No. 56
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 20. Juli
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 56 Seite 1]

Publicandum.

          Auf Allerhöchsten Befehl soll im Fürstenthum Ratzeburg für das Jahr vom 1. Juli 1888 bis dahin 1889 zur Deckung der Kosten des Landesfonds, sowie des dem Fürstenthum an den Bundeslasten obliegenden Antheils nach dem unterm 5. Oktober 1853 erlassenen und durch den Officiellen Anzeiger Nr. 13 publicirter Edicte eine Steuer erhoben und damit fördersamst angefangen werden, welches zur allgemeinen Nachachtung und mit dem Anfügen bekannt gemacht wird, daß

der 19. Juli 1888
als Normaltag

für die Bestimmung des status quo, wonach die Steuer zu bezahlen, festgesetzt ist.
          Diejenigen Landesbewohner, deren Gesellen und Dienstboten ihr Geschäft resp. ihren Dienst vor Erhebung der Steuer verlassen, haben von denselben die edictmäßige Steuer zurückzubehalten und am Zahlungstage, der demnächst bekannt gemacht werden wird, mit zu berichtigen.
          Schönberg, den 6. Juli 1888.

Großherzoglich Meckl. Landvogtei des Fürstenth. Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Die Ankunft Kaiser Wilhelms in Kronstadt, der starken russischen Seefestung, wird am Donnerstag Nachmittag erfolgen. Von da geht die kurze Fahrt nach Peterhof, wo der Kaiser vier Tage verbleiben wird. Von dort aus erfolgt auch der Besuch von Petersburg und des bekannten Militär=Lagers von Kraßnoje=Salo. In Petersburg sind bereits die Botschafter von Schweinitz, Graf Schuwalow und Minister v. Giers angekommen. Die Seereise verläuft bei dem jetzigen sehr günstigen Wetter ohne Schwierigkeiten, Sonntag früh hatte das Kaisergeschwader Areona passirt. Die nächste Nachricht wird nun wohl von der russischen Küste erst kommen. Am 29. Juli wird der Kaiser wieder in Kiel erwartet.
Zur Beförderung der Depeschen und Staatsschreiben an Kaiser Wilhelm während der Ostseereise werden von Berlin aus täglich Postkuriere bez. Feldjäger abgeschickt. Am Sonntag geschah das nach Swinemünde, am Montag nach Memel. In beiden Hafenorten hat der Aviso "Blitz," welcher sich im Geschwader des Kaisers befindet, die Sendungen entgegenzunehmen. Von Dienstag ab finden die Beförderungen der Feldjäger per Bahn nach Petersburg statt.
Die offiziöse "Norddeutsche Allgemeine Zeitg." wendet sich gegen die "Nowoje Wremja," die in einem gegen Deutschland gerichteten Artikel gesagt hatte, es liege Rußland an der Freundschaft Deutschlands nichts, wohl aber umgekehrt Deutschland sehr viel an derjenigen Rußlands. Darauf antwortet das offiziöse Blatt: Bei uns (in Deutschland) findet man durchaus nichts Auffälliges darin, daß der neu zur Regierung gekommene Kaiser, der unter zivilisierten Europäern herrschenden Sitte entsprechend, dem älteren, ihm verwandten und befreundeten Nachbarn den unter der Bezeichnung "Antrittsvisite" üblichen ersten Besuch macht, ohne abzuwarten, daß eine besondere Anregung dazu von Petersburg ausgehe. Für solche in der europäischen Zivilisation natürliche Auffassungen hat aber ein Blatt wie die "Nowoje Wremja" kein Verständniß. Die Initiative zu dem Besuch ist natürlich von Berlin ausgegangen, aber die Folgerung daraus, daß man das Bedürfniß nach einer Annäherung bei der Regierung Deutschlands stärker empfinde, als in Petersburg, ist eine Ueberschätzung asiatischen Hochmuts und asiatischer Unwissenheit.
Kaiser Wilhelm wird von seiner Seereise in den ersten Tagen des August wieder in Berlin resp. Potsdam eintreffen. Auf der Rückreise von Petersburg werden auch, wie nunmehr feststeht, kurz Stockholm und Kopenhagen besucht.
I. M. die regierende Kaiserin führt den Namen Augusta Viktoria, nicht umgekehrt. Haupt= und Rufname ist Viktoria. Mit Genehmigung S. M. des Kaisers wird die verwittwete Kaiserin=Königin Viktoria fortan den Namen Kaiserin=Königin Friedrich führen.
Aus Berlin fuhren am Montag eine größere Zahl von Geheimpolizisten per Courierzug nach Petersburg. Auch aus Rußland sind mehrere Polizeibeamte in Berlin angekommen, welche die zahlreich bei der russischen Botschaft eingehenden Gesuche um Ausstellung von Reisepässen nach Petersburg prüfen sollen.
Die Flottenrevue in Kiel hat auf alle Zuschauer einen großartigen Eindruck gemacht, sie war das eindrucksvollste Schauspiel, welches man bisher auf diesem Gebiete in einem deutschen Hafen gesehen hat.
Aus Friedrichsruhe wird gemeldet, daß das Befinden des Fürsten Bismarck ein befriedigendes ist. Eine Badereise nach Kissingen findet voraussichtlich nicht statt.
Es ist richtig, daß Mackenzie von der Kaiserin=Königin Friedrich ersucht worden ist, eine "wahrhafte Geschichte der Krankheit Kaiser Friedrichs"

[ => Original lesen: 1888 Nr. 56 Seite 2]

auszuarbeiten. Ob aber die Erlaubniß zur Veröffentlichung gegeben werden wird, ist augenblicklich noch fraglich. Mackenzie hat am Sonnabend eine Audienz bei der Königin auf Schloß Windsor gehabt.
Von Sir Morell Mackenzie finden wir in der Berliner Staatsbürger=Zeitung den Zug erwähnt, daß er angesichts der Resultate der Sektion des Hochseligen Kaisers, noch ehe sie beendet war, todtenbleich und halb ohnmächtig vor Schreck über den entsetzlichen Befund das Zimmer verlassen hat. - Herr Mackenzie konnte sich daher auf seine amtliche Anwesenheit bei der Sektion so lange nicht besinnen, bis ihm der amtliche Bericht seine Unterschrift unter dem Protokoll in Erinnerung brachte.
Der Eindruck, den der aufmerksame Leser der ärztlichen Gutachten über Kaiser Friedrichs Krankheit macht, ist ein gewaltiger und erdrückender und Kaiser Friedrich wäre nach aller menschlichen Voraussicht, nach aller durch viele Erfahrungen nachgewiesenen Wahrscheinlichkeit wenigstens auf Jahre hinaus gerettet worden, wenn rechtzeitig, das heißt bei der ersten im Mai 1887 von den hervorragendsten deutschen Aerzten gestellten Erklärung, daß die Krankheit Krebs sei, damals, als das Uebel sich noch auf einen kleinen Herd beschränkte, die Spaltung des Kehlkopfes ausgeführt und der Krankheitsherd durch Entfernung einer kleinen Stelle ausgerottet worden wäre.
Die "Kreuz=Zeitung" fragt: "Wie war es möglich, daß Niemand aus der Umgebung des Kronprinzen rechtzeitig, als derselbe noch in England weilte, und auch später noch Verdacht gegen Mackenzies Ehrlichkeit geschöpft und diesen Verdacht pflichtgemäß an maßgebender Stelle zum Ausdruck gebracht hat. Wer trägt die Verantwortung für diese unerhörte Thatsache?"
Von unterrichteter Seite wird behauptet, daß das preußische Handelsministerium beabsichtige, der Reichsbank die Wiederaufnahme der Beleihung von russischen Werthpapieren zu gestatten.
In militärischen Kreisen hält man die soeben erfolgte Ernennung des Generals von Caprivi zum kommandirenden General des 10. Armeekorps für eine besondere Auszeichnung, da die militärische Vergangenheit des verdienten Generals mit diesem Korps innig zusammenhängt. Insbesondere hat er während des ganzen letzten Feldzuges von Mars=la=Tour bis Beaum=la=Rolande dem 10. Korps als Chef des Generalstabes angehört.
Unter den Gästen, die zu Kaiser Franz Josephs Geburtstag nach Ischl kommen werden, soll sich auch der Prinz=Regent von Baiern befinden. Es gilt nämlich, bei diesem Anlasse einen Lieblingswunsch des Kaisers zum Abschlusse zu bringen. Prinzessin Elisabeth von Baiern, die älteste Tochter der Erzherzogin Gisela von Oesterreich, soll bestimmt sein, mit ihrem Vetter Prinzen Rupert, dem zukünftigen Thronerben Baierns, verlobt zu werden.
Die Königin Natalie von Serbien hat in Wien am Sonntag Morgen bei ihrem Besuch der dortigen russischen Kapelle Veranlassung zu einer größeren Kundgebung der Südslaven gegeben. Etwa 150 Personen hatten sich vor der Kapelle versammelt und brachten beim Erscheinen der Königin laute Ziviorufe aus. Die Polizei schritt jedoch ein und machte der Sache bald ein Ende. Frau Natalie gedenkt sich in den nächsten Tagen nach Paris und von dort in ein französisches Seebad zu begeben. Aufgefallen ist es, daß auch der russische Botschafter in Wien, Fürst Lobanoff, am Sonntag früh in der Kapelle anwesend war.
Trotz der augenblicklichen Ruhe sieht es in Bulgarien sehr trüb aus. Es ist gar kein Zweifel vorhanden, daß es schließlich zu einem Zusammenstoß zwischen dem Fürsten Ferdinand und dem Ministerpräsidenten Stambulow kommen muß. Ferdinand ist es müde, ein willenloses Werkzeug seines Ministers zu sein, während Stambulow kein Mann der Rücksichten ist und den Coburger fallen lassen wird, wenn er ihn entbehren kann.


- Schönberg. Der Inseratentheil dieses Blattes hatte in der vorigen Nummer Seitens des Vereins für Geflügelzucht hier eine Aufforderung gebracht, durch welche zur Theilnahme an einer Berathung über Abhaltung einer Ausstellung von Geflügel und Erzeugnissen des Garten und Obstbaues im Herbste dieses Jahres aufgefordert wurde. Diese Berathung hat am Mittwoch unter ziemlich zahlreicher Betheiligung stattgefunden und zu dem Entschluß geführt, die geplante Ausstellung zu veranstalten und dieselbe an zwei Tagen, Sonntag, den 30. September und Montag, den 1. October stattfinden zu lassen. Als Ausstellungsplatz ist der Saal des Hrn. Gastwirths Freitag ausersehen, der zu diesem Zwecke in bereitwilligster Weise kostenlos zur Verfügung gestellt ist. Die weiteren vorbereitenden Schritte zur Ausführung des beabsichtigten Unternehmens hat die Versammlung zunächst einem Comitee, bestehend aus den Herren Lundwall, Hempel, Montag, Schär und Senator Heincke, übertragen und wollen dieselben sich diesem Auftrage unverweilt unterziehen. Der Verein für Geflügelzucht hat bisher für die Hebung desselben eifrig gewirkt und auch recht gute Erfolge damit erzielt, wenngleich solche nicht immer von dem großen Publikum sogleich erkannt werden; möge er fortfahren in seinem löblichen Bestreben und hoffen wir, daß es ihm gelinge, in weiteren Kreisen Interesse für die gute Sache zu erwecken. Wenn nun eine Ausstellung von Garten= und Obstbau=Erzeugnissen gleichzeitig mit der Geflügelausstellung stattfinden soll, so kann man dem Verein für sein Vorgehen nach dieser Richtung hin nur Dank wissen. Besonders der Garten= und Obstbau erfreuet sich in unserem von der Natur so reich gesegneten Ländchen nur geringer Beachtung, während er doch bei den vorliegenden günstigen Bedingungen schon zu hoher Blüthe gebracht sein und damit eine reiche Einnahmequelle auch für solche werden könnte, denen Land nur in geringem Umfange zu Gebote steht. Die Ausstellung soll nun auf diesem, hier bisher noch wenig bekannten Gebiete die Veranlassung bieten, den Stand der Garten= und Obstcultur nach den ausgestellten Erzeugnissen kennen zu lernen und Anregung zum Austausch von Erfahrungen zu geben, überhaupt das Interesse hierfür in möglichst weite Schichten der Bevölkerung zu tragen. Hoffen wir, daß eine recht rege Betheiligung an diesen Ausstellungen eintritt und wenn auch Mancher denken sollte, er habe nichts auszustellen, so wird er bei weiterem Nachsinnen doch etwas herausfinden, was zur Ausstellung sich eignet; wenn auch nicht jedesmal gleich eine Prämie fällt, so muß das nicht zurückschrecken.
- Neustrelitz. Das hiesige Bataillon rückt am 12. August zum Manöver aus.
- Am Montag Nachmittag gegen 6 1/2 Uhr, zog ein Luftballon westlich von Schwerin vorbei und setzte in beträchtlicher Höhe in nordwestlicher Richtung seinen schnellen Flug fort, bald dem Gesichtskreis entschwindend. Es wurde bemerkt, daß in der Nähe von Görries Ballast aus dem Luftballon geworfen wurde. - Auf der Feldmark Rosenhagen sind die Luftschiffer unweit der Schwerin=Gadebuscher Chaussee Abends gegen 7 Uhr gelandet. Insassen des Ballons waren ein Offizier und zwei Mann der Luftschiffer=Abtheilung des Eisenbahnregiments in Berlin, welche Vormittags 11 Uhr dort aufgestiegen waren.
- Neubrandenburg. Auf dem VII. mit Premiirung verbundenen internationalen Zuchtviehmarkt und der landwirthschaftlichen Ausstellung in Nagy Körös in Ungarn am 19., 20. und 21. Mai war auch die Stammzüchterei des Herrn Schopper auf Neuhaus bei Woldegk mit ihren Vollblut=Poland=China=Schweinen vertreten und erzielte in der betreffenden Abtheilung, in welcher sämtliche englische Zuchten aus dem In= und Auslande mit concurrirten, den II. Preis von 600 Frs. für Eber, sowie auch den II. Preis von 500 Frs. für Säue nebst 2 Diplomen. Diese 2 Prämien sind um so werthvoller als in der großen, viele Zuchten umfassenden Abtheilung überhaupt nur 4 Preise ausgesetzt waren. Die Sendung aus Neuhaus bestand aus 1 Eber, 2 jungen Sauen 3 Eberferkeln und 3 Sauferkeln, welche sämmtlich zu hohen Preisen flotten Absatz fanden.
- In Neapel ist die Cholera wieder einmal ausgebrochen. Die Behörden bestreiten noch, daß es sich um asiatische Cholera handelt.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 56 Seite 3]

Seidene Müllergaze - direkt an Mühlenbesitzer - versendet meter=, cylinder= und stückweise zu Fabrikpreisen porto= und zollfrei das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Naturmuster und Kostenvoranschläge umgehend gratis. - Briefporto 20 Pf.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Schönberg an der Siemzerstraße sub No. 202 belegene Wohnhaus c. p. des Putzhändlers Peter Planthaber allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Mittwoch den 15. August 1888,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 28. Mai 1888.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.        


Es hat dem lieben Gott gefallen, unseren innig geliebten Bruder, den

Kaufmann H. J. Kreutzfeldt

in einem Krampfanfalle am Mittwoch den 18. Juli aus dieser Zeitlichkeit plötzlich abzurufen.
Tief betrauert zeigen dies allen Freunden und Bekannten an

                                                    Schulze Kreutzfeldt und
                                                    Geschwister.

Kuhlrade, den 18. Juli 1888.
Die Beerdigung findet am Sonnabend, den 21. Juli Nachmittags statt.


Für die vielen Blumen= und Kranzspenden, womit der Sarg des Schulzen H. Siebenmark zu Falkenhagen geschmückt wurde, sowie für die überaus zahlreichen Beweise aufrichtiger Theilnahme bei der Beerdigung desselben, insonderheit für die letzte Ehre, welche ihm von dem Kriegerverein des Fürstenthums Ratzeburg und von seinen übrigen Freunden aus Schönberg erwiesen wurde, auch für die trostspendenden Worte des Herrn Pastor Borgmann sagen ihren aufrichtigen und tiefgefühlten Dank

die Hinterbliebenen.        


Durch die glückliche Geburt eines Knaben wurden hoch erfreut

Töpfermeister L. Pauls u. Frau,

Schönberg, den 17. Juli 1888.


Am 30. Juli d. J., Nachmittags 1 Uhr, im Innungs=Lokale außerordentliche Haupt=Versammlung der

Schuhmacher-Innung, z. Schönbg.
Tagesordnung:

Berathung über die Entsendung eines Delegirten, zwecks Gründung eines Unter=Verbandes, nach Schwerin.
Schönberg im Juli 1888.

Der Vorstand.        


Die Stammzüchterei
Neuhaus bei Woldegk i. Mecklb.=Str.
offerirt ihre
Vollblut
Oxfordshiredownböcke,

auch ist die Verkaufsstelle für Böcke in Neubrandenburg, vor dem Neuen Thor 702, bei Herrn W. ætow wieder eröffnet, ferner

Vollblut Poland China

sprungfähige Eber, tragende Sauen und Abatzferkel auf vorherige Bestellung mit Pedigree, welches zur Eintragung i. d. D. Pol.=Ch.=Schw.=Heerdbuch berechtigt, sowie auch sprungfähige Vollblut Holländer Jährlingsbullen.

H. A. Schopper.        


Neuheiten in Rüschen, Spitzen, Hand-Schuhen, Strümpfen u. Bändern in allen Farben. Vorhemden, Kragen, Manschetten, Slipse, Schürzen, Putz- und Wäscheartikel, Schmucksachen, Gratulationskarten in grosser Auswahl zu ausserordentlich billigen Preisen.

                                                    Carl Clempien,
                                                    Siemzerstraße 192.


Beste, von mir selbst gemachte,                                                    
Schmiede=Sensen
ganz aus bestem Gußstahl gearbeitet empfiehlt                                                    
                                                    J. Teege, Schmiedemeister.
                                                    Lockwisch.


Zwei Schreibsekretäre,

ein guterhaltenes und ein älteres stehen billig zu verkaufen. Wo? erfährt man in der Expedition dieses Blattes.


Drahtglocken
rund und oval,
Milchsiebe mit Silbergaze
empfiehlt                                                     J. Ludw. D. Petersen.


Hôtel Stadt Hamburg
Ratzeburg a. Markt.

Einem geehrten Publikum hiermit die ergebene Anzeige, daß ich obiges Hôtel am 1. Juli käuflich übernommen habe.
Gute Speisen, Getränke und gute Betten, freundliche und aufmerksame Bedienung versprechend, bitte ich, mich in meinem Unternehmen zu unterstützen.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    C. Kröpcke.


Diedr. Teschau, Messerfabrikant,
Lübeck, Breitestraße 24.
Specialgeschäft u. Fabrik in
Messerwaaren und Scheeren.
Revolver, Salonbüchsen, Pistolen, Munition, Barometer, Thermometer, Reißzeuge.
---------------
Reparatur-Werkst. Hohlschleiferei.
Neue Klingen, Korkzieher, Hefter werden eingesetzt, Kaffemühlen geschärft, Siebe eingebunden.
Neu - Anfertigungen
rasch und sauber.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 56 Seite 4]

        Zu dem am Montag, den 23. und Dienstag, den 24. Juli d. J. stattfindenden

Königschuß

laden wir die geehrten Bewohner von Stadt und Land so höflichst als ergebenst ein.
        Schönberg, den 9. Juli 1888.

Kapitain und Schaffner der Schützenzunft.
C. Schultze.       F. Baer.       J. Greiff.

Fest-Programm

        Zur Vorfeier am Sonntag Nachmittag die üblichen Ständchen. - Nachmittags von 6 bis 10 Uhr, Harmonie=Musik im Schützenhause. Entree für Nichtmitglieder 30 Pfg. - Nach dem Concert Zapfenstreich.
        Montag, den 23. Juli: Morgens 5 Uhr Reveille durch die Stadt. - Um 1/2 7 Uhr Antreten der Schützen auf dem Markte - Ausmarsch. - Nach Ankunft im Schützenhause Beginn des Schießens nach der Königsscheibe und den beiden Gewinnscheiben. - Frühstück bei Tafelmusik. - Von 4 Uhr Nachmittags bis zum Einmarsch Harmonie=Musik im Schützenhause.
        Dienstag, den 24. Juli: Ausmarsch, Schießen, Harmonie=Musik wie am Montag. - Nachmittags 4 Uhr.

Ziehung der Tombola.

Abends grosser Ball für Stadt= und Land=Bewohner im Schützenhause gegen Entree für Herren Mark 1,50 und für Damen Mark 0,50.
        Mittwoch, den 25. Juli: Abends 1/2 8 Uhr Festball im Schützenhause, nur für Ehren= und Zunftmitglieder, welche als Legitimation die betreffende Medaille mit Schleife zu tragen haben.


Travemünder Rennen
den 3. und 5. August.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.


Stadt Lübeck.                          
Am Sonntag, Montag und Dienstag, den 22, 23. und 24. d. Mts.                          
Concert-Vorträge                          
der Gesellschaft Soll, bestehend aus 5 Damen und 2 Herren.                          
Entree 30 Pfg. à Person.
Sonntag Anfang 6 Uhr
Am Montag, den 23. d. Mts.          
Tanz-Musik
von Mittags an.                                                    
Am Dienstag, den 24. d. Mts.                          
Ball
von abends 6 Uhr an.                          
Entree für herren 70 Pfg. Damen frei.
Es ladet ergebenst ein                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Cognac
der Export-Cie für
Deutschen Cognac Köln a. Rh.,
bei gleicher Güte bedeutend billiger
als französischer.
Ueberall in Flaschen vorräthig
Man verlange stets unsere Etiquettes.
Directer Verkauf nur mit Wiederverkäufern.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlend. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei

                                                    Emil Jannicke, Bandagist.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 22. Juli.

        Frühkirche fällt aus.
        Vormittagskirche: Pastor Langbein.
            Amtswoche: Pastor Langbein.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 3.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 56 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 56 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 20. Juli 1888.


- Sonntag nachmittag wurde in der Nähe des Bahnhofes Bellevue bei Berlin ein zwölfjähriger Knabe von vier großen Hunden, die zur Bewachung eines Kohlenplatzes dienten, aber aus der Umfriedigung desselben ausgebrochen waren, auf einer Wiese beim Blumenpflücken in entsetzlicher Weise zerbissen. Als das Kind endlich von den Bestien befreit werden konnte, waren Arme und Unterschenkel bereits vollständig zerfleischt, die Muskeln zerrissen, während Gesicht und Brust von den scharfen Zähnen der Köter fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt waren. Auf ärztliche Anordnung wurde das Kind nach einem Krankenhause geschafft. Der Zustand desselben soll ein hoffnungsloser sein. Auf Anordnung der Behörde ist die gerichtliche Untersuchung bereits angeleitet.
- Bei den Berliner Cigarrenfabrikanten machen jetzt Kameruner Tabaksblätter die Runde, welche einmüthig als zu großen Hoffnungen berechtigend anerkannt werden. Es sind die ersten Proben. Der Tabak ist aus Sumatra=Samen gezogen und gleicht dem theuren, zu Deckblättern verwandten Sumatra vollends. Was ihm noch fehlt, war eine bessere Fermention. Die erste Ernte ist nach Sachsen verkauft worden.
- Bei Lemberg lagern seit Tagen strikende Bäckergesellen im Walde. Die Polizei forderte dieselben auf, das Lager zu verlassen, widrigenfalls sie durch Truppen auseinander getrieben werden würden. Die Strikenden erklärten, nur der Gewalt weichen zu wollen.
- In Toulon ist am Dienstag ein Aufsehen erregender Weinfälschungsprozeß verhandelt worden. Ein Graf v. Villeneuve hatte arsenikhaltige Weine verkauft, durch deren Genuß eine große Anzahl Personen schwer erkrankt waren. Die Vernehmung der Zeugen hatte etwas Tragisches. Mehrere der Hauptzeugen, welche von dem Wein getrunken hatten humpelten auf Krücken herbei; eine Frau konnte wegen Lungenlähmung nicht mehr sprechen, andere wieder brachten ärztliche Zeugnisse, daß ihre Sehkraft vernichtet oder daß ihre Verdauung gänzlich gestört. Eine Näherin erzählte, wie sie plötzlich über und über schwarz befleckt erschien. Wie das Arsenik in den Wein gekommen ist, hat nicht aufgeklärt werden können, da die Arbeiter sämtlich nichts von der Beimischung des Giftes gewußt haben wollten. Der Herr v. Villeneuve ist deshalb nur wegen Fahrlässigkeit zu einer Gefängnißstrafe von 20 Tagen verurtheilt worden.
- Edler v. Schroll, Fabrikantensohn in Wien, hat mit seiner Braut, der bekannten Bertha Rother, dem Modell Gräfs in Berlin, in einem Jahre 476 000 Gulden durchgebracht und ist unter Vormundschaft gestellt worden. Am 19. Juli sollte die Hochzeit sein, die nun nicht stattfindet.
- Im Herbste dieses Jahres findet zu Wien eine internationale Promologen=Ausstellung statt, die mit einem Preis=Dörren und einem großen österreichischen Obstmarkte verbunden ist.
- Ein interessanter Schmugglerstreich ist von einem Kaufmann in Brüssel versucht worden. Derselbe sandte an einen in Paris wohnenden Belgier für einen bedeutenden Betrag kostbare Spitzen. Dieselben waren in einen Zinksarg gelegt und die Sendung als "menschliche Leiche" deklarirt worden. Die französischen Zollbeamten bemerkten indessen den Betrug, behielten den Sarg auf dem Zollamt zurück, und benachrichtigten den Empfänger die Verabfolgung der Sendung erleide einen Aufschub, weil eine gewisse Formalität zu erfüllen sei. Daraufhin erschien der Pariser Kaufmann mit einem Trauerflor am Hut anscheinend von tiefem Schmerz ergriffen auf dem Zollamt, wo der Sarg trotz seines Widerspruches in seinem Beisein geöffnet und nach Feststellung seines Betruges seine sofortige Verhaftung vorgenommen wurde.
- In Schönlanke (Prov. Posen) erschlug ein Schuhmacher seine Frau mit einem schweren Stiefel.
- In Boskowitz (Mähren) wurde am Montag auf der Straße unweit Schebraw ein männliches Individuum in erfrorenem Zustande aufgefunden.
- Ueber den Brand der Diamantgrube Debeers bei Kimberley wird gemeldet, daß von den 800 Arbeitern, welche in der Grube waren, 460 Eingeborene und 47 Weiße gerettet worden sind. Die Hoffnung, auch noch die Uebrigen retten zu können, hat man aufgegeben. Das Feuer entstand dadurch, daß beim Einfahren von 7 Bergleuten das Drahtseil riß und die dabei umgeworfenen Lampen die Holzwand des Schachtes entzündeten. Der Schaden beträgt 20 000 Pf. Sterling. Der erste Eingangsschacht ist vollständig zerstört; wenn der zweite erhalten bleibt, was aber noch ungewiß ist, wird die Arbeit sofort wieder aufgenommen werden.
- In England herrscht ebenfalls außergewöhnliche Kälte. In vielen Theilen des Königreiches hat es geschneit. Im Sennebezirk und in den schottischen Hochlanden haben die Berge weiße Spitzen.
- Außer von Kaninchen leidet Australien jetzt auch von der Mäuseplage. Von Coomebarabran bis Coolah ist jedes Haus voll von Mäusen. Die Thiere kommen schaarenweise und fressen alles auf. An einem Orte wurden 2 sh. für das Hundert angeboten, worauf in einer Nacht 1000 getödtet wurden.
Hierauf ging der Preis auf 1 sh. zurück. In einem Hotel wurden mittels einer Mischung von Strychnin und Mehl 1000 Mäuse vergiftet. An einem andern Orte fraßen die Mäuse in einer Nacht ein ganzes frisch geschlachtetes Schaf auf, so daß am nächsten Morgen nur die Knochen übrig waren. Wieder an einer andern Station war ein Mann lediglich dazu angestellt, die Mäuse von den Krippen fernzuhalten, so lange die Pferde fraßen, und er hatte viel zu thun. Häufig haben die Mäuse schlafende Menschen angefressen. Auf vielen Feldern ist die ganze Ernte durch die Nagethiere zerstört worden. Niemand weiß, was gegen die Pest zu thun ist.
- Warum die Leute rauchen? Ein russischer Prinz saß eines Tages nach der Mahlzeit in seinem Lehnsessel und rauchte gemüthlich seine Zigarre. Da kam ihm der Gedanke, er möchte doch wissen, warum die Menschen eigentlich rauchen, und er nahm sich vor, die Leute danach zu fragen. Er fing sogleich bei seinem besten Freund an, der ein großer Esser war. "Lieber Freund, warum rauchst du?" "Ja, es giebt doch nicht Besseres, als nach Tisch eine Zigarre, um die Verdauung zu befördern." Am andern Tag trat der Prinz zu Wagen eine Reise an. Auf der Landstraße sah er einen alten Mann, welcher auf einer zerbrochenen Geige spielte und dabei aus einem kurzen Pfeifchen rauchte. Er ließ den Wagen halten und fragte den Musikanten: "Sagen Sie mir, warum rauchen Sie?" "Ja, bester Herr, ich habe heute noch nichts gegessen, und wenn ich nur eine Pfeife Tabak habe, so spüre ich den Hunger weniger." An demselben Abend traf der Prinz spät in dem Hotel ein, wo er Nachtquartier bestellt hatte. Der Wirth ging in der Vorhalle auf und ab und rauchte gemüthlich eine Zigarre nach der andern; plötzlich fuhr der Wagen des Prinzen vor, und der Wirth hatte kaum Zeit, seine Zigarre wegzulegen und vor die Thür zu eilen. Aber schon hatte der Prinz bemerkt, daß er geraucht habe und richtete sofort die Frage an ihn: "Bester Herr, sagen Sie mir aufrichtig, warum rauchen Sie?" "Bitte Durchlaucht tausendmal um Entschuldigung, aber ich konnte mir nicht anders helfen, ich wollte Ew. Durchlaucht erwarten, da ich jedoch nicht gewohnt bin, lange aufzubleiben, so vermag ich nur, wenn ich rauche, mich des Schlafes zu erwehren." Am folgenden Abend war der Prinz bei einem tür=

[ => Original lesen: 1888 Nr. 56 Seite 6]

kischen Pascha zum Abendtisch eingeladen. Nach dem Essen gabs Tschibuk und Zigaretten. Der Prinz, da er sich mit dem Pascha selbst nicht verständigen konnte, fragte den Dolmetscher, warum der Pascha so viel rauche? Dieser erwiderte: "Er raucht so viel, weil er sonst nicht einschlafen kann." Jetzt war's dem Prinzen zu viel. Er gab seine Nachforschungen auf und dachte sich, wenn der Eine raucht, um besser zu verdauen, der Andere, um seinen Hunger zu stillen, der Eine, um nicht zu schlafen, der Andere, um schlafen zu können, so muß das Rauchen unbedingt für alles gut sein.


Aus alter Zeit.
Novelle von Franz Laufkötter
                                                    Fortsetzung.                   (Nachdr. verbt.)


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