No. 83
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. Oktober
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 83 Seite 1]

Kaiser Wilhelm hat sich am Freitag vom italienischen Königshofe verabschiedet und mit den Herren seines Gefolges von Rom aus auf der bereits bekannten Reiseroute die Rückfahrt in die Heimath angetreten und ist am Sonntag vormittag wieder im Marmorpalais bei Potsdam eingetroffen. Das Befinden des Kaisers ist trotz der Anstrengungen der letzten Tage ganz vorzüglich.
Die Berliner Stadtverordneten nahmen mit großer Majorität den Antrag des Magistrates an, den Kaiser bei seiner Rückkehr in die Hauptstadt feierlich zu begrüßen und ihm ein Huldigungsgeschenk durch die Errichtung des Vegas=Brunnens darzubringen.
Kaiser Wilhelm in Rom hat gezeigt, daß man ein herzlicher Freund Italiens, seines Königs und seiner nationalen Einheit sein kann und doch gleichzeitig auch dem Papst die schuldigen Rücksichten erweisen kann. Nichts zeigt deutlicher, als der kaiserliche Besuch im Vatikan, daß dem Papst die Ehren eines Souveräns nicht vorenthalten werden und daß ihm auch die Mittel nicht fehlen, seine souveräne Stellung zu zeigen und zur Geltung zu bringen. Der feine Takt auf kaiserlicher und päpstlicher Seite hat dazu beigetragen. Immer mehr gewöhnt sich die Welt an das Schauspiel, den König im Quirinal, den Papst im Vatikan sitzen zu sehen. Die Päpstlichen behaupten, dieser Zustand sei unerträglich, thatsächlich aber wird er Jahr um Jahr ertragen, ohne daß der Ausübung des päpstlichen Amtes ein Eintrag geschähe. In der Bürgerschaft Roms aber befestigt sich das Bewußtsein, daß Rom unzerreißbar zum nationalen Königreich gehört.
Aus Rom scheinen die Nachrichten darin übereinzustimmen, daß Prinz Heinrich dazu ausersehen war, das Gespräch zwischen Kaiser und Papst abzukürzen und das Graf Herbert Bismarck dabei eine Rolle gespielt hat. Wie viel dabei auch Uebertreibung und Ausschmückung sein mag, hat der Sohn des Kanzlers dabei jedenfalls eine Energie und Geistesgegenwart gezeigt, die man übrigens in diplomatischen Kreisen schon lange an ihm rühmt und die Tisza der nicht leicht schmeichelt, anerkannt hat. Dem Schwäbischen "Merkur" schreibt sein Berichterstatter in Rom: "Halten Sie unverbrüchlich daran fest, daß der Papst, vom Kardinal Rampolla beeinflußt, dreimal versuchte, den Kaiser in eine Besprechung der römischen Frage (betr. Herstellung des Kirchenstaates) hereinzuziehen." Der Kaiser blieb aber standhaft und sagte zuletzt: "Gestatten Ew. Heiligkeit meinen Bruder Heinrich vorzustellen." Zu König Humbert sagte der Kaiser: Die Worte, welche der Kaiser erwidert haben soll, als der Papst die Frage der weltlichen Herrschaft berührte und die peinliche Lage, in der er sich zu Rom befinde, auseinander zusetzen begann, sollen wie folgt gelautet haben: "Die Lage, über welche Ew. Heiligkeit sich beklagen, hindert Sie nicht, ihre Mission glorreich auszuüben und ihre Regierung mit Ruhm zu bedecken. Der Papst, der aus dieser Bemerkung sofort erkannte, daß er sich einer bestimmten Stellungnahme gegenüber befand, hat hierauf das Thema fallen lassen."
Es ist bemerkt worden, daß beim Galadiner in Rom Kaiser Wilhelm in deutscher, König Humbert in italienischer Sprache toaste. Man wird nicht irre gehen in der Annahme, daß hiermit der erste Schritt zur Beseitigung der französischen Sprache als Hof= und Diplomatensprache geschehen ist.
Die Kosten der Kaiserreise von Wien nach Rom sollen, wie ein Londoner Blatt meldet, 800 000 Mk. betragen. Die Geldsummen, welche an die Dienerschaft der besuchten Souveräne vertheilt worden sind, erreichen eine bedeutende Höhe und auch die sonstigen Geschenke repräsentiren einen außerordentlichen Werth. Der Kaiser nahm von Berlin mit: 80 Diamantringe, 150 silberne Orden, 50 Busennadeln, 30 mit Diamanten besetzte Halsbänder, 6 herrliche Ehrensäbel, 3 große Photographien von sich und seiner Familie in Goldrahmen, 30 goldene Uhren mit Ketten, 100 Cigarrendosen und 20 mit Diamanten besetzte rothe und schwarze Adlerorden.
Am Montag den 22. October feiert die Kaiserin Augusta Viktoria ihren 30. Geburtstag. Irgendwelche Festlichkeiten finden der Familientrauer wegen nicht statt.
Die Verhandlungen, welche im Reichsamt des Innern unter Vorsitz des Staatssekretärs von Bötticher wegen Errichtung eines Denkmales für Kaiser Wilhelm I. stattgefunden haben, sind bereits zum Abschluß gelangt. Es ist wahrscheinlich, daß der Vorschlag gemacht werden wird, eine allgemeine Concurrenz in Deutschland auszuschreiben und zunächst die Wahl des Denkmalplatzes offen zu lassen.
Zum Prozeß Geffcken behauptet das "Frankfurter Journal", daß die Voruntersuchung abgeschlossen und die Erhebung der Anklage demnächst zu erwarten sei. Oberreichsanwalt Tessendorf war in diesen Tagen wieder in Berlin und hatte eine Conferenz mit dem Untersuchungsrichter. Die Lage Geffckens wird in eingeweihten Kreisen für sehr ernst gehalten. Geffcken ist seit einigen Tagen leidend und wird durch den Anstaltsarzt, Sanitätsrath Levin, behandelt.
Auch die Ausgabe der Schmähschrift Mackenzies in englischer und französischer Uebersetzung ist nunmehr in Berlin mit Beschlag belegt.
Die gesammte Auflage der Mackenzieschen Schrift, die bei dem Verleger Spaarmann in Oberhausen durch den Staatsanwalt in Duisburg mit Beschlag belegt worden ist, soll 130 000 Exemplare betragen. 800 Packetsendungen sind dort, 40 000 Exemplare bei Verschiedenen Buchhändlern in Leipzig confiscirt worden; 2000 Exemplare etwa sollen bereits verkauft worden sein. Die Schrift trägt den Titel, "Friedrich der Edle und seine Aerzte". Die Beschlagnahme, gegen die vom Verleger Spaarmann Recurs angemeldet ist, soll "wegen Beleidigung des Kaisers" erfolgt sein. Die Professoren von Bergmann und Gerhardt werden gegen Mackenzie nicht

[ => Original lesen: 1888 Nr. 83 Seite 2]

gerichtlich vorgehen. Auf eine Anfrage an Prof. v. Bergmann, was er von der Schrift halte, soll er erwidert haben: "Boshafter Unsinn"; das Gerücht, er und Professor Gerhardt würden gerichtlich einschreiten, haben beide Herren für ein Reklame=Manöver des englischen Arztes erklärt.
Der "New=York=Herald" veröffentlicht eine Unterredung, die einer seiner Mitarbeiter mit Prof. Dr. Virchow gehabt hat. Virchow erklärt, daß die Lungenentzündung des Kaisers Friedrich nicht durch die Operation Bergmanns entstanden sei, wie Mackenzie behauptet; die Krebsbildung habe schon in San Remo bestanden, daß Stück Gewebe, welches ihm geschickt worden sei, habe keinen Krebs enthalten, sei aber wahrscheinlich von Dr. Mackenzie nicht von der richtigen Stelle genommen worden. Mackenzie spreche oft nicht von dem, was er beobachtet habe, sondern nur von dem was er dachte und that. Der Herold schließt mit dem Urtheil, daß Mackenzie von Allen verurtheilt werden müsse, welche den heiligen Beruf des Arztes achten. Die "Londoner Times" läßt Mackenzie fallen und läßt den deutschen Achten volle Gerechtigkeit widerfahren.
Der Landgraf Friedrich Wilhelm von Hessen, der vor kurzem eine Reise nach Indien unternommen hatte, ist auf der Fahrt von Batavia nach Singapore über Bord gestürzt und ertrunken. So lautet das Telegramm, welches aus Singapore in Philippsruh eingelaufen ist, nähere Mittheilungen fehlen noch. In Folge des Todes seines älteren Bruders hat Prinz Alexander die Erbfolge angetreten. Der verunglückte Landgraf war am 15. Oktober 1854 geboren, also gerade 34 Jahre alt. Auch darüber, ob die Leiche inzwischen aufgefunden ist, weiß man nichts. Der Verstorbene war Major #226; la suite der kgl. preußischen Armee und des russischen Dragoner=Regiments Nr. 12.
Fürst Bismarck hat die Einladung des hamburgischen Senats zu den Feierlichkeiten am 29. d. M. dankend angenommen und sein Erscheinen zugesagt, falls ihm sein Gesundheitszustand dies gestatte.
Das russische Kaiserpaar soll nach einein Petersburger Telegramm der "Münchener Allg. Ztg." beabsichtigen, sich zur Jubiläumfeier nach Kopenhagen zu begeben und auf der Rückreise, welche über Berlin erfolgen werde, den Besuch des Kaisers Wilhelm zu erwiedern.
In Havre ist das Schild des deutschen Consulats nächtlicher Weile abgerissen worden. Der Unterpräfect hat dem Consul, Minister Goblet dem deutschen Botschafter Bedauern über den Vorfall ausgedrückt.


- Schönberg. Am 19. d. M. feierten die Schneider Olhöft'schen Eheleute in Selmsdorf im Kreise ihrer Kinder und Enkel das Fest der goldenen Hochzeit. Freunde und Bekannte brachten dem rüstigen Jubelpaar ihre Glückwünsche dar, auch überreichte der Pastor Horn eine von dem Allergnädigsten Großherzoge geschenkte Bibel und sprach Allerhöchstdessen Glückwünsche aus.
- Schönberg. Die beiden Frostnächte vom 17./18. und 19./20. haben dem Laub der Bäume so arg zugesetzt, daß dasselbe bereits massenhaft abfällt und einzelne Bäume bereits ganz kahl sind. Jedermann beeilt sich nun auch, das auf den Bäumen befindliche Obst, welches des Nachreifens wegen bisher nicht gepflückt war, einzuheimsen, und die etwa in den Gärten und auf dem Felde noch befindlichen Kartoffeln einzubringen. Ueber die Preise der letzteren wird man erst einen genauen Anhalt haben, wenn die Kartoffelernte gänzlich beschafft sein wird. Gegenwärtig zahlt man pro 200 Pfund guter gelber Eßkartoffeln hier 5 bis 8 M., je nach der Güte, während in Lübeck 6 bis 12 M. gefordert werden sollen. Jedenfalls sind diese Preise zu hoch und nur durch Spekulation anscheinend hervorgerufen, da ein Mangel an Kartoffeln nirgends konstatirt ist; das Herabgehen der Preise wird vielleicht garnicht lange auf sich warten lassen.
- Neustrelitz, 18. October. Am gestrigen Allerhöchsten Geburtstage hat Se. K. H. der Großherzog dem Vernehmen nach Se. Exc. den Staatsminister und Ordenskanzler von Dewitz zum Großkreuz sowie den Regierungsrath von Arnim und den Landgerichtspräsidenten Dr. Piper hieselbst zur Comthuren des Mecklenb. Hausordens der Wendischen Krone zu ernennen geruht. Wie wir ferner hören, sind zu Räthen ernannt die Bürgermeister Voß zu Friedland und Müller zu Strelitz. Dem Rentier Hinrichs hieselbst ist der Titel Domänenrath, dem Landwehr=Bezirkscommandeur Oberstlieutenant z. D. von Heynitz das Ritterkreuz des Mecklenburgischen Hausordens der Wendischen Krone verliehen worden.
- Der Zentralausschuß der deutschen Gustav=Adolf=Stiftung hat beschlossen, die nächstjährige Herbstversammlung in Danzig abzuhalten.
- Die Nachricht vom Tode Schleyers bestätigt sich nicht. Der Erfinder der Volapük lebt und befindet sich bereits wieder wohler.
- Als ein Zeichen der Zeit ist es aufzufassen, daß auf eine Annonce, welche ein Schuhmachermeister in Köln erlassen hatte und worin derselbe einen Lehrling suchte, auch nicht eine einzige Anmeldung erfolgte, während ein Wirth, der einen Zapfjungen suchte, sich nicht der Anmeldungen erwehren konnte. Man ersieht hieraus, daß viele junge Leute einen bequemeren Gelderwerb einer ordentlichen, geregelten Thätigkeit vorziehen.
- Wie man aus Wesel schreibt, scheinen die Franzosen jetzt auch Gefallen an unserem von ihnen so oft verhöhnten Sauerkraut zu finden, denn französische Händler halten sich in der Gegend von Büdrich und Menzelen auf und haben bereits 11 Doppelwaggons Kraut angekauft und nach Frankreich verladen.
- In Oberriet (St. Gallen) hat sich ein Hagestolzenverein gebildet, dessen Mitglieder sich verpflichten müssen, niemals zu heirathen. Bricht ein Mitglied diesen Paragraph, so hat dasselbe eine Strafe von 500 Franks an die Vereinskasse zu erlegen.
- Ein Witz des Papstes. Seit Beginn der kühleren Jahreszeit ist man zur Erkenntniß gekommen, daß die großen Marmorkamine im Vatikan, mehr zur Zierde sind, als sie Wärme zu verbreiten im Stande sind. Diesem Uebelstand abzuhelfen, hat man praktische Majolika=Oefen postirt, welche ihren Zweck besser erfüllen. Man wollte vorerst zu jedem Kamin nur einen Ofen stellen, entschloß sich aber dann, stets deren zwei zu postieren. Als der Papst zum ersten Mal diese dreifache Heizvorrichtung erblickte, sagte er lachend: "Ich verstehe, der eine Ofen schützt mich vor Kälte, der zweite soll den Kamin selbst vor dem Erfrieren bewahren."


Anzeigen.

Die geehrten Abonnenten auf die 6. Fremden-Vorstellungen der Spielzeit 1888/89 im hiesigen Großherzoglichen Hoftheater werden hierdurch aufgefordert, die bestellten Theater= und Eisenbahn=Billets in den Tagen

vom 22. bis zum 24. d. Mts.

bei den Billet=Expeditionen ihrer Eisenbahnstationen gegen Bezahlung abzuholen.
Schwerin, den 17. October 1888.

Großherzogliche Hoftheater-Intendantur.


Torf=Auction.

Es sollen öffentlich meistbietend bei freier Concurrenz gegen Baarzahlung verkauft werden:

1, am Montag, den 29. October, Morgens 9 Uhr, auf dem Kuhlrader Moore (Molzahner Seite)

ca. 250 Mille Formtorf,

2, am Dienstag, den 30. October, Morgens 9 Uhr, auf dem Gr. Rüntzer Moore

ca. 60 Mille Ruthentorf ca. 20 Mille Formtorf.

3, am Dienstag, den 30. October, Vormittags 11 1/2 Uhr auf dem Born=Moore

ca. 36 Mille Formtorf.
Carlow, den 20. October 1888.

A. v. Linstow, Förster.        


Feine Traub- und Winteräpfel
per Pfd. 8 Pfg. hat abzugeben                                                 
                                                    N. Nehls, Gastwirth.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 83 Seite 3]

Möbel=Versicherungs=Verein im Fürstenthum Ratzeburg.

Zu Kreisvorstehern des vorgenannten Vereins sind gewählt worden:
  1. Tischler Dencker Schlagsdorf.
  2. Fischer Städing Lanckow.
  3. Kaufmann Buschow Baeck.
  4. Kaufmann Ollrogge Schlag=Resdorf.
  5. Musiker Wittfoth Wendorf.
  6. P. Freitag Gr. Rüntz.
  7. Lehrer Albrecht Neschow.
  8. Schuhmacher Eggert Herrnburg.
  9. Gastwirth Oldenburg Lockwisch.
10. Musiker Behncke Gr. Siemz.
11. L. Tilse Schönberg.
12. Klempner Lühr Carlow.
Anmeldungen von Versicherungen werden von den Vorgenannten jederzeit entgegen genommen.

Schlag=Resdorf.                                                     Der Vorsitzende.
                                                                              H. J. Ollrogge.


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zu bedeutend herabgesetzten Preisen verkauft werden. Ratzeburg im October 1888.                                                    
                                                    Wilhelm Harmsen.


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[ => Original lesen: 1888 Nr. 83 Seite 4]

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Am 25. d. Mt. findet bei mir ein                          
Bauernball
statt, wozu die Herren Hauswirthe ganz ergebenst eingeladen werden.                          
Rabensdorf.                                                     H. Voss.


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                                                    C. Schwedt.


Ich bringe hiermit in Erinnerung, daß ich selbstverfertigtes Strickgarn in verschiedenen Farben und braunen, blauen und grauen Flanell, auch blaues Wollenzeug, bester Qualität, zum billigsten Preise verkaufe, auch Wolle kratze und spinne.

J. Voss, Tuchmachermeister.        


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Die seit 17 Jahren aus meinem Lesezirkel sich aufgehäuften Zeitschriften möchte ich wegen Platzmangel zu jedem annehmbaren Preise verkaufen:
Illustrirte Zeitung, Ueber Land und Meer, Daheim, Gartenlaube, Romanzeitung, Grenzboten, Gegenwart, Fliegende Blätter und noch andere.

C. Sievers, Buchbinder.        


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Die gegen meinen Bruder, den Maurer Maass zu Neschow von mir ausgesprochene Beleidigung nehme ich als völlig unbegründet zurück.
Neschow, den 22. October 1888.

Magdalena Möller.        


Danksagung.

Allen denen, die am Tage unserer goldenen Hochzeit uns durch ihre persönliche Anwesenheit, wie durch zahlreiche Geschenke und Glückwünsche beehrt haben, sagen wir hiermit unsern herzlichsten Dank. In dankbarer Weise gedenken wir auch noch besonders der Schönberger Vereinsmusiker.
Selmsdorf, den 20. Oktober 1888.

Schneidermeister Ollhöft und Frau.        


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Der Gesammtauflage unserer heutigen Nr. liegt ein Prospect des bekannten
                          Bankhauses Philipp Fürst
in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichen Leser noch besonders aufmerksam machen.


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 83 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 83 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 23. October 1888.


Das Fürstenthum Ratzeburg im Anfange dieses Jahrhunderts bis zum Ende der Freiheitskriege.
Festrede, gehalten zur Feier des 70. Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs Friedrich Wilhelm
von Prorektor Dr. Juling.
17. October 1888.
                                                    (Fortsetzung.)                          Nachdr. verbot.

Zuletzt reißt Twachtmann die Geduld. "Wenn mich niemand quält, so quälen Sie mich (an Dankwarth), ich muß bei der Regierung um einstweilige Befreiung von allen Geschäften bitten, damit ich eine Zeit lang Ruhe habe, sonst komme ich bei Gott um." Das führt er denn auch im Frühjahr aus, im Mai ist er aber schon wieder auf dem Posten. Dankwarth hat mit seinem Schlagsdorfer Amte ebensolche Noth. Da sollen Lankow (3 Bauern), Ziethen und das französische Dorf Dechow ein ganzes französisches Infanterieregiment (an 4000 Mann) bekommen, es gelingt ihm mit Mühe, sie bis nach Schlagsdorf hin zu vertheilen, Ziethen bekommt doch noch an 500 Mann. Er klagt einmal, jetzt hätten Sie die Einquartierung schon zwei Monate lang, alle Bauern müßten bald zum vierten Male liefern, in Schlagsdorf sei kein Heu mehr, viele Dörfer müßten schon ihren Saathafer von den Höfen kaufen. Schon im Januar 1808 ist das ganze Amt Schlagsdorf durch die ewige von den Chasseurs à cheval veranlaßte Einquartierungslast so herunter gekommen, daß das Amt Schönberg Hülfe bringen muß. "Ich überreiche hier angeschlossen den Dislokationsplan mit dem innigsten Wunsche, daß kein Gebrauch hiervon gemacht werden möge, welches aber wohl wahrscheinlich nicht erfüllt werden wird." Und dennoch haben die Franzosen Törpt und Teschow nicht gefunden? denkt wohl mancher der anwesenden Herrn. Zu meinem größten Bedauern muß ich hier öffentlich erklären, daß die Geschichten von diesen Dörfern einfach erfunden sind. Ich könnte zehn Belege und mehr dafür anführen, daß beide Dörfer französische Einquartierung gehabt haben. Ganz abgesehen davon, daß die Befreiung dieser beiden Dörfer von französischer Einquartierung den Intentionen des Herzogs Karl auf gleichmäßige Vertheilung der Kriegslasten völlig widersprochen haben würde, so bringen auch die Akten Beweise genug vom Gegentheil. Da heißt es: "Auch in Törpt ist gestern Abend Quartier für fünf Chasseurs, die heute Abend einrücken sollen, angesagt worden" (1808), und Teschow soll im Januar mit sechs Jägern belegt worden sein. Für beide Dörfer würde es durchaus keine Ehre sein, wenn sie keine Einquartierung gehabt hätten, sie würden dann zu den Sogenannten eximierten Dörfern gehört haben, aus denen nichts mehr zu holen war. "Uebrigens ist dieses bekanntlich eine sehr pauvre Dorfschaft" sagte Twachtmann 1814, und von einem Bauern ganz besonders: "N. N. ist sehr pauvre." Törpt wird für gewöhnlich ganz mit Lindow zusammen aufgeführt, ebenso wie Herrnburg und Pahlingen, Lüdersdorf und Wahrsow, Rupensdorf und Lockwisch. Hinsichtlich Teschow kommt sogar einmal ein Regierungsreskript: "Wir befehlen euch hiermit gnädigst, wenn es sein kann, auch Mannschaft ohne Pferde in Teschow in Quartier zu legen, damit andre Dorfschaften sich über die Exemption nicht zu beschweren Ursache haben" (28. Mai 1813). Und: "die Einquartierung von Lindow und Törpt ist noch dieselbe. Die Törpter bekommen auch wahrscheinlich keine mehr zu, welches wohl durch die bezahlten Montierungsstücke und durch das in Lübeck auf ihre Kosten angekaufte feine Offizier=Tuch gut gemacht worden ist." (Twachtmann 12. 1. 1808). Die Törpter bekommen sogar sehr häufig Einquartierung, einmal z. B. 2 Offiziere und 136 Mann Franzosen, und sie erhalten dafür 48 Thaler 30 Schilling Verpflegungsgelder. Und wenn Törpt keine Einquartierung hat, ebenso wie Lindow, so müssen beide Dörfer Geld bezahlen, als wenn sie 6 Mann Einquartierung hätten, à Mann 24 Schilling gerechnet pro Tag drei Thaler. 11 Hauswirthe für zweimal 4 Tage, à Tag 3 Thaler = 264 Thaler. - Doch genug von diesen Dörfern! - Daß die Einquartierungen damals nicht so gemüthlich wie heute gewesen sind, wo sie acht Tage vorher angesagt werden, erhellt wohl schon aus dem Gesagten. Wir wollen noch einige eklatante Beispiele hinzufügen. Der Schulmeister von Demern meldet, er hätte in der Schulstube einen chasseur im Quartier, der öfter noch von seinen Kollegen Besuch bekäme; mittlerweile fänden sich aber seine Schulkinder zum Unterricht ein, er könne unter solchen Umständen nicht unterrichten und habe deshalb den Unterricht ausgesetzt. Man denke sich die traurigen Gesichter der Demern'schen Schuljugend! - Auf einem Durchzuge hier in Schönberg erhält Schuhmacher Müller 100 Mann Einquartierung, er schlachtet großartig zwei Schweine, man ißt sie ihm auf; Bauer Fick schlachtet einen Ochsen, der ist am andern Tag weg, Böckmanns eine Kuh, die geht den Gang alles Fleisches, Bauer Spehrs legen ein Faß Franzbrantwein auf für ca. 24 Thaler, das ist am andern Tage leer. Bäcker Greiff muß zwei Scheffel Mehl verbacken, das Brod nehmen sie ohne zu bezahlen mit; Bürgermeister Thomsen berechnet später seinen Schaden auf 265 Thaler. Ein Pastor der Stadt klagt: "Man hat mir einen französischen Obersten ins Quartier gelegt, der seine Gattin bei sich hat; dabei ist eine Kammerjungfer, ein Koch, ein Kammerdiener und ein Reitknecht mit 4 Reitpferden. Die Beschwerde, die mir diese Einquartierung verursacht, ist drückend. Ich muß nicht allein mein Gesinde zur Aufwartung in der Küche, zum Waschen der Wäsche - die man von mir begehret - hergeben: sondern diese Einquartierten haben auch fünf Betten in Besitz genommen, so daß ich mit meiner Familie eng zusammengedrängt bin, meine Dirnen auf der Erde schlafen müssen und mein Knecht, wie Kain, unstet und flüchtig herumirrt und die Nächte mein Haus verlässet. Wie es dabei um meine Wirthschaft stehet, ist leicht zu beurtheilen." In einer andern Rechnung von Pastor Riemann (1807) wird aufgeführt: ["Ein Kissen, das in den Wagen des Generals Berthier gelegt wurde]; Servietten, worin des Generals Leute die Wein=Bouteillen wickelten, damit sie nicht zerbrächen" u. s. w. Der Pastor von Demern klagt, daß er acht Tage lang nach Pogetz, also eine gute Stunde weit, mit einem Boten dreimal täglich das Essen für 4 Mann schicken muß. Diese Klagen der Pastoren werden von den beiden Amtsvorsitzenden übrigens mit merkwürdiger Gleichgültigkeit, um nicht zu sagen Ironie behandelt - die Akten liefern dafür köstliche Beispiele. - Die Rechtfertigung Dankwarths auf eine Beschwerde beginnt z. B.: "Durchlauchtigster Herzog! Gnädigster Herzog und Herr! Hätte Ehren=Pastor R . . ., ehe er das rückgehende voluminöse Opus concipirte und zierlich abschrieb, die hierauf verwandte Zeit seinem, wie er sich ausdrückt, zerrüttetem Ackerbau oder dem Wohl seiner Gemeinde gewidmet; so würde er hierdurch etwas Gutes gestiftet, und mir die Unannehmlichkeit erspart haben, ihm wohlverdiente Wahrheiten sagen zu müssen. Niemand muß sich in seinen Vorträgen an seine Vorgesetzten Unwahrheiten zu Schulden kommen lassen, am wenigsten ein Prediger, der seine Bibel kennen und deshalb wissen muß, was Sirach am 20., Vers 26 sagt" etc. Entschieden kläglicher klingt der Brief eines Försters: "Ich muß zu meinem größten Kummer melden, wie am 25. November ein Kavallerieofficier und 1 Bedienter

[ => Original lesen: 1888 Nr. 83 Seite 6]

nebst 3 Pferden ohne vorherige Ansage bei mir eingerückt sind, und wie abermals gestern Abend als den 30. November ein Capitän und Bedienter sich ebenfalls bei mir einquartirt haben. Alle Vorstellungen, daß man durch vorigjährige Plünderung all das Seinige verloren, daß man durch zwölfwöchentliche Einquartierung schon völlig ruinirt sei, und daß man nichts mehr habe, noch anzuschaffen wisse, haben nichts gewirkt, und die Einquartierung ist leider geblieben. Ich bin schlechterdings nicht vermögend, eine solche Einquartierung länger zu ertragen. Für Geld ist in dieser Gegend (Rupensdorf) nichts mehr zu haben, indem alles aufgezehrt ist und ich alle Lebensmittel aus Lübeck anschaffen und dabei für Botenlohn und Verzehrungskosten noch außerdem viel Geld ausgeben muß. Mein Roggen ist bis auf acht Scheffel schon aufgezehrt (NB am 1. December), und woher soll ich nun den übrigen bis zur künftigen Ernte nehmen? Die Aussichten für mich sind also sehr traurige und ich muß in meinem Elende vergehen, wenn ich an die Zukunft denke." Es kostete damals wegen der Sperre 1 Pfund Kaffee 4 M., 1 Pfund Zucker 3 M., 1 Bouteille Rum 3 M. Da hat der Beamte Recht, wenn er schreibt: "Die Last für das hiesige Fürstenthum, welcher binnen wenigen Tagen nun schon ein volles rundes Jahr mit Cavallerie=Einquartierung beständig beschwert gewesen ist, ist gar zu groß. Einige Hauswirthe hier im Amte haben, seit die Naturallieferung ihren Anfang nahm, bereits und zwar ein jeder nahe an drei Last Hafer ins Magazin geliefert. Nachrichten über den baldigen Abmarsch dieser äußerst lästigen Gäste sind noch nicht eingegangen."
Es konnte nicht ausbleiben, daß unter dem vielen fremden Volk mitunter recht rohe und unbotmäßige Gesellen waren, und dadurch wurden die Leiden der Ratzeburger noch fühlbarer. So macht ein Raddingsdorfer die Anzeige, seine drei Chasseurs tränken so viel Branntwein, daß sie alle Tage betrunken wären, und dann machten sie viel Spektakel und schlügen die Bouteillen entzwei. Andere Bauern machen es gerade umgekehrt, die geben den Soldaten (allerdings sind das Kosaken) weniger Brot und mehr Branntwein, weil diese mit der gelieferten Portion nicht auskommen und die Bauern täglich laufen müssen, um Branntwein heranzuschaffen. Die Campower melden, die Chasseurs ließen sich die Fourage nicht zumessen, sondern füttern Hafer und Heu, so viel sie wollen. Beim Pächter in Kl. Rünz füttern sie erst die Vorräthe auf, nachher müssen die Knechte und Tagelöhner die ganze Nacht bei Licht dreschen, und die Franzosen nehmen das Ausgedroschene immer ungemessen weg und verfüttern es gleich. An 15 Dörfer beschweren sich, daß die Franzosen so und so viel Ellen Tuch verlangen, im Weigerungsfalle drohten sie mit mehr Einquartierung, so erhalten die Duvennester richtig 24 Mann mehr; und die Rupensdorfer erklären, daß sie arme Leute würden, wenn das mit der Einquartierung so fort ginge. Die Schlag=Sülsdorfer haben sich einmal mit 48 Thalern Neuzweidrittel losgekauft. Sie haben also doch noch Geld? denkt hier wohl Mancher, ja, aber woher? schon Ende des Jahres 1807 ist es allgemein üblich, daß die Dorfschaften Anleihen bei der Domkirche machen, womit die Regierung ganz einverstanden ist. Die Käthner von Ziethen zeigen kurz und bündig an, daß sie fertig sind und nichts mehr leisten können; und die Schwanbecker Bauern, die bei der Continentalsperre jahraus jahrein 5 berittene Zollbeamten im Quartier haben, drei davon noch mit Frauen, droht dasselbe Schicksal, da müssen alle Bauern des Fürstenthums je einen Gulden beisteuern. Als im Januar 1814 schwedische Kavallerie hierdurch geht, erhalten die Bünsdorfer daher für einen Tag 6 Schwadronen Schonensche Husaren. Diese befreundeten Truppen haben sich so schlecht betragen, daß die Wirthe zum Theil in dieser Winternacht ihre Wohnungen verlassen und ihrer Einquartierung alles preisgegeben haben; und das Benehmen der Offiziere ist nicht besser gewesen. Wenig gemüthlich geht's auch bei Jochen X. in Gr. Mist zu. Dessen Chasseur flucht mit ihm rum, er verlangt Tuch, das versteht Jochen nicht, da nimmt der Chasseur einen Besenstiel und prügelt ihn durch. Natürlich zeigt Jochen dies an und auf energisches Einschreiten der Regierung wird dem Chasseur klar gemacht, daß hier im Fürstenthum französisch nicht mit dem Besenstiel gelehrt wird.                          (Fortsetzung folgt.)


- Ueber die Kämpfe des Kreuzers Möwe an der ostafrikanischen Küste mit den Eingeborenen von Tanga veröffentlicht die Norddeutsche Allgemeine Zeitung nachstehenden ausführlichen Bericht: Nach Ankunft der Möwe im Hafen von Tanga am Abend des 5. September wurde der Zahlmeister mit der Jolle an Land geschickt, um Proviant für die Besatzung zu besorgen. Als das Boot die Landung versuchte, fielen plötzlich aus einem Haufen Eingeborener scharfe Schüsse, wodurch das Boot genöthigt wurde, an Bord zurückzukehren. Während der Nacht bemerkte der wachthabende Officier, daß Lichtsignale an Land gewechselt wurden und anhaltend Schüsse fielen. Anderen Morgens sandte der Commandant den Kutter mit Capitän=Lieutenant Ferber zur Feststellung der Sachlage an Land. Als derselbe sich auf etwa 300 Meter dem Ufer näherte, fielen wieder Schüsse, worauf das Boot zurückkehrte, während von Bord des Kreuzers Geschützfeuer auf die Stadt eröffnet wurde. Als man darauf bemerkte, daß der Stationschef der deutsch=ostafrikanischen Gesellschaft in Tanga v. Franckenberg mit seinem Sekretär in einem kleinen Boote auf das Schiff zugerudert kam, wurde der Kutter ihnen entgegengesandt. Kaum war derselbe wieder im Bereich der Schußweite, als von Neuem von den Eingeborenen auf die Insassen geschossen wurde. Nach Aussage der beiden an Bord in Sicherheit gebrachten Beamten hatte der Wali dem Hissen der Gesellschaftsflagge im Gegensatz zu der vom Sultan erhaltenen Weisung, Widerstand geleistet, während die Bevölkerung mit Ausnahme der Araber, die eine drohende Haltung annahmen, sich passiv verhielt. Der Commandant beschloß nunmehr, den Wall zur Auslieferung der Leute, welche auf die Mannschaft der Möwe gefeuert hatten, zu veranlassen und eventuell denselben aufzuheben. Er sandte den Kutter und die zweite Jolle mit 36 Mann unter Capitänlieutenant Ferber ans Land. Unter dem Schutze der Bordkanone wurde die Landung trotz des heftigen Gewehrfeuers (mit Büchsen=Explosionsgeschossen) erzwungen, wobei der Matrose Eismann eine Verwundung am linken Arm erhielt. Die Schützenlinie der Matrosen nahm zuerst hinter einer welligen Erhöhung des sandigen Strandes Stellung, 250 Meter vom Feinde entfernt. Als letzterer, trotz der von Bord gesandten Granaten, weiter schoß und auf dem Hügel, welcher das Haus des Wali trägt, eine, wie sich später ergab, mit Blei und Steinen geladene Kanone gerichtet wurde, glaubte Capitänlieutenant Ferber, seine Schützenlinie nicht länger exponiren zu dürfen und ließ den etwa 100 Meter hohen Hügel stürmen. Dies wurde trotz des fortgesetzten Feuerns ohne Verlust bewerkstelligt, worauf die Vertheidiger die Flucht ergriffen. Bei dem darauf folgenden Durchsuchen der Häuser, aus denen Schüsse fielen, wurde der Matrose Franz durch einen Schuß in die linke Schulter verletzt, während von den Eingeborenen, welche Widerstand geleistet, zehn getödtet wurden. Der Wali konnte nicht gefunden werden, die Sultansflagge vor seinem Hause blieb unberührt. Nachdem die wieder an Land gesetzten Gesellschaftsbeamten erklärt hatten, in Tanga bleiben zu wollen, kehrte das Landungscorps zur Möwe zurück, welche dann den Hafen verließ, um ihre zwei Verwundeten nach Sansibar zu bringen. Am 7. September kam Admiral Deinhardt mit S. M. Schiffen Leipzig und Olga nach Tanga. Bald traf auch die Möwe wieder ein. Der Geschwaderchef beschloß, in der folgenden Nacht einen neuen Versuch zur Aufhebung der rebellischen Wali machen zu lassen. Letzterer war jedoch bereits geflohen. Bei dieser Action wurde ein Araber verwundet, und ein Neger getötet, welche die Schützenkette der deutschen Matrosen zu durchbrechen versuchten. Die Beamten kehrten nun auf die Weisung des Generalvertreters mit dem Geschwader nach Sansibar zurück. Die beiden (am 6. September) verwundeten Matrosen befanden sich bei Abgang der Post (9. September) außer Gefahr.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 83 Seite 7]

Prospekt des Bankhauses Phillip Fürst
[dargestellt im Sechsundfünfzigsten Jahrgang Nr. 86 1886.]

[ => Original lesen: 1888 Nr. 83 Seite 8]

Prospekt des Bankhauses Phillip Fürst
[dargestellt im Sechsundfünfzigsten Jahrgang Nr. 86 1886.]


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