No. 68
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 31. August
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1888 Nr. 68 Seite 1]

König Christian von Dänemark hat nur einen Tag zum Besuch unseres Kaisers in Berlin geweilt: Am Freitag war er, vom Kaiser und der Bevölkerung herzlich begrüßt, in der Reichshauptstadt eingetroffen und Sonnabend abend erfolgte nach nicht minder freundlicher Verabschiedung die Rückreise nach Wiesbaden. Der König hat sich sehr wohl in Berlin gefühlt, nicht die geringste Störung ist vorgekommen, und als Zeichen der engen persönlichen Freundschaft zwischen beiden Monarchen ist es gewiß anzusehen, daß Kaiser Wilhelm dem König Christian das in Mühlhausen (Thüringen) und Langensalza liegende thüringische Ulanenregiment Nr. 9 verliehen hat. Der frühere Chef des Regiments war der verstorbene Landgraf Friedrich Wilhelm von Hessen. Am Sonntag nachmittag fand auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin zu Ehren des Königs Christian eine große Gefechtsübung statt, an welcher alle Waffengattungen theilnahmen. Besonderes Interesse erweckte das Magazinfeuergefecht und mehrere glänzend ausgeführte Kavallerieattacken. Beide Fürsten sprachen nach dem Schluß der Uebungen ihren besonderen Dank und ihre Anerkennung aus. Der Kaiser und der König, letzterer trotz seiner 70 Jahre noch immer eine kräftige Gestalt, ritten vom Exerzierplatz bis zur Dragonerkaserne in Bell Alliancestraße, fortwährend von enthusiastischen Hochrufen der dichtgedrängten Menschenmenge umbraust. Der Rest des Weges nach dem Schlosse wurde im Wagen zurückgelegt. Am Nachmittag begaben sich die Majestäten nach Charlottenburg und verweilten im Mausoleum am Sarge Kaiser Wilhelm I. Dann erfolgte die Fahrt nach Potsdam, wo der König den Kaiserinnen Friedrich, Viktoria und Augusta seinen Besuch abstattete. Nach der Rückkehr in Berlin war Galadiner im Schlosse, an dem auch Prinz Heinrich theilnahm. Gegen Ende der Tafel erhob sich der Kaiser, sprach seine Freude über den Besuch des dänischen Herrscher aus, hoffte daß König Christian selbst fühle, welche Befriedigung sein Besuch dem Kaiser und dem deutschen Volke gewähre, und trank auf das Wohlsein seines hohen Gastes. Der König dankte in deutscher Sprache, sprach seine Freude über den ihm bereiteten warmen Empfang aus, betonte die Ehre, durch Verleihung eines preußischen Ulanenregimentes die Uniform der deutschen tragen zu können, und trank auf das Wohlergehen des Kaisers, der Kaiserin, der kaiserlichen Familie und der braven deutschen Armee. Abends 8 Uhr erfolgte vom Anhalter Bahnhof die Abreise nach Wiesbaden. Auch Prinz Heinrich und der Kronprinz von Griechenland waren anwesend. Die beiden Monarchen umarmten und küßten sich wiederholt. Der Kaiser schritt noch mehrere Schritte neben dem Zuge her, als dieser sich schon in Bewegung gesetzt und drückte dem König nochmals die Hand. Die Volksmenge auf dem Bahnhofe brachte laute Hochrufe aus und diese begleiteten den Kaiser auch auf dem Wege zum Potsdamer Bahnhofe, von wo er nach dem Marmorpalais zurückkehrte. Am Sonntag traf König Georg von Griechenland zum Besuch in Berlin ein und wurde vom Kaiser persönlich mit den üblichen Ehrenbezeugungen empfangen.
Kaiser Wilhelm ist am Montag Vormittag in Dresden eingetroffen und vom König Albert und der königlichen Familie, Behörden etc. empfangen worden. Durch die glänzend geschmückten Straßen ging die Fahrt nach der Kaserne des zweiten Garderegimentes, dessen Chef der Kaiser ist. Es fand dort Parade statt. Nach Schluß derselben begaben sich die Herrschaften nach Pillnitz, von wo am Abend der Kaiser nach Berlin zurückfuhr.
Seine große Reise nach dem Süden wird der Kaiser wahrscheinlich am 30. September antreten. Die Reise geht zuerst nach Stuttgart, dann nach München, Rom und Neapel. Zum 22. Oktober, dem Geburtstage seiner Gemahlin, gedenkt der Kaiser wieder in Berlin zu sein.
Der Feldmarschall Graf Moltke wird vorläufig auf seinem Gut Kreisau in Schlesien verbleiben, doch ist es möglich, daß er zu den Herbstmanövern nach kommen wird. Sonst dürfte sich, wie die "Kölnische Zeitung" meldet, seine Reise nach Berlin bis zum Zusammentritt der Landesvertheidigungs=Kommission verzögern. Bei der Regelmäßigkeit, mit welcher Graf Moltke seinen parlamentarischen Obliegenheiten als Mitglied des Reichstages und des preußischen Herrenhauses nachgekommen ist, will man annehmen, daß der Feldmarschall auch ferner im Reichstag und im Herrenhaus nicht fehlen wird. Angaben, nach welchen der Rücktritt des berühmten Strategen in Folge von Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Erweiterung der Marine erfolgt wäre, sind zwar bislang von berufener Seite nicht widerlegt worden, gelten indessen in unterrichteten Kreisen für völlig unzutreffend, zumal da hinlänglich bekannt ist, daß einerseits der Feldmarschall seit geraumer Zeit mit dem Wunsch umgegangen ist, in den Ruhestand zu treten und andererseits die augenscheinliche Auszeichnung, welche der Kaiser dem verdienten Feldherrn bewiesen hat, am deutlichsten gegen das Vorhandensein von Differenzen sprechen.
Mittwoch, den 29. August verlassen die kaiserlichen Prinzen Oberhof, um der am 31. August stattfindenden Taufe ihres jüngstgeborenen Brüderchens beizuwohnen.
In München ist am Sonnabend der Kaiser von Oesterreich eingetroffen und von der Prinzessin Leopold und der österreichischen Gesandschaft am Bahnhof empfangen worden; derselbe begab sich am Sonntag nach Kreuth.
Ende August, alten Stiles, wird ein großes, sechstägiges Manöver der Truppen der Odessaer und Charkower Militärbezirke bei Elisabethgrad in Anwesenheit des Zaren stattfinden. Die Feldpost und der Feldtelegraph werden bei dieser Gelegenheit funktioniren.
- Eine neue Art künstlicher Blumen. Für die Damenwelt von Interesse ist eine Erfindung, welche Frau Fanny Megelin in Heilbronn patentirt worden ist. Sie betrifft die Herstellung künstlicher Blumen, welche an Billigkeit den Papierblumen, an Dauerhaftigkeit den Porzellanblumen nicht nachstehen. Die Blumen bestehen aus gewöhnlichem Seidenpapier und werden wie die bisherigen ge=

[ => Original lesen: 1888 Nr. 68 Seite 2]

schnitten, gewickelt und zusammengestellt. Alsdann schmilzt man Bienenwachs in einem Topf und erhitzt es bis zum Sieden. In das siedende Wachs wird dann die fertige Papierblume einen Augenblick eingetaucht, nach dem Herausnehmen rasch hin und her geschwenkt und endlich einem kühlenden Luftzug ausgesetzt. Vorher gelöstes und gefärbtes Wachs kann man alsdann dazu benutzen, um mit einem Pinsel den fertigen Blumen dunkle oder hellere Stellen zu geben. Das Verfahren ist so einfach, daß jeder es bald erlernen dürfte.


Zu den Herbstmanövern.
Postalische Epistel eines alten Kriegers.

    Der Krieger macht um diese Zeit
Zum Herbstmanöver sich bereit;
Die Herren Offiziere packen Wein,
Konserven und Zigarre ein;
Die Mannschaft füllt mit froher Miene
Die Flasche sich in der Kantine.
Und Rieke birgt in ihrer Lade
für den Gefreiten Karbonade,
Daneben Butter, Wurst und Bier,
Als ihrer Liebe Souvenir.
    Rumplum, trara, da ziehn sie hin
Und sind nun im Manöver drin.
Wer je im Herbst sich abgeplagt,
Dem ist damit genug gesagt.
Des Abends selten in ein Bett,
Und wenn schon, - ist's nicht immer nett;
Die Märsche weit, Quartiere mau,
Verpflegung dito, Biere flau;
Zum Schluß bei aufgeweichten Wegen
Biwak mit feuchten Niederschlägen.
Und dennoch lebt man frisch und froh,
Der Krieger fragt nicht Wie und Wo;
Er übt in Freuden, wie man siegt;
Der Kaiser will es, - das genügt!
Nun sollte jeder sich bestreben,
Zu fördern solch' Manöverleben;
Nicht blos mit Atzung oder Wein
Und schnöder Magenfüllung; nein!
Mit dem ist's nicht genug gethan,
Auch das Gemüth will Nahrung han
Und hierzu wohl am Besten frommt
Ein Brief, der aus der Heimat kommt.
Was aber nützt ein solcher Brief,
Wenn er im Land umher erst lief,
Von Stadt zu Stadt, von Korps zu Korps?
Und doch kommt solches häufig vor,
Weil der Adresse alles fehlt,
Was zur Genauigkeit man zählt.
    "Herrn Hauptmann X. im Uebungsfeld."
Wie soll die Post um alle Welt
Bei solcher Aufschrift dem Herrn X.
Den Brief besorgen schlank und fix?
Es fehlt: wie man die Waffe nennt;
Es fehlt Schwadron wie Regiment,
Das Bataillon, die Kompanie,
Kolonne oder Batterie! Was nützt da alle Findigkeit?
Der Brief versäumet seine Zeit:
Und X. muß sagen noch von Glück,
Schickt man sein Briefchen nicht zurück.
    Wohlan, die Ihr zu Hause bleibt
Und dort Manöverbriefe schreibt,
Ihr Jüngling, Jungfrau, Mann und Frau,
O, adressieret recht genau,
Setzt außer Kompanie, Schwadron
Et cetera, die Garnison,
Das heißt die ständige hinzu;
Dann kriegt Herr X. den Brief im Nu
Und ihr braucht nicht zu allen Grämen
Euch hinterher auch noch zu schämen,
Weil Ihr versäumt, was gar nicht schwer
Und so geschädigt Deutschlands Heer!


Anzeigen.

Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 4. September 1888 bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf

Montag, den 3. September 1888,
Mittags 12 Uhr,
eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Strafkammer I anberaumt.
Güstrow, den 28. August 1888.

Der Präsident des Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Landgerichts.
In Vertretung:
(gez.) Bölckow.


Die Lieferung des Bedarfs an bestem Petroleum für die Straßenlaternen in hiesiger Stadt und auf dem Amte während der bevorstehenden Wintermonate soll event. dem Mindestfordernden übergeben werden. Reflectanten werden hierdurch aufgefordert, ihre Preisofferten

bis zum 4. September cr.

schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 28. August 1888.

Der Magistrat.


Bekanntmachung.

Das diesjährige Missionsfest wird in der Kirche zu Schönberg am

Mittwoch, den 5. September

gefeiert werden.
Der Gottesdienst wird 10 1/2 Uhr Vormittags beginnen, die Festpredigt Herr Pastor Pistorius aus Schwerin halten, den Bericht Herr Pastor Langmann erstatten.
Gemeinsames Mittagessen 1 Uhr im Lokale des Herrn Gastwirth Boye. Nachmittagsfeier 3 Uhr ebendaselbst.
Alle Freunde der Missionssache von Nah und Fern ladet freundlichst ein

Der Vorstand des Missionsvereins.


Torf=Auction
am Sonnabend, den 1. September cr.

unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über 100 Mille Preßtorf.
Versammlung Morgens 9 Uhr auf meinem am Lübseer Wege gelegenen Moore.
Roduchelsdorf, den 23. August 1888.

P. Grevsmühl.       


Kampf=
genossen-
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

Die Kameraden werden ersucht, am 2. September d. Js.

3/4 10 Uhr Vormittags zur Bekränzung des Kriegerdenkmals und zum gemeinschaftlichen Kirchgange, sowie
1/2 1 Uhr Nachmittags zum Festzuge vor dem Vereinslokale anzutreten.
Für die Festbälle gelten dieselben Eintrittspreise wie für Kameraden des Kriegervereins annoncirt. Die Herren Ehrenmitglieder unseres Vereins werden gebeten, sich am Feste betheiligen zu wollen.

Der Vorstand.        


Am Sonntag, den 2. September, als am Sedansfeste:                          
Tanz=Musik
von Mittags an. Wozu ergebenst einladet                          
                                                    J. H. Freitag.


Am Sonntag, den 2. September werde ich mit meiner bekannten Gesellschaft bestehend aus 4 Damen und 2 Herrn in "Stadt Lübeck" concertiren und lade ein verehrtes Publikum hochachtungsvoll wie ergebenst ein

H. Stoll.        


Pferd Am Sonnabend, den 1. September trifft mein Transport starker
Hannöverscher Saugefüllen
ein, wozu ich Kaufliebhaher ganz ergebenst einlade.
Johs. Kniep, Schönberg.


Eine Wohnung für eine kleine Familie oder eine alleinstehende Person ist zu vermiethen Wasserstraße 63.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 68 Seite 3]

Programm
für die Sedan=Feier in Schönberg
am Sonntag, den 2. September 1888.

1. Vormittags 10 Uhr: Bekränzung des Kriegerdenkmals.
2. Vormittags 10 1/4 Uhr: Theilnahme an den Vormittags=Gottesdienst.
3. Nachmittags 1 Uhr: Festzug durch die Stadt vom Siemzerthore bis zum Schützenhause.
4. Nachmittags 2 Uhr: Festrede auf dem Festplatze.
5. Nachmittags 2 1/2 Uhr: Beginn des Schießens nach Alfenide=Gewinnen.
6. Nachmittags 2 1/2 Uhr: Beginn der Kinderbelustigungen und der Concerte im Schützenhause und auf dem Festplatze.
7. Abends 7 Uhr: Einmarsch und Abbringen der Fahnen.
8. Abends 8 Uhr: Abbrennen des Holzstoßes auf der Holländer=Koppel.
9. Abends 8 Uhr: Beginn der Festbälle im Boye'schen Saale und im Schützenhause.

Das Sedan-Komite
des Kriegervereins für das Fürstenthum Ratzeburg.


Krieger=Verein
für das Fürstenthum Ratzeburg.

Mit Bezug auf das vorstehende Programm wird den Kameraden des Vereins das Folgende bekannt gegeben:
1. Das Antreten des Vereins erfolgt:

a. zur Bekränzung des Kriegerdenkmals und zum Festgottesdienst um 3/4 10 Uhr Vormittags vor dem Vereinslokale,
b. Zum Ausmarsch nach dem Schützenhause um 1/2 1 Uhr Nachmittags ebendaselbst.

2. Das Concert im Schützenhause ist für Kameraden und deren Familien frei.

3. An Eintrittsgeld zu den Festbällen - gültig für beide Sääle - zahlen die Kameraden für ihre Person à 60 Pfennig (Mecklenburg). und für je eine Dame 30 Pfennig (Mecklenburg). Für weiter einzuführende Damen ist das volle Eintrittsgeld mit 50 Pfennig (Mecklenburg). zu entrichten.

4. Die Vereinszeichen sind anzulegen und ist jeder Kamerad ersucht an der Feier Theil zu nehmen.

Der Vorstand.        


Vom 4. April bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
  1. Vom Hauswirth Tews in Bechelsdorf 1 Pferd 300 M.
  2. Vom Hauswirth Wietfeld in Ziethen 1 Kuh 120 M.
  3. Vom Schulzen Lühr in Lüdersdorf 1 Pferd 100 M.
  4. Vom Arbeitsmann Hamann in Mechow 1 Kuh 135 M.
  5. Vom Hauswirth Oldenburg in Selmsdorf 1 Pferd 300 M.
  6. Vom Hauswirth Ebell in Gr. Mist 1 Kuh 135 M.
  7. Vom Hauswirth H. Retelsdorf in Herrnburg 1 Pferd 400 M.
  8. Vom Zimmermeister Westphal hier 1 Kuh 135 M.
  9. Vom Müller Lohse in Schlutup 1 Pferd 600 M.
10. Vom Hauswirth Ahrendt in Gr. Siemz 1 Kuh 135 M.
11. Vom Hauswirth Kröger zu Lockwisch 1 Pferd 400 M.
12. Vom Hauswirth Schmidt in Lankow 1 Pferd 450 M.
13. Von demselben 1 Pferd 450 M.
14. Vom Hauswirth Claasen Wwe. in Campow 1 Pferd 200 M.
15. Vom Hauswirth Westphal in Kl. Bünsdorf 1 Kuh 135 M.
16. Vom Hauswirth Oldenburg in Zarnewenz 1 Pferd 400 M.
17. Vom Hauswirth Timm in Blüßen 1 Kuh 135 M.
18. Vom Hauswirth J. Boye in Schlagsdorf 1 Pferd 500 M.
Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 1 M. pro 100 M. Versicherungssumme und werden unsere Mitglieder ersucht, solchen Beitrag am

Freitag, den 14. September d. J., Morgens 10 Uhr

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
An dem nämlichen Tage liegt daselbst der letzte Rechnungsabschluß unserer Gesellschaft zur gefälligen Einsicht unserer Mitglieder und sonstiger Interessenten vor.
Schönberg, den 23. August 1888.

Direction des Viehversicherungs=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
A. Ahrendt.                         Wilh. Heincke.


Dr. med. Weyh
homöop. Arzt.
Lübeck, Beckergrube Nr. 38.
Sprechstunde: 8 bis 10 und 4 bis 5 Uhr.


Ich beabsichtige meine Ländereien nebst Wiesen von jetzt an auf mehren Jahre im ganzen oder parzellenweise zu verpachten. Pächter wollen sich bei mir melden.

J. Voß, Tuchmacher.        


[ => Original lesen: 1888 Nr. 68 Seite 4]

Schönberg.
Nur einen Tag auf dem Markt-Platze.
am 4. September
mit drei Vorstellungen, um 4. 6 und 8 Uhr Abends.
Einzug mit Musik 11 1/2 Uhr Vormittags.
Die in der Manege geborenen 8 jungen Löwen werden während der Vorstellung dem Publikum zum Besehen in die Hand gegeben.
Grosse Sehenswürdigkeit!                                                     Grosse Sehenswürdigkeit!!
WOMBWELL's
Königliche Windsor-Castle und Crystal-Palast
MENAGERIE.
28 Löwen (Errichtet im Jahre 1805) 500 Thiere. Grösste und bisher unerreichte Art, welche je in Deutschland gesehen worden ist,
mit den seltensten und prachtvollsten Exemplaren aus allen Theilen der Welt.

Dieser Königlichen Pracht=Menagerie wurde wiederholt die allerhöchste Ehre zu Theil, sowohl in Windsor als auch im Crystal=Palast in London, von Ihrer Majestät der Königin Victoria, Seiner Königlichen Hoheit Prinz von Wales und sämmtlichen Mitgliedern der Königlichen Familie, sowie auch von sämmtlichen anwesenden Naturforschern besucht und mit der allerhöchsten Anerkennung ausgezeichnet.
Die Dressur und Vorführung der dressirten Thiere geschieht durch Mr. Cooper, den ältesten und erfahrensten Thierbändiger, bekannt in Deutschland durch den "Circus Renz," "Circus Salomonsky" und den "amerikanischen Circus Myers"; ferner durch die junge Lady Miß Scherazado.
Dressirte Gruppen werden vorgeführt: 2 Löwen=Gruppen (ausgewachsen), jede zu 4 Stück; eine Leoparden=Gruppe, 5 Stück; eine Bären= und Hyänen=Gruppe und 3 große Elephanten.
Die Menagerie wird mittels 18 Prachtwagen, mit einem eigenen Gespann von 50 englischen Pferden, verfrachtet; der Kassenwagen selbst (gezogen von 6 Pferden), ein Prachtexemplar und Geschenk der Königin von England, sowie der Musikwagen, gezogen von 6 Kameelen, wird besonders der Aufmerksamkeit des verehrl. Publikums empfohlen.
Die Ankunft der Menagerie in einer jeden Stadt ist ungefähr um 11 Uhr Morgens. Der Aufbau des Menagerie=Zeltes dauert eine Stunde, so auch der Abbruch, wobei 50 Arbeiter beschäftigt sind; der Kassenwagen mit einer Fronte von 12 Metern, ist ein Kunstwerk und mit einer brillanten Gemälde=Gallerie ausgestattet.
Vorstellungen finden statt: am Tage der Ankunft um 4, 6 und 8 Uhr Abends. Die Fütterung sämmtlicher Thiere um 9 1/2 Uhr Abends.
Bei einem längeren Aufenthalt in einer Stadt als einen Tag ist die Menagerie von 12 Uhr Mittags zur Besichtigung geöffnet.
Die eigene Musikkapelle, 10 Mann, concertirt während der Besichtigung und Vorstellung der Menagerie.
Auf Wunsch von Corporationen und Massenbesuch der Schuljugend finden Extra=Vorstellungen mit eingehenden wissenschaftlichen Erklärungen nach vorher vereinbarten ermäßigten Preisen statt.

Preise der Plätze: 1. Platz 1 Mk. 2. Platz 50 Pf.
Kinder auf beiden Plätzen die halben Entrées.
                                                                              EDMONDS, Director.
Gesunde Schlachtpferde und =Kühe werden gekauft
Mittwoch, den 5. September in Rehna.


Am Sonntag, den 9. September
wird bei mir ein                                                    
Erntefest mit Tanzmusik
stattfinden, wozu ich hierdurch freundlichst einlade.
                                                    Gastwirth Sterly,
                                                    Selmsdorf.


Für die vielen Beweise der Liebe und Theilnahme beim Begräbniß unseres lieben, theuren Entschlafenen sagen wir hiermit unsern innigsten Dank.
Schönberg, den 28. August 1888.

Fam. Breuel.        


Kirchliche Nachrichten
Sonntag, den 2. September.

        Frühkirche: Pastor Langbein.
        Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
            Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 9.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 68 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 68 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 31. August 1888.


Die meisten Wiener Blätter besprechen die Zusammenkunft Kalnokys mit Crispi in Eger. Das "Fremdenblatt" führt aus, die Entrevue bezeuge den unerschütterlichen Fortbestand der Tripelallianz deren Grundgedanke die Erhaltung des Friedens sei. Oesterreich erkennt Vollkommen die Wichtigkeit an, welche die Wahrung der Interessen im Mittelmeer für Italien besitzt; es sei zu wünschen, daß die Allianz auch in Zukunft ihr großes, erhabenes Ziel, die Wahrung des europäischen Friedens, erreichen möge.
Graf Andrassy ist ziemlich bedenklich an einem Nierenleiden erkrankt. Der öster. Mieter des Auswärtigen, Graf Kalnoky, reist demnächst zum Fürsten Bismarck nach Friedrichsruh. Der Tag der Abreise ist noch unbekannt.
Nach einer Zeitungsnotiz soll im Befinden des Königs Otto eine weltliche Verschlimmerung eingetreten sein. Aus diesem Anlasse seien auch Generaladjutant Frhr. von Freyschlag und Hofrath von Klug nach Fürstenried gefahren. Diese ganze Notiz ist ihrem Inhalt nach unbegründet. Das Befinden des Königs Otto ist weder besser noch schlechter als seit Monaten.
Das "Petit=Journal" in Paris schreibt: Da das Vorhandensein zahlreicher italienischer Spione in Korsika konstatiert sei, da sich im Mittelmeer eine große Anzahl italienischer Kriegsschiffe aufhalte, so sei ein Torpedogeschwader zur Ueberwachung der Küsten Algiers, der Insel und des Hafens von Biserta kommandiert worden.
Von verschieden Seiten gehen den Pariser Blättern Mittheilungen über einen Besuch Boulangers bei dem Prinzen Viktor Napoleon in Prangins zu. Boulanger rechnet sicher darauf, aus der Hand des dritten Kaisers den Generalsdegen zurück zu erhalten. Der Prinz aber wolle ein starkes Kaiserreich, bei welchem die ganze Staatsgewalt im Monarchen sich vereinige, die Parlamentarische Vielherrschaft aber ganz beseitigt werde; die Kammern sollen nur ein beschränktes Aufsichtsrecht und den Charakter einer berathenden Körperschaft erhalten; er wolle den Kampf gegen die Republik allein führen; sein Anhang sei jetzt schon größer als der der Orleans und seinem Onkel hat er den Gehorsam ganz gekündigt.
- Kaiser Alexander fühlt sich in Petersburg einsam, seitdem die Kaiserin zum Besuch ihrer Schwester nach Gmunden gereist ist. Er hat sich deshalb nach Iljinskoje bei Moskau, einem seinem Bruder Sergius gehörigen Gute, begeben, woselbst auch gleichzeitig noch mehrere Großfürsten anwesend sind.
Kardinal Lavigerie erhielt bereits 150 Anmeldungen zum Eintritt in eine Freiwilligen=Legion behufs Bekämpfung der afrikanischen Sklaverei; die Subskriptionen übersteigen eine Million.
Eine italienische Feldwache bei Massanah in Afrika erschoß im Dunkel der Nacht ihren eigenen Befehlshaber, der - für eine Hyäne gehalten war. Man fand den Offizier von acht Kugeln durchbohrt.
- Infolge der energischen Verfolgung der Räuber macht die bulgarische Regierung fortwährend Gefangene. Am Freitag werden in Teteven zwanzig und in Lompalanka fünf Räuber hingerichtet. Ebenso viele wurden zu 7= und 15 jähriger Zuchthausstrafe verurtheilt. Ferner wird aus der bulgarischen Hauptstadt berichtet: "Die Räuber, welche den Photographen Karastojanow bei dem Kloster Nilo gefangen nahmen, haben ihre Forderung von 5000 Pfd. auf 800 Pfd. ermäßigt.
- Schönberg. Wie aus dem Inserat in den heutigen Anzeigen ersichtlich, wird die Wombwell'sche Menagerie am 4. September hier ihren Einzug halten und dem Publikum auf einen Tag gezeigt werden. Diese Menagerie hat ganz Dänemark durchzogen und wird auf ihrem Wege nach Magdeburg, wo dieselbe am 15. September eintreffen muß, die Städte des westlichen Mecklenburg berühren. Wie die Zeitungen melden, hat die Menagerie in Dänemark und Holstein überall die besten Geschäfte gemacht. Nicht nur die Bewohner der Städte, auch ganze Schaaren von Landbewohnern hatten sich zur Besichtigung der Menagerie eingefunden und ist man voll des Lobes über das stattliche, wohlgenährte Aussehen der zahlreich vorhandenen Thiere. Die Kühnheit der Dresseure und die erzielten Dressurresultate verdienen das vollste Lob; besonders verdient das Auftreten einer jungen Dame, die ihren Kopf in den Löwenrachen legt, alle Anerkennung. Der Einzug in einen Ort gestaltete sich jedesmal zu einer besonders festlichen Begebenheit; in Plön ereignete sich dabei das Kuriosum, daß der eine Elefant einem zuschauenden Knaben den Strohhut fortnahm und in aller Gemüthsruhe verspeiste.
- Schönberg. Am 27. d. Mts. wurden die durch die diesjährigen Uebungen des Infanterie=Regiments Nr. 76 und der 33. Infanterie=Brigade auf dem Uebungsfelde zu Hof Mechow und Ziethen veranlaßten Flurbeschädigungen von der dazu berufenen Kommission abgeschätzt und hören wir, daß die zu gewährenden Entschädigungen einen hohen Betrag nicht erreichen. Im benachbarten Lauenburgischen Gebiete sollen die ermittelten Entschädigungsbeträge eine etwas höhere Summe betragen.
- Mit dem 28. August beginnen die eigentlichen Brigademanöver, und zwar die der 33. Infanteriebrigade zwischen Malchow und Röbel, und die der 34. Infanteriebrigade (großherzoglich mecklenburgischen) zwischen Neubrandenburg und Penzlin. Dieser letzteren Brigade ist außer Artillerie und Kavallerie noch eine Feldtelegraphen=Abtheilung beigegeben, Außerdem führt jede Brigade einen Schanz= und Werkzeugwagen mit sich. Am 4. September haben sämmtliche Truppentheile bereits Quartier im Rayon des Divisionsmanövers bezogen, die nach einem Ruhetag am 6. September beginnen. Sie werden am 6., 7. und 8. September in Manövern zweier Parteien, und am 10. und 11. September , den letzten Uebungstagen, in Manövern der Division gegen einen markirten Feind bestehen und sich in dem Terrain Ware=Stavenhagen=Malchin abspielen.
- Neustrelitz. Am Sonntag früh fand man in der Nähe des Glambecker Sees den Arbeiter Teschner in besinnungslosem Zustande mit klaffenden Wunden am Kopfe und schaffte ihn alsbald ins Krankenhaus. Dort hat er nach wenigen Stunden seinen Geist aufgegeben. Drei Arbeiter, welche mit ihm in Wortwechsel gerathen waren und ihn geprügelt hatten, wurden Sonntag früh verhaftet. Die gerichtliche Obduktion der Leiche hat ergeben, daß T. an den Folgen der Verletzungen, die ihm mit einem in der Nähe des Thatortes aufgefundenen buchenen Knüppel beigebracht sein sollen, gestorben ist.
- Auf der Hamburg gegenüberliegenden Elbinsel Steinwärder, im neuen Freihafengebiet, brach in der Nacht zum Sonntag Feuer aus. Durch dasselbe wurden 7 große alte Holzschuppen, in welchen bedeutende Quantitäten Baumwolle, Zucker, Reis, Salz, Salpeter, Wein und viele andere Kaufmannsgüter lagerten, total vernichtet. 6 Personen, 5 Arbeiter und 1 Wächter, kamen bei dem Brande ums Leben; von 2 Personen wurden verkohlte Ueberreste aufgefunden, eine starb während des Transportes nach dem Krankenhause. Drei sind unter den rauchenden Trümmerhaufen begraben und nicht mehr auffindbar. Außerdem befinden sich noch zwei Schwerverletzte im Krankenhause. Die meisten Versicherungsgesellschaften sind bei dem Brande betheiligt, welcher auf 5 Millionen Mark geschätzt wird. Die Schiffswerft von Blohm und Voß schwebte in großer Gefahr, ist aber nur wenig beschädigt worden. Tausende von Menschen hielten sich die ganze Nacht in der Nähe der Brandstätte auf, die einen großartigen Anblick darbot. Das Feuer entstand bei Israel, wo 14 Arbeiter mit Zuckerarbeiten beschäftigt waren.
- In Bezug auf die angeblich entsprungenen Krokodile macht Kapt. Fry vom Dampfer "City of Lincoln" mittels Inserats die Mittheilung, daß alle

[ => Original lesen: 1888 Nr. 68 Seite 6]

Gerüchte über Entweichung von Krokodilen von seinem Schiffe erfunden seien.
- Mackenzie's Erwiederung auf die Berliner Broschüre: "Die Krankheit Kaiser Friedrich III." erscheint Mitte September bei Ad. Spaarmann in Oberhausen als einzige autorisirte deutsche Ausgabe zum Ladenpreis von 1,50 Mk. Sie führt den Titel: "Friedrich der Edle und seine Aerzte". Der erste Theil der Broschüre enthalt Mackenzie's Darlegung und Rechfertigung seines Verhaltens, giebt einen geschichtlichen Bericht über seinen täglichen Verkehr mit dem Kaiser und bietet eine Charakterskizze. Außerdem soll dieser Theil der Schrift getreu handschriftlich nachgebildete Mittheilungen der Aufzeichnungen des Kaisers von sensationeller Art enthalten. Der zweite Theil ist der Polemik gewidmet; er richtet sich gegen die persönlichen Angriffe und erörtert die Behauptungen der deutschen Aerzte in den einzelnen Details. Der dritte Theil weist statistisch die äußerst ungünstigen Resultate von Kehlkopf=Operationen und die damit verbundenen Gefahren nach. Die englische und deutsche Ausgabe erscheinen gleichmäßig.
- Das neue Exercierreglement für die Infanterie ist vollständig fertiggestellt, und dürfte schon in naher Zeit an die Armee ausgegeben werden, so daß jedenfalls die am 1. Oktober eintretenden Einjährig=Freiwilligen nach den neuen Vorschriften ausgebildet werden können, die eine wesentliche Vereinfachung bedeuten.
- Der Beginn der elektrischen Beleuchtung Unter den Linden in Berlin ist vom Magistrat in seiner letzten Sitzung nunmehr definitiv auf den 2. September, den Sedantag, festgesetzt worden.
- Die Bevölkerungszahl Berlins betrug am 29. Juli 1 439 911.
- Einen unglücklichen Ausgang hat am Sonnabend in aller Frühe in Berlin ein Streit genommen, der während des Stalldienstes gegen 4 Uhr in der Kaserne der Garde=Kürassiere zwischen einem Gefreiten der 3. Schwadron mit Namen Kabolitz und einem zu seinem Beritt gehörigen Gemeinen Dilli um einen Besen, der einem anderen Beritt gehörte, ausgebrochen war. Im Verlauf des Streites kam es zu einer Balgerei, dabei stieß Dilli den Gefreiten Kabolitz zurück und schlug ihn mit dem Besen über den Arm. Nun ergriff Kabolitz einen in der Nähe stehenden Schrupperbesen, mit dessen unterem Ende er Dilli derartig auf den Kopf schlug, daß dieser niederstürzte und bald darauf eine Leiche war. Beide sollten nach dem Manöver entlassen werden und waren bisher die besten Freunde. Der zum Tod Getroffene hat seinen Wachtmeister noch, zu sagen, es habe ihn ein Pferd geschlagen. Kabolitz ist verhaftet.
- Eine schöne Ueberraschung ist einem Eisenbahnarbeiter in Minden zu Theil geworden. Die dortige kgl. Regierung hat am Donnerstag an den auf dem dortigen Bahnhof arbeitenden Schlosser Prasuhn, wohnhaft in dem benachbarten Dorf Meißen, amtlich die Aufforderung gerichtet, auf dortiger Regierungs=Hauptkasse zu erscheinen und daselbst die Summe von 460 000 Mk. zu erheben. Das Geld stammt von dem vor vielen Jahren ausgewanderten, kürzlich in West=Indien verstorbenen Bruder des Genannten und ist durch Vermittelung des Auswärtigen Amtes nach Minden gelangt.
- In Folge jugendlichen Uebermuths und Leichtsinns fand bei Bernburg ein etwa 11jähriger Knabe seinen Tod. Derselbe lief durch die im vollen Gange befindlichen Windmühlenflügel hindurch, wurde dabei aber von einem Flügel ergriffen, eine Strecke weit weggeschleudert und blieb besinnungslos am Platze liegen. Der Mühlenbesitzer brachte den Verletzten sofort nach der elterlichen Wohnung, doch konnte der inzwischen herbeigerufene Arzt nur den Eintritt des Todes feststellen.
- In der Nacht vom 23. zum 24. d. M. hat der Korbmachermeister Trogisch in Reinerz seine fünf Kinder, die im Alter von 5 bis 12 Jahren standen, durch Erwürgen bezw. Erdrosseln und Erstechen ums Leben gebracht. Trogisch hat sich dann selbst eine Schlagader am linken Arm durchschnitten und ist an der Verblutung gestorben.
- In Schwientochlowitz raubten durchziehende Zigeuner das 5 Jahre alte Söhnchen eines Hüttenmeisters der Bismarckhütte. Trotz der sofort angestellten umfassenden Durchsuchung der nahe liegenden Wälder konnte über den Verbleib des Kindes nichts ermittelt werden.
- In Schwerin a. W. verschied in Folge Genusses giftiger Pilze der Gymnasiallehrer Szastecki im Alter von 40 Jahren. Der Genannte beschäftigte sich eifrig mit Botanik, und besonders mit dem Studium der Pilze. In einem Werke hatte er die Beschreibung des Kaiserpilzes gefunden, der zwar zum Geschlecht der giftigen Fliegenschwämme gehört, aber selbst nicht giftig sein soll. Seit Jahren suchte nun Szastecki bei seinen botanischen Excursionen nach diesem Pilze. Vor einigen Tagen fand er zwei Pilze, die er für die gesuchten, angeblich giftfreien Kaiserpilze hielt; er ließ sie zubereiten, verzehrte sie, erkrankte abends und fand unter furchtbaren Qualen den Tod.
- Wie man aus Bremen mittheilt, hat auch der Lloyddampfer "Ems" den neuen Doppelschraubendampfer "City of Newyork" von der Imman=Linie auf der Heimreise von Newyork um 10 Stunden geschlagen. Der ebenfalls mitconcurrirende Cunard=Dampfer "Umbria" schlug die "City of Newyork" um 24 Stunden.
- In diesem Jahre können nicht weniger als vier Beamte des Reichsgerichts zu Leipzig ihr fünfzigjähriges Dienstjubiläum feiern; es sind die beiden Senatspräsidenten Friedrich und Dr. Henrici und die Reichsgerichtsräthe Gallenkamp und Dr. Schwarz.
- Ein grauenerregender Mordanfall ist am Freitag in Dresden an der Frau Rechtsanwalt Asten verübt worden. Ein junger Mann, welcher sich unter dem Verwand, ein möblirtes Zimmer miethen zu wollen, bei der Dame eingeführt hatte, versetzte ihr, als sie ihm eben ein solches zeigen wollte, plötzlich mit einem Beil einen Schlag auf den Kopf und brachte ihr dann noch mit einem langen Messer mehrere Stiche an Kopf, Hals und Brust bei. Der Thäter wurde sofort von dem Hausmann und einem anderen Bewohner des Hauses festgenommen. Trotz der schweren Stichwunden hoffen die Aerzte das Leben der unglücklichen Frau zu erhalten.
- Aus Bayreuth. Gelegentlich der Aufführungen im Wagnertheater ist folgender hübsche Spaß passirt: Hans Richter, der unübertreffliche Meistersinger=Dirigent, geht auf einen Herrn zu, der auf dem Platze steht, wo die Signalbläser den Anfang der Akte angeben und sagt zu ihm: "Sie, es ist Zeit, lassen's Signal blasen!" "Das kann ich nicht," sagt der Angeredete, "ich bin der Großherzog von Weimar, aber ich freue mich, Sie kennen zu lernen."
- Das Anwachsen der antisemitischen Bewegung in Oesterreich zeigt sich in der Thatsache, daß die Antisemiten gegenwärtig im Reichsrath 8, im Gemeinderath von Wien 15, im niederösterreichischen Landtag 8 und im steiermärkischen Landtag 10 ausgesprochene Parteimänner sitzen haben.
- Die Zarin ist zum Besuch ihrer Schwester der Herzogin von Cumberland, nach Gmunden bei Wien gereist.
- Der Scheidungsprozeß des serbischen Königspaares wird am 1. September vor dem Belgrader Consistorium beginnen und wahrscheinlich Mitte September sein Ende erreichen.
- Aus Chamounix berichtet man, daß eine 13jährige Engländerin, Miß Flossie L. Morse, in Begleitung dreier Herren den Montblanc bestiegen hat. Der Aufstieg, welcher von Chamounix aus unternommen wurde, gestaltete sich in Folge des heftigen Windes sehr schwierig.
- Wie alterfahrene Landleute wissen wollen, wird der nächste Winter ungemein hart werden, da heuer die Eibischbeerbäume so reich wie nur selten tragen. "Der liebe Gott versorgt die Vögel für einen langen Wintere sagt der Wetterkundige. - Uebrigens gilt Bangemachen nicht, und wenn die "Wetterkundigen" noch so alt sind.
- Nöd öbel! Ein Appenzeller wollte letzte Woche in einem Hutladen in St. Gallen einen Hut kaufen. Appenzeller: "Wah chost do dä Huet?" Fräulein : "Drizöh Franke!" Appenzeller: "Nöd öbel! Aber es höt ja ka Löcher drin!" Fräulein: "Löcher? Zu was Löcher ime Huet?" Appenzeller: "Daß dä Esel, wo drizäh Franke für so en Deckel zahlt, d'Ohre usastrecka chaa."


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD