gries, Kartoffelgraupen, Kartoffelmehl, Reismehl, Buchweizenmehl, feine und grobe Gerst- Buchweizen- und Hafergrütze, feine und grobe Graupen. An Futterstoffen halte auch Reisfuttermehl und Maisschrote.

                                                    H. Wolgast.
                                                    Bäckerei und Mehlhandlung.


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Die Maienblume des Caplandes.
Freesia refracta alba.

Unter diesem Namen kommt jetzt ein Zwiebelgewächs in den Handel, welches das aufmerksamste Interesse eines jeden Blumenfreundes verdient. Prachtvoll wohlriechend sind die weißen unzähligen Blüthentrauben, ihr Duft ist köstlicher und intensiver als der der feinsten Orchideenblumen. Während des Winters im Zimmer cultivirt, duften sie das ganze Zimmer aus und der Blumenfreund wird entzückt sein von den lieblichen Freesien. Je nachdem man sie pflanzt blühen sie vom Dezember bis April. Will man sie in's Freie haben, so pflanze man die Knollen im October aus und bedecke die Stellen etwas gegen Frost. Die Blumen erscheinen hier im Mai und werden auch hier das Auge des Blumenfreundes auf sich lenken.
Wir empfehlen die Anschaffung dieses wirklich schönen Gewächses und bestelle man sofort, da der Vorrath bald vergriffen sein dürfte. Wir erlassen: 12 Stück Zwiebeln zu 2 Mark., 100 Stück 15 Mk. Zur Weinachtszeit empfehlen wir angetriebene eventuell auch blühende Freesien in Töpfen und versenden solche frostfrei.

Per Topf 3 Mark.

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Gebrüder Braitmaier, Erfurt,
Handelsgärtnerei.


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Ich suche zum sofortigen Antritt einen
Kutscher,

der mit landwirthschaftlichen Arbeiten vertraut ist und im Besitze guter Zeugnisse ist.
Carlow (im Fürstenth. Ratzeburg), 30. Oct. 1888.

A. v. Linstow.        


Arco Entlaufen am 31. Oktober ein
brauner Hühnerhund
       L. Rickmann=Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 86 Seite 4]

Gebrüder Barg.
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Zu dem am 21. November d. J. bei mir stattfindenden                          
Landmanns-Balle
erlaube ich mir die Herren Hauswirthe hierdurch freundlichst einzuladen.                          
Schönberg.                                                    J. Boye.


Stadt Lübeck.
Am Mittwoch, den 14. November cr.:
I. grosses Militär-
Abonnements-Concert
mit nachfolgendem BALL,
ausgeführt von der gesammten Kapelle des Schweriner Jäger=Bataillon unter Leitung des Großh. Musikdirectors Herrn A. Reckling
Anfang Abends 7 Uhr.
Wozu ergebenst einladet                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Kirchliche Nachrichten
Sonntag, den 4. November.
Reformationsfest.
Collecte für die Lauenb.=Ratzeburgische Bibelgesellschaft
Vormittagskirche: Pastor Langbein.        
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Kaempffer.        
Amtswoche: Pastor Langbein.           


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 5.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 86 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 86 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 2. November 1888.


Das Fürstenthum Ratzeburg im Anfange dieses Jahrhunderts bis zum Ende der Freiheitskriege.
Festrede, gehalten zur Feier des 70. Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs Friedrich Wilhelm
von Prorektor Dr. Juling.
17. October 1888.
                                                      (Schluß.)                          Nachdr. verbot.

In Folge dieses Erlasses geht eine gewaltige Bewegung durch das ganze Ländchen, und schon acht Tage später wird eine Petition an den Herzog abgesandt, sie nennt sich: "Unterthänigste Vorstellung und Bitte von Seiten des Schulzen Oldörp=Resdorf, des Hauswirths Karsten Lühr zu Petersberg, des Hauswirths Robrahn zu Demern und des Schulzen Ahrendt zu Groß=Siemz, Namens sämmtlicher Dorfschaften der Herzoglichen Aemter Schlagsdorf und Schönberg," und es heißt darin: "Durchlaucht! Das unterm 2. d. M. erlassene höchste Patent ruft die jungen Männer des Fürstenthums Ratzeburg zum Kampf fürs Vaterland. Gerne und willig werden die Eingesessenen der Herzogl. Aemter Schlagsdorf und Schönberg dem Rufe des theuersten Landesvaters folgen. Wir dürfen hoffen, daß die Zahl der aus unsern Ortschaften zu stellenden Krieger nach einiger Zeit größtentheils durch Freiwillige vollzählig würde. Wir begreifen aber, daß die Vertheidigung der gerechten Sache eine schleunige Stellung vieler Krieger nöthig macht und daß daher Mittel zur Beförderung schneller Entschließungen eintreten müssen. - Da auch die Pflicht der Vertheidigung des Vaterlandes für jeden guten Unterthan Ew. Herzogl. Durchlaucht gleich stark ist, und es uns nicht unbillig scheinet, daß auch derjenige Hauswirth, welcher entweder keine Söhne hat, oder dessen sonst dienstfähige Söhne vielleicht unter oder über dem zum Militärdienst bestimmten Alter sind, zur Vertheidigung des Vaterlandes auf irgend eine Art beitragen, so wagen wir es, zur Beförderung einer schnelleren Komplettirung der zu stellenden Mannschaft und zur Beobachtung einer Gleichheit in der Concurrenz, ehrfurchtsvoll zu bitten,
daß Ew. Herzogl. Durchlaucht geruhen mögen zu verfügen, daß die Stellung der Rekrutenzahl für die Aemter Schlagsdorf und Schönberg durch eine Werbung mittelst Handgeld, welches wir, so viel dazu erforderlich ist, nach dem Verhältniß unserer Besitzungen schleunigst aufzubringen bereit sind, befördert werde." etc.
Es ist eine Freude zu sehen, wie alles im Lande lebendig wird und den größten Eifer entwickelt. Förmlich beleidigt schreibt z. B. der Pächter von Gr. Molzahn an das Amt: "Der Hof Gr. Molzahn wird jedesmal, auch ohne die starke Androhung: "wenn's möglich ist", den Requisitionen genügen." Die Meldung der Freiwilligen, die Aushebung der übrigen Mannschaft, die Auswahl der für das Husaren=Regiment nöthigen Pferde, das Alles wird unglaublich schnell besorgt. Schon am 29. April meldet Twachtmann: "Die aus dem hiesigen Fürstenthum ausgehobenen 75 Remontepferde sind gestern gegen Mittag abgegangen. Die zum Eintritt in das Husaren=Regiment bestimmten jungen Leute sind heute früh gegen 9 Uhr in Begleitung des zugleich mit abgegangenen Husaren=Commandos von Schönberg aufgebrochen" und er setzt noch expreß in einer Randbemerkung hinzu: "Diese junge Mannschaft ist voller Freude und mit dem frohesten Sinn von hier abgefahren, ihrer heiligen Bestimmung entgegen."
Es werden noch andere Leistungen verlangt, im Juli z. B. 30 Pferde für die Artillerie des Kronprinzen von Schweden. Der Befehl datirt aus Neustrelitz vom 21. Juli und am 3. August müssen die Pferde schon in Neubrandenburg sein. Eine Stafette von Neustrelitz braucht bis Ratzeburg 1 1/2 Tage (z. B. mittags zwölf aus Neustrelitz, abends sechs aus Waren, zwei Nachts aus Güstrow, elf vormittags aus Schwerin, vier nachmittags aus Gadebusch, abends acht in Ratzeburg) und trotz dieser Zögerungen gehn die Pferde schon am 28. ab.
Daß unsere Landsleute, vor Allem die Husaren, im Kriege im vollen Maße ihre Schuldigkeit gethan haben, ist bekannt; es geht auch hervor aus einem späteren Erlaß des Herzogs nach der Rückkehr Napoleons von Elba. Dieser letzte Aufruf aus den Freiheitskriegen lautet:
"Die neuesten Ereignisse in Frankreich rufen wiederum die größten Mächte Europas und ganz Deutschland zu den Waffen. Auch wir sind zur Theilnahme an diesem Kampfe verpflichtet, von dessen Ausgange die Erhaltung der glorreich erkämpften Freiheit, die Sicherheit des Eigenthums, das Glück und die Ruhe aller Einzelnen abhängt. Es gilt aufs neue, große Opfer freudig zu bringen.
Unserer Verpflichtung aufs schnellste und mit unseren besten Kräften nachzukommen, wollen wir das bewährte vaterländische Husaren=Regiment wiederum ins Feld stellen.
Zur Ergänzung desselben fordern Wir Euch junge Männer Unseres Landes auf, freiwillig in das Regiment einzutreten, somit Euch anzueignen den Namen, welchen Tapferkeit und Mannszucht ihm rühmlich erworben. Euch zu gewinnen gleichen Dank, gleiche Achtung des Vaterlandes. Nur für die Dauer des bevorstehenden Krieges nimmt das Vaterland - Wir versprechen es feierlich - die Dienste Aller, Eurer der neu eintretenden, wie der älteren freiwillig bleibenden, in Anspruch.
Wer hiernach sich berufen fühlt und Zeugnisse seines Wohlverhaltens aufzuweisen hat, kann sich sofort bei dem Chef des Regiments, dem Obersten von Warburg, zur Annahme melden. Datum Neustrelitz den 15. April 1815. Carl, Herzog zu Mecklenburg."
Das Regiment ist diesmal bekanntlich nicht an den Feind gekommen, schon am 18. Juni 1815 machte die Entscheidungsschlacht bei Waterloo oder Belle=Alliance dem nochmaligen Anstürmen Napoleons ein Ende. Zehn Tage später, am 28. Juni 1815, nahm der Herzog Karl, der Vater der unvergeßlichen Königin Louise - welcher es nicht beschieden war, das glorreiche Ende der Freiheitskriege zu erleben - den Titel Großherzog an. Er starb bereits 1816, 75 Jahre alt. Erst unter seinem Nachfolger, dem allgeliebten Großherzog Georg, wurden die letzten Entschädigungsgelder für die in jenen schrecklichen Kriegsjahren erlittenen Einbußen bezahlt; unter seiner langen gesegneten Regierung - in welcher kein Krieg unser Fürstenthum heimsuchte - sind die Wunden, welche jene Jahre dem Lande schlugen, vollständig geheilt. Die beiden biedern Beamten, Danckwarth und Twachtmann, kamen nach dem Kriege von hier fort ins Herzogthum. Letzterem schrieb nachher ein Freund: "Schönberg bleibt ein Städtchen, wie es vor 100 Jahren gewesen ist und will noch keine Stadt werden, obgleich aus den Trümmern der abgebrannten Häuser einige ganz artige neue (er meint die Häuser der Sabowerstraße bis zur Brücke) aufgeschossen sind." Was würde Twachtmann sagen, wenn er heute vom Bahnhofe kommend Schönberg auf dem Trottoir durchwandelte und die schönen Häuser mit den vielen Schaufenstern sähe - denen sich ja nun auch bald die neue Reichspost mit der vielumstrittenen, aber sehnlichst gewünschten Normaluhr anschließen wird - wenn er auf einer

[ => Original lesen: 1888 Nr. 86 Seite 6]

Umfahrt in den Dörfern der vielen stattlichen Bauernhäuser ansichtig würde, ich meine, selbst Teschow würde ihm gefallen.
Eure Vorfahren, liebe Schüler, und jene Beamten haben die traurigsten Tage des Fürstenthums erlebt und sind nie wankend geworden in ihrer Treue zum geliebten Landesherrn. Wir hier genießen jetzt die guten Tage, die köstliche Zeit des Friedens. Aber wir wollen uns an Jenen ein Beispiel nehmen; jederzeit, in guten, und wenn sie kommen sollten - was der gütige Himmel verhüten möge - auch in den bösesten Tagen wollen wir fest und unentwegt zu unserm alten angestammten Herrscherhause stehen; und dieses Gelübde wollen wir am heutigen Tage zusammenfassen in dem Herzenswunsche:

"Gott schütze, erhalte und segne
unsern Großherzog Friedrich Wilhelm!"


- Die Einweihung der "Heiligen Kreuzkirche" in Berlin hat am Sonnabend Vormittag um 11 Uhr in Gegenwart des Kaiserpaares stattgefunden, welches von den Ministern v. Bötticher und v. Goßler, dem Konsistorialpräsidenten Hegel, dem Polizeipräsidenten und städtischen Gemeindevertretern empfangen wurde. Der Erbauer, Professor Otzen, überreichte dem Kaiser die Schlüssel, welcher auf die Ansprache erwiderte, er freue sich, an einer Stätte thätig zu sein, wo er die Spuren der Wirksamkeit seines Vaters finde, und weil eine neue Stätte geschaffen sei, um der Kirchennoth Berlins zu begegnen. Das kaiserliche Paar nahm alsdann vor dem Altar Platz; das Weihegebet sprach Propst Brückner, die Predigt hielt Pastor Stage.
- Auf der Blankenburger Jagd erlegte der Kaiser 18 Stück Rotwild (darunter 1 Zwölfender), 52 Stück Schwarzwild.
- Das Absteigequartier des Kaisers Wilhelm in Hamburg im Hause des Fräulein Emilie Jenisch am Neuen Jungfernstieg war im Bezug auf seine innere Einrichtung keiner erheblichen Veränderungen unterzogen, da die Eigenthümerin von dem Gedanken ausgeht, es werde den Kaiser interessiren, die häusliche Einrichtung und Lebensweise in einem reichen Hamburger Patrizierhause kennen zu lernen. Daß sich in dem Hause die höchste Eleganz mit solidem Reichthum paart, ist selbstverständlich. Ueberall ist dem guten Geschmack neben der Rücksicht auf Bequemlichkeit Rechnung getragen. Dagegen war das Aeußere des Hauses reich geschmückt.
- Kaiser Wilhelm II. ist der vierte deutsche Kaiser, der in Leipzig einzieht. Es war im October des Jahres 1216, als Kaiser Friedrich II. an der Seite des Wettiner Markgrafen Dietrich in Leipzig einritt, nicht in Frieden und Freude, sondern im Kriegsharnisch mit dräuendem Schwert in der Hand, denn die Bürgerschaft war im Aufstand gegen ihren angestammten Herrn. Dann ist nochmals ein deutscher Kaiser an der Spitze seines Heeres nach Leipzig gekommen, diesmal um Treue der Bürgerschaft gegen ihre Landesherren, die Markgrafen Friedrich und Dietzmann, zu ahnden. Das war Kaiser Adolf von Nassau. Noch befindet sich im Rathsarchiv von diesem Kaiser eine Urkunde, die er bei diesem Kriegszug, am 20. Dezember 1294, in Leipzig aufgestellt hat. Die Kaiserliche Besatzung, welche in Leipzig zurückblieb, jagten die Bürger, nachdem Adolf von Nassau am 2. Juli 1298 in der Schlacht bei Göllheim gefallen war, mit bewaffneter Hand zur Stadt hinaus. Nach fast 600 Jahren zog wieder ein Oberhaupt des deutschen Reiches an der Seite eines Sachsenfürsten ein, am 5. September 1876, als Kaiser Wilhelm I. als Gast König Alberts daselbst erschien. Er kam unter dem Jubel von Hunderttausenden freier, glücklicher Menschen. Der 31. October 1888 führt den vierten deutschen Kaiser nach Leipzig, wiederum in Frieden und Freude als lieben, allverehrten Gast.
- Die Erbauung des Reichsgerichtsgebäudes in Leipzig, zu welchem am 31. d. Mts. in feierlichster Weise der Grundstein gelegt werden soll, wird, wie man von fachverständiger Seite der Frankfurter Ztg. berichtet einen Zeitraum von 6 Jahren in Anspruch nehmen. In zwei Jahren hofft man mit dem Rohbau fertig zu sein. Die Baukosten sind auf 5 901 750 Mk. veranschlagt.
- Was der Kaiserbesuch der italienischen Regierung für Kosten verursacht hat, verräth jetzt nachträglich die florentinische "Nazione." Danach wurden dafür rund 3 Millionen Lire vom Staatsschatz ausgegeben, ungerechnet die 95 000 Lire, welche König Humbert aus seiner Privatschatulle beigetragen hatte. Dasselbe Blatt will wissen, daß Kaiser Wilhelm aus Anlaß des Besuches in Italien allein 55 000 Lire verausgabt hat. Die "Nazione" fügt noch hinzu, daß das Munizipium von Castellamare 250 000, das von Neapel 200 000 und das von Rom 680 000 Lire für die glänzende Begrüßung des deutschen Kaisers aufgewandt habe. Im Ganzen dürften 4 1/2 Mill. Mk. herauskommen.
- Am 29. October sind es 50 Jahre gewesen, daß der erste Eisenbahnzug von Berlin nach Potsdam fuhr, und damit der erste Schienenstrang eröffnet wurde, welcher die Hauptstadt Preußens mit der Provinz verband.
- In der letzten Sitzung des Direktionsrathes der Deutsch=Ostafrikanischen Gesellschaft war man, so berichten die Berl. N. Nachr., einstimmig der Ansicht, daß es Pflicht aller Beteiligten sei, die einmal vertragsmäßig gewonnenen Positionen an der Küste Ostafrikas nicht preiszugeben.
- Ein Dutzend Amazonen von der berühmten weiblichen Leibgarde des Königs von Dahome, in deren Begleitung sich mehrere Krieger des Dahome=Stammes befinden, daß ist das neueste, was ein Berliner Unternehmer der Schaulust seiner Landsleute zu bieten gedenkt. Die zu diesem Zweck geführten Unterhandlungen sollen dem Abschluß sehr nahe sein.
- Jene Duellgeschichte in Görlitz stellt der Oberst und Regimentskommandeur v. Hirsch im "Neuen Görlitzer Anzeiger" wie folgt dar. Lieutenant Zenkers junger Jagdhund wurde von einem weit größeren Hund des Chemikers Dr. Wagner angefallen und von dem Lieutenant mit der Hundeleine geschlagen. Soll ich Sie mit der Hundepeitsche tractiren? rief Dr. Wagner. Der Lieutenant ließ nun seinen Gegner auf Pistolen fordern, Dr. Wagner antwortete aber, er werde sich nur auf krumme Säbel ohne Binden und Bandagen schlagen. Das lehnte der Lieutenant (wie es scheint auf Entscheidung des Ehrenrathes) ab. Beide Theile drohten, nun mit Reitpeitschen und wirklich kam's anderen Tages vor dem Hause des Dr. Wagner zu thätlichen Beleidigungen. Dr. Wagner schlug den Lieutenant mit der Reitpeitsche und wurde von diesem und seinen drei Begleitern (Offizieren) mit dem Degen behandelt. Es waren viele Zeugen zugegen. Die Sache kommt vor Gericht.
- Einen grauenerregenden Fund haben vorigen Sonntag einige Spaziergänger im Poppenwald bei Hanau gemacht, nämlich einen leinenen Sack, welcher drei menschliche Skelette enthielt. Das größte war von einem erwachsenen Mann, ganz fleischlos; an den beiden anderen befand sich noch stellenweise Fleisch, dieselben stammen von Knaben von ungefähr vier und sechs Jahren. Das eine Skelet trug am Hals eine Schnur, von einem Portepée stammend, womit das Kind anscheinend erdrosselt worden ist. Daß Sich die Skelette noch nicht lange an der Fundstelle befanden, geht daraus hervor, daß die Umhüllung noch sehr gut erhalten ist. Die Skelette wurden nach dem Hanauer Friedhof transportiert, wo dieselben einstweilen untergebracht wurden, bis ein gerichtärztliches Protokoll aufgenommen ist. Hier liegt offenbar ein schweres geheimnißvolles Verbrechen zu Grunde.
- In Ratibor gingen dieser Tage die Arbeiter T.schen Eheleute in Jaschkowitz wie gewöhnlich auf Arbeit und überließen die Aufsicht ihres jüngsten Kindes ihrem vier Jahre alten Sohne. Dieser verließ das Wohnzimmer auf kurze Zeit, und inzwischen biß ein halbjähriges Schwein dem Kinde Ohren, Nase und Theile der Backen ab, sodaß an dem Aufkommen des Kindes gezweifelt wird.


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