No. 55
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. Juli
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 55 Seite 1]

          Das Impfgeschäft im Impfbezirk III (Domhof Ratzeburg) findet in diesem Jahre in nachbezeichneter Weise statt, und zwar:

I. im Impfdistrikt Mannhagen,

bestehend aus den Ortschaften:

Hammer, Mannhagen, Panten und Walksfelde,
a. Impfung der im Jahre 1887 geborenen Kinder und
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Mannhagen und Walksfelde

am Donnerstag, den 19. Juli d. J.,
Nachmittags resp. 2 und 4 Uhr,

im Schulhause zu Mannhagen, während
die Revision der Schutzblattern

am Donnerstag, den 26. Juli cr.,
Nachmittags resp. 2 und 4 Uhr,

in dem gedachten Local wird vorgenommen werden.

II. im Impfdistrikt Ziethen,

bestehend aus den Ortschaften:

Ziethen, Baek, Domhof Ratzeburg und Palmberg, Lankow, Mechow (Hof und Dorf), Römnitz und Wietingsbeck,
a. Impfung der zu Domhof Ratzeburg und Palmberg sowie in Römnitz im Jahre 1887 geborenen Kinder und Wiederimpfung der Kinder aus der Ortsschule zu Domhof Ratzeburg

am Sonnabend, den 21. Juli d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

in der Wohnung des Herrn Dr. med. Arndt zu Domhof Ratzeburg, während die Revision der Schutzblattern

am Sonnabend, den 28. Juli cr.,
Vormittags 10 Uhr,

ebendaselbst stattfinden wird.

b. Impfung der im Jahre 1887 zu Ziethen, Baek, Lankow, Mechow (Hof und Dorf) und Wietingsbeck geborenen Kinder und
c. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Ziethen, Baek und Lankow

am Montag, den 23. Juli d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr resp. 3 Uhr,

im Schulhause zu Ziethen, während die Revision der Schutzblattern

am Montag, den 30. Juli d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr resp. 3 Uhr,

in dem gedachten Lokale wird vorgenommen werden.

III. im Imdistrikt Schlagsdorf,

bestehend aus den Ortschaften:

Schlagesdorf (Hof und Dorf), Campow, Hoheleuchte, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neuhof und Schlagbrügge,
a. Impfung der im Jahre 1887 geborenen Kinder und
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Schlagsdorf, Campow und Kl. Molzahn

[ => Original lesen: 1888 Nr. 55 Seite 2]

am Sonnabend, den 28. Juli d. Js.,
Nachmittags resp. 2 und 4 Uhr,

im Schulhause zu Schlagsdorf während die Revision der Schutzblattern

am Sonnabend, den 4. August cr.,
Nachmittags resp. 2 und 4 Uhr,

in dem gedachten Lokale vorgenommen werden wird.
        Den Ortsvorständen wird hierdurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der obgedachten Termine und für die Zuführung der Impflinge durch Ansage der Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder Sorge zu tragen.
        Eltern, Pflegeeltern und Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu funfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.
        Schönberg, den 9. Juli 1888.

Großherzogl. Mecklb. Landvogtei des Fürstenth. Ratzeburg.
F. Graf Eyben.

H. Spieckermann.        


Kaiser Wilhelm hat am 9. Juli folgende Kabinetsordre erlassen:
Es ist Mein Wille, daß das Projekt der Errichtung eines Domes in meiner Haupt= und Residenzstadt Berlin, welches durch den Allerhöchsten Erlaß Meines in Gott ruhenden Herrn Vaters vom 29. März d. J. von Neuem angeregt worden ist, mit allem Nachdruck gefördert werde. Die Ausführung dieses Planes nach den Absichten des Hochseligen Kaisers und Königs Friedrich ist Mir ein heiliges Vermächtniß. Ich wünsche, daß das Werk die Arbeit krönt, welche des verewigten Kaisers und Königs Majestät seit Jahren auf das Dombauprojekt verwandt hat. Ich genehmige hiermit, daß die auf Befehl Meines Herrn Vaters gebildete Immediat=Kommission unverzüglich ihre Arbeiten beginnt.
Der Kaiser hat dem Professor von Bergmann den Stern und das Kreuz der Komthure des Hohenzollernschen Hausordens, dem Professor Gerhardt den Rothen Adlerorden 2. Klasse mit Eichenlaub verliehen. Die Nachricht, daß der Kaiser auf der Rückreise von Petersburg an den Höfen von Stockholm und Kopenhagen Besuche abstatten werde, wird von der "Kreuz=Zeitung" bestätigt.
Wie die Nat.=Ztg. mittheilt, hegt Kaiser Wilhelm II. dem Freimaurerthum gegenüber dieselben Gesinnungen, wie sein Großvater, der demselben bekanntlich in freundlichster Weise gegenüberstand.
Im Schloß von Gödöllö in Ungarn werden bereits große Vorbereitungen für den im September stattfindenden Besuch des Kaisers Wilhelm getroffen. Es soll mit dem Kaiser und dem Kronprinzen ein mehrtägiger Ausflug dahin unternommen werden.
Nach dem traurigen Ausgang der Krankheit Kaiser Friedrichs bedarf die deutsche Wissenschaft keiner Rechtfertigung mehr; Niemand kann ihr bestreiten, von Anfang an richtig gesehen zu haben. Mackenzie selbst hat dies in seiner nach dem Tod des Kaisers abgegebenen Erklärung anerkannt. Die leichtere Operation war von den Aerzten beschlossen, der Kronprinz hatte eingewilligt: "wenn sie nicht vom Munde aus vorgenommen werden kann, dann von außen her," sagte er. Da erschien Mackenzie und mit einmal wurden die deutschen Aerzte bei Seite geschoben. Daß er berufen ward, verdankte er seinem Rufe, für den er Reklame zu machen versteht, aber auch seinen wissenschaftlichen Schriften, ein "Charlatan" oder Unwissender ist er schwerlich. Er hat wahrscheinlich so gut wie die deutschen Aerzte die Natur der Krankheit erkannt, sein Leugnen ist Verstellung gewesen. Er wird das wahrscheinlich nächstens selbst erklären. Dann aber liegt ihm ob, das Räthsel zu lösen, warum er die Behandlung des Kronprinzen übernahm? Sobald er diesem und der Kronprinzessin erklärte, er werde die Krankheit ohne operativen Eingriff bewältigen, war nichts natürlicher, als daß sein Anerbieten sogleich angenommen wurde. Jeder Kranke wird sich ohne weiteres demjenigen Arzte zuwenden, der ihm die Heilung, und noch dazu auf dem angenehmeren Weg verspricht.
Während in diesen Tagen noch von einem Konflikt zwischen dem Herzog von Aumale und dem orleanistischen Prätendenten, dem Grafen von Paris, die Rede war, hat der letztere soeben an 20 000 konservative Maires in Frankreich eine Art Pronunziamento gerichtet, dessen Beschlagnahme bei dem Direktor der orleanistischen Presse, Dufeuille, in Frankreich das Tagesgespräch bildet. Freilich wurden von 27 000 Schriftstücken im ganzen nur fünf beschlagnahmt. Der Prätendent kündigt an, daß die Regierung des Landes in Kürze umgestaltet und auf feste Grundlage gestellt werden müsse. Der Graf von Paris wendet sich zugleich gegen den Boulangismus und verwandte Bestrebungen, und betont, daß eine "Regierung des Zufalls" vielleicht die Wiederherstellung der verlorenen Freiheiten versprochen, jedoch nicht ausführen, vielmehr als ihre erste Sorge die Vernichtung der noch gebliebenen Freiheiten betrachten würde. Die republikanische Presse billigt allgemein die Beschlagnahme, nur einige radikale Blätter behaupten, diese lächerliche Kundgebung sei gar nicht so viel aufsehenswerth gewesen. Die boulangistischen Blätter protestieren gegen diese Maßregel und nennen sie ungesetzlich.
Der Graf von Paris ist mit diesem offenen Brief, seinem offenen Manifest an Frankreich durchgefallen, sein Brief ist ins Wasser gefallen. Er ist kein Briefschreiber. Es fehlt ihm die Kraft, das Feuer der Ueberzeugung. Er ist kein Garibaldi, der zwar auch nicht gute Briefe schrieb, aber es war Brustton und der ganze Mann drin. Auch Boulanger ist kein Briefschreiber, so oft er's versucht hat, es fehlt ihm die Treue und Wahrhaftigkeit. Bei jedem seiner Briefe (und Reden) denkt man im Stillen: "wer einmal lügt, dem glaubt man nicht."
In Sofia sagen die Beamten des deutscheu Konsulats ungescheut, die Tage des Prinzen Ferdinand in Bulgarien seien gezählt.
Die Sendung des serbischen Kriegsministers Protics, welcher seit einigen Tagen in Wiesbaden weilt, soll bezwecken, den serbischen Kronprinzen nach Belgrad zurückzuführen. Die Königin weigert sich noch, den Kronprinzen ziehen zu lassen, sie wird aber, nachdem die Synode die Gründe des Königs, welche er für die Scheidung angeführt, als stichhaltig anerkannt hat, schließlich doch nachgeben müssen. Es heißt auch, die preußischen Behörden würden das Exterritorialrecht der Königin Natalie nicht anerkennen und deshalb auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen den Kronprinzen an den General Protics auszuliefern. Die Königin habe sich aber unter den Schutz des russischen Konsulats gestellt. Jedenfalls erscheint die Lage in Serbien sehr ernst, da die Königin die Sympathien des Volkes entschieden auf ihrer Seite hat.
Königin Natalie hat aller Welt Trotz geboten bis zum letzten Augenblick. Sie verweigerte es beharrlich, ihren Sohn, den Thronfolger Alexander, seinem Vater, dem König Milan, auszuantworten. Vergeblich hatte sogar Kaiser Wilhelm II. sie telegraphisch ersucht, den Kronprinzen dem Bevollmächtigten seines Vaters auszuliefern, sie verweigerte es

[ => Original lesen: 1888 Nr. 55 Seite 3]

dem Kaiser und erklärte, sie werde den Sohn selbst nach Serbien bringen (obwohl ihr das Land verboten ist.) Da ihr der Polizeipräsident von Wiesbaden erklärte, er werde den Prinzen am 13. Juli nöthigenfalls mit Anwendung von Gewalt holen, bestellte die Königin einen Extrazug bei der Eisenbahn, um heimlich mit ihrem Sohn zu entfliehen; die Direktion verweigerte den Extrazug und seitdem wurde die Villa scharf überwacht. Am 13. Juli vormittags fuhr der Präsident vor der Villa vor und bewirkte die Auslieferung des Prinzen an dessen Gouverneur und die Adjutanten des Königs. Sie fuhren zur Bahn, um den Prinzen nach Serbien zu bringen. Der hartnäckigen Königin ging die Weisung zu, in 10 Stunden Wiesbaden und Deutschland zu verlassen, woraufhin sie am Freitag Abend 7 Uhr abgereist ist. So interessant, sagen die vielen Tausende von Kurgästen in Wiesbaden, sei noch nie eine Saison gewesen.
- Den Kaiser Wilhelm I. widerte es an, wenn man die besiegten Feinde verhöhnte, er versagte dem Heldenmuth der Oesterreicher keinerlei Anerkennung und duldete nicht, daß zum Unglück die Demüthigung sich gesellte. Auch die französische Tapferkeit schätzte er und verstand es, Charakteren, die ihm wider den Mann gingen, eine lobenswerthe Seite abzugewinnen. Von Louis Napoleon sagte er, er habe Frankreich gut regiert, besser wie alle seine Vorgänger; Gambetta bewunderte er als den einzigen Mann, der es je vermocht habe, Armeen aus der Erde zu stampfen und wenn man in seiner Gegenwart die Ehrlichkeit und Uneigennützigkeit Garibaldis pries, so nickte er zustimmend mit dem Kopf.
- Die Saatenstandsberichte aus den verschiedenen preußischen Landestheilen lauten mehrfach wenig günstig und dürfte ein beträchtlicher Ausfall kaum zu vermeiden sein.
- Aus vielen deutscheu Bädern, Sommerfrischen und Erholungsorten kommen endlose Klagen über das kühle Wetter und die andauernden Regengüsse. Auf der Schneekoppe waren in der Nacht zum Donnerstag stürmische Schneefälle bei 2 Grad Kälte. Die Fenstern auf der Windseite zeigten eine Eisschicht von 1 Millimeter Stärke. In den Thälern 2 Grad Wärme.
- Die Heiligthumsfahrt in Aachen ist vom Erzbischof von Köln in der Münsterkirche eröffnet worden. Die Feierlichkeit vollzog sich unter großem Pomp in Anwesenheit der gesammten Aachener und zahlreicher auswärtiger Geistlichkeit, der Behörden und einer großen Menge Volks. Der Erzbischof nahm persönlich die erstmalige Zeigung der Heiligthümer vor. Am Abend fand ein von 60 Vereinen gebildeter Festzug statt, welcher dem Erzbischof ein Ständchen brachte. Der Zudrang aus der Nähe und Ferne ist wie in früheren Jahren ein ungeheuerer.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg sub Nr. 5 belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths und Müllers Ludwig Roeper daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag,den 2. Oktober 1888,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 12. Juli 1888.

Großherzogliches Amtsgericht
G. Horn.

A. Dufft.        


Neuheiten in Rüschen, Spitzen, Hand-Schuhen, Strümpfen u. Bändern in allen Farben. Vorhemden, Kragen, Manschetten, Slipse, Schürzen, Putz- und Wäscheartikel, Schmucksachen, Gratulationskarten in grosser Auswahl zu ausserordentlich billigen Preisen.

                                                    Carl Clempien,
                                                    Siemzerstraße 192.


Der Verein für Geflügelzucht hieselbst beabsichtiget, im Herbste d. Js. (Ende September oder Anfang October) eine Ausstellung von Geflügel pp. unter verhoffter Betheiligung weiterer Kreise zu veranstalten und damit gleichzeitig eine Ausstellung von Erzeugnissen des Garten- und Obstbaues zu verbinden. Zur Besprechung über diese Angelegenheit welche am

Mittwoch, den 18. dies. Mts.,
Abends 8 Uhr,

im Lokale des Hrn. Gastwirths Maass hieselbst stattfinden soll, werden sämmtliche Vereinsmitglieder, sowie alle für die genannte Sache sich Interessirenden ganz ergebenst eingeladen. Eine möglichst zahlreiche Betheiligung ist wünschenswerth und wird dringend erbeten.
Schönberg, den 11. Juli 1888.

Der Vorstand des Vereins für Geflügelzucht.


Beste, von mir selbst gemachte,                                                    
Schmiede=Sensen
ganz aus bestem Gußstahl gearbeitet empfiehlt                                                    
                                                    J. Teege, Schmiedemeister.
                                                    Lockwisch.


Honig à Pfd. 75 Pfg.

ist bei mir zu haben.
Zugleich mache ich die Herren Imker darauf aufmerksam, daß ich 40 Stöcke der so besonders fleißigen Krainer Bienen durch Kauf erworben habe, und von diesen mehrere befruchtete Königinnen à 5 Mark abgebe.

Gastwirth Sterly in Selmsdorf.        


Drahtglocken
rund und oval,
Milchsiebe mit Silbergaze
empfiehlt                                                     J. Ludw. D. Petersen.


Prima holländischen Rahmkäse
gelben und grünen Kräuterkäse empfiehlt
Carlow.                                                     W. Creutzfeldt.


Hôtel Stadt Hamburg
Ratzeburg a. Markt.

Einem geehrten Publikum hiermit die ergebene Anzeige, daß ich obiges Hôtel am 1. Juli käuflich übernommen habe.
Gute Speisen, Getränke und gute Betten, freundliche und aufmerksame Bedienung versprechend, bitte ich, mich in meinem Unternehmen zu unterstützen.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    C. Kröpcke.


Pantoffel Cordpantoffel Frauengrösse à Dutz Paar m. gesteppt. Filzsohl. M. 3.90, m. imit. Lederaufl. M. 4.75 m. Rinderspaltleder M. 5, mit holzgenagelten Tuchsohlen M. 6.50 bis M.10, Tuchschuhe, Cordschuhe m. holzgenagelten Tuchsohlen M. 11 Holzsohlenschuhe liefert G. Engelhardt, Zeitz.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 55 Seite 4]

        Zu dem am Montag, den 23. und Dienstag, den 24. Juli d. J. stattfindenden

Königschuß

laden wir die geehrten Bewohner von Stadt und Land so höflichst als ergebenst ein.
        Schönberg, den 9. Juli 1888.

Kapitain und Schaffner der Schützenzunft.
C. Schultze.       F. Baer.       J. Greiff.

Fest-Programm

        Zur Vorfeier am Sonntag Nachmittag die üblichen Ständchen. - Nachmittags von 6 bis 10 Uhr, Harmonie=Musik im Schützenhause. Entree für Nichtmitglieder 30 Pfg. - Nach dem Concert Zapfenstreich.
        Montag, den 23. Juli: Morgens 5 Uhr Reveille durch die Stadt. - Um 1/2 7 Uhr Antreten der Schützen auf dem Markte - Ausmarsch. - Nach Ankunft im Schützenhause Beginn des Schießens nach der Königsscheibe und den beiden Gewinnscheiben. - Frühstück bei Tafelmusik. - Von 4 Uhr Nachmittags bis zum Einmarsch Harmonie=Musik im Schützenhause.
        Dienstag, den 24. Juli: Ausmarsch, Schießen, Harmonie=Musik wie am Montag. - Nachmittags 4 Uhr.

Ziehung der Tombola.

Abends grosser Ball für Stadt= und Land=Bewohner im Schützenhause gegen Entree für Herren Mark 1,50 und für Damen Mark 0,50.
        Mittwoch, den 25. Juli: Abends 1/2 8 Uhr Festball im Schützenhause, nur für Ehren= und Zunftmitglieder, welche als Legitimation die betreffende Medaille mit Schleife zu tragen haben.


Travemünder Rennen
den 3. und 5. August.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.


Stadt Lübeck.
Am Sonntag, den 21. d. Mts. und am Königschußtage                          
Gesangsvorträge.
Entree 30 Pfg. à Person.
Es ladet ergebenst ein                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Für die erhaltenen Geschenke und zahlreichen Glückwünsche zu unserer goldenen Hochzeit sagen wir allen Theilnehmern unseren herzlichsten Dank, besonders Herrn Pastor Langbein für seine schöne Rede und den Vereinsmusikern für das in früher Morgenstunde gebrachte Ständchen.
Schönberg, den 13. Juli 1888.

Hermann Prüssmann u. Frau.        


Am Sonntag, den 15. d. Mts. Mittags gegen 12 1/2 Uhr endete der liebe Gott das lange schwere Leiden unserer innigst geliebten Tochter

Maria
im 14. Lebensjahre. Tief betrauert von den Eltern und Geschwistern.

Hauswirth H. Krellenberg u. Frau,
Kleinfeld.

Die Beerdigung findet am Freitag, den 20. d. M. Mittags 12 Uhr statt.


Statt besonderer Meldung.

Heute Morgen 5 Uhr, entschlief sanft nach langer Krankheit der

Schulze H. Siebenmark,

tief betrauert von den

Hinterbliebenen.        

Falkenhagen, den 13. Juli 1888.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 18. Juli Nachmittags 2 Uhr in Rehna statt.


Berühmte ächte Meyer's Lebens Essenz ist das beste und bewährteste Hausmittel gegen alle Magenleiden und Verdauungsstörungen. Vorzüglichstes Blutreinigungsmittel, Preis 1 Mark per Glas. Vorräthig in den Apotheken.

Friedrich Ernst Meyer u. Co. Bielefeld.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 55 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 55 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 17. Juli 1888.


- Prinz Alexander von Battenberg ist nur wie ein Wunder dem Tod entgangen. Der Abhang war mehr als 100 Meter tief und sehr steil, Wagen und Pferd rollten über den Prinzen hin, ehe er sich an einem Busche festhalten konnte. Er trug beträchtliche, aber nicht gefährliche Fleischwunden davon.
- Wie früher einmal Kaiser Nicolaus gesagt haben soll, es gebe in Rußland nur zwei Personen, die sich nicht bestechen ließen, daß sei er und sein Thronfolger, so läuft jetzt ein Wort um, nur Einer in Rußland sage die Wahrheit, nämlich Kaiser Alexander.
- Die elektrische Beleuchtung von Eisenbahnzügen beginnt festen Fuß zu fassen. Sie erfolgt entweder durch eine im Packwagen aufgestellte und durch dessen Axe getriebene Dynamomaschine oder durch Stromsammler, welche auf den Hauptstationen gefüllt und in die einzelnen Abtheilungen verbracht werden. Abgeschlossen sind die mancherlei Versuche noch nicht.
- In Hamburg wurde dieser Tage das 25jährige Jubiläum des Zoologischen Gartens gefeiert. Es wäre interessant zu erfahren, wie viele und welche Jubilare unter den Stammthieren des Gartens sind.
- Berliner Halbkolonien. Außer den 800 Kindern, die von dem Komitee für Ferienkolonien ganz in Pflege genommen sind, haben noch 900 Kinder in den sogenannten Halbkolonien Aufnahme gefunden. Die hier untergebrachten Kinder wohnen bei ihren Eltern und werden am Morgen und am Abend durch die lokalen Verkehrsmittel, Pferdebahn, Dampfschiff, Stadtbahn, auf Kosten des Komitees nach bezw. von den Halbkolonien befördert. Unter Aufsicht von Lehrern und Lehrerinnen können sich hier die Kinder tummeln, werden zu munteren Spielen angeleitet und erhalten Erfrischungen. In allen Halbkolonien, mit einer Ausnahme, ist Gelegenheit zum Baden vorhanden. Die Halbkolonien werden am 9. Juli eröffnet und werden am 4. August geschlossen. 364 Knaben und 499 Mädchen haben darin Aufnahme gefunden.
- Ein junger berliner Krösus ging dieser Tage die sonderbare Wette ein, einen Tausendmarkschein nicht bloß undeklariert, sondern in offenem Couvert als "Drucksache" an einen Freund in Köln schicken zu wollen. Die wertvolle mit einer Dreipfennig=Marke frankierte Sendung gelangte auch richtig in die Hände des Adressaten, der von der Wette benachrichtigt war.
- In der Diöcese Stollberg in Sachsen nehmen die strenggläubigen Geistlichen Anstoß an der Aufstellung von Urnen, gebrochenen Säulen, Engeln mit umgekehrten Fackeln, zersplitterten Baumstämmen u. s. w. Sie erklären, diese Denkmäler seien unchristlich und müßten entfernt oder durch Einführung strenger Censur künftig verhindert werden. Eine neue Gottesackerordnung soll dazu helfen.
- Der vom Freitag bis zum Sonnabend in Dresden abgehaltene Skatkongreß war bedeutend schwächer besucht, als der zu Altenburg und beteiligten sich nur 300 Spieler. Offenbar legt sich bereits die Begeisterung für solche mit dem größten Ernst veranstalteten Spielkongresse. Den ersten Preis erhielt ein Herr Rönisch aus Sebnitz in Sachsen, derselbe hatte von 31 Spielen 24 gewonnen.
- In Nürnberg hat eine sonderbare Reisegesellschaft Aufsehen erregt; es war ein Advokat aus Karlsbad, welcher mit seiner jungen Frau und einem neun Monate alten Kinde (!) auf einem doppelsitzigen Dreirad, auf welchem für das Kind eine Art Hängewiege angebracht war, hier durchkam. Die Leutchen haben die Strecke Karlsbad=Nürnberg in kaum 2 Tagen zurückgelegt; ihre Reise geht durch das Tauber=, Jagst= und Neckarthal über Karlsruhe nach Straßburg. Von da aus beabsichtigen sie, diesmal jedoch ohne das Kind, die Reise durch die Schweiz und Tyrol fortzusetzen. Das Kind war frisch und munter und hatte sichtlich seine Freude an der Fahrt.
- Ein besonders zahlreiches Vorkommen der Bären wird in diesem Jahre in Siebenbürgen beobachtet. Die Besitzer von Weidevieh haben alle Augenblicke den Verlust eines Thieres zu beklagen. Kürzlich wurde der Rosenauer Gemeindestier bei der Heimkehr des Viehes von der Weide vermißt. Einige Tage später fand man den Stier am Fuße eines Bergabhanges zwar noch lebend, allein von einem Bären arg zugerichtet. Die Spuren zeigten, daß ein heftiger Kampf stattgefunden hatte. Der Boden war in weitem Umkreise zerstampft und aufgewühlt 1-2 Zoll dicke Baumstämme waren zerknickt, und der Kampfplatz war mit Blut überströmt. Die Bärenspuren zeigten, daß der Bär den Kampf, auf den Hinterfüßen stehend, durchgeführt hatte. Die Krallen des Bären waren dem Stier bis in die Nieren gedrungen. Der Stier mußte indessen dem Bären auch tüchtig zugesetzt haben, da dieser schließlich die Flucht ergriffen hatte. Der Stier war tötlich verwundet, und mußte daher geschlachtet werden.
- Großes Glück hat ein Verbrecher gehabt, der aus dem Zuchthause in Schaffhausen in der Schweiz mit dem Bahnzug nach Zürich geschafft wurde. Er wurde gefesselt in die Arrestzelle des Gepäckwagens eingesperrt, während der Gendarm im Gepäckwagen selbst Platz nahm. Unterwegs wußte der Gefangene sich seiner Handfesseln zu entledigen, er schraubte Fenster und Gitter des Wagens ab, kletterte während der Fahrt durch die Fensterluke auf das Dach des Wagens, schwang sich dann in kühnem Sprunge auf die längs der Bahn laufende Telegraphenleitung, deren Drähte mit den Händen erfassend. So hängend ließ er den Zug sammt Gensdarm vorüberbrausen und suchte dann abspringend das Weite.
- Der Wiener Wetterkundige hat Recht behalten mit seiner Vorhersage, daß der Sommer windig und naß werde. Von überall her wird darüber geklagt. Das Getreide legt sich um, das Heu wird vielfach zur Streu, Stroh wird's wenig geben, viele Früchte halten sich nicht.
- Eine bulgarische Brigantenbande, 45 Mann stark, hat am Sonnabend die Bahnstation Bellona in Ostrumelien umzingelt und drei österreichische Staatsangehörige, darunter den Agenten des Eisenbahnbarons Hirsch, als Gefangene weggeschleppt, für welche sie 2000 Pfund Lösegeld verlangen. Es ist ein Bataillon Infanterie zum Einfangen der Bande aufgeboten worden.
- Krieg um Heringe. Die norwegischen Heringsfischer haben eine weitangelegte Agitation unternommen, um die Heringsausfuhr nach Deutschland einzuschränken. Sie wollen nämlich keinen Hering mehr in Konsignation nach Deutschland schicken, die deutschen Agenten sollen vielmehr nach Norwegen kommen und dort den Hering einkaufen, sobald derselbe ans Land gebracht ist. Da die norwegischen Fänger nun mit Recht fürchten, daß dann die Deutschen ihren Bedarf an Heringen von Schottland oder Holland aus decken dürften, so haben dieselben ihre Agitation auch auf die Heringsfischer dieser Länder auszudehnen die Absicht. In Schottland ist bereits eine Deputation der größeren Fischhändler und Salzer Norwegens eingetroffen und ihre Bestrebungen sollen, wie von dorther berichtet wird, in den interessirten Kreisen Beifall gefunden haben. Wie sich die Holländer zu der Sache stellen, ist vorläufig noch nicht bekannt. In Fachkreisen zweifelt man nicht nur an der Lebensfähigkeit, son=

[ => Original lesen: 1888 Nr. 55 Seite 6]

dem auch an dem Zustandekommen dieses internationalen Heringskrieges.
- Rudolf von Habsburg stieg vom Pferde, als er eines Tages dem Priester mit der letzten Wegzehrung begegnete, ließ ihn aufsteigen und führte das Pferd am Zügel. In den Adern der Königin Christine von Spanien rollt auch Habsburger Blut. Als sie dieser Tage in Madrid dem Priester mit dem Viatikum begegnete, stieg sie sofort aus dem Wagen, ließ den Priester einsteigen und folgte dem Wagen zu Fuß bis zur Karmeliterkirche.


Aus alter Zeit.
Novelle von Franz Laufkötter
                                                    Fortsetzung.                   (Nachdr. verbt.)


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