No. 57
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. Juli
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 57 Seite 1]

         Nr. 14 des Offic. Anzeige für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1888 enthält in der

II. Abtheilung:
(1.) Publicandum, betr. die Erhebung der außerordentlichen Contribution im Fürstenthum Ratzeburg für das Jahr vom 1. Juli 1888 bis dahin 1889,
(2.) Bekanntmachung, betr. die diesjährigen Truppenübungen im Fürstenthum Ratzeburg.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Juni 1888.
(4.) Bekanntmachung, betr. den Beitritt der Republik Salvador zum Weltpostverein.
(5.) Bekanntmachung, betr. den Beitritt der Regentschaft Tunis zum Weltpostverein.
(6.) Bekanntmachung, betr. den Austausch von Briefsendungen mit dem südwestafrikanischen Schutzgebiete durch die Kaiserliche Postagentur in Otyimbingue.
(7.) Bekanntmachung, betr. die Versendung von Postpacketen durch die Deutschen Reichs=Postdampfer nach der Britischen Kolonie Neu=Süd=Wales (Australien).
III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.


Kaiser Wilhelm ist am Donnerstag nachmittag nach prächtig verlaufener Ostseefahrt glücklich in Kronstadt angekommen, wohin Czar Alexander an Bord der Kaiseryacht "Alexandria" von Peterhof gekommen war. Das Wetter war nach langem Regen günstig, kolossale Menschenmassen waren deshalb zu Schiff und mit der Bahn nach Kronstadt aus Petersburg hinausgeströmt. Im Hafen von Kronstadt hatte das mächtige, reichbeflaggte russische Empfangsgeschwader Aufstellung genommen, aber auch die deutsche Flotille bot einen majestätischen Anblick dar, als sie, das Kaiserschiff umgebend, herandampfte. Czar Alexander fuhr seinem kaiserlichen Gaste entgegen, von der Menschenmasse lebhaft begrüßt. An Bord des "Hohenzollern" fand die erste herzliche Begrüßung der beiden Monarchen statt, die wiederholt sich küßten und umarmten. Kaiser Alexander trug die preußische, Kaiser Wilhelm die russische Uniform. Prinz Heinrich, der stramm und militärisch salutirend als Schiffskommandant den Czaren begrüßt hatte, wurde von diesem ebenfalls freundlich bewillkommnet. Dem Grafen Herbert Bismarck schüttelte der Kaiser freundlich die Hand. Beide Monarchen erschienen frohbewegt.
Der Czar war vom Thronfolger und allen Großfürsten, alle in preußischer Uniform, mit preußischen Orden, begleitet. Als die Monarchen an Bord der "Alexandria" sich Kronstadt näherten, wurden sie vom Donner der Geschütze und endlosen Hurrahs der Mannschaften begrüßt. Die deutschen Schiffe waren unter Kanonendonner in den Hafen eingelaufen. Die Yacht passirte nur langsam, beide Kaiser standen dicht nebeneinander. Nach der Ankunft in Peterhof, die unter fortwährenden Ovationen erfolgte, begrüßten Kaiser Wilhelm und Prinz Heinrich die Familie des Czaren. Unser Kaiser sieht recht stattlich aus, er ist heiter und grüßte nach allen Seiten. In Peterhof fand später Familiendiner statt. Am Freitag Dampferfahrt nach Petersburg, Besuch der Peterpaulskathedrale, Citadelle von Oranienbaum etc. Fahrt nach Kraßnöje=Salo, Umfahrt durchs Lager, Zapfenstreich. Sonnabend Parade. Empfang in der Petersburger Botschaft. Sonntag Gottesdienst, Galadiner, Abreise. Großer Jubel herrscht unter der Bevölkerung.
Kaiser Wilhelm wird nach den bisherigen Reisedispositionen am 24. oder 25. d. Mts. in Stockholm von Petersburg eintreffen und dort einen Tag verbleiben. Am 27. Juli Abends erfolgt die Ankunft in Kopenhagen, wo der Kaiser voraussichtlich zwei Tage bleiben wird, und am 30. Juli die Rückkehr nach Kiel. Aus Stockholm wird zu dem bevorstehenden Besuche geschrieben: Der König und die Königin von Sachsen werden noch beim Empfang des Kaisers in Stockholm zugegen sein. Dieser Empfang dürfte ein überaus feierlicher und herzlicher werden, und zwar nicht nur der offizielle von seiten des schwedisch=norwegischen Königshauses, sondern auch von Seiten der Bevölkerung. Die Zuneigung und Freundschaft des Königs Oskar zum deutschen Kaiserhause und deutschen Reiche hat sich auch auf das schwedische Volk übertragen und noch nie zuvor dürften die schwedischen Sympathien für Deutschland eine bessere Förderung erfahren haben, als unter dem jetzigen Ministerpräsidenten Frhrn. v. Bildt. Unter solchen Umständen wird die schwedisch=deutsche Freundschaft durch den Kaiserbesuch eine um so stärkere Kräftigung erfahren.
Inzwischen werden auch in Kopenhagen die Vorbereitungen zum festlichen Empfange des hohen Gastes getroffen. Dem deutschen Geschwader wird ein dänisches Geschwader, bestehend aus den Panzerschiffen "Helgoland" und "Odin", der Korvette "Dagmar", dem Torpedoschiffe "Esbern Snare" und einer größeren Anzahl von Torpedobooten, bis zum Drogden entgegenfahren und es zur Kopenhagener Rhede begleiten.
Große historische Erinnerungen knüpfen sich an den 19. Juli, an welchem die Zusammenkunft Kaiser Wilhelm II. mit dem Czaren stattfindet. Am 19. Juli 1870 wurde die französische Kriegserklärung in Berlin übergeben. Kaiser Wilhelm I. betete an diesem Tage, an dem im Jahre 1810 die unvergeßliche Königin Louise das Zeitliche segnete, noch einmal am Sarkophage seiner Mutter im Mausoleum zu Charlottenburg, bevor er in den großen Kampf zog, aus welchem er an der Spitze der siegreichen Truppen als Kaiser des geeinten Vaterlandes und Hort des europäischen Friedens zurückkehren sollte. An demselben 19. Juli befahl der nunmehr in der Nähe der herrlichen Mutter schlummernde Held die Wiederaufrichtung des eisernen Kreuzes.
Die allgemeine Trauer des Militärs wegen des Ablebens Kaiser Friedrichs war am Sonntag beendet. Alle nicht zum Hofe oder zu den Leib=

[ => Original lesen: 1888 Nr. 57 Seite 2]

regimentern Kaiser Friedrichs gehörenden Offiziere haben seitdem den Flor von ihren Abzeichen und am linken Arme abgelegt.
Es verlautet, Graf Münster sei nach London gereist, um wichtige Papiere aus Kaiser Friedrichs Krankheit, welche in Berlin vermißt sind, möglichst wieder zu erlangen. Es sollen nämlich aus dem Nachlasse des hochseligen Kaisers zwei Aktenstücke verschwunden sein und sich jetzt in den Händen der Königin Viktoria in London befinden. Das eine wären die Berichte der geheimen Militär=Agenten bei den verschiedenen Großmächten mit Uebersichten über deren Vertheidigungsmittel. Das zweite wären Gesandschaftsberichte über die Beziehungen zwischen England, den Niederlanden, Belgien Spanien, Italien und der Türkei und deren voraussichtliche Leistungsfähigkeit.
Auch dem Professor Dr. Schrötter in Wien, welcher an der Aerzte=Konsultation in San Remo theilnahm, hat der Kaiser den Rothen Adlerorden II. Klasse verliehen.
Dr. Mackenzie soll von der Königin von England wegen seiner ihrem Schwiegersohn geleisteten Dienste der Pairstitel verliehen werden.
Der König von Holland bestellt sein Haus. Er hat vom Ministerium den Kammern einen Gesetzentwurf über die Bevormundung der Kronprinzessin vorlegen lassen. Der Entwurf bestimmt, daß die Königin als Vormünderin eingesetzt und derselben ein Beirath zur Seite stehen soll, den 4 durch den König ernannte Mitglieder und 5 durch das Gesetz zu bestimmende hohe Beamte bilden sollen.
Don Carlos von Spanien hat schon wieder ein Manifest erlassen. Er erklärt in demselben, daß das spanische Volk nach Gerechtigkeit, Ruhe, Freiheit und moralischer Ordnung dürste und daß diese schönen Dinge nur die karlistische Partei dem Lande geben könne. Er verlangt Vertrauen, da er die Lösung der großen Fragen, welche das spanische Volk bewegen, vorbereite. Er täuscht sich über sich selbst und andere.
In Bulgarien sieht es thatsächlich ungemüthlich aus, Fürst Ferdinand ist wiederholt mit seinem Ministerpräsidenten Stambulow zusammengerathen, und das Vertuschen der Zwistigkeiten wird immer schwerer.
- Schönberg. Auf Requisition des Staatsanwalts in Kiel wurde ein des Mordes verdächtiger Schlossergeselle, welcher sich in einer der hiesigen Herbergen aufhielt, festgenommen. - Ein Bruder des Schulzen K. in Kuhlrade war damit beschäftigt, den Abfluß aus einem Wasserloche auf der Hofstelle seines Bruders herzustellen, wobei er schwindelig wurde, niederfiel und in dem ganz seichten Wasser ertrank.


- Schönberg. Seitens des Generals=Commandos des IX. Armeekorps wird in diesem Jahre eine Generalstabsübungsreise ins Werk gesetzt werden, welche unter Führung des Generalstabchefs Oberstl. v. Jancon am 19. September d. Js. in Lübeck beginnen und sich über den westlichen Theil von Mecklenburg und vielleicht auch über den östlichen Theil von Lauenburg erstrecken wird. An dieser Uebungsreise nehmen 16 Offiziere und die erforderlichen Mannschaften theil. Einquartierung erhalten aus obigem Anlaß nur die Städte und größeren Ortschaften, so daß im hiesigen Fürstentum allein Schönberg in Betracht käme.
- Lübeck, 20. Juli. Der hiesige Dampfer "Deutschland", Kapitän Steffen, von hier nach Riga unterwegs, hat das Glück gehabt, am Sonnabend gegen Abend auf hoher See dem kaiserlich deutschen Geschwader, welchem voran der "Hohenzollern" dampfte, vorbeizupassiren. Von einem Passagier des "Deutschland" wird über diese Begegnung Folgendes geschrieben: Bei Sicht des kaiserlichen Geschwaders, das aus 11 Schiffen bestand, salutirte unser Dampfer "Deutschland", indem das Schiff in vollen Flaggenschmuck gesetzt wurde. Darauf wurde zunächst von dem Admiralsschiff "Hohenzollern" und darnach von dem ganzen Geschwader durch Aufhissen von Flaggen dieser Gruß erwidert und als Wir näher kamen, sahen wir, wie Kaiser Wilhelm II. selbst, an dessen Seite sich sein Bruder Prinz Heinrich befand, unserem Schiffe auf das Freundlichste zugrüßte, während wir Passagiere und die Besatzung durch freudige Hurrahrufe den hohen Reisenden unsere Grüße hinübersandten. Dem deutschen Kaiser mag es wohl als ein besonderes Omen gegolten haben, daß ihm "Deutschland" auf hoher See erschien. "Deutschland" ist einer der größten und schönsten der Lübecker Dampfer.
Ein ernstes seemännisches Schauspiel gab es am Sonntag auf Swinemünde. Als die Molen von Besuchern stark besetzt waren, kam der Aviso "Blitz" vom Kaisergeschwader mit Flagge auf Halbmast in Sicht. Er legte an und gleich darauf verließ ein Trauergeleite, von einem Offizier geführt, das Schiff. Unter der Kriegsflagge schlummerte ein junges Leben, ein Freiwilliger von dem Panzerschiff "Friedrich der Große". Gleich am ersten Tag der Kaiserfahrt war er aus den Wanten auf Deck gestürzt und hatte das Genick gebrochen. Nachdem die Leiche im Lazarett abgeliefert war, stach der "Blitz" sofort wieder in See und andern Tages bestattete ein Kommando des Schulschiffes "Luise" den Todten zur letzten Ruhe.
Dem deutschen Uebungs=Geschwader soll nach Beendigung der Kaiserreise eine längere Ruhepause gegönnt werden. Die Yacht "Hohenzollern" dagegen wird, voraussichtlich unter dem Kommando des Prinzen Heinrich auch ferner im Dienst bleiben.
Die bevorstehenden diesjährigen Manöver bei Berlin werden besonders interessant werden. Große Wichtigkeit sollen dieselben durch die neue Taktik der Kavallerie erhalten, sowie durch umfangreiche Versuche im Zerstören von Eisenbahnen, Telegraphen, Brücken, Viadukten und Tunnels und endlich durch einen Versuch mit nächtlichem Kampf bei elektrischem Licht.
- Nicht nur auf dem Inselsberg und anderwärts, sondern auch in der Schweiz, im badischen Schwarzwald und in den bayerischen Bergen hat es in den letzten Tagen bei sehr niedriger Temperatur mehrfach geschneit. Der Pilatus, die Kurfürsten, der Kamor im Appenzellerland trugen weiße Hauben und in Altstätten im Rheinthal erschienen die Bauern in Pelzkappen und Handschuhen auf dem Markt, die Wirthe aber hatten eingeheizt in den Gaststuben, damit die Leute sich erwärmen konnten.
- Eine ganz besondere Jagd wird in diesem Jahre hoch oben im Norden Europas abgehalten werden. König Oskar von Schweden hat nämlich den Beschluß gefaßt, sich in diesem Jahre eine Jagdgesellschaft aus den regierenden Häuser Europas einzuladen und große Treibjagden auf Elschwild zu veranstalten.
- Die Königin von Holland war in großer Lebensgefahr und Holland hatte in große Nöthen kommen können. Als sie dieser Tage mit ihrem Töchterlein, der Erbin des Landes, von Schloß Loo aus ohne Diener und Kutscher spazieren fuhr, setzte sie, wie sie es gern thut, die Pferde in Galopp, diese scheuten plötzlich und gingen in rasendem Lauf durch, einem Gewässer zurasend, der Königin waren die Zügel entfallen. Zum Glück stürzte das eine Pferd, der Wagen stand und die Königin konnte samt dem heftig weinenden Kind unverletzt aussteigen und in einem Bauerhaus sich von dem Schrecken erholen. Als die Pferde sich beruhigt hatten, und das leichte Korbwägelchen hergestellt war, ergriff die Königin wieder selbst die Zügel und fuhr heim, aber im Schritt. Der Bäuerin trug der Vorfall einen kostbaren Schmuck und 200 Gulden ein.
In Bukarest ist kürzlich General Lecca, der Präsident der Deputiertenkammer gestorben. Lecca war besonders durch seine Theilnahme an der Verschwörung und Entthronung des Fürsten Cusa bekannt geworden. Er war der erste, der in Nacht vom 22. auf den 23. Februar 1866 in das Schlafgemach des Fürsten eindrang und diesem, in der einen Hand den blanken Säbel, mit der andern die Abdankungsurkunde entgegen hielt. König Karol, der Nachfolger Cusa's, ernannte Lecca zum General.
- Während Australien, wie kürzlich die Zeitungen berichten, von Mäusen heimgesucht wird, hat

[ => Original lesen: 1888 Nr. 57 Seite 3]

ein Theil Asiens mit einer noch schwereren Landplage zu kämpfen. Die Peking Gazette enthält eine vom Gouverneur von Uliassutai an den Kaiser von China gerichtete Denkschrift, in welcher mitgetheilt wird, daß die Polstraße der Regierungscouriere zwischen drei Poststationen im District Khalkha in der Mongolei wegen des Ueberhandnehmens der Ratten habe verlegt werden müssen. Seit zwei Jahren haben diese Thiere daselbst solche Verheerungen angerichtet, daß fast jeder Grashalm abgefressen ist. Die Pferde und Kamele haben kein Futter und es ist unmöglich, Thiere zur Beförderung der Post aufzutreiben.
- Von König Bell in Kamerun wird oft gesprochen, aber nur wenige werden von diesem schwarzen "Herrscher" eine annähernd richtige Vorstellung haben. Von dem in Kamerun angestellten deutschen Lehrer Christaller erfahren wir, daß Bell nichts weniger als ein König oder gar eine Majestät nach europäischen Begriffen ist, sondern ein gewöhnlicher Händler, der ebenso halbnackt geht, wie die anderen Kameruner, und absolut keine Macht hat, nicht einmal die eines Dorfschulzen. Auch seine Söhne, von denen Herr Christaller mehrere unterrichtet hat, aber aus der Schule hat hinauswerfen müssen, werden von dem deutschen Lehrer nichts weniger als respektvoll behandelt.
- Eine weitgereiste Flasche. Ein in Te Kaon beim Nordkap auf Neuseeland wohnender Herr G. Allan schreibt an den "New Zealand Herold": Als ich mich am 4. Mai auf der Reise längs der Siebenzigmeilenbai etwa eine Meile nördlich der kleinen Insel Muta Pea befand, übergab mir ein Eingeborener eine Karte, welche er in einer von der See ans Ufer gespülten Flasche gefunden hatte. Es war eine auf Befehl der deutschen Admiralität von der Korvette "Bismarck" auf der Reise nach Sydney vor 57 Monaten in einer Flasche in den Ozean geworfene Karte, auf welcher stand: "Diese Flasche wurde um 12 Uhr mittags am 15. Februar 1886, im 41° 17' südlicher Breite und 111° 55:50' östlicher Länge von Greenwich über Bord geworfen. Ascher, an Bord des Kriegsschiffes "Bismarck" auf der Reise nach Sydney. Diese Flasche wurde mit Sand belastet. Wer sie findet wird gebeten, sie an die kaiserliche Admiralität in Berlin zu schicken und zugleich über Fundort und Zeit zu berichten." Das Vorhandensein einer Ozean=Strömung vom indischen Ozean nach dem Südende Neuseelands ist schon seit vielen Jahren bekannt.
- Hühneraugen. Gegen Hühneraugen wird als bestes Mittel empfohlen das Wasser, worin grüne Bohnen gekocht wurden, als Fußbad genommen. Nach 10 bis 15 Minuten lösen sich die Hühneraugen von selbst los.
- Als Mittel gegen Sommersprossen wird folgendes Verfahren anempfohlen: Die reife Frucht der Roßkastanie wird geschält und im Mörser oder auf dem Reibeisen zerkleinert. Benutzt man die so erhaltene Waschkleie beim Waschen, wenn möglich mit Regenwasser, so werden in kurzer Zeit Sommersprossen, Leberflecken etc. verschwinden. Behufs Aufbewahrung muß die Kleie recht trocken sein.


Schwarze Seidenstoffe v. Mk. 1,25 bis 18,05 p. Met. (ca. 150 versch. Qual.) - Atlasse, Faille Française, Moscovite, Moirée, Sicilienne, Ottoman, "Monopol", Rhadamés, Grenadines, Surah, Satin merveilleux, Satin Luxor, Damaste, Ripse, Taffétte etc. - vers. roben= und stückweise zolllfrei in's Haus das Seidenfabrik=Depôt G. Henneberg (K. u K. Hoflief.) Zürich Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg sub Nr. 5 belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths und Müllers Ludwig Roeper daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag,den 2. Oktober 1888,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 12. Juli 1888.

Großherzogliches Amtsgericht
G. Horn.

A. Dufft.        


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Am Freitag, den 27. Juli d. J. Vormittags 8 1/2 Uhr, soll in Neschow

1 kleines Schwein und
1 Lade
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Versammlung der Käufer im Kruge zu Neschow.
Schönberg, den 19. Juli 1888.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.        


Eisenbahn   Mecklenb. Friedrich=Franz=Eisenbahn.
Sonntag, den 29. Juli d. J.
Extrazug Hamburg=Lübeck=Schwerin u. zurück
I. und II. Wagenklasse zum einfachen Fahrpreise für Hin- und Rückfahrt.

Abfahrt von Lübeck 8 Uhr 34 Min. Morg.
Abfahrt von Schönberg 9 Uhr 4 Min. Morg.
Abfahrt von Grevesmühlen 9 Uhr 35 Min. Morg.
Abfahrt von Bobitz 9 Uhr 55 Min. Morg.
Abfahrt von Kleinen 10 Uhr 11 Min. Morg.
Ankunft in Schwerin 10 Uhr 30 Min. Morg.
Abfahrt von Schwerin 9 Uhr 46 Min. Abends.
Abfahrt von Kleinen 10 Uhr 7 Min. Abends.
Abfahrt von Bobitz 10 Uhr 26 Min. Abends.
Abfahrt von Grevesmühlen 10 Uhr 43 Min. Abends.
Abfahrt von Schönberg 11 Uhr 8 Min. Abends.
Ankunft in Lübeck 11 Uhr 34 Min. Abends.

Auf die Billets zum einfachen Fahrpreise (Doppelbillets) kann die Rückfahrt nicht allein mit dem Extrazuge Schwerin=Lübeck=Hamburg, sondern am 30. Juli d. J. auch mit sämmtlichen fahrplanmäßigen Zügen, mit Ausnahme des Schnellzuges (Abfahrt von Schwerin 4 Uhr 10 Min. Nachmittags) erfolgen.
Freigewicht für Gepäck wird nicht gewährt.

Die Direction.


In Folge der anhaltenden ungünstigen Witterung ist es nicht möglich gewesen, auf den zur Carlower Försterei gehörigen Torfmooren das Quantum Torf, welches zum Ankauf zur vollen Taxe angemeldet war, fertig zu stellen. Das unbedeutende Quantum, welches für diese Abgabe disponibel sein wird, soll nach Verhältniß der Größe der vor dem 8. Juni dieses Jahres geschehenen Anmeldung auf die darauf Reflectirenden vertheilt werden.
Carlow, den 22. Juli 1888.

                                                          A. v. Linstow,
                                                    Forstpractikant und Förster.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 57 Seite 4]

Aufruf.

Bernhard von Langenbeck, dem unbestritten größten Chirurgen der Neuzeit, ein Denkmal in Berlin durch Stiftung eines Langenbeck=Hauses zu errichten, hat sich daselbst ein Comite mit von Bergmann und Virchow an der Spitze constituirt. Von diesem aufgefordert, für Mecklenburg=Strelitz ein Lokal=Komite zu bilden, sind wir Unterzeichnete zusammengetreten, um die Sammlung für gedachten Zweck zu fördern. An Alle, welche dazu beizutragen bereit sind, daß auch unser engeres Vaterland nicht fehle, wo Gesammt=Deutschland eine Schuld der Dankbarkeit einem seiner größten Männer abträgt, wenden wir uns mit der Bitte, für die geplante Schöpfung beisteuern zu wollen.
Jede Gabe wird dankbar angenommen.

Peters, Dr., Geh. Med.=Rath, Dr. Rudolphi, Ober.=Med.=Rath,
Neustrelitz.
Med.=Rath Dr. Marung,                           Rath Dr. Brückner sen.,
Schönberg.                                                    Neubrandenburg.


Travemünder Rennen
den 3. und 5. August.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.


Am 30. Juli d. J., Nachmittags 1 Uhr, im Innungs=Lokale außerordentliche Haupt=Versammlung der

Schuhmacher-Innung, z. Schönbg.
Tagesordnung:

Berathung über die Entsendung eines Delegirten, zwecks Gründung eines Unter=Verbandes, nach Schwerin.
Schönberg im Juli 1888.

Der Vorstand.        


Die Stammzüchterei
Neuhaus bei Woldegk i. Mecklb.=Str.
offerirt ihre
Vollblut
Oxfordshiredownböcke,

auch ist die Verkaufsstelle für Böcke in Neubrandenburg, vor dem Neuen Thor 702, bei Herrn W. ætow wieder eröffnet, ferner

Vollblut Poland China

sprungfähige Eber, tragende Sauen und Abatzferkel auf vorherige Bestellung mit Pedigree, welches zur Eintragung i. d. D. Pol.=Ch.=Schw.=Heerdbuch berechtigt, sowie auch sprungfähige Vollblut Holländer Jährlingsbullen.

H. A. Schopper.        


Hôtel Stadt Hamburg
Ratzeburg a. Markt.

Einem geehrten Publikum hiermit die ergebene Anzeige, daß ich obiges Hôtel am 1. Juli käuflich übernommen habe.
Gute Speisen, Getränke und gute Betten, freundliche und aufmerksame Bedienung versprechend, bitte ich, mich in meinem Unternehmen zu unterstützen.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    C. Kröpcke.


Beste, von mir selbst gemachte,                                                    
Schmiede=Sensen
ganz aus bestem Gußstahl gearbeitet empfiehlt                                                    
                                                    J. Teege, Schmiedemeister.
                                                    Lockwisch.


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Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 57 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 57 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 24. Juli 1888.


- In einer ganz intimen Angelegenheit der höchsten russischen Kreise behauptet die Wiener Allgemeine Zeitung genau unterrichtet zu sein. Beim Empfange des deutschen Kaisers wird die Zarin zu Ehren des hohen Gastes Handschuhe anlegen, welche die hohe Frau schon einmal benutzt hat. In dieser kleinen Toilettefrage liegt eine große Ovation für den Kaiser Wilhelm. Die Handschuhe, welche die Kaiserin anlegen wird, sind jene, welche die hohe Frau getragen, als der greise Heldenkaiser Wilhelm I. zum letzten Male als Gast in Petersburg geweilt; den Handschuh der rechten Hand hat derselbe in ritterlicher Weise an seine Lippen gedrückt. Die Kaiserin, die eine schwärmerische Verehrung für Wilhelm I. gehabt, bewahrte diese Handschuhe als theures Angedenken und wird sie auch bei den Festen zu Ehren des Enkelsohnes des Herrschers auf's Neue in Gebrauch nehmen. So weit das Wiener Blatt; wir hegen jedoch noch bescheidene Zweifel, ob Handschuhe nach so langer Zeit sich zu anderem Zwecke, als zu pietätvoller Aufbewahrung eignen möchten, und glauben bestimmt, daß die Kaiserin sich noch in letzter Stunde doch noch zur Wahl eines neuen Paares entschließen dürfte!
- Als Prinz Wilhelm, der jetzige Kaiser, auf dem Gymnasium in Kassel war, wurde ihm erlaubt, für seinen Geburtstag ein Stück zur Aufführung auf dem Hoftheater auszuwählen. Er wählte Goethes Götz von Berlichingen.
- Die kirchlichen Fürbitten für eine glückliche Entbindung der Kaiserin Augusta Victoria haben in Preußen am Sonntag begonnen.
- Der Nachruf, welchen Herr v. Treischke den beiden dahingeschiedenen deutschen Kaisern gewidmet hat, ist soeben in Sonderabdruck unter dem Titel: "Zwei Kaiser. 15. Juni 1888", bei Georg Reimer in Berlin erschienen. Das herrliche Denkmal, welches der Verfasser nach dem Ausspruch unseres Kaisers den Verewigten gesetzt hat, wird in dieser Gestalt, die weiteste Verbreitung finden.
- Die Berliner und andere Buchhändler haben mit den Lebensbeschreibungen und Bildern Kaiser Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II. glänzende Geschäfte gemacht. Der flotteste Verkauf ging nach Amerika und Australien, den wohlhabenden deutschen dort war nichts kostbar genug, die mittellosen begnügten sich mit bescheidener Waare, die Bilder der drei Kaiser und der vier kleinen Prinzen wollten Alle haben. Auch Büsten wurden viele verkauft.
- Wie aus Breslau berichtet wird, wohnte der 87=jährige Generalfeldmarschall Graf Moltke der Fahnenweihe des Creisauer Kriegervereins bei und brachte bei dem Weiheakt mit kräftiger Stimme das Hoch auf den Kaiser aus.
- Der erste diesjährige Roggen wurde am Mittwoch auf dem sog. Neumarkt in Berlin feilgeboten.
- Insgesamt sind 41 Personen, darunter 3 Frauen in der Nacht vom 10. zum 11. Juli in Berlin beim Ankleben der sozialdemokratischen Plakate verhaftet worden, welche auf die Thronreden Kaiser Wilhelms II. befestigt wurden. Bisher ist niemand von den Verhafteten entlassen.
- Nicht weniger als 4 253 226 Schock Eier, welche einen Werth von über 11 Millionen Mark darstellen, hat Berlin im vergangenen Jahr verbraucht. Der Verbrauch Berlins hat sich gegen das Vorjahr um die ansehnliche Ziffer von 798 076 Schock erhöht und derselbe stellt sich bei einer auf 1 370 000 Seelen angenommenen Bevölkerungsziffer für den Kopf und Jahr auf 186,3 Eier.
- Ein höherer Beamter in Frankfurt a. d. O. war in diesen Tagen im Begriff mit Frau und Kindern eine Ferienreise zu unternehmen und waren die dazu nötigen Vorbereitungen getroffen, als dicht vor der Abreise seine Gattin einen Theelöffel Bulrich's Salz (Natriumbicarbonat) nehmen wollte statt dessen aber das daneben liegende Kleesalz verschluckte. Trotz sofortiger ärztlicher Hülfe trat nach einer halben Stunde der Tod ein.
- Der Militärkommission in Herforth wurde dieser Tage von einer Mutter ihr 20jähriger Sohn auf den Armen getragen vorgeführt. Derselbe ist vollständig unentwickelt geblieben und bis jetzt nur mit Milch ernährt worden. Die Kommission machte keinen Gebrauch von ihm.
- Bei einer bei Lenzen im Strebitzer Forstrevier abgehaltenen Jagd wurden in voriger Woche über 100 Stück Fischreiher erlegt. Dieser Vogel lebt bekanntlich ausschließlich von Fischen.
- Um auf den Hexenplatz im Harz zu gelangen werden die Hexen und ihr Anhang in der Nacht zum 1. Mai sich nicht mehr des Besens oder der Ofengabel zum Reiten bedienen müssen, sie werden die Tour nach dem allgemeinen Rendezvous vielmehr auf bequemere und eine den modernen Verhältnissen mehr angemessene Weise zurücklegen können. Wie man nämlich aus Frankfurt meldet, werden demnächst die Arbeiten für den Bau einer Eisenbahn von Thale nach dem Hexentanzplatz durch die Eisenbahn=Baufirma Soenderop u. Co. beginnen.
- Der deutsche Schriftstellertag findet vom 1.-3. September in München statt.
- Das 7. deutsche Turnfest soll Ende Juli 1889 auf der Theresienwiese in München abgehalten werden.
- Dieser Tage verstarb in Haidhausen bei München unter schrecklichen Schmerzen ein 14jähriger Knabe, der beim Kirschenessen die Kerne mit hinuntergeschluckt hatte.
- In Augsburg wurden in den Stallungen des städtischen Viehmarktes sämtlichen Thieren (38 an der Zahl) die Schwänze abgeschnitten. Die Untersuchung ergab, daß ein im Viehmarkte bediensteter Knecht die Schwanzhaare sich nächtlicher Weile angeeignet hatte, um dieselben zu verkaufen.
- Auf dem Schlachtfelde von Wörth wird, wie seiner Zeit berichtet, ein großes Denkmal für alle dort gefallenen Baiern errichtet.
- In Aachen findet unter gewaltigem Zulauf die Aufteilung der "großen Heiligthümer" statt. Dazu gehören der heilige Rock, ein gelblich weißes, aus Baumwolle gewebtes Kleid der Jungfrau Maria, die Windeln, worin Christus in der Krippe eingewickelt war, ein bräunlich gelbes, filzartiges Wollzeug, dreidoppelt zusammengefaltet, das Tuch, in welches der Leichnam Johannes des Täufers nach dessen Enthauptung eingewickelt war, mit noch sichtbaren Blutspuren, das Tuch, welches die Lenden Christi am Kreuze umgab, ein Gewand, einem Kittel ähnlich. Daneben giebt es noch "kleine Heiligthümer". Diese Reliquien sind auf den Gallerien des Münsters öffentlich ausgestellt, werden Bevorzugten zum Kuß gereicht und die seidenen Tücher, in welche sie eingeschlagen sind, werden in Stücke zerschnitten und den Andächtigen zur Erinnerung mitgegeben.
Aus alter Zeit.


Aus alter Zeit.
Novelle von Franz Laufkötter
                                                    Fortsetzung.                   (Nachdr. verbt.)

[ => Original lesen: 1888 Nr. 57 Seite 6]

Aus alter Zeit.
Novelle von Franz Laufkötter
                                                    Fortsetzung.                   (Nachdr. verbt.)


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