No. 65
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. August
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 65 Seite 1]

          Das Impfgeschäft im Impfbezirk Schönbergs II (westlich) findet in diesem Jahre in nachbezeichneter Weise statt und zwar:

I. im Impfdistrikt Schöneberg,

bestehend aus den Ortschaften:

Bauhof=Schönberg, Kleinfeld und Malzow,

im Hause des Herrn Dr. M. Marung in Schönberg,

a. Impfung der im Jahre 1887 geborenen Kinder,
b. Wiederimpfung der Kinder aus der Schule zu Kleinfeld

am Freitag, den 24. August d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Freitag, der 31. August d. J.,
Vormittags 11 Uhr.

II. im Impfdistrikt Zarnewenz,

bestehend aus den Ortschaften:

Zarnewenz (Hof u. Dorf), Schwanbeck mit Siechenhaus, Schönb.=Sülsdorf und Teschow,

im Kruge zu Zarnewenz,

a. Impfung der im Jahre 1887 geborenen Kinder

am Freitag, den 24. August,
Nachmittags 2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 31. August,
Nachmittags 2 Uhr.

b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Siechenhaus, Schönb.=Sülsdorf und Teschow

am Freitag, den 24. August d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 31. August d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr.

III. im Impfdistrikt Selmsdorf,

bestehend aus den Ortschaften:

Selmsdorf (Hof u. Dorf), Bardowiek, Hohemeile und Lauen,

im Lokale des Gastwirths Michaelsen zu Selmsdorf,

a. Impfung der im Jahre 1887 geborenen Kinder

am Freitag, den 24. August d. J.,
Nachmittags 3 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 31. August d. J.,
Nachmittags 3 Uhr.

b. Wiederimpfung der Kinder aus der Schule zu Selmsdorf

am Freitag, den 24. August d. J.,
Nachmittags 3 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

[ => Original lesen: 1888 Nr. 65 Seite 2]

am Freitag, den 31. August d. J.,
Nachmittags 3 1/2 Uhr.

IV. im Impfdistrikt Petersberg,

bestehend aus den Ortschaften:

Petersberg, Bechelsdorf, Lockwisch (Hof u. Dorf), Niendorf, Rupensdorf, Wahlsdorf und Westerbeck,

im Kruge zu Petersberg

a. Impfung der im Jahre 1887 geborenen Kinder

am Sonnabend, den 25. August d. J.,
Nachmittags 1 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Sonnabend, den 1. September d. J.,
Nachmittags 1 1/2 Uhr.

b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Petersberg, Lockwisch, Niendorf, Rupensdorf und Wahlsdorf

am Sonnabend, den 25. August d. J.,
Nachmittags 2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Sonnabend, den 1. September d. J.,
Nachmittags 2 Uhr.

V. im Impfdistrikt Herrnburg,

bestehend aus den Ortschaften:

Herrnburg, Duvennest, Lenschow, Lüdersdorf, Palingen und Wahrsow (Hof und Dorf),

in dem Gastwirth Lohse'schen Lokale zu Herrnburg

a. Impfung der im Jahre 1887 geborenen Kinder

am Sonnabend, den 25. August d. J.,
Nachmittags 3 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Sonnabend, den 1. September d. J.,
Nachmittags 3 Uhr.

b. Wiederimpfung der Kinder der aus den Schulen zu Herrnburg, Duvennest, Palingen und Wahrsow

am Sonnabend, den 25. August d. J.,
Nachmittags 4 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Sonnabend, den 1. September d. J.,
Nachmittags 4 Uhr.

Rieps, Boitin=Resdorf, Heiligeland, Gr. und Kl. Mist, Schlag=Resdorf mit Perückenkrug, Schlag=Sülsdorf, Thandorf und Wendorf,
im Kruge zu Rieps

a. Impfung der Jahre 1887 geborenen Kinder

am Montag, den 27. August d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Montag, den 3. September d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr.

b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Rieps, Gr. und Kl. Mist, Schlagresdorf, Schlagsülsdorf und Thandorf

am Montag, den 27. August d. J.,
Nachmittags 3 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Montag, den 3. September d. J.,
Nachmittags 3 Uhr.

          Den Ortsvorständen wird hierdurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der obgedachten Termine und für die Zuführung der Impflinge durch Ansage der Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder Sorge zu tragen.
          Eltern, Pflegeeltern und Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Anforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldbuße bis zu fünfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.
          Schönberg, den 15. August 1888.

Großherzogl. Mecklb. Landvogtei des Fürstenth. Ratzburg.
U. Frhr. v. Maltzan.

H. Spieckermann.        


[ => Original lesen: 1888 Nr. 65 Seite 3]

          Der Vorstand der Hamburgischen Baugewerks=Berufsgenossenschaft hat die unterzeichnete Landvogtei ersucht, von den bei der Versicherungsanstalt dieser Berufsgenossenschaft gegen Bauunfalle versicherten Gewerbetreibenden im hiesigen Fürstenthum, welche nicht wenigstens einen Lohnarbeiter regelmäßig beschäftigen, die Prämien einzuziehen und binnen vier Wochen an das Genossenschaftsbureau einzusenden. Die betreffenden Gewerbetreibenden werden hiervon in Kenntniß gesetzt mit dem Bemerken, daß der Auszug aus der Heberolle vom 17. d. Mts. an auf zwei Wochen zur Einsicht der Betheiligten auf der Landvogtei=Registratur ausliegt und hier auch die Prämienbeträge entgegengenommen werden.
Schönberg, den 16. August 1888
          Großherzoglich Meckl. Landvogtei des Fürstenth. Ratzeburg.

U. Frhr. v. Maltzan.

H. Spieckermann.        


          Alle durch die diesjährigen im hiesigen Fürstenthume stattfindenden Truppenübungen veranlaßten Flurschäden sind von den Beschädigten bei den betreffenden Ortsvorständen sofort anzumelden, von letzteren Behufs Vorbereitung und Feststellung der Vergütungen zusammenzustellen und die Zusammenstellungen unverzüglich bei der Registratur der Großherzoglichen Landvogtei einzureichen.
          Schönberg, den 9. August 1888.

Der Civil=Kommissarius für die Abschätzung der Flurschäden im Fürstenthum Ratzeburg.
U. Fr. v. Maltzan.


Anzeigen.

Unterm heutigen Dato ist in das hiesige Genossenschafts=Register sub. Nr. 3 Fol. 16 eingetragen:

Firma der Genossenschaft:     Gr. Mist= Kl. Mist= Schlag=Sülsdorfer Genossenschafts=Meierei. Eingetragene Genossenschaft.
Sitz der Genossenschaft:     Gr. Mist.
Rechtsverhältnisse der Genossenschaft:     1. Gesellschaftsvertrag vom 15. April 1888 nebst Nachtrag vom 24. Juni 1888.
2. Gegenstand des Unternehmens ist die gemeinschaftliche Verwerthung der von den Kühen der Mitglieder gewonnenen Milch zum höchstmöglichen Preise.
    3. Die zeitigen Vorstandsmitglieder sind: der Hauswirth H. Retelsdorf in Gr. Mist, der Hauswirth H. Oldenburg in Kl. Mist, der Schulze Möller in Gr. Mist.
    4. Alle Bekantmachungen und Erlasse in Genossenschaftsangelegenheiten erfolgen unter der Firma der Genossenschaft und werden vom Vorstande unterzeichnet. Mittheilungen an die Mitglieder werden jedem Einzelnen schriftlich zugestellt. Sonstige Bekanntmachungen Seitens der Genossenschaft werden in den wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg veröffentlicht.

Vorstehende Eintragung wird hiermit öffentlich gemeinkundig gemacht, mit dem Bemerken, daß das Verzeichniß der Genossenschafter jeder Zeit bei dem unterzeichneten Amtsgerichte eingesehen werden kann.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den
18. August 1888.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.        


Unterm heutigen Dato ist in das hiesige Genossenschafts=Register sub. Nr. 4 Fol. 22 eingetragen:

Firma der Genossenschaft:     Rieps=Cronscamper Genossenschafts=Meierei. Eingetragene Genossenschaft.
Sitz der Genossenschaft:     Rieps.
Rechtsverhältnisse der Genossenschaft:     1. Gesellschaftsvertrag vom 8. April 1888 nebst Nachtrag vom 25. Juni 1888.
2. Gegenstand des Unternehmens ist die gemeinschaftliche Verwerthung der von den Kühen der Mitglieder gewonnenen Milch zum höchstmöglichen Preise.
    3. Die zeitigen Vorstandsmitglieder sind: der Hauswirth Hans Redelstorf in Rieps, der Hauswirth Joachim Stein in Cronscamp und der Hauswirth Heinrich Retelsdorf in Rieps.
    4. Alle Bekanntmachungen und Erlasse in Genossenschaftsangelegenheiten erfolgen unter der Firma der Genossenschaft und werden von dem Vorstande unterzeichnet. Mittheilungen an die Mitglieder werden jedem Einzelnen schriftlich zugestellt. Sonstige Bekanntmachungen Seitens der Genossenschaft werden in den Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg veröffentlicht.

Vorstehende Eintragung wird hiermit öffentlich gemeinkundig bekannt gemacht mit dem Bemerken, daß das Verzeichniß der Genossenschafter jeder Zeit bei dem unterzeichneten Amtsgerichte angesehen werden kann.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den
18. August 1888.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.        


Diejenigen Deputatisten, welche einen Theil ihres Deputatholzes pro 1889/90 der Forst gegen die Geldentschädigung zu überlassen beabsichtigen, haben dies bis zum

1. October cr.

hierher anzuzeigen.
Schönberg, den 13. August 1888.

Großherzogl. Meckl. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 65 Seite 4]

In das hiesige Genossenschafts=Register ist heute ad. Nr. 1, betreffend die Genossenschafts=Meierei in Schönberg i. Mecklenb. Eingetragene Genossenschaft, eingetragen Col. 4:

"Der vom 15. April 1886 datirte Gesellschaftsvertrag ist in § 5 Abs. 2 durch den Beschluß der Generalversammlung vom 8. Juli cr. abgeändert worden."

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den
16. August 1888.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.        


Programm
für die Sedan=Feier in Schönberg
am Sonntag, den 2. September 1888.

1. Vormittags 10 Uhr: Bekränzung des Kriegerdenkmals.
2. Vormittags 10 1/4 Uhr: Theilnahme an den Vormittags=Gottesdienst.
3. Nachmittags 1 Uhr: Festzug durch die Stadt vom Siemzerthore bis zum Schützenhause.
4. Nachmittags 2 Uhr: Festrede auf dem Festplatze.
5. Nachmittags 2 1/2 Uhr: Beginn des Schießens nach Alfenide=Gewinnen.
6. Nachmittags 2 1/2 Uhr: Beginn der Kinderbelustigungen und der Concerte im Schützenhause und auf dem Festplatze.
7. Abends 7 Uhr: Einmarsch und Abbringen der Fahnen.
8. Abends 8 Uhr: Abbrennen des Holzstoßes auf der Holländer=Koppel.
9. Abends 8 Uhr: Beginn der Festbälle im Boye'schen Saale und im Schützenhause.

Das Sedan-Komite
des Kriegervereins für das Fürstenthum Ratzeburg.


Fremden-Abonnements-Vorstellungen im Großherzogl. Hoftheater zu Schwerin
während der Spielzeit 1888/89.

Die unterzeichnete Intendantur eröffnet hiedurch wie im Vorjahre für Auswärtige ein Abonnement auf 6 Vorstellungen (4 groß. Opern und 2 groß. Schauspieler für welche ein Platz in der Fremdenloge 18 M, im ersten Range 12 M., im Parquet und in der Parquet=Loge 10 M., im II. Rang Balkon und Mitte 6 M., im II. Rang Seite 5 M. kostet. - Für die Reise nach und von Schwerin ist von der Eisenbahn=Verwaltung der einfache Fahrpreis bewilligt. Die Billets werden nicht auf Namen ausgestellt, und sind das Theater=Abonnements= und 6 Eisenbahnbillets gleichzeitig zu nehmen. - Die Anmeldungen müssen bis zum 31. August einschließlich geschehen und werden von

Herrn Hotelbesitzer Spehr zu Schönberg i. M.

freundlichst entgegengenommen.
Spätere Anmeldungen können nur ausnahmsweise berücksichtigt werden und wenn Plätze übrig bleiben. Die Aushändigung der Billets gegen Zahlung des Eintritt= und Fahrpreises für die 6 Vorstellungen erfolgt im September.
Schwerin, den 15. August 1888.

Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Mecklenburgische Hagel- und Mobiliar-Brand-Versicherungs-Gesellschaft in Neubrandenburg.

Dem Protocollführer Herrn Freitag zu Schönberg im Fürstenthum Ratzeburg haben wir eine Agentur für unsere Gesellschaft und für die von uns mitverwaltete Mecklenburgische Immobiliar=Brand=Versicherungs=Societät hieselbst übertragen.

Neubrandenburg im August 1888.                                                     Das Directorium.

Unter Bezugnahme auf vorstehende Annonce empfehle ich mich zur Besorgung von Versicherungen bei der Mecklenburgischen Hagel=, Mobiliar= und Immobiliar=Brand=Versicherungs=Gesellschaft zu Neubrandenburg und erkläre mich zur Ertheilung bezüglicher Auskunft gerne erbötig.
Schönberg im August 1888.

                                                    W. Freitag. Protocollführer.


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Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 65 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 65 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 21. August 1888.


        Nr. 16 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg 1888 enthält in der

II. Abtheilung:

(1.) Bekanntmachung, betreffend die Aufstellung von Urlisten für die Schöffen für das Jahr 1889.

(2.) Bekanntmachung, betr. die zur Abstempelung von Spielkarten befugten Zoll= und Steuerstellen.

(3.) Bekanntmachung, betr. die Süddeutsche Versicherungsbank für Militairdienst= und Töchter=Aussteuer in Karlsruhe.

(4.) Bekanntmachung, betr. die Gestattung von Erntearbeiten an den nächsten beiden Sonntagen.

(5.) Bekanntmachung, betr. die Beschädigung der Telegraphenanlagen.


Das neue Exerzier=Reglement.

Der Entwurf zu dem neuen Exerzier=Reglement, welcher bisher nur von dem Lehr=Infanterie=Bataillon praktisch erprobt worden ist, weist dem bisher in Kraft befindlichen gegenüber wesentliche Aenderungen auf, deren Bedeutung darin liegt, daß die Kriegsanforderungen über die mehr parademäßige Ausbildung der Truppen den Sieg davon getragen haben. Es wird demnächst aus allen deutschen Kontingenten eine Superkommission zusammentreten, welche alle in Betracht kommenden Punkte berathen und über die Annahme des preußischen Entwurfs endgültig entscheiden soll.
Das Wichtigste in dem neuen Entwurf ist die vollständige Beseitigung der bisherigen dreigliederigen Aufstellung, so daß wir nunmehr nur eine Aufstellung in zwei Gliedern haben, gegen die früheren zwei Aufstellungen in zwei und drei Gliedern, wovon erstere für das Gefecht, letztere für die Parade und den Marsch bestimmt waren. Hieraus ergiebt sich schon eine große Vereinfachung in allen Uebungen und Zeitersparniß, so daß nunmehr auf die Ausbildung im Schießen, im Marsch und im Gefecht derjenige Nachdruck gelegt werden kann, dessen sie bedarf, wozu es bisher aber wegen des komplizirten und keineswegs logischen Ausbildungsganges an Zeit gebrach. War schon das Bataillon in drei Gliedern in Linie besonders auf Kriegsstärke so lang, daß es von einer Stimme nur in ganz seltenen Fällen überschrieen werden konnte, so hatte seine Länge durch die zweigliederige Aufstellung noch beträgtlicher werden, und die hieraus sich ergebenden Schwierigkeiten sich sehr steigern müssen. Dieser Gesichtspunkt zum Aufgeben der Aufstellung des Bataillons in Linie und folgerichtig zur Beseitigung aller Bewegungen in Linie, welche letztere doch niemals "klappten". Das Bataillon stellt sich nach dem neuen Entwurf in Kompagnie=Kolonnen neben einander auf, vom Rechten zum linken Flügel sich folgend und ferner sind von den Bewegungen fortgefallen: 1) der Reihenmarsch von rechts nach links mit der Hackenschwenkung; 2) das Vorgehen des Bataillons in Linie und 3) das Zurückgehen desselben in der gleichen Formation, Uebungen, die niemals gut gelangen und viel Zeit ohne eigentlichen Nutzen verschlangen. Ebenfalls fortgefallen sind, wenn man sie als Bewegungen gelten lassen will, das Rückwärtsrichten und Schießen.
Setzt sich das Bataillon in Marsch, so wird aus Kompagnie=Kolonnen rechts oder links abgeschwenkt und die Kompagnieen folgen sich der Reihe nach; geht es aus der Marsch in die Exerzier oder Gefechtsform über, so wird wieder die Kompagnie=Kolonnen=Formation angenommen, je nach den näheren Anordnungen. Die Kompagnie=Kolonne hat die dreizügige Formation beibehalten. Ob das Karree gänzlich gestrichen ist, läßt sich noch nicht mit Bestimmtheit übersehn. Die Kompagnie=Karrees wurden am 7. d. Mts. bei der Vorstellung vor Kaiser Wilhelm auf dem Tempelhofer Felde nicht gezeigt. Die Kompagnieen empfingen die Kavallerie=Attacke in geschlossenen Formationen, nämlich in Linie und gaben aus diesen Feuer. Hiernach kann man eher annehmen, daß das Karree gänzlich gestrichen ist. Die Vorstellung am 7. begann mit der Parade=Aufstellung, woran sich der Parademarsch schloß. In beiden Fällen waren die Kompagnie=Chefs zu Fuß eingetreten. Es scheint daher, daß die Hauptleute auch in Zukunft hierbei grundsätzlich zu Fuß bleiben und daß dieselben erst bei Beginn des eigentlichen Exerzierens zu Pferd steigen.
Ganz wesentliche Vereinfachung haben die Gewehrgriffe. Weggefallen sind: 1) "Gewehr auf", "Gewehr ab", 2) "das Präsentiren von Gewehr auf" und "das Schulter vom Präsentiren," 3) das "Uebernehmen von Gewehr auf" und das "Anfassen von Gewehr über". Es verbleiben; 1) "Das Gewehr bei Fuß", 2) "das Uebernehmen von Gewehr bei Fuß", 3) "das Präsentiren von Gewehr über," 4) "das Uebernehmen vom Präsentiren", 5) "das Abnehmen von Gewehr über" und 6) das Chargiren. An Stelle des Wortes Chargiren soll das bessere deutsche Wort "Feuern" treten. Hieraus ergiebt sich wieder eine Zeitersparniß! Die neuen Griffe, "das Präsentiren von Gewehr über" und das Uebernehmen vom Präsentiren" sahen sich sehr hübsch an und wurden vorzüglich ausgeführt, daß die preußische Strammheit, wie früher zur Geltung gelangt. Zu bemerken ist noch, daß die Posten vor den Offizieren vom Hauptmann abwärts nicht mehr, wie bisher, das Gewehr anfassen, sondern mit Gewehr über still stehen. Vor Offizieren vom Stabsoffizier aufwärts präsentiren dieselben von "Gewehr über." Ferner fällt selbstverständlich auch der so schwierige und viel Zeit erfordernde Griff "des Anfassens" als Honneur beim Marsch durch die Straßen weg, und natürlich auch das Uebernehmen. Man atmet außerordentlich unter diesen großen Vereinfachungen auf!


Die Landesvertheidigungs=Kommission, an deren Spitze bis zum Tod Kaiser Wilhelms I. Kaiser Friedrich, als Kronprinz, stand, ist zusammengesetzt aus den höchsten militärischen Autoritäten und besteht aus dem Chef des Generalstabs der Armee, den Generalinspekteuren der Feld= und Fußartillerie, dem Chef des Ingenieurkorps, dem Direktor des allgemeinen Kriegsdepartements (in Vertretung des Kriegsministers) und den vom Kaiser besonders dazu ernannten Mitgliedern. Die Kommission erhält ihre Aufträge direkt von dem obersten Kriegsherrn und berichtet direkt an denselben. Ihre Aufgabe ist es, zu prüfen und zu begutachten ob und wo neue Befestigungen im Deutschen Reich anzulegen sind, ob alte Festungen eingehen können, und außerdem andere organisatorische und reglementarische Fragen, welche ihr vorgelegt werden, zu erörtern. In den Arbeiten der Landesvertheidigungs=Kommission gipfeln daher die hochwichtigen Entscheidungen über alle Fragen, die sich auf Festungsanlagen und Festungsbau, sowie auf die Einrichtung von verschanzten Lagern, von Brücken und Paßbefestigungen, von größeren, zum Unterhalt und zur Ausrüstung des Heeres dienenden Werkstätten, Magazinen, Depots etc. beziehen. Ebenso gehört zum Ressort der Landesvertheidigungs=Kommission die militärische Beurtheilung und Begutachtung aller die Entwickelung und die Ausbreitung des Eisenbahnnetzes betreffenden Angelegenheiten.
Der Reichskanzler Fürst Bismarck hat sein Fernbleiben von der Feier der Enthüllung des Leipziger Siegesdenkmals in einem verbindlichen Dank=

[ => Original lesen: 1888 Nr. 65 Seite 6]

schreiben mit Gesundheitsrücksichten entschuldigt, während Graf Moltke am Donnerstag Abend in Berlin eingetroffen ist, um sich zur Feier nach Leipzig zu begeben. Nach der Feier wird der Feldmarschall, der sich der besten Gesundheit erfreut, auf seine Besitzung Kreisau in Schlesien zurückkehren.
Der Reichskanzler Fürst Bismarck wird, wie man aus Kissingen meldet, zu Beginn dieser Woche dort eintreffen; die Vorbereitungen zu seinem Empfange sind bereits vollendet.
Die Enthebung Graf Moltkes von seiner bisherigen Stellung erfolgte durch ein Handschreiben, in welchem der Kaiser erklärt, daß er nur dem wiederholten Gesuch des Feldmarschalls willfahre und darauf rechne, daß in etwaigen ernsten Zeiten sein Rath der Armee nicht fehlen werde. Das letzte formelle Demissionsgesuch des General=Feldmarschalls war vom 10. August datirt. - Graf Moltke war schon im Jahre 1833 als Premier=Lieutnant dem großen Genralstabe zugetheilt; im Jahre 1848 wurde er Abtheilungschef in demselben und trat zehn Jahre später, im Jahre 1858 in die Stellung als Chef des Generalstabes in die Armee, sodaß er dieses Amt jetzt gerade 30 Jahre lang bekleidete.
Der zum Chef des Generalstabes der Armee ernannte General=Quartiermeister Graf Waldersee (geboren 1832) trat am 27. April 1850, aus dem Kadettenkorps kommend, als Sekondelieutenant in das Garde=Feldartillerie=Regiment ein. Seine Beförderung zum Hauptmann erfolgte im Jahr 1862. Während des Krieges von 1866 trat Graf Waldersee in den Generalstab über und wurde am 28. Juli desselben Jahres zum Major befördert und dem damaligen Generalgouvernement von Hannover zugetheilt. Nach Beendigung des Feldzuges wurde er zum Generalstab des 10. Armeekorps versetzt und am 16. Februar 1867 in den Generalstab einrangirt. Am 13. Januar 1870 wurde er als Militärattaché zur Botschaft nach Paris kommandirt und am 2. Mai desselben Jahres zum Flügeladjutanten des Kaisers ernannt. Am 25. Juli 1870 erfolgte seine Ernennung zum Oberstlieutenant. Während der letzten Periode des Loire=Feldzuges fungirte er als Chef des Stabes des Großherzogs von Mecklenburg. Am 24. Juni 1871 wurde er zum Kommandeur des Hannoverschen Ulanenregiments Nr. 13. ernannt. Am 18. August 1871 erhielt er sein Patent als Oberst. Zwei Jahre später, am 19. December 1873, wurde er zum Chef des Generalstabes des 10. Armeekorps ernannt. Am 18. Januar 1875 erhielt er den Rang eines Brigadekommandeurs, und am 10. August 1876 das Patent als Generalmajor. Am 18. September 1881 wurde Graf v. Waldersee unter Belassung in seiner Stellung zum General à la suite ernannt und am 27. December 1881 erhielt er seine Ernennung zum General=Quartiermeister unter Entbindung von der Stellung als Chef des Generalstabes des 10. Armeekorps. Graf Waldersee ist seit dem 14. April 1874 vermählt mit Marie Lee, einer Tochter des Rentiers David Lee zu New=York, welche in erster Ehe mit dem Fürsten von Noer, Prinzen Friedrich von Schleswig=Holstein=Sonderburg=Augustenburg, gestorben am 2. Juli 1885, verheirathet war.
Der Erbgroßherzog von Oldenburg, der zur Kur in Helgoland weilt, hat einem Seemann das Leben gerettet. Bei einem großen Sturm schlug der Mast eines Kutters über Bord und traf einen Fischer, der blutend von den Wellen erfaßt und hinweggetrieben wurde. Da stürzte sich einer der Zuschauer in die Wellen und erreichte den Wegtreibenden noch, und es gelang ihm, den Verwundeten zu halten, bis Hülfe herbeikam und derselbe gelandet werden konnte. Es war der Erbgroßherzog von Oldenburg, der diese That ausgeführt.
Der Prinz und Prinzessin von Wales haben, wie aus London gemeldet wird, mit ihren Töchtern die Reise nach Deutschland angetreten. Die Prinzessin geht nach Gmunden zum Besuch der Herzogin von Cumberland.
Auch Kronprinz Rudolph von Oesterreich wird, wie man hört, beim fünften Sohn unseres Kaiserpaares Pathenstelle übernehmen.
Der letzte Kampf zwischen den Italienern und Abessyniern bei Saganeiti muß nach einer Depesche des Generals Baldissera ein ungemein blutiger gewesen sein. Von den 700 Baschibozuks, welche zu der Expedition ausgerückt waren, sind nur 481 Mann zurückgekehrt, von denen 76 verwundet waren. Von den 5 italienischen Offizieren sind 4 gefallen und über, das Schicksal des fünften herrscht noch immer Ungewißheit. Die Botschaft hat in der italienischen Hauptstadt ungeheure Aufregung hervorgerufen.
Während die Bemühungen der Anarchisten, einen allgemeinen Strike herbeizuführen, in Paris fruchtlos blieben, mehren sich die Anzeichen anarchistischer Aufreizungen in der Provinz. So ist in Deville (Seine Infèrieure) ein Strike ausgebrochen, der längs der Küste um sich zu greifen droht, und der den Präfekten veranlaßt hat, den Ort mit einer Schwadron Kürassiere zu besetzen. In Calais, wo ebenfalls gestrikt wird, drohten die Arbeiter, sämmtliche öffentlichen Gebäude und die Banken in Brand zu stecken. Am Montag Morgen rückten die Strikenden, einige hundert Mann stark, mit rothen Fahnen an der Spitze, nach dem Hafen, um die Arbeiten zu hindern. Die berittene Gendarmerie sprengte sie auseinander, doch wurden bei dem Handgemenge der Centralkommissar, der Bahnhofsassistent und ein Polizist verwundet. Der Brigadekommandant General Pierron hat sich selbst nach Calais begeben, um das Kommando zu übernehmen.
Die versprochenen zehntausend Franken für die strikenden Erdarbeiter sind bisher ausgeblieben, weshalb die schwankend Gewordenen die Versammlungen meiden und Arbeit suchen. Die Syndikatskammer der Unternehmer bestätigte in der letzen Versammlung, daß die Arbeit auf den meisten Bauplätzen wieder aufgenommen sei. Angesichts der beständigen Abnahme der Zahl der Strikenden und der Erschöpfung der Mittel der Strikekasse wurde als beendigt erklärt. - Der Kellnerstrike scheint beigelegt zu sein, da eine Einigung der Gastwirthe und Kellner bevorsteht.
Die drei im Dienst der Türkei stehenden deutschen Generale Hobe, Kamphövener und Ristow haben den Sultan um ihre Entlassung gebeten.
Wiener Blätter berichten, alle Mitglieder des jüngst stattgehabten Familientages der Familie Coburg, mit Ausnahme der Herzogin Clementine, hätten dem Fürsten Ferdinand gerathen, Bulgarien zu verlassen. Der Fürst hat dies aber abgelehnt, weil er gute Hoffnungen auf die Zukunft setzt. Er muß es ja wissen.


- Schönberg. Nach der Annonce in dieser Zeitung veranstaltet die Intendantur des Großherzoglichen Hoftheaters zu Schwerin während der Spielzeit 1888/89 gerade so wie im Vorjahre ein Abonnement auf 6 Vorstellungen für auswärtige Besucher. Die Fremden=Vorstellungen des vorigen Jahres haben in den betheiligten Kreisen vielen Anklang gefunden und waren zahlreich besucht, auch wird diesmal von verschiedenen Seiten eine noch größere Betheiligung in Aussicht gestellt, so daß die Intendantur für das kommende Jahr bei genügender Betheiligung statt der Zweitheilung der Abonnentenzahl eine Dreitheilung eintreten zu lassen beabsichtigt. Es würde dadurch die Möglichkeit geschaffen, die im vorigen Jahre bezüglich der Fahrt nach und von Schwerin vorgekommenen Unbequemlichkeiten für das Publikum bezw. für die Eisenbahn=Verwaltungen zu beseitigen. Sollten die Anmeldungen indessen nicht so zahlreich werden, um 3 Abtheilungen machen zu können, dann wird wieder eine Zweiteilung stattfinden, und ist es alsdann nicht ausgeschlossen, daß die letzten Anmeldungen keine Berücksichtigung mehr finden können. Es ist deshalb rathsam, die Abonnements=Anmeldungen rechtzeitig zu machen. - Die Preise für das Abonnenment sind dieselben geblieben, wie im vorigen Jahre, und äußerst billig. Für die Eisenbahnfahrt nach und von Schwerin werden wieder Retourbillets mit eintägiger Gültigkeit zum einfachen Fahrpreise ausgegeben, und werden die Vorstellungen so gelegt,

[ => Original lesen: 1888 Nr. 65 Seite 7]

daß die Teilnehmer möglichst geringe Zeit von ihrem Wohnorte abwesend zu sein brauchen. -Wie wir weiter erfahren, finden die Vorstellungen in angemessenen Zwischenräumen während der Spielzeit statt und werden jedes Mal öffentlich bekannt gemacht. Bei etwaigen Repertoirstörungen will die Intendantur nach Möglichkeit die angekündigte Vorstellung aufrecht erhalten, wie es im vorigen Winter gelegentlich einer Lohengrin=Aufführung durch Hinzuziehen von Gästen geschehen ist. Indessen ist es nicht ausgeschlossen, daß statt einer angesetzten Vorstellung eine andere stattfinden muß, wenn eine Vertretung nicht zu schaffen und eine rechtzeitige Abkündigung nicht mehr möglich ist.
- Schönberg. Wegen der bisherigen schlechten Witterung hat die hohe Großherzogliche Landesregierung durch Bekanntmachung vom 14. August an den nächsten beiden Sonntagen - am 19. und 26. August - Erntearbeiten nach beendigtem Gottesdienste und mit Einwilligung der Arbeiter gestattet.
- Schönberg. Einige Handwerksgesellen haben hier am Sonntag Nachmittag erfahren, daß das preußische Militair nicht mit sich spaßen läßt. Eine Rotte der ersteren rempelte in ihrem Uebermuthe im Boye'schen Locale einen Unteroffizier der hier einquartierten Artillerie an und dieser warnte sie mit den Worten: "Kinder, beschmutzt mir die Uniform nicht!" - Aber die Rempelei wurde wiederholt.
Zum zweiten Male warnte der Unteroffizier seine Gegner in ruhiger Weise. Wie aber auch diese Warnung nichts half, zog er blank und hieb um sich. Einer der Gesellen lag mit einer klaffende Wunde am Boden, die andern zogen es vor, möglichst schnell das Weite zu suchen. Der Unteroffizier brachte darauf die Sache selbst zur Anzeige.
- Der Reichskanzler besuchte von Friedrichsruh aus am Montag ohne Begleitung sein in Schwarzenbek belegenes Gut. Nachdem er auf dem Hofe alles in Augenschein genommen, ließ er sich nach den Ländereien fahren, wo die Leute mit den Erntearbeiten beschäftigt waren. Hier wurde der Reichskanzler "gebunden", d. h. die Stärke eines aus Getreidehalmen gewundenen Strikes an ihm erprobt. Unter Vortragung des üblichen Reimes verrichtete eine der Arbeiterinnen das Werk, der Reichskanzler=Gutsherr hielt ruhig still. Der "Binderin" wurde die übliche klingende Anerkennung zu theil.
- Trotz der Drohungen Mackenzies wird jetzt in England, wie das "Berliner Fremdenblatt" mittheilt, eine englische Uebersetzung der bekannten Schrift der deutschen Aerzte des Kaisers Friedrich erscheinen. Bis jetzt hat bekanntlich Mackenzie noch keine seiner vielen Drohungen ausgeführt. Man darf also gespannt sein, ob er gegen den englischen Verleger der Brochüre "Die Krankheit Kaiser Friedrichs III.", Mr. Alfred E. Young in London, der das Verlagsrecht dieser Schrift für England erworben hat, eine Anklage wegen "Beleidigung" und "Verleumdung" erheben wird. Dr. Mackenzie soll nunmehr volle Erlaubniß erhalten haben, seine angegriffene Berufsehre in einer Denkschrift zu vertheidigen. Es heißt, dieselbe werde demnächst in Deutschland und England zugleich erscheinen. Wir warten schon lange darauf!
- Geheimrat von Esmarch in Kiel nebst Gemahlin, geborene Prinzessin von Schleswig=Holstein, und Sohn, reisten mit dem Lloyddampfer "Trave" von Bremen nach New=York.
- Der bekannte Afrikaforscher Leutnant Tappenbeck schiffte sich am 18. in Hamburg auf dem Dampfer "Marie Wörmann" nach Westafrika ein.
- Einen seltenen Fang machten am 14. d. Mts., den "Hamb. N." zufolge, mehrere Ewerführer im Segelschiffhafen von Hamburg, indem dieselben dort ein lebendes Krokodil aus dem Wasser zogen. Dasselbe scheint von einem dortliegenden Afrikadampfer entkommen zu sein. Der Ausreißer wurde in eine Schute gebracht und vorläufig dort belassen.
- Eine entsetzlich rohe That beging in Hörde i. W. ein Arbeiter Kramer. Er ergriff nämlich aus einer Schaar Kinder, die ihm, weil er betrunken war, folgte, einen Knaben und warf denselben gegen eine Mauer. Das Kind brach infolge des Anpralls das Rückgrad und starb nach kurzer Zeit. Der ruchlose Thäter, der nur mit Mühe vor der Lynchjustiz bewahrt werden konnte, ist verhaftet.
- Die Münchener sind wüthend. Das königliche Hofbräuhaus ist gesperrt und auch der Hofbräuhauskeller wird in den nächsten Tagen seine Pforten schließen. Beide werden erst im September, wenn das Winterbier zum Ausschank gelangt, wieder eröffnet werden. Welche Mengen Bier seit dem Mai in den beiden königlichen Schankhäusern vertilgt worden sind, ist geradezu horrend; man kann sich davon annähernd einen Begriff machen, wenn man hört, daß das Hofbrauhaus am Platzl seit drei Monaten jeden Tag 60 Hektoliter, in dem nur das Abendgeschäft in die Wagschale fällt, täglich 35 Hektoliter Bier ausgeschenkt hat. Die Stammgäste der beiden Brauhäuser sind voll Wuth und Ingrimm über die Ausstellung und was drum und dran hängt. "Da sehn S'," sagte kürzlich Einer, "was ma von solchene Ausstellungen hat. Da kommen die Fremden aus aller Welt nach Müncha, trink'n ei'm 's Bier weg und unsereins, den die ganze Komödie nix angeht, kann nachher mitten im Summa 's neuche Bier sauf'n. Solchene Ausstellungen führen nie nix zu was Gutem, denn das hat man nachher davon!"
- In Bergweis in Nieder=Bayern wurden zwei junge Hasen, ein Männchen und ein Weibchen, gefangen, die von der Mitte des Rückens bis zum Kopfe zusammengewachsen sind. Das abnorme Hasenpaar ist ca. 6 bis 8 Tage alt und jedes der Thiere vollkommen entwickelt. Das Weibchen ist etwas größer als das Männchen. Leider wurde beim Einfangen das interessante Paar getreten, infolge dessen verendete es.
- Am Montag abend gegen 10 Uhr wurden auf der Nürnberger Landstraße 4 Radfahrer von einem mit Baumstämmen beladenen Fuhrwerk aus Nürnberg, dessen Kutscher ohne Laterne fuhr, im Dunkel der Nacht absichtlich angefahren, so daß alle 4 zu Fall kamen und die Maschinen in solchen Zustand versetzt wurden, daß sie nur mit Mühe weitertransportiert werden konnten.
- Von einem herben Geschick ist die Familie eines Fabrikbesitzers und Gemeindebevollmächtigten in Nürnberg betroffen worden. Die etwa 17jährige Tochter befand sich in einem Pensionat zu Vevey in der Schweiz, aus dem sie nach anderthalbjähriger Abwesenheit diese Woche zum ersten Male in Ferien kommen sollte. Statt des Kindes traf ein Telegramm ein, welches dessen plötzlichen Tod meldete. Bei einem Ausfluge, den das Pensionat in die Berge gemacht hatte, war das Mädchen beim Beerensuchen von einer Felswand bei Frenieres abgestürzt; nach mehrstündigem Suchen fand man die zerschmetterte Leiche in dem unten vorbeirauschenden Gebirgsbach, der sie schon ein großes Stück weit von der Unglücksstelle fortgetragen hatte. In ihrer fürchterlichen Bestürzung hatte sich die mitanwesende Besitzerin des Pensionats dem Mädchen nachstürzen wollen; mit Mühe hielten sie die übrigen Zöglinge zurück. Die trostlosen Eltern, denen allseitig tiefstes Mitgefühl gezollt wird, haben sich nach Vevey begeben, um die Leiche ihres Kindes in die Heimat zurückzuholen.
Den "Münchner Neuesten Nachrichten" zufolge sind in Lindau drei schweizerische Schmuggler bei dem Ausladen mehrerer Zentner sozialdemokratischer Schriften und der neuesten Auflage des "Sozialdemokrat" aus einem mit Mühlsteinen beladenen Segelschiffe betreten und festgenommen worden.
- Am 11 stürzten bei der Besteigung des Dent=du=Midi zwei junge Engländer in die Tiefe. Einer demselben konnte noch nicht aufgefunden werden, und ist ohne Zweifel tot; der zweite konnte sich schwer verletzt nach Salvan schleppen.
- Als Meisterschütze - so schreibt man aus Zürich - verdient Erwähnung Herrmann aus Böckten, welcher am Züricher Kantonalschießen in 36 Minuten 58 Sekunden 200 Nummern in 430 Schüssen machte, eine in der Schützenwelt unerreichte Leistung.
- Der Versuch, ein großes Holzfloß aus Neu=

[ => Original lesen: 1888 Nr. 65 Seite 8]

Schottland nach New=York zu bugsiren, ist nunmehr geglückt. Das 592 Fuß lange, 55 Fuß breite und 25 Fuß tiefe, aus 24 000 Balken bestehende Floß ist, durch Hell Gate von 7 Schleppdampfern befördert, an seinem Bestimmungsort im East Rider angelangt. Die Balken sind mit Ketten und Eisendräthen aneinandergebunden. Der Transport einer solchen Masse Holz auf gewöhnlichem Wege würde 30 000 Dollar kosten. Die beiden Schleppdampfer, welche das Floß aus Neu=Schottland hierherzogen, erhalten nur 4500 Dollars und man glaubt, daß die Eigenthümer einen Gewinn von 75 000-100 000 Dollars herausschlagen werden.
- Ministerpräsident Floquet hat eine Arbeiterdeputation, welche eine Audienz bei ihm erbeten hatte, ermahnt, für Ruhe unter den Strikenden zu sorgen. Geholfen hat das aber nichts, denn die Prügeleien haben in den Straßen von Paris wieder begonnen. Erfreulicherweise wurde die Polizei aber der Excedenten sehr bald Herr.
Aus Petersburg erfährt die Polit. Correspondenz, daß das Gerücht, wonach die Bildung einer russisch=deutschen Kommission behufs Unterhandlung über einen zwischen Deutschland und Rußland abzuschließenden Handelsvertrag nahe bevorstände, dort immer mehr Glauben findet.
- In Rußland fand ein Bauer namens Lewotschko einen vergrabenen Goldschatz, allein 17 Millionen Rubel alte Goldmünzen, aus den Zeiten des Großfürsten Wladimir stammend. Der Bauer erhält ein Drittel Finderlohn.
- Ueber den Zusammenstoß des Dampfers "Thindvalla" mit dem Dampfer "Geiser" lauten die Nachrichten dahin, daß 78 Passagiere und 35 Mann von der Schiffsbesatzung des "Geiser" ertrunken sind.
- Pachtgelder der preußischen Domänen. Die Pachtgelder für die Domänen des preußischen Staat betragen nach "Frühlings landwirtschaftlicher Zeitschrift" im Durchschnitt in den verschiedenen Regierungsbezirken für Hektar und Morgen:

    per Hektar
          Mark
    per Morgen
          Mark
1. Gumbinnen 16,06 4,04
2. Posen 19,80 4,95
3. Bromberg 20,53 5,13
4. Cöslin 21,27 5,32
5. Minden 23,22 5,81
6. Königsberg 23,46 5,86
7. Marienwärder 25,84 6,46
8. Stettin 26,13 6,53
9. Danzig 28,33 7,08
10. Stralsund 29,26 7,32
11. Potsdam 29,47 7,37
12. Oppeln 32,01 8,00
13. Frankfurt a. O. 36,87 9,22
14. Liegnitz 40,80 10,02
15. Erfurt 40,68 10,17
16. Breslau 43,03 10,67
17. Wiesbaden 45,82 11,45
18. Kassel 46,46 11,62
19. Hannover 53,29 13,32
20. Merseburg 64,68 16,17
21. Schleswig 78,79 19,70
22. Magdeburg 82,59 20,65
- Legen der Hühner. Um die Hühner zum fleißigen Legen zu bringen, bedürfen dieselben in der Nahrung nicht nur viel Kalk, sondern auch viel Eiweiß. Deshalb ist in vielen Fällen recht angezeigt von den eiweißreichen Molkereiprodukten, z. B. Quark den Hühnern geben. Aber auch abgerahmte Centrifugenmilch, abgerahmte Sauer= oder Buttermilch können bei niedriger sonstiger Verwertung billige Eier erzielen. Man vermische diese Molkereiabfälle mit Mehl, Kleien, Kartoffeln und dergl.; doch dürfen sie im Futtertroge nicht sauer werden. Besonders eignet sich ein Gemenge von ca. 10 kg. gekochten Kartoffeln mit ein kg. Fleischmehl fest in eine Kiste gestampft und davon täglich nach Bedarf gefüttert. Auch hierbei darf die Menge des zubereiteten Futters nur so groß bemessen werden, daß der Rest nicht sauer wird.
Gegen Ungeziefer, speziell gegen Wanzen wird Alaun als Schutzmittel empfohlen. Die Insekten verschwinden sofort, wenn man die Wände, Bettstellen u. s. w., worin sie nisten, mit einer kochenden Alaunlösung bestreicht, und sie kehren nie mehr an diesen Ort zurück. Wenn man Zimmerwände oder Decken mit Kalk weißt und letzterem vor dem Gebrauch etwas Alaun zusetzt, so halten sich auch die Fliegen nicht mehr in den betreffenden Zimmern auf. Die Anwendung des Alauns kann in allen diesen Fällen der menschlichen Gesundheit nicht den geringsten Schaden zufügen.
- Gegen Motten. Man nehme 40 bis 50 Gramm Naphtalin (vom Droguisten), verreibe dasselbe mit ebenso viel gepulvertem Pfeffer und streue von der Mischung kleine Dosen in die Pelz= und Wollsachen. Der theerartige Geruch soll alle Mottenwürmer aus den Sachen treiben und fliegende Motten von den Behältern fernhalten.

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Anzeigen.

Bei dem Scheiden aus Schönberg verfehlen die Unterzeichneten nicht, für die herzliche Aufnahme und Bewirthung die herzlichsten Dankesbezeugungen auszusprechen.
Schönberg, den 20. August 1888.

Die Avancirten der 2. und 3. reitenden Batt. des Schlesw. Feld=Artillerie=Regiments Nr. 9.


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